Vulkane, Gletscher, weites Land - Volker Friebel - E-Book

Vulkane, Gletscher, weites Land E-Book

Volker Friebel

0,0
7,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Das Buch gibt Aufzeichnungen einer Reise von Santiago de Chile nach Süden, bis nach Ushuaia auf Feuerland wieder, wesentlich überarbeitet und erweitert. Im Zentrum steht das Erleben, die Auseinandersetzung mit dem Erlebten, die Vermittlung eines Eindrucks davon, was für ein Land das ist, was dieses Land mit uns macht. Das ist weniger ein Sachbuch, eher eine Erzählung der Wirklichkeit, die etwas vom Zauber dieser Landschaften vermitteln will, von ihrer wilden Schönheit und Einsamkeit, von der Art und Weise, wie sie mit uns zu sprechen bereit sind. Als Erweiterung zum Buch gibt es frei zugänglich eine Datei mit etwa 250 Fotos der Reise.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Volker Friebel

 

Vulkane, Gletscher, weites Land

Eine Reise durch Patagonien und Feuerland

 

Edition Blaue Felder, Tübingen, 2018 

 

 

Edition Blaue Felder,

Denzenbergstraße 29, 72074 Tübingen (Deutschland)

www.Blaue-Felder.de 

 

Text, Fotografie und Gestaltung: Volker Friebel

Lektorat: Elisabeth Menrad

Erstveröffentlichung: Januar 2018

Alle Rechte vorbehalten

ISBN PapierBuch: 978-3-96039-014-5

ISBN eBuch, epub-Format: 978-3-96039-015-2

 

 

Volker Friebel (*1956) ist promovierter Psychologe und Autor sowohl von literarischen als auch von fachlichen Veröffentlichungen. Er ist selbstständig tätig und lebt in Tübingen.

 

Zahlreiche Bücher zu den Themen des Autors, darunter auch Reisebücher, finden sich auf: www.Blaue-Felder.de   

 

Als Erweiterung dieses Buchs gibt es aufwww.Volker-Friebel.de unter „Dichtung“ frei zugänglich eine Datei mit etwa 250 Fotos der Reise. 

 

 

 

 

Inhalt

Vorwort  

Santiago de Chile  

Aus dem Smog  

Die Mapuche  

Lago Villarrica  

Vulkane  

Lago Llanquihue  

Puerto Montt  

Im Valdivianischen Regenwald  

Die Carretera Austral  

Puyuhuapi  

Lago General Carreras  

Über die Grenze in die Pampa  

Die Höhle der Hände  

Die Estancia  

Calafate  

Überraschender Ausstieg  

Gletscher  

Von Land zu Land ...  

Torres del Paine – und der Horizont  

Übersetzen auf Feuerland  

Legenden und Träume  

Durch das Darwin-Gebirge  

Ushuaia  

Krank in Buenos Aires  

Rückblende  

Kleines Glossar  

Zu Buch und Autor  

 

 
 

Die Karte zeigt die wichtigsten im Buch erwähnten Orte. 

Vorwort

 

Zwischen dem südamerikanischen Festland und dem südlich davon liegenden Inselgewirr, mit dem Amerika ausläuft, befindet sich eine Meerenge, die Magellan-Straße. Benannt ist sie nach Ferdinand Magellan, der mit fünf Schiffen die erste Weltumsegelung der Menschheitsgeschichte unternahm und hier im Jahre 1520 durchkam. Das Land am Nordufer der Meerenge nannte er „Patagonien“, nach einem Riesen in zeitgenössischen Rittergeschichten, da ihm die Indigenen von großer Statur schienen. Das Land im Süden der Meerenge nannte er „Feuerland“, der vielen Feuer wegen, die dort bei der Durchfahrt beobachtet wurden.

Heute sind Patagonien und Feuerland zwischen Chile im Westen und Argentinien im Osten aufgeteilt. Wichtiger noch als die Staatsgrenze sind die Anden: Von Norden bis Süden zieht die Kette der Berge durch das ganze Gebiet. Westlich der Anden ist es feucht, östlich von ihnen trocken.

Patagonien umfasst eine Million Quadratkilometer – ungefähr. Die genaue Größe liegt nicht fest, da es keine klare Abgrenzung nach Norden gibt. Patagonien ist das Land südlich des Río Bío Bío auf chilenischer und südlich des Río Colorado auf argentinischer Seite, heißt es manchmal. Gelegentlich wird heute Feuerland dazugezählt, meistens nicht. Jedenfalls ist es groß. Und die Bevölkerungsdichte ist mit etwa zwei Menschen pro Quadratkilometer gering. Die Landschaften Patagoniens sind vielfältig: grünes Hügelland, Regenwald, Flüsse, große Seen, Hochgebirge und die trockene Pampa.

 

Wir fahren im Bus einer Reisegruppe von Santiago de Chile nach Süden, bis nach Ushuaia auf Feuerland, der südlichsten Stadt der Welt. Über viereinhalbtausend Kilometer werden wir zurücklegen. Dieses Buch gibt Aufzeichnungen dieser Reise wieder, allerdings wesentlich überarbeitet und erweitert. Im Zentrum steht das Erleben, die Auseinandersetzung mit dem Erlebten, die Vermittlung eines Eindrucks davon, was für ein Land das ist, was dieses Land mit uns macht. Das ist also weniger ein Sachbuch, eher eine Erzählung der Wirklichkeit, die etwas vom Zauber dieser Landschaften vermitteln will, von ihrer wilden Schönheit und Einsamkeit, von der Art und Weise, wie sie mit uns zu sprechen bereit sind. 

 

Santiago de Chile

 

Ende der Nacht. Ich finde mich wieder auf einem Flug durch den Himmel. Durch das Fenster blicke ich nach draußen und sehe weitere Wunder.

Da sind unter uns die Wolken mit ihrer langsamen Bewegung, die niemand aufhalten kann.

Da ist, noch tiefer, weites Land.

Da ist ein Lichterbogen um die aufsteigende Sonne, der sich zum Kreis schließen will, über dem Wolkenmeer – und unter ihm, wo hier die Anden glänzen und dort die Gräser der Pampa mit der Verwandlung des Lichts beginnen.

Auch die Nachbarn sind erwacht und räkeln sich. Jeder hat seine eigene Geschichte und sein eigenes Ziel. Hier sind wir zusammen im Zauber.

 

Andacht der Wolken.

Ein Mann legt

seine Gebetsbänder ab.

 

 

Chile hat etwa die doppelte Fläche Deutschlands, bei nicht einmal einem Viertel von dessen Bevölkerung. Sechseinhalb Millionen Menschen leben in der Hauptstadt Santiago de Chile. Im gesamten Ballungsraum sind es mit acht Millionen fast die Hälfte aller Chilenen. Im Jahre 1541 von spanischen Eroberern gegründet und gegen heftige Widerstände der Indigenen behauptet, erstreckt sich Santiago am Río Mapochoin einem weiten Talkessel zwischen Küstengebirge und Anden. 

Auf dem Wohlstandsindikator der Vereinten Nationen liegt Chile bei den lateinamerikanischen Staaten an erster Stelle, in der Gesamtliste belegt es den 38. Rang, etwa zwischen Polen (das liegt besser) und Portugal (das liegt schlechter). 

Der Name „Chile“ stammt vermutlich aus einer indigenen Sprache und bedeutet dort „Ende der Welt“. Dieser Begriff wird uns die Reise über begleiten.

Wir landen im erwachenden Tag Santiagos. Ein Bus bringt uns vom Flughafen in unser Hotel. An manchen Straßen sind Baumalleen angelegt, oft aus Platanen. In den Grünstreifen zwischen den belebten Fahrbahnen liegen gelegentlich Menschen. Manche dösen einfach nur, andere sind offensichtlich obdachlos. 

Autoströme. Bettler und Verkäufer dazwischen. Ein normaler Werktag, obwohl viele Chilenen in den Ferien sind. Eine moderne Großstadt, grau und laut.

 

Jacaranda-Blüten ...

Ein Straßenverkäufer läuft

in den Autostrom.

 

Die große Stadt ist nicht unser Ziel, nur der Ausgangspunkt unserer Reise. Wir durchstreifen sie trotzdem. Wie kann man eine so große Stadt besichtigen? Was macht sie aus? Die Parks? Die Regierungsgebäude? Die Geschäftsstraßen? Die Wohnviertel? Die Straßenlokale? Alles davon, das Vielerlei, dem es schwer fällt, ein eigenes Gesicht zu entwickeln.

Die Luft ist schwer vom Smog, sie wirkt heiß und stickig, obwohl das Thermometer nur 25 Grad Celsius anzeigt. Es ist Anfang Januar, das ist hier, auf der südlichen Halbkugel der Erde, Sommer. Gelegentlich erscheint ein Stück blauer Himmel. 

Am Präsidentenpalast ein Brunnen, aus dem eine Taube trinkt. Über den Brunnenrand lehnt sich ein Mädchen, fährt mit der Hand durch das Wasser. Die Mutter zieht es zurück. Fahnen flattern im Wind.

Am Denkmal für Salvadore Allende (1908-1973) liegen Hunde und dösen. Zwei Polizisten stehen davor. Als sie sehen, dass wir fotografieren, gehen sie ein Stück zur Seite, zum Baum, der neben dem Denkmal blüht. Uniformierte stürzten den Präsidenten, Uniformierte bewachen nun sein Andenken. Und den Baum.

In der Kathedrale Schweigen und Licht. Schritte hallen. Das Christentum kam mit den spanischen Eroberern ins Land. Immer noch deutlich mehr als die Hälfte aller Chilenen sieht sich als katholisch an. Allerdings bezeichnen sich heute ein Viertel als atheistisch oder agnostisch. Das Gold der Kathedrale glänzt immer noch. Die Stille des Raums macht andächtig und weit.

Am Rand der Kernstadt liegt der Park Cerro Santa Lucía. Hier riefen die Spanier ihre Stadt aus. Die Indigenen nannten den Hügel, der den Park beherrscht, Huelén, das heißt Schwermut oder Schmerz. Ein schöner Ort. Mit Aussicht über das Häusermeer. 

 

Tauben lassen sich nieder

im Blütenbaum.

Wind vom Pazifik.

 

Weiße Kleeblüten.

Eine Frau liegt auf dem Bauch

im Smog.

 

Aus dem Smog

 

Sprühregen. Wir fahren auf der Ruta 5, der Panamericana, nach Süden, aus dem Smog Santiagos heraus. Das Grau ist nun Wasserdunst, das offene Land bringt uns in eine andere Weite als die der großen Stadt.

Ein Lastwagen mit Obst, Melonenblüten am Straßenrand, ein Stacheldrahtzaun, Stapel leerer Colakisten. Ist da, hinter den Hecken, der Zugang zu einem Lokal?

Wir fahren über den Río Maule. Wild strömt er! Die Brücke quert mehrere Arme. Bald wieder Weinfelder unter dem Himmel. Zwischen Wolken zaghaftes Blau. Doch schon die Vorberge der Anden verschwinden im Dunst. Die Andenkette selbst entzieht sich den Blicken.

Ein angenehmer Sommertag. Immer durchwoben vom Brausen des Motors. Immer im Menschenplaudern. Nie im Schweigen des Himmels.

An der Straße wird Mais angebaut, dahinter weiden Pferde. Eine Pappelreihe säumt den Bach. Überall, wo die Freiheit der Menschen sich ausbreitet: Zäune und Stacheldraht.

Lagerhallen. Riesige Stapel leerer Kisten. Ein Feldweg führt von der Straße in die Weite des chilenischen Zentraltals. Siloreihen an einem Gutshof. Bienenkästen. Die Flüsse und Bäche scheinen wenig bis gar nicht reguliert. Im wilden Wasser die Ruhe gespiegelter Wolken.

Es ist eine schöne Fahrt. Ich lasse mich wiegen von der Bewegung des Busses. Ich schaue und notiere Haiku.

 

Obstfelder.

Die bunten Kleider

der Pflücker.

 

Eine Baracke

im hohen, dürren Gras.

Leere Kisten.

 

Schilfgras.

Im stehenden Wasser spiegelt

die Stille.

 

Strohreihen.

Die Bedürfnislosigkeit

der Wolken.

 

Bunter Markt.

Die alte Señora – starr 

an Ständen vorbei. 

 

Wir schlendern über den Markt von Chillán, einer Stadt mit etwa 170.000 Einwohnern. Erdbeeren und Orangen: Wir haben sie gegessen. Aber die in Deutschland, aus Chile importiert, schmecken besser. Die letzte Süße muss durch die Überfahrt kommen. 

Ich stelle mir vor, wie das Obst in großen Schiffen die Fahrt übers Meer antritt. In den Schiffsbäuchen lagern Zuckerrohr und Kartoffeln, auf dem Oberdeck räkeln sich Erdbeeren und Orangen auf Liegestühlen unter Sonnenschirmchen und lassen sich verwöhnen, bis sie zuckersüß sind.

---ENDE DER LESEPROBE---