Alpengold 245 - Lothar Eschbach - E-Book

Alpengold 245 E-Book

Lothar Eschbach

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Beschreibung

Melanie Althaus logiert in dem noblen Nebelhorn-Hotel in Oberstdorf, als sie nach acht Jahren in der Fremde in ihr geliebtes Allgäu zurückkehrt. Die junge Frau ist nicht allein. Ihr siebenjähriger Sohn Christoph, der Grund für ihre damalige Flucht, begleitet sie. Niemals hätte der sittenstrenge, jähzornige Vater es geduldet, dass sie in seinem Haus ein uneheliches Kind zur Welt bringt. Jetzt möchte Melanie endlich Frieden mit ihrem Vater schließen.

Christoph kann es kaum erwarten, seinen Großpapa kennenzulernen, denn schließlich hat der Bub keinen Papa. Melanie vertröstet ihren Sohn immer wieder. Sie will ihrem Vater zuerst schonend beibringen, dass er plötzlich Großvater geworden ist. Doch Christoph dauert das alles viel zu lange. Und so macht der Bub sich allein auf den Weg nach Höhenwang, um seinen Großpapa zu überraschen ...

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EPUB

Seitenzahl: 101

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Als armes Dirndl ging sie fort

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Michael Wolf / Bastei Verlag

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-4665-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Als armes Dirndl ging sie fort

Warum ein Bauer seine Tochter verstieß

Von Lothar Eschbach

Melanie Althaus logiert in dem noblen Nebelhorn-Hotel in Oberstdorf, als sie nach acht Jahren in der Fremde in ihr geliebtes Allgäu zurückkehrt. Die junge Frau ist nicht allein. Ihr siebenjähriger Sohn Christoph, der Grund für ihre damalige Flucht, begleitet sie. Niemals hätte der sittenstrenge, jähzornige Vater es geduldet, dass sie in seinem Haus ein uneheliches Kind zur Welt bringt. Jetzt möchte Melanie endlich Frieden mit ihrem Vater schließen.

Christoph kann es kaum erwarten, seinen Großpapa kennenzulernen, denn schließlich hat der Bub keinen Papa. Melanie vertröstet ihren Sohn immer wieder. Sie will ihrem Vater zuerst schonend beibringen, dass er plötzlich Großvater geworden ist. Doch Christoph dauert das alles viel zu lange. Und so macht der Bub sich allein auf den Weg nach Höhenwang, um seinen Großpapa zu überraschen …

Die Fahrerin bremste unmittelbar vor dem Eingang des Hauses. So scharf und plötzlich, dass die Reifen noch ein großes Stück über den Kies rutschten.

Als Rosina Webknecht ausstieg, taumelte sie ein bisserl. Sie war totenbleich.

Erschrocken sah Angela Althaus auf die Haushälterin.

»Was ist passiert, Rosina?«

»Ich hab sie gesehen«, antwortete Rosina betroffen. »Sie stand kaum zwei Meter neben mir. Ich hab sie sofort erkannt.«

»Wen denn, um Himmels willen? So red doch endlich!«

»Deine Schwester, unsere Melanie!«

»Nein!« Es war ein Aufschrei. Nicht sehr laut, aber durchdringend. Angela war beinahe so blass geworden wie die vor ihr stehende Haushälterin.

»Wo? Wo hast du sie gesehen?«, fragte Angela aufgeregt. Sie zitterte am ganzen Körper.

»Auf dem Marktplatz. Direkt vor der Kirche«, erwiderte Rosina Webknecht.

»Wie sah sie aus? Ist sie immer noch so schön wie …«

»Noch viel schöner. Und so schlank und zierlich wie damals, als sie weggegangen ist. Ihre flammend roten Haare …«

»Sei still«, fiel Angela ihr ins Wort. »Ich glaube, Vater kommt.«

Sie begannen schnell damit, den Wagen auszuladen und die Körbe und Taschen in die Küche zu tragen.

Sie hatten sich getäuscht. Josef Althaus war noch drüben in den Ställen bei seinen geliebten Haflingern.

»Erzähl weiter!«, drängte Angela und ließ sich auf den nächsten Stuhl fallen. »Hat sie dich erkannt?«

Rosina schüttelte den Kopf. Sie war genau dreißig Jahre älter als Angela. Im vergangenen Monat war sie vierundfünfzig geworden.

»Sie hat sich Auslagen der Verkaufsstände angesehen. Aber sie hat nichts gekauft.«

»Und weiter?«, forderte Angela.

»Ich bin ihr nachgegangen. Natürlich in gehörigem Abstand. Deshalb bin ich ja auch so spät zurückgekommen. Sie ist ins Nebelhorn-Hotel gegangen. Offenbar wohnt sie dort.«

»Hast du an der Rezeption nicht nach ihr gefragt?«, wollte Angela wissen.

»Ich war vollkommen fertig und durcheinander und wollte so schnell wie möglich zurück. Unsere Melanie«, setzte die Haushälterin leise und nachdenklich hinzu. »Ich hab befürchtet, dass wir sie nie wiedersehen würden.«

Rosina setzte sich ebenfalls hin und knetete nervös die Finger.

»Du hättest sie sehen sollen, Angela. Sie ist einfach das schönste Mädchen, das ich je gesehen habe.«

»Es ist jetzt im Sommer acht Jahre her, Rosi«, murmelte Angela.

»Ich weiß«, seufzte die Haushälterin. »Ich kann mich genau an den Tag erinnern, als sie plötzlich mit ihren Koffern vor der Tür stand und in das Taxi einstieg. Dein Vater hatte sich damals in seinem Arbeitszimmer eingeschlossen. Er hat ihr nicht mal Lebewohl gesagt.«

Die eingekauften Lebensmittel standen noch überall in der Küche herum. Beide fanden nicht die Kraft, sie wegzuräumen.

»Mein Gott, Melanie. Du weißt ja nicht, wie sehr ich mich gefreut habe. Die Leute haben sich nach ihr umgedreht und …«

»Glaubst du, dass sie Melanie erkannt haben?«, unterbrach Angela sie.

Rosina zuckte mit den Schultern.

»Ich weiß es nicht. Aber sie hat durch ihre Erscheinung Aufsehen erregt. Wie früher auch schon. Und die Oberstdorfer sind in der Beziehung ja ziemlich verwöhnt, was schöne Frauen angeht.«

Rosina machte eine kleine Pause, schloss die Augen und lächelte.

»Melanie ist elegant. Das war sie immer, auch wenn sie nur Reithosen anhatte. Und du darfst es mir glauben«, wandte sie sich an Melanies jüngere Schwester. »Ich kann das beurteilen. Sie war elegant, dabei aber ganz einfach angezogen. Das Zeug, das sie anhatte, muss furchtbar teuer gewesen sein. Für so etwas habe ich einen Blick.«

»Vielleicht hat sie einen reichen Mann kennengelernt und geheiratet?«, überlegte Angela.

»Ja, vielleicht«, erwiderte Rosina. »Aber das werden wir ja bald wissen. Du musst sofort nach Oberstdorf fahren.«

»Und was sage ich Vater?«

»Darüber mach dir keine Sorgen. Mir wird schon was einfallen.«

»Und wenn ich bis zum Mittagessen nicht zurück bin? Du weißt, Vater will immer genau wissen, was ich unternehme.«

»Dann hat eben deine Freundin Elisabeth angerufen. Du bist zu ihr nach Hindelang gefahren. Aber beeil dich«, setzte Rosina hinzu. »Draußen steht der Wagen. Dein Vater kann jeden Augenblick reinkommen. Und dann wird es schwieriger für dich.«

»Aber ich muss mich doch wenigstens umziehen. In der Aufmachung traue ich mich nicht ins Nebelhorn-Hotel.«

Rosina schob Angela durch die Tür.

»Zieh dich um und fahr! Und gib deiner Schwester einen Kuss von mir. Sag ihr …«, rief sie Angela noch nach, als die bereits die Treppe hochrannte, »… dass ich sie noch genauso lieb habe wie vor acht Jahren.«

Rosina fing an, die Taschen und Körbe zu leeren und die Lebensmittel in die Speisekammer zu räumen. Mit den Gedanken war sie die ganze Zeit bei Melanie.

Melanie war doch auch ihr Kind. Sie war es gewesen, die Melanie und Angela nach dem frühen Tod der Frau Althaus großgezogen hatte.

Die Mädchen waren ihre Kinder, und Rosina Webknecht war ihnen immer Mutter, Freundin und Beraterin zugleich gewesen.

Rosina hatte es bis auf den heutigen Tag nicht verwunden, dass Melanie vor acht Jahren so plötzlich das Haus verlassen hatte.

Natürlich hatten die Leute allerlei gemunkelt. Und vielleicht war an den Gerüchten, Melanie habe sich mit dem Bauunternehmer Reinhard Winter liiert, auch etwas dran gewesen. Ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann! Für den sittenstrengen Josef Althaus, der aufgrund seiner Persönlichkeit, aber auch seines riesigen Besitzes wegen im Oberstdorfer Tal mit den Ton angab, war das eine Ungeheuerlichkeit.

Doch das würde Rosina ja bald alles erfahren, wenn Melanie aus Oberstdorf zurückkam. Und vielleicht, Rosina wagte es kaum zu hoffen, brachte sie ihre Schwester mit.

***

Angela betrat zögernd die Hotelhalle und blickte sich um. Die Sessel waren nur spärlich besetzt.

Sie ging zur Rezeption.

Der Chefportier, der Angela kannte, lächelte. Vornehm zurückhaltend, wie es der Tradition des Hauses als erstes Hotel am Platze entsprach.

»Grüß Gott, Fräulein Althaus. Was kann ich für Sie tun?« Er schien es genau zu wissen, gab sich aber den Anschein, keine Ahnung zu haben.

»Ich wollte …« Angela verstummte, denn in diesem Moment verbeugte sich der Chefportier vor einer Person, die hinter ihr stand.

Angela drehte sich um. Im nächsten Augenblick fiel sie der Schwester um den Hals.

»Oh Melanie«, stammelte sie unter Tränen. »Ich bin ja so glücklich. Du weißt gar nicht, wie sehr du mir die ganzen Jahre gefehlt hast.«

Melanie war sichtlich gefasster als ihre jüngere Schwester, aber deswegen nicht weniger bewegt.

»Mein Kleines, meine geliebte Angie«, flüsterte sie und umarmte und küsste nun ihrerseits die Schwester. Sie hakte sich bei ihr ein und ging mit ihr die breite Treppe hinauf, die zu den bevorzugten Apartments im ersten Stock führte.

Angela konnte kaum sprechen. Sie drückte nur immer wieder Melanies Arm, als müsste sie sich versichern, dass diese wirklich und leibhaftig neben ihr herging.

In dem vornehm ausgestatteten Salon fielen sie sich noch einmal um den Hals.

»Ist Vater gesund?«, fragte Melanie dann sofort.

»So gesund und vital wie immer.«

Melanies Gesicht entspannte sich wieder.

»Ich bin froh«, sagte sie, »denn ich habe natürlich auch ein schlechtes Gewissen, weil ich überhaupt nichts von mir hören ließ.«

»Warum, Melanie?«, fragte Angela. »Warum hast du nicht wenigstens mal geschrieben. Oder mich angerufen?«

»Ich hatte einfach Angst, dass Vater am Apparat sein könnte.«

Eine Weile betrachteten sie sich gegenseitig.

»Du bist sehr hübsch geworden, meine Kleine!«, sagte Melanie dann. »Bist du vielleicht schon verlobt?«

Angela schüttelte den Kopf.

»Nein. Mir ist der richtige Mann noch nicht begegnet. Außerdem habe ich keine Zeit für die Männer. Und du? Bist du verheiratet?«

Melanie lächelte, wobei ihre grüngrauen Augen amüsiert blitzten.

»Sehe ich denn verheiratet aus?«

Angela gab ihrer Schwester einen Kuss.

»Eigentlich nicht. Aber dir scheint es sehr gut zu gehen«, sagte sie, sich in dem sündhaft teuren Apartment umblickend. »Bist du reich?«

»Ich glaube«, erwiderte Melanie.

»Und wie ist das gekommen? Was hast du gemacht?«, stellte sie ihrer Schwester gleich die nächsten Fragen.

Melanie setzte sich mit Angela auf das Biedermeiersofa, von dem aus man durch das Fenster die Gondelbahn zum Nebelhorn sehen konnte.

»Sagt dir der Name Remond etwas?«

Angela schien plötzlich etwas zu ahnen.

»Melanie Remond«, wiederholte sie.

Ihre Schwester nickte.

»Ja, ich bin Melanie Remond.«

Angela zweifelte keinen Augenblick daran. Ihrer großen Schwester traute sie alles zu. Eigentlich wunderte es sie nicht einmal, dass Melanie die erfolgreichste Rennreiterin der letzten Jahre war, die in allen Teilen der Welt von Sieg zu Sieg geritten war.

Ihr Vater und sie hatten in den Zeitungen den Siegeszug der großen Rennreiterin verfolgt. Sie hatten sich gewundert, dass nie ein Bild von ihr erschienen war, und es war ihnen außerdem aufgefallen, dass Melanie Remond niemals auf deutschen Galoppbahnen ritt.

»Mein Gott«, sagte Angela, »dann musst du ja eine vielfache Millionärin sein. Vater wird …«

Sie verstummte plötzlich und senkte den Kopf.

»Ich weiß nicht, was er sagen wird, wenn er erfährt, dass du zurückgekommen bist. Er ist manchmal so stur wie ein Maulesel«, fügte sie noch hinzu.

Dann bombardierte Angela ihre Schwester mit Fragen. Melanie konnte sie nicht alle beantworten.

Sie konzentrierte sich schließlich auf Angelas letzte Frage.

»Warum bist du damals so plötzlich weggegangen?«, lautete diese.

Melanie lächelte wehmütig.

»Ich hätte es wenigstens dir sagen sollen. Und Rosina.« Dann kam plötzlich ein spitzbübischer Zug in ihr Gesicht.

»Ich habe unsere Rosina natürlich sofort erkannt. Und ich habe auch bemerkt, wie sie mir nachgeschlichen ist. Es geht ihr gut, nicht wahr?«

»Ja, danke, sehr gut. Aber warum bist du vor acht Jahren so überstürzt abgereist?«

Melanie griff nach dem Telefon, das vor ihr auf dem Tisch stand.

»Einen kleinen Augenblick. Du wirst es gleich erfahren. Hallo, Hanne«, sagte sie gleich darauf in die Sprechmuschel. »Ist Christoph bei dir? Ja? Bitte, schick ihn zu mir herüber. Ich habe Besuch. Meine Schwester Angela ist hier. Ich werde dich später mit ihr bekannt machen.« Melanie lachte und sagte dann: »Du hast recht, Hanne. Erst kommt die Familie.«

Nach diesen Worten legte Melanie auf.

»Also doch ein Mann. Ich habe es mir gleich gedacht. Du bist viel zu schön, um allein zu bleiben«, sagte Angela sofort atemlos.

Es klopfte an der Tür. Sie öffnete sich, und ein ungefähr sieben Jahre alter Bub steckte den Kopf herein.

»Das ist Christoph«, sagte Melanie.

Der Bub rannte auf Melanie zu, umarmte sie und flüsterte ihr ins Ohr, wobei er zu Angela hinüberschielte.

»Ist das meine Tante, von der du mir erzählt hast?«

»Ja, das ist sie. Du darfst ihr einen Kuss geben.«

Von der Küsserei schien Christoph nicht so begeistert zu sein. Er stellte sich vor Angela auf, stützte beide Fäuste in die Seite und betrachtete sie.

»Du bist sehr hübsch, Tante Angela«, stellte er mit kindlicher Offenheit fest. »Aber meinst du nicht, dass meine Mami noch schöner ist?«

»Sie ist viel schöner«, stimmte Angela dem Buben zu, nahm seinen Kopf zwischen die Hände und gab ihm einen Kuss auf die Nase. »Küssen ist langweilig, findest du nicht?«

Angela eroberte das Herz ihres Neffen im Sturm.

»Und manchmal so feucht«, erwiderte er in verschwörerischem Flüsterton. Dann fragte er: »Kannst du auch reiten?«

»Ja, doch lange nicht so gut wie deine Mami. Aber wir haben viele Pferde bei uns auf dem Hof.«