Bergkristall - Folge 282 - Lothar Eschbach - E-Book

Bergkristall - Folge 282 E-Book

Lothar Eschbach

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Beschreibung

Eine wahre Waldfee ist sie, die hübsche Lamprecht-Gabi, die mit ihrem Bruder Toni nach dem Tod der Eltern allein in einem Holzhaus mitten im Wald wohnt. Denn nicht nur mit Heilkräutern kennt sie sich aus, auch alle Tiere hat sie in ihr Herz geschlossen. Sie soll sogar mit ihnen "reden", munkelt man im nahen Dorf.

Na, dieses geheimnisvolle "Kräuterweiblein" will sich der heimgekehrte junge Arzt Dieter Altdorfer jetzt einmal genauer anschauen. Mit ihren Kräutern soll sie einige Krankheiten besser heilen als die Schulmedizin?

Als sich die Tür von Gabis "Hexenhäusl" öffnet, ist es um Dieter geschehen: Das Madel hat tatsächlich Zauberkräfte ...

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Seitenzahl: 111

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Seine schöne Waldfee

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Bastei Verlag/Anne von Sarosdy

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-4592-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Seine schöne Waldfee

Bezaubernder Roman um einen Burschen, der sein Herz nicht verlieren wollte

Von Lothar Eschbach

Eine wahre Waldfee ist sie, die hübsche Lamprecht-Gabi, die mit ihrem Bruder Toni nach dem Tod der Eltern allein in einem Holzhaus mitten im Wald wohnt. Denn nicht nur mit Heilkräutern kennt sie sich aus, auch alle Tiere hat sie in ihr Herz geschlossen. Sie soll sogar mit ihnen „reden“, munkelt man im nahen Dorf.

Na, dieses geheimnisvolle „Kräuterweiblein“ will sich der heimgekehrte junge Arzt Dieter Altdorfer jetzt einmal genauer anschauen. Mit ihren Kräutern soll sie einige Krankheiten besser heilen als die Schulmedizin?

Als sich die Tür von Gabis „Hexenhäusl“ öffnet, ist es um Dieter geschehen: Das Madel hat tatsächlich Zauberkräfte …

„Und wie geht’s jetzt weiter?“, fragte Toni Lamprecht seine Schwester Gabriele. „Willst du weiter im Laden stehen und Handtaschen verkaufen?“

Gabi tätschelte den Kopf ihres Hundes, der ihr vor einem Jahr krank und völlig abgemagert zugelaufen war. Sie hatte ihn selbst verarztet und ihn so liebevoll gepflegt, dass aus dem kleinen verschüchterten Kerl bald ein fröhlicher, kerngesunder Hund geworden war.

Vor einer Woche hatten die Geschwister ihre Mutter beerdigt, kurz nachdem ihr Vater gestorben war. Nun mussten Toni und Gabriele ihre Zukunft planen. Das war höchst neu und ungewöhnlich, denn Pläne hatte es in der Familie Lamprecht nie gegeben.

„Du übernimmst mal das Geschäft …“, hatte der alte Lamprecht stets zu seinem Sohn gesagt, wenn die Sprache auf seinen späteren Beruf gekommen war, und damit den gut laufenden Lederwarenladen gemeint. „Und die Gabi wird ja eh heiraten …“, hatte die Mutter hinzugefügt. „Da brauchen wir uns keine Gedanken um die Zukunft zu machen.“

Jetzt mussten sie es doch tun. Anfangs hatten sie recht hilflos der neuen Situation gegenübergestanden. Es war zum Glück aber nicht so, dass sie nicht beide ihr Auskommen gehabt hätten. In der Beziehung hatten die Eltern vorgesorgt.

Michel Köster, ein Freund von Toni aus der Schulzeit, war seit einem Jahr in die Anwaltspraxis seines Vaters eingetreten. Für ihn war es selbstverständlich, dass er die Geschwister beriet.

„Deine Tiere wirst du wegtun müssen“, hatte er zur Gabi gesagt. „Wo willst du denn hin mit ihnen, wenn ihr das große Haus in der Stadt aufgeben wollt?“

„Niemals geb ich die Tiere her!“, erwiderte die Gabi mit flammendem Blick.

Sie hatte außer dem Hund noch fünf Katzen, einen Raben namens Jakob und eine der selten gewordenen Waldohreulen, die als Jungtier von der Gabi gefunden und aufgezogen worden war.

Ihr Bruder winkte ihm verstohlen zu, dieses Thema nicht weiter zu verfolgen. Er hatte schon so seine eigenen Ideen, die er seiner Schwester aber erst beibringen musste.

Einig waren sich die Geschwister nur darüber, dass sie das Haus mit dem Laden, den Lagerräumen und dem dahinterliegenden Garten verkaufen wollten.

Das würde keine Schwierigkeit sein, Toni hatte sich schon umgehört. Eine große Lederwarenfabrik in der Kreisstadt, die auch mehrere Geschäfte in anderen Orten betrieb, interessierte sich sehr für das Anwesen der Familie Lamprecht. Sie wollten das Geschäft zum größten Fachgeschäft im ganzen Landkreis ausbauen und hatten daher dem Toni ein Angebot gemacht, das finanziell sehr attraktiv war. Aber er hatte den Verkauf noch nicht mit seiner Schwester besprochen.

Der heutige Besuch seines Freundes Michel galt hauptsächlich diesem Projekt, wie auch den Entscheidungen von Toni, die sich daraus ergeben sollten.

Der Toni hatte nämlich seine eigene Vorstellung, die er aber immer vor seinen Eltern geheim halten musste. Für den Vater galt nur, dass der Toni sein Geschäft fortführen sollte. Etwas anderes ließ er nicht gelten.

Aber der Sohn hatte natürlich andere Wünsche, genauso wie seine Schwester, die als eine „Besondere“ von den Leuten im Ort angesehen wurde. Sie war ausgesprochen hübsch, schlank und hochgewachsen wie ihr Bruder, kaum einen halben Kopf kleiner als er. Sie galt aber vor allem als eine Heilkundige, die von den Kräutern des Waldes mehr verstand als die Apotheker und Ärzte zusammen.

Die Leute waren schon frühzeitig zu ihr gegangen, wenn sie mit den Ärzten nicht weitergekommen waren – auch wenn das Mädel noch so jung war.

„Die Gabi hilft dir immer“, so gingen ihre Reden.

Und wirklich, die Gabi hatte für jeden das richtige Kräuterl, das dann meistens auch half. Außerdem ging das Gerücht, dass das Mädchen mit den Tieren reden könnte. Die Menschen hatten sie dabei beobachtet, wenn sie mit den sonst recht wilden Tieren des Waldes „sprach“. Nicht nur die Rehe kamen hinter ihr her, auch die sonst so scheuen Füchse, vor allem aber die Vögel des Waldes, mit denen sie die Gabi deutlich sprechen hörten.

Hätte sie sonst auch die Eule mitgebracht? Oder den Raben Jakob, der nach Meinung der Leute alles machte, was die Gabi ihm anschaffte?

Die drei jungen Leute saßen jetzt im Wohnzimmer des Hauses zusammen. Vor sich hatten sie Weingläser stehen, in die der Toni immer wieder nachschenkte, wenn das Gespräch zu versiegen drohte.

Er beobachtete, wie der Michel die Schwester voll Bewunderung mit den Blicken verschlang. Die Gabi aber achtete kaum darauf.

„Also … was soll nun werden?“, brachte der Michel die Unterhaltung wieder aufs rechte Gleis zurück. „Wie hast du dir eure Zukunft vorgestellt, Toni?“

„Ich möchte gern im Wald ein Haus bauen. Die Eltern haben ja ganz in der Nähe von Waldkapellen mal Grund gekauft. Eine herrliche Wiese, umgeben von alten Bäumen. Dort möchte ich mit der Gabi wohnen.“

Seine Schwester hatte ihm stumm zugehört. Nur ihre Augen begannen zu leuchten, als er von dem Platz im Wald sprach.

„Willst vielleicht selber bauen?“, fragte sie lächelnd, denn sie wusste, dass er fast alles konnte, was mit Holzarbeiten oder elektrischem Strom zusammenhing.

Eigentlich gab es nichts Handwerkliches, an dem der Toni je gescheitert war.

„Net grad selber bauen …“, erwiderte er. „Ich tät schon eine Baufirma beauftragen. Aber ich möchte alles so herrichten, wie es dir und mir gefällt.“

„Auch mit einem Häusl für meine Tiere?“, fragte sie.

„Das auch, wenn du es unbedingt willst. Meinetwegen sogar mit einem Stall für deine Kuh, die du schon so lange im Sinn hast.“

„Und wovon wollt ihr leben?“, bohrte der Michel.

„Ich könnte Kräuter verkaufen. Wegen des Absatzes ist mir net bange.“

Toni verzog ein bisserl das Gesicht. Er hielt nicht viel vom Kräutersammeln seiner Schwester, wie er auch die Erfolge nicht gelten ließ, die sie damit erzielte.

„Meinetwegen auch Kräuter“, brummte er wenig begeistert. „Ich wüsste schon, was ich da draußen anfangen könnte. Vielleicht täte ich einen Handel mit Briefmarken aufziehen. Von denen versteh ich was. Aber vielleicht ergibt sich ja auch noch was anderes“, sagte er mit einem Schmunzeln.

Gabi ahnte, was er sich wünschte. War er nicht meistens draußen im Wald bei einem Freund, dem staatlichen Oberförster Wilhelm Raabe gewesen? In jeder freien Minute, die er aus dem Haus konnte.

Gabi glaubte seine Leidenschaft zu kennen, aber sie hatten nie darüber gesprochen …

„Und von dem Geld, was uns die Firma für das Haus und den Laden zahlt, wird ja auch hübsch was übrig bleiben. Wozu hab ich denn einen Freund, der mir als Anwalt bei der Geldanlage helfen kann?“ Toni schmunzelte in sich hinein und brachte den Michel dadurch in Schwierigkeiten, denn so viel verstand er noch nicht von Kapitalanlagen.

„Ja, ja …“, meinte der Michel denn auch ein bisserl beklommen. „Da wird sich schon was finden. Wann könntest du denn mit denen einig werden?“

„Schon bald“, erwiderte Toni. „Sie wollen mir schon in der nächsten Woche einen Vertrag vorlegen, den du ja dann zusammen mit deinem Vater durchsehen könntest.“

„So schnell schon?“

„Wenn wir bauen wollen, dann würd ich am liebsten noch in diesem Monat anfangen. Ich hab mich schon erkundigt. In drei Monaten könnte alles stehen. Alles aus Holz, und einen ganzen Teil würd ich selber machen.“

Gabi blickte ihren Bruder erstaunt an.

„Du scheinst ja schon sehr konkrete Pläne zu haben. Warum hast du dich nicht mit mir besprochen?“

„Weil ich eh hauptsächlich deine Interessen im Auge habe. Du sollst ein Nest kriegen, um das dich alle beneiden werden. Vor allem für deine Tiere wird gesorgt. Und ich lass dir auch eine Wärmekuchel einbauen, wo du deine Heilkräuter trocknen kannst!“

Sie stand auf und umarmte ihn.

„Das willst du wirklich alles für mich tun? Gibt’s etwa auch schon einen Plan für das Haus?“

Er ging zum Schreibtisch, der vor dem Fenster stand und dem Vater gehört hatte, zog einen Bauplan hervor und breitete ihn auf dem Tisch aus.

„Ist das unser Häusl?“, fragte Gabi aufgeregt.

Toni hatte ein Haus gezeichnet, das der Gabi schon beim ersten Ansehen gefiel. Dazu gehörte ein Plan, auf dem die einzelnen Räume aufgeteilt waren.

„Ist das ein Kachelofen?“, fragte sie und deutete auf ein Gebilde, das einen Kaminanschluss hatte.

„Ja, ein Kachelofen. Für die Übergangszeit. Sonst habe ich eine Ölheizung vorgesehen.“

Michel beugte sich zusammen mit Gabi über den Bauplan. Dass er dabei über ihre auf die Schultern fallenden blonden Locken streichelte, bemerkte sie nicht. Nur die Aufteilung des Hauses war im Augenblick für sie wichtig.

Sie saßen noch lange im Wohnzimmer und beratschlagten. Es war ein trüber Februartag. Draußen auf den Straßen lag Schnee. Aber Toni und Gabi dachten an das Holzhaus im Wald, das bald ihre neue Heimat sein sollte.

***

Toni glänzte in den nächsten Monaten durch Abwesenheit. Schon früh am Morgen fuhr er auf die Baustelle im Wald, und vor Einbruch der Dunkelheit kam er selten zurück.

Und dann war es so weit: Mitte Mai stand ein großer Möbelwagen vor dem Haus. Die Wohnung im ersten Stock über einem Teil des Ladens wurde leer geräumt, die Möbel im Wagen verstaut. Alles war schon für den Umzug hergerichtet. Gabriele brauchte sich nur um die Tiere zu kümmern. Sie verstaute sie in dem Wagen, den der Toni noch von ihrem Vater übernommen hatte.

Der Rabe Jakob und die Waldohreule namens Eulalie saßen ein bisserl verschüchtert in ihren großen Drahtkäfigen. Die fünf Katzen waren in Reisekörben auf dem Beifahrersitz und im Fußraum zusammengedrängt, während der Mischlingshund Kollo sich seelenruhig auf der hinteren Sitzbank flegelte.

Gabi fuhr hinter dem Möbelwagen her. Sie war ein bisserl aufgeregt, denn sie hatte das Holzhaus bisher noch nicht gesehen. Der Toni hatte darauf bestanden, dass sie das Haus nicht vor Fertigstellung sah.

Toni war genauso aufgeregt wie seine Schwester. Er war zu gespannt, was Gabi zu ihrem neuen Zuhause sagen würde.

Als der Möbelwagen langsam in den Waldweg einbog und über den unbefestigten Pfad holperte, renkte sich Gabi fast den Hals aus. Aber sie waren noch nicht auf der Waldwiese, wo das Haus stehen sollte.

Nur Jakob, der Rabe, verdrehte den Kopf nach allen Seiten, als ob er wüsste, dass er eine neue Heimat bekommen sollte. Die Eule versteckte den Kopf im Gefieder, die Katzen hatten sich zusammengerollt und schliefen, ebenso der Hund.

Ganz plötzlich tauchte ein Giebel zwischen den Bäumen auf. Der Möbelwagen schwenkte nach rechts, und Toni sprang aus dem Wagen und kam zu seiner Schwester gelaufen.

„Was sagst du?“, fragte er, kaum, dass Gabi das Holzhaus in Augenschein genommen hatte.

Sie verließ den Platz hinter dem Steuer und ging ein Stückerl näher heran. Sogar der Waldboden um das Haus herum war schon für die Blumenbeete vorbereitet.

„Das ist doch viel zu groß“, war Gabis erster Eindruck, den sie sich im Stillen dachte, aber befriedigt nahm sie den kleinen Anbau wahr, der an der linken Seite des Hauses für die Tiere geschaffen worden war.

„Was sagst du zu unserem Haus?“, fragte der Toni noch mal, als er sah, dass sich seine Schwester vor allem für den Anbau interessierte.

Da ging sie einmal um alles herum. Hinter dem Haus stand ein Schuppen, daneben ein kleines Häusel, das wie ein Stall aussah.

„Was ist denn das“, wollte die Gabi wissen.

„Der Stall für unsere anderen Tiere. Ich … ich habe eine Kuh gekauft, die gerade ein Kalb bekommen wird. Sie wird uns die nötige Milch liefern. Und buttern können wir auch! Das heißt, das werde ich übernehmen. Und wenn es dir recht ist, wollte ich noch einen Esel hertun, dass die Kuh sich bei uns net langweilen muss.“

„Mit Tieren ist mir alles recht“, erwiderte Gabi froh.

Jetzt erst wandte sie sich dem Haus zu. Auf der Vorderseite war im ersten Stock ein breiter Balkon angebracht. Die mächtigen Stämme, aus denen das Haus zusammengefügt war, machten den Eindruck, als wären sie für die Ewigkeit bestimmt.

Toni sprang nervös vor der Gabi hin und her.

„Willst jetzt net endlich reinkommen und dir die Aufteilung der Zimmer ansehen? Einen Nachteil hat das Häusl, wir haben noch keinen Strom, können also noch nichts kochen und müssen abends die Petroleumlampe anstecken.“

Er beobachtete seine Schwester, aber der fehlende elektrische Strom schien sie nicht zu beeindrucken.

„Gehen wir endlich? Wir können auch die Hintertür benützen. Vorn wird alles zugestellt sein. Die Männer verteilen gerade die Möbel in den einzelnen Zimmern.“

„Wissen sie denn Bescheid?“

„Ich habe ihnen eine Zeichnung gemacht, wo ich alles hinhaben will. Die Küche ist schon komplett eingebaut, das Badezimmer ebenfalls. Es kommt bloß noch kein heißes Wasser.“

Gabi rannte zum Auto. „Ich muss erst die Tiere rausholen“, sagte sie.