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BURN: Als Lilian ihren Freund River unwissend zu dem illegalen Fight Club seines Vaters begleiten muss, kann sie kaum fassen, welcher Anblick sich ihr bietet. Ihr vorlautes Mundwerk und ihre Angst bringen sie zudem in eine Situation, der sie nicht mehr entkommen kann. Verraten und gedemütigt wird sie von Rivers Vater Hutch unter den Kämpfern verlost, die er gefangen hält. So gerät sie an Burn, einem Mann, der geheimnisvoller und übellauniger nicht sein könnte. Mit aller Macht versucht er, Lil wieder loszuwerden, doch hat er nicht damit gerechnet, dass sie sich in sein Herz schleichen würde. Der Ruf der Freiheit wird immer lauter, aber Burn kennt nur dieses Leben. Er kennt bloß jene, in der man ihn seit Jahren gefangen hält. Allen Widrigkeiten zum Trotz stellt er sich dem Leben in Freiheit und macht einen Fehler, mit dem er Lil für immer verlieren könnte. Wird die junge Liebe bestehen und Lil Burn seinen Fehler verzeihen? *** ASHES: Er hat keine Vergangenheit. Sie hat keine Zukunft. Als Ashes eines Morgens zufällig auf Lynn stößt, ist es sofort um ihn geschehen. Als die junge Frau aus dem Diner fliegt, in dem er und sein bester Freund Phoenix frühstücken wollen, folgt er ihr, um sie kennenzulernen. Allerdings stellt sich heraus, dass Lynn krank und obdachlos ist. Die beiden nehmen sie mit in ihre Wohnung, um ihr zu helfen, doch Lynn ist mit der Hilfe der beiden Hünen überfordert und läuft bei nächster Gelegenheit weg. Ashes verzweifelt auf der Suche nach ihr, denn sie ist die erste Frau, die sein steinernes Herz erweichen konnte, als er sie findet, stellt sich jedoch heraus, dass Lynn nicht nur gegen die kalten Winternächte, sondern auch gegen eine Armee von Dämonen kämpft, die sie erbarmungslos verfolgen. Wird er sich dem Kampf stellen oder wird sein Herz erneut zu Stein? *** PHOENIX: Phoenix hat ein Leben voller Qualen hinter sich, nun fristet er sein Dasein in der Einsamkeit. An den Wochenenden kämpft er entweder im Circle oder er hilft in der Kirche aus, um sein Seelenheil wiederherzustellen. Alles ändert sich, als er der quirligen Camille begegnet, die bei ihrer Großmutter lebt. Zuerst scheint es so, als würden die beiden keinen Draht zueinanderfinden, doch dann entsteht eine zarte Romanze. Aus Angst, verlassen zu werden, verschweigt Phoenix Camille seine Vergangenheit, dennoch wächst die junge Liebe, bis das Schicksal sich ihnen in den Weg stellt. Werden die beiden es schaffen oder macht das Schicksal ihnen ein Strich durch die Rechnung?
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Copyright © 2020 Drucie Anne Taylor
Lektorat / Korrektorat: S. B. Zimmer
Satz und Layout: Julia Dahl
Umschlaggestaltung © D-Design Cover Art
Auflage: 01 / 2024
Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Dies ist eine fiktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Burn
Mysterious Saints
Vorwort
1. Lilian
2. Burn
3. Phoenix
4. Lilian
5. Burn
6. Lilian
7. Burn
8. Lilian
9. Burn
10. Lilian
11. Burn
12. Lilian
13. Burn
14. Lilian
15. Burn
16. Lilian
17. Burn
18. Lilian
19. Burn
20. Lilian
21. Burn
22. Lilian
23. Burn
Ashes
Vorwort
1. Ashes
2. Lynn
3. Ashes
4. Lynn
5. Ashes
6. Lynn
7. Ashes
8. Lynn
9. Ashes
10. Lynn
11. Ashes
12. Lynn
13. Ashes
14. Lynn
15. Ashes
16. Lynn
17. Ashes
18. Cash
19. Ashes
20. Lynn
21. Ashes
Playlist zum Buch
Phoenix
1. Phoenix
2. Camille
3. Phoenix
4. Camille
5. Phoenix
6. Camille
7. Phoenix
8. Phoenix
9. Ashes
10. Camille
11. Phoenix
12. Camille
13. Phoenix
14. Camille
15. Milly
16. Phoenix
17. Camille
18. Phoenix
19. Burn
20. Camille
21. Phoenix
22. Camille
23. Phoenix
24. Camille
25. Phoenix
Epilog
Über die Autorin
Weitere Werke der Autorin
Rechtliches und Uninteressantes
Als Lilian ihren Freund River unwissend zu dem illegalen Fight Club seines Vaters begleiten muss, kann sie kaum fassen, welcher Anblick sich ihr bietet. Ihr vorlautes Mundwerk und ihre Angst bringen sie zudem in eine Situation, der sie nicht mehr entkommen kann. Verraten, verlassen und gedemütigt wird sie von Rivers Vater Hutch als Gewinn unter den Kämpfern verlost, die er ebenso wie sie gefangen hält. So gerät sie an Burn, einem Mann, der geheimnisvoller und übellauniger nicht sein könnte. Mit aller Macht versucht er, Lil wieder loszuwerden, doch hat er nicht damit gerechnet, dass sie sich in sein Herz schleichen würde. Der Ruf der Freiheit wird immer lauter, aber Burn hat keine Ahnung von der normalen Welt. Er kennt bloß jene, in der man ihn, seinen Bruder und seinen besten Freund seit Jahren gefangen hält. Aber allen Widrigkeiten zum Trotz stellt er sich dem Leben in Freiheit und macht einen Fehler, mit dem er Lil für immer verlieren könnte. Wird die junge Liebe bestehen und Lil Burn seinen Fehler verzeihen?
Die Mysterious Saints Serie erzählt die Liebesgeschichten einer Clique in New York. Jedes Buch ist abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen gelesen werden. Die Charaktere tauchen jedoch immer wieder in nachfolgenden Büchern auf.
Es handelt sich um fiktive Orte, die, so wie beschrieben, bloß in meiner Fantasie existieren.
Ich wünsche Dir viel Spaß mit Burns und Lilians Geschichte.
Liebe Leserin, lieber Leser,
Dieses Buch ist voller Brutalität, Schimpfwörter, Flüche und vielen weiteren Beschreibungen, die dich schockieren könnten. Jedoch handelt es sich nicht um Dark Romance, sondern um einen New Adult Roman, der Elemente verschiedener Genre enthält.
Dieses Buch ist reine Fiktion, nichts von dem, was darin geschieht, passiert wohl so im wahren Leben und wenn doch, dann in den Schatten, in die wir nicht blicken.
Also wenn du empfindlich auf Gewaltdarstellung reagierst, kann ich dir von dieser Geschichte nur abraten. Denn ich weiß, dass sie dir in diesem Fall nicht zusagen wird. Du wirst es hassen, mich verfluchen und das Buch oder deinen E-Book-Reader womöglich an die nächstbeste Wand werfen wollen. Aus dem Grund möchte ich hiermit anmerken, dass ich keinerlei Haftung für beschädigte Einrichtungsgegenstände oder ähnliches übernehme.
Jedem anderen wünsche ich viel Spaß mit Burns und Lilians Geschichte.
Gelangweilt sitze ich im Wohnzimmer von Rivers Elternhaus. Seit einem halben Jahr sind wir ein Paar, aber mich nervt die Beziehung nur noch. Sobald sein Dad pfeift, springt er und ich bin die, die darunter zu leiden hat. Ich muss ihn ständig begleiten, obwohl ich zumindest heute lieber mit meinen Freundinnen ausgegangen wäre. Aber nein, River hatte mich nicht vor dem Club abgesetzt, sondern mit hierher genommen.
Seufzend schlage ich die Beine übereinander und lasse meinen Blick schweifen. Dieser Kasten stinkt vor Geld. Die Wände sind überladen mit Gemälden, vermutlich sind es Originale, die Vorhänge schwer und die Teppiche gepflegt. Die Möbel sind antik, dafür habe ich ein Auge, denn meine Mom ist Innenarchitektin. Und ich studiere ebenfalls Architektur und Innenarchitektur. Ich soll in ihre Fußstapfen treten, wofür sie mich von Washington nach New York geschickt hat. Und hier begegnete ich River vor einer Weile. Damals war er ein toller Kerl, charmant, zuvorkommend, liebevoll – inzwischen hat er sich verändert. Ich will ihn verlassen, denn der heutige Abend hat mir gezeigt, dass ihm egal ist, was ich will.
»Komm«, sagt River ernst, als er das Wohnzimmer betritt.
»Wohin geht’s?«, will ich wissen, ohne mich zu erheben.
»Wir müssen los.«
Ich hebe eine Augenbraue. »Wohin?« Natürlich bemühe ich mich um einen geduldigen Tonfall, aber ich glaube, ich versage jämmerlich.
»Du wirst jetzt aufstehen und mitkommen, verstanden?«, nun klingt er aufgebracht.
»Wie redest du eigentlich mit mir?«, hake ich im selben Ton nach. »Ich bin doch keine Angestellte, die du herumkommandieren kannst.«
»Aber meine Freundin und wir haben etwas zu erledigen, also bitte, komm«, erwidert River ruhiger und streckt seine Hand aus.
Mit einem Schnauben erhebe ich mich und lege meine Finger in seine Handfläche. »Bringst du mich danach zu Sadie und Kim?«
»In welchem Club sind sie heute Abend?«
»Im Frost«, antworte ich genervt.
»Ich bringe dich später dorthin, versprochen.« Inzwischen klingt er versöhnlich, aber ich bin kurz davor, ihn zu ohrfeigen, weil er mich von oben herab behandelt hat.
»Ist ja auch das Mindeste«, grummle ich und verlasse gemeinsam mit ihm das Wohnzimmer. »Wohin geht’s jetzt?«
»Wir müssen etwas in den Club meines Vaters bringen.«
»Ich dachte, das Frost gehört deinem Dad.«
»Auch, aber er hat weitere … Lokale.«
»Warum hast du gezögert?«
River seufzt. Er ist seit letztem Jahr mit dem Studium fertig. Wir sind uns damals zufällig auf dem Campus begegnet, weil ich am Tag seiner Abschlussfeier in der Garderobe ausgeholfen habe. Wir kamen ins Gespräch, gingen mehrmals miteinander aus und vor einem halben Jahr war ich unsterblich in ihn verliebt. Aber nach ein paar Wochen hatte er sich verändert und das gefiel mir weder vor drei Monaten, noch gefällt es mir heute. »Lili, du musst nicht alles wissen. Halt dich gleich zurück, bleib an meiner Seite und sei still.«
Ich schnaube. »Vielleicht bleibe ich besser im Auto.«
»Nicht in der Gegend, in die wir müssen.«
»Na schön«, gebe ich mich geschlagen und gehe an seine Seite.
River bietet mir seinen Arm an, ich hake mich ein und gemeinsam verlassen wir sein Elternhaus.
»Warum hast du mich deinen Eltern eigentlich noch nicht vorgestellt?«, möchte ich wissen, als wir in seinen Porsche steigen.
»Mein Vater interessiert sich nicht besonders für mein Liebesleben, außerdem hast du mich auch noch nicht deinen Eltern vorgestellt.«
»Meine Eltern leben in Washington und in den letzten Ferien wolltest du mich nicht begleiten«, führe ich ihm vor Augen. »Also, kannst du mir keine Vorwürfe machen.« Ich grinse ihn triumphierend an, als er zu mir schaut.
Er schnaubt amüsiert, dann startet er den Motor und fährt vom Grundstück seiner Eltern. »Wir müssen zurück in die Stadt.«
»Hm«, nicke ich und lehne mich zurück. »Wohin genau? Vielleicht kommen wir auf dem Weg am Frost vorbei.«
»Nein, wir müssen in eine andere Richtung, aber ich verspreche dir, ich bringe dich später zu Kim und Sadie«, sagt er und schaltet das Radio ein.
Ich lasse das Fenster ein wenig herunter und mir die warme Sommerluft um die Nase wehen. »Kommst du mit in den Club?«
»Mal sehen.«
»Ist dein Dad in diesem anderen Club?«
»Ja, er erwartet mich dort.«
Meine Augenbraue gleitet noch einmal in die Höhe. »Ich dachte, du warst gerade bei ihm.«
River schüttelt den Kopf. »Nein, ich sagte, wir müssen zum Haus meines Vaters, er rief mich an, als ich dort war, mein Onkel gab mir alles, was ich brauche, und jetzt sind wir auf dem Weg zu meinem Vater.«
»Ah ja.«
Er seufzt. »Lass uns bitte nicht schon wieder streiten, Lili.«
»Ich habe nicht vor, mich zu streiten.«
»Beruhigend«, stößt er trocken aus und konzentriert sich auf die Straße.
* * *
Eine Stunde später finde ich mich vor einer heruntergekommenen Lagerhalle wieder. Von drinnen sind Jubelschreie zu hören, die so laut sind, dass ich das Gefühl habe, schon jetzt mitten in der Menge zu stehen. »Was machen wir hier?«
»Wir bringen meinem Vater etwas«, antwortet River, ergreift meine Hand und führt mich zur Tür.
Zwei bullige Kerle stehen davor und sehen mich noch finsterer an als meinen Freund.
»Guten Abend, ihr beiden«, grüßt River die Männer und führt mich an ihnen vorbei in die Halle.
»Wo sind wir denn hier?«, möchte ich noch einmal wissen.
In einem Flur, dessen Linoleumboden schon sehr abgelatscht ist, zieht River mich vor sich und drängt mich gegen die Wand. »Es ist wichtig, dass du jetzt tust, was ich dir sage. Du musst dich ruhig verhalten, keine Widerworte geben und bitte mach kein Theater, wenn du siehst, was hier vor sich geht. Hast du das verstanden?«
Ich schlucke. »Du machst mir Angst.«
»Die ist berechtigt.« Er sieht mich eindringlich aus seinen stechendbraunen Augen an. »Hast du mich verstanden?«
Ich nicke schnell. »Klar und deutlich.«
»Gut.« Er drückt einen unheimlich festen Kuss auf meine Lippen, den ich nicht erwidere, und gibt mich frei. River ergreift wieder meine Hand und führt mich weiter durch den Flur.
Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch lasse ich meinen Blick schweifen, bis er an einem ziemlich großen Kerl mit hellbraunen Haaren und blauen Augen haften bleibt. Er hat einen Cut an der Augenbraue und sieht mich finster an, weshalb ich wegsehe.
»Phoenix«, sagt River ruhig.
»Boss«, entgegnet der andere.
Als ich noch einmal zu ihm schaue, erkenne ich, dass sein Oberkörper voller Narben ist, aber erschreckender ist das Blut, das an ihm haftet. »Wo sind wir hier?«, möchte ich noch einmal wissen.
»Schh«, gibt River streng zurück und wirft mir einen ebensolchen Blick zu.
Ich verenge die Augen, aber statt ihm zu widersprechen, folge ich schweigend.
Schließlich kommen wir in eine Halle. Ringsherum stehen bewaffnete Männer, andere jubeln und brüllen und Geld wechselt die Hände. Bin ich hier in einem illegalen Fight Club?
Mich beschleicht ein ungutes Gefühl, das es mir eiskalt den Rücken hinunterlaufen lässt. Mein Brustkorb fühlt sich auf einmal so eng an und ich weiß nicht, was ich von alldem halten soll.
River zieht mich an der Menge vorbei, dabei werden wir von zwei bewaffneten Männern flankiert, die übellaunig dreinblicken. Schließlich erreichen wir einen abgetrennten Bereich, es sieht aus wie eine gläserne Kabine, die etwas erhöht ist. »Jetzt lernst du meinen Vater kennen.« Wir betreten diesen Glaskasten und ich sehe eine ältere Ausgabe von River in einem Sessel sitzen. Sein Blick ist auf die Mitte gerichtet. »Guten Abend, Dad«, wendet er sich an ihn.
Mr. Dexter schaut zu uns und verzieht seine Lippen zu einem Lächeln. »River, schön, dass du gekommen bist.« Er erhebt sich, kommt auf uns zu und umarmt meinen Freund. Danach sieht er mich an. »Und Sie sind?«
Mein Mund klappt auf und zu, allerdings bin ich nicht in der Lage, etwas zu sagen.
»Dad, das ist Lilian Barton, meine Freundin. Lili, das ist mein Dad, Hutch Dexter.«
»G-g-g… Hi«, stammle ich und strecke meine Hand aus. Sie zittert und ich bekomme es nicht unter Kontrolle.
Mr. Dexter ergreift sie. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Ms. Barton.«
Ich nicke ihm zu.
»Ist deine Freundin immer so still?«
»Wenn es nur so wäre«, seufzt River und lacht leise. »Onkel Rush sagte, dass du meine Hilfe brauchst.«
»Ja, die brauche ich. Die Zwillinge machen Stress. Finde heraus, was mit ihnen los ist.«
»Vermutlich liegt’s daran, dass sie seit Jahren die Schulden ihres Vaters abarbeiten«, sinniert River und ich ziehe die Augenbrauen zusammen. »Und keine Frauen mehr bekommen haben.«
»Du sagst also, ich soll ihnen was zum Ficken vorwerfen, damit sie sich ruhig verhalten?«, hakt sein Dad nach.
»Wäre eine Möglichkeit«, antwortet River gelassen und ich traue meinen Ohren kaum.
Ich schaue zur Tür und überlege, wie schnell ich hier rauskommen kann, ohne dass sie mich einholen. Ich will bloß weg und River hinter mir lassen. Scheiße, warum habe ich nicht einfach Schluss gemacht, als er heute Nachmittag zu mir kam? Dann wäre ich jetzt nicht in dieser absolut beschissenen Situation.
»Ms. Barton?«
Mein Blick fällt wieder auf Vater und Sohn. »Ja?«
»Was denken Sie? Werden Männer ruhiger, wenn sie Sex kriegen?«
Ich zucke mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
Mr. Dexter hebt seine Augenbraue, betrachtet mich skeptisch. »Sie wissen es nicht?«
Daraufhin schüttle ich den Kopf. »Ich bin nicht unbedingt eine Expertin für Männer.«
»Okay, nehmen wir an, Sie sind seit Jahren dazu verdammt, die Schulden Ihres saufenden und spielenden Vaters abzuarbeiten, der immer mehr anhäuft, sodass Sie es nicht mehr abarbeiten können. Was würde Sie milde stimmen?«
»Was ist das für ein Ort?«, frage ich stattdessen.
»Das ist eins meiner Geschäfte, Ms. Barton, bitte beantworten Sie meine Frage.«
»Ich würde die Polizei rufen und diesen ganzen Laden hier hochnehmen lassen, statt mich auf so ein Geschäft einzulassen«, antworte ich schließlich. Ich sehe zu River. »Tut mir leid, aber ich denke, ich gehe jetzt besser.«
»Du bleibst«, sagt er entschieden.
»Nein, ich gehe.«
»Lili, du wirst bleiben«, wiederholt er eine Spur entschiedener.
Ich atme tief durch. »Du kannst mich mal. Ich frage mich sowieso, warum ich nicht schon heute Nachmittag mit dir Schluss gemacht habe, du Arsch. Und jetzt lass mich gehen, sonst rufe ich wirklich die Cops!«
Mr. Dexter lacht auf. »Hamilton, nimm der Dame doch bitte ihre Handtasche weg, damit sie nicht die Cops rufen kann.«
Ein Hüne, der ganz in schwarz gekleidet und mehr als offensichtlich bewaffnet ist, kommt auf mich zu, ich weiche zurück, bis ich die Glaswand im Rücken habe. Fuck! Trotz meiner Gegenwehr nimmt er mir meine Handtasche weg, durchwühlt sie und gibt Mr. Dexter mein Handy und mein Portemonnaie.
Das Smartphone landet auf dem Boden, im nächsten Moment rammt er seinen Absatz aufs Display.
»Das können Sie doch nicht machen!«, herrsche ich ihn an.
»Stell sie ruhig, Hamilton, und bring sie in den Keller. Ich kümmere mich später um sie«, sagt Mr. Dexter gelassen.
Ich sehe bloß noch eine Faust auf mich zukommen, im nächsten Moment ist meine Welt schwarz.
* * *
Als ich zu mir komme, sind meine Hände über meinem Kopf festgebunden. Ich sehe kaum etwas, aber höre Stimmen, Schritte und ein Tropfen. Vielleicht ist es ein undichtes Rohr.
»Na also, Dornröschen ist aufgewacht«, vernehme ich eine männliche Stimme, dann nimmt jemand mein Kinn in die Hand. »Sieh mich an, du vorlautes Miststück.«
Ich richte meinen Blick auf ihn, aber erkenne nur Schemen. »Wo bin ich?«, frage ich leise.
»Du hättest meinem Sohn nicht drohen sollen«, sagt Mr. Dexter eine Spur zu gelassen. »Nicht wahr, River?«
»Stimmt, Dad«, erwidert mein Ex. »Das war ein ziemlich dummer Fehler, Lili.«
»Und für diesen Fehler musst du nun bestraft werden«, wendet sein Vater sich wieder an mich, im nächsten Moment wird mir hart in den Bauch geschlagen.
Keuchend will ich mich zusammenziehen, jedoch ist es in meiner Lage nicht möglich.
Noch ein Hieb und mir treibt es die Galle die Speiseröhre hinauf. Ich spucke sie aus.
»Na toll, jetzt hast du mir auf handgefertigte Schuhe gekotzt, du Schlampe«, stößt er genervt aus. »Dafür muss ich dich bestrafen.«
Ich ahne Schlimmes und …
* * *
»Lass dich nicht unterkriegen«, sagt Phoenix mit strengem Blick. »Der Perser ist ein zäher Gegner und hat noch keinen Kampf verloren.«
»Ich habe auch noch keinen Kampf verloren, außer Hutch hat mich dazu gezwungen«, knurre ich und sehe meinen besten Freund voller Wut an. »Und heute werde ich auch nicht verlieren.«
»Wir müssen raus, Dexter will uns irgendwas mitteilen«, verkündet mein Bruder gelassen. Dass er in unserer Situation die Ruhe bewahren kann, wundert mich, denn Dad hat uns beide an diesen üblen Wichser verkauft, damit wir seine Schulden abarbeiten. Und danach hat er sich nie wieder blicken lassen, sondern nur noch mehr Schulden bei Hutch Dexter gemacht. Ich werde hier niemals rauskommen, genauso wenig wie Phoenix, der fünftausend Kämpfe absolvieren muss, bis ihm die Freiheit blüht, oder mein Bruder. Wir wurden von unseren Vätern verraten und verkauft, damit sie sorgenfreie Leben führen können. Wir waren ihnen nicht wichtig, sondern bloß hungrige Mäuler, die gestopft werden mussten. Und jetzt sind wir hier, in einem Loch, aus dem es kein Entkommen gibt.
Wir verlassen die Umkleide und reihen uns auf dem Flur an der Wand auf.
»Schön, wie gut erzogen ihr seid«, sagt Hutch mit einem dreckigen Grinsen. Er hält eine Kette in der Hand. Glied für Glied folge ich ihr und sehe sie. Eine Frau, vielleicht in meinem Alter oder jünger, sie trägt ein Würgehalsband, kaum Kleidung und sieht übel zugerichtet aus.
Nacheinander mustert er uns. »Wer mich heute Abend nicht enttäuscht und den Perser fertigmacht, bekommt die Kleine hier als Hauptpreis. Derjenige kann mit ihr machen, was er will, allerdings ist er dann auch für sie verantwortlich, was heißt, sie lebt mit dem Gewinner zusammen in seinem Zimmer.«
Ein paar der Männer pfeifen und johlen, doch ich werfe Phoenix und Ashes fragende Blicke zu. »Das kann er doch nicht ernst meinen«, wende ich mich leise an sie.
»Er meint es todernst«, erwidert mein bester Freund.
»Wer ist heute Abend der erste Kämpfer?«, will Hutch wissen, wenn wir mit ihm sprechen, dürfen wir ihn nicht ansehen und müssen ihn mit Boss ansprechen, etwas, woran ich mich noch nie gehalten habe. Irgendwann werde ich dem Kerl den Arsch aufreißen, das weiß ich.
»Der erste ist Bull, Sir«, antwortet Hamilton, sein Lakai.
»Ich habe die Kleine schon mal gesehen«, flüstert Phoenix mir zu. »Da war sie in Begleitung von seinem Sohn, wundert mich, dass sie jetzt als Preis herhalten soll, das hat er noch nie gemacht.«
»Vielleicht hat sie ihn verärgert. So wie sie aussieht, würde es mich nicht wundern«, wendet mein Bruder sich an uns.
»Was flüstert ihr?«, will Hutch wissen.
»Nichts«, antworte ich mit erhobenem Haupt und sehe ihn geradewegs an.
Er verengt die Augen zu Schlitzen. »Senk den Blick.«
»Nein, Hutch«, erwidere ich gelassen und baue mich vor ihm auf. Ich bin gut eineinhalb Köpfe größer als er, er kann mich nicht einschüchtern.
Knurrend zerrt er an der Kette, sodass die Kleine nach vorne stolpert. »Senk den Blick oder sie wird bestraft.«
»Das interessiert mich nicht«, entgegne ich kalt.
Daraufhin lässt er einen Teil der Metallkette locker und fängt an, mit dem losen Ende auf sie einzuschlagen. Die Kleine schreit hysterisch und bricht unter seinen Schlägen zusammen.
Die anderen Männer protestieren lautstark, aber mich lässt es kalt. Für mich hat sich auch nie jemand interessiert, als ich geschlagen, getreten und auf üblere Weise misshandelt wurde, warum sollte ich mich nun für sie interessieren?
»Aufhören!«, mischt Phoenix sich lautstark ein und macht einen Schritt nach vorn.
Hamilton richtet sofort seine Waffe auf ihn. »Zurück in die Reihe, Phoenix!«
»Er soll aufhören, die Frau zu verprügeln!«, verlangt mein bester Freund.
Ich verdrehe die Augen.
»Sonst was?«, hakt Hutch nach. »Willst du mir eine reinhauen, weil ich die Kleine wegen deines Kumpels bestrafe?«
Phoenix senkt den Blick. »Nein, Boss.«
»Gut.« Hutch hält inne, als sie wimmernd am Boden liegt, dennoch lässt er es sich nicht nehmen, noch einmal an der Kette zu zerren, sodass sich das Halsband um ihre Kehle zusammenzieht.
Sie keucht, greift an das Leder und versucht, den Druck auf ihren Hals zu mindern, aber sie schafft es nicht. Stattdessen läuft sie langsam blau an.
»Geht zurück in die Umkleiden. Bin gespannt, wer heute Abend die kleine Hure gewinnt.«
Wir ziehen uns zurück und kaum sind wir in unserem Raum, rammt Phoenix mir seine Faust ins Gesicht. »Du blödes Arschloch, sollte die Kleine wegen deiner großen Fresse draufgehen, oder was?«
Ich stolpere nicht einmal, als er mich trifft. »Was kümmert sie mich?«
»Sie ist kein Tier, das man so behandeln darf!«, herrscht er mich an.
»Sie ist mir egal!«, schreie ich zurück. »Für mich und meine Gesundheit hat sich auch nie jemand interessiert, also warum sollte mich diese Kleine in irgendeiner Weise interessieren?«
»Sie kam sicher nicht freiwillig in diese Lage!«
»Diese Kleine ist mir egal«, wiederhole ich angespannt und gehe ihm aus dem Weg. »Warum kümmert sie dich eigentlich?«
»Weil niemand das Recht hat, eine Frau zu schlagen!«, brüllt er mich an. Phoenix ist wütend, geht auf und ab und mit einem Mal rammt er seine Faust in eine der Spindtüren, die knarzend unter seinem Schlag nachgibt.
»Könnt ihr euch mal beruhigen?«, mischt Ashes sich ein.
Ich schaue zu ihm. »Ich bin ruhig.«
»Ich bin’s nicht und werde so schnell auch nicht wieder ruhig!«, macht Phoenix ihn an. »Verdammt, Mann, ich hoffe, sie gerät an keinen dieser Wichser, der mit ihr macht, was er will.«
»Und wie willst du das verhindern?«, hakt Ashes nach.
»Ich werde den Perser kaltmachen«, antwortet Phoenix wutschnaubend, aber entschlossen.
Draußen geht der Jubel der Gäste los. »Es hat angefangen«, stelle ich fest.
Wir setzen uns auf die Holzbänke, die an den Wänden angebracht sind, und werden ruhiger. Ich weiß, dass ich nachher all meine Konzentration brauchen werde, denn der Perser ist ein berüchtigter Gegner. Er kämpft hinterhältig, aber ich habe mir geschworen, ihn kaltzumachen, weil er Cash fast zum Krüppel geschlagen hat. Seitdem ist er unser Trainer, nimmt uns in jedem Training hart ran und sorgt dafür, dass wir das Ziel im Auge behalten.
Die Freiheit.
* * *
»Du mieser Wichser!«, brülle ich, nachdem der Penner mir in den Rücken getreten hat. Die Schmerzen strahlen durch meinen Körper, doch komme ich wieder auf die Beine und drehe mich zu ihm um. Ich behalte jede Bewegung dieses miesen Schweins im Auge, blocke seine Schläge und lande endlich einen Treffer, dann noch einen und schließlich noch einen. Ich schlage so lange zu, bis sein Gesicht nur noch eine blutige Masse ist, außer mir vor Wut lasse ich ihn zu Boden fallen. Ich stelle meinen Fuß auf seinen Hals, anschließend schaue ich zu Hutchs Kabine. Ich habe einige Hiebe eingesteckt. Manche härter, manche lascher, dennoch spüre ich jeden einzelnen.
Die Menge, die auf den Rängen sitzt, tobt und fordert Blut, aber ich will wissen, was Hutch verlangt. Neben ihm sitzt der Trainer des Persers, der nun zu meinen Füßen liegt.
Hutch steht auf, streckt den Arm und den Daumen aus, dann dreht er ihn nach unten. Mein Zeichen.
Ich zerre den Perser hoch, lege meine Hände versetzt an seinen Kopf und reiße ihn herum. Ich höre sein Genick brechen und lasse seinen toten Körper fallen.
»Wir haben einen Gewinner!«, ruft Hamilton ins Megafon. »Burn hat den Perser besiegt.«
Ich sehe noch einmal zu Hutch und erkenne, dass er die Kette in der Hand hält. Gemeinsam mit der Kleinen, die er hinter sich her zieht, sodass sie stolpert, kommt er in den Käfig.
»Glückwunsch, Sklave«, sagt er überheblich und wirft mir die Frau regelrecht vor die Füße, wo sie reglos liegen bleibt. »Deine Trophäe.«
»Ich will sie nicht«, erwidere ich ungerührt und wende mich ab.
»Dann sollte ich sie vielleicht Bull, Fire und Metal überlassen, sie würden sich bestimmt freuen, sie kaputt zu ficken.«
Ich hole tief Luft, drehe mich noch einmal zu ihm und hebe die Kleine auf meine Arme. Sie bewegt sich nicht.
»Es geht doch«, grinst er. »Jetzt bist du für sie verantwortlich. Wenn du zulässt, dass sie wegläuft, bist du dran.«
Statt etwas zu sagen, lasse ich ihn stehen und mache mich mit ihr auf den Weg zur Umkleide.
»Du fährst ins Haus und dort gehst du direkt in dein Zimmer. Die anderen sollen sie nicht sehen«, sagt Hamilton hinter mir. »Begleitet sie«, wendet er sich dann an zwei andere.
Ich schnaube. »Na schön.«
* * *
Ich habe die Kleine in mein Bett gelegt und tigere auf und ab. Seit einer Stunde bin ich wieder hier, sie ist noch nicht aufgewacht, aber wenigstens habe ich ihr dieses unsägliche Halsband abgenommen. Sie hat einige Würgemale, Hämatome und andere Verletzungen. Ich weiß, dass Hutch nicht besonders zimperlich mit ihr umgegangen ist, aber so viel Grausamkeit einer Frau gegenüber, habe selbst ich ihm nicht zugetraut.
Kopfschüttelnd gehe ich in das kleine Bad, das an mein Zimmer angebunden ist. Ich ziehe die blutgetränkte Sporthose aus, anschließend die Briefs und steige in die Duschkabine. Das warme Wasser kann mich nicht entspannen und meine Gedanken rotieren um diese Frau. Ich hoffe nur, dass Phoenix oder Ashes nicht mehr hier aufkreuzen, weil ich heute keine Lust mehr habe, mich mit ihnen auseinanderzusetzen.
Nach der Dusche gehe ich nur im Handtuch zurück in mein Zimmer. Es ist nicht besonders groß, zu klein für zwei Personen, aber nun habe ich diese Kleine am Arsch. Als ich ans Bett gehe, sehe ich, dass sie immer noch weggetreten ist. Was hat Hutch nur mit ihr gemacht?
»Kleine?«, spreche ich sie an und lege meine Hand auf ihre Schulter. Sie trägt einen Hauch von Nichts, der kaum ihren Körper bedeckt. Das Teil verbirgt nicht, wie sie darunter aussieht, da es durchsichtig ist. Ich beiße mir auf die Unterlippe, als ich ihre üppigen Brüste sehe. Am liebsten würde ich sie berühren, doch ich reiße mich zusammen. Ich bin kein Schwein, das über eine wehrlose Frau herfällt, um ihr das Schmalz aus dem Hirn zu ficken. »Kleine?« Ich rüttle sie ein wenig, ihre Lider flattern und schließlich schlägt sie diese auf.
Sofort zieht sie sich zurück, fällt auf der anderen Seite vom Bett und krabbelt bis in die Ecke.
Ich hebe eine Augenbraue. »Ich tue dir nichts.«
Sie atmet schwer, ihr Mund klappt auf und zu, allerdings sagt sie nichts.
»Wie ist dein Name?«
»Li-li-li…« Sie keucht.
»Lili?«
Sie schüttelt den Kopf. »Lilian«, bringt sie mühsam hervor.
Als ich um mein Bett herumgehe, drängt Lilian sich gegen die Wand. »Ich werde dir nichts tun.«
»Bitte … bleib, wo du bist«, sagt sie heiser, Tränen laufen in feinen Rinnsalen über ihre Wangen. »Bitte.«
Ich nehme auf der mit Stroh gefüllten Matratze Platz und betrachte sie. »Hat Hutch dir das angetan?«
Sie nickt hektisch.
»Warum?«
Daraufhin senkt sie den Blick und schweigt.
»Warst du frech?«
Lilian zuckt mit den Schultern.
»Na schön, wir beide werden ab sofort miteinander zurechtkommen müssen. Du lebst jetzt bei mir, aber ich habe keine Lust, Rücksicht auf dich nehmen zu müssen.«
»Wo-wo so-soll ich … schla-schlafen?«, stammelt sie.
»Der Boden erscheint mir angemessen«, erwidere ich. »Mein Bett ist zu klein für zwei Personen.« Nein, das ist es nicht, aber ich habe keine Lust, es mit dieser Frau zu teilen. Sie wurde mir aufgezwungen und ich habe nicht vor, nett zu ihr zu sein. Die Kleine soll merken, dass sie nichts weiter als ein Stein in meinem Schuh ist. Fuck, Mann, warum musste ich den Wichser auch besiegen?
Es klopft fest an der Tür, die im nächsten Augenblick geöffnet wird. »Scheiße, der Penner hatte recht«, stößt Phoenix aus, dabei huscht sein Blick von mir zu der Kleinen.
»Willst du sie haben?«, frage ich interessiert. »Ich kann’s kaum erwarten, sie loszuwerden.«
Lilian keucht. »Warum … bin ich hier?«
»Er hat dich gewonnen«, antwortet mein bester Freund. »Er ist jetzt für dich verantwortlich, du gehörst ihm.«
»Ich … ich … Was?«
»Du gehörst jetzt ihm«, wiederholt Phoenix geduldig.
Lilian bricht in Tränen aus und ich verdrehe die Augen. »Heulen Frauen immer so viel?«, wende ich mich an ihn, woraufhin er mit den Schultern zuckt.
»Keine Ahnung, hab keine großen Erfahrungen mit ihnen, außer hin und wieder mal eine Nutte aus Hutchs Puff zur Belohnung«, antwortet er resigniert.
Damit hat er schon wesentlich mehr Erfahrungen als ich gesammelt, denn ich habe bisher jede einzelne Frau wieder weggeschickt. Sie interessieren mich nicht, ich will nur hier raus und ich hoffe, dass Ashes und ich irgendwann ein normales Leben führen können. Nicht mit unserer Familie, denn meine Eltern sind für mich gestorben – meine Mutter wortwörtlich, mein alter Herr buchstäblich.
Die Kleine heult immer noch und ich frage mich, ob ich einen der Wichser auf dem Flur nach Ohropax fragen kann. Ohrstöpsel erscheinen mir sinnvoll, um sie auszublenden.
»Also, was hast du jetzt vor? Du musst dich irgendwie mit ihr arrangieren«, sagt Phoenix beharrlich und schaut mich aus seinen blauen Augen an.
Ich zucke mit den Schultern. »Ich werde sie ja sicher nicht so schnell wieder los, hm?«
»Denke nicht.«
»Dann soll sie eben bleiben, aber mir nicht im Weg stehen. Am besten bleibt sie in der Ecke sitzen, da macht sie keine Probleme«, erwidere ich entschieden.
»Alter!«, stößt Phoenix aus. »Warst du immer so ein Arschloch oder willst du gerade den Macker markieren?«
Ich schnaube. »Was soll ich denn mit ihr? Ich will sie nicht in meiner Nähe haben, Hutch nimmt sie nicht zurück, sondern hat angedroht, sie Bull, Fire oder Metal zu überlassen.«
»Warum hast du ihm nicht gesagt, dass er sie ihnen überlassen soll?«, hakt er nach.
»Weil wir beide wissen, wie hysterisch die Nutten schreien, die zu ihnen gebracht werden. Das wollte ich ihr nicht antun«, erkläre ich geduldig und stehe vom Bett auf. Ich gehe an den Verschlag, der ein Kleiderschrank sein soll, und hole Briefs heraus, ebenso eine Sporthose. »Ich weiß nicht, was ich mit ihr soll.«
Lilian ist inzwischen verstummt, als ich zu ihr schaue, erkenne ich, dass sie uns mit großen Augen anstarrt.
»Was ist?«, wende ich mich an sie.
»Ich … ich will gehen.« Ihre Stimme ist so leise, dass ich sie kaum verstehen kann.
»Das wird nicht drin sein. Aus diesem Haus kommen wir nur raus, wenn Kämpfe anstehen«, antwortet Phoenix. »Versuchen wir, abzuhauen, werden wir erschossen.«
Sie wird noch blasser, als sie sowieso schon ist. »Aber …«
»Du kommst hier nicht raus, Kleine, also finde dich damit ab«, mische ich mich ein.
Lilian wendet den Blick ab. Als ich sie genauer betrachte, erkenne ich, dass ihre Finger blutig sind und in einem unnatürlichen Winkel abstehen. »Was hat der Kerl mit dir gemacht?«, hake ich nach.
Wieder senkt sie den Blick.
»Rede!«, fordere ich ungehalten.
»Alter, du solltest ruhig mit ihr reden!«, herrscht Phoenix mich an.
»Ich gehe mich anziehen«, brumme ich genervt und verschwinde ins Bad.
* * *
Ich sehe die Frau an. »Wie fühlst du dich?«
Sie reagiert nicht.
Mit einem Seufzen auf den Lippen nähere ich mich ihr und gehe schließlich vor ihr in die Hocke. »Ich will dir nichts tun, okay?«
Ihr Blick streift meinen. »Okay«, wispert sie.
Vorsichtig strecke ich meine Hand aus. »Wie ist dein Name?«
»Lilian«, sagt sie leise.
»Darf ich mir deine Finger ansehen?«
Zögerlich und zitternd legt sie ihre Hand in meine. »Es tut weh.«
Ich beiße mir auf die Unterlippe, als ich ihre ausgerenkten Fingergelenke betrachte. »Das kann ich mir vorstellen.« Ich räuspere mich. »Soll ich sie einrenken?«
»Wird das wehtun?«
»Es wird nicht schlimmer, als es schon ist«, erwidere ich und lege meine Hand um die Finger ihrer linken. »Aber du solltest die Zähne zusammenbeißen.«
Ihr Atem flattert, als ich erkenne, dass sie die Zähne zusammenbeißt.
»Bereit?«
Lilian nickt hektisch.
Mit einem gezielten Griff renke ich ihre Gelenke wieder ein und dass sie die Zähne zusammengebissen hat, hat nicht viel gebracht. Sie schreit derart laut, dass ich das Gesicht verziehe. Tränen rinnen in regelrechten Sturzbächen über ihre Wangen. »Tut mir leid, aber es muss sein, sonst verkümmern deine Hände.«
Sie nickt wieder, diesmal wimmernd.
»Bereit für die andere Hand?«
Lilian reicht mir nur zögerlich ihre rechte Hand.
»Bereit?«, wiederhole ich.
Daraufhin schüttelt sie den Kopf.
»Wir bringen es trotzdem hinter uns, okay?«
»Okay«, sagt sie leise und wieder verkrampfen sich ihre Kiefer.
Ich lege noch einmal meine Hand um ihre, ziehe an ihren feinen Gliedern und mit einem Knacken renken sie sich wieder ein.
Ein zweiter Schrei und die Tür des Badezimmers geht auf. »Gott, was ist denn hier los?«, hakt Burn genervt nach.
Ich richte mich auf. »Ich habe ihr die Finger eingerenkt, was du nicht getan hast.«
»Bin ich Arzt, oder was?«
»Nein, aber kein Arschloch und du weißt, wie man Gelenke einrenkt«, antworte ich geduldig. Warum hat der Penner sie gewonnen? Bei mir hätte sie es deutlich besser als bei ihm. Wäre Burn nicht mein bester Freund, würde ich ihm den Hals umdrehen, denn seine derzeitige Art geht mir gehörig auf die Nerven.
»Ich will sie übrigens immer noch nicht hier haben.«
»Das ist nicht deine Entscheidung«, entgegne ich und schaue zur Tür. »Ich verziehe mich, bevor Hamilton und seine Lakaien den Rundgang machen.« Mein Blick fällt auf Lilian. »Sag mir Bescheid, wenn er frech wird, damit ich ihm aufs Maul hauen kann.«
Sie weicht wieder meinem Blick aus, während sie still vor sich hin weint.
»Keine Sorge, ich werde sie nicht wie Dreck behandeln«, meint mein bester Freund, doch ich verenge die Augen. »Wirklich nicht«, dabei hebt er beschwichtigend die Hände.
»Du hast ihr gesagt, dass sie auf dem Boden schlafen soll, obwohl dein Bett groß genug ist.«
»Das ist nicht mal ein Bett, du weißt, dass das nur ein Holzrahmen ist, der mit Stroh gefüttert ist«, knurrt er.
»Dennoch ist es groß genug für zwei. Frag bei Hamilton nach Bettzeug für sie und fertig. Sie wird sich bestimmt nicht so breit machen, dass du keinen Platz mehr hast«, sage ich ruhig, obwohl es schon wieder in meiner Hand kribbelt, doch ich reiße mich zusammen, statt ihn zu ohrfeigen. »Gute Nacht.« Ich gehe zur Tür.
»Schlaf gut«, erwidert Burn ruhiger, obwohl ich ihm ansehe, dass er mit sich kämpft.
»Du auch und lass die Kleine am Leben.«
Er nickt mir zu, bevor ich sein Schlafzimmer verlasse. Der Flur ist wie ausgestorben und ich frage mich, wo Hutchs Scheißlakaien sind. Ich könnte jetzt einen Versuch wagen, von hier abzuhauen, aber mir stehen nur noch neunhundertsiebenunddreißig Kämpfe bevor, bis ich meine Freiheit bekomme. Gut drei Jahre und ich bin hier raus.
Wie Burn und Ashes wurde auch ich von meinem Vater als Pfand hinterlassen, um dessen Schulden abzuarbeiten. Wir drei teilen das gleiche Schicksal, das uns aneinandergeschweißt hat, als wir mit sechzehn und siebzehn Jahren hier gelandet sind. Mit dem gemeinsamen Training bei Cash wurden wir Brüder und wir stehen immer füreinander ein. In den Gruppenkämpfen sind wir bisher noch nie unterlegen, unsere Brutalität macht uns zu berüchtigten Gegnern, aber ich habe Angst, dass ich den Ring irgendwann als Toter verlassen werde. Im Moment habe ich nichts, außer meiner Freiheit, die in greifbarer Nähe liegt, wofür es sich zu leben lohnt.
Nichts.
Gar nichts.
Ich bin allein.
Vollkommen allein.
* * *
»Hier ist Bettzeug für dich«, sagt er und lässt eine Decke und ein Kissen vor mich fallen.
»Danke«, erwidere ich leise, ohne ihn anzusehen.
»Willst du auf dem Boden schlafen oder legst du dich ins Bett?«
»Du sagtest …«
»Ich weiß, was ich sagte«, fährt er mir über den Mund. »Aber ich habe meine Meinung geändert. Komm mir nur nicht zu nah.«
Mühsam komme ich auf die Beine, aber sie fühlen sich wie Pudding an und geben sofort wieder unter mir nach.
Er kommt sofort zu mir und hält mich fest. »Geht’s?«
»Irgendwie«, nuschle ich, während ich seinem Blick ausweiche. Der Kerl macht mir Angst und ich habe keine Ahnung, wozu er imstande ist. Vielleicht sollte ich doch in der Zimmerecke bleiben, wo er mir nicht zu nah kommt. Es stört ihn, dass ich hier bin, mich auch, aber Hutch Dexter ließ mich nicht mehr gehen, nachdem ich River sagte, dass ich die Cops informieren würde. Ich hätte den Mund halten sollen, denn was dieser Drohung folgte, war sicher um einiges schlimmer als die Hölle.
»Ich heiße Burn.«
»Wirklich?«, frage ich irritiert. Diesen Namen habe ich noch nie gehört.
»Für dich, wie für alle anderen heiße ich so.«
»Okay«, wispere ich und lasse mir von ihm zum Bett helfen.
Burn setzt mich darauf und ich merke, was Phoenix meinte. Es ist keine richtige Matratze, sondern Stroh sticht durch das Bettlaken. Es ist unangenehm, aber ich glaube, in den letzten vier Wochen habe ich Schlimmeres erlebt. »Leg dich hin, du siehst übel aus.«
Ich schaue zu ihm hoch, er ist so verdammt groß, dass ich nicht nur im Sitzen den Kopf in den Nacken legen muss. Im Stehen reiche ich ihm gerade mal bis an die Brust.
»Gott noch«, stößt er aus, bückt sich und hebt meine Beine an, dann dreht er mich, sodass ich vollständig auf dem Bett, na ja, der Schlafstatt sitze. »Leg dich hin.«
Statt länger zu warten, tue ich es. Die Strohhalme stechen mir in den Rücken, aber ich will mich nicht beschweren.
»Soll ich dir ein T-Shirt geben? Der Nuttenfummel sieht ziemlich mitgenommen aus.«
Ich sehe an mir herunter und ziehe seine Decke über mich.
»Soll ich?«
»Bitte«, antworte ich leise.
Er geht noch einmal an den Verschlag, in dem seine Kleidung ist, und holt ein Shirt heraus. »Hier.« Er wirft es zu mir aufs Bett. »Du kannst dich hier umziehen oder willst du ins Bad? So, wie du aussiehst, kannst du sicher eine Dusche vertragen.«
»Hier«, sage ich leise und sehe ihn abwartend an.
»Oh, verstehe.« Burn dreht sich weg und sieht zur Wand.
Als ich seinen Rücken betrachte, erkenne ich die zahlreichen Narben, die sich von seiner übrigen Haut abheben. Er ist braungebrannt, vielleicht muss er draußen arbeiten oder trainieren, denn ich bezweifle, dass er einen normalen Job hat. Schwerfällig richte ich mich auf und versuche, dieses Höllenteil auszuziehen, aber ich habe solche Schmerzen, dass ich es nicht hinbekomme, außerdem bringen sie mich zum Wimmern.
»Alles okay?«, fragt er mit Blick zur Wand.
»Ich kriege es nicht hin«, antworte ich kleinlaut.
»Oh Mann«, brummt er. »Darf ich mich umdrehen und dir helfen?«
»Nein, ich lasse das Teil hier an.«
»Bestimmt nicht. Es ist dreckig, muffig und da ich nur zwei Laken habe, aber eines in der Wäsche ist, habe ich keine Lust, dass du mir das Bett versaust.« Er räuspert sich. »Also?«
»Na schön«, gebe ich mich unsicher geschlagen.
Er kommt zu mir und betrachtet mich. »Wie bist du in diese Situation geraten?«
»Ich will nicht …«
»Du musst, immerhin will ich dir vertrauen können und das kann ich nicht, wenn du alles für dich behältst.«
»Ich habe River gedroht.«
»Dem Sohn vom Boss?«
Ich nicke.
»Womit?«
Ich hole tief Luft. »Ich wusste nicht, dass sein Dad ein paar illegale Lokale hat, er brachte mich zu diesem Fight Club und ich wollte gehen, aber er hat mich ignoriert.«
»Und deshalb bist du jetzt in dieser Lage?«
»Nein, das bin ich, weil ich sagte, dass er mich entweder gehen lässt oder ich die Polizei rufe«, entgegne ich. »Danach bin ich in einem Keller aufgewacht, war gefesselt und habe ziemlich viele Schläge einstecken müssen.«
»Und dann hat er dich zum Gewinn auserkoren?«
»Nein, erst sagte er, dass ich für ihn und seine Männer da sein soll, aber ich habe zwei von ihnen und auch Hutch niedergeschlagen, dann haben sie mich betäubt und mir das Würgehalsband angelegt. Einer hat meistens an der Kette gezogen, während der andere auf mich eingeprügelt hat.« Ich hole tief Luft und bemühe mich, das Schütteln zu unterdrücken. »Schließlich fand ich mich in diesem Fight Club wieder und Hutch offenbarte mir, dass ich entweder als Gewinn herhalte oder er mich samt Betonschuhen im Hudson River versenkt.«
»Einerseits war es mutig, dass du ihm die Stirn geboten hast, andererseits unwahrscheinlich dämlich«, sagt Burn ungerührt und sieht mir in die Augen. Das Grün seiner Iriden ist so dunkel, dass es mich an Smaragde erinnert. Er legt seine Hände an den Saum dieses unsäglichen Kleidchens. »Bereit?«
»Nein, aber mach nur«, antworte ich.
»Gut.« Langsam schiebt er es hoch, sein Blick ist auf meinen Bauch gerichtet. Er verzieht das Gesicht, als er meine Haut sieht. »Die haben dich wirklich heftig verprügelt.«
»Hm.«
Burn schiebt es bis unter meine Arme, die ich nicht heben kann. »Ich glaube nicht, dass du das Teil behalten willst, oder?«
Ich schüttle den Kopf.
»Gut.« Er zieht es wieder runter und legt seine Hände an den Ausschnitt. Mit einem festen Zug reißt er den Stoff kaputt, danach hilft er mir hinaus.
Das Bandeau, das einigermaßen meine Brüste bedeckt, ziehe ich zurecht.
»Soll ich dir mit dem Shirt helfen?«
»Bitte«, entgegne ich unruhig.
»Okay.« Er krempelt es zusammen, sodass ich meine Arme in die Öffnungen schieben kann, danach zieht er es mir vorsichtig über den Kopf und lässt es los. Der weite Stoff fällt bis auf meine Oberschenkel. »Jetzt kannst du dich hinlegen, morgen früh wirst du dich waschen.«
»Alles klar«, sage ich diesmal.
»Bist du durstig?«
Bevor ich antworten kann, knurrt mein Magen.
»Essen kann ich auf die Schnelle nicht besorgen, aber Wasser ist zur Genüge da.« Er neigt den Kopf und betrachtet mich. »Möchtest du?«
Ich nicke langsam.
Nachdem er ins Bad verschwunden war, hat er mir einen Becher Wasser gebracht. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt richtig getrunken oder gegessen habe, aber dieser eine Becher hat sich wie ein gottgegebenes Geschenk angefühlt. Während ich getrunken habe, hat er Kissen und Decke auf sein Bett gelegt.
»Du solltest schlafen. Ich wecke dich morgen früh wegen des Frühstücks.«
»Okay.«
Bevor ich reagieren kann, hilft er mir beim Hinlegen. »Denk dran, komm mir nachts nicht zu nahe.«
»Werde ich nicht.« Ich rutsche fast bis an den Rand und schließe die Augen.
Er macht das Licht aus, neben mir sinkt das Stroh unter dem Laken ein und ich halte mich am Bettrahmen fest, damit ich nicht auf ihn rutsche.
* * *
»Hey«, sagt er streng und rüttelt mich wach.
Ich schlage die Lider auf und sehe in Burns übellauniges Gesicht.
»Zeit zum Aufstehen und fürs Frühstück. In fünf Minuten geht’s los.«
Ich richte mich langsam auf und schiebe die Bettdecke weg.
»Hier ist eine Sporthose, du wirst sie hochkrempeln und auch festhalten müssen, weil ich nichts in deiner Größe habe.«
»Danke«, erwidere ich, als er sie mir schon zuwirft. Ich schwinge die Beine aus dem Bett, anschließend ziehe ich die Sporthose über meine Beine und meinen Po. Als ich aufstehe, fühle ich mich unsicher, weil meine Muskeln gegen mich rebellieren.
Burn kommt zu mir und gibt mir Halt. »Nach dem Frühstück muss ich zum Training. Du kannst mitkommen oder hierbleiben.« Er sieht mich mit einer gehobenen Augenbraue an. »Was ist dir lieber?«
»Mitkommen.« Er scheint okay zu sein und wirkt nicht so, als würde er mir etwas antun wollen. In seiner Gegenwart fühle ich mich zum ersten Mal, seit ein paar Wochen, sicher. Es ist definitiv besser, in Burns Nähe zu bleiben, statt alleine in seinem Zimmer zu sitzen.
»Gut, dann lass uns gehen.«
Ich schaue an mir hinunter. »Ich habe keine Schuhe.«
»Damit kann ich dir jetzt auch nicht dienen, aber du kannst barfuß gehen, im Haus ist es warm, draußen auch.«
»Okay.«
Burn lässt mich los. »Dann komm. Nach dem Frühstück geht’s gleich zum Training und ich will nicht trödeln.« Er holt eine Sweatjacke aus dem Verschlag und zieht sie über. Danach reicht er mir auch eine. »Ich werde Hutch um Kleidung für dich bitten müssen.«
»Danke.«
»Hm, keine Ursache.«
Ich schlüpfe schwerfällig in seine Jacke und folge ihm langsam nach draußen. Meine Haare sind sicher noch zerzaust und der Geruch, der von mir ausgeht, ist auch nicht besonders angenehm, aber er hat mich nicht duschen lassen. Ich freue mich darauf, mich waschen zu können, denn das durfte ich schon länger nicht. Nicht mehr, seit Hutch mich in diesen Höllenfummel gesteckt hatte.
Hinter mir wird gepfiffen, weshalb ich über meine Schulter schaue. Zwei wirklich gruselige Kerle folgen Burn und mir, einer von ihnen spitzt seine Lippen und wirft mir einen Kuss zu, weshalb ich meine Schritte beschleunige.
»Hey, Burn.«
Er dreht sich zu den beiden um. »Was?«
»Teilst du die Kleine vielleicht?«
Ich hebe den Blick, um Burn anzusehen, er wirkt so, als würde er es sich durch den Kopf gehen lassen.
»Nein, denke nicht«, antwortet er, als er mich anschaut. Er wendet sich von ihnen ab, legt seine Hand auf meinen Rücken und führt mich weiter.
»Danke«, flüstere ich.
»Wofür?«
»Dass du mich nicht herumreichst, als wäre ich ein Wanderpokal.«
»Kein Ding.«
Wir erreichen ein großes Esszimmer. An den verschiedenen Tischen sitzen nur so riesige Kerle, wie Burn einer ist. Er wendet sich einem an den Fenstern zu und ich kann Phoenix erkennen. »Komm mit«, sagt er leise, dann geht er voraus.
Schnellen Schrittes folge ich ihm, obwohl mir jede einzelne Bewegung Schmerzen bereitet. Ich will ihm allerdings nicht sagen, dass mir alles wehtut, weil ich ahne, dass es ihn nicht interessieren wird.
»Guten Morgen«, wendet Burn sich an seine Freunde und setzt sich. Da es keinen weiteren Stuhl gibt, bleibe ich etwas hinter ihm stehen.
Die beiden anderen sehen mich an, einer davon sieht Burn zum Verwechseln ähnlich, bloß hat er etwas längere Haare. Vielleicht ist er sein Bruder?
»Warum stehst du da so rum?«, fragt Burn schließlich.
»Es gibt keinen Stuhl mehr«, antworte ich leise, weshalb er mich bei der hier herrschenden Lautstärke sicher nicht hört.
»Dann hol dir einen.«
»Oh Mann, kannst du der Kleinen keinen Stuhl holen? Du siehst doch, dass sie Angst hat«, schaltet sich der ein, den ich noch nicht kenne.
»Nein«, erwidert Burn.
»Dann übernehme ich das, irgendwer muss ja halbwegs nett zu ihr sein«, sagt Phoenix und erhebt sich.
»Schon gut«, mische ich mich ein. »Ich kann mir selbst einen Stuhl holen.« Mit diesen Worten wende ich mich ab und schaue mich um, ob ich irgendwo einen freien Stuhl finde. Als ich einen entdeckt habe, gehe ich langsam los, dabei halte ich die Hose fest, die Burn mir geliehen hat. So ein Arschloch, schießt es mir durch den Kopf und weitere derbe Flüche über ihn folgen in Gedanken.
Gerade als ich den Tisch erreicht habe, setzen sich zwei Männer, die beiden anderen Stühle bleiben frei.
»D-darf ich mir einen Stuhl nehmen?«, frage ich unsicher.
Beide sehen mich finster an. »Was meinst du?«, will der eine vom anderen wissen, der daraufhin grinst.
»Weiß nicht und du?«
Er schaut mich an. »Was gibst du uns denn für den Stuhl?«
»Ich möchte doch nur einen Stuhl«, sage ich kleinlaut.
»Und ich will was dafür, wenn ich ihn dir überlassen soll.« Der Kerl erhebt sich und baut sich vor mir auf, sofort beschleunigt sich mein Herzschlag.
»Bitte.«
»Gib mir einfach einen Kuss für den Stuhl.«
Ich schüttle den Kopf und will einen Schritt nach hinten treten, aber er schlingt seinen Arm um mich und zieht mich zu sich. »Loslassen«, wimmere ich, weil er auf eine Verletzung drückt. Mir wird heiß und kalt und ich fühle die Schweißperlen auf meiner Stirn.
»Ich will den Kuss.«
»Nein.«
Er nimmt mein Gesicht in seine große Hand und hält meinen Kopf fest. »Doch.« Langsam nähert er sich mir.
»Das reicht«, höre ich Burn sagen. »Lass sie los, Fire.« Seine Stimme schneidet wie ein Messer durch die Luft.
»Warum? Wir haben doch gerade Spaß«, erwidert er gelassen. Er beugt sich zu mir und versucht, mich zu küssen, doch Burn reißt mich von ihm weg und versetzt Fire einen derart heftigen Schwinger, dass dieser zu Boden geht.
»Ich hatte dich gewarnt!«, sagt Burn wütend, packt meine Hand und einen Stuhl, anschließend zieht er mich zum Tisch seiner Freunde. »Setzen!«, herrscht er mich an.
Sofort folge ich und senke den Blick auf den Tisch.
»Ich hole mir etwas zu essen«, verkündet Phoenix, steht auf und ist verschwunden.
»Ich begleite dich«, sagt der andere und folgt ihm.
Burn erhebt sich ebenfalls, aber ich ergreife seine Hand. »Scheiße, was ist denn?«
»Lass mich hier bitte nicht allein.« Ich schaue zu ihm hoch und sehe ihn verunsichert an.
»Dann warte ich eben auf die beiden.« Er dreht sich um und lehnt sich gegen den Stuhl. »Möchtest du auch etwas frühstücken?«
»Nein, ich glaube, ich kriege nichts runter.«
»Dein Magen knurrt seit gestern Abend wie verrückt, du solltest es versuchen.«
»Na gut«, gebe ich mich geschlagen.
Burn verengt die Augen zu Schlitzen und sieht in die Richtung dieses Fires.
Ich drehe mich ein wenig, um auch dorthin zu schauen. »Was ist los?«
»Schätze, Fire will mir den Arsch aufreißen, weil ich ihm die Nase gebrochen habe«, antwortet Burn mit dunkler Stimme.
»Hast du keine Angst vor ihm?«
»Kein bisschen.«
»Immerhin einer von uns«, nuschle ich und drehe mich um, sodass ich wieder auf den Tisch schaue.
Plötzlich knallt ein Tablett darauf. »Ich bin jetzt bei ihr, du kannst euch Frühstück holen.«
Ich schaue Phoenix an, danach auf sein Servierbrett, der Kerl scheint mächtigen Hunger zu haben, bei der riesigen Portion Rühreier und Bacon, die ich darauf sehe. »Guten Appetit.«
»Danke, Kleine.«
»Bin gleich wieder da«, sagt Burn und verschwindet aus meinem Sichtfeld.
»Bin gespannt, wann er wieder bessere Laune hat«, meint Phoenix.
Ich sehe ihn fragend an. »Ist er nicht immer so … schlecht drauf?«
Daraufhin schüttelt er den Kopf. »Nein, sonst ist er umgänglicher und nicht so ein Arschloch.«
Man darf gespannt sein, aber ich glaube kaum, dass es Burn in freundlich gibt. Allerdings kann ich nicht mal beurteilen, wie er ist, da ich ihn nicht kenne.
»Ich glaube, Fire wird Burn die Fresse polieren wollen, so übel, wie mein Bruder ihn erwischt hat«, sagt der Unbekannte, der zurückgekommen ist, und setzt sich.
Sie sind also wirklich Brüder.
Er sieht mich an. »Wie heißt du, Kleine?«
»Lilian«, antworte ich kleinlaut.
»Ashes«, erwidert er. »Auf einer Skala von eins bis zehn, wie unfreundlich war mein Bruder bisher zu dir?«
»Zwanzig?«, frage ich und ringe mir ein Grinsen ab, aber ich bin mir sicher, dass ich ihnen eine groteske Fratze zeige.
Die beiden lachen. »Aber er hat dir Klamotten gegeben, das stuft ihn bestimmt auf eine fünfzehn runter, oder?«
Ich nicke langsam.
»Hat er dich im Bett oder auf dem Boden schlafen lassen?«, möchte Phoenix wissen.
»Im Bett.«
»Immerhin, sonst hätte ich ihn klimafreundlich zum Mond getreten«, sagt er gut gelaunt und fängt an zu essen.
Ich schweige mich aus, weil ich nicht weiß, was ich dazu sagen soll. Vor ein paar Wochen hat mich nichts so schnell verstummen lassen, aber die Zeit bei Mr. Dexter war furchtbar und ich habe Angst, dass mir so was noch einmal blüht.
»Hier, iss«, verlangt Burn und stellt eine Schale mit undefinierbarem Inhalt vor mich.
»Was ist das?«, möchte ich wissen und schaue ihn fragend an.
»Porridge.«
Haferschleim … Nahrhaft und doch so eklig in seinem Aussehen.
»Iss.«
»Schon gut«, nuschle ich und nehme den Löffel, den er in die Schale gesteckt hat. Widerwillig fange ich an, das Zeug zu essen. Wenigstens stillt es meinen Hunger, sodass mein Magen sich nicht mehr ständig verkrampft. Geschmack hat die Pampe nicht wirklich, aber etwas anderes werde ich sicher nicht bekommen.
»Du hättest ihr auch was von dem vernünftigen Zeug mitbringen können, statt dir den Bauch damit vollzuschlagen.«
»Sieh sie dir an. Ich denke, sie achtet auf ihre Figur und würde sicher keinen Bacon essen«, hält Burn dagegen. Sein Blick fällt auf mich. »Oder?«
»Porridge ist okay«, erwidere ich gedämpft.
»Sprich lauter, wenn wir hier sind, sonst versteht dich kein Mensch.«
Ich nicke hektisch.
»Kannst du nicht ein bisschen freundlicher zu ihr sein?«, fragt Ashes genervt. »Es hält ja kein Mensch aus, wie beschissen du drauf bist.«
»Wurde dir ein Gewinn aufgezwungen oder mir?«, will Burn hingegen wissen.
Sein Bruder betrachtet ihn nachdenklich. »Warum hast du sie dann angenommen?«
»Der Boss hätte sie sonst Fire, Metal oder Bull überlassen, das wollte er ihr nicht antun«, mischt Phoenix sich ein. »Also, letztlich hat dein Bruder wohl doch so was wie ein Herz, auch wenn es faulig ist und kaum schlägt.«
Burn streckt den Mittelfinger aus. »Fick dich.«
»Später, Süßer«, erwidert Ashes und wirft seinem Bruder einen Kuss zu.
Mühsam halte ich meine Miene unter Kontrolle, um nicht zu grinsen oder zu kichern. Ich möchte sie nicht unnötig auf mich aufmerksam machen.
»Warum soll ich sie eigentlich bei mir behalten?«, will Burn wissen.
»Warum schickt Hutch Nutten zu uns?«, fragt Ashes hingegen und hebt eine Augenbraue.
Was? Soll ich etwa mit Burn schlafen? Das werde ich definitiv nicht tun. Vorsichtig sehe ich ihn an. Der Mann ist so groß und muskulös, dass ich sicher zerquetscht werden würde, sollte es je so weit kommen – was es definitiv nicht wird! Kopfschüttelnd vertreibe ich die Gedanken und esse den Haferschleim weiter.
»Na dann«, brummt Burn und widmet sich ebenfalls seinem Frühstück.
»Ich verstehe nicht, wie ihr euch jeden Morgen dieses fettige Zeug reinziehen könnt, wenn es danach zum Training geht«, sagt Ashes und isst sein Obst.
»Tja, große Männer, größerer Hunger und dieses Vitaminzeug, das du jedes Mal isst, macht uns nicht satt«, hält Phoenix dagegen.
»Stimme zu«, nickt Burn.
* * *
Nach dem Frühstück sind wir in den Garten gegangen, mir ist kalt und nun rebelliert auch noch mein Magen, weshalb ich mich auf den Boden gesetzt habe. Ich will Burn nicht noch mehr nerven, denn ich glaube, es ist nur eine Frage der Zeit, bis er mich an seine Freunde abgibt, vor denen er mich eigentlich beschützen wollte, als er mich gestern aufgenommen hat.
Sie haben sich in einer Reihe aufgestellt, vor ihnen steht ein weiterer ziemlich großer Kerl, der sich mir als Cash vorgestellt hat. Warum sind diese Männer alle so riesig? Das kann doch nicht normal sein!
* * *
»Scheiße, Mann!«, herrsche ich Phoenix an und rolle mit dem Kopf, sodass mein Nacken knackt. »Hättest du nicht aufpassen können?«
»Wenn du zu der Kleinen guckst, statt dich aufs Training zu konzentrieren, bist du selbst schuld«, antwortet er lachend. »Immerhin habe ich dich so mal erwischt.«
Knurrend gehe ich auf ihn los, aber er ist zu gut trainiert, als dass ich einen Treffer landen könnte. Phoenix ist schnell und weiß genauso gut wie ich, was er tut.
Ausweichen, darum geht’s.
Immer.
Wir müssen schneller sein, als die anderen, die uns am liebsten das Genick brechen würden.
Immer.
Und wir dürfen uns nicht ablenken lassen.
Niemals.
»Du bist zu langsam«, provoziert Phoenix mich weiter und ich hebe die beiden Schlagstöcke vom Boden auf. Das lasse ich nicht auf mir sitzen und das weiß er.
Verdammt, wenn die Kleine nicht anwesend wäre, wäre ich konzentrierter. Morgen wird sie definitiv in meinem Zimmer bleiben, damit ich keine Ablenkung habe. Sie nervt und ihre Anwesenheit macht mich wahnsinnig. Ich hatte nie viel mit Frauen am Hut und dass sie mir nun ein Klotz am Bein ist, geht mir extrem gegen den Strich.
»Leute, es reicht, bringt euch nicht gegenseitig um«, ruft Cash und kommt zu uns. Seit er so übel verletzt wurde, zieht er sein Bein nach, weshalb er seine Schulden nun als Trainer abarbeiten muss. Er war mal einer von Hutchs Dealern, der leider in die eigene Tasche wirtschaftete und erwischt wurde. Er sagt selbst, dass es mehr als nur dumm war, aber für seine damalige Freundin hat er einfach alles getan. Kaum wollte Hutch seine Kohle sehen, verließ sie ihn und er landete im Loch, wie wir Hutchs Fight Club nennen. Cash kommt zu uns und nimmt mir die Schlagstöcke ab. »Deine Kleine sieht aus, als würde es ihr schlecht gehen.«
Ich schaue zu ihr und sehe, wie blass sie ist. »So sah sie gestern auch schon aus.«
»Hast du sie so zugerichtet?«, fragt er interessiert.
Daraufhin schüttle ich den Kopf. »Nein, sie sah noch schlimmer aus, aber als sie ohnmächtig war, habe ich ihr Gesicht saubergemacht.«
»Hutch?«, möchte er wissen.
Ich nicke. »Ja, sie war die Freundin seines Sohns, kam das erste Mal ins Loch und wollte gehen. Nachdem River sie nicht gehen ließ, hat sie gedroht die Polizei zu rufen.«
»Und natürlich haben die Wichser sie dann nicht mehr gehen lassen«, sagt er seufzend. »Wie kann man denn nur so vorlaut und dumm sein?«
Ich zucke mit den Schultern. »Keine Ahnung, aber sie hat sich wohl herausgefordert gefühlt, als jemand sagte, dass es dümmer nicht geht.«
Cash lacht auf. »Kann sein, aber das glaube ich nicht. Angst lässt einen die dümmsten Dinge tun.«
»Ich weiß.«
»Die Liebe übrigens auch. Ich bin der lebende Beweis.«
Daraufhin verdrehe ich die Augen. »Willst du sie haben?«
»Diese Kleine?«
»Ja«, antworte ich.
»Nein, vor allem wird Hutch es nicht dulden, wenn du sie verschenkst.«
»Vor allem wird Hutch sie dann Fire, Metal oder Bull zum Fraß vorwerfen und dann dürfen wir wieder ein Loch graben, weil sie eine weitere Frau zu Tode gefickt haben«, mischt mein Bruder sich ein. »Und das solltest du ihr nicht antun, egal wie sehr sie dich nervt.«
Ich schnaube genervt. »Sie ist eine Ablenkung, außerdem hat sie letzte Nacht ständig gewimmert, geheult und war unruhig. Ich weiß nicht, wie lange ich das aushalte, bis ich sie mit ihrem Kissen ersticke.«
Cash lacht – schon wieder. »Das würdest du nicht tun.«
»Doch, ich schwör’s«, halte ich dagegen.
Er schüttelt den Kopf. »Definitiv nicht. So oft, wie du zu ihr schaust, wirst du eher andere Dinge tun wollen.« Mein Trainer zwinkert mir zu. »Sei einfach nett zu ihr, dann wird sie auch nicht mehr so viel Angst haben.«
»Ja ja«, brumme ich.
»Gut, ihr könnt gehen. Drei Stunden sind genug für heute«, entscheidet er schließlich und entlässt uns.
Ich ziehe mein Shirt und die Sweatjacke wieder an, danach gehe ich zu Lilian. Sie sitzt auf dem Boden und hat ein Gänseblümchen in der Hand. »Komm.«
Sie schaut zu mir auf. »W-was?«
»Wir sind fertig, jetzt gehen wir zurück ins Haus.«
»Okay.« Sie kommt auf die Beine, das Blümchen hält sie weiterhin fest.
Ich gehe vor, statt an ihrer Seite, weil ich ihr so zeigen will, dass sie mir nichts bedeutet. Früher oder später wird Hutch merken, dass ich sie nicht will. Und dann können Phoenix oder mein Bruder immer noch darum bitten, sie zu bekommen. Vielleicht wird sie auch ein Wanderpokal, ich weiß es nicht, aber es interessiert mich auch nicht besonders.
»Burn«, sagt sie atemlos.
Ich bleibe stehen und drehe mich zu ihr um. Sie ist zurückgefallen. »Was ist?«
»Ich bin nicht so schnell.«
»Oh Mann«, stoße ich aus. »Dann komm, ich warte.«
Lilians Schritte sind langsam und ich sehe den Schweiß, der auf ihrer Stirn steht. »Tut mir leid«, sie sieht mich mit großen Augen an, als sie mich erreicht.
Ich betrachte sie aufmerksam. »Was ist los?«
»Ich fühle mich nicht gut.«
»Was hast du? Hunger, Durst, Schmerzen?«, hake ich ungeduldig nach.
»Mir ist bloß schwindelig.«
»Woher kommt das?«
»Weiß ich nicht«, seufzt sie.
»Na schön.«
Lilian klammert sich an meinem Arm fest.
Ich hebe eine Augenbraue. »Was soll das?«
»Ich glaube, ich kippe um, wenn ich mich nicht festhalte«, antwortet sie kleinlaut. »Tut mir leid.« Sie lässt mich wieder los.
Noch einmal mustere ich sie. »Schaffst du es allein ins Haus?«
»Weiß ich nicht.« Sie ist kurzatmig und hält ihre Seite.
»Okay.« Ich mache einen Schritt auf sie zu und hebe sie auf meine Arme.
Lilian schlingt ihre Arme und Beine um mich, ihren Kopf legt sie an meine Schulter. Diese Frau wiegt gefühlt nichts, zumindest habe ich das Gefühl, eine Feder zu tragen.
Ich bringe sie hoch in mein Zimmer und setze sie aufs Bett. »Du solltest dich hinlegen.«
»Es tut mir leid, dass ich dir so eine Last bin.«
Ich winke ab, anschließend gehe ich ins Bad, um den Becher mit Wasser zu füllen. Nicht mehr lange und ich bin sie los, denn Ashes und ich haben den Großteil von Dads Schulden bezahlt. Sobald ich frei bin, werde ich Lilian zum Teufel jagen. Nachdem der Plastikbecher voll ist, laufe ich zu ihr zurück. »Trink etwas.«
»Danke.« Ihre Hand zittert so sehr, dass mehr Wasser auf dem Hoodie als in ihrem Mund landet.
Ich lege meine Finger um ihr Handgelenk und helfe ihr beim Trinken. »Genug?«
Sie nickt und ich nehme ihr den Becher ab. Ich stelle ihn auf den Boden neben dem Bett. »Danke.«
»Schon gut.« Ich verenge die Augen ein wenig, ihre sind wässrig und ich glaube, sie hat Schmerzen. »Warum ist dir schwindelig?«
»Weil mir alles wehtut.«
»Wo ist es am schlimmsten?«
»An der linken Seite.«
»Darf ich?« Ich deute auf den Hoodie.
»Warum?«