Bergkristall - Folge 278 - Lothar Eschbach - E-Book

Bergkristall - Folge 278 E-Book

Lothar Eschbach

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Beschreibung

Da kann man doch nur den Kopf schütteln! Kaum ist Dr. Susanne Wieland, die den erkrankten Tierarzt in Teisenbach vertreten soll, zum ersten Mal auf dem Strohmeier-Hof, da liegt sie sich auch schon mit dem Hofsohn Florian mächtig in den Haaren. Und das soll erst der Anfang sein ...

Niemand kann verstehen, warum sich die beiden bei jeder Begegnung zanken, wo man doch auf den ersten Blick sieht, dass sie bis über beide Ohren verliebt sind.

Da geht eines Tages die Feuersirene in Teisenbach los. Schon von Weitem sieht man die züngelnden Flammen und den schwarzen Rauch über dem Strohmeier-Hof ...

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Seitenzahl: 109

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Denn sie waren wie Katz und Hund

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Michael Wolf

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-4402-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Denn sie waren wie Katz und Hund

Warum zwei junge Menschen nicht zueinanderfanden

Von Lothar Eschbach

Da kann man doch nur den Kopf schütteln! Kaum ist Dr. Susanne Wieland, die den erkrankten Tierarzt in Teisenbach vertreten soll, zum ersten Mal auf dem Strohmeier-Hof, da liegt sie sich auch schon mit dem Hofsohn Florian mächtig in den Haaren. Und das soll erst der Anfang sein …

Niemand kann verstehen, warum sich die beiden bei jeder Begegnung zanken, wo man doch auf den ersten Blick sieht, dass sie bis über beide Ohren ineinander verliebt sind.

Da geht eines Tages die Feuersirene in Teisenbach los. Schon von Weitem sieht man die züngelnden Flammen und den schwarzen Rauch über dem Strohmeier-Hof aufsteigen …

„Wenn Sie jetzt keine Ruhe geben, Herr Doktor, dann müssen Sie ins Krankenhaus“, schimpfte die Haushälterin. „Stillliegen ist das Wichtigste, hat der Arzt gesagt. Sonst humpeln Sie Ihr ganzes Leben an zwei Krücken herum. Wollen Sie das?“

Tierarzt Dr. Hoffmann schloss sekundenlang die Augen. Sie hatte ja recht, die Ida Pirkl, die rührend um ihn bemüht war. Aber Dr. Hoffmann war ein unruhiger Geist. Und mit dem Beckenbruch mochte er sich einfach nicht abfinden.

Es war im Wald vor Teisenbach passiert, als er meinte, das Aufladen der Baumstämme beaufsichtigen zu müssen. Die Ladung war plötzlich ins Rutschen gekommen, weil sie noch nicht festgezurrt war, und ein Stamm hatte den Tierarzt so unglücklich getroffen, dass er einen doppelten Beckenbruch davongetragen hatte.

Die ersten vierzehn Tage, als er im Krankenhaus im Streckverband lag, hatte ihn ein Kollege aus dem Nachbardorf vertreten. Nun, da er endlich wieder zu Hause war, erwartete er eine junge Tierärztin, die ihm Kollegen empfohlen hatten.

Dr. Hoffmann war Junggeselle und wurde in zwei Jahren sechzig. Er war ein großer, starker Mann. Ein Tierarzt halt, wie er auf dem Lande gebraucht wurde: Er konnte hart zupacken, war dabei aber von einer Behutsamkeit, die man ihm vom Äußeren her nicht zugetraut hätte.

„Hat noch niemand angerufen, Ida?“, fragte er.

„Nein, niemand“, gab sie kurz angebunden zurück. „Aber gebrannt hat’s in der letzten Nacht.“

„Bei uns im Dorf?“

„Nein, in Hellbruck. Aber es ist einwandfrei erwiesen: Brandstiftung.“

„Und was reden die Leute?“

„Nix Gutes, weil sie nie was Gutes über die anderen reden. Das ist jetzt schon die vierte Brandstiftung in den letzten acht Wochen. Und die Polizei hat keine Spur von den Lumpen.“

Ida Pirkl saß am Fenster der Wohnstube und strickte. Dem Doktor hatte sie ein Bett auf der Couch hergerichtet. In seinem Schlafzimmer wollte er ja nicht bleiben, weil er da, wie er sagte, keine Ansprache hatte.

Im Großen und Ganzen gesehen, war der Tierarzt ein angenehmer Patient. Nur ein wenig ungeduldig halt, weil es mit dem Heilungsprozess so langsam voranging.

Am liebsten war es ihm, wenn die Ida den ganzen Tag um ihn herum war. Ging sie nur in die Küche, um das Essen fertig zu machen, rief er spätestens nach zehn Minuten, was sie denn solange in der Küche zu tun hätte.

Sie war schon vierundzwanzig Jahre bei ihm und führte einen mustergültigen Haushalt. Vor ein paar Jahren hatte sie ihm sogar noch bei schwierigen Geburten geholfen, wenn ein Kalb im Mutterleib umgedreht werden musste oder ein Fohlen Schwierigkeiten hatte, zur Welt zu kommen.

Das konnte sie jetzt nicht mehr. Sie war etwas asthmatisch und war im Frühjahr dreiundsechzig geworden. Da musste man schon ein bisschen langsamer tun.

„Ida“, sagte Dr. Hoffmann nach einer Weile, „erzähl halt mal, was es sonst Neues gibt im Dorf. Wie geht’s denn dem Ehrl-Markus? Meinst du, dass er’s packen wird mit seinem Hof?“

Sie blickte über die Brille hinweg zur Couch hinüber.

„Irgendwann ist es Schluss mit ihm. Das sag ich schon allweil. Er hat niemanden, der ihm hilft. Und seitdem ihm die Maria weggelaufen ist, was ich gut verstehen kann, ist’s noch schneller abwärts gegangen mit ihm. Nur weil er das Saufen net lassen kann. Sonst wäre er gar kein schlechter Bauer.“

„Und seine Tiere?“

„Ach Gott, Herr Doktor, da kann man das große Erbarmen kriegen. Letzte Woche hat ihm wieder eine Kuh verkalbt. Und im Schweinestall hat er den Rotlauf gehabt. Ich weiß gar net, wie er’s macht, dass er nicht in dem ganzen Dreck verkommt.“

Der Tierarzt hob den Kopf. „Jetzt ist ein Auto vor dem Haus vorgefahren. Das wird sie sein, meine Vertretung.“

Ida Pirkl sah zum Fenster hinaus. „Der Bierwagen war’s. Und er ist vorbeigefahren, weil Sie kein Bier trinken sollen wegen den Kalorien.“

„Ein paar Flascherl hättest du schon her tun können. Wenn jemand zu Besuch kommt und was trinken will, haben wir net mal ein Bier im Haus.“

„Dann kriegt der Gast einen Kaffee oder eine Limonade. Doktor Birkner hat’s streng verboten, das Biertrinken. Und daran halte ich mich auch.“

„Du bist grantig heute!“

„Überhaupt net. Aber ich mag’s net, wenn Sie so herumliegen wie ein Häuferl Unglück. Und was ich dazu tun kann, dass es ein bisserl schneller aufwärts geht, das mache ich.“

„Ich hab Durst, Ida.“

„Auf dem Tisch steht ein kalter Nierentee.“

Er drohte zu ihr hinüber. „Wart nur, wenn es dir mal wieder schlecht geht wie im letzten Winter. Dann mach ich dir nur Schleimsuppen. Früh, mittags und abends, bis sie dir auch zum Hals heraushängen. Wie soll ich denn da gesund werden, wenn ich mich auf nix mehr freuen kann!“

„Freuen Sie sich auf die Frau Doktor Wieland, damit endlich wieder die Praxis in Ordnung kommt. Mit dem Doktor Rossdeutscher sind die Leute im Dorf net zufrieden gewesen.“

„Aber er ist ein guter Tierarzt!“

„Das mag schon sein. Aber reden tut er nix mit den Bauern. Und wenn er das Maul aufmacht, grantelt er nur herum. Das passt ihm net, und dort hat er was auszusetzen. Die Heimholz-Bäuerin hat erst wieder gestern zu mir gesagt, dass der Rossdeutscher ein Büffel ist.“

Hoffmann hob den Kopf und versuchte sich aufzusetzen, um wenigstens einen Blick aus dem Fenster werfen zu können. Aber mit einem Schmerzenslaut sank er wieder in die Kissen zurück.

Sofort rannte die Ida zu ihm hin.

„Sie haben sich schon wieder bewegt, gell? Und jetzt haben Sie Schmerzen wie verrückt. Wenn ich das dem Doktor Birkner sage, sind Sie morgen in Bad Reichenhall im Krankenhaus. Aber dann werden Sie sich umschauen! Da tanzt nicht den ganzen Tag eine Krankenschwester um Sie herum. Da müssen Sie bloß stillliegen und sonst nix.“ Sie hatte kaum ausgesprochen, als vor dem Haus Bremsen quietschten.

„Das könnte sie jetzt sein, unsere neue Frau Doktor.“

„Was hat Sie denn für einen Wagen?“, fragte er neugierig.

„Einen Mercedes. Sieht noch ganz neu aus!“

„Einen Mercedes, soso“, stellte Dr. Hoffmann nachdenklich fest, um gleich darauf seine Haushälterin zur Eile anzutreiben. „Schau halt raus, Ida. Und koch uns gleich einen schönen Kaffee. Hast du Kuchen gebacken?“

„Werde ich keinen gebacken haben?“, empörte sie sich. Sie lief los, und gleich darauf hörte man sie laut reden – bei ihr ein gutes Zeichen. Denn wenn sie jemanden auf Anhieb nicht mochte, dann blieb sie stumm wie ein Fisch.

***

Dr. Hoffmann riss erstaunt die Augen auf, als Ida die Tierärztin hereinführte. Sie war mittelgroß und zierlich. Der Doktor dachte sofort an seine Großtierpraxis und wie sie damit wohl fertig werden sollte.

Sie war teuer und elegant gekleidet, das sah er auf den ersten Blick, obwohl er kein Modeexperte war. Und sie war vor allem bildhübsch. Man konnte sie sogar als eine Schönheit bezeichnen.

Große dunkle Augen sahen interessiert aus einem feinen, schmalen Gesicht heraus. Die mittelbraunen langen Haare trug sie offen. Und sie hatte eine Figur, die einem Mannequin wohl angestanden hätte.

„Wieland“, stellte sie sich mit einem Lächeln vor und reichte dem Doktor eine schmale, aber feste kräftige Hand. „Wie geht es Ihnen? Besser? Ist der Arzt mit Ihnen zufrieden?“ Sie setzte sich ohne Umschweife zu ihm auf die Couch und betrachtete ihn aufmerksam. „Also, schlecht sehen Sie eigentlich nicht aus.“

„Aber ich fühle mich schlecht“, erwiderte er mit einem etwas verlegenen Lächeln. „Doch erst einmal willkommen in unserer bescheidenen Hütte. Ich hoffe, dass Sie sich bei uns wohlfühlen.“

„Ich bin zum Arbeiten hergekommen, und Frau Ida hat mir schon gesagt, dass ein Haufen Arbeit auf mich wartet.“

Dr. Hoffmann wusste, dass sie bisher im Münchner Zoologischen Garten gearbeitet hatte. Sonst wusste er eigentlich nichts von ihr. Aber das würde er ja noch erfahren. Denn die Abende waren lang, und der Tierarzt wurde abends wirklich nur in Notfällen zu den Bauern gerufen, weil die Bauern auch gern ihren Feierabend hatten.

Dr. Susanne Wieland fing gleich an zu fragen. Nach den Besonderheiten hier in der Gegend, mit was für Tieren sie es hauptsächlich zu tun haben würde und ob er auch unter der Woche so eine Art Sprechstunde abhielte.

„Nur dienstags und freitags“, erklärte Dr. Hoffmann ihr. „Und dann auch nur am Vormittag. Da bringen die Leute dann schon ihre Hunde, Katzen und Kaninchen. Denn in der Umgebung wohnen auch eine Menge Privatleute.“

„Und da wird auch operiert?“

„Was halt so anfällt. Hauptsächlich Sterilisationen und Kastrationen. Mal Verletzungen, aber auch Zysten im Bauch und was unsere Haustiere halt sonst noch so haben.“

„Schluss jetzt“, unterbrach Ida energisch. „Die Frau Doktor wird erst auspacken wollen. Und, gell, Ihr Zimmer möchten Sie auch sehen und sich ein bisserl frischmachen.“

Ida führte Susanne in den zweiten Stock, wo ein bäuerliches, sehr gemütliches Gästezimmer auf sie wartete.

„Ein eigenes Bad haben Sie auch“, erklärte sie strahlend und sah wohlgefällig zu, wie Susanne Wieland alle Einzelheiten des Zimmers in sich aufnahm.

„Das sind wunderschöne alte Möbel“, meinte sie. „Und der herrliche Balkon!“ Sie öffnete die Tür und trat ins Freie.

Ida folgte ihr. „Heute ist es ein bisserl diesig, aber sonst haben Sie einen Blick, den gibt’s sonst nirgends hier im Dorf. Bis zu den Berchtesgadener Bergen können Sie reinschauen!“

„Mein Gott, Frau Ida, bin ich froh, endlich mal aus der Großstadt rauszukommen! Sie werden es vielleicht nicht glauben, aber ich bin auf dem Land aufgewachsen. Mein Vater ist Tierarzt in der Nähe von Coburg.“

„Dann sind Sie also eine Fränkin?“

„Nein, ich bin in München geboren. Und von München komme ich auch her. Aus dem Zoologischen Garten.“

„Haben Sie da auch die Tiger und Löwen verarzten müssen?“

„Freilich! Genauso wie die Elefanten, die Zebras, die Kamele und was es sonst noch so alles an Großtieren gibt.“

Ida betrachtete die „Frau Doktor“ von unten bis oben.

„Also, ausschauen tun Sie net grade, als ob sie einen Zentner heben könnten.“

Susanne lachte. „Das täuscht. Da, fühlen Sie mal!“ Sie spannte die Oberarmmuskeln an.

„Tatsächlich“, erwiderte Ida erstaunt. „Also, wenn das der Herr Doktor wüsste, dann tät er schon viel ruhiger sein. Er hat nämlich ein bisserl Angst gehabt, als er hörte, dass Sie eine Frau sind. In dem Schreiben vom tierärztlichen Verband stand nämlich nur Doktor S. Wieland. Und das hätte ja auch ein Siegried oder ein Stefan sein können, gell?“

„Es ist aber bloß eine Susanne. Wenn wir jetzt runtergehen, kann ich ihn ja mal meine Muskeln fühlen lassen“, erwiderte sie in ihrer burschikosen Art. Das mochte Frau Ida. Sie hatte die junge Tierärztin vom ersten Augenblick an in ihr Herz geschlossen. Und das bedeutete, dass es ihr im Hoffmann-Haus in den nächsten Wochen sehr gut gehen würde.

„Ich hole jetzt mal meine Koffer rauf“, sagte Susanne, und sie wehrte sehr energisch ab, als ihr die Ida helfen wollte. „Nix da, das brauche ich als Training.“

„Dann setze ich inzwischen das Wasser für den Kaffee auf“, meinte Ida. „Mögen Sie ihn gern stark oder sehr stark?“

„Wenn es nicht zu unbescheiden ist, sehr stark!“

Eine halbe Stunde später saßen sie am Couchtisch, den Ida zu Ehren ihres Gastes mit dem „guten Geschirr“ gedeckt hatte.

Und zu dem wirklich erstklassigen Kaffee gab es einen ebenso guten Kirschkuchen, der sogar noch ein bisschen warm war.

Die Frau Doktor brauchte man nicht bitten, kräftig zuzulangen. Sie entwickelte einen guten Appetit, und der Doktor vergaß seine Schmerzen bei der angeregten Unterhaltung, die dabei geführt wurde.

Ja, das war eine Vertretung nach seinem Herzen. Er traute sich erst nicht recht, kräftig zuzupacken, als sie ihn ihre Muskeln fühlen ließ. Dann sagte er nur noch: „Donnerwetter, da wird er aber schauen, der Strohmeier.“

„Wer ist der Strohmeier?“

„Der größte Bauer in der ganzen weiten Umgebung. Einhundertzwanzig Milchkühe und eine Menge Kälber und Rinder. Einen Zuchtstier und vierzehn Pferde.“

„So was gibt’s hier noch?“

Dr. Hoffmann nickte. „Außerdem ist der Strohmeier-Albert mein Freund und hat natürlich Vorzugspreise. Schon deswegen, weil eh so viel bei ihm zu tun ist. Gestern Abend hat er mir einen Besuch gemacht. Und wie ich ihm gesagt hab, dass der Doktor S. Wieland eine Frau Doktor Susanne Wieland ist, hat er das Gesicht verzogen wie einer, der auf eine Zitrone beißt. Da fällt mir ein – es wäre schon gut, wenn Sie gleich morgen bei ihm vorbeischauen würden.“

„Ich kann heute noch …“