SOKO FRIESLAND - Mord auf Borkum - Ein Küsten-Krimi - Tomos Forrest - E-Book

SOKO FRIESLAND - Mord auf Borkum - Ein Küsten-Krimi E-Book

Tomos Forrest

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Beschreibung

Borkum 1985.
Mein Name ist Alke Christiansen, Polizeikommissarin in der SOKO Friesland. Meine Kollegen lernte ich bei einem der SEK-Lehrgänge kennen. Als Uwe Petersen den Auftrag erhielt, eine SOKO für besondere Fälle in Norddeutschland zu bilden, wurde ich in das Team aufgenommen. Wir arbeiten von Bremen, Hamburg oder Flensburg auf, wo wir zur Tarnung Detektivbüros unterhalten. Die Erfahrung zeigte uns, dass viele Menschen, die in ein Verbrechen verwickelt werden, sich lieber an einen Privatdetektiv wenden als an die Polizei.
So war es auch im hier aufgeschriebenen Fall, der mit einer Entführung auf der Insel Borkum begann. Der Vater der Entführten hatte mit unserem Hamburger Büro Kontakt aufgenommen, als ich zufälligerweise ein paar Tage auf Borkum weilte. Klar, dass ich sofort von meinem Chef Uwe Petersen eingespannt wurde. Hauke Graaf reiste an, um mich zu unterstützen, denn der Fall wurde komplizierter als erwartet. Als dann der Hauptverdächtige ermordet wurde, ließ es sich nicht länger vermeiden, eng mit der hiesigen Polizei zusammenzuarbeiten.

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Tomos Forrest & Wolf G. Rahn

 

 

SOKO FRIESLAND

 

Mord auf Borkum 

 

 

 

Küsten-Krimi

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © by Steve Mayer, 2024

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv.

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

SOKO Friesland – Mord auf Borkum 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

19. Kapitel 

20. Kapitel 

21. Kapitel 

Folgende Titel der SOKO FRIESLAND sind in Vorbereitung oder bereits lieferbar: 

Aus der Feder von Tomos Forrest sind weiterhin erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung: 

Eine kleine Auswahl der von Wolf G. Rahn veröffentlichten unheimlichen Romane und Grusel-Krimis 

 

Das Buch

 

Borkum 1985.

Mein Name ist Alke Christiansen, Polizeikommissarin in der SOKO Friesland. Meine Kollegen lernte ich bei einem der SEK-Lehrgänge kennen. Als Uwe Petersen den Auftrag erhielt, eine SOKO für besondere Fälle in Norddeutschland zu bilden, wurde ich in das Team aufgenommen. Wir arbeiten von Bremen, Hamburg oder Flensburg auf, wo wir zur Tarnung Detektivbüros unterhalten. Die Erfahrung zeigte uns, dass viele Menschen, die in ein Verbrechen verwickelt werden, sich lieber an einen Privatdetektiv wenden als an die Polizei.

So war es auch im hier aufgeschriebenen Fall, der mit einer Entführung auf der Insel Borkum begann. Der Vater der Entführten hatte mit unserem Hamburger Büro Kontakt aufgenommen, als ich zufälligerweise ein paar Tage auf Borkum weilte. Klar, dass ich sofort von meinem Chef Uwe Petersen eingespannt wurde. Hauke Graaf reiste an, um mich zu unterstützen, denn der Fall wurde komplizierter als erwartet. Als dann der Hauptverdächtige ermordet wurde, ließ es sich nicht länger vermeiden, eng mit der hiesigen Polizei zusammenzuarbeiten.

 

 

***

SOKO Friesland – Mord auf Borkum

 

 

1. Kapitel

 

Borkum 1985.

Alke Christiansen schmunzelte, als sie den bunten Zug entdeckte.

Die Schmalspurbahn stand im Bahnhof Borkum-Reede, als sie am Fähranleger stand und noch überlegte, ob sie sich gleich ein Fahrrad leihen sollte oder sich zu Fuß auf den Weg machte. Dann entschied sie sich, zu Fuß zu gehen und für einen späteren Ausflug den Zug zu nutzen. Die Borkumer Kleinbahn verfügte immerhin über eine sieben Kilometer lange Schienenstrecke über die Insel, und Alke hatte fest vor, sich die Fahrt nicht entgehen zu lassen.

Aber jetzt suchte sie zunächst ihr Hotel Weiße Düne am Georg-Schütte-Platz auf, um sich ein wenig zu erfrischen und sich umzuziehen. Die Sonne meinte es heute gut, und die sportliche Polizeikommissarin war für ein verlängertes Wochenende auf die westlichste und zugleich größte der Ostfriesischen Inseln gereist, um ihrem Neffen Hans-Christian bei einem Fußballspiel des TuS Borkum gegen den BSV Kickers Emden zu helfen – ihn dabei lautstark anzufeuern. Denn Hans-Christian Reinshagen war mit seinen knapp 17 Jahren der Star seiner Mannschaft.

Alke Christiansen hatte aber zugleich noch einen weiteren Auftrag und freute sich schon jetzt darüber, einem guten Bekannten einen Gefallen während ihres Aufenthaltes auf Borkum erweisen zu können. Hinnerk Jenzen, wie sie selbst auf der Insel Föhr geboren und guter Freund seit der Zeit auf der Polizeischule, hatte sie gebeten, den Friedhof aufzusuchen und nach Möglichkeit ein Foto zu machen, wenn es noch das Grab seines im Krieg auf Borkum gefallenen Onkels geben sollte. Er hatte sich vergeblich über die evangelische Gemeinde danach erkundigt. Man konnte ihn lediglich auf die Kriegsgräberstätte an der Süderstraße verweisen, in der insgesamt 175 Tote beider Weltkriege beigesetzt wurden. Hinnerk Jenzens Onkel, den er nur von einem Foto kannte, fiel als Soldat der Seefeste Borkum. Das war die offizielle Darstellung, die man ihm mitteilen konnte. Hinnerk hatte aber auch von einem Gerücht gehört, das aufkam, als man einigen Bewachern des Kriegsgefangenenlagers den Prozess machte. Doch Einzelheiten konnte er nicht in Erfahrung bringen.

Alles zusammen würde die wenigen Tage ihres kleinen Sonderurlaubes vollkommen ausfüllen. Aber Alke Christiansen freute sich schon jetzt darauf, um endlich einmal den Kopf wieder freizubekommen. Die letzten Fälle der SOKO Friesland hatten ihr auch körperlich stärker zugesetzt, als sie es sich eingestehen wollte. Die frische Seeluft und das vorausgesagte gute Wetter würden dazu beitragen, sich rasch wieder zu erholen. Als sie ihr Hotel erreichte, fühlte sie sich glücklich und bereits in Urlaubsstimmung. Das Hotel ist ein typischer Seebäderbau mit einem ringsum mit großen Fenstern ausgestatteten Anbau zur Straße hin, vermutlich der Frühstücksraum.

Als sie eintritt, schnuppert sie ausgiebig.

Die hier in Zeitungen blätternden Gäste scheinen sich alle bereits für den Strand eingecremt zu haben. Es riecht nach Sonnenschutz und frischen Brötchen, als wäre Alke noch rechtzeitig zum Frühstück eingetroffen. Aber es ist bereits früher Nachmittag, und die Gäste haben wohl die Mittagshitze im Hotel abgewartet.

Mit keinem einzigen Gedanken hatte die Polizeikommissarin daran gedacht, ausgerechnet auf dieser schönen Urlaubsinsel einem Mann zu begegnen, mit dem sie schon einmal auf unangenehme Weise in Berührung gekommen war. Das war vor einem Jahr in Hamburg der Fall, als die angebliche Detektei Petersen & Partner, die Tarnadresse der SOKO Friesland, in einem Fall mit betrügerischem Autohandel ermittelte. Die Kollegen der Polizei kamen nicht weiter, denn die Bande, die in großem Stil Nobelautos in Hamburg und anderen Großstädten stahl und sie auf Schiffen außer Landes brachte, war sehr geschickt und hatte bereits einen Beamten enttarnt, der versucht hatte, sich bei ihnen einzuschleichen. Der musste nach einer wilden Schlägerei den Dienst quittieren und war froh, mit dem Leben davongekommen zu sein.

Damals ging es ziemlich hart zur Sache, als das gesamte Team unter Leitung von Uwe Petersen den Fall aufklären konnte. Was dem Kollegen nicht gelungen war, gelang Tamme Rickmers, dem 40-jährigen Kriminalhauptkommissar. Man hatte ihm den Autodieb abgenommen, zumal er der Bande bewies, wie schnell er eine Autotür ohne jegliche Beschädigung öffnen und anschließend den Wagen kurzschließen konnte. Aber den Chef der Bande und Drahtzieher im Hintergrund, Karsten Behringer, erwischte man damals nicht. Jedenfalls konnte man ihm nichts nachweisen.

An all das dachte Alke nicht, als sie jetzt in der Hotelrezeption stand und den Zimmerschlüssel in Empfang nahm. Doch dann begegnete ihr am Aufzug der Mann, dem sie damals in Hamburg mangels Beweise laufenlassen mussten: Karsten Behringer. Seine wahre Identität wurde erst aufgedeckt, als es ihm gelungen war, sich allen Ermittlungen rechtzeitig zu entziehen und unterzutauchen.

Der Mann war unter diesem Namen bereits in verschiedenen Städten kriminell geworden, aber man konnte ihm nichts nachweisen, stets bestätigten Zeugen seine Alibis. Dann hatte er im Ausland sein Gesicht verändern lassen und schlüpfte der Polizei immer wieder im letzten Moment unter den Händen weg.

Als sich die Aufzugtür öffnete und der sonnengebräunte Mann gerade eine große Sonnenbrille aufsetzte, genügte dieser kurze Augenblick trotzdem für Alke Christiansen, ihn zu erkennen. Sie musste sich zusammenreißen, um ihm nicht nachzusehen, und den Gesuchten dadurch vielleicht erneut vorzeitig zu warnen.

Stattdessen bezog Alke ihr Zimmer, griff dort zum Telefonhörer und wählte die Nummer der Detektei in Hamburg, ihrem Hauptsitz.

Sie hatte Glück.

Erster Polizeihauptkommissar Uwe Petersen war es selbst, der ihren Anruf entgegennahm.

»Na, Alke, du kannst doch gerade erst auf Borkum angekommen sein und hast schon Sehnsucht nach deinen Kollegen?«, foppte er sie, nachdem sie sich gemeldet hatte.

»Ja, so geht es manchmal zu, lieber Uwe!«, antwortete ihm Alke und wurde sofort wieder ernst. Nachdem sie ihrem Vorgesetzten von der Begegnung im Hotel berichtet hatte, reagierte der spontan.

»Und du bist ganz sicher, dass es sich um Behringer handelt? Okay, ich schicke dir Hauke zur Unterstützung. Er sitzt mir gerade gegenüber und kommt schon jetzt vor Langeweile um.«

»Hauke? Das ist gut. Aber meinst du, wir sollten Behringer gleich festnehmen?«

»Das halte ich für übertrieben. Beobachtet ihn vorerst und greift erst dann zu, wenn Fluchtgefahr besteht. Die Herren von der Polizeistation in der Strandstraße informierst du dann bitte ebenfalls.«

Alke konnte ein Auflachen nicht vollständig unterdrücken.

»Du willst die Inselpolizei mit einschalten, wenn uns Behringer Kummer bereitet?«

»Alke, da ist ein guter Mann im Einsatz, der aus Osnabrück kommt. Polizeihauptkommissar Bernd Breitner versteht seine Arbeit, auch wenn in der Ferienzeit dort hauptsächlich Lärmstörungen und Kleinigkeiten auf Borkum geschehen.«

»In Ordnung, Uwe. Ich kann mir aber nicht denken, dass ich seine Hilfe benötige. Da ist mir die Unterstützung durch Hauke Graaf schon ausreichend.«

»Kann man nie vorher wissen, Alke. Ich finde es zumindest sehr erstaunlich, dass es diesem Kerl bislang gelungen ist, so vollständig unterzutauchen. Gut, dass du ihn jetzt auf der Insel gesehen hast – das erklärt einiges.«

»Wann ist Hauke auf Borkum?«

»Ich schicke ihn gleich los. Er braucht ja selbst bei geringem Verkehr gut fünf Stunden und könnte dann gegen Abend eintreffen. Gibt es noch ein Zimmer im Hotel?«

»Werde ich klären, Uwe. Ich berichte, sobald ich etwas über den Mann in Erfahrung gebracht habe.«

»Gut, aber halte dich bitte möglichst fern von ihm, damit er nicht wieder vorzeitig entkommt.«

»Verlass dich da auf mich, Uwe.«

 

 

2. Kapitel

 

Der unauffällige, dunkelblaue Volkswagen stand am Ortsende auf dem Barbaraweg in Fahrtrichtung Bantjedünen.

Thorsten Kerner kratzte sieh bedächtig am Hinterkopf und zog ein Gesicht, als misstraute er seinen eigenen Fingernägeln.

»Dreitausend für jeden von uns?«, brummte er. »Da muss doch irgendein Haken an der Geschichte sein.«

Uwe Steger sah ihn wütend an. Diese ewige Schwarzmalerei machte ihn ganz kribbelig. Das konnte er gerade jetzt nicht gebrauchen, denn der Coup, der vor ihnen lag, war eigentlich ein paar Nummern zu groß für sie. Aber drei Riesen waren drei Riesen, und warum sollte nicht auch ihnen mal das Glück lächeln? Sonst fischten ihnen ja doch immer nur die anderen in den Großstädten Bremen oder Hamburg die lohnenden Brocken weg. Jetzt gab es für sie eine unerwartete Chance ausgerechnet auf der Urlauberinsel Borkum. Und da sollten sie nicht zugreifen?

»Was soll da für ein Haken dran sein?«, antwortete er. »Wir schnappen uns die Frau, bringen sie an den vereinbarten Ort und kassieren. Das ist alles.«

»Ja, das ist alles«, äffte Thorsten Kerner, ein Bursche mit Kugelkopf und dazu passenden Froschaugen, nach. »Und da warten die Bullen auf uns und nehmen uns hopp. Mensch, Uwe, überleg doch mal – eine Entführung auf Borkum, wo jeder jeden kennt! Und wir können auch nicht so einfach von der Insel verschwinden!«

»Du musst doch einen Tick unterm Pony haben«, entgegnete Uwe Steger ärgerlich. »Die Bullen kriegen doch frühestens nach der Lösegeldforderung Wind davon, und damit haben wir nichts mehr zu tun. Darüber sollen sich die anderen ihre Birne zerbrechen.«

»Trotzdem. Entführung ist kein Kavaliersdelikt. Und kein Mensch schafft sich unnötig Zeugen. Die werden uns abservieren, nachdem wir die Drecksarbeit für sie erledigt haben. Unseren Zaster kriegen wir bestimmt nicht. Die Sache stinkt.«

Uwe Steger seufzte. »Du bist dämlich und bleibst es auch«, stellte er fest. »Wenn du die Hosen voll hast, mache ich es eben allein, aber dann gehört dein Anteil mir, das dürfte doch wohl klar sein.«

Wieder wurde der Kugelkopf ausgiebig gekratzt. Es war das einzige Geräusch in der Stille des Wagens.

»Und wenn sie schreit?« Thorsten Kerners Bedenken waren noch längst nicht ausgeräumt.

»Dann darfst du sie ein bisschen streicheln, aber so, dass sie ganz schnell den Mund hält. Das wird nicht allzu schwierig sein, denn in dieser vornehmen Gegend sind um diese Zeit kaum Leute unterwegs.«

Thorsten Kerner wagte noch einen letzten Anlauf. Er war der Typ, der lieber alle Möglichkeiten vorher diskutierte, anstatt sich hinterher in einer Zelle zu ärgern. »Wenn sie nun aber nicht auftaucht? Es könnte doch sein, dass …«

»Das kannst du sie ja selbst fragen«, zischte Uwe Steger.

»Wieso?«

»Da kommt sie.«

Der Kugelkopf schwang herum. Er starrte durch die leicht gewölbte Windschutzscheibe des VWs vom Typ 1303, der 1972 auf den Markt kam, und wurde noch aufgeregter. »Teufel auch! Die sieht aber knackig aus.«

»Nichts für uns. Leider. Aber tröste dich. Drei Riesen sind ein hübscher Trost.«

Ein ungefähr achtzehnjähriges Mädchen mit kastanienbraunen, gewellten Haaren und fröhlichem Gesicht kam ihnen entgegen. Es trug ein sandfarbenes, leichtes Sommer-Kostüm und darunter eine grüne Bluse. Die hochhackigen Schuhe verlängerten ihre ohnehin atemberaubenden Beine, die genau bis zu den Knien zu sehen waren. Allerding waren sie auch für den längeren Fußweg nicht sonderlich geeignet. Aber die junge Frau schien damit keine Probleme zu haben. Über ihrer Schulter hing an langem Riemen eine Ledertasche. Ihre Linke hatte sich in den Riemen eingehakt, am Handgelenk glänzte ein Gliederband in mattem Gold.

Ein unauffälliger, aber äußerst gediegener Schmuck.

Die beiden Männer blickten sich unauffällig um.

Weiter hinten, auf der anderen Straßenseite, ging ein älterer Mann mit seinem Hund. Ansonsten war die Straße leer. Besser hätten sie es kaum treffen können.

»Also los!«, zischte Uwe Steger.

Thorsten Kerner atmete tief durch. Dann startete er den Motor.

Der Wagen rollte langsam auf das Mädchen zu. Dreißig Meter vorher stoppte er schon wieder. Uwe Steger stieg aus und ging auf einen Zigarettenautomaten zu, der direkt neben ihrem Parkplatz angebracht war. Er warf ein paar Münzen in den Schlitz und fluchte unterdrückt. Er schien nicht das passende Geld zu haben.

Er hob den Kopf und sah das Mädchen kommen. Zögernd ging er auf sie zu und hielt ihr die flache Hand mit den Münzen entgegen.

»Sie werden entschuldigen«, begann er höflich. »Hätten Sie wohl ein Zweimarkstück? Der Automat ist ein bisschen wählerisch.« Er grinste verlegen.

Die Kastanienbraune wollte erst weitergehen. Sie ließ sich normalerweise nicht von einem Mann unter irgendeinem Vorwand auf der Straße ansprechen. Aber diesmal schien der Fall anders zu liegen. Warum sollte sie nicht behilflich sein?

»Einen Moment«, sagte sie. »Ich muss erst nachsehen.«

Sie öffnete ihre Schultertasche und kramte darin herum.

Erst jetzt merkte sie, dass der Fall tatsächlich anders lag, ganz anders, als sie sich vorgestellt hatte. Eine derbe Hand presste sich auf ihren Mund. Gleichzeitig langte ein Arm um ihre Hüfte und drängte sie zur Seite.

Sie sah den dunklen Käfer mit der offenen Beifahrertür. Dorthin wurde sie geschoben, obwohl sie sich nun heftig zu wehren versuchte. Sie wollte auch schreien, doch die Hand auf ihrem Mund ließ das nicht zu. Wenn wenigstens der alte Herr auf der anderen Straßenseite etwas merken würde, doch der unterhielt sich mit seinem Hund und sah nicht, was in seiner unmittelbaren Nähe geschah.

Das Ganze dauerte auch nur Sekunden. Sie wurde in den Wagen gestoßen. Der Mann warf sich neben ihr in die Polster und hielt plötzlich einen Revolver in der Hand, dessen Lauf er unmissverständlich auf sie richtete.

»Wenn du brav bist, passiert dir nichts«, versicherte er.

Sie nahm sich vor, sich alles genau einzuprägen. Die Gesichter der beiden Männer  -der zweite trat gerade aufs Gaspedal und ließ den Käfer anrollen - ihre Stimmen und was bei der späteren Fahndung sonst noch von Wichtigkeit sein konnte.

Aber sie war nicht sicher, ob sie noch Gelegenheit finden würde, diese Weisheiten auszuplaudern.

 

 

3. Kapitel

 

Kaum war Hauke Graaf eingetroffen, als sich ihr gemeinsamer Chef Uwe Petersen bei ihnen im Hotel meldete.

»Eine Katastrophe, Chef!«, meldete sich Hauke. »Das Hotel ist ausgebucht wie fast alle Zimmer auf der Insel. Ich muss mir mit Alke das Zimmer teilen!«

»Wird sich kaum ändern lassen, zumal es jetzt einen richtigen Fall für euch gibt, Hauke. Es geht um mehr als die Beobachtung eines Kriminellen.

---ENDE DER LESEPROBE---