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Der erste Teil von Verzückung der Finsternis (Vom Vampir die Unschuld geraubt) ließ einige Frage offen. Zum Beispiel, was hatte es mit dem geheimnisvollen magischen Band auf sich, was die Vampire schicksalhaft aneinander kettete. Nun sind Duncan und Thalia, die erotischen Jäger in der Finsternis, mit einem neuen Abenteuer zurück.
Aber in was für eine Welt hatte sie das Schicksal nun verschlagen? Es war nicht mehr jene, welche sie kannten. Alle Magie schien verschwunden zu sein. Was mochte dies für zwei magische Wesen bedeuten? Hatten ihre unsterbliche Liebe und Leidenschaft so eine Chance? Eine Chance in dieser Welt, die nichts mehr von ihrer hatte.
Eine Vampirerotik der Extraklasse voller wilder Leidenschaft.
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Veröffentlichungsjahr: 2016
Duncan war ein uralter Vampir. Dieser traf in Teil 1* auf die junge Thalia, welche er erst als Nahrung sah, dann aber ein magisches Band zwischen den beiden gesponnen wurde, welches ihre Schicksale miteinander verknüpfte. Stürbe der eine, so würde auch der Andere das Schicksal teilen.
Trotz der Unterschiede erwachte langsam die Liebe zwischen den beiden. In einem leidenschaftlichen Augenblick trank Thalia aus Versehen von Duncans Blut. Nun drohte ihr die Verwandlung in einen Vampir und Duncan das Ende. Die Reise dieses Schicksal abzuwenden, war lange und gefahrvoll. Zugleich schafften sie es, die Trennung der Verbindung beider Seelen zu verhindern.
Es hätte somit eine friedliche Zeit in London beginnen können, aber die Flucht vor den Hexenjägern trieb sie aus der Stadt und unglaubliche Urgewalten in Form eines gewaltigen magischen Gewitters in eine Höhle*. Für sie vergingen dort nur Augenblicke, aber außerhalb wandelte sich die Welt rasant. Jahrhunderte vergingen, in denen die Vampire auf der Welt ausgelöscht worden waren. Nach und nach wurde die Magie der Welt entzogen, aber all dies wussten die beiden noch nicht.
(*Nachzulesen in "Verzückung der Finsternis - Vom Vampir die Unschuld geraubt", ISBN 978-3-7368-3880-2)
Plötzlich war alles ruhig und dunkel. Thalia löste ihre Umklammerung von Duncan.
"Duncan, ich glaube, es ist vorbei", wagte die junge Frau aufzuatmen.
Duncan sah sich um, was selbst ihm in dieser unglaublichen Finsternis schwerfiel. Nur vage Umrisse der Umgebung offenbarten sich ihm noch.
"Halte dich an mir fest. Lass uns versuchen, nach draußen zu gelangen." Er nahm das Bündel mit dem Gold und ihren wenigen Habseligkeiten.
Fast meinte er ihre Krallen zu spüren, so gut hielt sich Thalia an ihm fest. Angst um ihr untotes Dasein hatte sie nicht mehr, dafür aber Duncan zu verlieren.
Mühsam tastete er sich aus der Höhle in die Richtung, wo er den Ausgang vermutete, aber irgendwie musste er sich falsch an den Weg falsch erinnert haben. Seine Hände ertasteten Felsen, wo sich vorher der Zugang befunden hatte.
Über das Band sickerte seine stärker werdende Nervosität in Thalia.
"Warum bist du so nervös? Stimmt etwas nicht?"
Erst wusste er nicht, wie er es sagen sollte, brachte dann aber doch ein paar Worte hervor. "Der Ausgang ist nicht, wo er sein sollte."
"Vielleicht hast du dich getäuscht." In ihrer Stimme klang Hoffnung mit.
"Ich bin mir leider ziemlich sicher. Meine Orientierung hat mich bisher nur sehr selten getäuscht." Als er die nun stark wachsende Nervosität von Thalia spürte, fügte er beruhigend hinzu: "Wir finden schon einen Weg."
Überraschend küsste er sie intensiv, sodass sie die Finsternis um sich herum vollkommen vergaß.
Da war etwas, Duncan spürte es am Rande seines Bewusstseins. Auch das feine Gehör verriet es ihm. Ganz entfernt erklangen Stimmen.
"Hörst du es auch? Da sind Stimmen."
Thalia versuchte, sie zu hören, aber sie schaffte es nicht. Wahrscheinlich waren ihre Sinne noch nicht so fein, wie die von Duncan. Sanft strich er über ihre Wange. "Folge mir! Wo Stimmen sind, findet sich auch ein Ausgang."
Für mehrere Minuten irrten sie durch die Dunkelheit. Immer wieder stoppte Duncan und lauschte. Es musste eine größere Gruppe von Menschen sein, die sein feines Gehör wahrnahm.
"Ich höre eine laute Stimme und Gemurmel im Hintergrund. Wir schon ganz nahe."
Die Gewissheit von Duncan färbte auf Thalia ab und gab ihr Zuversicht. Die fast absolute Finsternis war inzwischen von leichtem Lichtschein erhellt.
Von irgendwo vor ihnen erklang erneut eine lautere Stimme.
"... bei Bauarbeiten im Jahre 1977 fand man dieses Höhlensystem, was scheinbar teilweise auch als Lagerplatz und zur Bestattung in früheren Zeiten diente. Es ist noch nicht vollkommen erforscht, obwohl es bereits fast 40 Jahre bekannt ist."
Sowohl Duncan als auch Thalia hatten die Jahreszahl vernommen. "Das kann nicht sein", Thalia konnte sich nicht vorstellen, dass so viel Zeit vergangen war.
"Bei Magie kann man nie sicher sein. Vieles ist möglich."
Dennoch lag auch in Duncans Stimme deutlicher Zweifel, als er dies Thalia zuflüsterte.
Der Akzent und die Betonung der Menschen klang sehr seltsam und passte nicht zu dem Englisch, welches die beiden gewohnt waren.
Als sie vorsichtig um eine Ecke schlichen, sahen sie Menschen in seltsamen Gewändern vor sich. Sie würden hier mit ihrer Kleidung unweigerlich auffallen, zumal diese von der Flucht verschmutzt und zerrissen war. Das Gold nützte wenig. Und wenn wirklich so viel Zeit vergangen war, kannte keiner von beiden die Regeln dieser Gesellschaft. Somit war es auch nicht möglich einfach jemanden zu töten und dessen Kleidung zu nehmen. Wer wusste schon, wie sich die Menschheit weiterentwickelt hatte. Duncan vermochte nicht, sich dies vorzustellen, obwohl er die Entwicklung von vielen Jahrhunderten erlebt hatte. Aber dies war immer ein Auf und Ab gewesen.
"Wir schließen uns der Gruppe an. So werden wir wenigstens nach draußen gelangen. Versuche dich ganz natürlich zu verhalten, als gehörtest du dazu, auch wenn wir auffallen werden."
Thalia verstand die Anweisungen von Duncan, war sich aber nicht sicher, ob ihr dies gelingen würde. Sie war ihrer noch immer neuen nocturnen Natur zu dankbar, dass sie nicht erröten konnte.
Die beiden schlichen sich vorsichtig an die Gruppe heran. Sehr leise, wie es dem Raubtier entsprach, was in ihnen lauerte, näherten sie sich den Fremden und stellten sich einfach zu der Gruppe. Bemüht darum, nicht zu sehr aufzufallen, folgten sie der langatmigen Führung.
"...hier fanden wir einen Sarkophag mit verschiedenen Leichenteilen von kleinwüchsigen Menschen. Bis heute geben diese Rätsel auf. Nach einem Diebstahl blieben die Knochen verschwunden. Die Polizei geht davon aus, dass irgendein Sammler diese jetzt hat."
Duncan erinnerte sich an kleinwüchsige Wesen. Hatten diese etwa hier gelebt, bloß warum fand man Knochen? Normalerweise wurden diese pulverisiert.
"Was ist?", flüsterte Thalia, die Duncans Verwirrung spürte.
"Wir reden später darüber", flüsterte er zurück.
Auf einmal sprach der Erzählende zu ihnen. "Was gibt es denn da hinten zu tuscheln?"
"Nichts", gab Duncan schnell von sich und hoffte sein Akzent klang wie diese seltsame Aussprache, die inzwischen wohl üblich war.
Einige der Anwesenden drehten um und sahen die Neuankömmlinge verblüfft an. Allerdings nur für einen Augenblick. Die Dunkelheit verbarg zum Großteil den schlechten Zustand von Duncans und Thalias Kleidung. Sie hielten sich trotzdem etwas abseits, um nicht zu sehr im Fokus zu stehen. Der Stimmgewaltige schien fast ununterbrochen zu erzählen. Sie mussten sich eine ganze Weile gedulden, bis die Führung schließlich an einer hölzernen Treppe endete.
Er hielt natürlich die Hand in einer selbst für Duncan deutlichen Geste auf. Ohne lange zu zögern, warf er eine Kupfermünze hinein.
Dann gingen sie nach draußen und bekamen nicht mehr mit, wie der Führer verblüfft auf die Münze starrte. Duncan hatte nicht mehr daran gedacht, wie sehr sich Münzen und Währungen im Laufe der Zeit änderten. Als uralter Vampir vergaß man manchmal schon das eine oder andere.
Thalia sandte plötzlich wieder Angst in sein Bewusstsein, kurz bevor sie ins Sonnenlicht traten.
Duncan wollte sie natürlich beruhigen.
"Du musst dir keine Sorgen machen. Es ist höchstens ein wenig unangenehm, aber damit kommen wir schon klar", erinnerte er sie.
Was ihn viel mehr verwunderte, war die Welt, welche er vor sich sah. Anscheinend hatte sich nicht nur die Kleidung verändert. Viele Menschen hatten kleine, flache Kästchen in der Hand und sahen darauf oder hielten sich diese ans Ohr. Auf den Straßen brausten Kästen mit Menschen dahin, die deutlich schneller fuhren als jede Kutsche, die Duncan kannte. Einige waren sogar von erstaunlich schöner Form und Farbe.
Thalia klammerte sich ängstlich an seinen Arm.
"Was ist das?"
Duncan musste einen Augenblick überlegen, bevor er antwortete.
"Ich vermute moderne Kutschen. Vielleicht Magie oder auch Wissenschaft." So genau wusste er dies Selbst nicht. Vom Lärm, der von den Kästen ausging, vermutete er aber keine Magie dahinter.
Hinter sich sah er ein alt wirkendes Gebäude in einem ihm unbekannten Baustil. Es war das Gebäude, welches sie gerade verlassen hatten.
Ohne lange nachzudenken, drängte er Thalia in einen Hauseingang und flüsterte ihr im angenehmeren Schatten zu: "Lass uns erst einmal beobachten. Wir kennen die Regeln dieser Zeit nicht und wollen doch nicht zu stark auffallen.“
Die Menschenmengen, die vorbeizogen, waren groß und erinnerten beide an das Gedränge im London ihrer Zeit. Trotzdem war der Gestank bei Weitem nicht so stark. Dafür lagen andere Gerüche in der Luft. Teilweise kamen diese von den metallenen Kutschen, aber auch von jenen kleinen Stäbchen, welche in den Mündern einiger Menschen glühten.
Sie beobachteten ihre Umgebung eine geraume Zeit. Die beiden bekamen Gesprächsfetzen mit und auch einiges vom Verhalten. Es gab sogar einige Menschen, die wie sie gewandet waren. Diese schienen alle in eine bestimmte Richtung zu streben.
Duncan meinte schließlich: "Lass uns denen folgen. Dort werden wir vielleicht weniger auffallen."
Sie gingen also hinter einer Gruppe her, welche ebenfalls Kleidung wie die ihre trugen. Als diese an einer Straße stoppten, bemerkte Duncan ein rotes Licht, was sobald es auf grün wechselte, den Menschen anscheinend das Passieren erlaubte. Sich seine Faszination nicht anmerken lassend, folgten sie der Gruppe, während Thalia mit offenem Mund staunend durch die Straßen ging.
"Wie sich die Welt geändert hat..."
Sie war nervös, aber zugleich auch erregt von dem, was es alles zu entdecken gab. Angespannt kaute sie kaum merklich auf der Unterlippe herum.
Duncan konnte ihr nur beipflichten. "Alles ist so anders, aber irgendwie fehlen mir die Wälder. Alles ist hier so laut und grau."
In Thalias Stimme klang auch Begeisterung mit: "Mir gefällt es. Schau nur, die vielen Geschäfte mit Kleidung. Da müssen wir unbedingt reinschauen."
Ein wenig musste Duncan lächeln über diesen Elan, den seine Liebste ausstrahlte. So jung und frisch. Wahrscheinlich würde sich auch besser mit der Veränderung klarkommen, als er.
"Werden wir, aber erst einmal möchte ich sehen, wo sich diese Gruppe hinwendet. So fallen wir hoffentlich weniger auf."
Sie folgten weiter der Gruppe und kamen schließlich zu einem riesigen Gebäude, das von außen mit Metall verkleidet schien.
Auf einem großen Plakat am Eingang stand 'Scarborough Fair' geschrieben. Bei Thalia wurden Gedanken an ein Lied wach, das ihre Mutter immer gesungen hatte. Bei dem Gedanken an ihre Mutter durchfuhr Thalia Trauer. Wenn wirklich so viel Zeit vergangen war, würde sie ihre Mutter wohl nie wieder sehen. Diese wäre längst zu Staub zerfallen, genau wie der Rest ihrer Familie. Sie verdrängte den Gedanken an ihre Vergangenheit. Als Vampir hätte sie diese ohnehin nicht besuchen können. So meinte sie schließlich: "Lass uns reingehen und schauen."
Allerdings hatten sie einige Schwierigkeiten an der Kasse, denn die Kassiererin war nicht einmal für eine Goldmünze bereit, ihnen Einlass zu gewähren. Anscheinend misstraute sie der Echtheit. Selbst der Charme von Duncan half hier nicht viel, zumal er ziemlich zerrissen wirkte.
"So schön und authentisch die Kostüme auch wirken, ich kann Sie nicht mit dieser Spielzeugwährung einlassen", wiederholte die Kassiererin erneut. Ein bulliger Kerl in Uniform kam näher und Duncan sah ein, dass es keinen Zweck hatte. Ein Kampf vor all den Menschen wäre zu auffällig und Ärger konnten sie nicht gebrauchen.
Das Glück war ihnen hold. Ein Mann hinter ihnen erbot sich, ihnen für das Stück Gold den Preis zu bezahlen. Natürlich war das Angebot weniger selbstlos, als vielmehr von der Kenntnis des gegenwärtigen Goldpreises getrieben. Duncan bemerkte zwar die Gier in den Augen, ließ sich aber darauf ein. In Thalia brodelte es ein wenig. Duncan drückte beruhigend ihre Hand und versuchte Ruhe auszustrahlen. "Nur nicht auffallen, Liebste." Seine Stimme war so leise, dass nur Thalia ihn hatte verstehen können.
Sie betraten nach dem Passieren von Jemandem, der ihre Karten einriss, eine riesige Halle in, welcher zahlreiche Menschen waren und wo sich die verschiedensten Gerüche mischten.
Fast alle waren in ähnlicher Kleidung wie sie angezogen. Jedenfalls wirkte es so, soweit die beiden sehen konnten. Leider war dies war in der Menschenmenge nicht sonderlich weit. Hand in Hand drängten sie sich weiter und mussten schließlich einsehen, dass es so nicht ging. Daher versuchten sie, hintereinander vorwärtszukommen. Immer wieder musste Duncan stoppen, weil Thalia sich hier und dort etwas anschaute, obwohl beide inzwischen wussten, dass ihre Währung nicht akzeptiert wurde. Die junge Frau konnte trotzdem nicht anders, als die schönen Wahren betrachten, die meist deutlich besser gearbeitet waren, als alles was sie je getragen hatte und das, obwohl die Kleidung aussah wie aus ihrer Zeit.
Freiwillig blieb Duncan zum ersten Mal an einem Stand mit Waffen stehen. Allerdings waren diese seltsam. Gar nicht wie er es gewohnt war. Nicht aus Metall, sondern aus einem weichen glatten Material.
Ein Verkäufer sprach ihn an: "Ein schönes LARP-Schwert, wobei ich schätze zu Eurer Rolle passt ein Dolch besser. Ich erlaube mir zu raten, Dieb?"
Für einen Moment fühlte sich Duncan beleidigt. Er war zwar ein bluttrinkender Vampir, aber ganz bestimmt kein Dieb. Diebe waren Gesindel, welches Selbst Vampire verachteten. Dann entsann er sich wie zerrissen er wirkte. "Gut geraten", versuchte er sich an die Sprache dieser Zeit zu halten.
Thalia stand nicht weit entfernt und beobachtete eine Box, in der sich Bilder bewegten. Diese zeigte Kämpfe mit den Waffen, die, soweit Thalia es verstand, eine Art von Spielzeug war. Verwundert schüttelte die junge Frau den Kopf und sah, dass sie von jemandem mit Gläsern vor den Augen angestarrt wurde. Thalia konnte nicht verhindern zurück zu starren. Wofür das seltsame Gestell wohl diente? Besser sie fragte nicht. Es wäre wohl sicherlich etwas, was jeder außer Duncan und ihr wussten. Schon auf der Straße hatte sie einige gesehen, die so etwas trugen. Sogar einige Frauen mit überaus unzüchtigen Gewändern hatten so etwas, aber selbst bei ihnen schien dies akzeptiert zu sein. Die junge Vampirin freute sich schon darauf, selbst solche enthüllenden Gewänder zu tragen. Es schmeichelte ihr insgeheim, wenn Männer ihr nachblickten.
Sie erwiderte das Lächeln des Mannes kurz und schüchtern, was sie trotz ihrer Wandlung immer noch war. Ein wenig verschämt schaute sie weg. Der junge Mann kam langsam näher. Auch er trug Gewänder ihrer Zeit, roch aber deutlich angenehmer. "Hi, du trägst ein tolles Kostüm."
Thalia musste einen Moment überlegen. Wirkte ihr Kostüm wirklich so toll? Sie kam sich eigentlich normal vor und nicht verrückt. "Findet Ihr?"
Als der junge Mann den Gesichtsausdruck von Thalia sah, merkte er, dass er etwas Falsches gesagt hatte.
"Oh es tut mir leid. Ich meinte natürlich, dass Ihr gar vorzüglich gekleidet seid."
Thalia wäre errötet, hätte sie noch Blut besessen. So lächelte sie nur und versuchte etwas unbeholfen zu flirten, auch wenn sie sich dessen nicht bewusst war.
"Danke. Ihr seid zu gütig edler Herr."
Ihre Blässe, welche in dem künstlichen Licht noch besser zur Geltung kam, faszinierte den jungen Mann sehr. Und in ihren Augen schien etwas zu glühen. Fast wie bei einem Raubtier.
'Was starrt er mich so an?', dachte sie und war sich dieser anziehenden Wirkung auf Männer gar nicht so richtig bewusst. Sie dachte nicht einmal an andere Männer, seit sie mit Duncan verbunden war.
"Edle Maid, ihr seid so blass, seid ihr gar ein Vampir?", versuchte der junge Mann es, aber Thalia geriet natürlich in Panik, weil sie meinte, enttarnt zu sein.
Duncan betrachte unterdessen noch immer das seltsame Messer, während er in der anderen Hand ihr Bündel hielt. Über das Band vernahm er plötzlich eine leichte Panik bei Thalia und eilte zu ihr.
Er legt seine Hand auf Thalias Schulter und strahlte Beruhigung aus. "Was ist denn, Liebste?", fragte er und schaute den Kerl mit den seltsamen Gläsern an, der sich daraufhin zurückzog.
Flüsternd meinte Thalia: "Er hat uns durchschaut. Er weiß, dass wir Vampire sind."
Für einen Moment wusste Duncan nicht, was er sagen sollte. Dann lachte er leise und sah Thalia an. "Die Menschen hier sind kostümiert. An einem Stand gibt es sogar falsche Fangzähne zu kaufen. Es scheint als wäre es inzwischen ein Vergnügen, sich als Vampir zu verkleiden."
Thalia sah ihn aus großen Augen an. Es sollte ein Vergnügen sein, sich als blutdürstige Kreatur der Nacht zu verkleiden? Was war nur aus dieser Welt geworden?
Gemeinsam gingen sie zum nächsten Stand, wo zahlreiche Bücher lagen. Bunte, fast realistischen Bildern schmückten den Einband. Alles hier war viel kleiner, als die wenigen Bücher, welche Thalia in der Kirche gesehen hatte und viel bunter ebenfalls.
"Schau mal dieses Buch." Duncan zeigte auf eines mit einem bleichen Mann auf dem Cover.
Thalia sah auf das Buch, konnte mit den Buchstaben aber nichts anfangen, da sie nie gelernt hatte zu lesen, was sie Duncan gegenüber aber nicht eingestehen wollte.
"Was soll denn so besonders an dem Buch sein?", war ihre fast aggressive Erwiderung.
Duncan betrachtete es weiter und wunderte sich über die Verunsicherung bei Thalia, die langsam in Ärger umschlug.
"Das Buch handelt von Vampiren. Aber irgendwie sehr Seltsamen, welche im Sonnenlicht glitzern."
Thalia musste bei dem Gedanken, ihr Geliebter könnte im Sonnenlicht glitzern, kichern.
"Ja ich weiß. Eine irgendwie lächerliche Vorstellung. Von den Anwesenden ist aber keiner ein echter Vampir. Sind alles nur Kostümierte. Dabei hatte ich die Hoffnung ein Vampir könnte uns helfen."
Natürlich hatte Duncan sehr leise gesprochen, da er nicht wusste, wie diese Zeit auf echte Vampire reagierte und dann doch lieber vorsichtig war.
"Helfen wobei?", fragte die junge Frau und war noch immer amüsiert über die Vorstellung des Glitzerns.
"Helfen, uns hier zurechtzufinden. Die Regeln der Gesellschaft zu lernen und so etwas. Schon früher hat mir dies das Leben vereinfacht." Er erwähnte nicht, dass es meist weibliche Vampire gewesen waren, deren Hilfe er sich bedient hatte und Thalia schien davon nichts zu merken. Sie betrachtete noch immer die bunten Bilder.
Dann hob sie eines hoch, was irgendwie seltsam schien. Es hatte keine Seiten wie ein Buch und war sehr leicht und flach. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie jemand das seltsame Buch öffnete und daraus eine Silberscheibe hervor holte. Eine wundervoll silbrig spiegelnde Scheibe. Sie ahmte das Gesehene nach und betrachtete sich in der Scheibe. Dabei wunderte sie sich, was diese wohl war. Duncan fragen wollte sie aber nicht. Er hätte sicherlich lesen können was auf der Hülle stand, aber sie war zu stolz, um ihm einzugestehen, dass sie nicht lesen konnte.
Duncan ließ unterdessen seine Blicke schweifen. Er bemerkte natürlich auch, wie einige der Frauen ihn ansahen. Überwiegend blass geschminkte Damen, aber auch einige andere. Teilweise offen mit einem Lächeln auf den Lippen und andere eher schüchtern. Besonders die Schüchternen waren meist reizvoll. Aber was dachte er da? Er war doch mit Thalia zusammen und fühlte sich mit ihr verbunden. Warum wollten seine Gedanken zu anderen Frauen schweifen?
Wieder sah er zu Thalia. Diese zuckte leicht zusammen, als er seine Hand erneut sanft auf ihre Schulter legte. "Was hast du denn da Schönes gefunden?"