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Zwei Gegensätze prallen aufeinander. Ein uralter Vampir und eine junge Magd. Eigentlich will er nur ihr Blut, aber ein Zauber hindert ihn daran, sie zu töten. Sie ist von ihm angewidert aber zugleich auch fasziniert. Aneinander gekettet mit Ketten der Magie müssen sie gemeinsam einem unbekannten Schicksal entgegen gehen. Eine zeitlose Geschichte von Liebe und Leidenschaft. Vampirerotik der Extraklasse.
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Veröffentlichungsjahr: 2015
Alle Charaktere in diesen Geschichten sind rein fiktiv. Jegliche Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle sexuell handelnden Charaktere in den Geschichten sind volljährig.
Hinweis: Viele der exotischeren Begriffe sind auch im Sexikon erläutert.
Duncan hatte sich schon mehrere Tage in einer Höhle an der Küste versteckt. Der Hunger nagte an ihm. Die Überfahrt von Frankreich nach Britannien war anders verlaufen als er gedacht hatte. Den Seeleuten war seine nocturne Natur aufgefallen und gegen so viele wäre er nicht angekommen. Sie hatten außerdem Kreuze dabei gehabt. Mit aller Macht versuchten sie seinem unheiligen Dasein ein Ende zu bereiten. Mit großer Mühe gelang es ihm, bevor sie ihn köpfen konnten über die hölzerne Reling zu entkommen.
Leider war dieser Bereich des Ufers nur wenig besiedelt und außer einem Schäfer hatte Duncan bisher nichts nahrhaftes gefunden. Es dämmerte bereits wieder und so machte er sich erneut auf die Jagd. In der letzten Nacht hatte er kurz vor Dämmerung ein Gebäude in der Ferne entdeckt. Dorthin begab er sich nun zu Fuß. Zum Fliegen reichte seine Kraft nicht mehr.
Bei dem Gebäude schleppte Thalia ächzend den schweren Wäschekorb aus der Waschküche nach draußen zu den Leinen. Ein misstrauischer Blick zum Himmel verstärkte ihre Hoffnung, dass es in dieser Nacht nicht regnen würde. Zwar zogen dunkle Wolken über den langsam in die Dunkelheit abgleitenden Himmel, aber der Wind war so stark, dass sie sicherlich nicht dazu kommen würden, abzuregnen. Allerdings würde sie die Wäschestücke gut festmachen müssen. Wenn sie weggeweht wurden, würde sie ganz sicher bestraft.
Die junge Frau arbeitete noch nicht lange als Magd für den Alten, der sich Master Godfrey nannte. Erst eine Woche. Trotzdem hatte sie seinen Zorn schon fürchten gelernt. Allerdings – sein Zorn war weit leichter zu ertragen als der ständige Hunger bei ihrer Familie. Thalias Eltern waren arme Bauern und hatten acht Kinder durchzufüttern – abzüglich derer, die schon gestorben waren. Der Boden war karg, und brachte selbst in guten Jahren nicht genug Ernte, um alle durch den Winter zu bringen. Und Thalia, mit ihren 18 Lenzen die Älteste, steckte am meisten zugunsten ihrer jüngeren Geschwister zurück.
Master Godfrey war verschroben, beängstigend und cholerisch, aber er hatte mehr als genug zu Essen und ihren Eltern regelmäßige Zahlungen garantiert, als diese ihm Thalia als Magd überlassen hatten. Dafür hielt sie gerne unberechenbare und oft unbegründete Wutanfälle des Alten aus. Dennoch wollte sie ihm nicht auch noch Gründe dafür geben und benutzte nicht die Holzklammern, sondern knotete die Wäschestücke gut an den Leinen fest.
Sie war gerade dabei, die letzte Hose anzubinden, als sie von fern eine dunkle Gestalt sah, die sich dem Haus näherte.
Es war Duncan welcher auf das Gebäude zukam. Es war ein Bauernhaus mit leicht gehobenem Stand. Trotz der Entfernung konnte er das Bauwerk so klar sehen als stände er direkt davor. Dabei war er noch viele Fuß von dem Haus entfernt. Seine raubtierhaften Sinne gereichten ihm einmal mehr zum Vorteil. Duncan näherte sich langsam dem Haus. Ohne jegliche Hast kam er heran. Er pirschte sich nicht an wie ein Raubtier an seine Beute. Menschen waren leichter zu jagen, wenn man ihnen offen entgegenkam. Das war jedenfalls die Erfahrung seines langen Lebens.
Die junge Frau, welche die Wäsche zum Trocknen heraus hängte, gefiel ihm. Bestimmt lebte sie nicht allein hier. Er musste also vorsichtig sein. Er lauschte nach Geräuschen, die auf eine nahe Ortschaft hindeutete, konnte aber nichts dergleichen hören.
Ein abgelegenes Haus war momentan genau richtig. Von der Größe her dürften nicht all zu viele Personen in dem Gebäude leben. Er hatte zwar schon Bretterverschläge erlebt in denen ganze Großfamilien hausten aber da waren auch mehr Geräusche zu hören.
Vielleicht lebte die Frau doch alleine. Vielleicht war ihm das Glück ein wenig hold was das anging. Seine Augen hatten einen raubtierhaften Ausdruck angenommen aber es war auch eine nicht zu kleine Spur von Lüsternheit in ihnen. Während seinen unsteten Gedankengängen hatte er sich dem Gebäude weiter genähert. Klar und deutlich konnte er nun die Gerüche in sich aufnehmen. Die Frau roch jugendlich frisch. Junges Blut war eine besondere Delikatesse für ihn. Wie auch für die Meisten seiner Art. In der Luft lag aber auch etwas älteres. Er sog die Gerüche tief ein. Es war ein älterer Mann. Die fand er zwar nicht so sonderlich appetitlich aber als Vorspeise und zum Stärken waren sie gut.
Sein Magen grummelte laut über die bisher verweigerte Nahrung aber wie alle Jäger musste er sich Zeit lassen. Andernfalls würde er noch länger hungern. Er setzte ein freundliches und leicht verführerisches Lächeln auf, denn so langsam musste er nah genug sein, um auch erkannt werden zu können.
Die Sonne schickte nur noch einen Rest ihres Lichts über das Land. Er freute sich auf die Dunkelheit. Die Sonne war so unangenehm grell in den Augen und schmerzte auf der Haut.
Der sich nähernde Mann nahm langsam deutlichere Konturen an, und Thalia sah ihm entgegen. Er trug dunkle Kleidung, ein wenig abgerissen, aber durchaus vornehm. Alles in allem machte er den Eindruck eines Edelmanns auf Reisen.
Trotzdem hatte er etwas an sich, was Thalia nervös machte. Nichts Greifbares, eine gewisse Aura der Bedrohung. Etwas in ihr befahl ihr, sich auf dem Absatz umzudrehen und ins Haus zu flüchten, aber dann war er nah genug, dass sie sein Gesicht sehen konnte.
Er war hochgewachsen, und die breiten Schultern unter dem Umhang vermittelten den Eindruck von großer Kraft. Seine Haut war hell, fast bleich, die Haare schwarz und ein wenig vom Wind zerzaust. Was sie jedoch an die Stelle, an der sie stand, fesselte, waren seine Augen und sein Lächeln.
Die Augen ein helles, strahlendes Blau von überraschender Klarheit, ein Ausdruck darin, der auf Intelligenz und Leidenschaft hinwies. Das Lächeln, Thalia hatte noch nie so ein Lächeln gesehen. Es war, als verspräche der Fremde ihr irgendetwas, ohne ein Wort zu sagen. Wie angewurzelt blieb sie stehen, den Wäschekorb in beiden Händen, und sah ihm entgegen, selbst kein Wort herausbringend. Die vom Meer herwehende Brise spielte mit ihren langen, haselnussbraunen Haaren.
Sein Blick strich musternd über ihren jungen Körper. So erblühend, das von bräunlichen Haaren umrahmte Gesicht. Er hörte das Blut durch ihre Adern rauschen. Und das Geräusch des Blutes in ihren sich rötenden Wangen, hätte selbst dann bemerkt, wenn er es nicht gesehen hätte. Für einen Moment dachte er darüber nach, ob es mal wieder an der Zeit für eine Partnerin sei verwarf den Gedanken aber schnell. Eine Gefährtin war nie etwas für länger als ein paar Jahrzehnte, dann wurde es langweilig. Er würde mit dieser jungen Dame ein wenig spielen. Etwas Zerstreuung wie er sie liebte.
Duncan deutete eine leichte Verbeugung an. In einem französisch angehauchten Akzent stellte er sich als ausgehungerten Schiffbrüchigen vor. Details über sich erwähnte er allerdings nicht. Es war besser etwas geheimnisvoll zu bleiben, dass zog die Frauen an. Seine Geschichte lag natürlich dicht an der Wahrheit. Er fragte sie nach ihrem Namen.
Bevor die junge Frau etwas erwidern konnte kam plötzlich ein älterer Mann aus dem Haus geschossen. Für sein Alter bewegte er sich sehr behände. Er musterte Duncan misstrauisch. Dieser behielt sein freundliches Lächeln bei, auch wenn es ihm schwerer fiel.
Der Mann stellte sich Duncan als Master Godfrey vor. Allerdings war der Ton wenig höflich, es klang eher abweisend. Duncan fand den Mann trotz des sympathischen Namens abstoßend. Dennoch fragte er nach einem Zimmer für die Nacht und einer Mahlzeit.
Master Godfrey gab ausweichende Antwort und schien wenig geneigt zu sein ihm Obdach für die Nacht zu geben. Duncan sagte nichts, sondern löste den Beutel an seiner Seite. Gut sichtbar öffnete er ihn und zog eine kleine Goldmünze hervor.
Thalia konnte die Gier in Godfreys Augen beinahe heller blitzen sehen als die angebotene Münze. "THALIA!" bellte der Alte unnötig laut, und ließ die junge Frau erschrocken zusammenzucken, "Richte ihm das Gästezimmer für die Nacht! Und dann wirst du eine kräftige Mahlzeit bereiten. Wir haben noch Dörrfleisch und Bohnen, mach einen Eintopf daraus!"
"Ja, Master." erwiderte Thalia pflichtschuldigst und warf ein scheues Lächeln in die Richtung des Fremden. Sie wusste nicht genau warum, aber aus irgendeinem Grund freute sie sich darüber, den Mann diese Nacht im Haus zu haben.
Duncan erwiderte ihr Lächeln und zwinkerte ihr aufmunternd zu. Das Rauschen ihres bestimmt feurigen und süßen Blutes zeigte mehr als eine Wirkung auf ihn. Aber er musste sich erst einmal noch beherrschen. Sie durften nicht ahnen welche Absichten er verfolgte. Dies verdarb das Vergnügen.
Er gab dem Alten die Goldmünze und sah wie dieser drauf Biss. Nicht nur gierig war er, sondern auch noch misstrauisch. Dieser bat Duncan ins Haus und in die karge Wohnstube mit einem hölzernen Esstisch und einigen einfachen Stühlen.
Der Alte bat ihn Platz zu nehmen und ging in den Keller um eine Karaffe mit Wein zu holen. Natürlich war es kein besonderer und er beklagte sich darüber, dass er leider nichts besseres hatte. Duncan erkannte sofort, dass der Alte log. Der Geruch war eindeutig für einen Lügner. Er raffte nur und würde doch bald nicht mehr unter den Lebenden weilen.
Aus Küche erklangen Geräusche, welche auf die emsige Magd hindeuteten. Irgendwie bekam er Lust sie zu verführen und ihrem Blut eine besondere Würze zu verleihen. Eigentlich hatte er vorgehabt beiden schon jetzt das Leben zu entnehmen.
Bei Thalia würde er noch etwas warten aber Master Godfrey hatte nicht mehr soviel Zeit. Er bat ihn, ihm schon einmal das Zimmer zu zeigen, weil er sich noch etwas frisch machen wollte. Der Staub der Straße haftete an ihm.
Godfrey sah ihn an, als habe er den Verstand verloren, und brüllte dann in Richtung Küche. "THALIA! Zeige unserem Gast sein Zimmer! Hast du es überhaupt schon fertig, du lahme Ente?"
Thalia unterdrückte einen saftigen Fluch. Alles auf einmal machen konnte sie schließlich nicht. Sie rührte den Eintopf ein paar mal durch und schob ihn halb neben das Feuer, damit er nicht anbrennen konnte, kam dann in die Wohnstube. Es fiel ihr schon deutlich schwerer, den geheimnisvollen Gast anzulächeln. "Folgt mir, Sire. Ich zeige Euch das Zimmer." Kaum hatte er sich erhoben, stieg sie ihm voraus eine kleine Treppe hinauf, die unter das Dach führte.
Auf halber Höhe drehte die junge Frau sich zu Duncan um. "Wünscht Ihr, dass ich Euch auch ein Bad bereite?"
Er überlegte eine kurze Weile, während er ihr weiter ins Obergeschoss folgte. "Es wäre mir sehr genehm, vor dem Essen ein Bad zu nehmen." Er machte eine bedeutungsvolle Pause und schenkte ihr noch ein Lächeln. "Aber nur wenn es Euch nicht zu viele Umstände macht." Was er bei seinem Lächeln nicht hatte verhindern können war das raubtierhafte Blitzen in seinen Augen.
Thalia hatte damit begonnen, einen Sack aus sauberem Leinen mit Stroh zu füllen, legte diesen schließlich als Matratze in das hölzerne Bettgestell. "Es macht mir nicht zu viele Umstände." versicherte sie und fügte schmunzelnd hinzu. "Und ich kann Euer Badewasser später für ein eigenes Bad verwenden."
Irgendetwas war seltsam an diesem Mann. Seine Augen, es hing irgendwie mit seinen Augen zusammen. Ein spezieller Ausdruck, das Leuchten in ihnen. Thalia konnte es nicht mit Gewissheit sagen, aber was immer es war, es jagte ihr einen Schauer über den Rücken, und sie war noch nicht sicher, ob es Furcht oder etwas anderes war.
Er beobachtete wie sie, das heiße Wasser in Eimern zur Wanne trug. Sein Magen war inzwischen in Aufruhr vor Hunger aber er bezähmte sich. Sie würde ihm erst einmal noch ein wenig Freude gewähren. Da konnte er noch ein wenig warten.
"Ich werde unten warten und dann mein Bad nehmen."
Sie gingen nach unten und er hörte wie Thalia Eimer mit Wasser füllte. Der Alte war nicht mehr da. Duncan strengte seine Sinne an. Er hörte ihn Schnarchen aus seinem Zimmer. "Der Kerl leistete nicht einmal seinen Gästen Gesellschaft." sagte Duncan zu sich selbst.
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht als er hörte, wie Thalia in der Küche mit dem Wasser beschäftigt war. Sie wusste bestimmt das ihr Master früh schlafen ging. Duncans Beherrschung war nahezu verschwunden und schließlich hatte er ja auch für das Essen gezahlt. Leise öffnete er die Tür zu dem Raum und schlich leise hinein. Er wusste wie er keine Geräusche machte und stand in kurzer Zeit am Bett des Alten.
Er roch etwas streng aber er würde Duncan bestimmt sättigen für eine Weile. Vorsichtig schob er eine Hand über den Mund und das Gesicht von Godfrey und hielt ihn so mit starker Hand fest. Dieser versuchte sich zu befreien hatte aber keine Chance mehr. Duncans spitze Zähne sanken in seine Hauptschlagader mit höchster Präzision. Mit jedem Schluck wurde das Grummeln in seinem Inneren leiser.
Thalia hatte oben im Gästezimmer keine Ahnung, was gerade mit ihrem Herrn passierte. Gerade leerte sie den letzten Eimer in den Badezuber, legte Seife und ein Handtuch bereit und goss ein wenig Tannenöl ins Wasser. Auch das Bett war fertig bezogen. Nun konnte sie den Gast holen und derweil unten in der Küche das Abendmahl fertig machen. Master Godfrey war sicherlich schon im Bett, und aus irgendeinem Grund war der Gedanke, mit dem Gast allein zu Abend zu essen, Thalia angenehm. Sicherlich konnte er einige interessante Geschichten erzählen.
Zufrieden stieg sie wieder ins Erdgeschoss hinunter.
Duncan war normalerweise ein Genießer und trank geruhsam aber diesmal beeilte er sich. Er hörte wie die junge Magd oben zugange war. Sie sollte eine Überraschung erleben. Seine Kräfte kehrten mit jedem Schluck mehr zurück. Mit dem Schlafgewand von Godfrey wischte er sich den Mund ab. Damit sein Ende erst einmal nicht auffiel deckte er ihn sorgfältig zu und schlich aus dem Raum.
Es waren bereits die Schritte der Magd auf dem weg zur Treppe zu hören. Geschwind setzte er sich an den Tisch. Von seinem Platz hatte er die Treppe gut im Auge. Als Thalia in sein Blickfeld kam musterte er sie eingehend. Charmant lächelnd fragte er "Mein Bad ist bereit?"
Langsam und bedächtig stand er auf und ging direkt auf Thalia zu. Im letzten Moment wich er ihr aus und streifte sie sanft.
Die junge Frau zuckte heftig zusammen und stotterte verwirrt herum, bis sie schließlich, "Ja, alles ist bereit." herausbrachte. Die Berührung hatte sich wie ein Blitzschlag angefühlt. Thalia war zwar schon 18 Jahre alt, aber die intensive Arbeit auf dem Hof und die Vielzahl der Geschwister hatte bisher immer wirksam verhindert, dass ein Mann sich für sie interessierte, obwohl sie ausnehmend schön war. Diese Berührung, wenngleich unschuldig, brachte sie nun völlig aus dem Konzept.
Natürlich merkte Duncan die Reaktion von ihr. Sie verhielt sich wie erwartet. Wahrscheinlich hatte sie noch nie einem Mann beigewohnt und war vollkommen unschuldig. Ein Schmunzeln stahl sich auf sein Gesicht.
Die Nacht war noch jung und verheißungsvoll. Er ging betont langsam die Treppe hinauf und hörte ihr Herz schneller schlagen. Es war sein enormer Vorteil, denn das Blut log nie. Oben an der Treppe drehte er sich noch einmal um und fragte in einem vieldeutigen Tonfall "Alles?" In seinen Augen blitzte der Schalk.
Ohne eine Antwort abzuwarten ließ er sie stehen und wusste, dass ihr diese Worte jetzt im Kopf herumspuken würden.
In der Tat stand Thalia ein wenig ratlos am Treppenabsatz. Sie hörte das Wasser plätschern, als Duncan hinein stieg, und bekam den Anblick seines attraktiven Gesichts mit dem markanten Kinn und den hellen Augen einfach nicht aus dem Kopf. Viel zu spät beschloss sie, seine merkwürdige Frage zu beantworten, und rief ihm hinterher. "Ich meinte das Bad und Euer Bett, Sir." Als keine Antwort kam, fügte sie nach einigen Sekunden vorsichtig hinzu. "Ist das Wasser auch nicht zu kalt?"
Er hörte sie natürlich hinterher rufen genoss aber erst einmal das Wasser. Schon zu lange hatte er kein Bad mehr gehabt. Sauberkeit war eigentlich nicht wichtig für ihn, denn krank konnte er nicht werden. Es fühlte sich aber einfach besser an sauber zu sein.
Ihr zweite Frage spielte ihm natürlich in die Hände. Er fragte sich, ob sie dies bewusst oder unterbewusst tat.
Mit ausreichend lauter Stimme antwortete er. "Wärt ihr so gütig noch einen Eimer warmes Wasser zu bringen?"
Große Scheu hatte er auch als Mensch nie besessen, trotzdem fragte er sich neugierig wie sie auf ihn so nackt in der Wanne reagieren würde. Das Spiel mit der Unschuld und Schamhaftigkeit war jedes Mal aufs Neue spannend. Er überlegte sich sie zu bitten ihm den Rücken einzuseifen. Leise ächzend schleppte Thalia den schweren Eimer mit dem heißen Wasser hinauf ins Obergeschoss, wo sie erst einmal einen Moment an der Treppe stehen blieb und erschrocken zu Duncan hinschaute. Bei ihrer Frage hatte sie nicht bedacht, dass er sie möglicherweise heraufrufen würde und sie ihn in der Wanne sähe.
Noch nie hatte sie einen nackten Fremden gesehen. Nun, im Augenblick war auch nicht mehr zu erkennen als der obere Rücken des Fremden, der deutlich definierte Muskeln unter der blassen Haut aufwies.
Zögernd trat die junge Frau neben den Badezuber und sah krampfhaft gegen die Wand, denn das Wasser war nicht seifig genug, um zu verbergen, was sich darunter befand. Ein wenig steif goss sie das Wasser zu Duncan in den Zuber und warnte. "Vorsicht, dass ich euch nicht treffe, sonst verbrennt Ihr Euch."
Duncan genoss ihre Unsicherheit. Die Hitze des Wassers machte ihm zwar nichts aus aber es würde sie sicherlich weiter verunsichern stünde er nun auf. "Ich sollte wohl besser aufstehen um Verbrennungen zu vermeiden.", sagte er mit einem leicht verführerischen Unterton und stellte sich mit dem Rücken zu ihr aufrecht hin.
Bestimmt konnte sie nicht anders als ihn zu betrachten. Die Neugier war den Menschen in die Wiege gelegt. "Ich hoffe ich überstrapaziere Eure Gastfreundschaft nicht aber ich hätte eine Bitte." Er wartete auf eine Antwort aber als keine kam fuhr er fort. "Könntet Ihr mir helfen meinen Rücken einzuseifen?. Ich komme da selbst nur schwer dran. Ich wäre euch sehr dankbar." Er hörte wie ihr Atem ein wenig schwerer wurde.
Thalia traute ihren Ohren nicht, dass er sie so schamlos um eine Berührung bitten würde, hatte sie nicht erwartet. Aber er war ja auch einfach aufgestanden, und seine festen Hinterbacken zogen ihre Blicke wie magisch an.
"Den Rücken einseifen?", wiederholte die junge Frau lahm, "Nun gut, wenn Ihr es wünscht. Der Gast ist König." Nervös griff sie nach dem rauen Badeschwamm, rieb ein wenig von der Seife darauf, und fing an zu schrubben.
"Ihr müsst Euch nicht genieren. Kleidung will uns die Kirche nur einreden." Duncan spürte den rauen Schwamm auf seiner empfindlichen Haut. Das war einer der Nachteile seiner hochsensiblen Sinne. Schmerzlaute gab er aber nicht von sich, dass war einfach nicht seine Art.
"Ich weiß ich bitte Euch um viel aber würdet Ihr auf dem Schwamm verzichten? Der Schwamm ist sehr rau und ich habe empfindliche Haut."
Er drehte sich zwar nicht um aber setzte sich wieder hin und beugt sich ein wenig nach vorne damit sie gut an seinen Rücken kam und wartete.
Thalia starrte auf den blassen, muskulösen Rücken. Sie hatte nicht daran gedacht, diesen Mann zu berühren, aber der Gedanke war ihr nicht unangenehm. Wie in Trance legte sie den Schwamm beiseite und fing an, seinen Rücken mit beiden Händen vorsichtig zu reiben. Die Haut war wirklich sehr weich. "Seid Ihr ein Edelmann?" wollte Thalia interessiert wissen.
Ihre Hände fühlten sich angenehm an. Natürlich merkte man, dass sie harte Arbeit gewohnt war aber trotzdem schien sie nicht ohne Feingefühl zu sein.
"Ihr meint adliger Abstammung?" Für einen Moment überlegte Duncan. "Ich bin von besonderem Blut aber nicht adlig. Edel könnte man mich trotzdem nennen."
Er kannte natürlich einige die dem widersprechen würden aber das war ohne Belang.
Schweigend genoss er ihre von harter Arbeit gezeichneten Hände, welche ihn einseiften. Dann tauchte er ohne Bescheid zu sagen im Zuber unter. Die Seife wurde abgewaschen. Sauber und erfrischt stand er auf und drehte sich auf der Suche nach etwas zum Trockenreiben um die eigene Achse.
Thalia hatte schon nackte Männer gesehen, ihren Vater und ihre Brüder, es war unvermeidlich in ihrer engen Behausung. Trotzdem war es etwas ganz anderes, wenn ein völlig Fremder so vor ihr stand. Angestrengt den Blick auf sein Gesicht richtend, tastete sie nach dem bereitgelegten Handtuch und streckte es ihm entgegen, es beinahe wie einen Schutzschild haltend.
Duncan lächelte sie an. Wie sie so schüchtern vor ihm stand gefiel ihm sehr. Während er sich abtrocknete sah er sie weiter an. Er bemerkte wie die Röte in ihrem Gesicht stärker wurde. "Ich hoffe es ist Euch nicht peinlich, dass ich so unbekleidet vor Euch stehe." Sie wusste wohl nicht wo sie hinschauen sollte.
Er wechselte das Thema. "Wolltet Ihr nicht auch baden? Ihr solltet euch beeilen, bevor das Wasser kalt wird." Er pausierte um die Worte in ihren Geist einsickern zu lassen. "Ich erwidere auch gerne Eure Freundlichkeit und seife Euren Rücken ein. Natürlich nur wenn ihr möchtet." Er lächelte sie an.
Nun schoss Thalia erst richtig das Blut ins Gesicht, und sie schüttelte heftig den Kopf. "Oh, nein, nein! Das ist zu freundlich von Euch, aber das kann ich unmöglich annehmen. Ich werde die Badebürste benutzen. Ihr solltet derweil zu Abend essen, sonst wird Euer Eintopf noch kalt."
Duncan schlang sich sehr langsam das Handtuch um die Hüfte zeigte aber keine Absicht seine Kleidung wieder anzuziehen. Er genoss ihre Röte und den Klang ihres Herzens. Seine Selbstbeherrschung war glücklicherweise stark, sonst hätte schon längst diesem verführerischen Klang des Blutes nachgegeben. Trotzdem konnte er nicht verhindern das Thalia einen kurzen Blick auf seine Fangzähne hatte. Er hoffte sie würde sie aufgrund ihrer Nervosität nicht bemerken.
Schnell drehte er sich um und ging zur Treppe. Würde er bleiben könnte er wahrscheinlich nicht länger seine monströse Seite unter Kontrolle halten. "Stimmt nichts ist schlimmer als kaltes Essen." Mehr brachte er nicht heraus.
Völlig verwirrt sah Thalia ihm nach, als er nach unten stapfte. Natürlich war ihr klar, dass er nur mit ihr spielte. Er war wesentlich älter als sie, sicherlich Ende 20, Anfang 30, und so wie er aussah, folgten die Frauen ihm vermutlich mit Wonne auf sein Lager. Er macht sich über mich lustig. Die Erkenntnis ärgerte Thalia ein wenig. Ein solcher Mann hatte ganz sicher kein Interesse an einer unerfahrenen Jungfer.
Er war ihr sowieso zunehmend unheimlich. Irgendetwas war merkwürdig mit seinem Gebiss. Sie hatte es nur ganz flüchtig gesehen, konnte sich keinen Reim darauf machen, aber es unterschied sich deutlich von anderen Gebissen, und nicht aufgrund von fehlenden Zähnen.
Eilig zog die junge Frau sich aus, um nun ihrerseits das noch warme Wasser zu nutzen.
Duncan fragte sich ob sie gemerkt hatte was er tat. Sie schien nicht dumm zu sein. Ihre Augen hatten Intelligenz verraten. Eine Intelligenz die hier bestimmt verkümmerte. Aber es würde auch nicht mehr lange eine Rolle spielen. Für einen kurzen Moment bedauerte er fast, was er vorhatte, aber ihm war klar, dass sie ohnehin keine Chance in dieser Welt hätte.
Er hörte das Rascheln ihrer Kleidung, wie sie sich auszog und das Platschen von Wasser zu, als sie in die Wanne stieg. Ein fieses Lächeln kam auf sein Gesicht. "Ich sehe hier kein Essen. Wo habt Ihr es abgestellt?" Er wartete auf ihre Reaktion.
Thalia hatte gerade begonnen sich einzuseifen und stieß einen unwilligen Knurrlaut aus. "Auf dem Herd, damit es nicht kalt wird." rief sie zurück, "Nehmt Euch einfach soviel Ihr haben wollt."
Duncan ging zum Herd und sah sich um und hob dem Deckel vom Topf. Das war etwas was er nicht hätte tun sollen. Der Knoblauch raubte ihm den Atmen. Er ließ den Topfdeckel auf den Boden fallen. Es schepperte laut.
Normalerweise reagierte er nicht so intensiv auf Knoblauch. Der Hunger musste ihm stark zugesetzt haben. Ihm wurde schwarz vor den Augen und er brach zusammen. Dabei stieß er gegen einen Stuhl der ebenfalls umfiel. Sein Handtuch blieb dabei natürlich nicht auf seinen Hüften.
Thalia hörte den fürchterlichen Lärm natürlich, und als sie auf einen Ruf nach Duncan keine Antwort bekam, schoss ihr die Furcht in alle Glieder. Eilig sprang sie aus dem Zuber und warf sich, nass wie sie war, lediglich ihr dünnes Unterkleid über ihre Blöße. Flink wie ein Reh war sie die Stufen hinab und erschrak, als sie den Gast regungslos in der Küche liegen sah. Seine Nacktheit bemerkte sie überhaupt nicht, als sie ängstlich neben ihm auf die Knie fiel und ihm beide Wangen tätschelte. "Sir? Sir, wacht doch auf, was ist denn passiert?"
Langsam kam Duncan wieder zu Bewusstsein. Am Boden war der Knoblauchgeruch nicht so schlimm oder er hatte sich daran gewöhnt. Er wurde der fast unbekleideten Gestalt gewahr, die sich über ihn beugte. Ihr aufgeregter Herzschlag war ein angenehmer Rhythmus.
Zuerst wusste er nicht wo oder wann er war. Also fragte er in Römisch, seiner Muttersprache. Dann entsann er sich. Die junge Frau, welche sich über ihn beugte hieß Thalia. Langsam richtete er sich auf.
"Tut mir leid wenn ich Euch erschreckt habe. Ich vergaß zu erwähnen, das manche Kräuter mir nicht gut bekommen. Eine dieser Pflanzen war wohl im Eintopf."
Er verließ die Küche auf ihre Schulter gestützt. Seine Sinne flammten langsam wieder auf und er warf einen intensiven Blick auf ihren fast unbekleideten Körper. "Hat Euch schon einmal ein Mann gesagt wie wunderschön Ihr seid?"
Für Thalia hatte es bisher nur raue, unflätige Kommentare in der Dorftaverne gegeben, wenn sie dort ihren völlig betrunkenen Vater aufgesammelt hatte. Komplimente konnte man diese Sprüche nicht nennen, und wunderschön hatte sie noch niemand genannt.
Der Arm, der um ihre Schultern lag, löste plötzlich ein merkwürdiges Prickeln aus, und sie wagte einen kurzen Blick in Duncans blaue Augen, die auf sie gerichtet waren, errötete sofort und konzentrierte sich darauf, mit ihm die Treppen hinaufzusteigen.
Trotz der starken Anziehung, die er auf sie ausübte, blieb die junge Frau vorsichtig. Thalias Mutter hatte sie deutlich gewarnt, bevor sie sie in Godfreys Dienste hatte gehen lassen. Sie hatte sie vor Männern gewarnt, die Frauen die Sterne vom Himmel versprachen, nur um sie auf ihr Lager zu bekommen.
So winkte die sanfte Brünette nur ab. "Ihr seid anscheinend auf den Kopf gefallen und das hat Eure Sinne verwirrt."
Sie waren oben, am Ende der Treppe angekommen. Seine Kräfte kehrten langsam zurück. Aber da war noch mehr. Als er sie diesmal erröten sah schoss Leidenschaft in seine Lenden. Er hatte es eigentlich nicht so deutlich zeigen wollen. Sein Selbstbeherrschung hatten unter Knoblauch und Hunger zu sehr gelitten. Duncan wollte auch nicht das fühlen was er jetzt empfand. Seine Begierde wollte sich in Zuneigung verwandeln.
"Meine Sinne sind klar und können dich deutlich sehen." Er nahm ihr Kinn und hob ihren Blick zu seinem. "Ihr braucht Euch nicht zu genieren."
Widerstand ignorierend presste er sie gegen sich und gab ihr einen Kuss. Einen Kuss der die Seele erschüttern konnte. Ein Kuss der bei keiner Frau ohne Konsequenzen blieb.
Thalia bildete keine Ausnahme. Nach dem ersten Schock, in dem sie heftig mit beiden Armen gefuchtelt hatte, ergab sie sich einfach dem Moment. Ihr erster Kuss. Und das so plötzlich. Ihre Knie wurden weich, heiß-kalte Schauer rieselten ihren Rücken hinab. Sie hatte zwar keinen Vergleich, dachte aber, genau so und nicht anders küsste man richtig, und sie machte einfach mit, für eine lange Weile, bis sie endlich wieder zur Besinnung kam und hektisch zurückwich, ihn verdutzt anstarrte. "W-wa-was erlaubt Ihr Euch eigentlich?"
Duncan starrte sie einen Augenblick lächelnd an. "Ich konnte einfach nicht mehr länger wiederstehen. Verzeiht mir, die Leidenschaft ging wohl mit mir durch." Seine Blicke wanderten mit einem Unterton von Lüsternheit über ihren Körper. "Und so schlecht scheint es Euch auch nicht gefallen zu haben." Er sog die Luft ein in einer Art die andeutungsweise darauf hindeutete, dass er etwas roch.
Er näherte sich etwas machte aber keine Anstalten sie erneut zu küssen. Sanft legte er seine Hände auf ihre Schultern und sah ihr einfach nur in die Augen. Seine Augen schienen zu sagen, dass sie geschehen lassen sollte.
Thalia fühlte sich merkwürdig schwach, fast schwindelig. Hypnotisierte er sie etwa? Was für ein merkwürdiger Mann war das? Er verursachte ihr ein angenehmes Kribbeln im Bauch, aber gleichzeitig machte er ihr auch Angst. Schließlich rückte sie von ihm ab, auch wenn sie sich dazu zwingen musste. "Ich gehe besser ins Bett." Ihre Stimme zeigte deutliche Spuren von Erschütterung.
Schlafen lassen konnte er sie nicht. Spätestens am Morgen würde sie Godfrey finden. "Aber ihr habt doch Euer Bad noch gar nicht beendet." Duncan wunderte sich, ob der Hunger und der Knoblauch ihn so geschwächt hatten oder diese junge Magd einfach nur besonders stark war. Auf jeden Fall reizte ihre Stärke ihn ungemein. Seine Muskeln spannten sich wie bei einem Raubtier zum Sprung. Er zog sie wieder zu sich heran. Eine Hand war auf ihrem Rücken und eine massierte ihren Po.
Diese Geste brachte das Fass zum Überlaufen. Was bildete dieser Kerl sich eigentlich ein? Mit beiden Händen stieß Thalia ihn von sich, und es knallte fürchterlich, als sie ihm eine schallende Ohrfeige versetzte.
Mit nun vor Wut glühenden Wangen stemmte die junge Frau beide Hände auf die Hüften und fauchte. "Ihr glaubt wohl, Ihr könnt Euch einfach nehmen was Ihr wollt, nur weil Ihr ein anziehendes Äußeres habt und ein paar schmeichelnde Worte von Euch gebt! Aber ich bin keine Dirne, und meine Gesellschaft war in dem Übernachtungsangebot nicht eingeschlossen, merkt Euch das gefälligst!"
Duncan ignorierte das Prickeln von ihrer Ohrfeige. Seine Augen wandelten sich aber vom Blau in ein leuchtendes Gelb. Nicht unähnlich den Augen einer Katze. Er sagte kein Wort und sah sie nur durchdringend an. Ob er unentschlossen von ihrem Ausbruch war oder einfach abwartete, war nicht ersichtlich. Er war noch immer unbekleidet störte sich aber nicht daran. Vieles an Moral hatte sich im Laufe der Jahrhunderte als überflüssig erwiesen.
Plötzlich lachte er laut auf. Es war ein schallendes und durchdringende Lachen aus dem tiefsten Inneren. Hätte es Nachbarn gegeben wären diese wach geworden. Niemand hätte dabei schlafen können. Er verbarg beim Lachen auch seine vier langen Fangzähne nicht mehr.
Intensiv beobachtete er sie, während er weiter lachte und wartete auf ihre Reaktion. Bisher hatte sie sich als erstaunlich unterhaltsam herausgestellt, auch wenn seine fleischlichen Gelüste nicht erfüllt wurden.
Thalia traute ihren Augen nicht. Sie hatte Geschichten von Kreaturen gehört, die Merkmale wie er aufwiesen, und nie so recht daran geglaubt, hatte immer gedacht, Vampire benutzte man, um kleine Kinder bei Dunkelheit in die Häuser zu treiben. Und nun stand einer vor ihr, und ganz sicherlich war er ihr nicht freundlich gesonnen, nach dieser Ohrfeige schon gar nicht.
Nach einigen Sekunden, in denen die junge Frau wie gelähmt war vor Entsetzen, warf sie sich herum und stürmte die Treppen hinab. Nur raus hier!
Die Jagd hatte begonnen. Duncan hatte nicht die Absicht sie zu schnell einzuholen. Er hörte wie sie zur Haustür rausrannte. Duncan nahm seine Kleidung und zog sich geschwind an. Es würde zu sehr auffallen, wenn er unbekleidet rumlief. Er wusste schließlich nicht auf wen er traf. Die Magd würde schon bald ihre dünne Bekleidung bedauern. Für Menschen war die Nacht zu kühl.
Nachdem er sich angezogen hatte ging er die Treppe herunter. Es war wichtig die Spuren zu beseitigen. Wenn Leichen mit Bisswunden auftauchten wurden die Menschen schnell aufmerksam. Er nahm einen Holzscheit aus dem Kamin und warf ihn ins Schlafzimmer von Godfrey. So würde auch Thalia den Knoblaucheintopf nicht gegen ihn einsetzen können.
Taktisch hatte er ihr auch den Rückzug abgeschnitten. Es war zwar schade um das gemütliche Haus aber schließlich war alles nur zu vergänglich. Hinter ihm war das Knistern des Feuers zu hören und vor ihm lag die Nacht mit ihren Geräuschen. Er konzentrierte seine Sinne auf sie und schon bald konnte er den schnellen Atem von Thalia hören. Da die Nacht noch mehrere Stunden dauern würde ging er ihr gemächlich nach.
Thalia spürte weder die Kälte des Windes noch die scharfen Steine, die im Gras lagen und auf die sie auf ihrer Flucht immer wieder trat. Sie rannte um ihr Leben. Ob Godfrey noch lebte wusste sie nicht, aber es war ihr auch gleich, im Augenblick ging es nur um sie selbst.
Sie spürte, dass die Kreatur ihr hinterherkam, und als sie sich umdrehte, sah sie das Haus, dem bereits meterhohe Flammen aus dem reetgedeckten Dach schlugen, und die Silhouette Duncans davor. Wenn die Geschichte über Vampire stimmten, konnte er im Dunkeln sehen, konnte er sie über Meilen hinweg riechen, und seine Ausdauer stellte die ihre bei Weitem in den Schatten.
Kurz gesagt, sie hatte keine Chance. Das nächste Gehöft war fast zwei Meilen entfernt, vor ihr lag nichts als Grasland, in den Bäumen und Büschen hätte sich nicht einmal ein Hase vor einer Horde Jäger verbergen können, geschweige denn sie vor diesem Geschöpf der Nacht.
Sie konnte ihm nicht entkommen. Aber vielleicht konnte sie ihn austricksen. Er wusste nicht, dass sie von seinesgleichen gehört hatte und war vielleicht unvorsichtig. In etwa einer halben Meile Entfernung gewahrte Thalia die Ruine eines ehemaligen Klosters, welches im letzten Jahr vom Blitz getroffen und ausgebrannt war. Sie nahm die Beine in die Hand und rannte schneller. Wenn sie ihn erwischen konnte, dann dort.
Er genoss das Knacken der Äste, welches sie verursachte. Ihre Flucht dauerte an aber er beeilte sich nicht sie einzuholen. Er würde sie bekommen davon war er überzeugt. Die Jagd gab dem Blut ein besonderes Bouquet. Der Geschmack war zwar nicht mit dem nach fleischlicher Lust zu vergleichen aber immer noch sehr intensiv.
Für einen Moment flammte erneut eine Spur Mitgefühl auf aber das war schnell wieder vorbei. Sein Hunger und seine Leidenschaft ließen ihn ein wenig beschleunigen. Für sie hörbar rief er. "Du hättest mein Angebot nicht so leichtfertig ablehnen sollen. Es wäre für dich eine Wonne gewesen."
Er rechnete nicht mit einer Antwort. Was ihn zu den Worten trieb war der Reiz zu spielen. Er liebte es einfach zu spielen, trotz aller Vorsicht die notwendig war zum Überleben.
Thalia hörte ihn. Er war ganz nah. Sie hatte sich mittlerweile zwischen die Mauern des kleinen Klosters gerettet. Das Dach war nicht mehr vorhanden, manche Wände halb eingestürzt, aber trotzdem verhieß dieses Haus Gottes einen gewissen Schutz, wenn auch nur in ihrer Vorstellung. Es war, als spüre sie die Anwesenheit des Herrn an diesem Ort noch, und dieses Gefühl weckte einen unbändigen Überlebenswillen.
Fieberhaft sah sie sich um und entdeckte schließlich eine brauchbare Waffe. Die Reste eines Dachbalkens, beim Brand zu Boden gefallen. Massives Holz, armdick und ebenso lang. Entschlossen packte Thalia mit beiden Händen den Knüppel und drückte sich neben das bröckelnde Portal in den Schatten. Sie hielt den Atem an und lauschte auf Duncans Schritte, die immer näher kamen.
Dann war nichts mehr zu hören. Duncan hatte ihr Herz bereits von weitem gehört. Das sie sich neben dem Portal versteckte kam ihm verdächtig vor. Er blieb einfach stehen und sah sich um. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Sie wurde wohl etwas nervös.
Duncan betrachtete das zerfallene Gebäude. Es war wohl ein Kloster gewesen. Allerdings spürte er nicht das unangenehme Prickeln, was diese Gebäude normalerweise verursachten. Irgendetwas war anders. Der Boden war nicht der Kirche geweiht und auch eine Spur von Magie lag in der Luft.
Duncan war unsicher. Kirchen machten ihm nicht viel aus aber hier waren andere Mächte am Werk.
Thalia spürte nichts von dem Knistern, das die Luft um sie herum erfüllte. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, ihren Verfolger auszuschalten. Irgendwann musste er doch einmal hereinkommen, wenn er an ihr Blut kommen wollte, worauf wartete er noch?
Ihre Aufmerksamkeit wurde erst von ihrem Vorhaben abgelenkt, als die Wände der verfallenen Kirche plötzlich golden zu glühen begannen.
Er stand weiter vor dem Gebäude seine feinen Instinkte sagten ihm er sollte besser wegrennen. Andererseits wollte er die Magd auch nicht einfach so entkommen lassen. Er bemerkte das Glühen und überlegte sich, dass ein strategischer Rückzug angebracht war.
Duncan wollte sich umdrehen konnte aber nicht. Irgendetwas hielt ihn fest. Hier waren Mächte am Werk denen man am Besten aus dem Weg ging. Er hätte dies am liebsten auch getan konnte aber nicht. Goldene Tentakeln von Licht schlangen sich um seine Arme und Beine. Sie zogen ihn in die Ruine. Das Licht war unangenehm und brannte. Viel schlimmer als Tageslicht.
Als Thalia merkte, dass sie anscheinend Wurzeln geschlagen hatte, war es längst zu spät. Fangarme aus Licht waren aus dem Boden gewachsen und hatten sich auch um ihre Fußknöchel geschlungen. Entsetzt ließ sie ihren Knüppel fallen, ging in die Hocke und versuchte sich zu befreien. Es war unmöglich!
Zwar fühlten sich die Fesseln für sie nicht heiß an, aber so gleißend hell, dass ihr innerhalb von Sekunden die Augen tränten und sie den Blick abwenden musste. Und als sie den Kopf hob, musste sie feststellen, dass sie nicht, wie sie zuerst geglaubt hatte, in eine Falle Duncans geraten war, denn ganz offensichtlich steckte er in genau demselben Dilemma wie sie.
Für einen Augenblick hatte Duncan mit dem Gedanken gespielt, dass Thalia eine Hexe sein könnte. Das hätte sie aber sicherlich schon früher gezeigt. Er ergab sich nicht, hatte aber auch die sinnlose Gegenwehr eingestellt und sparte seine Kräfte für den richtigen Augenblick. Der hoffentlich kommen würde.
Er sah Thalia in einer ähnlichen Lage wie sich selbst. Auch sie war von Licht gefesselt. Jetzt sah er auch den Ursprung. In der Mitte des Gebäudes am Boden war ein grün glühendes Pentagramm. Aus der Mitte entsprangen weitere Tentakeln. Dort zeichnete sich immer deutlicher die Gestalt eines alten Mannes ab. Ein Mann mit einem langen hellen Bart, ebenfalls langem weißen Haupthaar und einem kunstreich verzierten Umhang.
Duncan dämmerte, dass es sich um einen Magier handeln könnte. Die mischten sich allerdings nur selten in die Belange der Menschen.
Schallendes, fast glückliches Lachen hallte durch die Ruine, und das Geräusch zog auch Thalias Blicke auf den Mann in der Mitte des Gebäudes. Vorher hatte sie ihn überhaupt nicht gesehen. Er war also schuld an diesem Irrsinn.
Mit einer dramatischen Geste riss er einen knorrigen Stab in die Luft, und die Lichtarme wanden sich nun auch um Thalia. Sie hoben die um sich schlagende Frau vom Boden hoch, trugen sie auf den ebenso hilflosen Duncan zu.
Duncan konnte seinen Kopf ein wenig wenden und sah zu Thalia. Er brachte sogar ein aufmunterndes Lächeln zustande. Ein anderes Gefühl als Hunger drang für einen kurzen Augenblick an die Oberfläche.
Die leuchtende Gestalt des alten Mannes wurde plötzlich klarer zu sehen. "Auf meinem Grund werde ich keine Gewalt zulassen." Duncan versuchte etwas zu sagen aber bevor es ihm gelang fuhr der Alte fort. "Schweigt. Ich weiß was du bist und was du vorhattest."
Er legt eine Pause ein. "Eure Zukunft liegt klar vor mir und sie endet für keinen von euch beiden hier."
Thalias Herz raste vor Angst, als die gleißenden Tentakel sie und Duncan dazu zwangen, sich vor dem unheimlichen Zauberer hinzuknien. Der Mann legte ihnen beiden je eine Hand auf die Schultern, und ein Strom von Licht floss aus seinen Fingerspitzen in ihre Leiber, brach an der Brust wieder hervor und verband sich zwischen ihnen.
Es wurde sengend heiß in Thalias Brust, und sie schrie auf, doch bevor es unerträglich werden konnte, war das Gefühl plötzlich vergangen. Der Alte nahm die Hände weg, aber die Tentakel hielten sie und Duncan immer noch fest.
"Hört meine Worte!" Thalia war sich nicht sicher, ob sie die Stimme des Magiers mit den Ohren oder in ihrem Kopf wahrnahm. "Ihr könnt nur zusammen bestehen. Ihr seid nun aneinander gefesselt. Keiner kann überleben ohne den anderen, wenn einer stirbt, nimmt er den anderen mit!"
Von einer Sekunde auf die andere war der Spuk vorbei, die Tentakel sowie der Mann weg, und Thalia sackte erschöpft nach vorn, fiel halb bewusstlos ins feuchte Gras, was bereits den ehemaligen Innenhof überwucherte.
Duncan war zutiefst verwirrt von den Ereignissen. Er empfand plötzlich ein wenig der Erschöpfung von Thalia. Es war verwirrend und so unwirklich. Für einen Moment war er versucht seine Zähne in Thalias Hals zu versenken. Duncan realisierte allerdings schnell, dass der Magier wahrscheinlich nicht gescherzt hatte. Das taten sie selten. Der beste Beweis war die noch immer leicht schimmernde Kette aus Licht zwischen ihren beiden Körpern. Wahrscheinlich unsichtbar für Menschen. Eins war ihm schon jetzt klar er musste einen Weg finden das Band zu durchtrennen ohne dabei sein Ende zu finden.
Sein Hunger war glücklicherweise gesättigt. Bliebe er zulange ohne Nahrung würde er zum Tier. Dann würde er töten ohne Rücksicht selbst auf sein eigenes Überleben.
Er beugte sich über die junge Magd. "Wachet auf." Sie rührte sich nicht also hob er sie hoch und trug sie zu einer geschützten Ecke. Ohne Kleidung würde sie sich bestimmt verkühlen und Menschen waren so zerbrechlich. Er zog sein Oberhemd aus und ihr über. Genauso verfuhr er mit seiner Hose. Ihm blieb wohl nichts über als für Thalia zu sorgen.
Nur kurze Zeit später kam diese zu sich, blinzelte, war eine Sekunde desorientiert. Dann erblickte sie Duncan und fuhr heftig zusammen, verfiel für einige Augenblicke zurück in die Fluchtsituation. Dann sah sie die schimmernde, wabernde Verbindung zwischen ihr und dem Mann, und alles fiel ihr wieder ein. Verstört blickte sie Duncan an. Was bedeutete das für die Zukunft?
Er sah sie bekümmert an. "Du hast von mir momentan nichts zu befürchten. Ich mag vieles sein, hänge aber an meinem Leben." Er machte eine Pause und atmete tief ein. Er konnte ihr eigentlich nicht drohen, denn nicht nur ihr Tod würde ihm mitspielen. Auch Schwäche schien sich zu übertragen aber das brauchte er ja nicht zu verraten. Er musste also versuchen sie zu überzeugen, dass er immer noch gefährlich war. "Ich weiß ich darf Euch nicht töten aber mehr hat die Stimme nicht gesagt." Er grinste vielsagend.
Thalia sah ihn an. Was für ein aufgeblasener Kerl. Jetzt, wo er ihr das Leben nicht mehr nehmen konnte, kam etwas zum Vorschein, was ihre Mutter immer hatte um ein Haar verzweifeln lassen, Ihre Aufsässigkeit.
Sein Oberhemd enger um die Schultern ziehend, hob sie eine Augenbraue. "Du hast doch gar kein Leben, was immer du bist. Deine erbärmliche, gottlose Existenz als Leben zu bezeichnen wäre zuviel der Ehre. Glaube ja nicht, dass du mich noch einschüchterst, jetzt, wo du mir nicht mehr an den Hals kannst!"