Berlin 1968: Der Würger von Charlottenburg - Tomos Forrest - E-Book

Berlin 1968: Der Würger von Charlottenburg E-Book

Tomos Forrest

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Beschreibung

Mit seinen prachtvollen Häusern und dem Kurfürstendamm, dem Schloss, dem Zoo und dem Lietzensee ist Berlin-Charlottenburg ein sehr geschätzter und beliebter, gehobener Stadtteil in West-Berlin. Dass hier plötzlich ein Mörder umgeht, der blonde Frauen erwürgt, ist eigentlich genauso undenkbar wie ein privates Bordell. Und doch muss Bernd Schuster bei der Suche nach dem Würger auch auf dieses Bordell stoßen, getarnt durch ein Geschäft …

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Tomos Forrest & Wolf G. Rahn

 

 

Berlin 1968

 

Der Würger von

Charlottenburg

 

 

 

Kriminalroman 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © Nach Motiven und Grischa Georgiew 123rf – Steve Mayer, 2023 

Titel/Charaktere/Treatment © by Marten Munsonius & Thomas Ostwald

Roman – Nach Motiven – by Tomos Forrest

Korrektorat: Bärenklau Exklusiv

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Berlin 1968 

Der Würger von Charlottenburg 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

19. Kapitel 

20. Kapitel 

21. Kapitel 

22. Kapitel 

23. Kapitel 

24. Kapitel 

25. Kapitel 

Aus der Feder von Tomos Forrest sind weiterhin erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung: 

 

Das Buch

 

 

 

Mit seinen prachtvollen Häusern und dem Kurfürstendamm, dem Schloss, dem Zoo und dem Lietzensee ist Berlin-Charlottenburg ein sehr geschätzter und beliebter, gehobener Stadtteil in West-Berlin. Dass hier plötzlich ein Mörder umgeht, der blonde Frauen erwürgt, ist eigentlich genauso undenkbar wie ein privates Bordell. Und doch muss Bernd Schuster bei der Suche nach dem Würger auch auf dieses Bordell stoßen, getarnt durch ein Geschäft …

 

 

***

Berlin 1968

 

Der Würger von Charlottenburg

 

 

1. Kapitel

 

Von einer nahen Kirche am Lietzensee wehten elf Glockenschläge herüber. Es klang geisterhaft in der stillen Straße. Karla Nenndorf zog den dünnen Mantel fester um ihre Schultern. Sie hatte den Rand des Parks hinter sich gelassen und war auch an der Skulptur des Sandalenbinders vorüber und ging nun in Richtung des Parkwächterhauses zur Wundstraße.

Jetzt begann es auch noch zu nieseln. Sie hätte doch besser ein Taxi nehmen sollen.

Aber es war ja nicht mehr weit. Trotz der Dunkelheit hatte Karla durch den Park abgekürzt.

Notfalls konnte sie sich irgendwo unterstellen.

Die blonde, junge Frau hastete weiter. Ihre Pfennigabsätze verursachten das einzige Geräusch, wenn man von dem entfernten Brausen des Verkehrs in der Innenstadt absah.

Eine schwarze Katze huschte heran und schlängelte sich an Karlas Beinen vorbei.

Die Frau erschrak. Zum Glück war sie nicht abergläubisch. Wenn sie da an ihre Freundin Linda dachte.

»Heute geschieht noch ein Unglück«, hatte sie steif und fest behauptet, als Karla das Salzfass versehentlich umgestoßen hatte.

So ein Unsinn! Viel konnte wirklich nicht mehr passieren. Der Tag war ja gleich zu Ende.

Karla Nenndorf folgte der Krümmung der Wundstraße und weiter zur Sophie-Charlotten-Straße. Hier wurde es etwas lebhafter.

An der Ecke stand ein Bursche und pries mit greller Stimme die Abendausgabe der BZ an.

»Der Würger von Charlottenburg schlägt wieder zu!«, grölte er mit sichtlicher Begeisterung. Reißerische Schlagzeilen verkauften sich gut. Die Leute liebten den Nervenkitzel. Das Unglück, von dem andere betroffen wurden, bot prickelnde Unterhaltung. »Blondes Mädchen in der U-Bahn tot aufgefunden! Leiche noch nicht identifiziert!«

Karla fröstelte. Der Regen rann ihr in den Kragen und von dort in den Nacken hinunter.

Beim Vorbeihasten warf sie einen Blick auf die Zeitungen.

Entsetzlich! Seit Wochen hielt dieser Killer nun schon West-Berlin in Atem. Die Polizei konnte ihn einfach nicht fassen. Was musste eine Frau fühlen, die plötzlich dieser Bestie gegenüberstand?

Das Blatt, das ihr der Zeitungsjunge unter die Nase hielt, schlug sie aus. Nein danke! Sie konnte sich angenehmere Bettlektüre vorstellen.

Ein Mann kaufte eine Zeitung, offensichtlich aber nur, um sie als Regenschutz zu benutzen. Er hielt sie sich wie ein Dach über den Kopf und grinste Karla an.

»Sauwetter!«, stellte er fest. »Haben Sie’s noch weit?«

Karla schüttelte den Kopf. »Noch drei Straßen, dann bin ich zu Hause.«

»Na, immerhin! Bis dahin sind Sie klatschnass. Da, nehmen Sie!« Der Mann reichte ihr einen Teil seiner Zeitung. Der Regen wurde immer stärker.

Karla wollte erst ablehnen, griff dann aber doch zu. Warum sollte sie ihre Dauerwelle ruinieren? Nass war die Zeitung ohnehin schon.

Der Mann blieb neben ihr. Er war in der gleichen Richtung unterwegs.

»Haben Sie gelesen?«, sagte der Mann schaudernd. »Er war wieder am Werk.«

»Wer?«

»Der Frauenmörder. Er hält die Polizei zum Narren.«

»Ich glaube, dass er selbst ein Narr ist«, meinte Karla Nenndorf und beschleunigte ihre Schritte. »Nur ein Wahnsinniger kann so etwas tun. Anscheinend hat er eine Vorliebe für blonde Frauen.«

Der Mann blickte sie ernst an. »Haben Sie da keine Angst?«

»Weil ich blond bin?« Karla lachte gezwungen. »Er kann schließlich nicht alle blonden Frauen umbringen. Außerdem gehe ich normalerweise abends nie allein auf die Straße.«

»Heute aber schon. Wenn ich nun zum Beispiel der Mörder wäre!«

»Sie?« Das Mädchen sah den Mann, der einen Kopf kleiner war als sie, fast mitleidig an. »Sie könnten doch keiner Fliege etwas zuleide tun. Im Übrigen würde ich furchtbar schreien. Sie haben mich noch nie schreien hören. Da läuft ganz Berlin zusammen.«

Nun lachte auch der Mann. »Ängstlich sind Sie jedenfalls nicht. Dafür aber unvorsichtig. Meiner Frau schärfe ich immer wieder ein, keinem zu trauen. Meine Frau ist sehr klug.«

»Das glaube ich Ihnen gerne. O verdammt!«

»Was ist passiert?«

»Mein Absatz. Ich fürchte, er ist abgebrochen.«

»Na, so ein Pech!«

»Pech?« Karla lachte laut.

»Was ist daran so spaßig?«, wunderte sich der Mann.

»Meine Freundin hat mir heute noch großes Pech prophezeit. Nun ist es tatsächlich eingetreten. Das wird sie freuen.«

»Ja, Ihre Freundin hat recht. Kommen Sie dort hinein! Vielleicht lässt sich hoch etwas reparieren.«

Karla folgte dem Mann willig in den Hauseingang. Vor allem deshalb, weil es nun in Strömen goss. Sie wollte den ärgsten Schwung im Trockenen abwarten. Es hörte bestimmt bald wieder auf.

Sie bückte sich und zog den linken Schuh aus. Da war nichts mehr zu retten.

Als sie sich wieder aufrichtete, stand der Mann dicht vor ihr und starrte sie an. Seine Hände zerknüllten den Teil der Zeitung, den er behalten hatte.

»Was haben Sie?«, erkundigte sich Karla besorgt. »Ist Ihnen nicht gut?«

»Nichts!«, stieß der Mann hervor. »Ich habe gar nichts. Und ich bin auch nicht verrückt, verstehst du?« Sein Gesicht verzerrte sich in grenzenlosem Haß. Seine Hände ließen die Zeitung fallen und schossen nach oben. Brutal legten sie sich um Karlas Hals, deren Augen sich in entsetztem Verstehen weiteten.

»Schrei doch, du Dreckstück! Hast du keine Angst vor mir? Du wolltest doch, dass ich dich schreien höre.«

Seine Finger drückten zu.

Karla Nenndorf riss den Mund auf, aber es drang nur ein leises Krächzen heraus.

Ihre Gedanken überschlugen sich und wurden zu einem zähen Brei. In den Ohren rauschte ihr Blut.

Irgendwann hörte auch dieses Rauschen auf.

Die Hände des Würgers öffneten sich. Er keuchte und starrte sein Opfer an, das vor ihm auf den schmutzigen Boden rutschte.

Sorgfältig strich er seinen Anzug glatt und trat in den Regen hinaus.

Karlas Leichnam blieb zurück. Neben ihm lag ein Schuh mit einem abgebrochenen Absatz.

Ein Windstoß zerrte an der Zeitung in Karlas verkrampfter Hand. Eine fette Schlagzeile wurde sichtbar:

»Der Würger von Charlottenburg schlägt wieder zu …!«

 

 

2. Kapitel

 

Als Bernd Schuster den Namen Nenndorf hörte und das totenbleiche Gesicht seines Gegenübers sah, wusste er sofort Bescheid.

Es hatte in sämtlichen Zeitungen gestanden. Karla Nenndorf, ein blondes Mädchen von zweiundzwanzig Jahren, war am späten Dienstagabend ein Opfer des Charlottenburger Würgers geworden. Der Mann, den er vor sich hatte, war zweifellos der Vater der Ermordeten.

Bernd sprach ihm sein Beileid aus, das Gerhard Nenndorf stumm entgegennahm.

»Sie können sich denken, warum ich zu Ihnen komme, Herr Schuster«, sagte der Mann, nachdem er sich gesetzt hatte. »Karla ist tot. Nichts bringt sie uns mehr zurück. Aber ihr Mörder läuft nach wie vor frei herum. Die Polizei tut nichts oder zumindest zu wenig. Ich möchte, dass Sie diese Bestie zur Strecke bringen. Ich habe mich bei Freunden nach dem besten Privatdetektiv von ganz Berlin erkundigt. Am häufigsten wurde Ihr Name genannt.«

Bernd bot seinem Besucher eine Roth Händle an. Nenndorf nahm sie dankbar entgegen und ließ sich Feuer geben.

Auch Bernd entzündete sich eine Zigarette. Er lehnte sich in seinem Drehstuhl zurück und blies den würzigen Rauch zur Decke.

»Bevor ich akzeptiere«, sagte er ruhig, »muss ich Sie darauf aufmerksam machen, dass der Würger von einem Heer bestens ausgebildeter Polizisten gejagt wird. Früher oder später werden sie ihn schnappen.«

»Ja, früher oder später. Vielleicht noch später, Herr Schuster. Ich will aber, dass es früher geschieht. Am besten noch heute.«

»Das wäre uns allen am liebsten. Auf jeden Fall werden Sie mich für etwas bezahlen, wovon Sie keinen Nutzen mehr haben.«

»Bekommen Sie mit der Polizei Schwierigkeiten, wenn Sie sich in diesen Fall einmischen?«

Bernd verneinte. »Im Gegenteil. Die Jungs von der Mordkommission sind froh, wenn ihnen ein wenig Arbeit abgenommen wird. Sie haben genug davon.«

»Dann fangen Sie also an! Ich denke nicht an Nutzen oder Vorteil. Ich denke daran, dass meine Tochter noch leben würde, wenn man diesen Unhold schon vorher zur Strecke gebracht hätte.«

»Ich begreife Ihren Schmerz und Ihren Zorn, Herr Nenndorf. War Karla Ihr einziges Kind?«, fragte Bernd.

»Silvia ist zwei Jahre jünger. Sie kann den Tod ihrer Schwester gar nicht begreifen. Stundenlang schließt sie sich in ihrem Zimmer ein. Ich fürchte, dass sie einen seelischen Schaden davongetragen hat.«

»Herr Nenndorf, ich werde Ihnen und Ihren Angehörigen eine Menge Fragen stellen müssen. Ich bitte dafür schon jetzt um Verständnis. Natürlich habe ich den Fall am Rande verfolgt. Ich weiß also einiges über den Würger. Das reicht aber nicht aus, um ihn zu fassen. Seine Person liegt noch völlig im Dunkeln. Es ist kein vernünftiges Motiv erkennbar. Keines der bisherigen Opfer wurde beraubt, an keinem wurde ein Sittlichkeitsdelikt verübt. Die Frauen stammen aus unterschiedlichen Gegenden und verschiedenen gesellschaftlichen Kreisen. Nichts verbindet sie außer der Tatsache, dass sie alle blond waren. Das kann aber Zufall sein.«

»Zufall? Bei acht Ermordeten ist das kein Zufall mehr. Der Mörder hat etwas gegen blonde Frauen.«

Bernd nickte. Der Meinung war er auch. »Ähnliche Fälle hatte es schon früher gegeben. Meistens wandte sich der übersteigerte Hass der kriminellen Psychopathen gegen rothaarige, schwarze oder blonde Prostituierte, wenn der Täter ein schmähliches Erlebnis nicht auf normale Weise verarbeiten konnte«.

»Wollen Sie damit andeuten, dass meine Tochter eine Hure war?« Gerhard Nenndorf sprang erregt auf. Seine Hände klammerten sich an die Schreibtischkante. Die Knöchel wurden weiß.

Bernd musste den Mann beruhigen. »Ich sprach von der Mehrzahl früherer Fälle«, betonte er. »Genauso gut ist es möglich, dass dem Mann die blonde Freundin weggelaufen ist und er sich nun auf diese schreckliche Art an allen blonden Frauen rächt. Auf jeden Fall brauche ich als erstes eine vollständige Liste aller ehemaligen Bekannten Ihrer Tochter. Hierzu gehört ihr Chef ebenso wie ihr Friseur oder der Discjockey.«

Gerhard Nenndorf, ein Mann mit grauen Haaren, die in den letzten Tagen zweifellos heller geworden waren, biss sich auf die Lippen.

»Sie müssen entschuldigen, Herr Schuster. Ich weiß manchmal nicht mehr, was ich sage. Ich schlage vor, dass Sie mit mir mitkommen. Am besten weiß Silvia über Karlas Bekanntenkreis Bescheid. Schonen Sie nach Möglichkeit meine Frau. Sie befindet sich in keiner guten Verfassung. Sie musste schon ein paar Beruhigungsspritzen bekommen.«

Bernd erklärte sich einverstanden. Er beauftragte seine Mitarbeiterin Franziska Jahn, möglichst viel Material über die bisherigen Morde des Würgers zu beschaffen.

Dann holte er seinen silbergrauen Mercedes 450 SL aus der Tiefgarage und folgte Gerhard Nenndorf’ weißem BMW, der in einer Parkbucht auf ihn gewartet hatte.

 

 

3. Kapitel

 

Silvia Nenndorf war nicht bei der Sache. Zwar gab sie Bernd Schuster bereitwillig auf jede seiner Fragen Auskunft, ihr Blick aber war in weite Fernen gerichtet, so, als suchte sie dort ihre Schwester, die sie sehr geliebt hatte.

Das Mädchen ähnelte einer thailändischen Tempelschönheit. Die großen, dunklen Augen standen leicht schräg. Das schwarze Haar floss weich bis zu den Schultern. Silvia bewegte sich geschmeidig. Bernd war sich sicher, dass die Jungen auf der Oberschule ihretwegen Kopf standen.

Sie sprach mit leiser Stimme. Manchmal antwortete sie etwas, was gar keinen Sinn ergab. Dann lächelte sie schmerzlich und entschuldigte sich.

Sie fand es gut, dass ihr Vater einen Privatdetektiv mit der Suche nach dem Mörder beauftragt hatte, machte aber keinen Hehl daraus, dass sie sich keinen Erfolg davon versprach.

»Man müsste in die Menschen hineinblicken können, Herr Schuster«, sagte sie betrübt. »Das können auch Sie nicht. Deshalb werden die Zeitungen auch in den kommenden Wochen weiter von den grässlichen Untaten des Würgers berichten.«

Bernd studierte die Liste, die das Mädchen angefertigt hatte.

---ENDE DER LESEPROBE---