Sinfonie der Unterwelt - Klaus Tiberius Schmidt - E-Book

Sinfonie der Unterwelt E-Book

Klaus Tiberius Schmidt

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Beschreibung

Immer wenn die geheimnisvolle Musik erklingt, nimmt der Schrecken seinen Lauf …
Bis vor Kurzem dachten fast alle; die grausamen Geschichten, die man sich in Ghestbury seit Jahrhunderten über Desmor Castle erzählt, sind eben nur das – Geschichten. Doch seit dem 16.September vergangenen Jahres weiß man es besser. Denn seit jenem Tag werden, immer wenn der unheimliche Gesang ertönt, tags darauf bis fast zur Unkenntlichkeit verstümmelte Leichen gefunden. Die Situation spitzt sich zu, die Abstände der Morde werden immer kürzer und die Grausamkeit, mit der sie durchgeführt werden, nimmt zu.
Harry Brannon soll eine Reportage über diese Morde und den Fluch, der auf Desmor Castle liegen soll, schreiben. Er selbst glaubt diese Schauergeschichten nicht, vermutet eher einen geistesgestörten Serienkiller hinter all den Anschlägen. – Welch fataler Fehler …
Wie ergeht es ihm, wenn die Sinfonie der Unterwelt erklingt?

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Klaus Tiberius Schmidt

 

 

Sinfonie der Unterwelt

 

 

 

Unheimlicher Roman 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © Steve Mayer nach Motiven, 2023 

Korrektorat: Bärenklau Exklusiv

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt. 

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Sinfonie der Unterwelt 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

19. Kapitel 

20. Kapitel 

21. Kapitel 

22. Kapitel 

Weitere Romane von Klaus Tiberius Schmidt sind erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung 

 

Das Buch

 

 

 

Immer wenn die geheimnisvolle Musik erklingt, nimmt der Schrecken seinen Lauf …

Bis vor Kurzem dachten fast alle; die grausamen Geschichten, die man sich in Ghestbury seit Jahrhunderten über Desmor Castle erzählt, sind eben nur das – Geschichten. Doch seit dem 16. September vergangenen Jahres weiß man es besser. Denn seit jenem Tag werden, immer wenn der unheimliche Gesang ertönt, tags darauf bis fast zur Unkenntlichkeit verstümmelte Leichen gefunden. Die Situation spitzt sich zu, die Abstände der Morde werden immer kürzer und die Grausamkeit, mit der sie durchgeführt werden, nimmt zu.

Harry Brannon soll eine Reportage über diese Morde und den Fluch, der auf Desmor Castle liegen soll, schreiben. Er selbst glaubt diese Schauergeschichten nicht, vermutet eher einen geistesgestörten Serienkiller hinter all den Anschlägen. – Welch fataler Fehler …

Wie ergeht es ihm, wenn die Sinfonie der Unterwelt erklingt? 

 

 

***

Sinfonie der Unterwelt

 

 

1. Kapitel

 

Ein Schrei gellte über das Land, als die Flammen den Körper des Todgeweihten erreichten. Gefesselt stand der Herr von Desmore Castle an einem hölzernen Pfahl, umgeben von kleinen Reisigbündeln. Vor seinen Augen züngelte der Tod. Hochgewachsene blonde Männer, im Halbkreis um den Scheiterhaufen, betrachteten ihr Opfer. Ein rothaariger Wikinger mit breiten Schultern trat mit erhobenem Haupt aus der Menge und zischte mit leiser Stimme:

»Du wirst noch tausend Tode sterben! Dein Tod wird schlimmer sein, als der meines Sohnes, der in deinem Kerker verschmachtete!«

Ein Wink mit seinem muskulösen Arm, und eine Fackel fiel auf das Reisig. Das trockene Holz entzündete sich. Beißender Qualm schlug dem Mann am Pfahl ins Gesicht. Sein Körper bäumte sich immer wieder auf, doch langsam verließ ihn die Kraft. Zuletzt rief er voller Abscheu: »Verflucht sei dein Sohn, Erik Blutaxt! Verflucht bis in alle Ewigkeit! Meine Seele soll der Sold dafür sein!«

Mit diesen Worten durchlief ein Zittern den Körper, ein letzter, grauenvoller Schrei, und der Gepeinigte starb.

Wie aus heiterem Himmel zuckten plötzlich Blitze, rot wie Feuerlanzen auf die Erde nieder. Ein tiefes, dumpfes Grollen ließ die Erde erbeben.

»Wir sind alle verflucht! Bei Odin, wir sind verloren!«, schrie voller Entsetzen einer der Nordmänner.

Panik erfasste die Leute, und wie von Furien gehetzt rannten sie in den nahen Wald. Aus den Ruinen der Burg, die von den Wikingern erobert worden war schossen hohe Feuersäulen gen Himmel. Stöhnen drang aus den unterirdischen Gewölben. Grauen und Entsetzen saß den Fliehenden im Nacken. Sie liefen um ihr Leben, um den Ort des Fluches schnellstens zu verlassen und ihn nie mehr zu betreten.

Hinter ihnen züngelten die Flammen aus den Reisigbündeln und verbrannten ihr Opfer, bis es zu Asche zerfiel. Der Wind verstreute die Überreste in alle Himmelsrichtungen.

 

 

2. Kapitel

 

Düster und unheilvoll hoben sich die Trümmer der alten Burg vom hellen Grau des Herbsthimmels ab. Die beiden Männer gingen suchend an einer zum Teil eingestürzten Mauer vorbei. Der jüngere von ihnen, ein achtzehnjähriger Blondschopf, blickte sich immer wieder ängstlich um. Ihm war die Burgruine unheimlich.

Wie mochte es hier wohl sein, wenn die Dunkelheit erst hereinbrach. Der Gedanke ließ ihn erschauern.

»Los, komm schon, Andy!«, rief der andere, ein Mann mittleren Alters.

»Ich habe keine Lust mehr, nach einem Eingang in die Gewölbe zu suchen«, meinte der Junge trotzig und schielte verstohlen nach Westen, wo die Sonne sich allmählich dem Horizont zuneigte.

Frank Miller, der ältere der beiden und besessener Amateurforscher, den alte Burgen interessierten, schimpfte verdrossen. »Angst hast Du! Das ist alles«, spottete er. »Gleich kommen die Geister der Ahnen und packen dich.« Heulend und mit weit ausgebreiteten Armen lief er auf seinen Begleiter zu, blieb vor ihm stehen und begann herzhaft zu lachen.

»Dein Gesicht müsstest du sehen!«, prustete er und schlug sich amüsiert auf die Schenkel.

»Ha, ha, ha!«, äffte der Junge beleidigt nach und ging weiter. Dir werde ich es zeigen!, dachte er bei sich, wütend, dass er sich eine Blöße gab. 

Frank folgte ihm, noch immer lachend und holte ihn bald ein. Versöhnlich schlug er dem jugendlichen Freund auf die linke Schulter, doch dieser knurrte nur gekränkt.

Schweigend drangen sie in den Innenhof der Ruine vor.

»Desmore Castle muss mal eine stolze Festung gewesen sein«, staunte Andy, der den Ärger geschluckt hatte.

»Die Burg wurde gegen Ende des vorigen Jahrtausends, etwa um 950 oder später von eindringenden Wikingern belagert und zerstört.

Die Dokumente, die ich in einer Bibliothek in Glasgow las, erzählen, dass der Sohn des Wikingerfürsten in den Kerkern verhungerte. Der schottische Adelige, dem die Burg gehörte, hatte ihn Monate vorher mit vier weiteren Nordmännern gefangengenommen«, breitete der Amateurforscher sein Wissen aus.

»Schau da, eine Tür!«, unterbrach Andy ihn und zeigte zu einer hohen Mauer hinüber.

Die Männer gingen ohne zu zögern darauf zu. Die Angst des jungen Mannes war vergessen und hatte der Neugier Platz gemacht. Die Angeln quietschten in ihren verrosteten Scharnieren, als sie die nur leicht angelehnte Tür vorsichtig öffneten. Dunkel und geheimnisvoll gähnte Finsternis ihnen entgegen. Eisige Kälte kroch aus der Dunkelheit.

»Lass uns nicht hinuntergehen. Wer weiß, wie tief es ist. Vielleicht brechen die Holzstufen, wenn wir sie betreten?«, gab Andy zu bedenken. In ihm keimte wieder die Angst auf. 

»Reich mir die Stablampe!«, forderte Frank, ohne auf die Warnung des Partners einzugehen.

Er schaltete die Leuchte an. Grell fraß sich der Lichtkegel in die Dunkelheit und gab den Blick auf steinerne Stufen frei die bis tief ins Innere der Kellergewölbe zu führen schienen.

»Es ist eine Steintreppe. Sie wird also nicht brechen.«, beruhigte der ältere seinen Begleiter. »Bleib kurz hinter mir!«

Eifer und Wissbegierde hatten ihn gepackt, und seine Augen glühten dunkel vor Abenteuerlust und Ungewissheit. Er liebte das Prickeln auf der Haut, das immer auftrat, wenn er in finsteren, fremden Ruinengewölben geisterte. Andy kam der Aufforderung nur zögernd nach. Die Angst stand ihm im Gesicht geschrieben.

»Stell dich nicht so an!«, herrschte Frank Miller ihn an. Seine Geduld war zu Ende. »Du benimmst dich, als kämen gleich Vampire aus ihren Särgen.«

Vorsichtig, Stufe für Stufe mit der Lampe abtastend, stiegen sie tiefer in die völlig dunklen Kellergewölbe hinunter. Die Stufen waren glitschig und mit einem Feuchtigkeitsschleier überzogen. Andy und Frank mussten achtgeben, dass sie nicht ausrutschten. Ein Sturz in dieser Finsternis konnte böse Folgen haben. Es roch immer stärker nach Moder und Fäulnis, je tiefer sie kamen. Unnatürliche Kälte, die ihnen schon an der Tür entgegengeschlagen war, ließ sie frieren, dass die Zähne klapperten.

»Woher kommt nur die entsetzliche Kälte?«, fragte Andy, die Furcht in seiner Stimme mühsam unterdrückend.

»Ich weiß nicht. Schon viele alte Burgen und Ruinen habe ich durchforscht aber noch nie habe ich solche Temperaturen in unterirdischen Gewölben gespürt. Keiner der beiden Eindringlinge ahnte, dass es die Kälte des Todes war, die sie umgab und frieren ließ. Dämonischer Hauch wehte durch die Gänge, als sollte alles Leben erstarren.

Die Lampe stach ihren grellen Finger tief in die Finsternis hinein, und plötzlich prallte Frank zurück. Andy lief hart auf ihn auf, sodass der Mann fast das Gleichgewicht verlor.

»Was ist?«, fragte der Junge schrill.

Frank zeigte nach vorn. Vor ihnen, keine fünf Meter entfernt, lag ein Skelett, eingehüllt in eine Art Mönchskutte. Im unruhigen Schein der hin und her wandernden Lampe wirkte es, als würde es sich gelegentlich bewegen.

Andy schrie erschreckt auf und wollte nicht mehr aufhören zu brüllen.

Frank fuhr ihn verärgert an. »Sei ruhig, verdammt noch mal! In vielen Burgruinen hat man schon Skelette gefunden. Das da vorn tut dir doch nichts.«

Gelassen, wieder ganz Herr über sich selbst, ging er auf den Knochenmann zu und berührte ihn mit den Fußspitzen. Klirrend fiel das Gerippe auseinander, der Schädel rollte vor Andys Füße. Entsetzt wich der junge Mann einen Schritt zurück und stolperte über die Stufen hinter sich.

Frank lachte hell auf. »Die Treppe scheint zu Ende zu sein. Hier ist ein Gang. Ihn wollen wir zuerst erforschen«, beschloss er, noch immer grinsend.

Mit sicheren Schritten trat er in den Gang hinein. Andy raffte sich wütend auf und beeilte sich, seinem Partner zu folgen um nicht in der Finsternis allein zurück zu bleiben.

Nach einigen Metern endete der Gang, und ein hohes Gewölbe tat sich vor ihnen auf. Frank leuchtete die Wände, die aus großen Steinquadern gefertigt waren, gründlich ab. »Von diesem Raum führen drei weitere Gänge. Welchen sollen wir nehmen?«, fragte Frank.

Andy zuckte die Schultern. »Was willst du hier eigentlich!? Ich sehe nichts als finstere Gänge und klobige Wände, die mit Feuchtigkeit überzogen sind.«

Frank antwortete nicht, sondern steuerte den linken Gang an. Die Finsternis verschluckte sie, und nur die Taschenlampe bot spärliches Licht.

Die Schritte der Männer hallten dumpf und hohl wider. Ihre Stimmen klangen fremdartig, und die Worte kamen oftmals als schwaches Echo zurück.

Die sonst unheimliche Stille wurde von einem seltsamen Geräusch unterbrochen. Ein helles, leises Singen drang an ihr Ohr.

Frank blieb lauschend stehen, um zu hören, woher das eigenartige Tönen kam. So sehr er sich auch anstrengte, den Ort zu lokalisieren, es gelang ihm nicht.

»Es ist, als käme das Singen aus den Wänden«, flüsterte Andy furchtsam.

Frank hob die Hand, um den Freund zum Verstummen zu bringen. Das Geräusch schwoll an. Kalte Schauer rieselten über Andys Rücken, und er begann, vor Angst zu zittern. Die Kälte um ihn herum wurde noch intensiver, doch das spürte er nicht. Die Furcht ließ ihn alles vergessen.

»Lass uns gehen, Frank!«, bat er eindringlich.

»In Ordnung! Wir gehen noch bis zum Ende des Ganges, dann kehren wir um«, gab Frank nach.

Der Junge stimmte dem Vorschlag zögernd zu und folgte.

»Was ist das?«, fragte Andy unvermittelt und riss den Freund an der Schulter zurück. Neben ihnen öffnete sich ein anderer, niedriger Seitengang. An seinem Ende flimmerte es hellgrün.

»Da fragst du mich zu viel«, antwortete der Amateurforscher resigniert. Ihm gefiel es nicht, wenn er eine Frage nicht beantworten konnte. »Vielleicht ist es phosphorhaltiges Gestein«, versuchte er eine Erklärung.

»Lass uns nachschauen, bevor wir zurückkehren«, schlug Andy vor. Alle Furcht war plötzlich aus den Augen gewichen, als Frank im Licht der Lampe suchte. Geduckt drangen sie vor. Wenig später befanden sie sich in einem kleinen Raum, der schwach erleuchtet war. Das unwirkliche Licht aber hatte, so sehr sie sich auch umblickten, keine Quelle.

»Seltsam!«, murmelte Frank und wusste keine Antwort auf das ungewöhnliche Phänomen. Verwirrt kratzte er sich am Hinterkopf und grübelte. Nach einiger Zeit gab er auf. Er kam zu keinem befriedigenden Ergebnis.

»Sieh, dort ist noch ein kleiner Raum!«, rief Andy und zeigte auf eine dunkle Öffnung.

Frank ging darauf zu und leuchtete in das Verlies hinein, das in tiefer Dunkelheit lag. Nur ein feiner, dünner Lichtstrahl kam von irgendwo aus der Decke des Gewölbes und brach sich an einem runden, hellen Gegenstand.

»Es ist nichts zu erkennen«, meinte er enttäuscht, »aber schau dir mal das Medaillon an.«

Vergessen war das helle Singen, das langsam in den Ohren schmerzte, und auch das unheimliche Licht fand keine Beachtung mehr. Der Eingang und das sich davor befindende Gestell nahm ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Von oben nach unten und von links nach rechts versperrten breite, flach geschmiedete Eisenstangen die Öffnung. Dort, wo sich die Eisenbänder kreuzten, leuchtete ein tellergroßes Medaillon. Es strahlte golden, weil der Lichtstrahl, der von der Decke durch einen schmalen Spalt eindrang, es voll traf.

»Pures Gold!«, keuchte Andy erregt. Alle Furcht war vergessen. Gierig griff er nach dem kostbaren Goldstück, das ein Vermögen wert sein musste. Beide Hände benutzte er danach, um es von den Eisenbändern zu reißen. Alle Kraft aufbringend, zerrte er daran. Das grünliche Licht, das sie umwaberte, flackerte plötzlich unruhig und verlor an Intensität. Gleich darauf flammte es wieder auf, sodass die Augen schmerzten.

Das Singen schwoll zu einem Orkan schriller Töne an. Die Wände schienen unter einem Erdbeben leicht zu zittern.

Frank stand da wie angewurzelt. Der sonst furchtlose Mann fühlte, wie sich sein Herz verkrampfte. Eine ungewisse Ahnung erfasste ihn.

In diesem Gewölbe herrscht eine unheimliche Macht, der wir Menschen nichts entgegenzusetzen haben, durchzuckte es ihn heiß. Voller Entsetzen sprang er nach vorn und wollte Andy von dem Medaillon fortreißen. 

»Lass es los!«, schrie er in Panik. » Sonst sind wir verloren.« Die letzte Silbe des Satzes ging in lautem Knirschen unter.

Andy fiel nach hinten, als sich das Medaillon plötzlich völlig unerwartet löste. Ein Donnern begleitete das Werk der Zerstörung.

Er raffte sich wieder auf und starrte verzückt auf das Gold in seiner Hand.

»Du Narr! Wir sind verloren«, brüllte Frank Miller verzweifelt. Andy sah ihn ungläubig an, dann ergriff auch ihn das Grauen. Das Medaillon entglitt seinen Händen, während er mit angstgeweiteten Augen das Licht anstarrte.

Es verdichtete sich, grauenvolles, triumphierendes Lachen hallte aus unergründlichen Tiefen und ließ die Männer zusammenfahren.

»Was ist das?«, kreischte Andy voller Entsetzen, zu keiner Bewegung fähig.

Frank vermochte nicht zu antworten. Todesangst schnürte ihm die Kehle zu, er meinte, keine Luft mehr zu bekommen. Krampfhaft schluckend stierte er auf das wallende Licht. Das helle Singen tönte immer unerträglicher und schwoll zu einer Sinfonie des Grauens an. Das Licht wurde dunkler, und Nebelschwaden tauchten auf. Aus ihnen schälten sich Gestalten, die rasch feste Formen annahmen.

Fünf Männer mit blonden Haaren und dichten Bärten standen plötzlich vor ihnen. Sie waren furchterregend anzusehen. Blutverkrustete Schwerter und Äxte in den klobigen Geisterhänden und ein grausiges Grinsen auf den Lippen deutete an, was den Eindringlingen bevorstand.

Frank starrte, am ganzen Körper zitternd, auf die geisterhaften Erscheinungen, unfähig sich zu bewegen. Hilflos sah er eine schimmernde Klinge auf sich zurasen, die eines der seltsamen Wesen führte. Dumpf fuhr das Schwert in seinen Körper. Blutüberströmt brach der Todgeweihte zusammen und starb.

In diesem Moment löste sich die Starre in Andy. Keuchend rannte er, wie von Furien gehetzt, in den dunklen Gang durch den sie in dieses Gewölbe des Grauens gelangt waren. Kein Lichtfunken erleuchtete seinen Fluchtweg. Andy stolperte mehrere Male, schlug sich Knie und Gesicht blutig, doch er spürte den brennenden Schmerz nicht. Hinter sich hörte er hohnvolles Gelächter, das sich hundertfach an den Wänden brach.

Das ist doch nicht möglich?, dachte er voller Panik, und doch wusste er, dass alles furchtbare Wirklichkeit war. 

Der Gang schien kein Ende zu nehmen. Schwärzeste Finsternis umhüllte ihn, doch er hetzte, so schnell er konnte, weiter. Bis tief ins Mark traf ihn der Schreck als ein grünes Wabern ihm den Weg versperrte. Wie erstarrt hielt er inne.

Aus, vorbei!, dachte er. 

Das Licht wurde intensiver und verdichtete sich in Türkisblau, dann in ein helles Grün. Andys Nerven waren am Ende. Wie ein Irrer begann er zu lachen. Seine Stimme schwoll zu einem Kreischen an. Der junge Mann bekam einen flackernden, unsteten Blick, raufte sich die Haare und rannte mit dem Kopf gegen die nahe Wand des schmalen Ganges. Erst als das Blut ihm über Stirn und Wangen lief, wurde er ruhiger.

Der Irrsinn hatte den Geist des jungen Mannes erfasst. Der mächtige Hieb der Geistergestalt, die sich ihm genähert hatte, war eine Erlösung für den Gequälten.

Sein Körper schlug auf den feuchten Boden auf.

Im selben Moment verblassten die fünf Erscheinungen aus der Vergangenheit und verschwanden im Nichts. Nur ein nerventötendes Lachen aus rauen Kehlen tönte noch minutenlang in den unterirdischen Gängen und Räumen der alten Burgruine nach.

 

 

---ENDE DER LESEPROBE---