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König Harald Blåtand geht mit unglaublicher Brutalität gegen alle Stämme vor, die sich weigern, die christliche Taufe anzunehmen. Wo seine Kriegsschiffe an der Küste oder den Inseln auftauchen, verbreiten sie Angst und Schrecken, denn seine Krieger schonen niemand. Selbst die Mönche ordnen das gnadenlose Töten der Andersgläubigen an. So kann es nicht ausbleiben, dass sich Widerstand regt.
Sein alter Feind, der Wikingerfürst Bolthar, findet ausgerechnet in Sven Gabelbart, dem Sohn des Königs, einen Verbündeten …
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Tomos Forrest
Harald, der Wikingerkönig
Band 3
Todfeinde
Historischer Roman
Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv
Cover: © Claudia Westphal nach Motiven mit Bärenklau Exklusiv, 2023
Korrektorat: Sandra Vierbein
Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Harald, der Wikingerkönig, Band 3:
Todfeinde
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
Aus der Feder von Tomos Forrest sind weiterhin erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung:
König Harald Blåtand geht mit unglaublicher Brutalität gegen alle Stämme vor, die sich weigern, die christliche Taufe anzunehmen. Wo seine Kriegsschiffe an der Küste oder den Inseln auftauchen, verbreiten sie Angst und Schrecken, denn seine Krieger schonen niemand. Selbst die Mönche ordnen das gnadenlose Töten der Andersgläubigen an. So kann es nicht ausbleiben, dass sich Widerstand regt.
Sein alter Feind, der Wikingerfürst Bolthar, findet ausgerechnet in Sven Gabelbart, dem Sohn des Königs, einen Verbündeten …
***
Die Klingen der kurzen Sax-Schwerter schlugen klirrend gegeneinander, dumpfe Axtschläge klangen von den Schilden herüber, dazwischen das Schreien der Verwundeten, das Stöhnen und Keuchen der miteinander kämpfenden Männer am Strand.
Bolthar, der Jarle aus Skalden, stand inmitten seiner Krieger und wehrte sich voller Wut gegen die Übermacht. Sie waren in einen Hinterhalt geraten, als sie in den späten Nachmittagsstunden die Bucht anliefen und von hier aus ihren Weg zu König Harald nehmen wollten. Die Feinde hatten sie offenbar schon lange zuvor auf dem Meer ausgemacht und genügend Zeit gehabt, den Hinterhalt vorzubereiten.
Jetzt galt es für die Männer um Bolthar, sich gegen eine erdrückende Übermacht zu wehren. Mit jedem Hieb, den der Jarle kraftvoll mit einer großen Axt austeilte, sank einer seiner Gegner zu Boden. Aber für jeden Gefallenen schienen fünf neue Feinde aus den Dünen zu kommen, und als die Männer sich Schritt für Schritt zurück zu ihren beiden Langbooten bewegten, wurde ihnen der Rückweg von etwa dreißig Kriegern abgeschnitten. Im selben Augenblick flogen brennende Pechtöpfe in die Langboote, Flammen schlugen hoch auf und fraßen sich gleich darauf durch das Holz.
Damit war ihre Flucht über das Meer unmöglich geworden.
»Du bist erledigt, Bolthar!«, übertönte eine laute Stimme den Kampflärm.
Bolthar schlug einem Mann, der gerade mit einem kurzen Speer ausholte, um ihn zu durchbohren, mit einem raschen Hieb den Arm herunter und spaltete ihm mit dem zweiten den Helm.
»Kommst du auch aus dem Hinterhalt gekrochen, Harald?«, höhnte der riesige Jarle und richtete sich noch größer auf. Bei der Stimme des Königs hielten plötzlich alle mitten im Kampf inne und bildeten eine Gasse, durch die König Harald Blåtand schritt. Er trug einen Nasalhelm, um den sich oberen Teil ein goldener Reifen spannte. Seine Kleidung unterschied sich von der seiner Krieger nur durch die Webarbeiten, mit denen die Säume geschmückt waren. Er hatte ebenfalls einen Sax gegürtet, ihn aber nicht herausgezogen, als er sich jetzt Bolthar näherte.
»Ich könnte ihn töten, Jarle, wenn er mit dir spricht!«, raunte einer der Krieger dicht neben Bolthar, aber der machte nur eine kurze Bewegung mit seiner vom Blut gefärbten Axt.
»Wenn du den heutigen Tag überleben willst, Bolthar, dann knie vor deinem König nieder und schwöre mir, dass du dich taufen lässt und mir treu ergeben bist, als mein Vasall!«, forderte Harald mit weithin reichender Stimme.
Augenblicklich trat Stille ein, nur gelegentlich noch von einem Schmerzenslaut eines Verwundeten unterbrochen.
Dann standen sich die beiden Gegner so dicht gegenüber, dass sie sich in die Augen sahen.
»Harald, den sie einst das Schwarze Schwert nannten, als er ruhmreich auf Wiking zog, der noch vor wenigen Monden eine große Anzahl von Trall (Sklaven) den Göttern Odin und Thor geopfert hat, der seinen eigenen Vater ins Exil schickte – ist jetzt ein getaufter, jämmerlicher Christ und legt sich mit seinen Männern in einen Hinterhalt, um sie überfallen. Ich spucke vor dir aus!«, donnerte ihm Bolthar entgegen.
Tatsächlich spuckte er dicht am Kopf des Königs vorbei, und unwillkürlich zuckte dessen Hand zum Schwertgriff. Aber dann lachte er höhnisch auf und erwiderte: »Ich erkenne deine Absicht, Bolthar. Du willst mich zum Kampf reizen und hoffst auf ein schnelles Ende! Aber da hast du dich verrechnet, denn wenn du mir nicht hier und sofort den Treueschwur leistest, werden dich meine Bogenschützen töten!«
Bei diesen Worten hob Harald den rechten Arm, und hinter den Dünen erhoben sich etwa zehn Männer und zielten mit ihren gespannten Bögen auf Bolthar und die restlichen Krieger, die sich beim Erscheinen Haralds dichter um ihn geschart hatten.
Aber Bolthar war davon in keiner Weise beeindruckt.
Im Gegenteil.
Erneut ließ er sein dröhnendes Gelächter ertönen und rief dann mit einem triumphierenden Blick in Haralds Gesicht: »Das kannst du gern befehlen, Harald. Aber vielleicht solltest du dich vorher erkundigen, wo dein Sohn Sven Gabelbart ist!«
Harald starrte seinen Gegner mit finsterer Miene an, dann wurde er unsicher, drehte sich zu einem seiner Unterführer um und sagte halblaut: »Wo ist Sven mit seinen halfþritugt skips? Sollte er nicht jetzt in die Bucht einlaufen und Bolthars Rückzug unmöglich machen?«
»Auf dem Meer ist kein einziges Schiff zu sehen, Rig, aber wir haben ja Bolthars Boote in Brand gesteckt, er muss sich ergeben!«, antwortete der Mann, und Bolthar mischte sich mit lauter, weit zu hörender Stimme ein.
»Wenn ihr darauf wartet, dass Sven Gabelbart mit seinen Langbooten kommt, so habt ihr euch getäuscht. Haralds Sohn befindet sich an einem sicheren Ort und wird von meinen Leuten bewacht. Sollten wir nicht bis zum Morgengrauen zurück sein, so werden wir ihm den Kopf abschlagen und als Geschenk diesem … diesem Christen hier übersenden, der es wagt, sich König nennen zu lassen. Unser König ist und bleibt Gorm den Gamle, und niemals wird einer von uns sich taufen lassen!«
Haralds Gesicht war dunkelrot angelaufen, seine Augen unnatürlich geweitet, und er schien vor Wut zu zittern, als Bolthar ihn mit einem verächtlichen Blick von Kopf bis Fuß musterte und schließlich noch hinzusetzte: »Nun, Harald, was willst du jetzt tun? Sollen deine Bogenschützen uns töten? Dann bist du nicht nur den widerspenstigen Jarle aus Skagen los, sondern auch noch deinen unnützen Sohn, der dir ohnehin viel Kummer bereitet! Habe ich recht?«
Haralds Kiefer mahlten ununterbrochen, aber er brachte kein Wort heraus.
Schließlich drehte er sich abrupt um, machte ein herrisches Handzeichen, und seine Krieger ließen ihre Waffen sinken, als er an ihnen vorüberschritt. Dann folgte ihm Mann für Mann, und als der letzte von ihnen die Dünen überschritten hatte, lachte Bolthar laut und dröhnend.
Er hatte zwar sein Leben und das der letzten Kämpfer gerettet, aber zu einem hohen Preis. Doch Bolthar warf keinen einzigen Blick auf seine toten Krieger, sondern ging hinunter zum Wasser, wo er sich stumm in den Sand fallen ließ und den Blick in die Ferne richtete.
»Thor wird kommen!«, sagte der Unterführer halblaut. »Ich kann schon aus der Ferne hören, wie er Mjölnir schleudert, Bolthar!«
»Meinetwegen. Dadurch haben wir aber noch lange kein Boot!«, brummte der Jarle.
»Lass uns weiter in dieser Richtung gehen, Bolthar. Ich kenne ein paar Fischerhütten, wo wir vielleicht unterkommen können. Oder aber sogar ein Boot finden.«
Bolthar drehte den Kopf und betrachtete nachdenklich die schwarzen Wolken, die jetzt rasch herantrieben. Ein heftiger Wind kam auf und blies den Männern entgegen, als sie sich jetzt auf den Weg machten. Doch keiner von ihnen achtete weiter auf das Wetter. Sie waren bei Wind und Wetter, auch bei Sturm und Regen, auf dem Meer unterwegs gewesen und würden nun auf dem Land auch nicht weiter auf den Regen reagieren, der sie bald vollkommen durchnässte. Einer der Männer, der direkt neben dem hünenhaften Bolthar schritt und Mühe hatte, sich an seiner Seite zu halten, erkundigte sich: »Wir gehen aber doch nicht direkt nach Hedeby, oder? Ich meine, das war unser Vorhaben, und du wolltest die Begegnung mit Harald, aber jetzt …«
Bolthar warf dem Sprecher einen finsteren Blick zu. »Jetzt meinst du, sind wir zu wenige und zu schwach? Aber beruhige dich, wir gehen vorerst noch nicht nach Hedeby, ich habe meine Pläne geändert. Jetzt werden wir uns mit einem Boot versorgen und dann wird Sven Gabelbarts Antwort entscheiden, ob wir ihn töten oder zum Bundesgenossen gewinnen. Alles andere wird uns Thor zeigen!«
Mit dieser Antwort musste sich der Mann begnügen, Bolthar beschleunigte noch sein Marschtempo und starrte stur durch den Regen nach vorn, wo sich allmählich die Umrisse einiger Fischerhütten abzeichneten.
Der Sturm trieb die schwarzen Wolken vor sich her, und noch ehe die Gefangenen sich über ihre Lage recht im Klaren waren, brach der wolkenbruchartige Regen auf sie herunter und durchnässte alle innerhalb kurzer Zeit.
»Ich kann Thor hören, wie er seinen Hammer Mjölnir schleudert!«, rief einer der Krieger auf der linken Seite von Hikandi. Sie waren so dicht zusammengeschnürt, dass er den Kopf verrenken musste, um zu sehen, wer da gesprochen hatte.
»Das ist unser Ende, und ein sehr schmähliches dazu!«, antwortete brummend Hikandi. »Wenn wir jetzt als Christen sterben und nicht im Kampf, haben wir keine Möglichkeit mehr, in Thors Halle zu gelangen und dort die alten Freunde wiederzutreffen!«
»Ich widerrufe!«, klang eine matte Stimme von der anderen Seite, und erneut bemühte sich Hikandi, den Mann zu erkennen. Es war Hálftröll, aber so, wie sein Blick über die Umgebung huschte, war er nicht mehr Herr seiner Sinne.
»Dazu dürfte es zu spät sein, und wenn ihr an den einzigen Gott, den sie Jahwe nennen, wirklich glaubt, dann kommen wir zwar nicht in Odins Halle, aber das Paradies soll auch nicht ganz so schlecht sein!«
»Ich scheiße auf das Paradies!«, heulte einer der anderen auf. »Ich bin kein Christ, ich glaube an Allvater Odin und an den mächtigen Thor!«
Donnernd und grollend schien die Antwort direkt aus den dunklen Wolken zu kommen, und Hikandi richtete sich auf, so gut das mit den anderen möglich war.
»Thor, töte uns, aber sei gnädig! Lass es nicht zu, dass wir in das Totenreich der verfluchten Göttin Hel kommen! Wir waren stets gute Krieger und haben dir so manches Opfer auf dem Schlachtfeld gebracht! Jetzt bitte ich dich …«
In dem nachfolgenden Krachen schien die Welt unterzugehen.
Der gewaltige Donnerschlag hallte in den Köpfen der Männer nach, die sich der Aussichtslosigkeit ihrer Lage bewusst waren. Blitze zuckten in gelblichroter Farbe aus den schwarzen Wolken, und einer von ihnen fuhr in einen schlanken Baum ihrer Eiche gegenüber, der nur wenige Äste aufwies. Die Gefesselten schlossen geblendet ihre Augen, denn der grelle Blitz war so dicht bei ihnen und spaltete den jungen Baum, dass sie glaubten, die Hitze auf ihren Gesichtern spüren zu müssen.
»Ich glaube, da sind Tanngnjostr und Tanngrisnir deutlich zu erkennen, wie sie Thors Wagen ziehen – er ist es, jetzt sind wir …«, schrie Hikandi laut auf, und der krachende Lärm des Donners schluckte den Rest seiner Rede.
Plötzlich aber spürten sie, wie mit einem scharfen Gegenstand ihre Fesseln zerteilt wurden, und ehe sie sich noch lange besinnen konnten, wurde jeder von ihnen von kräftigen Fäusten gepackt und von der Eiche weggezogen.
Erneut zuckten Blitze auf die Erde herunter, jetzt gab es einen gewaltigen Schlag in die Eiche, an deren Stamm sie eben noch gefesselt waren.
Dann trieb der Sturm die schwarzen Wolken weiter, es schien, als wäre Thor nur gekommen, um sich die Opfer anzusehen. Der mächtige Eichenstamm stand noch lange in hellen Flammen, bis die weiter herunter prasselnden Wassermengen ihn schließlich löschten und sein verkohlter Stamm wie ein schwarzer Zeigefinger nach oben wies, wo Thors Geißböcke das Himmelsgefährt längst weiter hinter sich hergerissen hatten, angetrieben von dem mächtigen Gott, der seinen Hammer nun über den Fjord schleuderte und auf die Ansiedlung zujagte, die den Namen Hedeby trug. Als die schwarzen Wolken den großen Platz erreicht hatten, waren die Menschen längst in den zahlreichen Langhäusern und feierten die Taufe der Königstreuen und die Hochzeit ihres Königs.
Harald saß am Kopf einer langen Tafel, neben ihm eine fröhlich lächelnde Gryla, deren Gesicht vor Stolz glühte. Die Würdenträger hatten zu beiden Seiten in der Nähe des Königs Platz genommen, und die anderen folgten.
Nur Sven Einohr war dem Essen ferngeblieben und hatte sich damit entschuldigt, dass er die Wachen auf dem riesigen Wall kontrollieren müsse, wenn der König samt seinem Gefolge feierte. Die Versuchung war für die zahlreichen Abtrünnigen einfach zu hoch, und Harald gab deshalb Svens Bitte gern nach.
Sven Einohr hatte den mächtigen Eichenstamm entdeckt, an den man zwei Krieger gebunden hatte. Aber von dieser Entdeckung erzählte er niemand, sondern wollte sich erst davon überzeugen, dass es sich um keine Falle handelte. Jetzt schien Eile geboten, das Unwetter würde sie sicher töten. Sven Einohr eilte zu der Eiche und hatte die Männer im heftigsten Gewittersturm losgeschnitten, war mit ihnen zum Strand hinuntergeeilt, wo sie jetzt gemeinsam standen.
Als der Vertraute des Königs in Richtung des Fjords blickte, war es ihm, als würden in der Ferne ein paar rotweiß gestreifte Segel vor dem heranziehenden Sturm davonjagen.
Sven ballte die Fäuste.
Wenn dort eine größere Flotte unterwegs war, dann konnte das nur bedeuten, dass sich die Feinde König Haralds zum Gegenschlag sammelten. Bolthar! Versuch dein Glück nur, du wirst sehen, dass der König mächtiger ist als du mit deinen ganzen heidnischen Göttern! Komm nur her und beiß dir die Zähne aus!, war Svens Gedanke, aber dann fiel sein Blick auf die befreiten Krieger. Sie hatten bei ihrer Aufgabe versagt. Aber das würde die Gelegenheit sein, um ihnen die Möglichkeit zur Bewährung zu geben. In diesem Augenblick wusste Sven Einohr, wie er den Rig überzeugen konnte, ihm diese beiden Krieger wieder an die Seite zu stellen. Er befahl ihnen, sich vorläufig noch zu verbergen, bis er sie abholen würde. Dann kehrte er zurück zu den Feiernden und ließ sich einen Krug mit Met reichen.
Auch noch Tage später strich ein frischer Wind vom Land herüber und sorgte dafür, dass sich die Ostsee wieder einmal von ihrer unangenehmen Seite zeigte. Die Bootsmannschaft nannte die kurzen, flachen Wellen kabbelige See, aber die bewaffneten Krieger an Bord litten darunter sehr. Einige von ihnen zeigten eine ungesunde, fahle Gesichtsfarbe, andere hatten sich bereits übergeben und damit den Spott der Seeleute auf sich gezogen. Sven Einohr hatte sie nur widerstrebend den Bootsmannschaften zugeteilt. Es waren zwar junge, kräftige Krieger, aber sie stammten aus dem Landesinneren und fast alle von ihnen noch nie auf einem Viking gewesen. Doch Sven hatte keine andere Wahl. Zu viele Männer waren in den Kriegen gestorben, und um nun endlich dem Gegner zu zeigen, dass König Harald keinen Widerstand duldete, mussten die Boote mit allen Kriegern besetzt werden, deren sie habhaft werden konnten.
Etwas Gutes hatte dieser Wind jedoch.
Bislang konnten sich die fünf Boote zwar nur langsam vorwärtsbewegen, aber sie befanden sich zugleich innerhalb einer dichten Nebelbank, die ihnen die Annäherung zum Ziel erleichterte.
Jetzt trieb der Wind die grauen Schwaden auseinander, und allmählich klärte sich die Aussicht auf die flachen, kurzen Wellen.
Im Bug des vordersten Bootes vom Typ einer Snekke, wie sie gern an den Küsten verwendet wurden, stand ein kräftiger Mann, dessen Stirnadern dick hervortraten. Hálftröll, Hálftröll, der breitschultrige Gefolgsmann Hikandis, hielt sich mit einer Hand am geschnitzten Kopf fest, die andere hatte er zur Faust geballt und schlug sich damit immer wieder an den Oberschenkel. Hálftröll war wütend, und seine Männer hatten das schon zu spüren bekommen. Als sich die beiden ersten würgend über den Bootsrand beugten, war er zwischen den Ruderern hindurchgegangen, hatte sie verflucht und musste schließlich einsehen, dass gegen diese Krankheit auch kein noch so lautes Brüllen half. Hikandi wie auch Hálftröll, die beiden Weggefährten, hatten erkannt, dass sie sich bewähren mussten, um in den Augen König Haralds Gnade zu finden. Scheinbar willigten sie in die Taufe ein und behielten doch im Herzen ihren alten Glauben zurück. Selbst heute, wo es gegen die kriegerischen Ranen ging, und ihr erklärtes Ziel war, sie alle zum Christentum zu zwingen, waren sie voller Kampfeslust und Eifer. Allerdings ging es dabei beiden weniger um den Gott Jahwe, den sie nach wie vor für einen schwachen Gott hielten. Nein, sie wollten frei sein und kämpfen. Harald und sein mächtiges Frankenschwert hatten sie überzeugt.
Jetzt aber straffte sich die kräftige Gestalt des Anführers. Er hob die rechte Hand als Sonnenschutz an die Stirn und strengte seine Augen an. Dann drehte er sich zu den Ruderern herum und rief so laut, dass auch der letzte Mann aus seiner Lethargie aufschrak: »Segel voraus! Rudert, ihr Schwächlinge, rudert um euer Leben!«
Die Snekken oder Schniggen besaßen einen Mast, und auf ein Zeichen des Bootsführers wurde jetzt auf allen Booten das Segel aufgezogen. Der Wind fasste in den Wollstoff und blähte ihn, die Ruderer stemmten sich fester in den Boden, zogen die Ruderblätter kraftvoll durch und brachten das Langschiff auf einen Kurs, der parallel zu dem winzigen weißen Punkt am Horizont lag.
Vierzig kräftige Männer arbeiteten gleichmäßig und ließen die Entfernung schnell schrumpfen. Mit Befriedigung sah Hálftröll jetzt auch die anderen Boote links und rechts von ihm auftauchen. Jedes dieser seit vielen Jahren bewährten Boote war mit vierzig Ruderern besetzt, dazu kamen weitere fünfzig Bewaffnete, die auf den Planken hockten, so, wie es sich am besten für sie einrichten ließ.