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Eine Reise vom Maya-Strand in Yucatán nach Mexiko-Stadt, über Chichén Itzá, Mérida, Uxmal, Palenque, San Christóbal de las Casas, den Isthmus von Tehuantepec, Oaxaca, Mitla, Monte Albán, Puebla, Cholula, Teotihuacán. Den Erlebnisbericht ergänzen Sachinformationen zu Land und Leuten. Die Prosa wird unterbrochen durch Haiku, die jeweils einen Moment einfangen, fast immer in drei Zeilen. 61 Schwarz-Weiß-Fotos zeigen Eindrücke der Reise.
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Volker Friebel
Mexiko –
Eine Reise von Yucatán nach Mexiko-Stadt
Texte und Bilder
Edition Blaue Felder, Tübingen
Impressum
Edition Blaue Felder,
Volker Friebel, Denzenbergstraße 29, 72074 Tübingen (Deutschland)
www.Volker-Friebel.de
Texte, Fotos und Gestaltung: Volker Friebel
Lektorat: Elisabeth Menrad
Vierte überarbeitete und erweiterte Ausgabe: Januar 2020 (die früheren Ausgaben gab es nur als eBuch)
Alle Rechte vorbehalten
Das Titelbild zeigt die Ruinen der Maya-Stadt Uxmal
ISBN PapierBuch: 978-3-96039-039-8
Inhalt
Erwachen am Maya-Strand
Die Reise
Campplatz am Strand
Tulúm
Valladolid
Chichén Itzá
Mérida
Uxmal
Kabah
Von Kabah nach Campeche
Campeche
An der Küste bei Campeche
Palenque
Zusammenbruch
Straßendörfer
Kaskaden von Agua Azul
Zwischen Dschungel und Mais
San Christóbal de las Casas
Nahuales und MPs
Cañón del Sumidero
Isthmos von Tehuantepec
Mitla
Monte Albán
Oaxaca de Juárez
Fahrt am Vulkan vorbei
Puebla
Cholula
Teotihuacán
Tepotzotlán
Mexiko-Stadt I
Mexiko-Stadt II
Zurück
Zu Buch und Autor
Playa del Carmen. Früher lag in dieser Gegend wahrscheinlich ein kleiner Hafen der Maya für den Warenumschlag mit den Karibischen Inseln, heute ist hier ein Wohnmobil-Park. Wie komme ich hierher? Ich schließe die Augen.
Zu Hause fiel Schnee, wir rutschten mit unseren Rollkoffern zum Bahnhof. Überzuckerte Bäume, das Land tief verschneit. Das Wirrwarr der Gänge im Flughafen Frankfurt am Main. Umstieg in Mexiko-Stadt in das Flugzeug nach Cancún auf der Halbinsel Yucatán. Am Schalter eine Frau mit langen silbernen Fingernägeln, metallisch lackiert, wie Vogelkrallen. Müde verglich sie Gesichter und Fotos, drückte ihre Stempel auf unsere Einreisepapiere, winkte uns durch.
Bald erhoben wir uns über ein Lichtermeer: Mexiko-Stadt. Zwei Stunden später landeten wir in der Dunkelheit. Im Kleinbus eine Stunde Fahrt an der Küste entlang, am Maya-Strand, dann hielten wir.
Unser Gepäck steht unter Palmen. Es ist 4 Uhr morgens in Yucatán oder 11 Uhr vormittags zu Hause. Hinter dem Restaurant rauscht das Meer. Die Nacht ist heiß und schwül, ungewöhnlich für Anfang Februar auch an diesem karibischen Strand. Wir richten unsere Schlafplätze, hängen das Mückennetz auf und dann, tatsächlich, schlafen wir.
Zwei Tage werden wir am Strand verbringen, miteinem Ausflug nach Tulúm – dann beginnt die Reise nach Mexiko-Stadt, über Chichén Itzá, Mérida, Uxmal, Palenque, San Christóbal de las Casas, den Isthmus von Tehuantepec, Oaxaca, Mitla, Monte Albán, Puebla, Cholula, Teotihuacán.
Magische Namen.
Erwacht ins wirre Schreien
der Vögel.
Meeresrauschen.
Der lange Atem
des Meeres. Ein Leguan hält sein Gesicht
auf zum Himmel.
Am Strand aus dem bröckelnden Gerölluntergrund der Zufahrt zum Bootssteg kroch er, früh am Morgen, ein Urzeitdrache, ein Leguan, sicher 80 Zentimeter lang, auf einen dort angeschwemmten Baumstamm und macht nun den Sonnengruß. Eine Eidechse stürzt von ihm weg. Er beachtet sie nicht, schaut nur in das Morgenlicht.
Über dem Plaudern der Gäste die Stimme des Windes. Neben der alten Frau trippelt ihr Schoßhündchen.
In den Campplatz verbaut sind riesige Wohnwagen, US-Amerikaner, Kanadier.
Zum Beispiel das Wohnmobil ‚Baron‘, ein Chevy-van, alt, demoliert, ohne Nummernschild, einer der Reifen ist mit Plastikfolie umhüllt. Da steht und verfällt es schon Jahre, im ewigen Rauschen des Maya-Meers.
Was tut man, wenn man nichts mehr zu tun hat? Der graue Besitzer des Wracks telefoniert endlos.
Morgen am Restaurant.
Ein Maya wäscht
alle Fenster zum Meer.
An der karibischen See
eine Mülltonne.
Die Zeitungen: alt.
Wolken über dem Horizont. Ein Wind lässt Palmen tanzen. Kokosnüsse liegen im Sand. Nun, gegen Abend, sind die Leguane in ihre Felshöhlen zurückgekehrt, warten.
Morgendämmerung.
Wiederwill ein neuer Tag aus der Tiefe und kämpft mit der Finsternis. Zum ersten Mal darf ich für die Meinen dabei sein.
Die rote Schnur am Horizont über dem Meer. Einer nach dem anderen stechen sich die Abgesandten der Hohen Häuser am Strand mit dem Stachel des Seeigels in die Zunge, tränken ein Stück Papier mit dem strömenden Blut.
Während das Blut rinnt und die Kräfte der Seelen sich sammeln, geht der Priester allein ein paar Schritte hinein in das Meer. Wellenklatschen, netzen die Kleider. Dem Ort des Kampfes der Sonne mit der Finsternis zugewandt, hebt der Priester die Arme und stimmt die ewigen Worte an.
Am Ufer antwortet der Chor. Wie unsere Stimmen zusammenklingen, wie die vielen eins werden unter dem einen Himmel!
Während wir immer noch antworten, während der Priester rezitiert, tritt Vater vor und entzündet das blutgetränkte Papier. Sein Rauch steigt auf in das Offene.
Aus einem Spalt am Horizont erscheint die Scheibe der Sonne. Ihr ungeheures Auge blickt mich an.
Ob es nur mich meint, heute, an meinem glücklichen Tag? Ob es mich ansieht, aber durch mich hindurch nur die Welt sieht?
Wir tanzen. Das Sonnenauge ist wieder hinter Wolken verschwunden. Die Erde ist immer noch da.
Ein Lied für die Seelen der Ahnen. Ein Lied für das Gelingen des Fangs und die bevorstehende Handelsfahrt zu den Inseln. Auch ich werde mitsegeln.
Hinter den Wolken steigt das Auge empor.
Ende der Nacht. Über der karibischen See sehe ich die Sterne des Orion.
Geruch von Wellen und Salz. Ein steter Wind bläst aus der Fuge zwischen Himmel und Meer.
Jahrhunderte nach dem Tod der letzten Priester warten nun wir auf das Erscheinen der Sonne.
Feinkörniger Sand. Pelikane sind aufgestiegen, lassen sich tragen vom Wind. Blauer Himmel. Doch ringsum decken Wolken der Sonne Blut.
Ein Zitronenfalter gerät in seinem Flug über das Meer.
Grollen der Karibik.
Hart am schwimmenden Mann
fliegt ein Pelikan.
Paul liebt die Physik. Er war Lehrer an einer Hochbegabten-Schule der DDR. Früher bereitete es ihm große Freude, die Gleichungen der Einsteinschen Relativitätstheorie nachzurechnen und zu staunen, wie glatt sie aufgehen.
Nun ist er 76 Jahre alt. Seine Frau blieb zu Hause, im Rollstuhl. Er aber ist hier, am Strand von Yucatán, und schaut mit uns hinaus auf die karibische See.
Er erzählt, wie er letzte Nacht am Sandstrand lag und in den Sternenhimmel sah. Orion stieg. Es sind dieselben Sterne wie zu Hause. Er sagt, wie glücklich er war.
Sternennacht.
Das Salz der Karibik
vom Finger lecken.
Morgen am Meer.
Alle Fenster des Restaurants
stehen weit offen.
An der Ostküste von Yucatán, direkt am karibischen Meer: Eine sechs Meter dicke und fünf Meter hohe Mauer umschließt den Platz von 50 Gebäuden oder Resten davon. Seine 6,5 Hektar sind sehr bescheiden im Vergleich zu anderen Maya-Städten. Wegen der guten Erreichbarkeit und fantastischen Lage ist Tulúm zusammen mit Chichén Itzá die meist besuchte Maya-Stätte, obwohl es architektonisch vergleichsweise wenig zu bieten hat.
Die Ruinen liegen auf einem Kliff, das durch eine Bucht unterbrochen ist, in der sich früher der Hafen befand.