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Hamburg 1983
Mein Name ist Uwe Petersen, Leiter der SOKO Friesland, Diese SOKO wurde auf Anregung des Innenministers als Einheit mit verdeckten Ermittlern gebildet, weil sich viele Menschen, die in Kontakt mit Verbrechern geraten, lieber an einen Privatdetektiv wenden als an die Polizei. Unter dem Namen »Petersen & Partner« wurde eine Detektei mit Büros in Hamburg, Bremen und Flensburg gegründet. Meine Mitarbeiter lernte ich auf verschiedenen SEK-Schulungen kennen, habe sie alle persönlich ausgewählt und weiß genau, dass wir uns aufeinander verlassen können. Wir arbeiten als verdeckte Ermittler mit Sonderbefugnis, verfügen über modernste Waffen und Geräte, wahren aber die unsere Tätigkeit auch gegenüber unseren Kollegen von der Polizei. Auf diese Weise wurden wir in der Vergangenheit bereits sehr erfolgreich eingesetzt – und auch dieser Fall, den wir zunächst falsch einschätzten, ließ sich durch intensive Ermittlungsarbeit und eine kleine Portion Glück schließlich lösen.
Und was war 1983 für ein verrücktes Jahr in Hamburg! Die Hell’s Angels tyrannisierten die Hansestadt, und dann sorgten erstaunliche Schlagzeilen für Aufsehen, als man angebliche Hitler-Tagebücher präsentierte. Und dazu kam für uns nun diese Auseinandersetzung zwischen zwei rivalisierenden Banden …
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Tomos Forrest & Wolf G. Rahn
SOKO FRIESLAND
Bandenkrieg in Hamburg
Küsten-Krimi
Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv
Cover: © by Steve Mayer, 2023
Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
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Folgende Titel der SOKO FRIESLAND sind in Vorbereitung oder bereits lieferbar:
Aus der Feder von Tomos Forrest sind weiterhin erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung:
Eine kleine Auswahl der von Wolf G. Rahn veröffentlichten unheimlichen Romane und Grusel-Krimis
Hamburg 1983
Mein Name ist Uwe Petersen, Leiter der SOKO Friesland, Diese SOKO wurde auf Anregung des Innenministers als Einheit mit verdeckten Ermittlern gebildet, weil sich viele Menschen, die in Kontakt mit Verbrechern geraten, lieber an einen Privatdetektiv wenden als an die Polizei. Unter dem Namen »Petersen & Partner« wurde eine Detektei mit Büros in Hamburg, Bremen und Flensburg gegründet. Meine Mitarbeiter lernte ich auf verschiedenen SEK-Schulungen kennen, habe sie alle persönlich ausgewählt und weiß genau, dass wir uns aufeinander verlassen können. Wir arbeiten als verdeckte Ermittler mit Sonderbefugnis, verfügen über modernste Waffen und Geräte, wahren aber die unsere Tätigkeit auch gegenüber unseren Kollegen von der Polizei. Auf diese Weise wurden wir in der Vergangenheit bereits sehr erfolgreich eingesetzt – und auch dieser Fall, den wir zunächst falsch einschätzten, ließ sich durch intensive Ermittlungsarbeit und eine kleine Portion Glück schließlich lösen.
Und was war 1983 für ein verrücktes Jahr in Hamburg! Die Hell’s Angels tyrannisierten die Hansestadt, und dann sorgten erstaunliche Schlagzeilen für Aufsehen, als man angebliche Hitler-Tagebücher präsentierte. Und dazu kam für uns nun diese Auseinandersetzung zwischen zwei rivalisierenden Banden …
***
Hamburg 1983
»Du hast etwas versäumt, Uwe!«
Alke Christiansen wirbelte durch das Büro der SOKO Friesland, die in Hamburg wie in Bremen und Flensburg als Detektive verdeckt ermittelte. »Detektei Petersen & Partner« verkündeten Messingschilder, und die Idee, auf diese Weise die normale Polizeiarbeit zu unterstützen, hatte sich inzwischen schon bewährt. Alke hatte ein stark von der Sonne gerötetes Gesicht, wirkte aufgekratzt wie nach dem Genuss von drei Flaschen Coca-Cola auf nüchternen Magen.
Uwe Petersen, Erster Polizeihauptkommissar und Leiter dieser SOKO, fuhr sich mit der Hand über die wenigen Resthaare und schmunzelte über die Kollegin, die sich jetzt auf ihren Stuhl fallen ließ und noch einmal die Arme hochriss.
»Supertramp?«, antwortete Uwe nur und zuckte die Schultern. »Take the long way home – ja, ganz nett. Steht und fällt mit Roger Hodgson, kein Zweifel.«
»Ja, aber …?«, erkundigte sich die Polizeikommissarin lächelnd.
»Nicht alles ganz mein Geschmack. Aber du hattest Spaß, oder? Die Morgenpost schreibt heute von mehr als 40.000 Besuchern, und dann bei der Hitze – dass du das ausgehalten hast!«
»Wir hatten reichlich Wasser, aber keinen Alkohol. Das wäre wohl bei der Hitze keinem von uns bekommen, Uwe. Aber die Sanitäter hatten auch so genug zu tun!«
»Kann ich mir vorstellen. Was mich am meisten verblüffte, ist die Genehmigung, auf dem heiligen Rasen im Volksparkstadion so etwas überhaupt zuzulassen!«
»Mit Geld kann man wohl alles machen. So, und was liegt bei uns an? Haben die Kollegen etwas zum Thema Rocker erzählt?«
Alke hob ein Fax auf, das Uwe ihr auf den Schreibtisch gelegt hatte.
Die Aktivitäten der Hells Angels in Hamburg waren den Behörden schon seit langer Zeit ein Dorn im Auge. Es mehrten sich im internen Austausch der Informationen immer mehr Hinweise, dass man in Kürze in einer konzertierten Aktion gegen die Rocker vorgehen würde. Vor seinem Amtsantritt als Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein war Uwe Barschel Innenminister und übernahm 1981 den Vorsitz der Innenministerkonferenz. Während dieser Zeit entstand die SOKO Friesland mit all ihren Vorzügen, die sie deutlich von den örtlichen Behörden unterschied. Die Mitglieder der SOKO konnten, getarnt als Privatdetektive, vollkommen frei ermitteln, erhielten dazu die besten Waffen und technisch eine Ausrüstung, die sich an amerikanischen Vorbildern orientierte und ständig erneuert wurde. In ihren zivilen Dienstfahrzeugen gab es selbstverständlich Autotelefone, darüber hinaus verfügte die SOKO über Abhörmöglichkeiten und Spezialkameras.
Personell gab es jedoch keine Aufstockung, die SOKO Friesland bestand nur aus vier Beamten. Auch gegenüber den Kollegen der Polizei gaben sie sich nur im äußersten Notfall zu erkennen. Damit wollte der Polizeipräsident von Hamburg vermeiden, dass ihre Identität bekannt wurde und von Personen, gegen die möglicherweise ermittelt wurde, unerwünschte Reaktionen erfolgten, wie man das im Behördendeutsch formulierte. Natürlich arbeitete die SOKO mit einigen Kontaktleuten in den jeweiligen Dienststellen auf vertrauliche Weise zusammen – das waren jedoch in den drei Städten Hamburg, Bremen und Flensburg nur jeweils eine Person. In Hamburg war das der stämmige Polizeiobermeister Manfred Klein, ein persönlicher Freund von Uwe Petersen.
Gerade wollte Alke noch etwas vom Konzert erzählen, als das Telefon klingelte. Uwe Petersen lauschte angestrengt den Mitteilungen seines Kollegen, und Alke beschäftigte sich mit dem Papierkram, der sich in den letzten Tagen angesammelt hatte. So, wie sich die kurzen Äußerungen Uwes anhörten, bahnte sich ein neuer Fall für die SOKO an, vorausgesetzt, eine der betroffenen Personen wandte sich an die vorgebliche Privatdetektei.
Konrad Stebner, von allen nur Conny genannt, wischte sich den Bierschaum aus dem Schnauzbart und schielte zur Tür. Er zuckte geringfügig zusammen.
»Ist er das?«, raunte er hinter der vorgehaltenen Hand.
Sein Gegenüber war die Ruhe selbst. Seine stahlblauen Augen verströmten Eiseskälte. Sie erinnerten an einen Gletscher, der niemals abtaute. Das ganze Gesicht erinnerte daran.
Er warf einen Blick in den Spiegel, der hinter dem Flaschenregal montiert war. Ein amüsiertes Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
»Der? Du willst mich wohl auf den Arm nehmen. Das ist der verrückte Charly. Dem würde ich kein Wort glauben. Nicht mal dann, wenn er mir den Beweis gleich mitlieferte. Vor dem musst du auf der Hut sein, falls du jemals mit ihm zu tun bekommst.« Conny Stebner rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Er bestellte ein neues Bier und trank das Glas zur Hälfte leer.
»Nervös?«, erkundigte sich Chris Hansen gelassen.
»Na hör mal!«, ereiferte sich Stebner, ein kleiner Bursche, der unscheinbar wirkte. Bis auf seinen Bart. Der machte ihn unverwechselbar. »Du bestellst mich in diese Kneipe, in der du anscheinend jeden kennst. Ich finde das nicht besonders intelligent.«
»Mach dir über meine Intelligenz keine Gedanken«, fuhr ihn der andere scharf an. »Dieses Thema ist seit meiner Geburt vom Tisch. Es wurde zu meiner vollsten Zufriedenheit behandelt. Wäre es dir lieber gewesen, wir hätten uns in der Polizeikantine getroffen?«
Conny Stebner bekam einen Schluckauf. »Du hast vielleicht makabre Scherze auf der Latte. Was tust du, wenn sich jemand an uns drei erinnert? Dann sind wir dran, verlass dich drauf.«
»Du solltest mal in die Sauna gehen, mit anschließender Massage«, empfahl Chris Hansen. »Das beruhigt. Ich wette mit dir um deinen Anteil, dass kein Aas Verdacht schöpfen wird. Je unverfrorener man alles vor der Öffentlichkeit abspielen lässt, um so unverdächtiger ist es. Das solltest du dir für den Fall merken, falls ich mal nicht als Kindermädchen in deiner Nähe bin. Glaubst du tatsächlich, dass jeder, mit dem er in den letzten Wochen ein Bier getrunken hat, als sein Mörder in Betracht gezogen wird? Da hätten die Bullen viel zu tun. Nein, ich sage dir, wenn sie überhaupt Zeit finden, sich um den Tod dieses Gauners zu kümmern, werden sie an das Naheliegende denken. Und das sind jedenfalls nicht wir.«
Das leuchtete Conny Stebner ein. Seine Miene glättete sich. Das Bier schmeckte ihm wieder, und als der Erwartete endlich erschien, gab er sich fast genauso cool wie Chris Hansen, der den Tod des Mannes bereits beschlossen hatte.
Julia Sander warf sich unruhig im Bett hin und her. Ihre Hand glitt zur Seite. Nein, Stefan war noch immer nicht da. Sie knipste die Nachttischlampe an und sah auf die Uhr. Schon kurz nach zwei. Sollte Hanna doch recht haben?
Die schmächtige Frau mit den Lockenwicklern im Haar stand auf und ging in die Küche, um sich ein Glas Milch zu holen. Schlafen konnte sie ja doch nicht mehr.
Draußen näherte sich ein Auto. Das musste er sein. Wie eine ertappte Diebin löschte Julia Sander das Licht und schlich ins Schlafzimmer zurück.
Sie trat ans Fenster und schob den Vorhang ein Stück zur Seite. Enttäuscht ließ sie die Schultern hängen und seufzte. Der Wagen fuhr vorbei. Es war ein Taxi gewesen.
Noch zweimal schreckte sie umsonst auf. Dann kam er endlich. Julia Sander hörte das Garagentor leise quietschen. Er gab sich große Mühe, sie nicht zu wecken.
Sie stellte sich schlafend, als er leise ins Zimmer trat. Dabei klopfte ihr Herz wie rasend. Sie hatte Angst. Sie wollte das alles nicht noch einmal durchmachen. Damals wäre sie fast vor die Hunde gegangen. Inzwischen war sie älter geworden. Sie würde das nicht wieder verkraften.
Stefan Sander zog sich im Bad aus und kroch anschließend lautlos ins Bett.
Sie merkte, dass auch er nicht einschlafen konnte. Sie hoffte, dass er sich ihr am kommenden Morgen anvertrauen würde.
Aber sie hoffte vergebens.
»Es ist gestern spät geworden«, sagte er am Frühstückstisch. »Entschuldige!«
Das war alles.
»Gibt es Schwierigkeiten?«, erkundigte sie sich besorgt. »Du weißt doch, dass du mir alles erzählen kannst.«
Stefan Sander verbrannte sich an dem heißen Toast und fluchte unfein.
»Schwierigkeiten?«, sagte er brummig. »Ich verstehe nicht. Das Geschäft läuft blendend. Ich schätze, es geht wieder bergauf. Wir haben einen tollen Auftrag in Aussicht. Der bringt Geld in die Kasse. Ich bin wirklich zufrieden.«
»Ich rede nicht vom Geschäft«, sagte seine Frau ungehalten. Sie trug noch immer die Lockenwickler, aber sie sah damit wie ein Fotomodell in einer Illustrierten aus. »Hanna hat dich mit Klaus-Dieter gesehen.«
Stefan Sander hämmerte verbissen auf seinem Frühstücksei herum.
»Welcher Klaus-Dieter?«, fragte er ohne erkennbares Interesse.
Julia wurde wütend. »Das weißt du ganz genau. Ich spreche von Klaus-Dieter Ganzheiner. Derselbe, der dich schon damals immer wieder verleitet hat, bei seinen todsicheren Dingern mitzumischen. Drei Jahre habe ich nach einem dieser Dinger auf dich warten müssen. Weißt du, wie lang drei Jahre sind, wenn die Nachbarn hinter dem Rücken über einen reden? Wenn die Kinder, die noch nicht einmal in die Schule gehen, mit den Fingern auf einen zeigen, und wenn die Frauen in der Markthalle schleunigst ihr Wechselgeld in Sicherheit bringen, sobald man sich sehen lässt? Da sind drei Jahre drei Ewigkeiten. Aber ich habe sie durchgehalten, Stefan. Deinetwegen habe ich es geschafft, weil du mir versprochen hast, dass es anders wird, sobald du wieder draußen bist.« Ihre Augen glitzerten feucht.
Stefan Sander biss sich auf die Unterlippe, bis sie ganz weiß war. Er schob den Stuhl zurück und kam zu seiner Frau. Zärtlich nahm er sie in den Arm und streichelte sie beruhigend.
»Und hat sich nicht alles geändert, Julia?«, fragte er mit Nachdruck. »Es war nicht leicht, aber ich habe es geschafft. Jetzt brauche ich nicht mehr auf die andere Straßenseite zu gehen, sobald ich von Weitem einen Polizisten sehe. Die Zeiten sind vorbei. Wir haben die Vergangenheit überwunden.«
»Aber sie ist dabei, uns einzuholen. Dieser Klaus-Dieter. Was will er von dir? Wieso taucht er plötzlich wieder auf? Hast du auch mit den anderen Kontakt? Sag mir die Wahrheit! Ich habe ein Recht darauf.«
Der Mann lächelte, doch es wirkte gezwungen. »Du kannst ganz unbesorgt sein. Klaus-Dieter traf ich zufällig. Wir tranken ein Bier zusammen, und dann trennten wir uns wieder. Von den vergangenen Zeiten haben wir überhaupt nicht gesprochen. Von denen hat auch Klaus-Dieter die Nase voll. Was aus den anderen geworden ist, weiß ich nicht.«
»Ist das auch wahr?«
»Ich sage es dir doch. Mach dir keine unnötigen Sorgen. Ich muss jetzt gehen, Schatz. Es kann wieder spät werden. Du weißt ja, der Großauftrag. Ich bin an einen knappen Termin gebunden. Wenn ich den einhalte, kann ich mit ähnlichen Anschlussaufträgen rechnen. Das ist der Beginn zu unserer ersten Million.«
Er lachte laut. Es klang, als hätte er einen ganzen Besteckkasten verschluckt.
Julia Sander sah ihm vom Fenster aus nach. Er ging in die Garage und holte den Citroen 2 CV heraus. Rückwärts fuhr er die »Ente« auf die Straße und brauste wenig später davon, nachdem er ihr noch kurz zugewinkt hatte.
An der Kreuzung bog er nach rechts ab, obwohl das Geschäft in der entgegengesetzten Richtung lag. Aber das konnte einen ganz harmlosen Grund haben.
Julia seufzte und begann, den Frühstückstisch abzuräumen. Ein bisschen schämte sie sich ihres Misstrauens. Sie brachte es aber nicht fertig, Stefans Version zu glauben. Sie ging ins Bad und entfernte die Lockenwickler. Anschließend frisierte sie sich und verließ das Haus. Im Spar-Laden an der Ecke wurde sie freundlich begrüßt. Auch in dem Schreibwarengeschäft, in dem sie sich Briefpapier besorgte, überschlug sich der Ladeninhaber persönlich, um sie zu bedienen. Die Sanders hatten einen ausgezeichneten Ruf in dieser Gegend. Das konnte sich aber mit einem Schlag ändern. Sie hatte es erlebt.
Als sie nach Hause zurückkehrte, läutete das Telefon Sturm.
Es war Hanna. Die Freundin war sehr aufgeregt.
»Interessiert es dich, wo sich dein Mann im Augenblick aufhält?«, fragte sie außer Atem.
Julia spürte, wie sämtliche Wärme aus ihrem Körper wich. »Im Geschäft natürlich. Wo denn sonst?«, antwortete sie.
Hanna lachte spöttisch. »Heißt sein Geschäft neuerdings ›Bierpinsel‹?«
»Das hört sich nach einem Lokal an.«
»Lokal?« Hanna lachte erneut. »Das ist die übelste Spelunke in der Hafenstraße von St. Pauli, die man sich vorstellen kann. Rund um die Uhr geöffnet und fast immer brechend voll. Ich kenne die Kaschemme von Milieustudien. Ohne Begleitung kann man sich als Frau aber nicht hineinwagen. Da trifft sich der Abschaum Hamburgs.«
»Rede keinen Unsinn, Hanna«, sagte Julia erzürnt. »Wen auch immer du gesehen hast, es war niemals Stefan.«
»Wie du meinst, Julia. Dann war der Mann, mit dem er in einer Nische saß, vermutlich auch nicht Michael.«
»Michael Lohmann?«, fragte Julia erschrocken.
»Ein Irrtum ist ausgeschlossen. Sein Foto war damals oft genug in den Zeitungen. Immerhin war er der Boss der Bande. Er hat sich in all den Jahren kaum verändert. Ich fürchte, das trifft nicht nur auf sein Äußeres zu.«
»Und Stefan sitzt mit ihm in dieser Kneipe?