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Prinz Theo lebt in einem Schloss und freut sich jeden Tag am Klang seiner Spieldose und am Rosengarten. Eines Tages stürmen die Schatten das Schloss und vertreiben seinen Vater, den König, und seine ganze Familie. Auch Prinz Theo flieht, begleitet nur von Hofmeister Grille. Zusammen machen sie sich auf die Suche nach dem Elfenbeinturm, um seine Familie wiederzutreffen oder ein neues, ein eigenes Königreich zu gewinnen … Mit zwölf Schwarz-Weiß-Illustrationen.
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Prinz Theo
und der Elfenbeinturm
Edition Blaue Felder, Tübingen
Impressum
Edition Blaue Felder,
Volker Friebel, Denzenbergstraße 29, 72074 Tübingen (Deutschland)
www.Volker-Friebel.de
Texte, Bilder und Gestaltung: Volker Friebel
Veröffentlichung: Januar 2020
Alle Rechte vorbehalten
ISBN PapierBuch: 978-3-96039-037-4
Inhalt
Flucht
Die Müllerskatze
Unterwegs durch den Wald
An der Weggablung
Im Schmetterlings-Dorf
Fähre über den Fluss
Der Förster
Die Waldarbeiter
Die Sieben Berge
Im Dusterwald
Die Lichtung
Der Elfenbeinturm
Zu Buch und Autor
Wie jeden Morgen erwacht Prinz Theo mit dem Läuten der Spieldose in seinem Himmelbett. Er lächelt und freut sich an ihrer hellen Melodie.
Aber etwas ist anders als sonst.
Auf seinem Nachttischchen hockt Hofmeister Grille und sieht ihn streng an. „Schnell aufgestanden, wir müssen fliehen“, schnarrt er und schlägt mit den Flügeln.
„Fliehen?“, wiederholt Prinz Theo und lächelt verwundert. Dieses Wort kennt er nicht.
„Hörst du das Poltern?“, schnarrt Hofmeister Grille. „Die Feinde des Königreichs stürmen das Schloss. Der König ist schon geflohen, die Königin folgt ihm mit deinen Schwestern.“
„Geflohen?“, fragt Prinz Theo erstaunt. „Mein Vater – geflohen? Wer sind die Feinde des Königreichs?“
„Das sind seine Schatten.“ Hofmeister Grille scharrt ungeduldig mit allen sechs Füßen. „Nicht länger gezögert, wir müssen los!“
„Wohin?“, ruft Prinz Theo.
„Zum Elfenbeinturm“, schnarrt Hofmeister Grille.
Prinz Theo öffnet eine Hand und streckt sie aus. Hofmeister Grille springt hinein und lässt sich im Brustbeutel des Prinzen verstauen.
Der dumpfe Laut von Äxten, die gegen alle Türen des Schlosses schlagen! Prinz Theo springt aus dem Himmelbett und zieht sich rasch an. Keine Zeit für ein Frühstück im Rosengarten! Keine Zeit für ein Lachen! Die Spieldose hat ihre Melodie lang schon beendet.
Prinz Theo verlässt sein Zimmer, hart fällt die Tür hinter ihm zu. In einer Wand des Gangs die verborgene Luke, im Dämmerlicht hastig Stufen hinunter: Durch den Geheimgang stürzt Prinz Theo weiter, immer weiter fort von zu Hause.
Im Buschwerk zwischen zwei Felsen verborgen der Ausgang. Prinz Theo spürt sein Herz pochen. Niemand zu sehen. Er biegt Zweige beiseite und tritt ins Freie.
Prinz Theo schaut hinüber zum Schloss. Die Schatten holen gerade die goldene Fahne des Königs vom Turm und werfen sie vor die Mauern. Ihr wildes Geschrei hallt über Schloss und Land. Eine andere Fahne wird aufgezogen, ganz in Schwarz. Nun jubeln sie.
Prinz Theo holt einmal tief Atem und wendet dann seinen Blick. Hinter den Wiesen beginnt der große Wald. Ein Weg führt hinein.
Den Weg zu gehen ist einfach. Prinz Theo wiegt sich im Takt seiner Schritte. Er spürt, wie er ruhiger wird. Süße Lieder von Vögeln ringsum. Duft von Tannennadeln. Summen von Bienen.
Wenn Prinz Theo an seine Flucht denkt, beschleunigt sein Herzschlag sich. Wenn er an seine Schwestern denkt – und an die Eltern, kommen ihm Tränen.
Das Königreich ist klein, doch es hat viele Burgen und Türme. Vom Elfenbeinturm hat Prinz Theo noch niemals gehört. ‚Hofmeister Grille wird den Weg wissen‘, denkt er.
Wird er die Lieben finden? Und dann? Was soll nur werden? Erwacht er morgen früh wieder im Himmelbett? Läutet dann wieder die Spieldose? Prinz Theo spürt etwas in sich, das ihm sagt: ‚Niemals mehr‘!
Die Schritte zu gehen tut gut.
Am Wald versperrt eine Schranke den Weg. Prinz Theo bleibt vor ihr stehen und kratzt sich hinter dem Ohr.
Ein Gnom, der auf der Schranke sitzt, kratzt sich hinter dem seinen. „Durchgang verwehrt – Antwort begehrt“, brummt er und furzt. „Das ist die Straße zum Elfenbeinturm.“
Prinz Theo rümpft die Nase.
„Muckel-Mäupchen“, grient der Gnom.
„Huckel-Stäubchen“, Prinz Theo versucht sein Glück.
„Duckel-Täubchen“, der Gnom lässt die Antwort nicht gelten.
„Suckel-Schräubchen“, behauptet Prinz Theo.
„Schuckel-Läubchen“, kontert der Gnom.
„Nuckel-Säubchen“, setzt Prinz Theo nach.
„Fuckel-Näubchen“, wehrt der Gnom ab.
„Stuckel-Käubchen“, hilft Hofmeister Grille aus dem Brustbeutel aus.
„Guckel-Gäubchen“, antwortet der Gnom mit letzter Kraft.
„Ruckel-Räupchen“, rufen Prinz Theo und Hofmeister Grille zusammen.
„In Würde verlieren – er darf passieren!“ Der Gnom plumpst von der Schranke, die sich ächzend auftut. Er tupft sich mit einem Taschentuch das schweißnasse Gesicht.
Prinz Theo grüßt ihn freundlich. Auch Hofmeister Grille streckt sein Köpfchen aus dem Brustbeutel und grüßt. Dann lassen sie die Schranke hinter sich.
„Was war denn das für ein Kerl?“, fragt Prinz Theo beim Gehen.
„Das war einer der edlen Wächter des Waldes.