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Die außerfamiliale Bedeutung der Mütterlichkeit als Kompetenz, den eigensinnig Anderen sorgend zu fördern, ist umstritten. In Liebesbeziehungen unter Erwachsenen gilt sie meist als Symptom problematischer Abhängigkeiten, doch als zivilgesellschaftliche Tugend steht sie hoch im Kurs. Vor diesem Hintergrund erweisen sich Figuren mütterlicher Geliebter und Kameraden aus der deutschen und englischen Prosa, die um 1918–1933 Zeitdiagnosen über Genderkrisen im Wirkungsfeld des Ersten Weltkriegs stellt, als klassische Phantasien moderner Genderdiskurse. West, Brenck Kalischer, Bennett, Lawrence und Jahnn stellen mütterliche Geliebte als Anzeichen von Konflikten zwischen leiblicher Vitalität und sakralisierter Anlehnung dar; Hesse, Raymond, Zweig, Remarque und Price zeigen mütterliche Kameraden als kriegstypisch kompetente Helfer. Das historische Novum, Figurationen mütterlicher Krisenhilfe in zeitdiagnostischer Absicht einzusetzen, wirkt unter profanen und zivilen Vorzeichen bis heute nach.
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