Alt wie Methusalem - Otto W. Bringer - E-Book

Alt wie Methusalem E-Book

Otto W. Bringer

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Beschreibung

Alt werden wie Methusalem - ein frommer Wunsch von Verliebten, die den Augenblick verlängern möchten bis Ultimo, ohne zu wissen, wie alt Methusalem wirklich wurde. In diesem Buch definiert der Autor langes Leben als Realität: Leben auf dieser Erde und Überleben nach dem Tod. Beides ist unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Die geschilderten Beispiele aus der Menschheitsgeschichte überzeugen auch Zweifler, sie beginnen mit dem Methusalem des Alten Testaments, der nach der Überlieferung 950 Jahre alt wurde. Dem gegenüber steht eine Frau, die 1997 tatsächlich mit 122 Jahren starb. Gibt es dafür ein Rezept? Auch die zweite Perspektive ist plausibel: Länger leben kann jeder im Andenken späterer Generationen. Am Beispiel von Menschen der letzten 4000 Jahre schildert der Autor Ideen und Werke, die die Welt veränderten. Religionsstifter mit Abermillionen Anhängern, Erfinder und Entdecker, deren Resultate uns heute noch nutzen. Ingenieure und Künstler, deren Werke unser Leben bereichern.

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Seitenzahl: 153

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Otto W. Bringer

Alt wie Methusalem

Nur eine Redensart

Copyright: © 2017 Otto W. Bringer

Satz: Erik Kinting –www.buchlektorat.net

Titelgestaltung vom Autor unter Verwendung der Zeichung »93jähriger Greis«, Studie von Albrecht Dürer

Künstlerisch bearbeitete Archivfotos vom Autor

Erschienen bei tredition GmbH, Hamburg

978-3-7439-1036-2 (Paperback)

978-3-7439-1037-9 (Hardcover)

978-3-7439-1038-6 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttp://dnb.d-nb.deabrufbar.

Inhalt:

Leben und Überleben

Methusalem

Der älteste Mensch

Religionsstifter

Wohltäter

Entdecker und Erfinder

Ingenieure

Künstler

Komödianten und Clowns

Helfer

Namensgeber Amerikas

Zwischenbilanz

Übeltäter

Populisten

Opfer von Vorurteilen

Ein Poet zum Thema

Symbole der Zeit

Leben und Überleben

Das Stichwort Methusalem liefert uns den Anlass, über so Essentielles wie Leben nachzudenken: Was verstehen wir unter Leben und was unter Überleben? Hier ist nicht gemeint, einen Unfall zu überleben. Sondern Weiterleben nach dem physischen Tod. Den Tod also überleben. Jedes hat viele Aspekte, aber einen gemeinsamen Nenner: Lebendig sein und lebendig bleiben. Von beidem ist in diesem Buch die Rede. Weil eins vom anderen abhängig ist. In beidem stecken Scheitern und Chance. Vorab in ihren Grundzügen betrachtet, später mit zahlreichen Beispielen aus vieltausendjähriger Menschheitsgeschichte. Ausgewählt und erzählt vom Autor dieses Buches.

Das Leben auf dieser Erde.Gesund sein und bleiben an erster Stelle. Voraussetzung für ein langes Leben. Obwohl wir nicht alles in der Hand haben, bleibt doch einiges. Sich gesund ernähren. Mit Naturprodukten pflegen. Gesundheit das dominante Thema in der Öffentlichkeit. Kein anderes so wichtig. Keines so kontrovers. Aus der Sicht von Herstellern, die in ihrer Werbung den Fortschritt betonen. Der von Naturaposteln, die ,,Zurück zu alten Zeiten“ fordern. Der verunsicherte Bürger zweifelt. Bio verspricht Rettung aus diesem Dilemma. In allen Geschäften immer mehr Bio-Produkte. Und solche aus den ländlichen Gebieten in der Region. Mit und ohne Zertifikat. Wir beruhigen uns und denken, wir bleiben gesund. Müssen aber zur Kenntnis nehmen, dass nicht überall Bio drin ist wo Bio drauf steht. Food-Watch hat es ermittelt. Auf was können wir uns denn verlassen? Bei der unermesslichen Zahl von Lebensmitteln und Pflegeprodukten im Angebot von Läden und Internet.

Was bleibt uns? Naturläden, Rosenkohl im eigenen Garten statt Rosen? Der Ratschlag von Großmüttern, wenn sie noch leben? Genauer hinsehen hilft in jedem Fall. Das Beispiel von Winzern sagt, was damit gemeint ist. Sie praktizieren Pflanzenschutz anders als üblich, düngen mit organischem Kompost. Begrünen den Boden zwischen Rebenreihen artenreich. Lebensraum für Nützlinge. Spinnentiere und Marienkäfer fressen Schädlinge. Insektizide, die unserer Gesundheit schaden, sind überflüssig. Immer mehr Winzer folgen solchen Methoden. Holen sich Rat bei Önologen und bringen Weine auf den Markt, die in Maßen genossen, keine Kopfschmerzen verursachen. Oder Herzklopfen. Und trotzdem lecker schmecken. Ein Glas Rotwein am Tag soll das Leben verlängern.

Am besten hört jeder auf seinen eigenen Körper. Wirklich wohl fühlt er sich nur bei ausgewogener Ernährung. Auch der kritische Blick in den Spiegel hilft, Abnormitäten zu sehen und versuchen, sie abzustellen. Lecker schmecken darf, nein, muss alles sowieso. Um glücklich zu sein. Voraussetzung für den Wunsch, möglichst lange zu leben.

Chancen länger zu leben als der Durchschnitt haben auch Sie, wenn Sie gesegnet sind mit optimistischer Weltsicht und Humor. Den Sie nicht verlieren, wenn´s Ihnen schlechter geht. Der Tod eines nahen Angehörigen Sie nicht aus der Fassung bringt. Ein guter Arzt hilft, Beschwerden des Alters auszuhalten. Positiv denken eine kostenlose Droge, die hilft länger zu leben. Krankheit und Tod verlieren ihre Relevanz. Sich bewusst machen, alles ist lebenswert: Lieben, leiden, Kinder in die Welt setzen, Geld verdienen und Spaß haben am Spiel. Fußball, Klavier oder Mensch ärgere dich nicht. Jeanne Louise Calment, von der später die Rede ist, mit 122 Jahren ein überzeugendes Vorbild.

Das Leben nach dem Tod.Erbanlagen, Erziehung und soziales Umfeld haben Sie werden lassen, der Sie sind. Sie können länger leben, wenn Sie es so verstehen: Leben heißt lebendig sein und lebendig bleiben. Mit allem was Sie sind und waren, bevor Sie sich verabschieden. Physisch und intellektuell in Kindern, die Ihnen ähnlich sehen. In den Herzen derer, die Sie lieben und nicht vergessen, was Sie ihnen Gutes getan. Sie leben so lange, wie man Ihre Rezepte nutzt. Ihre Enkel das Jäckchen tragen, das Sie für sie strickten. Bis ins Mannesalter mit der Märklin-Eisenbahn spielen, die Sie ihnen zum 10. Geburtstag schenkten. Solange Menschen Ihr Talent bewundern. Die aus Ton geknetete Figur sehen auf dem geerbten Vertiko.

Sind Sie ein Genie, werden Ihre Erfindungen genutzt. Ihre Bilder oder Skulpturen in Museen bestaunt, Ihre Songs und Symphonien gehört oder Ihre Romane noch lange gelesen. Ihre Erfindung genutzt. Steht in den Annalen, dass Sie mit einer neuen Idee die Stadt aus konjunkturellem Tief retteten, leben Sie. Solange Menschen Nutznießer gesellschaftlichen oder sozialen Fortschritts sind, die Sie initiierten. Andere Ihren moralischen oder weltanschaulichen Prinzipien folgen. In diesem Buch finden Sie Menschen, die im beschriebenen Sinne etliche Jahre länger lebten. Jahrtausende sogar. Ob es den Himmel gibt, in dem Sie weiterleben könnten, müssen Sie schon glauben. Schön, wenn Sie am Ende Ihres Lebens sagen können: ,,Mein Leben war wunderbar. Schöner kann Himmel nicht sein.“

Ein letzter Gedanke noch: Der Mensch ist nicht nur gut, auch böse. Mit Auswirkungen im Leben hier und nach dem Tod. Sie sind nicht zu leugnen und deshalb Thema auch in diesem Buch. ,,Edel sei der Mensch, hilfreich und gut" mahnt Goethe. Beispiele von Massenmördern zeigen das andere Extrem. Mensch lässt andere Menschen töten. Aus Machtgier, Sadismus oder falsch verstandener Religion und Weltanschauung. Von Nazis und Kommunisten, Islamisten. Christen nicht ausgenommen.

Aber auch nicht nur so spektakuläre Fälle waren oder sind Realität. Menschen, die egoistisch sind, Vorurteile hegen. Mehr oder weniger ausgeprägt. Mehr oder weniger folgenreich. Wieder kann Goethe zitiert werden. Sein Faust bekennt: ,,Zwei Seelen wohnen ach! In meiner Brust". Auch Egoismus und Vorurteil sind Teil des menschlichen Charakters. Denn meist ist die Angst zu verlieren ihre Ursache. Angst die stärkste aller Emotionen.

Angst, zu verlieren, was man besitzt oder glaubt darauf einen Anspruch zu haben. Angst vor Veränderungen und Überfremdung. Priester predigen Nächstenliebe. Populisten nutzen es aus: ,,Flüchtlinge nehmen uns die Arbeitsplätze weg". Im antiken Griechenland waren es die persischen Eroberer. Seit Jahrzehnten der Bruderkrieg zwischen Juden und Arabern. Diktiert vom Glauben, Gott oder Allah gibt ihnen das Recht, Land wegzunehmen oder zu töten. Egoismus und Vorurteil existieren seit mehr als ein Mensch die Erde bevölkert. Kain erschlug seinen Bruder Abel. Im Glauben, Gott liebte ihn mehr als ihn.

Paradebeispiel immer noch für Gut und Böse in jedem Menschen. Mit Konsequenzen für das Weiterleben nach dem Tod. Als Wohltäter oder Übeltäter im Buch der Geschichte. Und, wer es glaubt: Die Guten belohnt mit ewiger Seligkeit im Himmel. Die Bösen bestraft mit ewigen Höllenqualen. Sokrates, der große antike Philosoph antwortete auf die Frage, ob er an Gott und Himmel glaube:

,,Die Götter belohnen mein Bemühen, anständig zu leben mit ewigem Glück. Gibt es keine Götter, habe ich wenigstens anständig gelebt".

Sokrates nach zweieinhalbtausend Jahren so aktuell wie damals. Vorbild für alle Menschen, ob sie glauben oder nicht.

Methusalem

Methusalem ist eine Gestalt im Alten Testament. Sprichwörtlich geworden wegen seines hohen Alters. Das 1. Buch Mose 4 beschreibt ihn als Sohn des Henoch und Großvater Noahs. Der in einem schwimmenden Haus seine Familie und alle Tiere vor dem Tod in der Sintflut rettete. Sinnbildlich alles Leben auf dieser Erde. Methusalem soll laut Bibel mit 187 Jahren Lamech gezeugt haben, und danach noch viele Söhne und Töchter. Mit mehreren Frauen. Überlebte sie 762 Jahre. Weiß Gott ein unvorstellbares Alter. Kein Wunder, dass Methusalem für uns das Maximum von Lebenszeit bedeutet.

Nimmt man diese Altersangaben wörtlich, vergleicht sie mit den Lebensdaten Noahs und der Sintflut, ist Methusalem kurz vor oder während der Zeit des großen Wassers gestorben. In griechisch-oder russischorthodoxen Bibeln wird sein Alter mit 720 oder 969 genannt.

Die in der Bibel genannten Zahlen werden immer wieder bezweifelt. Weil sie unrealistisch sind. Jered soll 962 Jahre alt geworden sein. Adam und Noah beide 950. Andere Texte widersprechen solchen Angaben. Jüdisches Tanach und christliches Altes Testament beschreiben in Genesis, 1. Buch Mose 4 die Schöpfungsgeschichte. Danach habe Gott geplant, das Alter des Menschen auf 120 Jahre zu begrenzen. Ein Alter, das von Menschen erreicht werden kann.

Altersangaben können auf Rechenfehlern beruhen. Oder auf der Basis von Mondphasen berechnet sein. Ein Mondjahr ist ca. 12 mal länger als unser Jahr, das nach der Sonnenphase berechnet ist. Methusalem wäre nach unserem Berechnungen ,,nur" 79 Jahre alt geworden. Bilder dieser Veteranen gibt es nur in der bildenden Kunst. Dargestellt wie Menschen der jeweiligen Epoche. Leider keines von Methusalem, nur von Henoch, seinem Vater. Als sein Erzeuger und damit nächster Verwandter Methusalems rechtfertigt es sein Bild in diesem Buch. Altersangaben und Himmelfahrt bezweifeln Wissenschaft und nüchterne Zeitgenossen. Was nicht nur auf die genannten zutrifft.

Himmelfahrt Enochs, Methusalems Vater. Illustration in der sogenannten Mortier-Bibel 18. Jhd.

Außerdem:

Es geht hier nicht um wahr oder nicht wahr. Glauben oder nicht glauben. Wissenschaftlich korrekt oder nicht. Sondern darum, dem oft uneingestandenen Wunsch aller Menschen auf die Spur zu kommen. Länger zu leben als es möglich scheint. Wissen und eigene Erfahrungen erwarten lassen. Die im Buch beschriebenen Beispiele zeigen viele unterschiedliche Facetten dieses Menschheitstraums.

Theologen und Religionswissenschaftler nehmen an, dass in biblischen Zeiten ein hohes Alter bedeutete, man hatte Achtung und Respekt vor alt gewordenen Menschen. Um es zu bekunden, bezifferte man ihr Alter mit einer dreistelligen Zahl. Erste mündliche Überlieferungen wurden von späteren Bibelschreibern übernommen. Evangelikale und Zeugen Jehovas nehmen die Bibel wörtlich.

Der älteste Mensch

Jeanne Louise Calmentbeweist, dass Menschen älter werden können als es die Norm ist. Nicht, weil sie eine neue Idee hatte, mit der sie bei den Menschen weiterlebt. Wie Herr Zeppelin zum Beispiel. Jeanne Louise war ein Mensch aus Fleisch und Blut. Mit gesundem Verstand und Witz. Alt geworden wie bis anhin niemand. Geboren in Arles, Provence am 21. Februar 1875, also eine Widderfrau. Glaubt man den Sternzeichen, lebenstüchtig. Ein Mensch der Tat, überzeugt von sich selbst machte sie das, was zu tun war. Positiv ihre Sicht der Dinge. Gestorben am 4. August 1997 mit 122 Jahren. Bevor ich Ihnen erzähle, wie dieses bis dahin höchst erreichte Lebensalter die ganze Welt beschäftigt hat, ihre Vita.

Jeanne war die Tochter des Schiffbauers Niclas und seiner Frau Marguerite Calment, geb. Gilles. Sie entstammt einer Müllerfamilie. Beide erfolgreich und vermögend. Jeanne heiratete am 8. April 1896 Fernand Nicolas Calment, einen Vetter zweiten Grades. Ihre Großväter waren Brüder. Sie werden sich wundern, dass von einer einfachen Frau aus dem Volk so viele Daten bekannt sind? Sie war berühmt und nicht redefaul. Später mehr.

Fernand, ihr Mann ein vermögender Ladenbesitzer. Sie brauchte nie zu arbeiten wie andere Ehefrauen. Führte ein geruhsames Leben. Ging ihren Hobbys nach: Spielte Tennis, fuhr auf einem der ersten Zweiräder, schwamm in freien Gewässern. Rollschuhlaufen ihre liebste Beschäftigung. Was man nicht vermutet, sie folgte ihren musikalischen Neigungen. Spielte auf einem Klavier der damals verbreiteten Marke Pleyel, besuchte regelmäßig die Oper.

Ist daraus zu schließen, dass Kultur, geruhsamer Alltag und positive Gene Voraussetzung für ein langes Leben sind? Könnte einer von mehreren Gründen sein. Der frühe Tod ihrer Liebsten hatte sie jedenfalls nicht aus der Bahn geworfen. Ihren Blick in die Zukunft gelenkt.

Tochter Yvonne starb 1934 an einer Lungenentzündung. Ihr Mann 1942 an verdorbenem Eingemachten. Sie erinnert ein Kirsch-Dessert. Enkel Frédéric, den sie nach dem Tod seines Vaters groß zog und Medizin studieren ließ, verunglückte 1963 bei einem Motorradunfall. Zwei Jahre nach seinem Tod verkaufte die damals 88jährige ihre Wohnung an den 47jährigen Rechtsanwalt André-Francois Raffray gegen eine monatliche Rente von 2500 Francs. Zog in ein Altenheim. Nach Francois´ Tod bekam sie die Rente von seiner Frau bis zu deren Tod. Jeanne hatte zu dem Zeitpunkt den mehrfachen Wert ihrer Wohnung in bar eingenommen.

International bekannt wurde sie, als sie, 112 Jahre alt, interviewt wurde. Erzählte, sie sei 1889 im Alter von 14 Jahren dem Maler Vincent van Gogh begegnet. Der im Laden eines späteren Verwandten Leinwände, Farben und Pinsel kaufte. Erinnert sich nur an einen schmutzigen, schlecht gekleideten und unhöflichen Menschen. Auch noch an den Bau des Eiffelturms 1889 in Paris. Anlässlich des 100sten Jahrestages der Französischen Revolution von 1789. ,,Le tour d´ Eiffel" eine Ikone der modernen Architektur bis heute.

Nach einem Interview 1990 sprach ihr das Guinness-Buch der Rekorde den Titel des ältesten lebenden Menschen zu. Musste ihn kurz darauf der Amerikanerin Carry White übergeben. Später stellte sich heraus, dass deren Lebensdaten unkorrekt angegeben waren. Carry starb 1991 und Jeanne bekam den Titel zurück.

Jeanne Louise Calment, auf einem Foto der 23jährigen. 122 Jahre geworden, ältester Mensch bisher.

Im selben Jahr hatte sie einen kurzen Auftritt in dem Film ,,Vincent et mois" Vinzenz und ich. 1995 folgte der Dokumentarfilm: ,,Au delà de 120 ans avec Jeanne Calment“.

Jenseits der 120 Jahre mit Jeanne Calment. 1996 eine CD: ,,Maitraisse du temps." Herrin der Zeit. Erzählte ihre Geschichte, unbeirrt von Techno-Rhythmen im Hintergrund. Mit den erhaltenen Honoraren finanzierte sie ein paar Kleinbusse für ihr Altenheim. Nach ihrem Tod 1997 nannte man es deshalb „Jeanne Calment-Altenheim“. Lebt also mindestens so lange wie dieses Heim besteht. Sie starb mit 122 Jahren und 14 Tagen. Der längsten bis heute validierten Lebensspanne eines Menschen. Ihr Fall wurde unter allen Supercentenariens am umfassendsten dokumentiert.

Es ist nachgewiesen, dass positive Lebensphilosophie und Humor ihr Leben verlängert haben. Einem Altersforscher antwortete sie auf die Frage: Haben Sie ein Rezept für langes Leben: ,,Ich habe mit 119 das Rauchen eingestellt." Einem Reporter im selben Jahr auf die Frage: ,,Werden wir uns im nächsten Jahr wiedersehen": ,,Warum denn nicht, Sie sehen doch ganz gesund aus". Fast blind und taub im Rollstuhl sitzend unmissverständlich ausgesprochene Selbstverständlichkeiten. Also packen Sie an, was andere liegen lassen. Verbessern und verschönern Sie die Welt mit Ihren Möglichkeiten. Behalten Sie Humor und Contenance.

Vorläufige Schlussfolgerung:

Man darf daraus schließen, dass Menschen sehr alt werden können wie Jeanne Calment. Wenn die mentalen, emotionalen Voraussetzungen und entschlossenes Handeln so sind wie bei ihr. Die Medizin hilft auch weiterhin, Geist und Körper lange gesund zu erhalten. So wie sie es fertig brachte im letzten Jahrhundert die durchschnittliche Lebenszeit, statistisch gesehen, zu erhöhen. Dramatisch sogar, denkt man an die Lebenserwartung der Menschen im Mittelalter. Sie starben meist schon bevor sie erwachsen waren. Weil sie nicht genug zu essen hatten. Pest wütete und Cholera, Kriege. Oder das kirchliche Gericht der Inquisition in ungezählten Fällen angeblicher Hexerei. Die Jungfrau von Orleans erstes Beispiel für ein Leben nach dem Tod.

DieJungfrau von Orleans, nationales Symbol für Freiheit, starb 1431 auf dem Scheiterhaufen in Rouen. Weil sie in den Augen der kirchlichen Wächter Gott gelästert hat. Vierundzwanzig Jahre später hob die Kurie, geplagt von schlechtem Gewissen, das Urteil auf und machte sie zur Märthyrerin. 1920 sprach sie Papst Benedict XV Heilig.

Johanna lebt immer noch. So lange, wie ihre Fans begeistert sind. Lebt im katholischen Heiligenkalender. Im Pflichtfach Geschichte an den Schulen. In Romanen. Auf allen Bühnen in Brechts ,,Die heilige Johanna der Schlachthöfe", Schillers ,,Jungfrau von Orleans". Neuerdings im Song ,,Joanni" von Kate Bush. Methusalem, sprichwörtliches Vorbild für alles was lange lebt und leben möchte.

Immer noch in den Köpfen derer, die von einem langen Leben träumen. Ewig möge es dauern, der Wunsch aller Verliebten. Kein Ende haben der Traum der Geldvermehrer. Des Schauspielers am Burg-Theater. Goethes Faust, Schillers Karl Moor, Shakespeares Shylok im Kaufmann von Venedig zu spielen. Bis zum Sanktnimmerleinstag. Gesund und fit möglichst lange, Wunsch und Hoffnung jedes Menschen.

Die Jungfrau von Orleans, in einer zeitgenössischen Miniaturmalerei ca. 1390

Wir denken alle ungern ans Sterben. Dabei ist der Weg dorthin chancenreicher als man sich vorstellt. Jeder kann ihn nutzen, um ein längeres Leben vorzubereiten. Nicht nur physisch mit positiver Weltsicht, Humor und gesunder Ernährung, der Aufmerksamkeit eines Arztes. Sondern mit einem vorbildlichen Leben, das Kinder und Enkel motiviert, auch so zu leben. Sie also geistig weiter leben.

Möglicherweise wenn Sie begabt sind, mit einer neuen Idee. Der Erfindung eines Laserstrahls, der in den Gehirnen der Menschen die geheimsten Gedanken aufspürt. Der Entdeckung des 55sten Jupitermondes . Oder mit einer Botschaft, die Menschen so begeistert, dass sie sie in einem goldenen Buch verewigen. Verbindlich für alle, die es glauben. Missionare in die Welt senden, auf dass sie ihnen folgt. Religionsstifter sind solche Phänomene. Sie leben lange in Bildern der Kunst. Wirksamer in Köpfen und Herzen der Menschen. Mit ihren Glaubensbotschaften. So lange wie Menschen zu glauben imstande sind. Einige sind bereits Jahrtausende lang lebendig. Jesus einer von zehn bisher bekannten Religionsstiftern. Wer weiß, was sich Menschen noch einfallen lassen. Ihn weiter leben zu lassen. Oder einen anderen als ihren Gott anbeten.

Religionsstifter

Es werden zehn genannt. Seit dem 2. Jahrtausend vor Christus etwa haben sie die Welt verändert. Gemeinsam ist allen das Weiterleben nach dem Tod. Millionen Anhänger gefunden. Ihre Bibel in viele Sprachen übersetzt. Und damit Ewigkeitswert bekommen. Ihre Botschaften und damit sie als Person leben so lange, wie Menschen an sie glauben. Sie verinnerlichen, zur Maxime ihres eigenen Lebens machen. Und so Generationen nach Generationen bis ans Ende aller Tage. Religionsstifter leben folglich so lange, wie Menschen ihrer Lehre anhängen.

Sie, verehrter Leser, könnten theoretisch ein neuer Stifter, eine neue Stifterin sein. Hätten Sie die Idee, Menschen von einem neuen Gott zu überzeugen. Menschen Ihrer Zeit, deren Kinder und Kindeskinder. Sie selber lebten so lange wie ihre Nachfolger, Priester und Gläubige. Die Pharaonen im alten Ägypten schufen von Zeit zu Zeit aus politischen Gründen neue Götter. Die viele Jahrhunderte lebten. Und sie selbst mit ihnen als Spiegelbild ihres Gottes auf Erden. In berühmten Skulpturen und Handschriften. Viel länger jedenfalls als Sie es für sich erwarten können. Trotzdem: Welche Perspektive!

Beginnen wir mitZarathustra, dem ersten bekannten Religionsstifter. Einer der historisch nachgewiesenen. Religionsstiftungen vorwiegend in fernöstlichen Ländern wurden Menschen mit der Aura eines Heiligen zugeschrieben. Deren Lehren man folgte. Von weisen Worten beeindruckt. Zarathustra, der Lehrer aller Lehrer genannt.