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Das siebte Buch der grossen kenyanischen Familien-Saga, erzählt vor dem Hintergrund wahrer geschichtlicher Begebenheiten. William Shrimes kam 1939 nach Kenya, hatte kaum Geld, aber einen Traum. Er wollte einen Bauernhof aufbauen. In mühevoller Kleinarbeit schaffte er es - die Shrimes-Farm entstand. Nach seinem Tod verwaltet James, sein Sohn die Farm. In Tyler Shrimes, seinem Neffen, fand James einen würdigen Nachfolger. Nach den Wahlen 2013 hoffen alle, auch James, dass allmählich eine Wende im Staat stattfindet. Das politische nicht funktionierende System ist jedoch nicht sein grösstes Problem, sondern der Erhalt der Shrimes-Farm mit all seinen Ländereien. Er weiss, dass davon die Lebensgrundlagen für viele Familien abhängen. Daneben fühlt er sich immer unwohler, da er ahnt, auch seine vierte Ehe ist beendet. Nur dann entwickelt sich nicht nur sein Leben innerhalb von wenigen Monaten alles in etwas Positives.
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Seitenzahl: 1488
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Angelika Friedemann
Weiße Hand - Schwarze Hand
Kawia ufike
Impressum
Copyright: © 2023. ISBN: 9783752642728. Alle Rechte am Werk liegen bei Angelika Friedemann, Herrengasse 20, Meinisberg/ch
Das Werk einschließlich aller Inhalte ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder Reproduktion (auch auszugsweise) in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie oder anderes Verfahren) sowie die Einspeicherung, Verarbeitung, Vervielfältigung und Verbreitung mithilfe elektronischer Systeme jeglicher Art, gesamt oder auszugsweise, ist ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung untersagt. Alle Übersetzungsrechte vorbehalten.
Autor: Angelika Friedemann, [email protected]
Bild: piqs.de., Fotograf: Sergio, Titel: The heat that break
Penye nia pana njia.
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Umoja ni nguvu, utengano ni udhaifu.
Gemeinsam sind wir stark.
*
James hörte seinen Sohn Rhys und seinen knapp zweijährigen Enkel, Liam, schon von weitem Lachen. Gleich besserte sich seine Laune. Die beiden Knirpse erspähten ihn, kamen wie immer plappernd, Rhys, auf allen vieren kriechend, näher. Liam fiel prompt hin, blieb auf dem Po sitzen. Nun fing der Zwerg an, zu schimpfen, wie James vermutete.
„Bwana mdogo, pole“, lachte er, strich beiden über die Haare. „Ich bin völlig verdreckt und muss kurz duschen. Danach habe ich Zeit für euch. Wo ist Kaka?“
Sie deuteten irgendwohin und er nickte nur.
In der Küche werkelte Elaine. Er gab ihr einen flüchtigen Kuss und sie verzog sofort das Gesicht. „Du riechst unangenehm. Was hast du angestellt?“
„Runo hat die letzten drei Kamele verkauft, nur die wollten nicht in den Wagen, diese störrischen Viecher. Die schreien dich taub, treten, beißen, pinkeln, alles gleichzeitig.“
Elaine verkniff sich ein Lachen. „Die Klamotten gleich in die Maschine. Wasche ich besser separat.“
Er holte eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank, öffnete, trank die Hälfte.
„Wo sind Lara und Gerret?“
„Sie absolvieren in der shule Gartendienst und Kaka ist mit.“
„Ärgert er wieder die Ziegen, ist Elimu nachher hier. Vorgestern suchten sie drei Stunden die Viecher zusammen. Gehe ich duschen. Die Schuhe verbrenne ich bei Gelegenheit. Die waren eh schon kaputt.“
Der 62-jährige James Shrimes strich über seine vollen dunkelbraunen Haare, die nur seitlich von einigen silbernen Strähnen durchzogen wurden. Das Alter sah man ihm nicht an. Durch seine drahtige Figur, die wenigen Falten in dem stets gebräunten Gesicht, der geraden Haltung, wirkte er um Jahre jünger. Ein Erbe meines Vaters pflegte er zu antworten, wenn man ihn darauf ansprach.
Endlich kehrte Ruhe ein, da die Kinder schliefen.
„Was ist heute los, außer dass dich die Kamele ärgerten?“
„Wir müssen den Anbau umstellen, sonst verdient Tyler nie einen Pesa für Ersparnisse, seine Kinder. Es regnete in den letzten Wochen nur wenig und viel mehr ist nicht in Sicht. Wir müssen uns jetzt auf die Klimaveränderungen einstellen und nicht erst, wenn alles den Bach heruntergeht. Das angebaute Getreide reicht für den Eigenbedarf und für die von uns belieferten Lodges, die Freunde, falls die Ernten nicht rückläufig werden. Der Verdienst nach Abzug alles Kosten ist gerade genug, das sie davon leben können, wenn nichts Außergewöhnliches geschieht. Große Sprünge können sie damit nicht machen. Die Kaffee-Ernte eher spärlich und die Preise sind generell nicht gerade hoch. Wo er noch gut mit verdient ist die Baumwolle. Ziehst du Steuern, Transportkosten, Samen, Futter, Personalkosten, Rücklagen für Ersatzteile, Außergewöhnliches, Krankenkosten ab, schmilzt die Summe zusammen. Mehr als zwei, drei Millionen bleiben da im Jahr nicht zum Sparen übrig. Kommt nur einmal eine mittlere Katastrophe, sind die wenigen Pesa auch fort.“
„Was sagte er dazu?“
„Sind meine Gedankengänge.“ Er lehnte sich zurück, streckte die langen Beine aus. „Wenn du jeden Tag 14 Stunden arbeitest, möchtest du wenigstens etwas Geld verdienen. Ganz abgesehen davon, sehe ich den Fortbestand der Shrimes-Farm gefährdet. Setzen sich diese Klimaveränderungen weiter fort, das werden sie, da niemand etwas dagegen unternimmt, die Politiker nur hohle Phrasen verkünden, werden die Probleme Jahr für Jahr größer. Da wirft irgendwann jeder das Handtuch. Dem möchte ich vorbeugen.“
„Was hast du im Sinn?“
„Noch nichts Konkretes. Der Kaffeeanbau wird eingestellt. Wir haben genug Schwierigkeiten im Land zu bewältigen und da möchte ich ansetzen. Minimal etwas für den Export. Dafür bauen in unserem State die Ausländer schon zu viel an.“
„Nur da bleibt nicht viel übrig, was die Menschen bezahlen können.“
„Ist korrekt, nur bei Baumwolle ist es so, da diese im Land verarbeitet wird. Ergibt wiederum Arbeitsplätze. Weißt du, ich möchte das Tyler und Audrey mit der Bewirtschaftung der Farm angemessen verdienen. Arbeitet jemand sagen wir rund 400 Stunden im Monat, teilweise sogar schwer, muss ein entsprechender Verdienst sein. Es kann zwar ein Jahr weniger sein, aber das konnte Dad in anderen Jahren durch eine bessere Ernte wieder reinholen oder er griff Rücklagen an. Auf der anderen Seite möchte ich, das, was wir anbauen, soll unseren Leuten helfen, egal in welchem Bereich. Rindfleisch und Hühner liefern wir an verschiedene Hotels und Lodges. Da kann man ein wenig expandieren, aber das hält sich in Grenzen. Die Preise sind dabei relativ stabil, auch wenn sie im Markett in den letzten zwei Jahren förmlich explodiert sind. Haben diese eventuell einen höheren Bedarf, kein Problem, schlachten wir ein Rind oder zwanzig Hühner mehr. Da ansetzen - sinnlos. Bleibt ergo nur ein veränderter Anbau. Das werde ich auch nicht von heute auf morgen ändern, nur in absehbarer Zeit. Jetzt ist generell alles gepflanzt.“
„Wie wäre es mit einem kleinen Stück Roggen“, schmunzelte sie.
„Wie kommst du auf Roggen?“
„Wegen des Brotes. Ich mag kein weißes Brot mehr sehen, sondern möchte zur Abwechslung Vernünftiges essen.“
„Wenn du es backst, bekommst du Roggen. Das ist nun kein Problem. Rufe ich morgen an, damit sie uns Samen schicken.“
„Meinst du das im Ernst?“
„Natürlich. Solche Dinge sind Probleme, die wir nun relativ fix lösen. Meine Verwandtschaft in Europe freut sich immer, wenn sie helfen können. Dafür zeige ich ihnen die Schönheit Kenyas. Meine leibliche Mum war hier und wir saßen alle im Garten. Sie äußerte in etwa, es gebe drei Dinge, die sie zuweilen im alten England vermisse: Die Sonne und der wenige Regen, die Leoparden, waren stets ihre Lieblingstiere und das Brot aus dem Dorf. Eve lachte und meinte dann zu Charlotte, die mit säuerlicher Miene stets böse Mary anblickte, ich sage es dir immer, das Brot von ihnen schmeckt besser. Dad grinste, sie werfen das auch in der Asche hin und her. Wir Männer haben schallend gelacht, während sich Sela und Nyala etwas zurückhielten. Meine Mum bekam von da an, jeden Morgen Brot von drüben; bei Charlotte hatte sie von dem Augenblick an schlechte Karten. Mary führte mehr oder weniger Brötchen bei ihnen ein. Der gleiche Teig nur die Dinger eben kleiner formen.“
„Weißt du, ich bedauere es bisweilen, dass man nicht zu dieser Zeit lebte. Menschen neu erforschen, Gebiete urbar machen, ohne dass du Millionär sein musstest. Heutzutage ist es doch nur eine Frage des Geldes, der Skrupellosigkeit. Ja, ich weiß, war es damals dito.“
„Nur du musstest kein Geld haben, sondern lediglich ein Gewehr.“
„Du bist sarkastisch. Warum lässt du nicht mehr Roggen anbauen, James? Den könntet ihr an die Lodges und Hotels verkaufen, damit sie den Gästen andere Brötchen vorsetzen können.“
„Überlegenswert. Nur das umfasste lediglich ein Feld. Muss sich Tyler mit den Hotels in Verbindung setzen, ob sie daran Interesse zeigen.“
„James, warum managst du das nicht? Du kennst die Leute, hast einen Draht zu ihnen. Wenn du mit ihnen redest, besitzt das doch ein anderes Gewicht. So wie sie deinem Abuu vertrauten, ist es mit dir. Dein Wort ist mehr Wert, als alle Verträge.“
Er zündete zwei Zigaretten an, reichte ihr ein. „Nett gesagt, nur Tyler muss sich das Vertrauen erarbeiten. Was ist, wenn ich morgen nicht mehr da bin? Für mich war es immer einfach, weil ich eben Williams Sohn bin und nie jemanden all die Jahre betrog. Tyler muss sich das schnellstens erarbeiten, lernen: Hier zählt bei den Einheimischen, egal ob Schwarz oder Weiß, noch ein Handschlag, das Wort. Einmal Beschiss und du kannst für immer einpacken.“
„Dann mach es mit ihm noch eine Weile zusammen, damit sie sehen, auch diesem Shrimes können sie vertrauen. In Nairobi haben sie zwanzig Schweine vor das Parlamentsgebäude getrieben, dazu literweise Blut dort ausgekippt.“
„Was haben sie?“, lachte er.
„Einer tobte dabei, wir schütteten das Blut aus, um zu zeigen, dass die Abgeordneten gierig wie Schweine sind. Er wurde natürlich umgehend festgenommen. Ein anderer Mann tobte, wir müssen dieses widerliche Verhalten der Leute, die an der Macht sind, bekämpfen.“
„Recht haben sie. Es ist eine Unverschämtheit, wie sich die Abgeordneten die Taschen vollstopfen; 850.000 Shilingi für ihre schlechte Arbeit einsacken. Wenn das Uhurus neue Politik wird, haben wir den falschen Mann gewählt.“
„In der Beziehung sind sie nur alle gleich.“
„Hapana“; erwiderte er mit stahlharter Stimme, die keinen Widerspruch erlaubte. „Ein Uhuru Kenyatta muss da nicht nur mit gutem Beispiel vorangehen, sondern dieser Geldgier Einhalt gebieten. Er ist der Präsident von allen Kenyanern und die plagen oftmals Hunger, Durst, Arbeitslosigkeit, fehlendes sauberes Wasser, neben hundert anderen Dingen.“
Er ging hinaus, wo er eine Zigarette rauchte, über so viel Unverstand den Kopf schüttelte. Traurig das man so etwas überhaupt erwähnen musste.
*
Die Sonne lugte noch zaghaft in das Fenster. Er streckte sich ein wenig, trat hinaus. Der Horizont leuchtete in einem warmen Dottergelb, dazu ein leicht rotstichiges Orange und Rot. Wie ein hellroter Ball tauchte sie aus der Nacht auf. Nicht mehr lange und das große Sonnengelb würde heiß und gleißend vom Himmel auf die Erde strahlen. Aus den Bäumen klang ein munteres Gezwitscher, Gezeter, Gepfeife und Trällern zu ihm. Ein angenehmer Duft lag in der Luft. Es roch leicht balsamig nach Oleander, süßlich nach Bougainvilleas, ätherisch nach Zedern. Er zog mehrmals die frische Luft ein, bevor er sich dem neuen Tag widmete. Mit einem großen Pott Kaffee in der Hand, ständig an dem heißen Getränk nippend, ließ er die Hühner heraus, wobei ihn wie stets Kaka, der Hund, begleitete. Er warf ihnen Körner hin, schaute nach den drei Kälbchen.
„Du machst keine Dummheiten. Ich muss los“, sprach er mit dem Hund eine Stunde später.
Er stand um sieben Uhr parat, wartete auf die Wagen der KWS-Ranger. Heute sollten endlich die drei chui kommen. Zwei Weibchen und ein Männchen. Die Leoparden waren die Letzten der neuen Tiere, die den Wildpark bereichern sollten.
Das Land hatte sich vollkommen, nach der dummen Einzäunung seitens Dans, erholt. Ngatia, das Löwenmännchen aus dem Amboseli-Nationalpark hatte sich sehr gut eingelebt, Nachwuchs gezeugt. Nun konnte er sagen, diese Rasse würde noch für eine Weile Fortbestand haben. Nicht nur die Viecher litten seinerzeit massiv unter dieser Einzäunung, selbst die Vegetation war durch zu viele Tiere, auf zu engem Raum, dahin gewesen. Ein Tiersterben setzte ein, welches die Jungtiere dahin rafften. Es war ein scheußlicher Anblick gewesen. Alle Zäune wurden damals umgehend weggerissen. Unzählige Kadaver, die nicht einmal die Löwen anrührten, lagen überall herum, waren mit Fliegen, Käfern übersät gewesen. Der Gestank mehr als bestialisch. Selbst die Vögel näherten sich dem Aas nicht mehr. Davon war heute nichts mehr zu erkennen. Saftiges Grün, reichhaltige Vegetation, gesunde, wohlgenährte Tiere. Der von ihm angelegte Teich führte derzeit genug Wasser. Da konnten alle saufen, sich baden.
James bemerkte sofort, dass die drei Löwen-Weibchen noch fehlten, und suchte daher die weitere Umgebung ab. Die Löwinnen schleppten ihren Nachwuchs ständig woanders hin. Dieser Instinkt, so ihre Nachkommen zu beschützen, war ihnen angeboren. Sollten alle Jungen durchkommen, gab es sechs, sieben oder mehr neue Nachfahren von Ngatia und er hoffte, dass mindestens ein Männchen dabei war. Er sah die Babys stets nur durch das Fernglas. Sechs Tiere wusste er definitiv, aber er war nicht sicher, ob er immer alle entdeckte. Es würde noch einige Wochen dauern, bis die Löwinnen mit ihren Sprösslingen zu Ngatia und den übrigen Löwinnen zurückkehren würden.
Er beobachte die Mutter, die gerade liebevoll ihr mtoto putzte. Ein anderes Baby tapste vorsichtig durch das Gras. Als er vor wenigen Tagen seine Enkel mitgenommen hatte, wollte Lara sofort eins mitnehmen, weil die so süß seien. Eine Weile schaute er Mutter und Kindern zu. Sie hatte wirklich zwei Babys, sonst wäre ein weiteres aufgetaucht.
Mutter Nummer zwei lag schlafend im Gras, von ihrem Sprössling weit und breit nichts zu sehen. Aber es musste zumindest eins geben, sonst wäre sie zum Rudel zurückgekehrt. Diese Löwin hatte er noch nie mit einem Baby gesehen, da sie das oder die anscheinend sehr gut versteckt hielt. Er wartete eine Weile, aber nichts bewegte sich. Er grübelte, wie er sie überlisten konnte. Zu allen möglichen Zeiten hatte er sie gesucht und gefunden, nur nie ein Baby gesehen. So viel schlafen taten Löwenbabys nun doch nicht. Seine Vermutung war, hörte sie ein Auto, musste das Baby weg. Da dort viel Gesträuch wuchs, eine perfekte Versteckmöglichkeit. Er wartete und wartete - vergebens.
So suchte er die dritte Löwin, deren drei watoto spielten.
Auf der Rücktour hielt er bei dem neuen Ngatia, der dösend unter einem Baum lag, kurz zu ihm schaute. Er stieg aus. Seit die neuen Löwen da waren, musste er vorsichtiger sein, da sich diese erst allmählich an ihn gewöhnten. Gerade in den ersten Wochen waren die sofort auf ihn losgegangen, sobald er sich in ihre Nähe bewegte. Ngatia brüllte zwar, veranstaltete Drohgebärden, aber das beeindruckte seine Weiber nicht besonders. Erst peu á peu akzeptierten die sein Erscheinen. Selbst das Löwenmännchen reagierte am Anfang aggressiv auf ihn. Der hatte anscheinend vergessen, dass er ihn als mtoto gestreichelt hatte, so wie seinen Bruder, den seine Tochter, im Alkoholrausch erschoss.
Heute jedoch blieben sie liegen. Anscheinend waren alle faul und satt. Er schlenderte sehr langsam in ihre Richtung, blieb stehen, wartete eine Weile.
Er wurde belohnt, als Ngatia sich irgendwann träge erhob, seine schwarze Mähne schüttelte, lange gähnte, bevor er sich gemächlich in Bewegung setzte. James hockte sich hinunter, sprach leise, ließ dabei jedoch nie die Löwinnen aus dem Auge. Die setzten sich auf, schauten zu, was da passierte.
Ngatia blieb vor ihm stehen, schien auf seine Worte zu lauschen, erst dann trat er zu James, rieb seinen Kopf an James Schulter, bevor er ihm einen Schubs gab, dass der auf dem Hintern saß. Er legte ihm eine Tatze auf die Schulter, gähnte nochmals.
„Du stinkst. Wieder keine Zähne geputzt“, amüsierte sich James, zog die Beine an, kraulte in der Mähne, bevor er ihn seitlich am Bauch streichelte. Sofort legte der sich hin, da er es liebte, und James tat ihm den Gefallen, massierte dessen Bauch.
Die Löwinnen standen auf, wagten die ersten Schritte in seine Richtung. James redete leise mit Ngatia, erhob sich. „Ich muss gehen, sonst bekomme ich Ärger mit deinen Weibern.“
Das Männchen blieb liegen, während er langsam Schritt für Schritt rückwärts zu dem Jeep ging. Er stieg ein, da waren sie schon bei ihrem Pascha angekommen, beschnupperten den, der ein tiefes Grollen von sich gab, sich zur anderen Seite drehte, aufsetzte, gähnte, bevor er brüllte und zu seinem alten Platz trottete.
Er nahm das Fernglas hoch, schaute zu den anderen Herdentieren. In wenigen Tagen würden viele Babys auf die Welt kommen. Alle hatten sich gut eingelebt. Der Wildpark seines Dads war neu erblüht.
Er fuhr an den Rand des Gebietes, wartete auf die Ranger. Diese neuen Tiere, deren Umsiedelung, kostete ihn eine große Stange Geld, aber das war es ihm wert. Heute nun der Höhepunkt und darauf freute er sich.
Er sah die drei Autos bereits, da sie Staub aufwirbelten, obwohl sie gewiss langsam fuhren. Eigentlich sollte es um diese Jahreszeit nicht so trocken sein, seufzte er, da sofort alle Probleme wieder da waren.
Er begrüßte Naido und Zikomo, die beiden KWS-Ranger mit Umarmung, die anderen vier Männer mit Handschlag. „Freust du dich?“
„Wie ein Kind, wenn es die Geschenke erblickt.“
Sie gingen zu der Ladefläche und er schaute die Raubkatze an, die sich nervös in dem Käfig drehte, fauchte.
„Ein staatlicher Kerl“, stellte James mit belegter Stimme fest, auch ein wenig überwältigt.
„Lassen wir ihn zuerst raus. Alle in Deckung.“
Einer der Männer kletterte auf das Dach des großen alten Jeeps, während die anderen alle in die Autos verschwanden. Nun zog der Mann an einem dicken Seil und sofort sprang der Leopard heraus und rannte blitzschnell davon.
„Den chui siehst du heute vermutlich nicht mehr“, lachte Zikomo, ein Maasai und der Bruder seines Freundes Nassir.
James verfolgte die Katze kurz mit dem Fernglas, dann war er verschwunden.
Sie stiegen aus und James betrachtete die Weiber. Die Ältere hatte es ihm sofort angetan. Es war etwas in ihrem Blick, was er nicht erklären konnte.
„Sie wird bald fünf, die Hintere ist drei Jahre alt“, erklärte Naido. James hätte fast die Hand nach ihr ausgestreckt. Er schaute sie nur an und sie ihn, wie es schien, da sie stehen blieb. Es waren nur wenige Sekunden, dann erklang laut ihr Fauchen. Zuri taufte er sie in dem Moment.
„Entlassen wir sie in die Freiheit“, gab Zikomo das Zeichen.
Zwei Minuten später war nichts mehr von den Neuzugängen zu sehen.
Die zwei größeren Autos fuhren sofort zurück, während die drei Männer noch eine Weile herumspazierten.
„Wie entwickeln sie sich sonst?“
„Prächtig. Im letzten Monat tauchten hier urplötzlich zwei Zebramännchen auf. Keine Ahnung, woher sie kamen. Es gab Beißereien und Getrete. Nun sind viele trächtig. Die Impalas haben sich ebenfalls gut vermehrt. Nur die Antilopen tun sich noch etwas schwer. Dafür sind mindestens sechs watoto wa simba geboren worden. Ich schätze, sie kehren in Kürze zum Rudel zurück. Bei der einen Löwin sieht man nie, wie viele sie wirklich gebar. Nur leben muss zumindest eins, sonst wäre sie zum Rudel zurückgekehrt.“
„Sind sie in der Nähe der Steinhügel?“
„Hapana, drüben zwischen den Bäumen. Weit davon entfernt. Dann hätten die chui warten müssen. Wir haben dort in den letzten Wochen einige riesige Brocken mit dem alten Trecker hingekarrt. Der ist generell Schrott und die Steine lagen eh nur im Weg, weil die niemand transportieren konnte. Nun finden sie da genug Verstecke für ihre watoto und zwei gute Aussichtsplattformen.“
„Kann es sein, dass ihr irgendwie wazimu seid?“, lachte Zikomo, zündete eine Zigarette an. „Höhlen bauen für ein paar chui.“
James grinste leicht verlegen. „Ergab sich so. Wir haben drüben einen schmalen Graben gebuddelt, damit Wasser vom Uaso, einem Seitenarm des Ewaso Ngiro in den Teich fließt.“
„Aber jagen tun sie noch allein? Gib mir bitte das Fernglas“, streckte Naido die Hand aus.
„Ndiyo.“
„Da ist das Löwenmännchen. Er scheint uns zu wittern, da er aufgeregt hin und herläuft. Die Weiber sehe ich nicht.“
„Vorhin haben alle halb gepennt.“
„Und du hast den Pascha gestreichelt“, mutmaßte Naido lachend, während er die weite Fläche begutachtete.
Er spazierte zu seinem ehemaligen Elternhaus, in dem jetzt Tyler Shrimes mit seiner Familie lebte. Er war der Enkel vom Bruder seines Dads. Von außen sah es so aus, wie zu Williams Lebzeiten, nur das die Vegetation heute noch üppiger wuchs. Eve, seine Stiefmutter, hatte den stets gepflegt und gehegt. Er sah wunderschön aus: Rhododendron neben wilden Bambus, Hibiskusbüsche wuchsen angrenzend an Zitronenbäumchen, buschigen, großen blauen Jacarandabüschen und riesige Kokosbäume, Bougainvilleas, abwechselnd dunkelrosa und weiß blühend, umsäumten Korbstühle mit gelblichen Polstern, die von der Sonne ausgeblichen waren. Die Jacaranda blühten dieses Jahr noch, verzauberten alles in ein wahres Blumenmeer. Drei Mikarafuu Nelkenbäume, standen am Rand dieses Blumenmeeres. Die rochen zu bestimmten Zeiten so penetrant, dass man Reißaus nahm, aber Eve hatte sie geliebt. Seine Mum hatte seinem Dad immer wieder Pflanzen geschickt, falls der welche wollte.
Tyler erwartete ihn draußen, fegte die Steine, die im Laufe der acht Jahrzehnte, alle Ecken und Kanten verloren hatten, heute eher wie ungeschnittene Steinplatten aussahen. Eine große Fläche der Shrimes-Farm war extrem steinig gewesen, als William seinerzeit das erste Areal von den Briten kaufte. Man warnte ihn davor, aber das hatte ihn nicht abgeschreckt. Er sah die beiden Flussläufe, entschied sich deswegen für das Terrain, zudem weil es billig war. Der Junge hatte kein Geld und so bekam er viel Land für seine Pound, anders als im Rift Valley. Welche Hindernisse er dabei aus dem Weg räumen musste, bemerkte er erst, als er mit einem geliehenen Pflug pflügen wollte. Steine über Steine. Die zwei Viecher schafften es nicht, die Felsbrocken seinerzeit rauszuziehen, also hieß es buddeln, dann mit mehreren Männern die ein wenig bewegen, damit sie nicht im Weg lagen. Das waren jene Steine, welche er nun für die chui verwendete. Man benötigte einen Teil bei dem späteren Hausbau. Andere wurden für einen Weg zum Haus benutzt und sehr große dienten als Befestigung, damit bei starkem Regen der Hügel nicht abrutschte. Erst viele Jahre danach baute man mit ihnen einen neuen Pfad zu seinem Elternhaus und dem Friedhof.
„Jambo, was habt ihr für ein Problem?“, begrüßte er den 35-jährigen Mann, dem man die Shrimes-Gene ansah. Ihm fehlte allerdings die Durchsetzungskraft, welche besonders James auszeichnete, die schon bei William stark ausgeprägt war.
„Zeige ich dir. Sind die chui da?“, stellte er den Besen an die Seite.
„Angekommen und verschwunden. Ich fahre abends hin, suche sie.“
Sie folgten dem Pfad auf großen Steinplatten. Auch der Weg wurde von weiteren Sträuchern und lila blühenden Rhododendron gesäumt.
Sie landeten in dem Nutzgarten. Hier gab es Kräuter, einen Gemüsegarten und etwas entfernter zahlreiche Obstbäume. Alles Eves Werk und zum großen Teil selber aus Samen gezüchtet. Die Pflanzen waren jetzt teilweise abgedeckt, da man so ein Austrocknen der Erde, solange die Sonne darauf schien, vermeiden wollte. Nur eine Fläche war frei und James sah es sofort. Die Bohnenpflanzen mickrig mit braunen Spitzen. Er hockte sich hinunter, zupfte eine heraus.
„Die Wurzeln sind weggefressen“, stellte er etwas erstaunt fest, riss noch eine aus dem Inneren des Beetes. „Das ist Neuland. Da müssen irgendwelche Nager am Werk sein. Sind nur die Bohnen betroffen?“
„Ich habe gestern Abend die anderen kontrolliert, nichts. Eventuell haben sie sich erst an denen vollgefressen.“
James stand auf. „Das Thema Bohnen erledigt sich somit von allein. Rupf den Mist raus. Du musst wissen, was da für Viecher sind, bevor du Neues anpflanzt, vor allem verhindern, dass die im Weiteren Umkreis alles kahl fressen. Du bist der Agrarbiologe. Was kann man da hinstreuen?“
„Wenn ich wüsste, was es für Viecher sind, könnte ich dir die Frage beantworten.“
„Da bin ich überfragt. Wir erlebten alle möglichen Viecher, Plagen, aber noch nie dabei waren gefräßige Erdbewohner, die auf Wurzeln stehen. Müssen wir Fara fragen, ob es dafür dawa gibt.“
„Gibt es hier Maulwürfe?“
„Ich habe von denen noch nichts gehört. Wie gesagt, so etwas gab es in achtzig Jahren noch nie. Nur irgendetwas in der Art muss es sein oder eine Krankheit, welches die Wurzeln absterben lässt. Stimmte etwas mit dem Samen nicht oder so. Tyler, egal wie, das Zeug muss raus. Ein wenig können die Ziegen fressen. Falls die nichts davon kriegen, bekommen sie den ganzen Mist. Verwendeten sie drüben den gleichen Samen?“
„Ndiyo wir haben einen großen Sack gekauft und geteilt. Machte dein Dad auch immer so.“
„Gehen wir hinüber und fragen nach. Anschließend Fara.“
Sie spazierten zum Dorf. James grübelte dabei, war ratlos.
„Hast du Käufer für die Stiere gefunden?“
„Ndiyo, dafür gibt es viel Shilingi, da sie jeder wollte und deswegen jeder höher bot. War eine gute Idee von dir, alle Nachbarn auf einmal zu bestellen.“
„Dad sagte stets, man muss die Gier der Menschen ausnutzen. Wann werden sie abgeholt?“
„Nächste Woche. Den neuen Kälbern geht es gut. Jonas hat sie gestern alle geimpft. Zwei Kerle habe ich davon verkauft. Der Sommerthen fragte, ob er welche kaufen kann, da er die mit seinen kreuzen will.“
„Die Urviecher von den heutigen Herefords stammen zum großen Teil von seinem Babu. Neues Blut ist immer gut.“
„Ich sollte mir einen Jungbullen von woanders holen, habe ich überlegt.“
„Dann mach es“, erwiderte James bereits leicht genervt. „Was ist mit den Ziegen und Schafen?“
„Bis auf je einen Bock und vier junge Weiber alle verkauft. Sagtest du ja.“
Sie überquerten die schmale Holzbrücke, die über den Uaso River führte. Der Wasserspiegel war noch fast normal, wie James zufrieden feststellte.
„Audrey war gestern, mit den Kindern schwimmen. Angeblich haben sie da Fische gesehen.“
„Die schmecken gut. Wir haben die bisweilen gegrillt. Solange man da noch Fische sieht, ist alles in Ordnung.“
„Wie holt man die da heraus?“
„Fangen. Schau im Schuppen nach, da ist so alte löchrige Folie. Einer rechts, einer links und die Fische schwimmen dagegen. Der Dritte holt die Größten mit den Händen heraus. War für uns Kinder früher ein riesiger Spaß, wenn sie noch im Eimer zappelten. Charlotte meckerte, wenn sie denen eine über die Birne hauen musste.“
„Damit darf ich Audrey nicht kommen. Tot müssen die Viecher sein, sonst wirft sie die wieder ins Wasser.“
James lachte. „Mein Abuu erzählte, er fischte. Meine Mum sieht die zappelnden Viecher, kippt den Eimer im Uaso. Er tobte. Damals hatte er noch nicht die Idee mit der Plane, sondern sie standen im Wasser und griffen zu. Elaine dürfte ich auch keinen zappelnden Fisch anbringen. Sie würde niemals ein Vieh töten, lieber verzichtete sie auf Fleisch oder Fisch.“
„Essen wollen sie es aber. Schlachten sollen wir.“
„Wir sind eben die gefühlskalten Wesen.“
Sie gingen schnurstracks zu den Feldern und hier sahen die Pflanzen gesund aus, waren bereits hoch gewachsen.
„Bist du sicher, die stammen von dem gleichen Samen?“, erkundigte sich James. Er bückte sich, zog eine Pflanze heraus, aber da sah alles gesund aus. Er setzte sie wieder hinein, drückte sie fest.
„Ndiyo!“
„Gut, fragen wir vorsichtshalber David oder Elimu. Ergo stimmt drüben etwas nicht. Hast du die Erde untersucht?“
„Du meinst den pH-Wert? Ich habe meinen Bruder angerufen, damit er mir da etwas schickt.“
„Bekommt man in Nairobi. Was ist mit irgendwelchen Krabbelviechern?“
„Nichts, da habe ich nachgesehen, verschiedene Proben genommen und unter mein kleines Mikroskop gehalten. Nichts wuselt.“
„Es muss aber etwas sein. Vielleicht liegt es doch am Boden. Das muss schnellstens erkundet werden, sonst können wir zur nächsten Regenzeit dort nichts anpflanzen. Normalerweise haben wir hier so zwischen 5,8 und 7, je nachdem, wie gedüngt wurde.“
Elimu Kuoma, der 72-jährige Dorfvorsteher, kam ihnen entgegen. „Jambo!“
„Jambo! Habt ihr Probleme mit den Bohnen? Drüben sind die Wurzeln alle weg.“
„Nichts. Sie wachsen sehr gut. Tyler, du hast doch den gleichen Samen wie wir gehabt, oder?“
„Ndiyo, trotzdem.“
„Gehe zu meiner Schwester, sie mischt dir Tee, den musst du darüber gießen. Vielleicht kannst du noch etwas retten.“
„Tee?“
„Ndiyo. Fara mischt dir etwas zusammen, kochte es auf und sobald es etwas abgekühlt ist, musst du gießen.“
„Tyler, soll sie dir kochen. Viel davon. Eventuell kann man noch etwas retten“, James sofort. Er hatte immer gute Erfahrungen mit der jeweiligen Heilerin gemacht. Gerade bei kleineren Wehwehchen ging er nie zu einem Daktari, sondern zu Fara. So war es auch bei Tierkrankheiten. Nur bei den Pflanzen kam vermutlich jede Rettung zu spät. „Nimm aber vorher Erdproben und welche danach. Eventuell kann man daraus etwas ableiten.“
Madaha eilte zu ihnen. „ Jambo James, auf deiner shamba liegt ein Fluch. Heute flogen Geier über dem Haus des Mzee.“
James rollte mit den Augen. Diesen Hokuspokus glaubte er nicht. Trotzdem fragte er ehrerbietig den Mondomogo: „Was bedeutet das?“
„Ein Thahu liegt über der shamba.“
„Wie beseitigen wir das Thahu?“, versuchte er, ernst zu bleiben.
„Komm morgen früh vor Sonnenaufgang zu mir und bringe die junge Memsaab mit. Sie hat es ausgelöst.“
„Audrey?“
„Ndiyo.“
„Und eine Ziege vermute ich?“
„Wir nehmen eine von mir, da wir die am Wochenende sowieso schlachten wollen. Meine watoto kommen.“
„Komme ich mit Audrey“, versprach er, da er den entsetzten Blick von Elimu bemerkte. Vor einem Thahu hatten alle Angst, selbst heute noch. Nix da - gute Christen.
Auf dem Rückweg erzählte er Tyler davon. „Sage deiner Bibi, um halb sechs hole ich sie ab.“
„Sie erklärt mich für bozi.“
„Egal, um halb sechs. Sind wir eben bozi, aber die Dorfbewohner können wieder ruhig schlafen. Das macht heute noch die Runde und alle meiden Shrimes-Gebiet. Jonas hat heute früh Feierabend“, amüsierte sich James, zündete eine Zigarette an, reichte Tyler die Schachtel. „Jetzt Fara.“
Tyler trottete ihm nach, murmelte etwas.
„Es sind nun ihre Überlieferungen, welche man tolerieren muss. Du, die Farm bist von ihnen abhängig. Vergiss das nie.“
James umarmte die alte, gebrechliche Frau, welche ihm kaum bis zur Brust reichte. „Fara, wie geht es dir?“
„Ngai meint es gut mit mir, lässt mich lange hier weilen. Ich hörte schon, was geschehen ist. Wann wird das Thahu entfernt?“
„Morgen früh. Fara, du musst uns bitte helfen.“ Nun schilderte er die Bohnenpflanzen.
„Kommt mit rein“, ging sie in ihre Hütte, die seit James sich erinnern konnte, immer so aussah, selbst als Kinjija vor sechzig Jahren noch die Heilerin war: Dunkel, zugestopft jeder Winkel und in der Mitte des Raumes eine Feuerstelle, wo immer ein Feuer brannte, selbst im Sommer bei 40 Grad. Nur Fara schlief heute nicht mehr hier, obwohl die Schlafstätte noch vorhanden war.
„Ich werde euch etwas kochen. In drei Stunden könnt ihr das abholen. Noch warm muss es sorgfältig, langsam über die Erde gegossen werden, danach können die Schösslinge raus.“ Nun fragte sie noch nach der Größe des Feldes, der Größe der Pflanzen.
Zu Hause erzählte er Elaine davon, die ihn entgeistert anblickte. „Du scherzt, oder?“
„Hapana, ist wichtig, würde Lara sagen. Das Thahu muss weg. Weigere ich mich, kommt keiner mehr arbeiten, weil sie Angst haben. Willkommen im 21. Jahrhundert.“
„Was stellte Audrey denn an, damit ein Thahu kam?“
„Keine Ahnung, vermutlich ist ihr etwas heruntergefallen oder so. Die Geier waren da und damit das Thahu. Seine Wazee haben es ihm gesagt oder Ngai höchstpersönlich.“
„Gut, dass sie heute keine Kinder mehr dafür opfern.“
„Haben sie noch nie getan, nur Ziegen grausam gequält. Die Mau-Mau sollen kleine Jungs geopfert haben. Einer war angeblich ein Mischling. Ob das stimmt - keine Ahnung. Jedenfalls haben es die Briten so verbreitet. Hier wurden aber nur Viecher genommen. Gehe ich mich waschen und danach muss ich etwas über die Erde nachlesen. Da fällt dieses Jahr die gesamte Bohnenernte aus. Tyler zögerte viel zu lange, hätte schon vor zwei, drei Wochen reagieren müssen.“
„Alles wegen dem Thahu“, lachte Elaine.
„Bibi, dir klopfe ich gleich den Po“, versuchte er, ernst zu bleiben. „Du bist frech. Hört das Madaha, musst du ebenfalls gereinigt werden. Kostete früher viele mbuzi.“ Er gab ihr einen Kuss und verschwand im Bad.
Selbst seine zwei Enkel plapperten während des Essens von dem Thahu, welcher über der Shrimes-Farm lag. Elaine schüttelte den Kopf darüber, besonders als Lara mit ernster Miene feststellte: „Babu, du musst Audrey zum Mondomogo bringen, damit wir nich alle ein Thahu kriegen. Is wichtig! Keiner will heute mit uns spielen.“
„Gehe ich morgen früh. Genug vom Thahu.“ Nun erzählte er von den chui, lenkte damit ab. Ein Zirkus!
Mit Lara und Gerret fuhr er am Nachmittag, die neuen Bewohner suchen. Die ältere Leopardin lag malerisch auf den von ihnen aufgeschichteten Felsbrocken, rekelte sich in der Sonne. Die anderen zwei waren nirgends zu sehen. Bei den Kindern war das Interesse rasch erlahmt. Sie wollten lieber Löwen gucken, wie sie es nannten. Gerret bettelte wie immer, er wolle Ngatia streicheln, was James wie stets verneinte. Wenn er mit den watoto unterwegs war, verzichtete er auch darauf. Er wusste aus eigener Erfahrung, dass das den Wunsch seines Enkelsohnes nur noch mehr angestachelt hätte. Das war bei ihm nicht anders gewesen, wie später bei Erik, seinem verstorbenen Sohn, dem Vater der beiden Kinder.
Zurück guckte er nach dem betroffenen Feld. Die Pflanzen waren alle raus, lagen seitlich auf einer der alten Planen. Die Erde war feucht und gelockert. Sie roch stark nach Kräutern und er musste schmunzeln. Ein gut duftender Acker. Da musste Elaine Fara einen Käsekuchen backen, als Dankeschön. Elaine Käsekuchen aß sie zu gern. Er betrachtete noch den Pflanzenberg, schüttelte leicht den Kopf, bevor er davon schlenderte.
Die drei Kinder schliefen. Elaine kuschelte sich an James, den Kopf legte sie wie immer in seinen Schoß. Er schaltete den Fernseher ein, während seine Hand dabei mit ihren Haaren spielte. Die abendlichen Nachrichten bei KTN verpasste er eigentlich nie, nur heute war er zu spät dran, da Lara wieder einmal tausend Fragen beantwortet haben wollte.
„… African Union hat dem Internationalen Criminal Court in Den Haag eine einseitige Verfolgung von Verbrechern nach rassistischen Kriterien vorgeworfen. Mittlerweile sei die Ahndung von Straftaten zu einer Art Rassenhetze verkommen. Das ursprüngliche Ziel des Tribunals, sämtliche Straftaten in seinem Kompetenzbereich zu ahnden, habe sich zulasten Africa verschoben. Der ICC sollte erkennen, dass er keine Africaner zu verfolgen braucht“, äußerte Ethiopia Ministerpräsident Hailemariam Desalegn. Die afrikanischen Staatsführer verstünden besonders die Prozesse gegen Präsident Uhuru Kenyatta und seinen Stellvertreter William Ruto nicht. Den beiden Männern wird vorgeworfen, während der Unruhen nach der Wahl 2007/2008 an Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt gewesen zu sein. Beweise gebe es keine für diese Anklage. Bei der damals einsetzenden, auch ethnisch motivierten Gewalt wurden mehr als 1.100 Menschen getötet und Hunderttausende in die Flucht getrieben. Präsident Kenyattas Partei gewann seinerzeit die Wahl und sein Vorgänger, Mwai Kibaki wurde Präsident. Uhuru Kenyatta gewann die Präsidentschaftswahl in Kenya Anfang März dieses Jahres, da bei uns ein Regierungschef nur zwei Amtsperioden regieren darf, anders als in einigen ach so guten westlichen Demokratien, wo sich über Jahrzehnte Regierungschef mit allen Mitteln an die Macht klammern. Die Staats- und Regierungschefs der AU forderten auf dem Gipfel, den Prozess gegen unseren Staatspräsidenten Kenyatta und Vize Ruto in die Hände der kenyanischen Justiz zu legen. Auf dem Kontinent übt man seit längerer Zeit Kritik am ICC. Der AU-Kommissar für Frieden und Sicherheit, Ramtane Lamamra: „Es sollte kein Gericht im Norden geben, das über Menschen im Süden urteilt. Das bedeutet nicht, dass Africa Straffreiheit will.“ Gerichtssprecher Fadi al Abdallah konterte: “Man wolle auf die Resolutionen der AU nicht reagieren. Africa sei die am stärksten repräsentierte Region beim ICC.“
Seit Aufnahme seiner Tätigkeit im Jahr 2002 leitete das Gericht in Den Haag Ermittlungen gegen Vertreter aus acht afrikanischen Ländern ein. Neben Kenya und der Democratic Republic of the Congo ging es dabei um Delikte in der sudanesischen Krisenregion Darfur, in der Republic Uganda, in Libya, der Republici, der Central African Republic und der Elfenbeinküste. Auf der Tagesordnung des Gipfeltreffens stand zudem Africas Krisenpolitik. Es wurde die Einrichtung einer schnellen Eingreiftruppe beschlossen. Desalegn sprach von einer historischen Entscheidung. Dank entsprechender Zusagen von der Republic South Africa, Uganda und Ethiopia werde die Truppe sofort einsatzbereit sein. Diese soll schneller auf die Krisen des Kontinents reagieren und komplett nur aus afrikanischen Soldaten zusammengesetzt werden. Die AU war in der Vergangenheit wiederholt für ihr Nichteingreifen bei Konflikten westeuropäischen Staats- und Regierungschefs kritisiert worden.“
„Wenn Uhuru und Ruto jetzt einen Rückzieher machen, dann verscherzen sie sich alles.“
Sie beugte den Kopf etwas hoch. „James, recht haben sie trotzdem irgendwie. Es wurden und werden tagtäglich von europäischen, asiatischen Staatschefs massiv die Menschenrechte verletzt, Kriege angezettelt, gestohlen, was sie kriegen können. Kümmert sich da irgendwer darum?“
„Kipenzi, das wird eine Diskussion bis morgen früh.“
„… US-Armee will weiterhin ihre tödlichen Angriffe mit unbemannten Drohnen in Africa von ihren Basen in Germany aus technisch unterstützen. Demnach würden in einer speziellen Einrichtung der US-Basis Ramstein Daten für die Drohnenangriffe empfangen und an die Drohnenpiloten in den USA weitergeleitet. Ohne die Satelliten-Relais-Station für unbemannte Flugobjekte können Drohnenangriffe nicht durchgeführt werden, heißt es bei der U.S. Air Force. Demnach soll die Anlage, die bisher temporären Charakter hat, in sechs Monaten durch eine feste Installation ersetzt werden. So soll sie Kommunikation der Piloten in den USA mit den Drohnentypen Predator, Global Hawk und Reaper über Africa verbessert werden. Bis heute sollen in der Somalia zehn tödliche Drohnenangriffe durch das US-Militär durchgeführt worden sein. Bis zu 29 Menschen starben, die meisten sollen angeblich Mitglieder der militanten somalischen al-Shabaab-Milizen gewesen sein. Auch in anderen Ländern Africa operiert die US-Armee meist zur Aufklärung mit unbemannten Drohnen, die in mehreren africanischen Nationen stationiert sind. Die Todes-Missionen der Drohnen sind hoch umstritten und müssen vom US-Präsidenten, dem Friedensnobelpreisträger Obama, persönlich genehmigt werden. Der ist jedoch nicht zimperlich, wenn es darum geht, Menschen ermorden zu lassen. Er guckt sogar gern live dabei zu, lacht, freut sich, wenn Menschen erschlagen, erschossen werden. Das umschreibt man als Terrorgefahr, wenn dabei zuuufällig Tausende Säuglinge, Kinder, Frauen, Alte ums Leben kommen. Sicher Häuser mit einem roten Kreuz auf dem Dach, Clinic, Hospital überall beschriftet, sind lohnende Objekte. Viele Tote auf einmal. Meistens ist es generell keine Schlagzeile wert und wenn, dann versteckten die Babys eben böse Terroristen. Selbst solche teilweise mutmaßlichen Verbrecher haben jedoch ein Recht auf Leben, auf eine faire, demokratische Behandlung. Noch nie wurde in den Trümmern so eines Objektes Terroristen, Waffen, Kriegsmaterial gefunden. Zur Not schiebt man es schnell, auf eine andere Nation. Jämmerlich! Die Kritiken prallen bei einem sooo guten Christen wie Obama und seiner Familie ab. Man betet eben viel, zeigt die heile Familie mit Hund, wischt so alles weg. Eine perfekte Inszenierung. Wen in der westlichen Welt interessieren da Menschen, die leider operiert werden musste, Babys, die gerade das Licht der Welt erblickten? Es werden sogar Autos einfach so in die Luft gesprengt, weil man Lust hatte? Ein Irrtum! Wir können doch nicht dafür, wenn da Autos auf der Straße fahren.
Die US-Armee suchte dafür per Stellenausschreibung Analysten, die Drohnenangriffe in Africa planen. Die Frage ist nun, sollen so gezielte Tötungen in Africa geplant werden? Analytiker entscheiden, wo man Menschen ermordet?
Die internationale Tierschutzorganisation Vier Pfoten spürte Löwen, die in heruntergekommenen Zoos, Zirkuswagen und Hinterhöfen dahinvegetierten, auf. Selbst in Austria, wo das Auftreten von Wildtieren im Zirkus bereits verboten ist. Im westlichen Europe und wenigen Ostblockstaaten findet man noch Großkatzen in Privatbunkern. Verantwortliche in dem Raubkatzenrefugium Lionsrock. Auf rund 1.250 Hektar Grasland, in fünf miteinander verbundenen Gehegen mit Gebüsch, Anhöhen und Senken, können die befreiten Löwen ein artgerechtes Leben führen. In diesen Ausmaßen gibt es so ein Refugium sonst nirgendwo. Mehr als 80 Löwen haben hier, am Fuß einer Gebirgskette in der Provinz Vrystaat, eine Zuflucht, nach einem elenden Dasein in Gefangenschaft, gefunden. Trotz EU-Richtlinien werden sie überall in Europe in viel zu kleinen Anlagen gehalten. Für ihre ursprüngliche Heimat in der Savanne Africa sind die Tiere verloren: Sie werden, soweit möglich, zwar nach längerem Monitoring in bestehende Rudel eingegliedert, nur auswildern geht nicht. In Gefangenschaft aufgewachsen haben die Löwen beispielsweise nie das Jagen gelernt, ein kompliziertes soziales Zusammenleben. Neue Tiere kommen in Transportkisten an. Sie wurden vorher genau untersucht, da sie oftmals krank, geschwächt sind, entkrallt wurden. Bei den männlichen Löwen ist die Vasektomie angesagt, sie werden also unfruchtbar gemacht. Im Gegensatz zur Kastration beeinträchtigt der Eingriff den Hormonhaushalt nicht, den Tieren bleiben ihr Trieb und das Wachstum der Mähne erhalten.“
„Dann kommen die Hobby-Jäger und knallen sie für 20.000 US-Dollar ab. Alles schon da gewesen. Die Löwen haben sie auch nach Johannisburg eingeflogen. Ab in den Käfig und zwei Wochen später - Exitus. Der Schütze brüstet sich damit, ich habe einen simba erlegt.“
„Diese Organisation ist da vermutlich anders. Man sollte generell verbieten, dass Wildtiere im Zirkus, in Zoos oder gar Privathaushalten gehalten werden dürfen. Tierquälerei.“
„Aber ein guter Verdienst und man kann toll damit angeben. Bei Kakas Nachfolger wird auch sofort eine Vasektomie durchgeführt.“
„… Stuart MacPherson ist Master of Wood beim Whiskyhersteller Macallan. Nun plant er etwas Neues. Statt nach Alter werden die neuen Singlets nach Farben klassifiziert. Wir müssen sicherstellen, dass wir genug Weine haben, die wir für die Aromatisierung der Fässer benötigen. Wir arbeiten mit zwei Sherryproduzenten zusammen: Gonzáles Byass und Williams & Humbert, außerdem mit ein paar kleineren unabhängigen Bodegas. Der Sherry muss zwischen 12 und 18 Monaten in den Fässern lagern, damit wir sie verwenden können. Wir haben knapp 60.000 Fässer auf Lager und damit reichlich Spielraum für Lagerung unseres Macallans. Wir müssen uns in puncto Nachhaltigkeit wirklich nichts vorwerfen. Wir reden gern über das, was wir in nordspanischen Wäldern tun. Wir fällen nicht nur Bäume, wir pflanzen Bäume. Wir arbeiten dabei eng mit der spanischen Forstbehörde zusammen. Es gibt dort seit unserer Arbeit mehr Eichen als vorher. Wir sind wahrscheinlich die einzige Destillerie, bei welcher man den gesamten Prozess - vom Fällen des Baums bis zum Befüllen des Fasses - mitverfolgen kann. Bei Macallan verwenden wir drei verschiedene Fass-Typen: spanische und amerikanische Sherryfässer und amerikanische Bourbonfässer. Diese haben alle verschiedene Aromen und Charakteristika. In erster Linie ist natürlich das Holz entscheidend - für die 1824 Serie werden ausschließlich ehemalige Sherryfässer verwendet. Man kann sich bei der Hitzebehandlung zwischen dem sogenannten Toasting und Charring entscheiden. Unsere Sherryfässer werden meist getoastet - das dauert länger, ist aber sanfter zum Holz. Das Charring, bei dem die Innenseite bei recht hohen Temperaturen verkohlt wird, ist eher bei den Bourbonfässern üblich.“
„Hoffentlich schmeckt er weiterhin so“, stellte James lakonisch fest.
„… folgt der zweite Teil über die Kolonialgeschichte und die Unterwerfung East Africa. Der Africa-Pionier Carl Peters war eine der schillerndsten Figuren der deutschen Kolonialgeschichte. Er annektierte East Africa für das Kaiserreich und ließ seine Geliebte aufhängen. Tanzania …“
James schaltete aus. „Das grausame Vorgehen muss man nun nicht sehen. In knapp einer Woche haben sie 70.000 Menschen brutal hingerichtet. Einfach so aus Spaß, weil es zu viele Schwarze gab, weil sie sich deren Besitz aneignen wollten. Gründe fanden diese Verbrecher immer. Viele starben davon qualvoll erst nach Tagen. Frauen wurden kollektiv vorher vergewaltigt, Kinder kurzerhand entweder erschlagen oder in der Wildnis den Viechern zum Fraß vorgeworfen. Die Briten waren schon nicht zimperlich, aber das. Diese Kolonialmacht hinterließ 1918 eine Spur der Verwüstung. Sie plünderten, stahlen, was sie ergaunern konnten. Sie zerstörten das Land, vergifteten die Brunnen. Fast eine Million Menschen, in der Mehrzahl Africaner, bezahlten das mit ihrem Leben. Lernen tun die Menschen, egal, aus welchen State sie kommen, nichts daraus. Immer wieder Unterdrückung, Eroberungen, Tod, weil sie macht- und habgierig sind. Genug Politik für heute.“
*
James holte Audrey am frühen Morgen ab. Wegen so eines Hokuspokus musste er nun noch früher aufstehen, dachte er dabei.
„Warum habe ich ein Thahu?“
„Das weiß nur Ngai“, musste er schmunzeln. „Würdest du dich jetzt weigern, den Zauber mitzumachen, wärst nicht nur du, sondern das gesamte Gebiet der Shrimes-Farm für sie tabu, da ein Fluch darüber liegt. Keiner würde noch arbeiten kommen, mit euch reden, euch nur ansehen. Madaha benötigte sonst viele Wochen, Gespräche mit Ngai, damit er daran etwas ändern könnte. Das ist das 21. Jahrhundert in Africa. Sie sind alle bekehrt worden, gute Christen, jubeln dem Papst zu, reagierten sofort empört, wenn du ihnen sagen würdest, ihr lebt noch im 19. Jahrhundert.“
„Mein Mann schickt mich zu diesen Schwarzen, weil er vor denen kuscht, denen nicht klar sagt, was sie zu machen haben, dieser Blödmann. Was passiert da?“
James blickte sie irritiert von der Seite an.
„Madaha vertreibt mit vielen wuchtigen Gesten das Thahu und eine Ziege stirbt. Du bleibst ganz ruhig stehen, tust nichts, sagst keinen Ton. Bei den Kikuyu, aber auch bei vielen anderen Ethnien ist der wichtigste Mann der Mondomogo. Diese Männer haben einen erheblichen Einfluss auf alle, da jeder Mann, jede Frau Angst vor einem Thahu, also einem bösen Fluch hat. Tief verankerter alter Aberglaube oder nicht. Keiner weiß das so genau. Sie glauben jedoch daran, leben danach. Den Mount Kenya nennen sie Kirinyaga oder Kinyaa, das etwa leuchtender Mountain bedeutet. Das Massiv gilt als der Thron des Ngai wa Kirinyaga, der Gott des Kirinyaga. In der Kikuyu-Mythologie ist der Kirinyaga der Mountain der Helligkeit, auf dem Ngai, der Schöpfergott, die Basis für ihre Welt erschaffen hat und dort sitzt er heute noch und wacht über alle und alles. Der Stammvater der Kikuyu erhielt von Ngai die erste Frau. Bei Problemen opfern sie unter Migumobäumen und erheben ihre Arme in Richtung Kirinyaga. Soll angeblich helfen. Die Kikuyu glauben an das Leben nach dem Tod. Die Vorfahren leben so in den Nachfahren weiter. Die Kikuyu stammen nach Überlieferung von dem Urvater Kikuyu ab. Mumbi, seine Frau gebar neun Töchter: Achera, Agachiku, Airimu, Ambui, Angare, Anjiru, Angui, Aithaga und Aitherandu, die wiederum als Urmütter der neun muhiriga, Clan, ab. Heute sind sie zu einem beträchtlichen Teil christianisiert. Die Missionare versuchten es jedenfalls“, schmunzelte er. „So richtig geklappt hat es allerdings nicht. Die meisten sind Heiden, beten ihre Götter an. Am Anfang haben die Priester ihnen englische Namen gegeben und es gab die Kleidung der Weißen, etwas zu essen. Also haben sie gute Miene dazu gemacht, sich taufen lassen, danach sind sie zurück in ihre shamba und haben Ngai berichtet. Den neuen Namen benutzten sie übrigens nie. Der wurde auch nie in die Ausweise später eingetragen. Alberner Zirkus, nannte es Ndemi. Die Anrede Ngais in allen Zeremonien ist Mwere-Nyaga. Besondere Menschen, man nennt sie Arathi, hören die Botschaften Ngais und geben sie an das Volk weiter. Der Mondomogo ist für die vielen Rituale, Heilungen oder Gerichtsurteile zuständig. Um zum Beispiel Regen herbeizuwünschen, ist wiederum nur der Arathi berechtigt, der gemeinsam mit den Ältesten, Ngai ein Opfer, etwa eine Ziege oder ein Lamm bringt. Bei uns macht das jedoch auch Madaha. Das mit dem Regen klappt nur noch nicht so gut. Scheinen sie oben auf dem Mount Kenya Verständigungsschwierigkeiten zu haben. Audrey, deinen Mann so zu betiteln, zeigt nur, wie du bist. Du verstehst nichts, bist nur eine arrogante mbuzi.“
Der Mondomogo, Elimu, Talibm und David sowie eine Ziege warteten bereits auf der Wiese außerhalb des Dorfes auf sie. Die Ziege meckerte aufgeregt, als wüsste sie, was ihr blühte. Ein Loch war im Boden, in welchen Blätter lagen, Wasser aus einer Kalebasse wurde gerade hineingeschüttet sowie verschiedene Pulver. Audrey stellte sich nahe dem armen Vieh hin, blickte zu James, der etwas weiter entfernt stand, ihr leicht zunickte.
Madaha, der Mondomogo sah heute prachtvoll in seiner Dienstkleidung aus. Das Gesicht weiß, bemalt mit irgendwelchen roten Linien. Ein merkwürdiger breiter Kopfschmuck umrahmte den Kopf. Ein Affenhautmantel, den schon sein Babu, Kidogo, trug, hing um seine Schultern. Er strahlte eine gewisse Autorität aus. Er trug seinen Stab in der Hand und tat sehr gewichtig. Mit der Schwanzquaste schleuderte er herum, murmelte leise dabei. Nun leierte er immer, in einer Art Singsang, die gleichen Worte: „Thahu weiche und gehe fort. Der Wind treibt dich von dannen, wie das Pulver. Thahu gehe mit dem Wind, löse dich auf wie die Wolken.“
David zog das Tier an den Hörnern näher. Nun folgte also der gräuliche Teil. Obwohl er die Brutalität hasste, blieb er brav stehen, schaute zum Horizont. Dem kondoo ya dume wurde die Nase aufgeschlitzt, in die Grube geführt und in jede Richtung gedreht, wobei der laut schrie. Die Blutspur zeichnete fast einen Kreis und dabei sang der Mondomogo permanent dieselben Worte: „Thahu weiche, fliege mit dem Wind.“
Der Bock wurde hingelegt und nun schlitze Elimu ihm den Bauch auf. Das noch lebende Tier schrie kurz, bevor es verendete, während der Alte rezitierte. „Weiche Thahu. Weiche! Weiche durch die Nase, den Mund, die Ohren, den Nabel, den After, den Penis. Weiche Thahu. Weiche! Weiche Thahu erweiche aus der Hütte, dem Schornstein, der Erde.“
Audrey stand bewegungslos da, hielt die Augen geschlossen. Man häutete das Tier, danach wurde jedes Bein einzeln gebrochen. Die Augen wurden herausgeschnitten, die Hoden abgetrennt, ein Teil des Magens entfernt und nun nahm er das Herz heraus.
James drehte es den Magen herum, als er das erblickte, den Gestank wahrnahm, der nun zu ihm wehte. Das war ekelhaft. Sein Vater erzählte, früher achteten sie darauf, dass das Opfertier erst später aufgeschlitzt wurde, da es so lange wie möglich leben sollte. Bei den Mau-Mau wäre es sogar üblich gewesen, dem Vieh noch das pochende Herz zu entfernen. Eine gruselige Vorstellung.
Der Mondomogo deklamierte weiter, leierte irgendetwas herunter und nach einigen Minuten blickte er James an. „Das Thahu ist gewichen.“
James eilte zu Audrey, führte sie rasch an die Seite. „Alles gut“, flüsterte er ihr zu. Nun ging er zu Madaha und Elimu bedankte sich mehrfach. David nickte zufrieden, schulterte das Vieh und brachte es ins Dorf. Zwei Jungen rannten herbei und füllten die Grube mit Erde auf. James war froh, als sie den Schauplatz verlassen konnten, blickte Audrey von der Seite an. Sie war merkwürdig blass. Er legte den Arm um ihre Schulter. „Vergiss den Spuk. Ein Thahu hat man nur ganz selten.“
„Was ich mir als Britin alles von den Schwarzen gefallen lassen muss. Skandalös! Nur weil so ein alter Kerl seinen Schwanz nicht mehr hochkriegt, aber Macho spielen will.“
James nahm den Arm weg, blickte sie böse an. „Bist du ordinär. Nur das ist falsch, aber das kapierst du dumme mbuzi nicht. Audrey, sei vorsichtig, sonst bekommst du mehr Ärger, als du vertragen wirst. Beleidige gefälligst keine Menschen, die weit über dir stehen. Niemand zwingt dich, hierzubleiben“, ließ er sie stehen.
Mit der noch 9-jährigen Lara und den 10-jährigen Gerret eilten sie zum Dorf hinüber. Kaka folgte etwas langsamer. Er war eben nicht mehr der Jüngste. Die Kinder hatten heute schulfrei, was James so richtig auf die Palme brachte.
„Jambo Ellen. Wo ist Elimu?“
„Im Schulhaus. Sie wollen das am Samstag weißen und das Dach teilweise erneuern.“
Er bedankte sich, schüttelte dabei den Kopf. Ständig auf den letzten Drücker.
„Babu, wir gehen spielen.“
„Um eins seid ihr zum Essen da. Keine Dämlichkeiten und Gerret, nicht auf den Baum“, drohte er, musste sich ein Lachen verkneifen, als er den Gesichtsausdruck bei seinem Enkel gewahrte. So, als wenn er nie drei mita in die Tiefe gefallen sei und sich den Fuß brach. Erst seit zwei Wochen konnte er wieder richtig laufen.
Die beiden watoto rannten davon, schrien laut nach den anderen Kindern, da man ans Wasser wollte. Er schüttelte lächelnd den Kopf, wandte sich der Karega-Kuoma-shule zu.
„Elimu!“, rief er.
„Ich bin hier oben.“
Er unterdrückte einen Kommentar. „Komm bitte kurz herunter.“
Er zündete eine Zigarette an, während er wartete, und schaute sich in dem Raum um, der jetzt leer war. Drei Männer standen an der Seite, langweilten sich. Auch dazu sagte er nichts.
„Jambo!“
„Jambo! James, ich weiß, die Männer, aber es soll regnen und die Dächer müssen teilweise geflickt werden.“
„Das fällt euch früh ein. Sagt man da nicht wenigstens Bescheid?“
„Entschuldige, aber ich bin erst um fünf zurückgekommen. Sie ist gestorben.“
„Mein Beileid, obwohl ihr das nicht hören wollt. Hat die Quälerei für deine Mum wenigstens ein Ende.“
„Ndiyo!“ Er guckte zu den Männern. „Wann gedenkt ihr anzufangen? Da steht die Farbe, also upesi. Bin ich nur von pumbawu umgeben? Ich werfe den ganzen Mist hin, weil es mir reicht. Ich sage, macht dies, macht jenes. Sie erledigen das, stehen danach herum, wissen nicht weiter. Seit Jahren ärgere ich mich. Bin ich wazimu, weiter den dope zu spielen? Es soll morgen regnen - und? Ach, wir bekommen langsam mit, unser Dach ist an einigen Stellen undicht. Ach, das Bassin wurde vergessen zu säubern. Elimu, wir müssen dort noch den Boden lockern, die Wasserrinnen neu ziehen. Adamu lässt am Donnerstag die Bänke rausschaffen. Er hatte vergessen, dass am Freitag noch Unterricht ist. Und? Bänke liegen draußen, Eimer stehen drinnen, passiert ist nichts. Ich fahre gestern Abend zu meiner Mum, weil sie angerufen haben. Da rennen die Viecher gerade durchs Dorf. Ich frage David, was der Mist soll. Ich dachte, die wären drinnen, antwortet der. Wir wollen gerade essen, treib sie rein. Was geht mich das an? Hapana, ich habe genug. Ich habe es vorhin Ndege gesagt. Schluss damit!“
„Wer soll das dann managen?“
„Sollen sie wählen. Muss kein Kuoma mehr sein, da wir im 21. Jahrhundert leben.“
„Bist du weg, geht alles den Bach runter. David habe ich immer für verantwortungsbewusster gehalten. Er hebt jedoch teilweise ab, wird permanent fauler, gibt zu gern Anweisungen, um sich bloß nicht die Fingerchen schmutzig zu machen.“
„Ihm geht es teilweise wie mir, er hat genug. Ständig neuer Ärger, dazu die ganzen anderen Vorfälle. Die Geschichten mit Keith, Ndogo, Kihigas Tod, die Scheidungen von Jonas, Karanja, demnächst bei Mweze, all das hat die Dorfgemeinschaft bröckeln lassen.“
„Inwiefern?“
„Einige sind der Meinung, es sollte generell kein Kuoma oder Nteke was zu sagen haben, andere vertreten den Standpunkt, Keith und Ndogo haben nur das getan, was unsere Oberen seit Jahren tun. Sie deswegen einzusperren wäre eine Schande. Das führt zu Streitereien. Bei all dem leidet die Arbeit.“
„Ist das hier ein Kindergarten?“ Er ging zu der Glocke und bimmelte die eine Weile. „Beende ich den Zirkus. Heute werden alle bis zur Dunkelheit arbeiten und wenn ich sie persönlich zur Arbeit treibe. Hat man nicht genug andere Probleme?“
„Du kennst es, da heißt es shauri ya mungu.“
„Ich nenne es Faulheit und nicht höhere Gewalt.“
Die Leute kamen angelaufen, fragten, was passiert sei.
„Alle ins Klassenzimmer, upesi, upesi“, meckerte James lautstark. Seine tiefe, sonore Stimme klang in diesem Moment bedrohlich. Die Menschen schauten ihn erschrocken an.
„Babu, was ist los?“
„Nichts, ihr könnt spielen gehen“, lächelte er zu den Kindern. „Ich möchte nur mit den Leuten reden. Also ab mit euch.“
Es dauerte noch zehn Minuten, bis sie alle eng aneinandergedrängt in dem leeren Raum standen.
Jonas Kuoma erschien als einer der Letzten. „Was ist passiert? Ich musste erst Ndege verarzten. Ihm geht es nicht sehr gut.“
„Sein Bein?“, erkundigte sich James entsetzt, aber liebevoll.
„Sein allgemeiner Zustand. Ich vermute, es dauert nicht mehr lange und er geht zu Babu.“
„Würde ihm ein Urlaub irgendwo guttun? Zum Beispiel in der Ngatia? Ich rufe Amana an, ob sie mit ihrem Babu irgendwo hinfahren möchte. Bis zur Geburt dauert es noch fünf Wochen und da können die beiden sich ausruhen, verwöhnen lassen. Ich werde dann einen Daktari organisieren, der die zwei Personen jeden Tag untersucht.“
„Versuche es. Trotzdem James, er wird uns bald verlassen. Er wird in einigen Monaten 87 und er hatte ein langes, erfülltes Leben. Was ist hier los?“
„Wir üben Demokratie. Gehen wir hinein.“
„Jambo“, grüßte James, stellte sich vorn hin, hörte kurz dem Geraune zu.
„Ruhe!“ Nicht seine Lautstärke unterbrach das Geplapper, sondern der tiefe Tonfall mit dem drohenden Unterton ließ jedes Gerede verstummen. William nannte es, wenn mein mwana leise wie Ngatia knurrt, ist größte Vorsicht geboten.
„Ich kann es kurz machen, sagen, alle bis auf einige wenige Ausnahmen packen ihre Sachen und ziehen nach Mathare. Eine andere Möglichkeit wäre noch, alle heben die Hand, die der Meinung sind, Mörder, Diebe, Betrüger sollten Gerichte nicht verurteilen, weil sie Kuoma, Nteke oder Shrimes heißen.“ Er wartete, sah, wie zögerlich nach und nach die Hände aufragten: Zwanzig, vierzig, fünfzig … Es waren etwa ein Sechstel der Anwesenden.
„Kommt nach vorn, damit ich sehe, wer es ist“, lächelte er freundlich, nur wer ihn kannte, so wie Jonas, der etwas seitlich stand, seinen ehemaligen Schwiegervater beobachtete, ahnte, dass ein Donnerwetter auf diese dope niederprasseln würde. Wenn James Augen wie schwarze Kohlen funkelten, war Gefahr, große Gefahr im Anmarsch.
„Ihr bringt mir jeder eines seiner mtoto, da ich die gleich töten werde. Ich …“
„Bist du irre?“, brüllte Adamu.
„Ich habe festgestellt, es gibt zu viele watoto, ergo töte ich von jedem eins. Nachher gehe ich in euere Behausungen und schaue nach, was davon wegkann, das nehme ich mit. Was ich nicht benötige, verteile ich an Arme“, schmunzelte er, verschränkte die Arme vor der Brust.
„Du bist irre, drehst durch, Bwana.“
„Falsch. Das ist es doch, was ihr gut heißt. Ihr wollt Mörder, Diebe, Verbrecher frei sehen. Nun zeige ich euch, wie das ist, wenn ihr das am eigenen Leib erlebt.“
Jonas hätte fast gelacht, als er die konsternierten Blicke der Menschen wahrnahm. Nur wenige grinsten. Fara hielt sich die Hand vor den Mund. In ihren Augen glitzerten Tränen. Richard sagte etwas zu ihr, auch er kurz vor einem Lachanfall. Fara nahm die Hand weg, grinste so breit, dass in ihrem runden Gesicht, sich die Wangen zu Klößchen formten. Waren die Menschen teilweise bozi, dachte der Arzt weiter, dabei hatten alle, selbst die Frauen, eine shule besucht. Nichts war davon in ihren Köpfen angekommen. Akili ni nywele, kila mtu ana zake.
„Das ist doch etwas anderes.“
„Adamu, wieso ist das etwas anderes? Weil diese Verbrecher Ndogo Nteke, Keith Kuoma oder Dan Shelter heißen? Unwichtig! Ihr wisst jetzt, was passiert.“
„Vergreifst du dich an meinen watoto, töte ich dich“, brüllte der Mann.
„Ich zittere vor Angst. Was glaubst du dope, wie oft ich diesen Satz schon hörte? Diese pumbawu sitzen heute und in den nächsten fünfzig Jahren alle im Gefängnis. Eure watoto werden schnell sterben und sie werden keine Schmerzen dabei erleiden, so wie die Kinder, die Ndogo aus Geldgier langsam sterben ließ. Das noch, obwohl er Daktari war.“ Er zündete eine Zigarette an, beobachtete die Menschen, die leise tuschelten.
„James, bitte nicht!“, rief Thomas. „Da hast recht. Ich jedenfalls habe nie wirklich darüber nachgedacht. Sie sind mit uns aufgewachsen und irgendwie sieht man da keine schlechten Menschen in ihnen.“
„Ndiyo! Das ging mir bei Erik eine Weile nicht anders, trotzdem war er ein Verbrecher, wenn auch lange nicht so schlimm wie Dan. Nur man kann die Augen nicht vor den Tatsachen verschließen. Hätte man Erik nicht ermordet, würde er heute bei den anderen Kriminellen sitzen. Mörder sind Mörder, egal, wen sie getötet haben. Erik tötete nie einen Menschen wissentlich. Ist bewiesen!“
Er veränderte seinen Gesichtsausdruck und nun klang die Stimme passend zu seinen Augen: böser, leiser, hart. „Ihr dope könnt nicht denken, bringt deswegen nur Unfrieden in die Dorfgemeinschaft, zusätzlich bleibt deswegen die Arbeit liegen. Von was wollt ihr pumbawu eure Familien ernähren? Sollen das fremde Personen für euch erledigen? Ihr wisst nicht, was Demokratie heißt. Da geht es nicht darum, wir nehmen, was andere Personen für uns erarbeiten, sondern jeder bekommt nur das, was er selber verdient hat. Führen wir also Demokratie hier oben ein. Nichts mehr mit teilen, wir stehen alle zusammen, wir sind eine große Dorfgemeinschaft, füttern jeden durch. Jonas wird euch nur noch für Shilingi behandeln. Ein Daktari nimmt für Behandlungen viele Shilingi. Da geht keiner mehr an meinen Trecker, den Pflug oder meine anderen Sachen, ohne zu bezahlen. Es gibt keine Häuser mehr, ohne das ihr jeden Stein, jedes bisschen Stroh bezahlt. Ich werde die Stromkosten erhöhen, damit endlich das Windrad von euch bezahlt wird, so wie die Wasserbecken. Es gibt kein Material mehr umsonst für die watoto in der shule, keine Pflanzen für die Gärtnerei oder Bäumchen, die meine Frau vorzieht. Nichts mehr ohne Geld. Ab sofort gibt es keine Arbeit mehr auf der Shrimes-Farm für euch, da Tyler die Arbeitskräfte woanders herbekommt. Es reicht mir mit dem Zirkus und nicht nur mir. Euer Dorfvorsteher, Elimu, wirft euch ebenfalls alles vor die Füße, weil er genug hat, nur von nicht denkenden, verblödeten, faulen Idioten umgeben zu sein. Ihr würdet heute hungern, wenn gerade er euch nicht hundertmal auf die Füße getreten wäre, damit ihr wach werdet. Nun ist Schluss! Adamu, meine Maschinen lasse ich gleich abholen. Sieh zu, wie du in Zukunft arbeiten willst. Ihr habt euch zu sehr darauf verlassen, erst mein Dad jetzt ich, kaufen die teuren Maschinen, damit ihr es leicht habt. Nun kehrt ihr zu Hacke und Schaufel zurück, landet in der Steinzeit. Alle, die Häuser bewohnen, legen mir nachher entweder die Shilingi dafür hin oder ziehen aus. Ich bin doch nicht bozi, dass ich mich von ein paar pumbawu ausnehmen lasse. Die Brücke über den Uaso wird heute Nachmittag, sobald wir alle Geräte und Maschinen rüber geschafft haben, abgerissen, damit wir drüben nicht von euch pumbawu belästigt werden. Geht hier vor die Hunde. Es ist mir egal“, donnerte er durch den Raum. „Asante für eure Aufmerksamkeit. Nun könnt ihr weiter pennen oder euch die Rübe gegenseitig einschlagen. Gibt es wenigstens ein paar dope weniger.“ Er wollte gehen, da rief jemand.
„James, warte! Wir haben doch nichts damit zu tun. Das kannst du nicht machen?“