Silent Death - Drucie Anne Taylor - E-Book

Silent Death E-Book

Drucie Anne Taylor

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Beschreibung

Xander *** Ich bin leise, gefährlich und tödlich. In meinem Job als Kopfgeldjäger bediene ich mich definitiv nicht legaler Mittel, um an mein Ziel zu kommen, und nicht immer überleben die Kerle meinen Einsatz. Eigentlich wollte ich die beiden Männer ausschalten und ihren Wagen anzünden, dann hörte ich sie. Ich fand sie im Kofferraum, in einer Zwangsjacke und mit verbundenen Augen. Mir war bewusst, dass ich einen Fehler machte, als ich sie mitnahm, aber wenn sie singen würde, würde ich sie erschießen. *** Rogue *** Vom Regen in die Traufe, das beschrieb meine Situation nicht einmal ansatzweise. Zuerst wurde ich von diesen beiden Männern entführt, als ich auf dem Weg zum Sport war, dann tauchte auch noch dieser andere Kerl auf. Ich wusste, dass er meine Entführer ausgeschaltet hatte, nun war ich in seinen Fängen. Dass ich die Nächste sein sollte, würde ich versuchen, vor ihm zu fliehen, war mir bewusst, denn er hatte es mir unmissverständlich klargemacht. Aber ich war mir irgendwann nicht mehr sicher, ob ich wirklich vor dem Mann mit den eisblauen Augen und dem strengen Blick weglaufen wollte, denn ich wusste, dass nicht nur ich die Anziehungskraft zwischen uns spürte.

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Silent Death

DU KANNST IHM NICHT ENTKOMMEN

DRUCIE ANNE TAYLOR

Copyright © 2019 Drucie Anne Taylor

Korrektorat: S.B. Zimmer

Satz & Layout © Julia Dahl

Umschlaggestaltung © D-Design Cover Art

Eine Vervielfältigung oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags gestattet. Sämtliche Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten zu lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Orte, Markennamen und Lieder werden in einem fiktiven Zusammenhang verwendet. Örtliche Begebenheiten wurden teilweise dem Verlauf der Geschichte angepasst. Alle Markennamen, Warenzeichen und Lieder, die in diesem Buch verwendet werden, sind Eigentum der jeweiligen Copyrightinhaber.

Dieses Buch

Xander

Ich bin leise, gefährlich und tödlich. In meinem Job als Kopfgeldjäger bediene ich mich definitiv nicht legaler Mittel, um an mein Ziel zu kommen, und nicht immer überleben die Kerle meinen Einsatz. Eigentlich wollte ich die beiden Männer ausschalten und ihren Wagen anzünden, dann hörte ich sie. Ich fand sie im Kofferraum, in einer Zwangsjacke und mit verbundenen Augen. Mir war bewusst, dass ich einen Fehler machte, als ich sie mitnahm, aber wenn sie singen würde, würde ich sie erschießen.

Rogue

Vom Regen in die Traufe, das beschrieb meine Situation nicht einmal ansatzweise. Zuerst wurde ich von diesen beiden Männern entführt, als ich auf dem Weg zum Sport war, dann tauchte auch noch dieser andere Kerl auf. Ich wusste, dass er meine Entführer ausgeschaltet hatte, nun war ich in seinen Fängen. Dass ich die Nächste sein sollte, würde ich versuchen, vor ihm zu fliehen, war mir bewusst, denn er hatte es mir unmissverständlich klargemacht. Aber ich war mir irgendwann nicht mehr sicher, ob ich wirklich vor dem Mann mit den eisblauen Augen und dem strengen Blick weglaufen wollte, denn ich wusste, dass nicht nur ich die Anziehungskraft zwischen uns spürte.

Inhalt

1. Rogue

2. Xander

3. Rogue

4. Xander

5. Rogue

6. Xander

7. Rogue

8. Xander

9. Rogue

10. Xander

11. Rogue

12. Xander

13. Rogue

14. Xander

15. Rogue

16. Xander

17. Rogue

18. Xander

19. Rogue

20. Xander

21. Rogue

22. Xander

23. Rogue

24. Xander

25. Rogue

26. Xander

27. Rogue

28. Xander

29. Rogue

30. Xander

31. Rogue

32. Xander

33. Rogue

34. Xander

35. Rogue

36. Xander

37. Rogue

Danksagung

Über die Autorin

Weitere Werke der Autorin

Rechtliches und Uninteressantes

Rogue

Ich hatte keine Ahnung, was geschehen war, aber ich wollte hier raus. Ein Mann hatte sich mir in den Weg gestellt, als ich auf dem Weg zum Fitnessstudio war, mich gepackt und zu einem Auto gezerrt. Nachdem mir ein anderer einen festen Schlag auf den Hinterkopf gegeben hatte, konnte ich mich nicht länger wehren, da meine Welt schwarz geworden war.

Vor wenigen Minuten wachte ich in einem Kofferraum auf. Es roch muffig, Werkzeuge lagen unter mir und drückten mir ins Fleisch. Ein metallischer Duft umnebelte meine Sinne, die auf Hochtouren liefen, weil ich in Panik verfallen war. Bewegen konnte ich mich nicht, sehen war ebenso unmöglich, weil man mir die Augen verbunden hatte. Ich hatte nicht einmal eine Ahnung davon, wie lange man schon mit mir unterwegs war – sicher war es Stunden her, dass man mich vor meinem Apartment angesprochen und entführt hatte.

Die beiden Männer hatten Sonnenbrillen auf, was mich gewundert hatte, da es bereits dunkel war, außerdem trugen sie teuer aussehende Anzüge. Ihre Erscheinungen waren Respekt einflößend. Zuerst hielt ich sie für Geschäftspartner meines Vaters, aber wusste dann schnell, dass ich mich täusche.

Ich wollte den Hünen nicht einmal zu seinem Wagen begleiten, woraufhin er mich dorthin zerrte. Geschrien hatte ich nicht, weil ich den Lauf einer Pistole an meinem unteren Rücken spürte. Ansonsten hätte ich Sodom und Gomorrah heraufbeschworen.

Verdammt, ich hasste es, mich in dieser ausweglosen Situation zu befinden. Ich hätte diesen Kerlen Paroli bieten müssen, auch wenn es eine Kugel für mich bedeutet hätte. Aber abgesehen davon hatte ich viel zu große Angst, auch nur eine Frage zu stellen. Zu einem »Wer sind Sie?« konnte ich mich trotz meiner Angst überwinden, aber nach einem »Halt's Maul« hatte ich mich nicht mehr gewagt, noch einmal den Mund aufzumachen. Es ging um meinen Vater, da war ich mir sicher, er hatte eine Menge Feinde. Möglicherweise hatte er sich verspekuliert und das Geld dieser Männer in den Sand gesetzt. Oder er hatte sie auf andere Weise gegen sich aufgebracht. Ich wusste es nicht, verfluchte aber meinen alten Herrn im Stillen dafür. Mein Gesicht spannte, man hatte mir den Mund zugeklebt, und meine Arme und Beine waren ebenso bewegungsunfähig wie meine Lippen.

Plötzlich gab es ein reißendes Geräusch, als würde Metall über Metall kratzen.

Ein Knall.

Und dann drehte sich meine Welt. Ich schlug mir den Kopf an. Ob am Boden oder dem Deckel des Kofferraums wusste ich nicht, ich wusste bloß, dass sich der Wagen unablässig drehte. Ich wollte schreien, konnte es aber nicht lauthals, sondern bloß gegen das Klebeband kreischen.

Plötzlich war da nichts weiter als Stille.

Um mich herum, in meinem Kopf.

Es war beängstigend.

* * *

Xander

Endlich hatte ich diese Scheißkerle, deren Köpfe ich meinem Auftraggeber auf einem Silbertablett servieren sollte. Beinahe hätte er mir den Fall entzogen, weil mir diese cleveren kleinen Wichser schon zweimal durch die Lappen gegangen waren, aber heute hatten sie sich in Sicherheit gewogen.

Ich war froh, dass ich mit dem Jeep Wrangler unterwegs war, mit dem ich ihre kleine Scheißkarre problemlos von der Straße abdrängen konnte. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sie die Stadt verlassen und auf der Landstraße unterwegs sein würden. Ich hatte einen Partner, der sie in meinem Auftrag verfolgt hatte, während ich im Schatten auf meine Chance gewartet hatte.

Zac, der sie verfolgte, hatte mich via Handy informiert, dass die Schweine auf dem Weg zu mir waren. Und dann hatten sie keine Chance mehr. Mit Vollgas hatte ich meinen Jeep in die Seite ihrer Schrottkarre gelenkt, um sie abzudrängen. Ihr Auto kam von der Straße ab, überschlug sich mehrmals und blieb schließlich mit rauchendem Motor auf offenem Feld stehen.

»Sind sie erledigt?«, fragte Zac, nachdem er rechts rangefahren und ausgestiegen war.

Ich nickte. »Jetzt kommt nur noch die Drecksarbeit.«

Er legte den Kopf schief, um mich mit einem skeptischen Blick zu betrachten. »Du willst ihm wirklich ihre Köpfe bringen?«

Ein weiteres Nicken, denn in diesem Moment brauchte es keine Worte. Ich holte die Machete aus dem Fond des Jeeps, ebenso zwei schwarze Müllsäcke, anschließend machte ich mich auf den Weg zu ihrem – nun wirklich schrottreifen – Wagen.

»Silent, Fotos reichen.« Zac war mir auf den Fersen.

Ich leuchtete den Weg mit der Taschenlampe aus. Es war eine gottverlassene Gegend und kein Schwein war hier um diese Uhrzeit unterwegs. Welch glückliche Fügung, denn ich wollte mich nicht dabei erwischen lassen, wie ich zwei widerwärtige Vergewaltiger und Pädophile kaltmachte.

* * *

Ihr Blut benetzte meine schwarzen Handschuhe, nachdem ich die Kerle um ihre Köpfe erleichtert hatte. Wie diese beiden Kerle zuvor wimmerten, war Musik in meinen Ohren. Ich trug immer Lederhandschuhe, um mich nicht ins Fadenkreuz der polizeilichen Ermittlungen zu rücken. Ich bezweifelte, dass die Cops überhaupt wussten, dass ich existierte, denn ich hatte mich immer in den Schatten verborgen.

»Nimm das«, wandte ich mich an Zac. »Ich werde den Wagen …«

Ein hektisches Klopfen unterbrach mich und ich hörte leise Schreie.

Mit einer gehobenen Augenbraue ging ich zum Kofferraum.

Da war es wieder.

»Mach den Kofferraum auf«, wandte ich mich an meinen Geschäftspartner.

Er beugte sich in den Innenraum, um den Hebel zu betätigen.

Die Klappe schwang vor mir nach oben, ebenso meine Augenbraue. »Das gibt's doch nicht«, sagte ich leise. »Hast du mitbekommen, dass sie eine Kleine dabei haben?«

Zac schüttelte den Kopf. »Nein, ich hatte die Verfolgung erst aufgenommen, als sie an mir vorbeigefahren waren.«

»Was machen wir jetzt mit ihr?«

Sie strampelte, zappelte und hielt erst still, als ich sie packte, um sie aus dem Kofferraum zu holen.

Ich wusste, ich würde es bereuen, wenn ich ihr den Klebestreifen von den Lippen ziehen würde, weshalb ich es nicht tat. Sie trug eine Zwangsjacke, hatte eine Platzwunde und mehrere Prellungen im Gesicht, zumindest dort, wo ich zweifellos ihre Haut erkennen konnte.

»Lass sie einfach liegen oder bring sie nach Hause«, schlug Zac vor.

»Na klar, damit sie sofort zu den Cops rennen kann«, entgegnete ich genervt. »Nein, ich nehme sie mit.« Ich warf ihren zierlichen Körper über meine Schulter, was sie dazu brachte, aufzustöhnen. Es war kein frohlockendes Stöhnen, wie jenes, das sie beim Sex zweifellos ausstoßen würde, sondern eines, das mir verraten sollte, dass sie Schmerzen litt.

Was soll ich sagen? Mir war scheißegal, wie es ihr ging, ich hatte bloß keinen Bock darauf, ihretwegen im Knast zu enden.

»Dann kümmere ich mich mal um den Wagen«, meinte Zac und ließ sich das Benzinfeuerzeug von mir geben.

Im Schein der Taschenlampe sah ich sein Nicken, bevor ich mich auf den Weg zu meinem Jeep machte. Morgen müsste ich die alte Mühle zu Cloud in die Werkstatt bringen, damit er die Lackschäden in Ordnung bringen würde.

»Heulst du etwa?«, fragte ich die Kleine auf meiner Schulter.

»Hm«, machte sie und ich war mir sicher, sie nickte.

Ich legte sie auf die Rückbank, dort trat sie direkt nach mir. Ich packte ihre Beine, kletterte in den Jeep und beugte mich dicht über sie. Sie erstarrte, allerdings atmete sie schwer.

Fuck, ihr Duft brachte meine Sinne zum Rebellieren. Dieses feine Aroma eines Parfüms, das sich mit dem ihrer Angst vermischt hatte, sorgte für ein Ziehen in meinem Schwanz. Zu verachten war sie nicht, jedenfalls nichts von dem, was ich erkennen konnte – was allerdings nicht besonders viel war. Aber später würde ich genug Zeit haben, um sie näher in Augenschein zu nehmen. »Kleine, du bist in einer beschissenen Lage und ich kann dich auch einfach hier im Straßengraben liegen lassen, dann bist du in drei Tagen tot, oder du verhältst dich ruhig und ich lasse dich noch ein wenig am Leben. Verstanden?«

Sie nickte hektisch.

»Braves Mädchen.«

Daraufhin schnaubte sie.

Grinsend zog ich mich von ihr zurück, warf die Tür zu und ging um meinen Geländewagen herum. Ich setzte mich hinters Steuer, als auf dem Feld das Auto dieser Wichser in Flammen aufging.

Zac lief zu seinem Mercedes, stieg ein und fuhr vor.

* * *

Anderthalb Stunden später warf ich die Kleine aufs Gästebett. Sie gab einen dumpfen gequälten Laut von sich, regte sich aber nicht. Offensichtlich war meine Warnung angekommen. Mit einem festen Ruck löste ich das Klebeband von ihrem Mund, die Zwangsjacke und die Augenbinde ließ ich ebenso unberührt, wie die Fesselung ihrer Beine.

Sie wimmerte. Es klang falsch. »W-wo…«

»Ruhe!«, herrschte ich sie an. »Du sprichst nur, wenn du gefragt wirst, verstanden?«

Sie nickte.

»Wie ist dein Name?«

»Rogue«, antwortete sie kleinlaut.

»Und weiter?«

»Hockley.«

Ich wusste, wer sie war. Ihr Vater war ein Arschloch und einer meiner besten Auftraggeber. Blöderweise hatte ich nun seine Tochter in meiner Gewalt, aber sicher würde er ein nettes Sümmchen für sie bezahlen, wenn ich es über einen Mittelsmann verlangte. Kopfschüttelnd verwarf ich den Gedanken, denn Geld hatte ich, weiß Gott, genug. »Warum hast du im Kofferraum dieser Kerle gelegen?«

»Ich weiß es nicht.«

»Ich stehe nicht drauf, angelogen zu werden, Kleine.«

Ihre Unterlippe zitterte. »Aber ich weiß es wirklich nicht!« Sie klang verzweifelt und ängstlich.

»Sicher?«

»Ich habe keine Ahnung, was das für Kerle waren.« Rogue fing an zu zappeln. »Kannst du mich gehen lassen?«

»Noch nicht.«

Sie schnappte nach Luft. »Warum nicht?«

»Du redest zu viel«, stieß ich genervt aus, zog das Panzerband aus der Nachttischschublade und beugte mich über sie.

Sie drehte den Kopf weg, als meine Fingerspitzen ihre Wangen berührten. »Nicht anfassen!«

Angepisst verdrehte ich die Augen. »Mach einen Mucks und es war der Letzte, verstanden?«

Rogues wiederholtes hektisches Nicken reichte mir als Antwort.

Ich ließ sie ohne ein weiteres Wort allein.

»Wer ist das?«, fragte Zac, als ich das Wohnzimmer betrat.

»Rogue Hockley«, erwiderte ich und ließ mich in den Sessel fallen.

Seine Augenbraue glitt hoch. »Calvin Hockleys Tochter?«

»Ich gehe fest davon aus. Sicher kann ich es nicht sagen, da ich ihr Gesicht nicht gesehen habe.«

»Im Kofferraum lag ihre Tasche, die habe ich mitgebracht. Das Handy habe ich allerdings in dem Auto gelassen.«

»Gut so.« Ich beugte mich vor und füllte das Glas, das Zac für mich bereitgestellt hatte, mit einem doppelten Whiskey.

»Brauchst du Infos über die Kleine?«

»Mehr über ihren alten Herrn. Ich weiß ja, dass er viel Dreck am Stecken hat, aber ich bin mir sicher, dass sie auch kein unbeschriebenes Blatt ist.

* * *

Rogue

»Hallo?«, rief ich, obwohl mich der Kerl gewarnt hatte.

»Er sagte doch, du sollst keinen Mucks von dir geben«, knurrte ein Mann, dessen Schritte ich näherkommen hörte. Es war eine definitiv eine andere Stimme.

»Tut mir leid. Ich … ich …«

»Was?«, hakte er unfreundlich zischend nach.

»Ich muss mal.« Es war peinlich und ich hoffte wirklich, dass er mich nicht ignorieren würde, denn ich wollte mir nicht in die Hose machen.

Er schnaubte. »Versuch, es einzuhalten.« Damit war er wieder verschwunden.

»Hey!«

»Schnauze!«, brüllte er, dann knallte die Tür.

Ich zuckte zusammen, drehte mich mühsam auf die Seite und zog die Beine an.

* * *

Das Malheur war passiert. Ich konnte ja nichts dafür, dass ich so nötig musste, immerhin war ich sonst nie in der Situation, dass ich nicht zur Toilette gehen konnte oder durfte. Scham fraß sich in meine Eingeweide und ich heulte die Augenbinde voll. Gefühlt waren Stunden vergangen, wie es wirklich aussah, wusste ich nicht.

Die Tür öffnete sich. »Hast du ins Bett gepisst?« Das war wieder die andere Stimme.

Ich zitterte vor Angst.

Was waren das für Kerle?

»Antworte, wenn du etwas gefragt wirst.«

»Ha-habe ich«, gestand ich leise.

Er gab einen angewiderten Laut von sich, packte mich und warf mich vom Bett.

Unsanft prallte ich auf den Holzboden. »Es tut mir leid«, wimmerte ich.

»Ist nicht mein Bett, also nicht mein Problem.«

»Ich … ich …«

»Du sollst still sein!«, herrschte er mich an.

Mühsam rutschte ich über den Boden, bis ich mit dem Rücken auf einen Widerstand stieß. »Warum bindet ihr mich nicht los?«

»Damit du keine Dummheiten machst.«

»Mache ich nicht.«

»Ich werde es nicht entscheiden. Klär das mit meinem Kumpel.« Schritte, dann wurde es eiskalt im Raum. Sicher hatte er das Fenster geöffnet.

Ein verzweifeltes Seufzen stahl sich aus den Tiefen meiner Brust. Ich hasste es, mich nicht bewegen, geschweige denn, etwas sehen zu können.

Der Kerl ließ mich allein.

Erschöpft kämpfte ich gegen das unbändige Zittern meines Körpers an.

* * *

»Hey«, sagte eine tiefe raue Stimme.

»Hm.« Ich wollte nicht aufwachen, denn mein Körper schmerzte genauso wie mein Kopf.

Man zog an mir. »Kleine!«

Ich zuckte zusammen, ließ es aber über mich ergehen.

»Ich werde dir jetzt die nasse Hose aus- und etwas Trockenes anziehen. Dafür werde ich deine Beine befreien, wenn du mich trittst, knallt's, ist das angekommen?«

»Ja.« Ich hielt still und schämte mich in Grund und Boden, als seine warmen Hände meine Beine von den Fesseln befreiten. »Wer seid ihr?«

»Das geht dich nichts an.«

»Wie soll ich dich nennen?«

»Du kannst mich Silent nennen.«

»Wirst du mich umbringen?«

Er schnaubte. »Wenn du mir Probleme machst, könnte das passieren.« Er räusperte sich. »Hast du vor, mir Probleme zu machen?«

Ich schüttelte den Kopf.

»Gut, dann binde ich dich los und du kannst dich selbst umziehen.« Der Kerl zog an mir und ich knallte mit dem Rücken auf den Boden, weshalb ich das Gesicht verzog. Er drehte mich auf den Bauch, mit einer Hand auf meinem Rücken hielt er mich auf den Dielen fixiert, mit der anderen befreite er mich.

Ich hatte kaum noch Gefühl in meinen Armen und Beinen, als er mich auf die Füße hob, weshalb ich ihm entgegen fiel.

Wieder ein Schnauben.

»Darf ich mich vielleicht waschen?«, fragte ich vorsichtig.

»Meinst du, du bist hier im Ritz?«

»Nein, aber ich glaube nicht, dass du riechen willst, was ich rieche«, sagte ich kleinlaut, dabei ließ ich den Kopf hängen, denn er hielt mich an den Oberarmen fest, sodass ich meine Schultern nicht hängenlassen konnte.

»Stimmt, du stinkst bestialisch«, merkte er an. »Mach die Augen zu.«

Ich tat es, ohne ihm zu widersprechen.

Ein Ruck an meinem Kopf und ich nahm durch meine geschlossenen Augenlider Licht wahr.

»Danke.« Blinzelnd hob ich den Kopf, um ihn anzusehen. Ich sah in strenge blaue Augen, die zu einem noch strengeren Gesicht gehörten. Mein Körper zitterte, weil ich von Angst erfüllt war.

»Kannst du gehen?«

»Wird schon klappen, denke ich.«

»Gut, komm.« Er hob diverse Kleidungsstücke vom Boden auf, dann verließ er den Raum.

Langsam folgte ich ihm, dabei suchte ich Halt an den Wänden, um mich abzustützen. Ich wollte nicht noch einmal der Länge nach auf den Boden knallen.

»Wie geht's deinem Kopf?«, fragte er, als ich ihn erreichte.

»Geht schon«, antwortete ich eingeschüchtert.

Er blieb stehen, zeigte auf eine dunkle Tür. »Das Bad.«

Ich war auf der Hut, als ich an ihm vorbeiging, einen Augenblick später bestätigte sich, dass ich in seiner Gegenwart besser vorsichtig war.

Er packte meinen Nacken und drängte mich mit dem Bauch gegen die Wand. »Damit wir beide uns verstehen: Mach keine Faxen, sonst kommst du hier nicht lebend raus.«

»Verstanden«, wimmerte ich, weil mein Körper unter Schmerzen pulsierte.

»Gut«, raunte er mir ins Ohr, es jagte einen unschönen Schauer über meinen Rücken. »In einer Viertelstunde hast du fertig zu sein. Es ist mir egal, ob du nackt bist oder nicht, wenn ich zurückkomme.« Mit diesen Worten gab er mich frei, warf die Sachen neben mich auf den Boden, und ließ mich allein.

Zitternd ging ich ans Waschbecken und warf einen Blick in den Spiegel. Mein Gesicht war voller blauer Flecken, aber ich hatte ein Pflaster auf der Stirn. Wann war es dorthin gekommen? Hatte mich dieser Kerl verarztet, als ich schlief? Ich drehte den Wasserhahn auf und nahm einen Waschlappen, der sauber aussah und herumlag, um anschließend das getrocknete Blut von meiner Haut zu waschen. Es schmerzte, aber ich wollte nicht mehr so aussehen, wie ich aussah. Danach zog ich die nasse Kleidung aus und wusch meinen Unterleib und meine Beine mit Wasser und Seife. Keinesfalls wollte ich riskieren, dass der Kerl mich nackt sah.

Statt zu klopfen, betrat er das Bad wenig später ohne eine Ankündigung. »Fertig?«

»Ja.« Ich trug viel zu weite Jogginghosen, darunter Shorts, an die er ebenfalls gedacht hatte.

»Gib mir dein Oberteil.« Das war definitiv keine Bitte.

»W-warum?«

»Frag nicht, sondern tu es und zwar sofort!«, herrschte er mich an.

»O-okay.« Ich stand von dem geschlossenen Klodeckel auf und wand mich langsam – und wegen meiner Schmerzen unter größter Mühe – aus meinem Top.

»Das tut sicher weh, hm?« Er deutete auf meine Seite und als ich dorthin sah, erkannte ich, dass sie sich grünblau verfärbt hatte.

Hatte ich es wegen des Adrenalins in meinem Blut nicht wahrgenommen, dass ich an manchen Stellen schlimmer geschunden war als an anderen? »Geht so«, wich ich aus.

Daraufhin umfasste er unsanft mein Kinn, zwang mich, ihn anzusehen. »Die Wahrheit, Kleine.«

»Es tut weh«, flüsterte ich, dabei schlug ich ängstlich die Augen zu. Ich wollte nicht, dass er mich berührte, schon gar nicht wollte ich in diese tiefblauen Iriden sehen, die mir das Gefühl gaben, mir tief in die Seele blicken zu können.

»Gut. Ich gebe dir gleich ein Schmerzmittel.« Er gab mich frei.

»Wann darf ich nach Hause?«

Ein raues Lachen stahl sich aus seiner Kehle. »Ja klar, ich lasse dich gehen und danach führst du die Cops her. Hältst du mich wirklich für so dumm?«

Hektisch schüttelte ich den Kopf. »Nein.«

Er drückte mir ein Shirt in die Hand. »Zieh das an.« Als ich mich nicht rührte, legte er den Kopf schief. »Habe ich mich unklar ausgedrückt?«

Ich war erstarrt. Mir fiel es schwer, auch nur einen Muskel meines Körpers zu bewegen.

Schnaubend zog er es mir aus den Händen. »Arme hoch.«

Keine Bewegung. Es gelang mir einfach nicht.

»Herrgott, Weib!« Er riss meine Arme so unsanft nach oben, dass ich das Gesicht verzog. »Stell dich nicht so an.«

Tränen rannen meine Wangen hinab, als er mir das Shirt ruppig anzog.

Danach ergriff er meine Hand. Er zerrte mich hinter sich her. Mir war bewusst, dass ich keine Chance gegen ihn hatte, weshalb ich mich nicht wehrte, sondern ihm schweigsam folgte. Früher oder später würde meine Chance kommen und ich könnte abhauen. Die Frage war nur, ob er mich kriegen und dann – wie angedroht – umbringen würde. Statt mich in jenes Schlafzimmer zu bringen, fand ich mich wenig später in einer Küche wieder. Er setzte mich auf einen der Hocker, anschließend durchsuchte er die Schränke, bis er eine Tablettenpackung in den Händen hielt. »Hier.« Er knallte sie auf den Tresen vor mir, was mich zusammenfahren ließ. Danach stellte er weniger ruppig ein Glas Wasser daneben. »Nimm zwei Stück davon.«

»Was ist das?«

»Ein Schmerzmittel.«

Ich warf einen Blick auf die Packung. Es waren wirklich Schmerztabletten, aber ich vertraute ihm nicht, weshalb ich mich nicht bewegte.

»Entweder du nimmst sie freiwillig oder ich zwinge dich dazu.«

Widerwillig griff ich nach der Packung, holte zwei Tabletten heraus und steckte sie mir in den Mund. Anschließend nahm ich einen Schluck Wasser.

»Mund auf!«

Ich tat es, um ihn nicht zu verärgern.

Er sah aufmerksam in meinen Mund. »Gut so.« Dann tätschelte er meine Wange, was mir beinahe wieder die Tränen in die Augen getrieben hätte.

Nachdem er sich von mir zurückgezogen hatte, senkte ich den Blick. »Wie ist dein Name?«

»Den sagte ich dir bereits.«

»Das war kein Name, sondern ein Pseudonym«, erwiderte ich kleinlaut.

Er schnaubte. »Xander.«

Ich nickte. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich damit schon wohler, als mit dem Pseudonym, das er mir genannt hatte. »Was waren das für Kerle?«

Seine Kiefer mahlten. »Schätze, die wollten dir wehtun.« Ein durchdringender Blick traf mich. »Haben sie dir gesagt, was sie von dir wollen?«

»Nein.«

»Hast du Mist gebaut?«

»Nicht, dass ich wüsste.« Ich rutschte vom Hocker.

»Wo willst du hin?«

»Ich möchte nur nicht mehr sitzen«, sagte ich vorsichtig, nachdem er sich vor mir aufgebaut hatte. Dieser Kerl war einschüchternd.

Xander sah in meine Augen, seine Iriden schienen mich zu durchbohren. Plötzlich packte er in mein Haar und drängte mich zur Wand.

Ich stieß so hart dagegen, dass es mir die Luft aus der Lunge trieb. Mein Atem kam schwerfällig, dennoch hektisch.

»Mach keinen Scheiß, verstanden?«

Wieder konnte ich bloß Nicken.

Was sollte ich gegen diesen Mann ausrichten?

Er war locker zwei Meter groß und ich mit meinen mickrigen einssiebzig würde nicht gegen ihn ankommen, wenn es hart auf hart kommen sollte.

* * *

Xander

Ich hatte ihren kleinen zierlichen Körper, dessen Rundungen sich unter meinen Sachen abzeichneten, an der Wand fixiert. Nachdenklich starrte ich in ihre braunen Augen, die mich voller Furcht ansahen. »Antworte, wenn ich dir eine Frage stelle, und nick nicht immer.«

»Okay«, hauchte Rogue und sah auf mein Kinn oder meine Lippen, ich konnte es nicht sicher sagen.

Ich nahm ihr Gesicht in die Hand, drückte aber nicht gegen ihre Wangen, auf denen blaue Flecken prangten. »Gut so. Wenn du brav bist, tue ich dir nichts. Verarschst du mich, bist du die Nächste, die draufgeht.«

»Verstanden«, keuchte sie. Beinahe hätte man ihren Herzschlag hören können. Ich war mir sicher, dass es heftig gegen ihren Brustkorb schlug.

Ich gab ihr Gesicht frei. »In dem Bett kannst du heute Nacht nicht schlafen. Die Matratze ist nass.«

»Warum lässt du mich denn nicht gehen?«

Genervt verengte ich die Augen zu Schlitzen. »Weil du zu viel weißt.«

»Ich weiß überhaupt nichts«, stieß sie hervor.

»Nichts?« Ich lachte verächtlich. »Du solltest aufhören, im Schlaf zu reden.«

Ihre Miene erstarrte, bevor sie meinem Blick auswich. »Ich weiß wirklich nichts.«

»Kleine, verarsch mich nicht.«

»Aber…«

»Hör zu, wenn ich festgestellt habe, dass du vertrauenswürdig bist und schweigst, überlege ich mir, ob ich dich gehen lasse oder nicht. Es liegt ganz allein an dir«, sagte ich ruhig, kochte aber innerlich, weil sie sich so dämlich anstellte. Sie hatte alles mitbekommen, wusste sogar, dass ich die Kerle im Auto umgebracht hatte. Rogue war alles andere als dumm. Wir hatten sie gegoogelt, sie hatte ihr Bachelorstudium mit Auszeichnung abgeschlossen, war Klassenbeste in der Highschool und augenscheinlich auch Daddys kleiner Liebling. Sie war das jüngste von vier Kindern, seine einzige Tochter. Die Kleine hatte was auf dem Kasten. Außerdem war sie verlobt und sollte irgendeinen schmierigen alten und verdammt reichen Russen heiraten – sofern sie lebend aus dieser Sache rauskam.

»Alles klar«, wisperte sie.

»Du solltest dir darüber im Klaren sein, dass ich ernst mache, wenn du mich verarschst. Solange du dich an die Regeln, bist du sicher.

---ENDE DER LESEPROBE---