Liev - Drucie Anne Taylor - E-Book

Liev E-Book

Drucie Anne Taylor

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Beschreibung

Vier Cowboys, eine Ranch und ein Geheimnis, was alles verändert Die 20-jährige Bailey Connor ist alles andere als begeistert, als ihre Eltern sie zu ihrem Onkel  Moe nach Austin schicken, um ihm auf der Ranch zu helfen. Die Tochter eines berühmten Schauspielers ist Luxus gewohnt und kann mit frühem Aufstehen und der harten Arbeit auf der Farm nicht viel anfangen. Bei ihrer Ankunft gerät sie mit Moe aneinander und hat sofort das Gefühl, dass nicht nur ihr Onkel, sondern auch die Jungs der befreundeten Familie McBannon sie für eine verwöhnte Göre halten. Nur mit Liev McBannon versteht sie sich auf Anhieb. Die beiden kommen sich näher, doch dann erfährt Bailey durch Zufall von Onkel Moes Geheimnis und ihre Welt gerät aus den Fugen … Von Drucie Anne Taylor sind bei Forever by Ullstein erschienen: Nights within Stardust Logan - Ein Sommer auf der McBannon Ranch (McBannon Brothers 1) Liev - Ein Herbst auf der McBannon Ranch (McBannon Brothers 2)

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Seitenzahl: 322

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Liev

Die Autorin

Drucie Anne Taylor, geboren 1987 in Köln, absolvierte eine Ausbildung im Einzelhandel, dem sie später wegen der Geburt ihres ersten Kindes den Rücken kehrte. Gemeinsam mit ihrer Familie, zu der auch eine Katze und ein Zwergkaninchen gehören, lebt sie immer noch in der Stadt am Rhein. Schon in ihrer Jugend entdeckte sie die Liebe zum Schreiben, weshalb sich noch viele Manuskripte in dunklen, seither nie wieder geöffneten Schubladen verbergen. Wenn sie nicht gerade schreibt, besucht sie gerne Musicals oder schaut sich solche Verfilmungen an, deren Soundtracks sie zum Leidwesen ihrer Familie noch tagelang anhört oder auch mitsingt. Zum Schreiben braucht sie nur wenige Dinge: Latte Macchiato und Musik, oder Lärm, da sie sich bei absoluter Ruhe nicht konzentrieren kann.

Das Buch

Vier Cowboys, eine Ranch und ein Geheimnis, was alles verändert

Die 20-jährige Bailey Connor ist alles andere als begeistert, als ihre Eltern sie zu ihrem Onkel Moe nach Austin schicken, um ihm auf der Ranch zu helfen. Die Tochter eines berühmten Schauspielers ist Luxus gewohnt und kann mit frühem Aufstehen und der harten Arbeit auf der Farm nicht viel anfangen. Bei ihrer Ankunft gerät sie mit Moe aneinander und hat sofort das Gefühl, dass nicht nur ihr Onkel, sondern auch die Jungs der befreundeten Familie McBannon sie für eine verwöhnte Göre halten. Nur mit Liev McBannon versteht sie sich auf Anhieb. Die beiden kommen sich näher, doch dann erfährt Bailey durch Zufall von Onkel Moes Geheimnis und ihre Welt gerät aus den Fugen …

Drucie Anne Taylor

Liev

Forever by Ullsteinforever.ullstein.de

Originalausgabe bei ForeverForever ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, BerlinSeptember 2018 (1)

© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2018Umschlaggestaltung:zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®Autorenfoto: © privatE-Book powered by pepyrus.com

ISBN 978-3-95818-361-2

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Inhalt

Die Autorin / Das Buch

Titelseite

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Danksagung

Quellenangabe

Leseprobe: Logan

Empfehlungen

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 1

Yippie Ya Yeah, Schweinebacke, schießt mir durch den Kopf, als ich vor dem Tor des Grundstücks meines Onkels stehe. Ich weiß nicht, was ich hier soll, denn in Los Angeles hätte ich Besseres zu tun. Aber nein, meine Eltern wollten, dass ich das einfache Leben zu schätzen lerne und meinem Onkel in seinem Laden und auf seiner Farm aushelfe. Ich lege aber keinen Wert darauf, Hühner zu füttern. Er betreibt eine Hühnerzucht und Ackerbau, so ganz nebenbei, denn sein Hauptgeschäft ist sein Laden, in dem es alles Mögliche für die ansässigen Möchtegern-Cowboys gibt. Er verkauft all das, womit Stadtmenschen nichts anfangen können. Wer braucht schon Cowboyhüte oder -stiefel oder Chaps? Ich jedenfalls nicht, auch niemand, den ich kenne. Ich hoffe nur, dass er gnädiger als meine Eltern ist und mich nicht auf seiner kleinen Ranch ackern lässt. Eigentlich soll ich sowohl im Laden als auch dort helfen.

Ich freue mich überhaupt nicht auf Onkel Maurice, laut meinem Vater ist er ein richtiger Hinterwäldler, was mir Angst macht, nach all den Horrorfilmen, die ich in den letzten Jahren gesehen habe. Fragt man meine Mom, soll er aber sehr umgänglich sein. Ich bin gespannt, mehr als in die Hose gehen kann unser Kennenlernen ja nicht.

»Was machen Sie da?«, ruft mir ein Mann mittleren Alters zu.

Ich schaue zu ihm rüber, er steht auf der Veranda des großen Farmgebäudes. »Mein Name ist Bailey Connor, ich soll hier bei meinem Onkel aushelfen.«

Sein faltiges Gesicht wird noch faltiger als er lächelnd auf mich zukommt. »Bailey?«

Ich nicke nervös. »Ja, und wer sind Sie?«

»Ich bin dein Onkel Maurice, aber die meisten nennen mich Moe.«

»Hi«, sage ich leise, eingeschüchtert und strecke meine Hand aus, damit er sie schütteln kann. »Whoa!«, stoße ich erschrocken aus, als er mich stattdessen in eine feste Umarmung zieht.

»Freut mich, dich endlich kennenzulernen.« Er löst sich von mir. »Wie alt bist du jetzt? Fünfzehn, Sechzehn?«

Meine erschrockene Miene ist wie in Stein gemeißelt. »Ich bin Zwanzig.«

Daraufhin errötet er. »Wirklich schon Zwanzig?«

»Ja, wenn du gelegentlich auf Moms Briefe reagiert hättest, wüsstest du das«, antworte ich leise. Mein Onkel wirkt streng, er jagt mir zwar keine Angst, aber eine gehörige Menge Respekt ein. Mom hat gesagt, dass er umgänglich ist, solange man ihm nicht auf die Füße tritt, also sollte ich mich mit meiner vorlauten Klappe besser zurückhalten.

»Deine Mom weiß, dass ich kein besonders begabter Schreiber bin und lieber telefoniere.«

»Hast du ihre Briefe denn gelesen?«, erkundige ich mich, während ich noch immer verunsichert vor ihm stehe.

»Natürlich habe ich sie gelesen, aber da deine Mutter private Nachrichten nie datiert und ich seit Jahren keinen Brief mehr bekommen habe, wusste ich nicht mehr, wie alt du bist«, erklärt er.

Was für eine armselige Ausrede, schießt es mir durch den Kopf.

Onkel Moe greift nach dem Henkel meines Trolleys. »Bringen wir dein Gepäck rein, danach müssen wir in den Laden, sonst verliere ich Kundschaft.«

Ich werfe einen Blick auf die Uhr. »Ist er noch nicht geöffnet?«

»Nein, in der Tür hängt ein Zettel, dass ich wegen privater Angelegenheiten später komme.« Er wendet sich ab und schleppt meinen Trolley über den unebenen Weg zum Haus.

Ich folge ihm und verfluche mich still, weil ich hohe Absätze trage. Blöderweise befindet sich in meinem Gepäck kein einziges Paar Turnschuhe, weil ich es für einen Witz gehalten habe, dass es auf Moes Farm keine festen Gehwege gibt. Jetzt habe ich den Salat. »Kann ich irgendwo in der Stadt Turnschuhe kaufen?«, erkundige ich mich.

»Sicher, aber ein gutes Paar Stiefel wäre besser.«

»Okay, dann werde ich nachher ein wenig shoppen gehen.«

»Eher nicht, ich habe dich für heute fest eingeplant«, sagt er entschieden.

Reflexartig ziehe ich den Kopf ein. »Wie sieht’s mit morgen aus?«

»Wir werden sehen, Bailey.«

Am liebsten würde ich schreiend weglaufen. Wie soll ich ohne Shopping überleben? Ich bin verloren. Mitten im Nirgendwo. Meine Eltern kommen auf so glorreiche Ideen, dass ich schon oft kurz davor war, Amnesty International einzuschalten. Ich wollte nicht hierher, sie haben mich zu meinem ganz großen Glück gezwungen. Ich könnte heulen wie ein Baby, dem man den Schnuller weggenommen hat.

Moe betritt das Haus und ich folge ihm. Es hat nicht einmal zwei Etagen. Durch den verwinkelten Flur führt er mich in ein Schlafzimmer, das schon wesentlich bessere Tage gesehen hat. Staubpartikel werden aufgewirbelt und rauben mir die Luft zum Atmen. »Hier ist dein Reich.«

»Mit Bombenstaub aus Bürgerkriegszeiten«, stelle ich sarkastisch fest.

»Zeig etwas mehr Respekt, Bailey«, sagt er streng.

»Entschuldige bitte, Onkel Maurice.«

»Du kannst dich frischmachen und in einer Viertelstunde sehen wir uns draußen beim Pick-up.«

Daraufhin salutiere ich. »Alles klar, Chef.«

Er hebt eine Augenbraue, doch ermahnt mich dieses Mal nicht. »Sei einfach fertig und zieh dir etwas längeres als diese Arschmanschette an.«

Mit großen Augen sehe ich ihm hinterher. Ja, ich trage einen Rock, aber der ist sicher keine Arschmanschette, sondern geht bis zur Mitte meiner Oberschenkel. Gute Güte, mein Onkel scheint ein wirklich lebensfroher Mensch zu sein, man spürt quasi nichts von seiner Verbitterung. Dad hatte nicht ganz unrecht. Moe ist kein einfacher Zeitgenosse und ich denke, er und ich werden sicher das eine oder andere Mal aneinandergeraten. Das kann ja was werden, denke ich.

Ich soll die nächsten drei Monate hier verbringen, wehren konnte ich mich gegen die Entscheidung meiner Eltern nicht und hätte ich es doch getan, hätten sie mir den Geldhahn zugedreht. Ich gebe zu, es ist echt toll, wenn man die Tochter einer sehr erfolgreichen PR-Managerin und eines noch erfolgreicheren Schauspielers ist, man hat keinerlei Sorgen. Aber dementsprechend hohe Ausgaben hat man, um mit den Freunden mitzuhalten, und wenig Zeit, die man mit seinen Eltern verbringen kann, weil beide so viel arbeiten. Mir fehlt das Leben in Hollywood jetzt schon. Die Partys, meine Freunde und Hank Matthews, der heißeste Kerl unter der kalifornischen Sonne. Ich habe ihn vor einiger Zeit auf einer Party kennengelernt und mich in ihn verschossen. Seitdem telefonieren wir gelegentlich oder treffen uns. Es ärgert mich, dass ich nun in der texanischen Einöde feststecke und ihn deshalb nicht sehen kann. Meine Freundinnen meinten, dass ich mir hier einen sexy Cowboy suchen könnte. Bisher habe ich aber nur ältere, teilweise bierbäuchige Männer gesehen, die zum Wegrennen aussahen.

Seufzend wuchte ich meinen Trolley auf das Bett, der Staub wirbelt erneut durch den Raum, was mir die Kehle zuschnürt und mich zum Husten bringt. Mit der linken Hand vorm Mund gehe ich zum kleinen Fenster, durch das nur wenig Licht in mein Zimmer dringt, und öffne es. Nachdem ich durchgeatmet habe, lasse ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Das Schlafzimmer ist kleiner, als ich es gewöhnt bin, aber ich habe nichts Großes erwartet. Die Möbel haben definitiv schon bessere Tage gesehen, teilweise blättert die Holzversiegelung vom großen Kleiderschrank und der Kommode ab. Neben einem kleinen Tisch, bei dem ein alter Sessel steht, gibt es noch ein großes Bett, das wahrscheinlich schon lange keine frische Bettwäsche mehr gesehen hat. Allerdings kann ich das noch nicht beurteilen, denn die graue Tagesdecke liegt darüber. Und einen großen Spiegel. Seufzend gehe ich zurück zu meinem Trolley, hole eine Jeans, ein Holzfällerhemd und ein Top heraus, dann ziehe ich mich um. Das Top ist bauchfrei und das Hemd trage ich offen darüber. Ich betrachte meine Reflexion im Spiegel und stelle fest, dass mein Make-up nicht mehr das ist, was es beim Abflug in Los Angeles war. Ich hole das kleine Schminktäschchen aus meiner Handtasche, wische mit einem feuchten Tuch meine unteren Augenlider, wo mein Kajal verschmiert ist, sauber und ziehe diesen anschließend nach. Dann wische ich noch den Lidschatten von meinen oberen Lidern und ersetze ihn durch einen schwarzen Lidstrich, zu guter Letzt tusche ich meine Wimpern nach. Als ich wieder in den Spiegel schaue, bin ich zufrieden. Meine roten Haare habe ich zu einem Pferdeschwanz gebunden, mein Outfit sieht süß aus und mein Make-up sitzt. Ich fühle mich gut, auch wenn ich mitten im texanischen Nirgendwo feststecke. Ich bin bereit, die Texaner ordentlich aufzumischen. Während ich mein Spiegelbild ansehe, male ich mir aus, wie die nächsten Monate hier werden. Dann ziehe ich meine schwarzen Louboutins an, die mich zwölf Zentimeter größer machen.

»Bailey, wo bleibst du denn?«, höre ich plötzlich eine donnernde Stimme von draußen.

»Komme!«, rufe ich, verdrehe die Augen, und schnappe mir meine Handtasche. Nachdem ich das Fenster wieder geschlossen habe, mache ich mich auf den Weg.

»Was hat denn so lange gedauert?«, fragt mein Onkel übellaunig, während er mit dem Rücken an einem schrottreif wirkenden Pick-up lehnt.

Ich seufze. Der Mann hat keinen Blick für weibliche Bedürfnisse, aber was erwarte ich von jemandem, der keine Familie hat und wie ein Einsiedler lebt? »Ich habe mich umgezogen, wie du es verlangt hast.«

Er sieht mich an, hebt eine Augenbraue und setzt dann kopfschüttelnd einen schwarzen Stetson auf. »Steig ein.«

»Ja, Boss«, erwidere ich, gehe zur Beifahrerseite und klettere in den Pick-up.

Onkel Moe lässt den Motor an, allerdings klingt es so, als würde er sofort wieder verrecken, was dann auch wirklich passiert. »Scheißkarre!« Er versucht es noch einmal, ein weiteres Mal geht der Motor gluckernd aus.

»Hast du mal nach dem Motor geguckt?«, erkundige ich mich.

»Der Wagen war erst letzte Woche in der Werkstatt«, knurrt er mich an.

»War wohl keine gute, wenn er sofort wieder streikt.«

»Sei still, Bailey.«

»Was für ein netter Empfang«, sage ich leise. Es wird mir schwerfallen, mich an meinen launischen Onkel zu gewöhnen. Von der Fröhlichkeit, die er mir am Tor entgegengebracht hat, ist nichts mehr zu erkennen.

Er sagt nichts, versucht noch einmal, den Motor anzulassen, und schließlich springt der Pick-up an. »Geht doch.« Er klopft auf das Lenkrad, als würde er das Auto loben, dann legt er den Gang ein und fährt mit einem Ruck los, der mich, wäre ich nicht angeschnallt, gegen die Windschutzscheibe werfen würde.

Zwanzig Minuten später hält Onkel Moe vor einem roten Backsteingebäude. »Wir sind da.«

»Was du nicht sagst.« Ich löse den Gurt, steige aus und betrachte das große Schild. Maurice’s Dann hat er es wohl nicht Moe’s genannt, wie ich es ursprünglich erwartet hatte. »Ist das dein Laden?«

»Ja, das ist er.« Er tritt an die Ladefläche, holt eine Kiste herunter und kommt mit ihr zu mir. »Vorsicht, die ist schwer.«

»Ich werde es schon hinkriegen«, erwidere ich, bevor er sie in meine ausgestreckten Arme fallen lässt. »Oh Mann«, stoße ich aus, als sie mir wegen des Gewichts beinahe runterfällt.

»Pass auf, der Inhalt ist zerbrechlich«, brummt er mich an.

»Hey, Moe!«, ruft jemand, was ihn glücklicherweise von mir und meinem genervten Gesichtsausdruck ablenkt.

Mein Onkel sieht sich um, dann lächelt er breit. »Liam, wie geht’s dir?«, fragt er den Mann mit dem Cowboyhut, dessen Gesicht ich nicht erkennen kann. Aber sein Körper ist nicht von schlechten Eltern.

»Kann nicht klagen. Du bist spät dran. Dad war vorhin ganz schön verzweifelt, als er nicht in deinen Laden kam«, erwidert dieser Liam amüsiert.

»Wo ist Rick jetzt?«

Das ist unglaublich. Während meine Arme langsam denen eines Orang-Utans Konkurrenz machen, unterhalten die beiden sich, als gäbe es mich gar nicht.

»Er ist bei Leigh und sieht sich nach einem Hochzeitstagsgeschenk für Mom um. Schätze mal, dass er gleich kommt.«

Ich räuspere mich übertrieben, woraufhin beide zu mir schauen. »Könnten wir dann bitte die Kisten in den Laden bringen? Ich kann meine nicht mehr lange halten.« Ich konzentriere mich auf meinen Onkel, in dessen Miene es arbeitet. Sein Ausdruck wechselt von genervt zu wütend, schließlich lacht er.

»Sicher, Bailey, ich komme sofort.« Er schaut Liam an. »Wolltest du dich auch umsehen?«

»Ja, ich brauche neue Stiefel.«

»Dann komm, Liam.« Onkel Moe führt ihn an mir vorbei.

Ich folge ihnen und habe sichtlich meine Schwierigkeiten, die Kiste zu halten.

»Lass mich helfen«, sagt Liam plötzlich, nimmt mir die Kiste ab und schenkt mir ein Lächeln, das mir die Sprache verschlägt. »Ich bin Liam McBannon.«

»Bailey … Bailey Connor«, erwidere ich erstaunt. Er ist groß, wesentlich größer als ich, obwohl ich so hohe Absätze trage, seine Augen sind blau wie die Nacht und sein Gesicht … Es ist wie das von Adonis. Keinerlei Makel. Und der Bartschatten auf seinen Wangen und dem markanten Kinn, an dem sich ein Grübchen befindet, runden seine sexy Erscheinung ab. O Gott, hier gibt’s ja doch sexy Kerle, schießt es mir durch den Kopf.

»Freut mich, Bailey … Bailey Connor.«

Wie er meinen Namen betont, lässt meine Kehle austrocknen. Ich fand meinen Namen immer zu niedlich, aber aus seinem Mund klingt er irgendwie … sexy. Er zwinkert mir zu und ich glaube, mein Herz hat gerade ausgesetzt. Liam folgt meinem Onkel mit der Kiste, die er hält, als würde sie nichts wiegen, während ich wie angewurzelt stehenbleibe.

Die beiden verschwinden im Laden, ich stehe immer noch in der brennenden Mittagssonne.

»Bailey, wo bleibst du denn?«, ruft Moe, der seinen Kopf durch die Tür nach draußen steckt.

»Komme!« Kopfschüttelnd schaffe ich es endlich, mich wieder zu bewegen und eile zu ihm.

Ich betrete den Laden, sofort schlägt mir der strenge Geruch von Leder entgegen, aber der stört mich überhaupt nicht. Ich mag diesen Duft, er hat etwas, das mich begeistert, aber ich kann nicht sagen, woran es liegt. Womöglich daran, dass meine Handtaschen, wenn ich sie neu kaufe, genauso duften.

Mein Onkel sieht auf meine Füße. »Kannst du den ganzen Tag in diesen Schuhen laufen?«

Ich schaue ebenfalls runter. »Wenn es sein muss, kann ich darin sogar einen Marathon laufen.« Schön wär’s, melden sich meine sarkastischen Gedanken sogleich zu Wort. Wenn es gut läuft, schaffe ich vier bis fünf Stunden auf diesen Absätzen, aber nicht länger. »Ich würde mir ja Turnschuhe kaufen, aber du warst dagegen.«

Er schnaubt. »Du solltest die Waren nicht von unseren Kunden tragen lassen.«

Ich hebe fragend eine Augenbraue.

»Ich spreche davon, dass Liam dir die Kiste abgenommen hat.«

»Er war so schnell, dass ich ihn nicht daran hindern konnte«, verteidige ich mich. »Ich habe ihn nicht darum gebeten.«

»Na sicher.«

Ich verdrehe die Augen, sage aber nichts mehr zu dem Thema, sondern wechsle es lieber. »Was soll ich jetzt machen?«

»Die Regale abstauben.«

»Ich habe eine Hausstauballergie«, erkläre ich ihm.

»Da musst du wohl durch.«

»Okay, wo finde ich einen Staubwedel?«

»Du wirst die Regale nass wischen, abtrocknen und wieder einsortieren.«

»Und wo soll ich anfangen?«

»Am besten hier vorn. Heute Abend bist du bestimmt fertig.«

»Was heißt heute Abend?«

»Ich schließe um sieben, jetzt ist zwölf, das kriegst du hin.«

Ich reiße die Augen auf. Hier reiht sich ein Gang an den anderen und ich soll bis heute Abend alle Regale abgewischt haben? Wie soll ich das anstellen? Ich bin keine Putzlappenterroristin, die in kurzer Zeit ein ganzes Geschäft auf Vordermann bringen kann. Wenn Dad meine Kreditkarte nicht mit einem Limit versehen hätte, würde ich einen Putztrupp engagieren, damit ich in der vorgegebenen Zeit fertig werde.

Nachdem mein Onkel mir einen Eimer voll Wasser und Reiniger, Lappen und mehrere trockene Handtücher gebracht hat, lege ich dennoch mit dem ersten Regal voller Strohhüte los. Die Hüte sortiere ich in ein anderes Regal, anschließend wische ich den ersten Boden aus. »Mieser Sklaventreiber«, brumme ich leise vor mich hin, während Moe sich mit Liam unterhält. Ich spüre Liams Blicke immer wieder, doch ich ignoriere sie, da ich genau weiß, wenn ich ihn zu lange ansehe, kann ich nicht mehr wegschauen. Dieser Mann sieht toll aus.

Ich bin inzwischen beim dritten Regal angekommen, als ein weiterer Mann das Geschäft betritt.

»Gut, dass du da bist, Moe, ich habe mich schon gefragt, ob du heute gar nicht mehr aufmachst.« Er schaut zu mir. »Deine Nichte scheint auch schon da zu sein.« Er schenkt mir ein Lächeln.

»Guten Tag«, sage ich leise und heiser vom Hausstaub, als er neben mir steht.

»Guten Tag, die Dame.« Er lächelt breiter, als er seine Hand ausstreckt.

Ich wische meine Hand trocken und reiche sie ihm. »Bailey Connor.«

»Rick McBannon, freut mich, Sie kennenzulernen.«

»Dito.« Ich ziehe meine Hand zurück, dann kümmere ich mich wieder um meine Aufgabe.

»Ist es wirklich nötig, dass deine Nichte die Regale putzt? Doris kommt doch dreimal pro Woche«, wendet er sich an meinen Onkel.

Ich beiße die Zähne aufeinander.

»Nein, eigentlich nicht, aber ich wollte ihr gleich zeigen, dass sie hier zu arbeiten hat«, antwortet Onkel Moe amüsiert.

Rick und Liam McBannon lachen, während ich den Lappen in den Eimer werfe.

»Leck mich!«, sage ich wütend, trockne meine Hände ab, schnappe mir meine Handtasche vom Boden und verlasse den Laden.

»Bailey, komm zurück!«, ruft Moe mir nach. »Bailey, es war nur ein Scherz.«

Es ist mir egal, was er sagt, ich habe keine Lust mehr. Ich habe mich nicht beschwert, sondern wie eine Wahnsinnige geputzt, bis ich auch das letzte Staubkorn erwischt hatte. Meine Augen tränen wegen meiner Allergie und ich bekomme nur schwer Luft. Und das alles nur, weil er sich einen Spaß erlaubt hat. Ich gehe ein Stück vom Geschäft meines Onkels weg und setze mich auf eine Mauer, die von der Sonne aufgeheizt ist. Ich wische die Tränen von meinen Wangen, versuche, durchzuatmen, doch meine Kehle ist wie zugeschnürt.

»Hey.«

Ich schaue hoch. »Was willst du denn?« Meine Stimme klingt, als hätte ich mit Reißnägeln gegurgelt.

»Ist es so schlimm, dass du direkt heulen musst?«, fragt Liam.

Wenn es möglich wäre, dass Blicke töten, wären jetzt nur noch seine Überreste übrig. »Ich heule nicht, meine Augen tränen vom Staub, den ich beim Saubermachen aufgewirbelt habe. So was nennt man Allergie«, erwidere ich heiser.

»Oh.«

»Ja, oh.« Ich stehe wieder auf. »Aber die Hauptsache ist doch, dass ihr euch alle köstlich amüsiert habt.« Ich wische neue Tränen von meinen Wangen und ziehe die Nase hoch. »Gibt’s hier irgendwo eine Apotheke?«

»Eigentlich soll ich dich wieder reinholen.«

»Ich betrete dieses Drecksloch heute nicht mehr, mein Bedarf ist gedeckt.«

Er seufzt. »Ich sage Maurice Bescheid, dass du etwas von der Apotheke brauchst und deshalb später zurückkommst.«

»Mit einem freundlichen Gruß von der Asthmatikerin«, ergänze ich.

Liam verzieht das Gesicht. Wahrscheinlich wird ihm gerade klar, dass der Scherz meines Onkels gründlich nach hinten losgegangen ist. Ich bin froh, dass mein Asthma nicht mehr so schlimm wie damals ist. Noch vor fünf Jahren musste ich in einer möglichst sterilen Umgebung leben, weil ich beim kleinsten Staubbefall Asthmaanfälle bekam. Das hat sich glücklicherweise geändert, dennoch schnürt sich meine Kehle zu, wenn ich zu viel Staub einatme. »Ich bin gleich wieder da, dann bringe ich dich zur Apotheke.«

»Nett, danke.«

Er lässt mich allein und ich versuche, tief durchzuatmen, doch kommt es mir immer noch so vor, als würde ich kaum Sauerstoff bekommen. Meine Augen wollen nicht aufhören zu tränen, aber das werde ich spätestens dann im Griff haben, wenn ich Augentropfen bekomme. Außerdem sollte ich mir ein Antiallergikum kaufen, damit ich nachts nicht in meinem Bett ersticke, weil die Staubdecke in meinem Zimmer gefühlte zehn Zentimeter hoch ist.

Als Liam zurückkommt, hält er eine Flasche Wasser in der Hand und reicht sie mir. »Das sollte helfen, damit du nicht mehr wie Bonnie Tyler klingst.«

»Danke.« Ich nehme sie ihm aus der Hand und trinke einen Schluck.

»Komm, ich fahre mit dir zur Apotheke.«

»Fahren?«

»Ja, zu Fuß sind wir eine gute halbe Stunde unterwegs.«

»Gott, es reicht nicht, dass ich nach Texas geschickt wurde, es musste auch noch das letzte Kaff sein«, grummle ich, nachdem ich einen weiteren Schluck des Mineralwassers genommen habe.

Er lacht leise. »Wir sind nicht weit von der Stadt weg.«

»Hm, das macht es auch nicht besser.«

Seufzend winkt er mich hinter sich her und führt mich zu einem schwarzen Pick-up, der ziemlich neu aussieht. »Steig ein.« Er öffnet die Beifahrertür für mich.

»Danke.« Ich klettere hinein.

Nur wenige Atemzüge später sitzt Liam auf dem Fahrersitz und startet den Motor. »Woher kommst du?«

»Hollywood.«

»Wow.«

»Ja, dort gefällt es mir etwas besser als hier.«

»Nur, weil du nicht an das Leben gewöhnt bist, das dein Onkel führt. Ich wette, in ein paar Wochen vermisst du Hollywood nicht mehr.«

Daraufhin zucke ich mit den Schultern. »Das bezweifle ich.«

»Warum?«

»Weil ich hier kein Schwein kenne.«

»Die Bekanntschaft mit Schweinen ist auch nichts, was besonders erstrebenswert wäre«, sagt er amüsiert.

Ich lache leise. »Okay, ich kenne hier keinen Menschen.«

»Doch, mich und meinen Vater und der hat Maurice und dich vorhin zum Essen eingeladen.«

»Na ja, ich kann mir Schöneres vorstellen.« O Gott, ich bin so eine Zicke, dabei war Liam die ganze Zeit nett zu mir. »Sorry, ich bin bloß noch sauer über diesen blöden Scherz. Danke für die Einladung.«

Er schaut kurz zu mir. »Keine Ursache.«

Ich seufze schwer und knete meine Hände. »Ich wollte wirklich nicht nach Texas.«

»Warum bist du dann hier?«

»Weil meine Eltern mich vor die Wahl gestellt haben.«

»Vor welche Wahl?«, fragt er.

»Entweder ich komme her und lerne das Leben kennen, das meine Mutter vor ihrer Hochzeit geführt hat, oder sie drehen mir den Geldhahn zu«, erzähle ich. »Deshalb bin ich hier.«

»Ah okay, du lebst auf Kosten deiner Eltern.«

»Wenn du wüsstest, wer meine Eltern sind, würdest du das auch tun.«

»Ich weiß, wer meine Eltern sind, und die haben mich so erzogen, dass man für das, was man sich wünscht, arbeiten muss.«

»Ich arbeite ja auch, allerdings habe ich erst angefangen.«

»Und als was?«

Er wird meinen Job definitiv nicht als Arbeit bezeichnen, das weiß ich jetzt schon. »Ich werde dafür bezahlt, auf Events zu gehen, Partys zu besuchen und anwesend zu sein.«

Er lacht auf. Ich hatte recht und das gefällt mir überhaupt nicht. »Du willst mir nicht erzählen, dass du so ein verwöhntes Hollywoodgirlie bist, das ständig mit irgendwelchen Affären oder Skandalen auffällt, oder?«

»Nein, weder Affären noch Skandale, das würde dem Ruf meines Vaters schaden.«

»Was macht dein Vater?«

»Mein Vater ist Milton Connor.«

»Der Schauspieler?«, hakt er verdutzt nach und sieht mich überrascht an.

»Ja.«

»Der Actionschauspieler Milton Connor ist dein Dad?«

Das war ja klar. Für andere ist es immer toll, wenn sie irgendwie an meinen Dad kommen, den berühmten Schauspieler, aber für mich ist er einfach nur mein Dad. Ich kenne den Mann hinter den Actionfilmen, der gern Zeit mit seiner Familie verbringt, anstelle des Schauspielers, der über rote Teppiche flaniert. Er hat immer viel Wert darauf gelegt, dass man seine Privatsphäre respektiert, sodass ich erst als Teenager mit zu seinen Premieren durfte. Das war wenigstens eine Möglichkeit, etwas mehr Zeit mit ihm zu verbringen. »Ja, das ist er.«

»Wow.«

»Du kennst seine Filme, nicht wahr?«

»Ja, einige.«

»Fan?«

»Nicht wirklich, meine Brüder, mein Dad und ich schauen sie zu Weihnachten und wenn ein neuer rauskommt, gehen wir ins Kino.«

»Also ein Fan«, stelle ich grinsend fest. Sicher sehe ich lächerlich aus, weil meine Augen angeschwollen sind und meine Nase rot ist.

»Ja gut, dann bin ich eben ein Fan, aber keiner, der dich jetzt über ihn ausfragt.«

»Sie kommen bald für einen Film nach Texas«, erzähle ich. »Ich könnte ihn dir vorstellen, um mich für diesen Gefallen hier zu revanchieren.«

»Okay«, sagt er langgezogen, ungefähr so, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank.

»Ich meine es ernst. Mein Dad freut sich immer, wenn er Fans kennenlernt.«

»Ich kann mir nicht vorstellen, dass du das wirklich durchziehst.«

»Ich bekomme immer VIP-Pässe für seine Dreharbeiten, damit ich mich mit Freunden frei auf dem Drehgelände bewegen kann, ich werde das durchziehen.«

»Krass.« Liam parkt vor einem Drugstore. »Da drin ist eine Apotheke.«

»Danke.« Ich steige aus und ohne auf ihn zu warten, mache ich mich auf den Weg in das Geschäft.

»Immer wieder beeindruckend, wie schnell Frauen auf solchen Absätzen unterwegs sind«, sagt er, als er mich eingeholt hat.

»Ich bin es gewöhnt, in solchen Schuhen unterwegs zu sein.« Ohne ihn weiter zu beachten, schaue ich mich um. Ich nehme mir einen Korb und lade neben Augentropfen, Antiallergikum und Nasenspray eine Menge Süßigkeiten hinein. Ich bin frustriert und brauche Schokolade und Gummibärchen, um wieder runterzukommen, sonst würde ich dem nächsten, der mich verarscht, an die Gurgel springen.

»Darfst du so was überhaupt essen, wenn du dafür bezahlt wirst, gut auszusehen?«, fragt Liam ironisch.

»Ich darf essen, was ich will.« Ich gehe weiter. »Und ich will eine Menge dieser Süßigkeiten, sonst gibt’s bald den Laden meines Onkels nicht mehr, weil ich ihn angezündet habe.« Ich grinse ihn diabolisch an, was Liam zum Lachen bringt.

»Du scheinst eine ziemliche Zicke zu sein«, stellt er fest.

»Nein, eigentlich bin ich umgänglich, aber ich mag es nicht, wenn man sich Scherz auf Kosten anderer erlaubt. Ich habe ihm vorher gesagt, dass ich Allergikerin bin, aber das hat ihn nicht interessiert«, erkläre ich.

»Du würdest dich wirklich umgänglich nennen?«

Ich nicke überzeugt.

»Und verwöhnt?«

»Ein bisschen vielleicht.«

Liam legt den Kopf schief und betrachtet mich skeptisch.

Ich knicke ein. »Okay, ich bin ziemlich verwöhnt und es nicht gewöhnt zu arbeiten, außer eben nett in die Kamera zu lächeln, aber ich gebe mich auch mit wenig zufrieden.«

»Was ist für dich wenig?«

»Beispielsweise die minimalistische Einrichtung in meinem Schlafzimmer bei Moe.«

»Ja, er hat nur das Nötigste, das stimmt.«

»Und es muss kein Sternemenü sein, ich bin mit einem Burger genauso glücklich. Aber selbstgekochtes Essen schmeckt immer noch am besten, leider kocht meine Mom so gut wie nie, weil sie ständig unterwegs ist, ebenso wie mein Dad.« Mayday, Mayday, du machst einen Seelenstriptease, fahr die Mauern wieder hoch, bevor du dich verletzlich machst, schrillen meine inneren Alarmglocken. »Na ja, egal, meine Eltern arbeiten so viel, um uns das Leben zu ermöglichen, das wir führen.«

»Scheint ein tolles Leben zu sein, wenn das Loch, das Eltern hinterlassen, mit Geld und Luxus gestopft wird.« Er stößt sich von dem Regal ab, an dem er gelehnt hat. »Ich warte im Wagen auf dich.«

Ratlos sehe ich ihm hinterher. Ich glaube, unser Start lief alles andere als gut. Seufzend bringe ich meinen Einkauf zu Ende und gehe an die Kasse.

»Es tut mir leid, wenn du mich für eine verwöhnte Göre hältst«, sage ich, als ich zu Liam in den Pick-up steige.

Er lehnt lässig im Fahrersitz, sein linker Arm hängt aus dem Fenster und den Hut hat er etwas über die Augen gezogen. »Ich halte dich nicht nur dafür, du bist eine verwöhnte Göre.«

»Weil ich das Leben genieße?«

Daraufhin schüttelt er den Kopf. »Nein, weil du dich nur beschwerst. Sieh einfach die Möglichkeiten, die dein Onkel dir hier bietet. Du lernst sein Geschäft kennen, das seit Generationen in eurer Familie ist, du lernst ihn kennen, und du bist mal in einer anderen Umgebung als deiner scheinheiligen Glitzerwelt namens Hollywood.«

Meine Augenbrauen gehen in die Höhe.

»Bis vor Kurzem wusste niemand, dass du überhaupt existierst oder Maurice der Schwager von Milton Connor ist.«

»Das ist nicht meine Schuld.«

»Nein, aber du solltest deinen Onkel mit mehr Respekt behandeln. ›Leck mich‹ sagt man zu niemandem, der einem nichts Böses will.« Er startet den Motor und manövriert seinen Pick-up auf die Hauptstraße.

»Er wusste, dass ich allergisch auf Staub reagiere und hat mich trotzdem Staubwischen lassen. Er wollte mir definitiv etwas Böses«, verteidige ich mich. »Und ich kann nichts für die Welt, in der ich aufgewachsen bin, aber danke, dass du mich dafür verurteilst!« Ich schnalle mich an, lehne mich zurück und verschränke die Arme vor der Brust.

»Du kannst etwas für dein Wesen.«

»Und ich bin mit meinem Wesen sehr zufrieden, vielen Dank.«

»Ich sag’s ja, du bist eine verwöhnte Göre.«

»Arschloch.«

»Zicke.«

»Mistkerl.«

»Weib.«

»Leck mich.«

»Später vielleicht«, kontert er und konzentriert sich auf den Verkehr vor sich.

Schweigen legt sich wie ein schwerer Schleier über uns. Ich habe bei Liam verschissen und er bei mir. So schnell kann es gehen. Dabei hatte ich gehofft, in ihm einen Vertrauten gewinnen zu können, um die Zeit in Texas zu überstehen. Ich habe es mir selbst versaut, aber das passiert mir oft. Nicht jeder kommt mit meiner Art zurecht, das ist eben mein Schicksal.

Den ganzen Tag habe ich nicht mehr mit meinem Onkel gesprochen, sondern mich im Hintergrund aufgehalten.

»Bailey, bist du immer noch sauer?«, fragt er, als er zu mir ins Büro kommt.

Ich weiche seinem Blick aus, beiße einem Gummibärchen den Kopf ab und strafe ihn mit Nichtachtung.

»Ich wollte dich bloß hochnehmen und dachte, du hättest gelogen, um der Arbeit aus dem Weg zu gehen, als du sagtest, dass du eine Stauballergie hast.«

Ich schnaube bloß.

»Es tut mir leid.«

Nun schaue ich zu ihm. »Unser Start war nicht der Beste, hm?«

»Nein, dabei hatte ich mir fest vorgenommen, dir hier eine schöne Zeit zu bieten«, erwidert er und wirkt niedergeschlagen. »Ich weiß, dass ich schwierig bin, aber du warst heute auch kein einfacher Umgang.«

Ich seufze schwer. »Fangen wir einfach noch mal bei null an?«

Er nickt. »Sehr gern.« Mein Onkel deutet in den Geschäftsraum. »Es ist sieben Uhr durch, wir sind fertig für heute.«

»Okay.« Ich stehe vom Stuhl auf.

»Rick und Emily haben uns für heute zum Essen eingeladen. Ich würde vorschlagen, dass wir uns zu Hause umziehen und uns dann auf den Weg zu den McBannons machen.«

»In Ordnung.«

Abermals zeigt mein Onkel ein Kopfnicken und lässt mir den Vortritt aus dem Hinterzimmer. »Wie geht’s deiner Mom?«, fragt er, als er die Tür des Ladens abschließt.

Ich drehe mich zu ihm um. »Sie arbeitet viel und ich sehe sie kaum.«

»Dann weißt du es nicht?«

»Ding, ding, ding, der Kandidat erhält hundert Punkte«, rufe ich.

»Schade.«

»Tja, ich wurde mehr von Nannys als von meinen Eltern erzogen, weil die beiden so viel unterwegs sind. Wir sind eine typische Hollywoodfamilie, die sich nur an den wichtigen Feiertagen sieht«, erkläre ich gespielt gelassen, als wir zum Pick-up gehen.

»Schade.«

»Hm, wie man es nimmt.«

»Du wirst dich mit den älteren McBannon Söhnen sicher gut verstehen.«

»Die haben mehrere von Liams Sorte?«

Er lacht auf. »Ja, aber es sind nette Jungs.«

»Okay.«

»Mit Liam hast du dich doch gut verstanden, oder?«

»Es geht so.«

»Oh.«

»Warum?«

»Na ja, sie ticken ungefähr ähnlich. Logan und Liev sind die beiden älteren, sie haben ziemlich viele Flausen im Kopf. Lucas und Liam sind die jüngeren und recht anständige junge Männer.«

»Das heißt, Liev und Logan sind unanständig?«, hake ich irritiert nach.

»Nein, alle vier sind anständig, aber Liev und Logan haben den Schalk im Nacken.«

»Okay.«

»Du wirst sie gleich kennenlernen, du wirst die McBannons sicher mögen.«

»Mal sehen.« Rick McBannon war sehr sympathisch, Liam auch, aber der verurteilt mich nun wegen meines Wesens. Ich weiß, dass ich kein einfacher Mensch bin, aber ich bin umgänglich. Ich denke, Liam und ich haben uns auf dem falschen Fuß erwischt, möglicherweise wird es wieder besser, wenn wir uns etwas näher kennengelernt haben. Oder vielleicht verstehe ich mich mit einem seiner Brüder, dann ist es nicht so wichtig, wie gut ich mich mit Liam verstehe.

»Charlie wird heute auch bei den McBannons sein, im Moment sind Semesterferien.«

»Wer ist das? Gehört er auch zu denen?«, frage ich.

Er lacht auf. »Charlie ist eine Frau, sie ist Logans Freundin und studiert Veterinärmedizin in College Station.«

»Und wieso heißt sie dann wie ein Junge?«

»Eigentlich heißt sie Charleene.«

»Ach so.«

Mein Onkel lächelt mir zu. »Zieh dir gleich etwas Hübsches an, das nicht ganz so freizügig ist, okay?«

»Ich bin nicht freizügig gekleidet.«

»Hm, bauchfrei ist nicht ganz so zugeknöpft, wie ich dich gern sehen würde.«

Ein Seufzen stiehlt sich aus den Tiefen meiner Brust. »Ich werde sehen, was ich in meinem Koffer habe.«

»Und ein Rock sollte auch nicht so verboten kurz sein.«

»Onkel Moe, ich habe nur die Kleidung zur Auswahl, die in meinem Koffer ist. Ich kann für nichts garantieren.«

»Ich habe bestimmt noch einen Karton Kleidung von deiner Mutter.«

»Von der ich sicher nichts anziehe, es gibt keinen spießigeren Menschen als Mom.«

Er sieht mich grinsend an. »Deine Mutter war immer die Moderne von uns beiden, ich bin noch eine Ecke spießiger.«

Ich erwidere seinen Blick mit aufgerissenen Augen. »Nicht im Ernst?«

Er lacht los. »Du fällst schnell auf Scherze rein.«

»Hmpf«, stoße ich aus, bevor ich mit ihm lache.

Kapitel 2

Ich habe ein weißes knielanges Kleid mit Fledermausärmeln angezogen, meine Haare habe ich zu einem unordentlichen Dutt gebunden, und ich trage weiße Ballerinas um mein Outfit abzurunden, von denen ich ganz vergessen hatte, dass sie in meinem Koffer waren. Geschminkt habe ich mich nicht, da meine Augen immer noch ein wenig brennen, nachdem ich heute Mittag mit dem Staub in Berührung gekommen bin. Zu Hause hat Onkel Moe mein Zimmer gereinigt, damit ich dort keine Probleme mehr habe, wofür ich ihm sehr dankbar bin. »Wie weit ist es noch zu den McBannons?«, erkundige ich mich, als wir schon eine Weile unterwegs sind. Wir haben uns vor zwanzig Minuten auf den Weg gemacht, aber bisher sehe ich kein weiteres Grundstück. Warum musste er auch den Vorschlag machen, zu Fuß zu gehen? Schlimmer noch, warum habe ich mich darauf eingelassen? Ach ja, weil er sagte, dass es nicht weit sei.

»Wir brauchen noch ein wenig.«

»Das heißt?« Ich bin froh, dass ich flache Schuhe angezogen habe, aber mir tun noch die Füße von den Louboutins weh, weshalb ich etwas wehleidig bin.

»Noch mal die gleiche Strecke.«

»Oh Mann«, stoße ich aus, gehe aber nicht näher darauf ein.

Auf dem Weg zu den McBannons fragt Onkel Moe mich ein wenig über mein Leben aus. Aber allzu viel kann ich ihm nicht dazu sagen, wenn ich ihm nicht offenbaren will, wie unglaublich einsam ich mich fühle. Ich habe zwar Eltern, aber weiß nicht wie es ist, eine intakte Familie zu haben. Sicher sind die gemeinsamen Tage mit ihnen wunderschön, aber so selten, dass sie bisher nicht zur Gewohnheit geworden sind. Meistens sind meine Eltern abwechselnd zu Hause, seltenst gemeinsam. »Ich gehe viel auf Partys, gebe Interviews und zuletzt habe ich ein Angebot für eine Reality-Show bekommen, aber ich will mein Leben nicht im Fernsehen sehen«, erzähle ich ihm.

»Das klingt aber interessant. Warum willst du es nicht machen?«

»Weil es keine richtigen Reality-Shows mehr gibt, das meiste wird trotzdem nach Drehbuch gedreht. Darauf lege ich keinen Wert. Außerdem waren Mom und Dad dagegen, weil ich noch bei ihnen wohne und sie keine Kamerateams im Haus wollen.«

»Sie legen sehr viel Wert auf ihre Privatsphäre, hm?«

»Ja, aber ich kann es ihnen nicht verdenken, Dad und Mom werden oft genug von Papparazzi verfolgt.«

»Ist er immer noch so erfolgreich?«, möchte Onkel Moe wissen.

Ich nicke. »Er bekommt immer noch sehr viele Rollen angeboten, aber nicht mehr so oft als Actionheld. Ich glaube, der nächste Film, den sie hier in Texas drehen, ist eine Komödie.«

»Dein Vater kommt nach Texas?«

»Ja, aber nicht nach Austin, sie drehen irgendwo im tiefsten Nirgendwo.«

»Willst du ihn besuchen?«

»Ich denke, ich werde ihn an einem Tag besuchen fahren, aber das muss ich vorher mit ihm klären.«

Wir unterhalten uns noch ein wenig über meine Eltern, weniger über mich, wofür ich sehr dankbar bin. Ich spreche nicht gern über mich, was auch ein Grund dafür ist, dass ich das Angebot für die Reality-Show ausgeschlagen habe. Ich will niemandem zeigen wie ich lebe, das ist allein meine Angelegenheit. Es reicht, dass die Menschen mich auf Partys, Filmpremieren oder anderen Events sehen.

Während unserer Unterhaltung vergeht die Zeit wie im Flug und plötzlich stehen wir vor einem großen weißen Holztor. »Komm, Bailey.« Onkel Moe öffnet es und winkt mich zu sich.