McNamara Distillery - Drucie Anne Taylor - E-Book

McNamara Distillery E-Book

Drucie Anne Taylor

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Beschreibung

Band 1: Gläsernes Herz *** Grace Walker hat gerade das Studium abgeschlossen, als sie auf eine Bewerbungsreise quer durch die Staaten geht. Ihr letztes Vorstellungsgespräch führt sie nach Kentucky, wo sie dem charismatischen CEO Arthur McNamara begegnet, der die gleichnamige Destillerie seiner Familie leitet. Stück für Stück verfällt sie dem Milliardär, bis Dinge ans Tageslicht kommen, die die aufkeimende Liebe der beiden bedrohen. Verunsichert von alldem, was passiert, weiß Grace nicht mehr, was sie noch glauben soll. Hat Arthur die Dinge getan, die ihm vorgeworfen werden, oder ist er das Opfer einer Intrige? *** Band 2: Zersprungenes Herz *** Arthur muss sich den furchtbaren Vorwürfen stellen und Grace‘ Verunsicherung wächst zunehmend. Sie weiß nicht, ob sie genug Kraft hat, um ihn zu unterstützen, denn nicht nur die Öffentlichkeit hat sich gegen Arthur gewendet. Auch ihr Vater und seine Familie scheinen gegen die Verbindung der beiden zu sein. Aber Arthur und Grace lassen sich davon nicht unterkriegen und stellen sich dem Kampf, der zahlreiche Tücken und Missverständnisse mit sich bringt. Als die beiden glauben, dass sich der Sturm gelegt hat, und sie das Glück genießen wollen, ahnen sie nicht, dass jemand im Verborgenen daran arbeitet, sie für immer voneinander zu trennen. *** Band 3: Geheiltes Herz *** Das Leben scheint, sich endlich zu normalisieren, nachdem Arthur sich von seinen Verletzungen erholt hat. Die beiden genießen die Zweisamkeit auf einer einsamen Waldhütte, als Arthur Grace unverhofft einen Heiratsantrag macht. Allerdings sind nicht alle für die Verbindung zwischen dem smarten CEO und seiner Assistentin und dann taucht auch noch ein Geist aus der Vergangenheit auf, der Grace‘ Welt noch einmal gehörig ins Wanken bringt.

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McNamara Distillery

SAMMELBAND

DRUCIE ANNE TAYLOR

Inhalt

Gläsernes Herz

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Zersprungenes Herz

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Geheiltes Herz

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Epilog

Über die Autorin

Weitere Werke der Autorin

Copyright © 2020 Drucie Anne Taylor

Korrektorat: S.B. Zimmer

Satz & Layout © Julia Dahl

Umschlaggestaltung © Modern Fairy Tale Design

Auflage: 01 / 2023

Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. Dies ist eine fiktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Alle Markennamen, Firmen sowie Warenzeichen gehören den jeweiligen Copyrightinhabern.

Gläsernes Herz

Grace Walker hat gerade das Studium abgeschlossen, als sie auf eine Bewerbungsreise quer durch die Staaten geht. Ihr letztes Vorstellungsgespräch führt sie nach Kentucky, wo sie dem charismatischen CEO Arthur McNamara begegnet, der die gleichnamige Destillerie seiner Familie leitet. Stück für Stück verfällt sie dem Milliardär, bis Dinge ans Tageslicht kommen, die die aufkeimende Liebe der beiden bedrohen. Verunsichert von alldem, was passiert, weiß Grace nicht mehr, was sie noch glauben soll.

Hat Arthur die Dinge getan, die ihm vorgeworfen werden, oder ist er das Opfer einer Intrige?

KapitelEins

Ein Vorstellungsgespräch. Ich befürchte, dass es gründlich schiefgehen wird, denn jede Bewerberin weinte, als sie aus Arthur McNamaras Büro kam.

Was er mit ihnen macht?

Keine Ahnung, aber ich weiß, dass ich keine Tränen vergießen werde. Ich weigere mich strikt dagegen, mich von ihm fertigmachen zu lassen.

»Ms. Walker bitte«, sagt eine Frau mittleren Alters, bestimmt ist sie die Sekretärin oder ein Überbleibsel der alten Führungsebene, denn die McNamara Distillery ist ein Familienunternehmen, das in sechster Generation von derselben Familie geführt wird. Die Söhne erben die Firma, die Töchter heiraten reich. Das alles habe ich nachgelesen – danke Wikipedia für deine zahlreichen Artikel – und ich hoffe, dass ich damit glänzen kann, dass ich mir das Wissen über die ganze Produktpalette angeeignet habe.

Ich erhebe mich, streiche meinen Rock glatt und schultere meine Handtasche. Danach gehe ich auf sie zu. »Guten Tag.«

»Sind Sie Grace Walker?«

Ich nicke. »Die bin ich.« Frisch von der Uni, frischer vom Schlafen und verkatert von der letzten Nacht, in der meine ehemalige Kommilitonin, bei der ich übernachtet habe, auf die Idee kam, sich durch McNamaras gesamte Produktpalette zu saufen – und ich Idiotin habe auch noch mitgemacht! Aber wenigstens musste ich dank ihr nicht ins Hotel, weil sie in der Stadt lebt. Mit zwei Aspirin und einem Katerfrühstück konnte ich mich einigermaßen fit machen, aber mein Schädel brummt immer noch.

»Folgen Sie mir bitte«, sagt sie, statt sich vorzustellen.

Ein weiteres Kopfnicken und ich laufe ihr nach, als sei ich ein Pudel, der ein Leckerli erwartet. Ich lasse meinen Blick schweifen. Die Firmengeschichte hängt in Form von frühen Schwarzweiß- und modernen Farbaufnahmen an den Wänden, aber dafür habe ich gerade weder den Blick noch die Zeit. Vielleicht werde ich sie mir ansehen, wenn das Jobinterview gescheitert ist.

»Mr. McNamara, das ist Grace Walker, sie ist eine weitere Bewerberin auf die Stelle als Ihre persönliche Assistentin beworben«, stellt mich die Dame vor.

»Danke, Betty«, erwidert Mr. McNamara freundlich und schenkt mir ein Lächeln.

O Mann, ich wusste, mein Hirn würde aussetzen, wenn ich ihm wirklich gegenübertrete, aber das muss ich überspielen.

»Guten Tag, Ms. Walker«, grüßt er mich, als sie mir den Weg ins Büro freimacht.

»Guten Tag, Mr. McNamara«, entgegne ich respektvoll, als ich es betrete und schließlich auf ihn zugehe.

Er erhebt sich von seinem Schreibtisch, kommt um diesen herum und auf mich zu. »Danke, dass Sie gekommen sind.«

»Danke für die Chance, mich Ihnen vorzustellen«, erwidere ich und ergreife die Hand, die er mir anbietet.

»Sehr gern.« Er deutet auf einen Stuhl vor dem monströsen Möbelstück. »Bitte nehmen Sie Platz.«

Abermals bedanke ich mich und setze mich in einen der Ledersessel.

Arthur McNamara geht um den Schreibtisch herum und setzt sich in den großen Bürostuhl dahinter, der ebenfalls aus Leder ist. »Erzählen Sie mir ein wenig von sich, Ms. Walker.«

Ich hole tief Luft.

Daraufhin hebt er die Hand. »Aber überzeugen Sie mich.«

Ich nicke. »Mein Name ist Grace Walker, ich bin sechsundzwanzig Jahre alt und habe dieses Jahr mein Wirtschaftsstudium mit Bestnote abgeschlossen. Ich wollte immer in einem Familienunternehmen arbeiten, da ich der Meinung bin, dass man dort noch wie ein Mensch und nicht wie eine Maschine behandelt wird.«

Er hebt eine Augenbraue. »Nicht wie eine Maschine? Wie meinen Sie das?«

Ich räuspere mich. »Während des Studiums habe ich für eine große Einzelhandelskette gearbeitet, das ist natürlich kein Vergleich, aber man wurde dort wie Wegwerfware behandelt. Erfüllte man nicht die Erwartungen, wurde man ersetzt. Alles musste schneller, besser und effektiver gemacht werden, um den Umsatz zu steigern.«

Noch immer betrachtet er mich skeptisch. »Sie wollen mir also sagen, dass Sie sich hier einen faulen Lenz machen können, weil die McNamara Distillery ein Familienunternehmen ist?«

»Natürlich nicht«, antworte ich mit großen Augen. »Aber ich denke, dass ich hier nicht wie eine effiziente Maschine behandelt werde, sondern wie ein Mensch.«

»Wie schnell können Sie tippen, Ms. Walker?«

»Ich schaffe 453 Anschläge in der Minute.«

»Dann schreiben Sie mit zehn Fingern, richtig?«

Ich nicke ihm zu. »Ich habe auf dem College einen Schreibmaschinenkurs gemacht.«

»Schreiben Sie fehlerfrei?«

»Ich denke schon.«

»Sehr gut.« Er räuspert sich, anschließend steht er auf. »Kommen Sie bitte her.«

Irritiert erhebe ich mich. »Soll ich mich an Ihren Schreibtisch setzen?«

»Ja, Ms. Walker, ich bitte darum«, antwortet Mr. McNamara freundlich aber bestimmt.

Ich atme tief durch, anschließend gehe ich hinter seinen Schreibtisch und nehme Platz.

»Öffnen Sie das Officeprogramm.«

Mein Blick fällt auf den großen Mac, meine Hand landet auf der Maus und ich rufe das Launchpad auf, um Office zu öffnen. »Sie legen einfach los, ja?«

Er nickt mir zu, dann fängt er an, mir den Text zu diktieren.

Ich tippe mit, so schnell ich kann, jedoch frage ich mich, warum ich ein Diktat schreiben muss. Dies ist das erste Vorstellungsgespräch, bei dem ich darum gebeten werde.

Fünf Minuten später beendet er es.

»Nehmen Sie bitte wieder auf Ihrem Stuhl Platz, Ms. Walker.«

Ich erhebe mich, laufe noch einmal um den Schreibtisch herum und setze mich.

Mr. McNamara nimmt Platz und wirft einen Blick auf den Bildschirm. »Geben Sie mir bitte einen Moment, um es Korrektur zu lesen.«

»Ja, Sir.«

Sir?

Der Kerl ist gerade mal sieben Jahre älter als ich und ich nenne ihn Sir?

Ich bin kurz davor, mir an den Kopf zu fassen, weil ich so dämlich reagiert habe. Na ja, andererseits könnte er es mir als respektvolles Verhalten zu gute halten.

»Sie sind die erste Bewerberin, die keinen einzigen Rechtschreib- oder Interpunktionsfehler gemacht hat«, sagt er anerkennend. »Sie haben bisher keinerlei Berufserfahrung, richtig?«

Daraufhin schüttle ich den Kopf. »Nein, aber ich denke, ich könnte in Ihrem Unternehmen eine Menge Erfahrungen sammeln.«

»Sie wissen, welche Aufgaben auf Sie zukommen würden, sollten Sie den Job bekommen?«, hakt er geduldig nach.

»Ja, jedenfalls die Aufgaben, die in der Jobbeschreibung standen.«

»Was stand dort?«

Ich beantworte seine Frage und hoffe, dass ich es zu seiner Zufriedenheit tue. Ich kann Mr. McNamara überhaupt nicht einschätzen, was mir die Sache ziemlich schwermacht.

»Richtig, Sie werden sich um alles kümmern, wofür mir die Zeit fehlt.«

»Das ist mir bewusst, Mr. McNamara.«

»Sie kennen sich mit allen gängigen Officeprogrammen aus?«

Ich nicke ihm zu. »Ja, das tue ich.«

»Großartig.« Er räuspert sich. »Ms. Walker, ist Ihnen auch bewusst, dass Sie mich gelegentlich auf Geschäftsreisen begleiten müssen, wenn Sie den Job bekommen?«

»Ja, auch das ist mir bewusst.«

»Haben Sie Familie, die sich daran stören könnte?«

Daraufhin schüttle ich den Kopf. »Nein, Sir, habe ich nicht«, antworte ich aufrichtig.

Seine Augenbraue gleitet in die Höhe, doch fängt er sich schnell wieder.

»Ich denke aber auch, dass es nicht von Belang ist, ob meine Familie sich daran stören könnte oder nicht, immerhin geht es hier um einen sehr guten Job.«

»Dann haben Sie also doch Familie?«

»Bloß meinen Vater«, erwidere ich. »Er hätte sicher nichts dagegen.«

Er nickt knapp. »Das ist gut. Ich lege viel Wert darauf, dass meine Assistentin nicht ständig von ihrer Familie telefonisch kontaktiert wird, damit sie die Arbeit nicht aus den Augen verliert.«

»Das wird nicht passieren.«

Mr. McNamara wirft einen Blick in meine Bewerbung. »Nun gut, Ms. Walker, ich denke, ich weiß alles, was ich wissen muss. Mrs. Holloway wird Sie kontaktieren und Ihnen meine Entscheidung mitteilen.«

»Danke, dass Sie mir die Chance gegeben haben, mich Ihnen vorzustellen, Mr. McNamara«, sage ich freundlich und erhebe mich, als er bereits aufgestanden ist.

Er bringt mich zur Tür, dabei legt er seine Hand auf meinen unteren Rücken. »Auf Wiedersehen, Ms. Walker.« Arthur McNamara streckt seine Hand aus.

Ich ergreife und schüttle sie anschließend. »Auf Wiedersehen, Mr. McNamara.«

Als er mir die Tür seines Büros geöffnet hat, verlasse ich es und gehe durch den breiten Flur zu den Aufzügen. Mein Blick fällt auf ein Porträt seines Vaters, der sein Vorgänger war, die Ähnlichkeit ist verblüffend. Man könnte behaupten, dass der jetzige CEO eine jüngere Ausgabe von ihm ist. Ich weiß, dass er einen Bruder hat. Er ist der Ältere der beiden und hat somit die Firmenleitung übernommen.

Mrs. Holloway räuspert sich. »Sie sind ja noch da.«

Ich schaue zu ihr. »Tut mir leid, ich habe den Artikel gelesen.« Danach schenke ich ihr ein Lächeln. »Auf Wiedersehen, Mrs. Holloway.«

»Auf Wiedersehen, Mrs. Walker.«

Erst jetzt sehe ich, dass sie die nächste Bewerberin im Schlepptau hat. Ich nicke ihr zu, anschließend verschwinde ich zu den Aufzügen. Als ich auf diesen warte, kommt ein Mann aus der Tür, die als Zugang zum Treppenhaus ausgewiesen ist.

»Guten Tag.«

Ich schaue zu ihm. »Guten Tag.«

»Hatten Sie ein Vorstellungsgespräch bei meinem Bruder?«

»Bei Mr. McNamara, ja«, erwidere ich freundlich und sehe hoch auf die Anzeige. Das blöde Ding muss doch bald da sein.

»Wie ist es gelaufen?«

»Ich bin mir nicht ganz sicher«, antworte ich aufrichtig. »Das weiß man ja leider immer erst hinterher.«

Er lächelt mich an. »Mein Name ist Clint McNamara.« Dann kommt er auf mich zu und streckt seine Hand aus.

Ich schüttle sie. Sein Händedruck ist fest, aber ich verziehe keine Miene, sondern erwidere ihn mit gleicher Intensität. »Grace Walker.«

»Freut mich sehr, Sie kennenzulernen, Ms. Walker.«

»Die Freude ist ganz meinerseits, Mr. McNamara.«

Er schaut an mir vorbei. »Oh, ich glaube, die Dame, die nach Ihnen dran war, ist schon durch das Raster gefallen.«

Daraufhin schaue ich nach links und sehe die nächste Bewerberin auf mich zukommen. »Das tut mir leid für sie.«

»Nun, mein Bruder ist sehr wählerisch. Das ist das dritte Mal, dass er eine Anzeige geschaltet hat«, sagt er.

Mit einem Ping verkündet der Aufzug, dass er da ist. »Ich hoffe, ich werde nicht durchs Raster fallen.« Ich verziehe meine Lippen zu einem Lächeln. »Auf Wiedersehen, Mr. McNamara.«

»Auf Wiedersehen, Ms. Walker, hoffentlich bis bald.« Er zwinkert mir zu, bevor ich in die Kabine verschwinde.

Die andere Bewerberin betritt sie ebenfalls. »War er bei Ihnen auch so ein Arschloch?«, möchte sie wissen.

Ich sehe sie irritiert an. »Wen meinen Sie?«

»Arthur McNamara.«

»Nein, er war sehr freundlich«, entgegne ich schließlich.

»Er hat mich wegen eines Rechtschreibfehlers sofort zum Teufel gejagt«, erzählt sie.

»Tut mir leid.« Ich atme tief durch.

Warum erzählt sie mir das?

Ich will mich gar nicht mit ihr unterhalten, aber sie plappert immer weiter. Glücklicherweise ist der Aufzug schon fast im Erdgeschoss angekommen. Ich trete in die Eingangshalle des Verwaltungsgebäudes, als er sich Parterre öffnet. Eilig verlasse ich das Gebäude und mache mich von dort aus auf den Weg zu meinem Auto. Ich zweifle leider daran, den Job zu bekommen, wobei ich länger als die Bewerberinnen vor mir in Mr. McNamaras Büro und er mit dem Diktat sehr zufrieden war. Gott, ich hoffe wirklich, dass es klappt, sonst kann ich mit gepackten Koffern weiterziehen, denn meine Kommilitonin wird mich sicher nicht auf Dauer bei sich wohnen lassen. Ich habe mein Sparbuch leergeräumt und bin quasi auf einer Bewerbungs- und Jobreise durch die Staaten. Mit dem Geld, das ich bei McNamara verdienen würde, könnte ich problemlos eine Wohnung bezahlen, aber ich sollte noch keine mieten, weil ich nicht weiß, ob ich den Job bekomme oder nicht. Natürlich hoffe ich darauf, denn drei Monate des Umherreisens reichen mir. Ich habe mich bei abartig vielen Firmen beworben, die McNamara Distillery wäre meine erste Wahl, weil es ein Familienunternehmen mit einer langen Erfolgsgeschichte ist – wenn man die Prohibition außer Acht lässt.

Seufzend steige ich in meinen Wagen, fahre los und hoffe, dass sich Mrs. Holloway mit guten Nachrichten bei mir meldet.

* * *

Als ich am nächsten Tag in Connys Gästezimmer sitze, klingelt das Handy.

»Walker?«, melde ich mich freundlich.

»Guten Tag, Ms. Walker, hier spricht Elisabeth Holloway von der McNamara Distillery.«

»Guten Tag, Mrs. Holloway«, grüße ich sie hoffnungsvoll.

»Es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass sich Mr. McNamara für eine andere Bewerberin entschieden hat.«

Ich hole tief Luft. »Alles klar, vielen Dank, Mrs. Holloway.« Natürlich bemühe ich mich darum, nicht niedergeschlagen zu klingen, aber ich bezweifle, dass es mir gelingt.

»Ich soll Ihnen im Namen von Mr. McNamara seinen Dank aussprechen, dass Sie zum Vorstellungsgespräch gekommen sind, und wir wünschen Ihnen viel Erfolg auf Ihrem weiteren Weg.«

»Danke, Mrs. Holloway. Auf Wiederhören«, sage ich ruhig, weiß aber, dass ich zerknirscht bin und auch so klinge.

»Auf Wiederhören, Ms. Walker.«

Ich beende das Telefonat und lasse mich auf den Rücken fallen.

»Fuck!«, fluche ich laut und atme durch.

Warum hat er mich abgelehnt?

Vielleicht bin ich ihm nicht hübsch genug, denn meine Qualifikationen decken sich mit dem, was er gesucht hat.

Scheiße!

Seufzend richte ich mich auf und erhebe mich.

Es ist das Beste, wenn ich packe, und mich auf den Weg zurück nach Cape Coral mache. Dad wird sicher wieder versuchen, mich aufzumuntern, aber ich habe langsam keine Idee mehr, wo ich mich noch bewerben soll.

* * *

KapitelZwei

SECHS WOCHEN SPÄTER

Ich habe einen Job in einem Supermarkt bekommen. Nun verbringe ich die Tage damit, Ware in Regale zu räumen. Ich wohne wieder bei Dad und unterstütze ihn ein wenig mit meinem Gehalt, damit er nicht mehr so viel arbeiten muss.

Ich habe gerade Feierabend, als ich einen Blick auf mein Handy werfe. Es ist zehn Uhr am Abend und ich bin müde, aber als ich sehe, wer versucht hat, mich anzurufen, reiße ich überrascht die Augen auf. »Was wollen die denn noch von mir?« Seufzend rufe ich die Voicemails ab, die McNamara Distillery hat drei hinterlassen.

Ich höre mir die erste Nachricht an. »Guten Morgen, Ms. Walker, hier spricht Elisabeth Holloway von der McNamara Distillery. Mr. McNamara hat mich gebeten, Sie um einen Termin zu bitten, um sich noch einmal mit Ihnen zu unterhalten. Rufen Sie mich doch bitte unter folgender Rufnummer zurück …«

Ich lösche die Nachricht und höre die zweite. »Guten Tag, Ms. Walker, hier spricht Arthur McNamara, Sie haben sich vor sechs Wochen in meinem Unternehmen vorgestellt und ich würde Sie gern zu einem weiteren Gesprächstermin einladen. Bitte kontaktieren Sie meine Sekretärin Mrs. Holloway, um ihr einen Terminvorschlag zu unterbreiten. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag. Auf Wiederhören.«

Ich verdrehe die Augen.

Warum sollte ich denn noch mal nach Louisville fahren?

Um mir anzuhören, aus welchem Grund ich den Job nicht bekommen habe?

Und die dritte Voicemail: »Guten Abend, Ms. Walker, hier spricht noch einmal Arthur McNamara. Ich schätze, Sie sind gerade unabkömmlich, dennoch bitte ich Sie, mich unter folgender Rufnummer zurückzurufen, damit wir einen weiteren Termin ausmachen können. Sie können mich jederzeit anrufen, ich bin immer lange in der Firma. Vielen Dank und einen schönen Abend.« Anschließend sagt er die Telefonnummer an.

Kaum habe ich die Nachrichten gelöscht, klingelt das Smartphone in meiner Hand. Die Nummer ist aus Kentucky.

»Walker?«, melde ich mich.

»Guten Abend, Ms. Walker, es tut mir leid, dass ich Sie so spät noch störe. Hier spricht Arthur McNamara.«

»Was kann ich für Sie tun, Mr. McNamara?«, erkundige ich mich, dabei unterdrücke ich ein Gähnen.

»Ich möchte Sie um ein weiteres Gespräch bitten, Ms. Walker. Wann hätten Sie Zeit, noch einmal nach Louisville zu kommen?«

Ich räuspere mich. »Mr. McNamara, wie Sie meinen Unterlagen entnehmen konnten, lebe ich in Cape Coral in Florida, ich habe hier einen Job und kann nicht alles stehen und liegen lassen, um nach Kentucky zu kommen, bloß weil Sie sich mit mir unterhalten möchten.«

»In Ordnung, dann komme ich nach Florida. Wann hätten Sie Zeit?«

Irritiert ziehe ich die Augenbrauen zusammen. »Worum geht’s denn überhaupt?«

»Ich möchte Ihnen den Job als meine persönliche Assistentin anbieten«, antwortet er. »Deshalb möchte ich mich noch einmal mit Ihnen unterhalten.«

»Sie haben mich vor sechs Wochen abgelehnt.«

»Und nun weiß ich, dass ich einen Fehler gemacht habe, Ms. Walker. Geben Sie mir vielleicht noch eine Chance?«

»Ich denke darüber nach, Mr. McNamara«, erwidere ich. »Und es tut mir leid, aber ich habe gerade Feierabend und ich würde gern nach Hause fahren, deshalb muss ich unser Telefonat beenden, weil ich keine Freisprechanlage in meinem Auto habe.«

»Werden Sie mich mit Terminvorschlägen kontaktieren?«

»Schicken Sie mir doch Ihre E-Mail-Adresse und ich sehe, was ich tun kann«, entgegne ich freundlich. »Auf Wiederhören, Mr. McNamara.«

Ich beende das Gespräch, ohne seine Antwort abzuwarten, dann verziehe ich meine Lippen zu einem Lächeln. Mit guter Laune gehe ich zu meinem Auto, steige ein und mache mich auf den Heimweg.

* * *

Als ich im Wagen saß, bekam ich eine Nachricht von Mr. McNamara, in der seine E-Mail-Adresse stand. Wenn er mich wirklich einstellen will, kann er ruhig noch bis morgen warten, obwohl er geschrieben hat, dass er hofft, dass ich ihm noch heute Abend antworte. Aber nein, das werde ich nicht. Der Kerl will etwas von mir und ich sehe es nicht ein, nach seiner Pfeife zu tanzen.

»Hey, Dad«, grüße ich meinen Vater, der in seinem Fernsehsessel sitzt. »Wie geht’s dir?«

Er sieht mich lächelnd an. »Gut gut. Wie war die Arbeit, Schatz?«

»Nervtötend, wie immer. Ich bin nicht dafür gemacht, Ware in Regale zu räumen, aber Mr. McNamara hat mich angerufen. Er möchte mich noch einmal zum Vorstellungsgespräch einladen.«

»Ist das nicht der Vogel, der dich nach Kentucky kommen ließ und dann nicht eingestellt hat?«, hakt er nach.

»Ja, das ist er.« Ich setze mich aufs Sofa. »Ich will allerdings nicht noch mal dorthin reisen, wenn ich keine Garantie habe, den Job zu bekommen.«

»Verständlich. Hast du ihm das auch gesagt?«

»Nein, ich sagte ihm, dass ich einen Job habe und nicht einfach nach Kentucky kommen kann«, entgegne ich aufrichtig.

Dad lacht leise. »Was sagte er dazu?«

»Dass er dann eben nach Florida kommen würde.« Ich seufze. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich noch für ihn arbeiten will.«

Dad neigt den Kopf ein wenig. »Warum bist du unsicher?«

»Na ja, er hat sich schon einmal für eine andere Bewerberin entschieden und ich habe in die Röhre geguckt. Ich will nicht, dass er mich nach sechs Wochen einfach austauscht, wie seine jetzige Assistentin, weil er unzufrieden ist.«

»Dann solltest du ihm das so sagen, falls er wirklich nach Florida kommt.«

Ich nicke langsam, als mein Handy schon wieder klingelt. »Herrgott«, stöhne ich, dann hole ich es aus meiner Handtasche. »Walker?«

»Ms. Walker, ich warte immer noch auf eine Antwort«, es ist Mr. McNamara.

»Tut mir leid, aber ich bin gerade erst zu Hause reingekommen. Ich werfe sofort einen Blick in meinen Schichtplan und teile Ihnen mit, wann ich Zeit habe.«

»Vielen Dank, Ms. Walker.«

»Augenblick.« Ich schalte das Handy stumm.

»Ist er das?«

»Ja«, ich verdrehe die Augen, »Ich gehe mal auf mein Zimmer und sage ihm, wann ich Zeit für ihn habe.«

»Alles klar, Liebes. In der Küche steht noch etwas vom Abendessen, ich denke, ich bin schon im Bett, wenn du fertig bist.«

Ich beuge mich zu ihm und drücke einen Kuss auf seine Wange. »Gute Nacht, Dad.«

»Schlaf gut, Liebes.«

Ich schenke ihm ein Lächeln, anschließend laufe ich nach oben in mein Schlafzimmer. »Sind Sie noch dran?«, erkundige ich mich, nachdem ich das Mikrofon wieder aktiviert habe.

»Aber sicher, Ms. Walker.« Dennoch klingt er, als hätte ich seine Geduld ein wenig überstrapaziert.

Ich werfe einen Blick auf den Schichtplan. »Wann wäre es Ihnen denn möglich, nach Florida zu kommen?«

»Sagen Sie mir einfach, wann Sie etwas Zeit für mich erübrigen können«, erwidert er freundlich.

»Ich muss am Sonnabend bis sechs Uhr arbeiten. Ich könnte mich also ab acht Uhr mit Ihnen treffen«, biete ich an.

»Wie sieht es am Sonntag aus?«

»Am Sonntag habe ich frei und möchte mich dann nicht um Berufliches kümmern. Ich könnte Ihnen sonst noch kommenden Montag oder Dienstag anbieten, da muss ich auch nur bis sechs arbeiten.«

»Dann sehen wir uns am Sonnabend, Ms. Walker.«

»Wann und wo?«

»Suchen Sie doch ein Lokal aus.«

»Wenn es danach geht, reicht mir ein Hotdog-Stand, aber ich denke, das ist ein bisschen sehr weit unter Ihrem Niveau, Mr. McNamara«, sage ich amüsiert.

Er lacht leise. »Gut, ich gebe meiner Sekretärin Bescheid, dass Sie sich um eine Reservierung kümmern soll und gebe Ihnen dann Bescheid, wo wir uns treffen. Einen schönen Abend, Ms. Walker.«

»Ihnen auch. Bis dann, Mr. McNamara.«

Er legt auf – ich atme tief durch.

»So ein Spinner«, grummle ich und lege das Smartphone auf den Schreibtisch, der seit meiner Schulzeit an seinem Platz steht. Danach verlasse ich das Schlafzimmer und begebe mich in die Küche, um mir das Abendessen aufzuwärmen. Als ich in den Kühlschrank schaue, stelle ich fest, dass Dad Käsemakkaroni gemacht hat. Lächelnd hole ich den Teller heraus, nehme die Folie herunter und stelle ihn in die Mikrowelle.

* * *

Eine Viertelstunde später habe ich gegessen und mich wieder in mein Zimmer zurückgezogen. Ich setze mich aufs Bett, nehme das MacBook vom Nachttisch und suche online nach Arthur McNamara. Es ist immer gut, etwas über seinen möglicherweise zukünftigen Chef zu wissen, auch wenn ich mich sonst mehr an die Firmengeschichte halte, denn damit kann man immer punkten.

»Arthur McNamara löst Verlobung zu Topmodel Giana Biancchi«, lese ich leise. Ich rufe den Artikel auf und lese ihn mir durch.

McNamara wollte keine Stellungnahme abgeben und war für etwaige Nachfragen nicht erreichbar. Biancchis Agent teilte mit, dass die Trennung einvernehmlich war.

Ich hebe eine Augenbraue.

Wieso ist dann die Schlagzeile, dass er die Verlobung gelöst hat?

Schwachsinnig, aber Reporter scheinen etwas anders zu ticken. Ich weiß, dass ich mich auch um Pressemitteilungen kümmern muss, sollte ich die Stelle wirklich annehmen.

Ach Quatsch, was rede ich denn?

Ich werde den Job definitiv annehmen, aber ich will es ihm nicht zu leicht machen. Er soll mich ruhig zu einem schicken Essen einladen und mir erklären, warum er mich nun doch einstellen möchte.

* * *

Es ist Samstagabend und ich bin müde, weil sich die Kunden verhalten haben, als würde die Welt untergehen. Ich hatte wirklich Angst um mein Leben, als ich neue Ware in den Verkaufsraum gebracht habe und beinahe umgerannt wurde. Ich musste länger bleiben, weshalb ich keine Ahnung habe, ob Mr. McNamara überhaupt noch ein Treffen wünscht.

Als ich einen Blick auf mein Handy werfe, sehe ich eine unbekannte Handynummer unter den verpassten Anrufen. Kurzerhand rufe ich zurück.

»McNamara?«

»Hi, äh, guten Abend, Mr. McNamara, es tut mir leid, ich musste länger arbeiten und hatte keine Nummer von Ihnen, um Ihnen Bescheid zu sagen. Soll ich noch ins Restaurant kommen oder möchten Sie das Gespräch verschieben?«, erkundige ich mich.

»Das macht doch nichts. Ich warte auf Sie, sofern Sie noch kommen möchten, Ms. Walker.«

»Alles klar, ich ziehe mich um und mache mich danach sofort auf den Weg zu Ihnen«, erwidere ich, als ich auf das Haus meines Vaters zugehe.

»Dann bis gleich, Ms. Walker.«

»Bis gleich«, erwidere ich, bevor er auflegt.

Ich eile hinein. »Hi, Dad, ich hab’s eilig!«, rufe ich ihm zu.

»Du wolltest dich doch um Acht mit diesem Whiskeytypen treffen!«, sagt er laut.

»Ja, und ich musste Überstunden machen, weil eine Kollegin krank wurde und die Hölle los war!«, antworte ich. »Ich muss mich umziehen und sofort weiter.« Ich stürme regelrecht in mein Zimmer, hole eines meiner Businesskostüme aus dem Kleiderschrank und schäle mich aus meiner legeren Kleidung. Eigentlich müsste ich duschen, aber das kostet nun zu viel Zeit. Eine volle Ladung Deo und Parfüm müssen reichen.

* * *

Zehn Minuten später trage ich das Kostüm, schlüpfe in meine High Heels und binde meine Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen. Ich hasse, dass ich mich beeilen muss, denn zu diesem blöden Restaurant fahre ich auch noch mal fast zwanzig Minuten.

Ich schnappe mir meine Handtasche, die überhaupt nicht zu dem Outfit passt, und eile nach unten. »Bis später, Dad!«

»Viel Erfolg, Schatz!«, ruft er mir zu und kommt in den Flur. »Zeig ihm, was eine Walker kann.«

Ich nicke ihm grinsend zu. »Das werde ich.« Schnellen Schrittes verlasse ich das Haus, um mich auf den Weg zu Mr. McNamara zu machen.

* * *

Eine Viertelstunde später – dank Bleifuß – habe ich das Restaurant erreicht, noch im Auto trage ich Parfüm auf, das zumindest die Deowolke ein bisschen überdecken soll. Ich gebe dem jungen Mann vom Parkservice den Schlüssel, nehme mein Ticket an und gehe hinein. »Hi, mein Name ist Walker. Mr. McNamara erwartet mich«, wende ich mich an den Mitarbeiter am Empfang.

Er sieht in seine Kladde. »Folgen Sie mir bitte, Ms. Walker.«

»Sehr gern«, gebe ich mich freundlich. Ich gehe ihm hinterher und sehe Mr. McNamara schon von Weitem in einem Separee sitzen. »Guten Abend«, grüße ich ihn, als ich ihn erreicht habe. »Die Verspätung tut mir leid.«

»Guten Abend, Ms. Walker.« Er erhebt sich lächelnd und schüttelt meine Hand. »Das macht nichts, ich freue mich, dass Sie sich Zeit genommen haben, damit wir uns noch einmal unterhalten.« Mr. McNamara deutet auf die Bank. »Nehmen Sie bitte Platz.«

»Danke.« Wir setzen uns und ich sehe ihn erwartungsvoll an. »Warum wollten Sie mich treffen, Mr. McNamara?« Ja, er hat mir den Grund genannt, aber irgendwie muss ich das Gespräch zum Laufen bringen.

Er betrachtet mich, neigt sogar den Kopf ein wenig. »Um Sie für meine Firma zu gewinnen.«

Skeptisch ziehe ich die Augenbrauen zusammen. »Sie haben mir vor sechs Wochen von Ihrer Sekretärin absagen lassen, was ist passiert, dass Sie sich nun anders entschieden haben?«

McNamara schnaubt, dann lächelt er wieder. »Möchten Sie ein Glas Wein?«

»Ich bin mit dem Auto da, deshalb wäre ein Glas Wasser angebrachter«, erwidere ich freundlich.

Daraufhin winkt er einen Kellner heran und bestellt eine Flasche Mineralwasser. »Also, warum ich Sie um ein weiteres Treffen gebeten habe. Ich denke, ich habe mich für die falsche Bewerberin entschieden. Sie sind qualifiziert, sogar bestens qualifiziert, haben Elan und kennen die Firmengeschichte beziehungsweise Sie interessieren sich dafür, wie Mrs. Holloway mir mitgeteilt hat, nachdem Sie bei mir waren.« Er nimmt einen Schluck seines Rotweins. »Deshalb möchte ich Sie bitten, für mich zu arbeiten.«

Ich sehe ihn skeptisch an. »Ich bin bereits angestellt.«

»In einem Supermarkt, wenn ich das richtig in Erfahrung gebracht habe«, sagt er trocken.

»Ich weiß nicht, wie Sie das nennen, aber ich nenne das Stalking.«

Mr. McNamara schüttelt lächelnd den Kopf. »Nein, das gehört dazu, wenn ich wissen möchte, wer vielleicht für mich arbeiten wird.«

»Soso.« Ich lehne mich zurück. »Und was haben Sie noch in Erfahrung gebracht?«

»Sie waren Jahrgangsbeste auf der Highschool, im Debattierclub und Cheerleader, auf dem College haben Sie für die Campuszeitung geschrieben und einen Schreibmaschinenkurs belegt. Sie haben das Masterstudium ebenfalls mit Bestnote abgeschlossen.«

Ich seufze. »Wie Sie wissen, lebe ich hier in Cape Coral.«

»Das ist mir bewusst. Ich biete Ihnen eine Wohnung in Firmennähe sowie Urlaubs- und Weihnachtsgeld, dreißig Tage bezahlten Urlaub und ein gutes Festgehalt an, um Sie für mich zu gewinnen.«

»Das wie hoch ist?«, möchte ich wissen.

»Sie erhalten etwa viertausend Dollar Festgehalt im Monat«, antwortet er aufrichtig. »Zusätzlich ein dreizehntes Gehalt als Weihnachtsgeld, plus einen halben Monatslohn Urlaubsgeld.«

Das klingt wirklich verdammt gut. Mit viertausend Dollar im Monat würde ich problemlos über die Runden kommen und könnte sogar einen Großteil sparen beziehungsweise die Raten meiner Studienkredite abbezahlen.

»Zudem erhalten Sie einen Firmenwagen, sofern Sie nicht Ihr eigenes Auto nach Kentucky fahren möchten.«

»Und zu allem Überfluss erhalte ich eine Wohnung?«

»Mietfrei, ja«, antwortet er. »Ich bin der Eigentümer einiger Immobilien in Firmennähe.«

Wow. Das klingt viel zu gut, um wahr zu sein. »Wo ist der Haken, Mr. McNamara?«, frage ich sicherheitshalber nach, als der Kellner das Mineralwasser bringt und mir ein Glas einschenkt. Ich bedanke mich, bevor er antwortet.

»Es gibt keinen Haken, außer dass Sie Tag und Nacht für mich erreichbar sein müssen«, entgegnet er.

Mühsam behalte ich mein Mienenspiel unter Kontrolle. »Das nennen Sie einen Haken?«

»Es kann gut sein, dass ich Sie auch mal länger arbeiten lasse. Sie werden von acht Uhr morgens bis achtzehn Uhr am Abend im Büro sein und eventuell Überstunden leisten müssen«, erklärt er. »Für einige Ihrer Vorgängerinnen war das ein Haken, denn sie haben nach und nach gekündigt.«

»Ich denke, es ist in Ordnung, wenn ich mir ein wenig Bedenkzeit nehme, oder?«

»Ms. Walker, Sie arbeiten in einem Supermarkt, glauben Sie wirklich, dass ich Ihnen die Nummer mit der Bedenkzeit abnehme?«, hakt er mit gehobenen Augenbrauen nach.

»Ich mag in einem Supermarkt arbeiten, allerdings bin ich hier aufgewachsen und lebe im Sunshine State, das muss Kentucky erst mal nachmachen.«

»Sie sind nicht die Einzige, die für die Besetzung der Stelle als meine persönliche Assistentin infrage kommt. Bedenken Sie bitte auch diesen Umstand.«

Es ist komisch, dass ich nicht die Einzige sein soll, die für die Stelle als seine persönliche Assistentin infragekommt, er aber extra für mich nach Florida kommt. Ich bin mir sicher, dass er mir gerade einen Bären aufbindet. »Das heißt, dass Sie heute eine Zusage möchten?«

»Möglichst ja.« Er greift zur Seite. »Ich habe einen Vertragsentwurf mitgebracht, falls Sie ihn durchgehen möchten.«

Daraufhin strecke ich die Hand aus. Es interessiert mich wirklich, was in seinem Vertragsentwurf steht. Als er ihn mir gegeben hat, werfe ich einen Blick hinein. Natürlich lese ich ihn aufmerksam und lasse mir Zeit dabei, denn ich möchte nicht zusagen, ohne ganz genau zu wissen, was auf mich zukommt.

»Also, was sagen Sie?«, fragt er nach einer Viertelstunde.

»Dass ich es mir gern bis morgen überlegen würde, sofern Sie so viel Geduld haben«, antworte ich aufrichtig. »Es ist ein gutes Angebot, aber ich gebe zu, dass es mich ein wenig getroffen hat, dass ich vor sechs Wochen abgelehnt wurde.«

»Was kostet es mich, Ihnen heute Abend die Zusage zu entlocken?«, möchte er wissen.

Ich lache auf. »Tut mir leid, aber ich bin nicht käuflich, Mr. McNamara.«

Seine Augenbraue flippt in die Höhe, er betrachtet mich skeptisch. »Dann wären Sie die Erste, die ich treffe, die es nicht ist.«

»Sie sind der erste Mann, der mir begegnet, der glaubt, dass er mit Geld alles erreichen kann«, halte ich dagegen.

»Nun gut.« Er greift zur Speisekarte. »Lassen Sie uns essen und uns ein wenig unterhalten. Vielleicht kann ich Sie ja mit Worten statt Bestechungsgeldern überzeugen«, sagt er amüsiert.

Schmunzelnd greife ich ebenfalls zur Karte und werfe einen Blick hinein. »Ihr Bruder arbeitet ebenfalls in der Destillerie, oder?«

»Ja, er leitet die Personalabteilung«, erwidert Arthur McNamara. »Und er ist der Erste, der die Bewerbungen zu Gesicht bekommt.«

»Und was ist Ihre Aufgabe in Ihrem Unternehmen?«, erkundige ich mich interessiert.

»Nun, ich habe ein Auge auf alles, was von Belang ist. Bilanzen, Verträge, Neuentwicklungen«, antwortet er. »Ich denke, das haben Sie schon alles nachgelesen, so wie ich Sie einschätze, Ms. Walker.«

»Ich habe vieles nachgelesen, aber es ranken sich einige Geheimnisse um die Chefetage. Ich weiß, dass die Destillerie in sechster Generation im Familienbesitz ist, auch dass Sie die Firma seit zwei Jahren leiten, aber die Umsätze seither gestiegen sind.«

»Richtig«, stimmt er zu.

Der Kellner kommt und er ordert ein Steak mit Kartoffeln und Bohnen, während ich mich für einen Caesar Salad entscheide.

»Wieso haben Sie sich in meinem Unternehmen beworben?«, erkundigt er sich schließlich.

»Nun, ich habe Wirtschaft studiert und wollte immer Teil eines Unternehmens sein, das seine Angestellten nicht wie Sklaven behandelt. Ich habe während der Semesterferien eine Tour durch die Destillerie unternommen und als ich dann online die Jobanzeige sah, dachte ich, ich versuche mein Glück.«

»Das ist ziemlich zusammenhanglos, wenn Sie mich fragen«, stellt er fest.

»Ich war ja auch noch nicht fertig«, erwidere ich lächelnd. »Ich dachte, in einem Familienunternehmen ist die Arbeit persönlicher. Ihr Bruder, Ihr Onkel und Ihre Cousins sind in Ihrem Unternehmen tätig, Sie selbst haben es sehr jung übernommen, weil Ihr Vater aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten musste. Ich dachte, es wäre schön, in so einem Familienverbund zu arbeiten, und dass es Spaß machen würde. Zumindest mehr als in einer großen Firma, in der man in einem Großraumbüro sitzt und kaum Kontakt zu seinen Vorgesetzten bekommt.«

McNamara nickt. »Das klingt schon besser.«

Wir unterhalten uns weiter, insbesondere interessiert er sich für meine Ziele, die allerdings noch recht rar gesät sind, da ich erst in diesem Jahr das Studium abgeschlossen habe. Aber meinen größten Traum verschweige ich ihm, denn dann wird er mich sicher nicht mehr einstellen wollen. Nach dem Bachelor mit zweiundzwanzig Jahren habe ich noch den Master gemacht, um wirklich für jeden Job im Wirtschaftswesen geeignet zu sein. Zwar ist eine Stelle als persönliche Assistentin nicht mein Nonplusultra, aber das werde ich ihm nicht sagen. Ich möchte in erster Linie einen Job, der mir Spaß macht, und diese Stelle wird außerordentlich gut bezahlt, auch wenn ich mehr verdienen könnte. Jedoch muss ich erst mal Berufserfahrung sammeln, um mich auf noch bessere Arbeitsplätze bewerben zu können. Und die Chance, Erfahrungen sammeln zu können, wird einem nicht oft geboten. Bisher sieht mein Plan so aus, für ein oder zwei Jahre in einer renommierten Firma zu arbeiten, um mich dann weiter zu bewerben. Als Berufsanfängerin viertausend Dollar im Monat zu verdienen, ist der Wahnsinn, zudem stellt er mir eine Wohnung.

»Um noch mal auf die Wohnung zurückzukommen«, beginne ich.

»Ja, Ms. Walker?«

»Ist das Wohnen dort zeitlich begrenzt oder wird sie mir so lange zur Verfügung gestellt, wie ich für Sie arbeite?«, erkundige ich mich.

»Sollten Sie kündigen, erlischt natürlich das Wohnrecht. Sollten Sie – aus welchem Grund auch immer – gekündigt werden, haben Sie sechs Wochen Zeit, die Wohnung zu räumen«, erklärt er.

Ich nicke. »Okay.«

»Warum fragen Sie?«

»Nun, ich kenne den Wohnungsmarkt in Kentucky nicht und deshalb wollte ich wissen, ob das eine temporäre oder dauerhafte Lösung ist«, antworte ich aufrichtig.

»Es ist keine temporäre Lösung, außer Sie verlassen das Unternehmen.«

»Gut zu wissen.«

Arthur McNamara schenkt mir ein Lächeln. »Ist es für Sie ein Problem, wenn Sie mit dem Vornamen angesprochen werden?«

»Ja, ist es. Ich möchte, dass das Ganze auf respektvoller und professioneller Ebene bleibt«, entgegne ich. »Ich denke, damit wird die nötige Distanz gewahrt.«

»In Ordnung, es kann passieren, dass ich Sie mit Ihrem Vornamen anspreche, aber ich hoffe, Sie verzeihen mir dann.«

»Das werden wir sehen, sollte ich unterschreiben.«

Wieder betrachtet er mich skeptisch. »Das werde ich ja spätestens morgen erfahren.«

Das Essen wird gebracht und ich gehöre nicht zu den Menschen, die sich dabei unterhalten. Mr. McNamara hingegen redet in einer Tour. Ich höre ihm zu, erwidere zwischendurch etwas, aber von mir aus führe ich das Gespräch nicht weiter.

* * *

Ich werfe einen Blick auf die Uhr. »Seien Sie mir nicht böse, aber ich werde mich so langsam auf den Heimweg machen. Ich hatte einen langen Tag.«

»Sicher, kein Problem.« Er winkt den Kellner heran.

»Darf ich Ihnen noch etwas bringen?«, fragt dieser interessiert.

»Die Rechnung bitte«, entgegnet Mr. McNamara freundlich und sieht mich an. »Ich schätze, es ist unangebracht, Sie zu fragen, wie das Nachtleben aussieht?«

Ich verziehe meine Lippen zu einem Lächeln. »In Miami sind einige Clubs, die ganz gut sind.«

»Welche?«

Daraufhin nenne ich ihm ein paar.

»Würden Sie mich begleiten?«

»Ich bin seit fünf Uhr auf den Beinen und würde lieber ins Bett«, lehne ich ab.

»Alles klar.« Er schenkt mir ein Lächeln.

Als die Rechnung gebracht wird, legt er seine Kreditkarte in die schwarze Mappe. Ich bin definitiv nicht für dieses Lokal angezogen, aber es war auch eine einmalige Erfahrung, dass ich hierher gekommen bin. Gemeinsam mit ihm warte ich darauf, dass seine Kreditkarte zurückgebracht wird.

In seiner Begleitung verlasse ich das Lokal und reiche dem Herrn vom Parkservice mein Ticket.

Er reicht mir die Mappe mit dem Vertragsentwurf. »Werden Sie sich wirklich morgen melden, Ms. Walker?«, erkundigt er sich.

»Ja, ich denke, morgen Nachmittag, spätestens am frühen Abend werde ich Sie anrufen.«

»Ich freue mich auf Ihren Anruf.« Anschließend streckt er seine Hand aus.

»Bis morgen, Mr. McNamara.« Ich schüttle sie und lasse mir meinen Autoschlüssel geben. »Warten Sie nicht auf Ihren Wagen?«

»Ich habe meinem Fahrer Bescheid gegeben, dass er herkommt.« Nur einen Moment später parkt ein schwarzer Mercedes hinter meinem Ford.

»Bis morgen, Mr. McNamara.« Ich gehe um mein Auto herum.

»Bis dann«, entgegnet er.

Ich lächle ihm zu, steige in meinen Wagen und fahre los. Ein Blick in den Rückspiegel verrät mir, dass mir sein Mercedes folgt. Ich muss zugeben, dass es mich irritiert, aber wer weiß, wohin das Navi ihn führt? Als ich an der nächsten Kreuzung rechts abbiege, biegt McNamaras Fahrer links ab.

* * *

Zwanzig Minuten später bin ich zu Hause, seufzend betrete ich das Haus und schließe die Tür hinter mir ab. Auf meinem Handy geht eine Nachricht ein, aber ich will erst mal unter die Dusche. Zielstrebig laufe ich in mein Schlafzimmer, ziehe die hohen Schuhe und den Blazer aus, anschließend nehme ich das Nachthemd aus dem Bett.

Ich atme auf, als ich unter der Dusche stehe und das heiße Wasser den anstrengenden Tag von mir abwäscht. Meine Gedanken kreisen um das Angebot von Mr. McNamara – und sein Lächeln. Kopfschüttelnd vertreibe ich das Bild, dieses extrem charismatischen Mannes.

Als ich mich entspannt genug fühle, seife ich mich ein, schließlich shampooniere ich meine langen schwarzen Haare. Schon wieder muss ich an McNamaras dunkelbraune Augen denken.

»Verdammt«, brumme ich und schüttle noch einmal den Kopf.

Der Kerl wird mit hoher Wahrscheinlichkeit mein Chef und ich will nicht, dass er auf diese Weise durch meinen Geist trabt.

Ich wasche den Schaum von meinem Körper, anschließend verlasse ich die Dusche. Jetzt habe ich die nötige Bettschwere erreicht, um mich hinzulegen. Ein paar Minuten später habe ich mich abgetrocknet, das Nachthemd angezogen und putze mir die Zähne. Ich höre, dass mein Handy klingelt, weshalb ich mit der Zahnbürste im Mund in mein Schlafzimmer eile. »Hallo?«, melde ich mich undeutlich.

»Ms. Walker?« Es ist Arthur McNamara.

»Hm?«, mache ich wegen des Schaums in meinem Mund.

»Können Sie gerade nicht reden?«, möchte er wissen.

»Moment«, gebe ich schwer verständlich zurück und laufe abermals ins Bad. Ich spucke die Zahnpasta ins Waschbecken und spüle mir den Mund aus. »Tut mir leid, ich habe mir gerade die Zähne geputzt. Was kann ich für Sie tun?«

»Ich wollte mich erkundigen, ob Sie gut zu Hause angekommen sind«, antwortet er.

»Das bin ich, danke.«

»Sehr gut, das beruhigt mich. Wir hören uns dann morgen, Ms. Walker«, sagt er gut gelaunt. Im Hintergrund höre ich keine Geräusche, vielleicht ist er gar nicht ausgegangen.

»Möchten Sie sich eigentlich zur Vertragsunterzeichnung mit mir treffen, falls ich Ihr Angebot annehmen sollte?«, erkundige ich mich.

»Nein, Sie haben bisher bloß einen Vertragsentwurf erhalten. Ich würde dann morgen einen Termin in Kentucky mit Ihnen ausmachen«, antwortet er. »Schlafen Sie gut, Ms. Walker.«

»Gute Nacht, Mr. McNamara. Bis morgen.«

Er legt auf und ich werfe noch einen Blick in den Spiegel.

Als ich fünf Minuten später im Bett liege, frage ich mich, warum er mich noch mal angerufen hat. Aber dann werfe ich einen Blick aufs Smartphone und die Nachricht, die ich bekommen haben.

Ms. Walker, ich hoffe, Sie sind gut zu Hause angekommen. Sagen Sie mir doch bitte kurz Bescheid, damit ich mir keine Sorgen machen muss.

Ich verziehe meine Lippen zu einem Lächeln, dann lege ich das Handy weg und drehe mich auf die Seite.

* * *

KapitelDrei

Ich habe mir den Vertragsentwurf noch einmal gemeinsam mit Dad durchgelesen.

»Du wärst dumm, wenn du diesen Job ablehnen würdest«, sagt er gelassen.

»Also, soll ich ihn annehmen?«

Mein Vater nickt. »Definitiv. Du würdest verdammt gut verdienen, bekämst eine Wohnung gestellt … Es ist ein sehr gutes Angebot, immerhin bist du Berufsanfängerin und hier steht eindeutig geschrieben, dass dein Gehalt mit den Jahren steigen wird, die du in der Firma tätig bist.«

»Echt?« Ich sehe mit ihm in den Entwurf. »Das muss ich überlesen haben«, gebe ich unschuldig grinsend zu.

»So wie ich dich kenne, wirst du es nur überflogen haben«, sagt er amüsiert. »Also, wie entscheidest du dich?«

»Ich denke, ich nehme den Job an. Es ist eine große Chance, Erfahrungen zu sammeln, und irgendwann kann ich mich dann auch bei Unternehmen hier in Florida bewerben, um wieder in deiner Nähe zu sein«, antworte ich.

»Sehr gut. Ruf den Mann an und sag ihm, dass er eine neue persönliche Assistentin hat.« Dad schenkt mir ein Lächeln, als er mir den Vertragsentwurf reicht und mein Smartphone zu mir schiebt.

Ich habe es gerade in der Hand, da klingelt es schon. »Scheinbar kann der Mann es riechen, wenn man ihn anrufen will«, stelle ich mit einem Blick aufs Display fest. »Guten Tag, Mr. McNamara«, grüße ich ihn, als ich den Anruf entgegennehme.

»Guten Tag, Ms. Walker, wollten Sie sich nicht melden?«

»Sie werden lachen, aber ich habe gerade das Handy an mich genommen, um Sie anzurufen. Sie waren bloß etwas schneller als ich«, antworte ich amüsiert.

»Haben Sie sich entschieden?«

»Ja, das habe ich«, entgegne ich nun wieder ernst.

»Und?«, hakt er geduldig nach. »Habe ich Sie für mein Unternehmen gewinnen können?«

»Ich werde Ihr Angebot annehmen, Mr. McNamara«, lasse ich ihn wissen.

»Das freut mich. Wann haben Sie Zeit, um nach Kentucky zu kommen, damit wir den Vertrag unterzeichnen können?«

»Wenn ich noch heute meinen Job kündige, könnte ich mich morgen auf den Weg machen, also wäre es am Dienstag möglich, zu Ihnen in die Destillerie zu kommen«, erwidere ich.

»Wir können es uns auch etwas leichter machen. Ich habe mir den Vertrag ins Hotel faxen lassen. Wenn Sie möchten, treffen wir uns nachher, damit Sie unterschreiben.«

»Sagten Sie nicht, dass ich nach Kentucky kommen soll?«, möchte ich verdutzt über diese kleine Planänderung wissen.

»Schon, aber ich wollte es Ihnen ein wenig erleichtern, damit Sie nicht hin und her reisen müssen, um die Vertragsunterzeichnung und den Umzug hinter sich zu bringen.«

»Wann möchten Sie sich denn mit mir treffen?«, frage ich interessiert.

»Ich reserviere einen Tisch und schicke Ihnen eine Nachricht, wo ich Sie heute Abend erwarte.«

»Alles klar.«

»Bis später, Ms. Walker.«

»Bis dann, Mr. McNamara.« Ich lege auf.

»Und was sagte er?«, erkundigt Dad sich.

»Er möchte sich heute Abend mit mir in einem Restaurant treffen, damit ich den Vertrag unterschreibe. Mr. McNamara möchte es mir erleichtern, damit ich nicht hin und her reisen muss.«

»Das ist doch nett«, hält Dad dagegen.

»Ja, ich finde es auch freundlich von ihm.« Ich räuspere mich. »Dann sollte ich meinem Boss morgen meine Kündigung aussprechen, wenn ich weiß, wann ich bei McNamara anfangen soll.«

Er nickt mir zu. »So würde ich es auch machen.«

»Ich werde mal schauen, was ich im Kleiderschrank habe, damit ich mich heute Abend nicht wieder underdressed fühle.«

Mein Vater lacht auf. »War es gestern so schlimm?«

»Na ja, ich war als einzige Frau sehr geschäftsmäßig gekleidet.«

»Geschäftsmäßige Kleidung ist nicht schlimm, Liebes, das zeigt nur, dass du professionell bist.«

»Ja, du hast recht.« Ich erhebe mich. »Ich bin mal oben.«

»Viel Erfolg.«

* * *

Treffen Sie mich heute Abend um 19 Uhr im Astaire. Arthur McNamara

Kurz vor unserem Treffen lese ich noch einmal seine Nachricht. Ich habe in der Nähe des Restaurants geparkt, damit ich den Parkservice nicht nutzen muss. In fünf Minuten ist unser Termin. Gut gelaunt steige ich aus meinem Wagen, schultere meine Handtasche und mache mich auf den Weg.

Er ist der erste Chef, der mir SMS schreibt, aber das stört mich nicht. Mr. McNamara hatte ja gesagt, dass er mir eine Nachricht schicken würde, allerdings hatte ich mit einer Whatsappnachricht gerechnet.

»Guten Abend, mein Name ist Walker, Mr. McNamara erwartet mich«, lasse ich die Dame am Empfang wissen.

Sie sieht nach. »Grace Walker?«

»Richtig«, stimme ich zu.

»Folgen Sie mir bitte. Mr. McNamara ist bereits eingetroffen.«

Ich nicke ihr zu, anschließend folge ich ihr. Allerdings bin ich überrascht, weil sie mich durch den Gastraum zu einem abgetrennten Raum führt. »Ich dachte, Mr. McNamara hätte einen Tisch reserviert.«

»Ja, allerdings im abgetrennten Gastraum«, erwidert sie und öffnet die Tür für mich.

»Danke.« Ich betrete den Raum, der einem großen Tisch, sogar einer mittelgroßen Partygesellschaft Platz bietet. »Guten Abend, Mr. McNamara«, grüße ich ihn, als er sich erhebt.

»Ms. Walker, es freut mich, dass Sie es geschafft haben«, sagt er und kommt auf mich zu.

Ich schüttle die mir angebotene Hand fest und sehe in seine Augen.

Er erwidert meinen Blick etwas zu lang, dann schüttelt er den Kopf und deutet zum Tisch. »Ich habe das Essen bereits bestellt. Ich hoffe, Sie mögen Lamm.«

»Ich habe es noch nie gegessen, aber es wird sicher gut sein«, entgegne ich lächelnd und folge ihm.

Mr. McNamara zieht einen Stuhl zurück. »Nehmen Sie bitte Platz.«

»Danke.« Ich setze mich und er rückt den großen Polsterstuhl zurecht.

Mr. McNamara lässt sich mir gegenüber nieder. »Möchten Sie etwas trinken?«

»Ein Glas Wasser wäre nett.«

Daraufhin hebt er eine Augenbraue. »Möchten Sie die Vertragsunterzeichnung nicht feiern?«

»Ehrlich gesagt bleibe ich lieber bei einem alkoholfreien Getränk, da ich noch fahren muss.«

»Ich glaube, es spricht nichts gegen ein Glas Champagner. Wenn Sie möchten, veranlasse ich, dass mein Chauffeur Sie nach Hause bringt.«

»Und was wird aus meinem Auto?«, erkundige ich mich schmunzelnd.

»Das können Sie doch sicher morgen abholen oder ich sorge dafür, dass es zu Ihnen gebracht wird.«

Nun bin ich diejenige, die ihn skeptisch ansieht. »Ich denke, ich werde noch fahren können, wenn ich nur ein Glas Champagner trinke, immerhin essen wir noch und ich werde danach Wasser trinken.« Kaum ausgesprochen lächle ich.

Er nickt. »Wollen wir zum Geschäftlichen kommen?«

»Ich bitte darum.«

Mr. McNamara nimmt eine Ledermappe an sich, die neben ihm auf dem Tisch liegt, und holt zwei Verträge heraus. Einen davon reicht er mir. »Möchten Sie den Vertrag noch einmal mit mir durchgehen?«

»Das würde ich gern, damit Sie mir gegebenenfalls ein paar Fragen beantworten können«, sage ich freundlich.

»Sehr gern, Ms. Walker.«

Ich hole den Vertragsentwurf aus meiner Handtasche und vergleiche ihn mit dem Vertrag, den er mir gerade vorgelegt hat. Blind unterschreiben ist nichts für mich, deshalb möchte ich noch einmal alles gründlich durchlesen. »Hier stehen sechsundzwanzig Urlaubstage drin«, stelle ich schließlich fest. »Im Entwurf stehen dreißig«, lasse ich ihn wissen.

»Das lässt sich gleich ändern«, sagt er und streckt seine Hand aus. Danach nimmt er einen Kugelschreiber aus der Lederkladde und streicht die 26 durch, die er anschließend handschriftlich durch eine 30 ersetzt. Ebenso verfährt er bei dem Schriftstück, das er vor sich liegen hat. »Das wäre damit erledigt.« Er gibt mir meine Ausführung zurück. »Sind Sie sonst mit allem einverstanden?«

»Ja, sonst gleicht alles dem Vertragsentwurf«, erwidere ich. »Haben Sie einen Kugelschreiber?«

»Sicher.« Er reicht mir seinen.

Der Kugelschreiber ist schwer und ein Blick darauf verrät mir, dass es sich um ein teures Stück handeln muss. Außerdem ist er mit seinem Namen graviert.

»Meine Eltern haben ihn mir zum Studienabschluss geschenkt«, erzählt er.

Ich hebe den Kopf. »Ein wirklich schönes Stück.« Ich unterschreibe den Vertrag und reiche ihn Mr. McNamara, der mir anschließend seine Ausführung gibt, die ich ebenfalls unterzeichne.

Nachdem er seine Unterschrift darunter gesetzt hat, steckt er einen der Verträge wieder ein. »Wann können Sie anfangen, Ms. Walker?«, erkundigt er sich, als er zwei Gläser Champagner einschenkt.

»Nun, ich muss morgen kündigen, danach packen, also denke ich, werde ich mich Mittwoch oder Donnerstag auf den Weg nach Kentucky machen können. Wie wäre es mit dem darauffolgenden Montag?«

»Also, morgen in einer Woche«, stellt er fest.

Ich nicke ihm zu.

»Ich habe nicht damit gerechnet, dass Sie noch eine Woche Zeit schinden möchten«, sagt er frei heraus. »Und ich bin damit nicht ganz einverstanden.«

»Ich denke, ich werde am Mittwoch losfahren, dann könnte ich gegebenenfalls schon am Freitag anfangen«, biete ich an.

»Das würde mir besser passen, so könnten Mrs. Holloway und ich Sie schon in das Gröbste einarbeiten.«

»Dann werde ich Freitag anfangen«, erwidere ich freundlich, obwohl es mir nicht passt, dass er jetzt schon den Chef raushängen lässt.

»Ich werde dafür sorgen, dass Sie kommenden Donnerstag in der Wohnung erwartet werden, die ich Ihnen zur Verfügung stelle, damit Sie nicht vor verschlossenen Türen stehen.«

»Danke.«

»Nun lassen Sie uns anstoßen«, meint er und hebt sein Glas.

Ich nehme meines ebenfalls an mich und stoße es leicht gegen seines.

Er lächelt mich an. »Auf eine gute Zusammenarbeit.«

Ich schmunzle. »Darauf trinke ich.« Ich trinke einen kleinen Schluck Champagner. Er schmeckt nicht besonders gut, aber ich war noch ein Fan von Sekt, Wein, Prosecco oder eben auch Champagner. Nach meinem Abschluss hatte Dad eine Flasche Moët Chandon gekauft, was meine bis dato erste und letzte Begegnung mit diesem Getränk war. Er schmeckt mir einfach nicht, aber ich schätze, als seine Assistentin werde ich mich daran gewöhnen müssen, Champagner zu trinken.

»Sie wissen noch, was Sie als meine PA erwartet, oder?«

»Ja, wenn es bei den Aufgaben bleibt, die auch in der Jobbeschreibung standen, weiß ich es noch«, antworte ich, als ich die Champagnerflöte abstelle.

»Das ist gut.« Er stellt sein Glas ebenfalls ab. »Es gibt noch weitere Aufgaben, die nicht darin aufgeführt waren. Unter anderem müssen Sie mich auch zu Anlässen begleiten, sollte die Arbeit es erfordern.«

»Davon ging ich bereits aus, da Sie sagten, dass ich Sie auch auf Geschäftsreisen begleiten muss.«

»Ebenso müssen Sie auch Messen vor- und nachbereiten, Ms. Walker.«

»Ich weiß.«

»Welche Fremdsprachen sprechen Sie noch gleich? Ich weiß, es stand in Ihren Bewerbungsunterlagen, aber ich habe es gerade nicht im Kopf.«

»Ich spreche neben Englisch noch Französisch und Italienisch.«

»Hat das einen Grund?«

»Meine Mutter stammt aus Kanada und ich wurde eine Weile zweisprachig erzogen, außerdem habe ich noch einen Sprachkurs gemacht. Italienisch habe ich während eines Austauschjahres in Rom gelernt.«

»Sie haben einen Schüleraustausch gemacht?«

»Richtig und zwei Auslandssemester, ebenfalls in Italien.« Ich neige den Kopf. »Sprechen Sie eine Fremdsprache?«

»Französisch und Spanisch, aber die meisten Geschäftsangelegenheiten lassen sich auf Englisch klären«, antwortet er offensichtlich gut gelaunt.

»Haben Sie beides in der Schule gelernt?«

»Französisch ja und Spanisch der Liebe wegen.«

»Sie haben aus Liebe eine Sprache gelernt?«, hake ich verwundert nach.

»Ja, meine Ex-Verlobte stammt aus Mexiko und sie sprach damals kein besonders gutes Englisch, deshalb lernte sie meine Muttersprache und ich ihre«, erzählt er.

»Und nun sprechen Sie es fließend?«

Arthur McNamara nickt. »Ich habe es stetig verbessert.«

»Ohne dass Sie beide noch ein Paar waren?«

»Die Trennung folgte erst, nachdem ich die Sprache fließend beherrscht habe.«

»Sprechen Sie von Giana Biancchi?«

»Ja.«

Das Essen wird gebracht und ich sehe mir das Lamm genau an.

»Stimmt etwas nicht, Ms. Walker?«

»Doch, alles in Ordnung, ich habe bloß das Fleisch begutachtet«, erwidere ich und zeige ihm ein scheues Lächeln. Die Beilage besteht aus gerösteten Kartoffeln und grünem Spargel.

»Probieren Sie es, Ms. Walker.«

»Das habe ich vor, Mr. McNamara.«

Wir fangen an zu essen und ich muss sagen, es schmeckt besser, als ich erwartet habe. Das Fleisch ist angenehm zart und er hat eine gute Wahl getroffen. Selbst hätte ich mich wohl für etwas Anderes entschieden – vermutlich wieder für einen Caesar Salad, denn der ist immer eine sichere Nummer.

»Schmeckt es Ihnen?«, erkundigt er sich.

»Ja, es ist gut. Vermutlich hätte ich mich wieder für einen Salat entschieden, wenn Sie mir die Entscheidung nicht abgenommen hätten«, antworte ich aufrichtig.

»Ich habe auch schon das Dessert geordert. Ich hoffe, sie mögen Sorbet.«

»Es kommt auf das Sorbet an«, gebe ich zu.

»Ich habe Schwarze Johannisbeere und Himbeere bestellt, vielleicht sagt es Ihnen ja zu.«

»Ich esse ganz gern Himbeeren, das Sorbet wird mir sicher schmecken.«

* * *

Als wir das Dessert bekommen, hat Mr. McNamara schon das dritte Glas Wein vor sich stehen. »Sie möchten wirklich kein Glas Wein?«

Ich schüttle den Kopf. »Nein, lieber nicht. Ich bin ganz gut darin, Wein in einen Kater zu verwandeln, deshalb vermeide ich ihn nach Möglichkeit.«

Er lacht. »Schlagfertig sind Sie ja, das muss man Ihnen lassen.«

»Ich denke, das muss man als Frau auch sein, um sich in einer Männerdomäne durchzusetzen.«

»Stimmt, aber ich bin davon überzeugt, dass Sie dieses Durchsetzungsvermögen haben«, sagt er, während er mich betrachtet.

»Wie kommen Sie darauf?«, möchte ich wissen und sehe ihn ebenfalls aufmerksam an.

»Sie sind gebildet, klug, schlagfertig und Sie haben Charisma, das sind bisher die Eigenschaften, die ich kennengelernt habe, und mit denen kann man sich sehr gut durchsetzen.«

»Mit Charisma?«

»Unter anderem ja«, nickt er. »Glauben Sie mir, in der kurzen Zeit, in der ich die Destillerie leite, hatte ich schon viele Assistentinnen, die lange nicht Ihre Ausstrahlung hatten, Ms. Walker.«

Meine Augenbraue gleitet in die Höhe. »Danke für die Blumen.«

Arthur McNamara schnaubt amüsiert. »Es ist bloß die Wahrheit.« Er isst noch einen Löffel des Sorbets. Er hat sich für die Schwarze Johannisbeere entschieden, während ich das Himbeersorbet löffle. »Ich denke, wir beide werden gut miteinander zurechtkommen.«

»Warum gehen Sie davon aus?«

»Mein Bauchgefühl täuscht mich selten«, antwortet er lächelnd und isst weiter.

»Mhm.« Ich lege den Dessertlöffel weg.

»Schmeckt es Ihnen nicht?«

»Doch, wenn ich könnte, würde ich mich reinsetzen, aber ich bekomme keinen Bissen mehr runter.«

Mein zukünftiger Boss mustert mich. »Haben Sie heute noch etwas vor, Ms. Walker?«

»Nein, aber ich muss morgen früh zur Arbeit, deshalb sollte ich heute nicht allzu lange auf bleiben.«

»Sie wollen mir gerade sagen, dass Sie morgen früh noch mal arbeiten gehen, obwohl Sie den Vertrag bei mir unterschrieben haben?«

»Nein, ich werde morgen früh zur Arbeit fahren, um meinen Chef von meiner Kündigung zu unterrichten«, korrigiere ich ihn geduldig. »Das wäre bei Schichtbeginn besser, als einfach nicht zu erscheinen.«

»Wohl wahr. Wenn Ihr Chef Probleme machen sollte, werde ich Ihnen gern behilflich sein, ihn zu beruhigen.«

»Ich bezweifle, dass es so weit kommen wird.«

Er isst den letzten Löffel seines Sorbets. »Dann werde ich Sie nicht überreden können, Miamis Bars mit mir zu erkunden?«

Ich lache auf. »Nein, leider nicht, Mr. McNamara, und ich glaube, das wird sich auch nicht ändern, wenn ich für Sie arbeite.«

»Warum denken Sie so?«

»Sie werden mein Boss und ich halte es für keine gute Idee, wenn wir anfangen, gemeinsam das Nachtleben unsicher zu machen. Denken Sie nur an die Presse, die darauf folgen könnte«, antworte ich.

»Dann lassen Sie mich Sie nach Hause bringen, immerhin haben Sie Alkohol getrunken.«

»Ich habe nur Champagner getrunken.«

»Drei Gläser, ich möchte nicht, dass Sie noch fahren.«

Ich seufze resigniert. »Ich werde meinen Vater bitten, mich abzuholen, dann müssen Sie keinen Umweg fahren.«

»Der Umweg macht mir nichts aus, keine Sorge.«

»Aber es macht mir etwas aus.«

Er hebt eine Augenbraue. »Na schön, aber dann sagen Sie mir bitte Bescheid, wenn Sie zu Hause angekommen sind.«

Ich nicke ihm zu und werfe einen Blick auf meine Armbanduhr. »Seien Sie mir nicht böse, aber ich werde Sie nun allein lassen.«

»Das bin ich nicht.« Wir erheben uns zeitgleich. »Kommen Sie gut nach Hause, Ms. Walker.«

»Sie auch, Mr. McNamara.«

»Wir sehen uns dann am Freitag in Kentucky.«

Ich reiche ihm die Hand, als wir die Tür des abgetrennten Raums erreicht haben. »Bis dann.«

»Bis Freitag, Grace«, sagt er lächelnd und öffnet die schwere Holztür für mich.

Ich verlasse das Restaurant schnellen Schrittes und mache mich auf den Weg zu meinem Wagen. Drei Kreuze – die werde ich machen, wenn ich zu Hause bin. Als ich in meinem Auto sitze, lege ich den Vertrag auf den Beifahrersitz, anschließend starte ich den Motor, der sofort röchelnd erstirbt.

»Nein!«, stoße ich aus.

Mein Blick fällt auf die Uhr, es ist elf Uhr und mein Vater liegt sicher schon im Bett. Wecken möchte ich ihn nicht, da er morgen sehr früh raus muss, ebenso wie ich.

Seufzend nehme ich den Vertrag an mich, verriegle die Türen und gehe zurück zum Restaurant. Sicher kann man mir dort ein Taxi rufen.

Als ich es erreicht habe, kommt mir Mr. McNamara entgegen. »Wollten Sie nicht nach Hause fahren?«

»Schon, aber mein Wagen springt nicht an, deshalb wollte ich im Restaurant darum bitten, mir ein Taxi zu rufen.«

Er schüttelt den Kopf. »Ich bringe Sie nach Hause.«

»Ich möchte Ihnen wirklich keine Umstände machen.«

»Es ist selbstverständlich, dass ich Sie nach Hause bringe, Ms. Walker. Kommen Sie mit«, sagt er entschieden.

Seufzend gebe ich nach und begleite ihn zu dem schwarzen Mercedes. Ein Mann steigt aus, der in unserem Alter zu sein scheint, und öffnet die hintere Beifahrertür. »Guten Abend, Sir.«

»Guten Abend, Miles. Es gibt eine kleine Planänderung, wir fahren Ms. Walker nach Hause, bevor es ins Hotel geht«, wendet er sich an seinen Chauffeur.

Dieser nickt ergeben.

»Steigen Sie ein, Grace«, sagt McNamara dann zu mir.

Ich steige ein und rutsche hinter den Fahrersitz, mein zukünftiger Chef setzt sich ebenfalls in den Wagen. Die Beinfreiheit ist der Wahnsinn, aber ich fahre lieber selbst, statt mich chauffieren zu lassen. Schon als Kind saß ich nicht gern auf der Rückbank, weil mir dort immer schlecht wurde. Heute ist das zwar nicht mehr der Fall, aber die Abneigung habe ich nie abgelegt.

»Schnallen Sie sich bitte an«, fordert mich McNamara auf.

»Sicher.« Ich greife nach dem Gurt und suche nach dem Gurtschloss für die Steckschnalle.

Kurzerhand nimmt er mir die Steckschnalle ab und schnallt mich an. »Die Gurtschlösser sind ein wenig versteckt.« Er lächelt mich an, als ich ihn ansehe, dann befestigt er seinen Gurt. »Sie können losfahren, Miles.«

»Ja, Sir.« Der Mercedes setzt sich in Bewegung und ich atme tief durch.

»Können Sie das Fenster ein wenig herunterlassen?«, erkundige ich mich, da das Duftbäumchen, das am Rückspiegel hängt, einen furchtbar penetranten Geruch nach Fichte verströmt.

»Sicher, Ma’am.«

»Ma’am?«, echoe ich überfordert und in sehe seine amüsierten grünbraunen Augen im Rückspiegel.

»Ja, Ms. Walker«, mischt sich mein Boss ein. »Ist das ein Problem?«

»Mir wäre Miss Walker lieber als Ma’am«, gebe ich zu.

»Ich werde mich künftig daran halten, Ms. Walker«, wendet Miles sich freundlich an mich.

»Danke.«

Er lässt das Seitenfenster ein wenig herunter und ich atme tief durch.

»Ist Ihnen nicht gut?«, erkundigt Mr. McNamara sich.

»Geht schon.« Ich möchte mich nicht zu viel mit ihm unterhalten. Der Mann ist ab Freitag mein Boss, eigentlich jetzt schon, und außerhalb der Firma möchte ich lieber keine Zeit mit ihm verbringen. Dass mein Auto nicht angesprungen ist, geht mir natürlich auf den Keks, aber wenigstens muss ich jetzt kein Taxi bezahlen – auch wenn das bedeutet, mehr Zeit mit McNamara zu verbringen als nötig.

»Wohin müssen Sie, Ms. Walker?«, möchte Miles wissen.

Ich nenne ihm meine Adresse. »Das ist in Cape Coral.«

»Schöne Gegend«, erwidert er.

Ich schnaube amüsiert. »Na ja, voller Rentner, aber sonst okay.«

Er lacht leise, bis sich Arthur McNamara räuspert, dann wird er schlagartig ernst.

Noch grinsend schaue ich wieder nach draußen.

»Ich mag es nicht, wenn meine Angestellten miteinander flirten«, wendet sich mein Chef leise an mich.

Daraufhin blicke ich zu ihm und hebe eine Augenbraue. »Es sieht anders aus, wenn ich flirte, Mr. McNamara. Bei Gelegenheit lasse ich Sie gern zusehen.«

Er sieht mich belustigt an. »Ich werde auf die Kostprobe zurückkommen.«

»Ich werde dann sicher nicht mit Ihnen flirten.«

»Sehr bedauernswert«, meint er, allerdings gehe ich nicht weiter darauf ein.