Nicholas - Drucie Anne Taylor - E-Book

Nicholas E-Book

Drucie Anne Taylor

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Beschreibung

Rosalee Chapman hat bloß einen Wunsch: Sie will mehr über ihre Herkunft herausfinden. Aus diesem Grund engagiert sie einen Privatdetektiv, der sie nach kurzer Zeit nach Liechtenstein bestellt. Hals über Kopf reist die junge Journalistin in das kleine Königreich, in dem sie nicht nur auf Sprachbarrieren stößt, sondern auch über ihre Wurzeln stolpert. Schon am ersten Abend in dem fremden Land lernt sie den charmanten Nicholas, der ihr aus einer peinlichen Situation hilft, kennen. Zwischen den beiden funkt es gewaltig, doch Rosalees Vertrauen in die Männerwelt wurde vor einiger Zeit getrübt, weshalb sie Nicholas von sich stößt. Kann Nicholas Rosalees Herz gewinnen oder wird er sich von ihren Versuchen, ihn von sich zu stoßen, beeindrucken lassen und den Kampf um ihre Liebe aufgeben?

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Nicholas

HIS ROYAL HIGHNESS

BUCH ZWEI

DRUCIE ANNE TAYLOR

ANGELWING VERLAG

Copyright © 2017 Drucie Anne Taylor

Korrektorat: S.B. Zimmer

Umschlaggestaltung © D-Design Cover Art

Auflage 01 / 2024

Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. Dies ist eine fiktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Alle Markennamen, Firmen sowie Warenzeichen gehören den jeweiligen Copyrightinhabern.

Inhalt

Vorwort

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Danksagung

Kennst du schon?

Über die Autorin

Weitere Werke der Autorin

Rechtliches und Uninteressantes

Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,

Ich bin keine Adlige und kenne mich mit der höfischen Etikette nicht aus, dennoch wollte ich dieses Buch unbedingt schreiben. Sicher läuft es heutzutage anders in den weltlichen Königshäusern, als von mir in diesem Buch beschrieben, jedoch habe ich einiges zurechtgebogen, damit der Verlauf der Geschichte von Nicholas und Rosalee beibehalten werden kann.

Liechtenstein ist in Wahrheit ein Fürstentum, kein Königreich wie in diesem Buch beschrieben. Auch örtliche Gegebenheiten habe ich für den Verlauf der Geschichte angepasst.

Diese Geschichte ist rein fiktiv und entspricht nicht der Realität. Sollten Sie ein realitätsnahes Buch erwarten, muss ich Sie enttäuschen und bitte Sie, vom Lesen abzusehen, da sie Sie sicher nicht zufriedenstellen wird. Nicholas und Rosalee sind ebenso wie alle anderen handelnden Personen frei erfunden.

Also dann, ich wünsche Ihnen viel Spaß mit Nicholas’ und Rosalees Geschichte.

Alles Liebe,

Drucie Anne Taylor

Dieses Buch

Rosalee Chapman hat bloß einen Wunsch: Sie will mehr über ihre Herkunft herausfinden. Aus diesem Grund engagiert sie einen Privatdetektiv, der sie nach kurzer Zeit nach Liechtenstein bestellt.

Hals über Kopf reist die junge Journalistin in das kleine Königreich, in dem sie nicht nur auf Sprachbarrieren stößt, sondern auch über ihre Wurzeln stolpert.

Schon am ersten Abend in dem fremden Land lernt sie den charmanten Nicholas, der ihr aus einer peinlichen Situation hilft, kennen. Zwischen den beiden funkt es gewaltig, doch Rosalees Vertrauen in die Männerwelt wurde vor einiger Zeit getrübt, weshalb sie Nicholas von sich stößt.

Kann Nicholas Rosalees Herz gewinnen oder wird er sich von ihren Versuchen, ihn von sich zu stoßen, beeindrucken lassen und den Kampf um ihre Liebe aufgeben?

Eins

Seufzend sitze ich im Wohnzimmer und starre die E-Mail an, die alles verändert. »Ich habe Ihre leiblichen Eltern gefunden.« Immer wieder lese ich diesen einen Satz und es kommt mir so vor, als würden mich die wenigen Buchstaben verhöhnen, weil es so viele Jahre gedauert hat, sie ausfindig zu machen. Es hat mich nicht nur viel Zeit, sondern auch eine Menge Geld gekostet. Jetzt war nicht einmal ich es, die sie gefunden hat. Zum Glück bin ich Berufstochter und meine Adoptiveltern haben verdammt viel Geld, sodass ich mir nie Sorgen machen musste, dass mich die Suche nach meinen leiblichen Eltern in den Ruin treibt. Okay, in erster Linie bin ich Tochter, in zweiter Journalistin. Regionale Neuigkeiten, um genau zu sein. Ich schreibe nur über die Dinge, die in der Stadt und der näheren Umgebung passieren, über nichts anderes. Zum Glück, denn ich bin froh, weder Auslandskorrespondentin noch für die Klatschspalte zuständig zu sein. Vor Erstem habe ich großen Respekt, für Zweites nicht genug Fantasie.

Meine leiblichen Eltern leben in Liechtenstein, was irgendwo zwischen Österreich und der Schweiz liegt, so richtig entscheiden konnte sich dieses kleine Königreich wohl nicht. Ein Foto hat der Detektiv nicht an die E-Mail angehängt, sodass ich keine Ahnung habe, wie meine leiblichen Eltern überhaupt aussehen. Ich soll ihn anrufen, sobald ich seine Nachricht gelesen habe, aber im Moment bin ich zu aufgeregt, sogar so aufgeregt, dass ich eine Flasche Wein öffnen musste, um mich mit einem Gläschen zu beruhigen. Allerdings funktioniert das nicht besonders gut. Ich zittere wie Espenlaub, kämpfe mit den Tränen und stelle mir dieselben Fragen, die ich mir seit meinem sechzehnten Geburtstag stelle.

Warum haben sie mich weggegeben?

War ich ihnen nicht wichtig?

Haben sie mich nicht geliebt?

Seit sechs Jahren quälen mich immerzu die gleichen Fragen. Ich weiche meinen Adoptiveltern aus, wenn sie mich darauf ansprechen, seit jenem Geburtstag ist auch unser Verhältnis nicht mehr das Beste, doch kompensieren sie es mit Geld. Was auch der Grund dafür ist, dass ich mit zweiundzwanzig Jahren Eigentümerin eines Einfamilienhauses bin.

* * *

Das Telefonat mit dem Privatdetektiv habe ich hinter mich gebracht, nun muss ich nur noch meinen Boss davon überzeugen, mir Urlaub zu geben, damit ich nach Liechtenstein fliegen kann. Ich will meine leiblichen Eltern treffen, koste es, was es wolle, nur meinen Job würde ich ungern verlieren. Ich hatte Glück, direkt nach dem Studium eine Festanstellung zu finden, sodass ich nicht als Freelancerin arbeiten muss.

Vielleicht ist Mr. Gibson gnädig, immerhin kann einer meiner Kollegen problemlos mein Ressort übernehmen. Anderenfalls könnte ich ihm anbieten, einen Reisebericht zu verfassen. Sicher gibt es Menschen, die sich für Liechtenstein interessieren oder es werden, wenn sie meinen Bericht lesen. Zu hoffen wäre es. Unsicher, weil ich Angst vor einer Ablehnung habe, greife ich zum Telefon und wähle die Nummer meines Chefs.

»Gibson«, meldet er sich genervt wie immer. Wahrscheinlich läuft wieder irgendwas schief oder einer meiner Kollegen hat Mist gebaut, was seine Laune verhagelt hat.

»Hi, Mr. Gibson, hier spricht Rosalee Chapman, passt es gerade oder soll ich zu einem späteren Zeitpunkt noch mal anrufen?«

»Was gibt’s, Rosie?«, erkundigt er sich und klingt zumindest etwas freundlicher.

Jeder in der Redaktion nennt mich Rosie, seit sie es einmal bei ihm gehört haben, irgendwann hat es sich eingependelt, obwohl ich den Spitznamen nicht mag.

Ich seufze schwer. »Sie wissen doch, dass ich auf der Suche nach meinen leiblichen Eltern bin ...«, beginne ich und hoffe, dass er sich daran erinnert, denn meine Geschichte war oft das Gesprächsthema in der Kantine. Ich war die, die anders war, weil sie ihre leiblichen Eltern nicht kennt, außerdem kennt er meinen Adoptivvater, ist sogar mit ihm befreundet, weshalb er in meine Lebensgeschichte eingeweiht ist. Meine Pflegeeltern unterstützen mich bei der Suche, jedoch nur finanziell, weil meine Mutter sich vor den Kopf gestoßen fühlt. Sie ist der Meinung, dass sie mir gute Eltern sind, es immer waren, dem stimme ich auch uneingeschränkt zu, doch will ich wissen, wo meine Wurzeln liegen. Ich weiß, dass ich nicht in den USA, sondern in Österreich geboren wurde, alles Weitere war bis vor ein paar Jahren ein wohlgehütetes Geheimnis.

»Ja, Rosie, ich erinnere mich. Was habe ich damit zu tun?«, möchte er wissen.

Ich atme abermals tief durch. »Ich habe sie gefunden und würde nun gern nach Liechtenstein reisen, um sie zu treffen. Wäre es möglich, Urlaub zu bekommen?«

Daraufhin räuspert er sich. »Wann möchtest du Urlaub haben?«

Ich tue es ihm gleich, damit meine Stimme nicht versagt. »Am liebsten sofort. Ich könnte es auch mit der Arbeit verbinden und einen Reisebericht schreiben. Spesen möchte ich keine, auch die Unterkunft und Flüge werde ich selbst bezahlen, aber Sie sollen nicht darunter leiden, dass ich erst mal ausfallen würde.« Hoffentlich geht er auf meinen Vorschlag ein.

»Wo soll dieses Liechtenstein liegen?«

»Zwischen Österreich und der Schweiz.«

»Und du glaubst wirklich, dass unsere Leser dort Urlaub machen würden?« Er klingt amüsiert und das zerschlägt meine Hoffnung.

»Ich gehe davon aus, immerhin ist Österreich ein schönes Land, auch die Schweiz und Liechtenstein wird sich von seinen großen Nachbarn bestimmt nicht in den Schatten stellen lassen«, antworte ich defensiv.

»Wen würdest du als Vertretung für dich vorschlagen?«

»Wenn ich ehrlich bin, würde mir nur Ryan einfallen«, entgegne ich vorsichtig, da ich mir bereits ausmalen kann, wie Mr. Gibson reagiert.

»Ryan? Du weißt, dass er eigentlich Fotograf ist, oder?«

»Sicher, aber er hat auch Journalismus studiert und würde lieber schreiben, statt immer zu fotografieren.«

Daraufhin seufzt er. »Mir wird schon etwas einfallen. Ich kann dich für sechs Wochen freistellen, aber dafür möchte ich Anfang September einen sehr ausführlichen Reisebericht auf meinem Tisch haben, Rosie.«

»Alles klar, Boss.«

»Gut, ich schicke dir gleich eine Mail, damit du schriftlich hast, dass du ab morgen freigestellt bist, aber deinen aktuellen Artikel über die neue Imbisskette möchte ich noch haben.«

»Der ist vorhin schon per Mail an dich rausgegangen.«

»Gut, dann bekommst du gleich die versprochene E-Mail von mir und ich wünsche dir viel Erfolg bei der Zusammenführung mit deinen leiblichen Eltern.«

»Danke, Mr. Gibson.«

»Nur, weil du mittlerweile für mich arbeitest, kannst du mich immer noch beim Vornamen nennen.«

»Okay. Danke, Henry.«

»Gern, Rosie.«

»Bye.« Ich beende das Telefonat, dann lasse ich mich gegen die Rückenlehne der Couch sinken. Erleichtert atme ich durch, denn sechs Wochen Freistellung sind wesentlich mehr, als ich mir erhofft habe. Dass ich einen Reisebericht schreiben muss, ist zwar etwas nervtötend, da ich davon ausging, dass er sich nicht darauf einlassen würde, aber vielleicht öffnet es mir neue Türen. Möglicherweise bekomme ich eine neue Aufgabe und darf durch die Welt jetten, immerhin ist das E-Paper der Zeitung, für die ich arbeite, um diese Sparte reicher als die Druckausgabe. Außerdem wird sie häufiger gelesen, da sich das Leben immer mehr um digitale Dinge dreht. Ich kann es nicht verstehen, ich brauche den Geruch von Papier und Druckerschwärze, sonst ist das Leseerlebnis nicht dasselbe für mich. Mit einem E-Reader, Tablet oder dem Smartphone in der Hand habe ich das Gefühl, das mir beim Lesen etwas Elementares fehlt.

* * *

Da ich nun die Bestätigung meines Chefs und auch schon ein Ticket gebucht habe, habe ich meinen Koffer gepackt. Morgen geht’s nach Liechtenstein, wo mich Mr. Meissner in Empfang nehmen wird, um mich über die Fortschritte seiner Arbeit aufzuklären. Zwar hat er mich schon größtenteils per E-Mail und auch telefonisch informiert, aber er möchte noch einmal persönlich mit mir sprechen, außerdem möchte er mir die Gegend zeigen, damit ich nicht völlig aufgeschmissen bin. Meine Eltern stammen aus Vaduz, der Hauptstadt Liechtensteins, aber mittlerweile leben sie in einem ländlicheren Teil des kleinen Landes. Ich habe keine Ahnung, wo genau, denn das wollte Meissner mir noch nicht verraten. Seufzend stelle ich meinen Koffer an die Wohnungstür, anschließend stelle ich meinen Wecker ein und dann muss ich noch jemanden finden, der sich kurzfristig um Coltraine, meinen Kater, kümmern kann. Ich habe ihn seit zehn Jahren und weiß, er wird mich hassen, wenn ich ihn für sechs Wochen alleine lasse, aber im Gegensatz zu ihm interessieren mich meine Wurzeln.

Kaum denke ich an den schnurrenden Teufel, schleicht er um meine Beine. »Ich kann jetzt nicht, Dicker«, wende ich mich an ihn und versuche, nicht über seinen vierbeinigen Körper zu stolpern. Ich bewundere ihn dafür, dass er mit vier Beinen laufen kann, denn mich überfordern schon zwei. Ich bin tollpatschig, regelrecht unfallgefährdet und hatte schon mehr Knochenbrüche als mancher Skateprofi. Auf hohen Schuhen zu laufen, ist eine Kunst, die sich mir bisher noch nicht erschlossen hat, weshalb ich selten Absätze trage, die höher als zwei Zentimeter und somit quasi nicht vorhanden sind.

Coltraine schleicht weiter um meine Beine, bringt mich beinahe zu Fall und schnurrt beharrlich.

»Dicker, ich muss dich leider ein paar Wochen zu Emma oder Mom und Dad bringen.«

Daraufhin hält er inne, sieht mich an und schenkt mir einen Blick, der mir kein gutes Gefühl vermittelt. Er schreit geradezu, dass ich mich gehörig ins Knie ficken kann, da er hierbleiben will, obwohl ich ihn schlecht alleine lassen kann.

Wie soll er sich selbst verpflegen?

»Es tut mir leid, Coltraine, aber es muss sein. Du weißt, dass ich dich sonst nie alleine lasse«, sage ich entschuldigend und greife zum Telefon. Ich wähle Emmas Nummer und warte darauf, dass das Freizeichen von ihrem Singsang unterbrochen wird. Jedoch meldet sich ihre Mailbox mit den Worten, dass sie zurzeit nicht in der Stadt ist. Seufzend trenne ich die Verbindung, dann rufe ich bei meinen Eltern an.

»Chapman?«, meldet sich mein Adoptivvater.

»Hey, Dad, ich bin’s«, erwidere ich. »Wie geht’s dir?« Ich könnte sofort mit der Tür ins Haus fallen und hoffen, dass er sich nicht überrumpelt fühlt, aber lieber versuche ich es mit einer Runde Smalltalk und frage ihn durch die Blume.

»Rosie?«

»Ja, wer sonst?«, entgegne ich verdutzt und verziehe meine Lippen zu einem breiten Lächeln, obwohl er es nicht sehen kann, bin ich mir sicher, dass er es heraushört.

»Du hast dich wie deine Mutter angehört «, sagt er lachend. »Mir geht’s gut und dir?«

»Ich kann nicht klagen.«

»Henry hat mir mitgeteilt, dass du nach Liechtenstein reisen willst?«, fragt er interessiert.

Ich war diejenige, die ihn nicht überrumpeln wollte, aber er poltert nun geradewegs mit der Tür ins Haus. »Äh … Ja, so ist es. Deshalb rufe ich an.«

»Was möchtest du in Liechtenstein?«, hakt er nach.

»Du weißt, was ich dort möchte«, antworte ich kleinlaut.

»Du suchst sie immer noch?«

»Ja, Dad, ich will meine Wurzeln kennenlernen. Aber sie sollen euch nicht als meine Eltern ersetzen, immerhin konnte ich es nicht besser treffen«, beruhige ich ihn. »Ich möchte nur wissen, wer ich bin und woher ich komme, mehr nicht. «

»Okay, und was gibt’s nun?«

Ich räuspere mich. »Könnt ihr euch um Coltraine kümmern? Ich kann ihn weder mitnehmen noch alleine lassen.«

Er seufzt. »Wie lange wirst du weg sein?«

»Etwas mehr als fünf Wochen, denke ich.«

»Das ist ganz schön lange.«

»Ich weiß, aber ihr seid meine einzige Hoffnung.«

Daraufhin atmet Dad tief durch. »Wann fliegst du?«

»Morgen früh.«

»Kannst du ihn heute herbringen oder soll ich ihn abholen kommen?«, erkundigt er sich.

»Es wäre schön, wenn du ihn abholen würdest, so kann ich Mom aus dem Weg gehen und muss mir ihre Vorwürfe nicht anhören.«

»Du solltest dich ihr stellen, Rosie, du weißt, wie sehr es sie verletzt, dass du so angestrengt nach deinen leiblichen Eltern suchst«, ruft er mir ins Gedächtnis.

»Schon, aber dann hättet ihr mir nicht sagen dürfen, dass ihr mich adoptiert habt«, kontere ich und hoffe, dass er es mir nicht übelnimmt. Ich meine es ja gar nicht böse, allerdings werde ich mein Vorhaben nicht fallenlassen. Man kann niemandem verweigern, seine Wurzeln kennenzulernen, es der Person auch nicht zum Vorwurf machen, denn jeder Mensch verdient es, zu wissen, woher er kommt.

Ein weiteres Seufzen seinerseits. »In Ordnung, ich komme Coltraine nachher abholen, du musst mir bloß noch mal aufschreiben, welches Futter er bekommt, damit ich nichts falsch mache.«

»Alles klar, Dad. Danke dir.«

»Ich bin gegen vier Uhr bei dir, ist das okay?«

»Das ist absolut in Ordnung.«

»Gut, mein Schatz, bis später.«

»Bye, Dad.«

Er beendet das Gespräch und ich lege seufzend das Mobilteil meines Telefons weg. Zumindest weiß ich nun, dass Coltraine bestens versorgt sein wird, somit habe ich eine Sorge weniger.

* * *

Alles ist vorbereitet, in meiner Handtasche stecken mein Reisepass sowie andere Unterlagen, die ich brauchen könnte.

Mein Vater war bereits da und hat meinen Kater abgeholt. Ohne den rotweißen Koloss fühle ich mich einsam, aber damit muss ich für eine Weile zurechtkommen. Es ist ungewohnt, ohne Coltraine zu sein, denn wir sind seit zehn Jahren unzertrennlich. Seinetwegen habe ich beinahe jede Art von Kummer unbeschadet überstanden, denn seine unergründlichen grünen Augen haben mir die mitleidigen Blicke meiner Freunde erspart und mit seinem Schnurren hat er mich immer getröstet. Ich hätte nie gedacht, dass ein Haustier jemandem so viel Liebe schenken kann.

Inzwischen ist es spät am Abend, ich bin noch immer aufgeregt und habe Angst vor dem, was mich in Liechtenstein erwartet. Vielleicht wollen meine leiblichen Eltern mich überhaupt nicht kennenlernen. Möglicherweise hatte es mehrere Gründe, warum sie mich weggegeben haben, immerhin trifft man so eine Entscheidung nicht leichtfertig. Wobei ich mir nicht einmal sicher sein kann, ob sie diese Entscheidung selbst getroffen haben oder nicht. Vielleicht wurden sie von ihren Eltern, also meinen Großeltern dazu gezwungen, weil sie zu jung waren oder es dem Ansehen ihrer Familien geschadet hätte, ein Baby zu bekommen. Herrgott, all diese Gedanken und Mutmaßungen lassen mich einfach nicht in Ruhe, sondern bringen mich erfolgreich um den Schlaf.

Seufzend wälze ich mich im Bett hin und her, kneife die Augen zu und herrsche mich still an, dass ich endlich meinen Kopf zum Schweigen bringe.

* * *

Zwei

Das Flugzeug ist vor gut einer Stunde in Liechtenstein gelandet. Ich habe mein Gepäck und inzwischen auch erfahren, dass ich eigentlich ein Einreisevisum gebraucht hätte, da ich keine Staatsbürgerin bin. Nachdem ich dem Zollbeamten meine Geburtsurkunde gezeigt habe, die besagt, dass ich in Österreich geboren wurde, hat er mich glücklicherweise doch einreisen lassen, damit ich mich nun hier bei der amerikanischen Botschaft um ein Visum kümmern kann. Ich könnte mich treten, dass ich nicht selbst daran gedacht habe, denn ich war schon so oft auf Reisen, dass ich es selbst im Schlaf hätte wissen müssen.

»Ms. Chapman, hier drüben!«, ruft mir jemand zu.

Ich schaue mich um, erkenne Mr. Meissner, den Detektiv, den ich engagiert habe, und gehe auf ihn zu. »Guten Tag, Mr. Meissner«, sage ich freundlich und strecke meine Hand zum Gruß aus.

Er ergreift sie fest, schüttelt sie, sodass ich das Gefühl habe, jeden Moment am ganzen Körper zu schlackern. »Hallo, Ms. Chapman, schön, dass Sie es so schnell einrichten konnten.«

»Es ist mit Arbeit verbunden«, erwidere ich. »Wollen wir irgendwo einen Kaffee trinken gehen, um über Ihre Ermittlungsergebnisse zu sprechen?«

Er nickt knapp. »Ich war so frei und habe Ihnen ein Zimmer in dem Hotel reserviert, in dem auch ich abgestiegen bin.«

Ich spüre die Hitze in meinen Wangen aufsteigen. »Ich habe mich selbst um ein Zimmer gekümmert. Ich muss jetzt nur noch meinen Mietwagen abholen und danach können wir uns auf den Weg zu einem Café oder Ihrem Hotel machen.«

Ein weiteres Nicken seinerseits. »Ich gebe Ihnen die Adresse einer Bar, dort können wir uns heute Abend treffen, nachdem Sie sich ausgeruht haben. Sie sehen müde aus und scheinen einen Jetlag zu haben.«

»Klingt gut«, stimme ich zu.

Nachdem wir uns voneinander verabschiedet haben, mache ich mich auf den Weg zur Autovermietung. Ich bin froh, dass ich sicherheitshalber ein Auto gemietet habe, auch wenn es sich um ein SUV handelt. Ich bin es nicht gewöhnt, solche Schlachtschiffe zu fahren, genauso wenig, einen Schaltwagen zu fahren, aber es gibt Schlimmeres. Irgendwie werde ich schon mit dem Auto klarkommen.

Ich stelle mich in die Schlange und warte darauf, dass ich an die Reihe komme.

* * *

Ich habe die Autoschlüssel bekommen und musste einigen Bestechungsversuchen anderer Leute ausweichen, die kein Auto mehr bekommen haben. Jetzt stehe ich auf dem Parkplatz und betrachte das knallrote Ungetüm, mit dem ich in den nächsten Wochen durch Liechtenstein fahren darf. »Ziemlich beeindruckend«, nuschle ich vor mich hin, gehe auf den Wagen zu und entriegle die Türen.

Ich steige ein, mache mich mit all den Hebeln und Knöpfen vertraut, dann starte ich den Motor. Mit Hängen und Würgen lege ich den ersten Gang ein und fahre vom Parkplatz. Dank Google und einigen anderen ahnungslosen Amerikanern, die bei diversen Portalen nachgefragt haben, weiß ich, wo die Kupplung sitzt und bei welchen Geschwindigkeiten ich in die nächsten Gänge schalten muss, um die Karre nicht abzuwürgen. Gott, das kann ja was werden. Das Navi habe ich bereits vor der Abfahrt eingestellt, damit es mich zu meinem Hotel lotst. Zuhause habe ich es zwar schon geschafft, mich trotz Navigationsgerät zu verirren, aber ich hoffe, dass es mir diesmal erspart bleibt.

* * *

Der Verkehr hält sich in Grenzen. Es ist ganz anders als in New York, wo ich oft der immerwährenden Rushhour zum Opfer falle. Ich bin zwar dort aufgewachsen, aber ich habe mich nie wohlgefühlt. Hier fühle ich mich, als wäre ich angekommen. Ich weiß nicht, wieso es so ist, denn meines Wissens nach war ich nie in Liechtenstein. Meine Eltern haben mich in Österreich adoptiert, dort lief alles über die Behörden, sodass ich davon ausgehe, nie hier gewesen zu sein. Dennoch fühle ich mich Zuhause.

Seufzend fädle ich mich in die Spur zum Abbiegen ein, höre dem Gerede im Radio zu, obwohl ich kein Wort verstehe, und hoffe, das Hotel bald zu erreichen.

* * *

Das Auto habe ich beim Parkservice abgegeben, eingecheckt habe ich auch schon und nun bin ich in meinem Zimmer. Ich liege auf dem Bett, habe die Augen geschlossen und genieße die Ruhe, die mich hier umgibt. Entspannen kann ich mich nicht, da ich mir immer noch die Frage stelle, welche Erkenntnisse Mr. Meissner gewonnen hat. Er hätte mich sicher nicht herbestellt, wenn er nichts herausgefunden hätte, außerdem teilte er mir bereits mit, dass er meine leiblichen Eltern gefunden hat.

Aber warum musste ich herkommen?

Gibt es vielleicht etwas, was er mir am Telefon nicht sagen konnte?

Ich habe keine Ahnung und trotzdem mache ich mich verrückt. Ich weiß, ich müsste viel cooler an die Sache herangehen, denn ich habe in meinen Adoptiveltern eine wundervolle Familie gefunden und will sie nicht ersetzen. Allerdings fühlt es sich gerade so an, als würde direkt vor der Tür ein ganz neues Leben auf mich warten. In gewisser Weise ist es auch so, denn bald werde ich endlich wissen, wer ich wirklich bin. Andererseits habe ich Angst vor dem, was mich erwartet.

Wollen meine leiblichen Eltern mich überhaupt kennenlernen oder bin ich ihnen vollkommen egal?

Vor Zweitem fürchte ich mich höllisch. Sie könnten mich wegschicken, zum Teufel jagen und sogar beschimpfen, all das ist möglich und davor fürchte ich mich.

Während ich mich immer tiefer in meinen Ängsten verliere, obsiegt die Müdigkeit und ich schlafe ein.

* * *

»Hallo?«, melde ich mich verschlafen, als ich das Handy an mein Ohr halte.

»Ms. Chapman, Meissner hier, haben Sie meine Nachricht erhalten?«

Ich gähne verkniffen. »Nein, tut mir leid, ich bin eingeschlafen.«

Er schnaubt amüsiert, lacht sogar leise. »Möchten Sie sich lieber morgen zum Frühstück mit mir treffen?«

»Nein«, erwidere ich und reibe einhändig meine Augen. »Können wir uns noch in jener Bar treffen?«

»Sicher. Ich schicke Ihnen die Adresse. Treffen wir uns in einer Stunde dort?«, möchte er wissen.

»Ja, das klingt gut.«

Er verabschiedet sich mit seinem starken deutschen Akzent und legt auf. Ich richte mich auf, gähne noch einmal und schlurfe ins Bad.

* * *

Nach einer schnellen Dusche und einem fix zusammengestellten Outfit, das bartauglich ist, trage ich etwas Make-up auf. Ich will nicht aussehen, als sei ich einem Spukhaus entflohen, was ich ohne tue. Als ich zufrieden bin, nicke ich meiner Reflexion zu, schlüpfe in den Rock und das enge Top, dann ziehe ich meine Ballerinas an.

Nachdem ich mir meine Handtasche geschnappt habe, ziehe ich meine Lederjacke an und verlasse mein Hotelzimmer. Als ich auf der Straße bin, schaue ich mich erst um, dann werfe ich einen Blick auf Meissners Nachricht. Für einen Moment merke ich mir die Adresse, anschließend gebe ich sie bei Google Maps ein. Meine Handyrechnung wird sicher explodieren, weil ich keine Auslandsflatrate habe, außerdem ist das Datenroaming scheißteuer, doch kann ich gerade nicht darauf verzichten.

* * *

Die App hat mich zu einer Bar geführt, die ich in New York nicht einmal für Geld betreten würde. Ich gehe hinein, schaue mich nach Meissner um und atme erleichtert auf, als ich ihn an einem Tisch in einer schummrigen Ecke sitzen sehe. »Es tut mir leid, dass ich zu spät bin, ich habe den Weg nicht gefunden.« Was tatsächlich stimmt, denn Google Maps wollte mich durch diverse Hauswände schicken. Vermutlich wurden die Häuser gebaut, nachdem die Karte in die App eingespeist wurde, dennoch war es ärgerlich, größere Bögen laufen zu müssen, damit die Route neu berechnet wird.

»Guten Abend, Ms. Chapman«, erwidert er freundlich und deutet auf den Stuhl gegenüber von seinem Platz.

Ich setze mich, ziehe meine Jacke aus und lehne mich zurück. »Was möchten Sie mit mir besprechen?«

»Zuerst sollten wir Getränke bestellen, dann können wir reden.« Während er spricht, fördert er eine braune Akte zutage und legt sie vor sich auf den Tisch, anschließend landet seine Hand darauf, anscheinend, um sie vor neugierigen Blicken zu beschützen – vor meinen neugierigen Blicken.

»Was möchten Sie trinken?«, erkundige ich mich.

»Ein Bier.«

»Ich gehe uns welches holen.« Ich erhebe mich und begebe mich an die Bar, hinter der ein Mann steht, der schätzungsweise in meinem Alter ist. »Hi, kann ich etwas bestellen?«

Er nickt knapp. »Was soll’s sein, Kleines?« Gott sei Dank spricht er Englisch!

Meine Augenbraue flippt in die Höhe, doch erspare ich ihm und mir einen Tadel, denn ich bezweifle, dass er sich davon beeindrucken lässt. »Zwei Bier bitte.«

»Helles, Dunkles?«

»Helles, denke ich«, entgegne ich und frage mich, was der Unterschied zwischen einem Hellen und einem Dunklen sein soll. Ich trinke normalerweise kein Bier, sondern Cocktails, deren Farben meistens sehr laut Tussi schreien.

»Helles, denkst du?«

»Gib mir einfach zwei Bier, okay?«

»Welches?«

Nun folgt auch meine zweite Augenbraue. »Wie welches?«

»Heineken, Budweiser?«

Ich seufze schwer. »Budweiser.« Das Bier kenne ich, mein Ex hat es immer getrunken und ich bin froh, dass man es hier auch kennt. Heineken sagt mir nicht zu. Früher habe ich es öfter getrunken, heute nicht mehr, da ich irgendwann meine Vorliebe für Bier verloren habe. Ich glaube, es war zur Feier meines einundzwanzigsten Geburtstags, als ich am nächsten Morgen mit dem mörderischsten Kater aufgewacht bin, den man haben kann.

»In der Flasche?« Er grinst mich süffisant an.

»Gib mir einfach die zwei verdammten Biere, okay?«, bitte ich nachdrücklich und diesmal kann ich meine Emotionen nicht mehr verbergen, denn ich bin kurz davor, auf hundertachtzig zu beschleunigen.

Daraufhin stellt er zwei Bierflaschen vor mir auf die Theke, öffnet sie und sieht mich an. »Macht dann sechsachtzig.«

»Franken?«, hake ich nach.

»Nein, Kühe.«

Scheiße, ich habe vergessen, mich um europäisches Geld zu kümmern. »Kann ich mit Karte zahlen?«

»Sieht das hier so aus?«

»Moment.«

»Schreib sie bei mir auf, Gabriel«, sagt ein junger Mann, der an der Theke sitzt. »Bevor die Lady noch verzweifelt.«

Ich habe keine Ahnung, was er gesagt hat, denn ich spreche kein Deutsch, doch der Barkeeper übersetzt es im nächsten Moment für mich. »Danke, Sir«, wende ich mich an den Spendablen, nehme die Bierflaschen und gehe zu Mr. Meissner an den Tisch.

Gott, war das peinlich!

»Lassen Sie mich raten, Sie wussten nicht, welches Bier Sie nehmen sollen und Sie haben keine Schweizer Franken bei sich?«, vermutet er, doch sehe ich das amüsierte Funkeln seiner Augen.

»In etwa so ist es gewesen.« Ich schiebe sein Bier vor ihn und senke meinen Blick auf den Tisch. Ich sehe, wie er einen Schein vor mich schiebt.

»Ich schreibe es mit auf Ihre Rechnung und morgen sollten Sie dringend zu einer Bank gehen. Hier gibt es keine Läden, die US-Dollar annehmen.«

»Danke, Mr. Meissner.« Ich packe den Hunderter in meine Geldbörse und sehe ihn wartend an.

»Dann wollen wir mal zu meinen Ermittlungsergebnissen kommen.« Er schlägt die Akte auf und ich erkenne zwei Fotos. Eines von einer Frau mittleren Alters, das andere eines Mannes. Im nächsten Moment gibt er sie mir. »Das sind Robert und Elisabeth Meyer, sie sind Ihre leiblichen Eltern. Ich habe hier auch Ihre originale Geburtsurkunde sowie die Adoptionsunterlagen, die genau das besagen. Ich habe lange ermittelt, ob es sich nicht um eine Verwechslung handelt, dem ist aber nicht so. Sie haben zwei jüngere Geschwister, die noch bei Ihren Eltern leben. Eric und Anna«, auch von ihnen schiebt er mir Fotos zu, »die beiden sind vierzehn und sechzehn Jahre alt. Ihre Eltern waren zu der Zeit Ihrer Geburt minderjährig und die Adoptionspapiere wurden von einem Herr Eduard Meyer unterzeichnet. Ich gehe davon aus, dass es sich hierbei um Ihren Großvater handelt.«

Nickend betrachte ich die Fotos. »Haben Sie mit ihnen gesprochen?«

»Ja, ich habe so getan, als sei ich ein Tourist und mich sehr interessiert gegenüber ihrem Grundstück gezeigt, woraufhin sie mir erzählt haben, wie lange sie schon dort wohnen, dass es ihnen gehört und viele weitere unwichtige Details.«

»Die wären?«

Er setzt mich über alles in Kenntnis, auch darüber, dass ich hier sehr viel Familie habe. Meissner geht davon aus, dass meine Eltern mich zur Adoption freigaben, weil mein Großvater sie dazu gezwungen hatte. Ich erfahre, dass meine leibliche Mutter eine Waise ist, das bei den Meyers aufwuchs. Anscheinend haben mein Vater und sie sich zu dieser Zeit ineinander verliebt, sodass am Ende ich aus dieser Liebe entstanden bin. Jedenfalls erklärt es, warum nur diese eine Unterschrift auf den Adoptionsformularen ausreichend war, um mein Schicksal zu besiegeln. Ich bekomme viele weitere Informationen, auch die Adresse meiner Familie, sodass ich sie schon morgen besuchen könnte, doch davon rät Meissner mir ab. Er ist der Meinung, dass ich ihnen zuerst einen Brief schicken soll, um anzukündigen, dass ich sie gefunden habe, aber vielleicht würden sie mich dann ignorieren. Deshalb überlege ich, mit der Tür ins Haus zu fallen. Doch mit der zweiten Option könnte ich vielleicht für mehr Aufregung sorgen. Oje, ich weiß wirklich nicht, welche die beste Methode ist, um meiner Familie mitzuteilen, dass ich nach ihnen gesucht und sie nach so vielen Jahren endlich gefunden habe.

»Das sollte es gewesen sein, Ms. Chapman«, schließt er seine Erzählungen und ich nicke knapp. »Sollten Sie mich noch mal brauchen, melden Sie sich. Es war mir eine Freude, mit Ihnen zu arbeiten.« Meissner erhebt sich und streckt seine Hand aus.

Ich stehe ebenfalls auf, ergreife seine Hand, die ich zum Abschied schüttle. »Vielen Dank für Ihre Hilfe, Mr. Meissner.«

»Es war mir ein Vergnügen.« Er schenkt mir ein Lächeln, das die Krähenfüße um seine Augen stark hervorhebt, dann zieht er sich zurück.

Ich nehme wieder Platz, ziehe mein Budweiser zu mir und fange an, das Etikett von der Flasche zu kratzen.

»Ist hier noch frei?«

Ich hebe meinen Blick und sehe in ein Paar dunkelblauer Augen, auf die der Schatten eines Basecaps geworfen wird. »Wie bitte?«, frage ich, da ich keine Ahnung habe, was er eigentlich von mir will.

Sein Mundwinkel zuckt, jedoch lächelt er nicht. »Ist hier noch frei?« Diesmal stellt er seine Frage auf Englisch.

»Oh … Ja.«

»Darf ich?«

Daraufhin nicke ich knapp. »Meinetwegen.«

»Danke.« Er nimmt Platz, zieht seine Lederjacke aus und lässt sie achtlos hinter sich sinken. »Der Tisch steht gut versteckt, es ist eigentlich mein Stammplatz.«

»Okay«, sage ich leise und nehme das Knibbeln am Flaschenetikett wieder auf.

»Sie sind nicht von hier, oder?«

Meine einzige Antwort ist ein Kopfschütteln, das hoffentlich abweisend wirkt, denn ich möchte keinen Smalltalk betreiben.

»Woher kommen Sie?«

Meine Augenbraue flippt in die Höhe. »Aus New York.«

»Wow, was treibt Sie hierher?

---ENDE DER LESEPROBE---