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>> Die Frau faszinierte Peter. Wenn sie allein gewesen wäre, hätte er sie schon längst zu sich geholt. Optisch war sie eine echte Sahneschnitte, wie er empfand. Nicht sehr groß, aber einen schönen mittelgroßen Busen. Sehr schlank. Lange braune, allerdings etwas matte Haare bis halb zur Hüfte mit leichten Locken. Ein herzförmiges Gesicht. Alles in allem der Typ ‚einmal gesehen, nie wieder vergessen‘. Innerlich wunderte sich Peter, wie manche Männer zu solch hübschen Frauen kamen. Oder galt auch hier der Spruch ‚Gegensätze ziehen sich an‘?
Auch die Frau war billigst gekleidet. Ein Minirock, oder besser ein breiterer Gürtel und eine kurze, vorne mit einer Schnur geschlossenen Weste, die den flachen Bauch freiließ. Alles aus einem schwarzen Plastikmaterial. Und dazu abgestoßene schwarze High Heels. Das Paar machte eindeutig auf billig.
Auch das turnt manche an, dachte Peter.
Er hatte sich schon überlegt, ob er den Kontakt herstellen sollte, um die Frau hier benutzen zu dürfen.
Nur ihre Augen hatten ihn abgehalten. Nicht, weil sie ihm eine Ablehnung signalisierten, sondern weil sie leer wirkten.
Es erinnerte ihn erschreckenderweise an seinen letzten Zoobesuch. An die Augen der Affen in ihrem Gehege. Genauso stumpf. Ohne Hoffnung. Ohne Leben. <<
Peter lernt in einem SM-Club die Sklavin Sandra kennen. Durch ein zufällig mitbekommenes Gespräch erfährt er, dass sie zusammen mit ihrem Kind einem anderen verkauft werden soll. Er will dies verhindern und kauft Mutter und Tochter selber. Auch wenn er es persönlich moralisch falsch findet, aber er sieht keine Alternative zu dem Zeitpunkt. Zumindest kann er den beiden eine sichere Zukunft bieten.
Doch er ist zutiefst erschüttert, als er dann erst nach und nach herausfindet, aus welcher Hölle er die beiden tatsächlich befreit hat. Er muss auch erfahren, dass der Weg daraus kein einfacher ist. Der Weg ist lang und steinig. Auch für ihn selber. Auch er lernt neue Grenzen bei sich selber kennen.
Er muss auch lernen, dass Vertrauen nicht nur geschenkt werden kann. Manchmal muss man darauf hoffen, dass der andere das Vertrauen erst einmal findet. Immer wieder wird das Vertrauen der beiden auf die Probe gestellt. Doch es lohnt sich am Ende für beide. Besonders Sandra überrascht ihn später immer wieder.
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Veröffentlichungsjahr: 2019
Vielen Dank, Liveta, für deine Ideen und die Unterstützung beim Weiterentwickeln meiner Geschichte.
Ich erzähle eine Geschichte, keinen Tatsachenbericht.
Wegen der expliziten Beschreibungen ist sie für Leser (m/w/d) ab 18 Jahren geeignet.
Alle hier vorkommenden Personen sind frei erfunden und Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind nicht beabsichtigt. Die an sexuellen Handlungen teilnehmenden Personen sind erwachsen.
Es werden auch Aktionen aus dem Bereich BDSM beschrieben.
Bitte denken Sie immer an die Grundsätze bei BDSM:
Gegenseitiges Einverständnis, bewusste Akzeptanz und vor allem Sicherheit.
Sicher hat jeder schon von Personen gehört, die eine sehr schlimme Zeit erlebt haben oder möglicherweise auch traumatisiert sind.
Es geht um mögliche Hilfe dabei und ist auch ein Versuch, die unterschiedliche Wahrnehmung ein und derselben Situation zu schildern.
Es würde mich freuen, wenn diese Geschichte gefällt.
Als Kurzgeschichte ist diese von mir unter dem Titel ‚Befreiung einer Sklavin‘ in der BookRix-Community erschienen.
Peter lernt in einem SM-Club die Sklavin Sandra kennen. Durch ein zufällig mitbekommenes Gespräch erfährt er, dass sie zusammen mit ihrem Kind einem anderen verkauft werden soll. Er will dies verhindern und kauft Mutter und Tochter selber. Auch wenn er es persönlich moralisch falsch findet, aber er sieht keine Alternative zu dem Zeitpunkt. Zumindest kann er den beiden eine sichere Zukunft bieten.
Doch er ist zutiefst erschüttert, als er dann nach und nach herausfindet, aus welcher Hölle er die beiden tatsächlich befreit hat. Er muss auch erfahren, dass der Weg heraus kein einfacher ist. Der Weg ist lang und steinig. Auch für ihn selber. Auch er lernt neue Grenzen bei sich selber kennen.
Er muss auch lernen, dass Vertrauen nicht nur geschenkt werden kann. Manchmal muss man darauf hoffen, dass der andere das Vertrauen erst einmal findet. Immer wieder wird das Vertrauen der beiden auf die Probe gestellt. Doch es lohnt sich am Ende für beide. Besonders Sandra überrascht ihn später immer wieder.
Vorwort
Zum Buch
Inhalt
Peter
Sandra
Peter
Sandra
Peter
Sandra
Peter
Sandra
Peter
Sandra
Peter
Sandra
Peter
Sandra
Peter
Sandra
Peter
Sandra
Peter
Peter
Sandra
Sandra
Peter
Sandra
Peter
Sandra
Sandra
Nachdenklichkeit als Nachwort
Peter Lehmann langweilte sich. In seiner Firma lief zurzeit alles rund. Aktuell standen weder Probleme noch besondere Aktionen an.
Eigentlich könnte er Urlaub machen. Alleine machte es ihm aber auch wenig Spaß. Und Last Minute irgendwohin fliegen und zu hoffen, dass sich vor Ort etwas ergab, war auch nicht sein Fall. Mit seinen 30 Jahren und seinem Aussehen wäre es sicher kein Problem, jemanden zu finden, aber er hatte spezielle Wünsche und die meisten Frauen wollten ihm diese nicht erfüllen oder dabei mitmachen.
Wenn er ehrlich zu sich war, dann war er momentan etwas frustriert. Er fühlte sich bei Problemen immer am wohlsten. Die forderten ihn, seine Kreativität und seine Reaktionen. Sie brachten Stress, aber gerade das motivierte ihn. Wenn es dann lief, war für ihn das Erfolgserlebnis viel schöner als nach einem Standardvertragsabschluss.
Am besten würde es sein, wenn er sich etwas abreagieren könnte. Das Spiel mit der Lust war zwar etwas anderes, aber für ihn war das Ausloten der Grenzen einer Sub oder das Heranführen an den Höhepunkt durch den Lustschmerz bei der Sub immer wieder aufregend. Er musste nicht einmal selber kommen. Allein das Gefühl, es wieder einmal erfolgreich geschafft zu haben, war für ihn ähnlich wie bei den Problembeseitigungen in der Firma.
Allerdings war er momentan solo. Und so auf die Schnelle etwas für seine dunkle Seite zu finden … obwohl …
Doch. Das war die Lösung.
Er könnte mal wieder in den Club gehen.
Sein Freund Bernd hatte ihm diesen Club im vorletzten Jahr als Tipp empfohlen. Er hatte ihn auch dort eingeführt. Grundsätzlich war der Club nur für Mitglieder. Zumindest, was die Doms anging. Und nur Mitglieder konnten Neue einführen oder als Gast mitbringen.
Diejenigen, die sich nur als Sub anbieten wollten, durften auch so kommen. Die hatten sogar freien Eintritt. Frischfleisch konnte nicht genug da sein. Selbst, wenn es Leute waren, die nur mal SM-Luft schnuppern wollten. Spätestens, wenn ein Dom vor ihnen stand, entschied sich, ob sie laufen oder leiden wollten.
Und freitags, so wie heute, würde dort normalerweise viel los sein. Peter hatte hier in der Vergangenheit auch schon ein paar Wochenendbekanntschaften geschlossen. Das Wochenende war für viele ein überschaubarer Zeitrahmen und verpflichtete zu nichts weiter. Oder man konnte ausprobieren und sich dann entscheiden, ob und wie dieser erste Kontakt weiterlief, wenn die Sympathie und die Zufriedenheit weiter bestanden.
Ja, es war eine gute Idee. Es bestand die Chance, jemanden für das Wochenende zu finden. Wer weiß, wenn man sich gegenseitig gefiel, konnte es auch länger dauern. Peter war da offen. Ob es ein Wochenende oder ein paar Monate dauerte, man würde sich öfter treffen und seine Leidenschaften ausleben. Und Peter konnte hier auch den Spielort anbieten mit seinem eigenen Studio.
Er erhob sich und kleidete sich für den Club um. Schwarzes Seidenhemd und schwarze Hose mit messerscharfen Bügelfalten. Er schmunzelte, weil er daran dachte, wie viele heute Abend wieder in Lederkluft kommen würden. Komisch, aber anscheinend meinten alle, nur Leder würde einen Dom ausmachen. Er hielt sich erst recht nicht an so ein Schablonendenken. Kein Wunder, dass manche die SM-Szene mit dem Rockermilieu gleichsetzten. Die klassische Vorstellung war der harte, tätowierte Typ in Leder mit Peitsche am Gürtel. Dabei liefen die meisten Doms durch die Straßen und fielen niemandem auf.
Auffallen würde in dem Club nur jemand, der aus der Menge herausstach. Distinguiert und mit einem Hauch Geld hatte er bei seiner Erscheinung bisher die besten Erfahrungen gemacht. Wenn er dann noch etwas gelangweilt und doch hart rüberkam, standen die Subs Schlange. Dann versprachen sie sich ein besonderes Erlebnis. Und er bemühte sich, ihnen den Wunsch zu erfüllen. Natürlich nur, wenn sie zuerst seine Wünsche erfüllten.
Eine Stunde später saß er in einer Nische des Clubs und ließ den Whisky in seinem Glas kreisen. Eine Wandseite beherbergte die Bar, den Haupteingang und die Tür zum Gang mit den Separees oder, besser gesagt, den kleinen Studios. Entlang der drei anderen Seitenwände war eine ganze Anzahl von Nischen eingerichtet. Ein schmaler Tisch, zwei gepolsterte Sitze und eine mannshohe Flechtwand als Trennung zur nächsten Nische. Alleine Doms durften in den Nischen sitzen, ihre persönlichen Sklaven knieten oder saßen davor. Auch das war eine Regelung des Clubs. Hier brannte auch kein Licht. Nur die Mitte des Raumes war etwas heller beleuchtet. Dort hatte der Clubbesitzer sich einen netten kleinen Gag ausgedacht. Die ganzen Stühle und Tische hatte er einem Kindergarten abgekauft. Schließlich saßen in der Mitte allein anwesende Subs ohne Herrn oder Personen, die die Welt eines Subs erleben wollten. Und mit den Kinderstühlen bot man ihnen die erste kleine Demütigung an. Der Dom konnte sie dann in die Nische rufen und dort alles weitere klären.
Neben der Nischenregelung gab es eigentlich nur noch zwei Regeln in diesem Club. Es durfte keine gesundheitlichen Schäden beim Spielen geben. Und die Gäste hielten die Ampelregelung bei ihren Spielen im Haus ein. Grün für ‚alles ok‘, gelb für ‚Grenze erreicht‘ und rot für ‚Stopp‘. Alle wussten, bei mehr als einer Beschwerde erlosch die Mitgliedschaft automatisch für immer.
Noch war er früh dran. Meistens ging es erst in etwa einer halben Stunde richtig los. Aber bekanntlich fing der frühe Vogel den fettesten Wurm, beziehungsweise hatte hier die beste Auswahl. Aber es würden auch noch mehr Singles hierher kommen, die ein Abenteuer suchten. Auch eines der etwas härteren Gangart.
Frauen, die wussten, wenn sie mit einem Mann hier hinausgingen, dass ihnen ein Wochenende bevorstand, bei dem sie leiden würden. Frauen, die sich dominieren lassen wollten. Die nur noch benutzt werden wollten, ohne einen eigenen Willen zu haben.
So wie die Männer wussten, dass die Frauen, die hierher kamen und später mitgingen, alles akzeptierten. Von Schlägen bis hin zur Benutzung in jeder Hinsicht.
Natürlich würden die Grenzen besprochen, aber alle würden auf ihre Kosten kommen.
Momentan war die Menge der Anwesenden überschaubar. So wie es aussah, gab es auch bereits einige Doms mit ihren Sklavinnen, die hier waren. Da die Bar ja ein paar Nebenräume hatte, konnte man gegen einen kleinen Obolus diese Räume an der Bar mieten und bereits hier beginnen. Manche Doms stellten ihre Sklavinnen auch hier zur Benutzung für andere zur Verfügung. Manche machten das, um nur zuzusehen, wie die eigene Sklavin einmal anders benutzt wurde. Dann waren da diejenigen, die ihre Sklavin damit bestraften, indem sie anderen überlassen wurden. Oder sie führten ihre Subs in das Verleihen an Dritte ein. Für Subs war das oft eine weitere Stufe in ihrer Unterwerfung. Und es gab die Doms, die hier im Gegenzug das Spiel mit mehreren Subs suchten.
Andere nutzen diese Möglichkeit, um mit dem Angebot aus der Mitte hier schon eine erste Proberunde zu drehen. Das war manchmal sinnvoller als ein enttäuschendes Wochenende. Oder man zeigte den echten Anfängern einen Schnupperkurs.
Dann kam das Paar und setzte sich in die Nachbarnische von Peter.
Er war nicht sehr groß, aber sehr kräftig. Zumindest wirkte er mit seinen breiten Schultern so. Er war … bullig. Er anderes Wort fiel Peter nicht ein. Der Typ hatte ein verkniffenes Gesicht mit Glatze. Irgendwo Mitte 30 schätzte Peter ihn ein. Wenn man ihn in einen Lederkombi gesteckt hätte, wäre er ohne weiteres als Rocker durchgegangen. So aber trug er nur ein dunkles Hemd über der Jeans hängend.
Auf den ersten Blick war der ein Widerling, fand Peter. Eigentlich verwunderlich, dass der hier Mitglied war. Aber vielleicht war der Schmuddel-Look von ihm gewollt.
In der Hand hielt er die Hundeleine, die am Halsband seiner Begleiterin endete. Die musste vor der Nische knien.
Die Frau faszinierte Peter. Wenn sie allein gewesen wäre, hätte er sie schon längst zu sich geholt. Optisch war sie eine echte Sahneschnitte, wie er empfand. Nicht sehr groß, aber einen schönen mittelgroßen Busen. Sehr schlank. Lange braune, allerdings etwas matte Haare bis halb zur Hüfte mit leichten Locken. Ein herzförmiges Gesicht. Alles in allem der Typ ‚einmal gesehen, nie wieder vergessen‘. Innerlich wunderte sich Peter, wie manche Männer zu solch hübschen Frauen kamen. Oder galt auch hier der Spruch ‚Gegensätze ziehen sich an‘?
Auch die Frau war billigst gekleidet. Ein Minirock, oder besser ein breiterer Gürtel und eine kurze, vorne mit einer Schnur geschlossenen Weste, die den flachen Bauch freiließ. Alles aus einem schwarzen Plastikmaterial. Und dazu abgestoßene schwarze High Heels. Das Paar machte eindeutig auf billig.
Auch das turnt manche an, dachte Peter.
Er hatte sich schon überlegt, ob er den Kontakt herstellen sollte, um die Frau hier benutzen zu dürfen.
Nur ihre Augen hatten ihn abgehalten. Nicht, weil sie ihm eine Ablehnung signalisierten, sondern weil sie leer wirkten.
Es erinnerte ihn erschreckenderweise an seinen letzten Zoobesuch. An die Augen der Affen in ihrem Gehege. Genauso stumpf. Ohne Hoffnung. Ohne Leben.
Peter starrte in sein Glas.
Es erschien ihm nicht normal, dass jemand so in der Rolle aufging. Demut war richtig. Unterwürfigkeit war auch normal. Aber trotzdem war Leben in den Augen seiner Spielpartnerin. Vorfreude, vielleicht auch mal Angst vor dem, was kommt. Neugier und Erregung, das kannte er von seinen Subs. Sie waren ‚anwesend‘, sie waren beteiligt, sie lebten und genossen ihre Rolle. Ein besserer Vergleich fiel ihm nicht ein. Diese Frau hier wirkte dagegen irgendwie … tot.
Ein anderer Gast näherte sich dem Paar. Ohne sich hinzuwenden, bekam Peter mit, wie der hinzugekommene Mann den Widerling fragte, ob er sich seine Sklavin hier ausleihen dürfe. Und der Widerling bot dem Anderen seine Sklavin für 400 die Stunde an. Sie würde alles mitmachen, wie hart auch immer, versicherte er dabei als Lockmittel. Der andere Gast lehnte ab und ging wieder. Der Widerling fluchte leise. Es schien ihm nicht zu gefallen, dass der andere abgelehnt hatte.
Auch Peter staunte. Geld in der Höhe, und dann nur für eine Stunde, das kannte er bisher nicht hier im Club.
Eine Viertelstunde später bekam der Widerling wieder Gesellschaft. Diesmal allerdings von zwei Männern. Vom Aussehen groß, breitschultrig und sehr muskulös. So richtig das, was in Romanen unter Typ Kleiderschrank verstanden wurde. Und sie mauerten den Widerling ein. Während einer sich ihm gegenübersetzte und sich leise mit ihm unterhielt, stand der andere neben dem Widerling und beobachtete die anderen Gäste.
Für Peter war es gut, dass der Neuankömmling Rücken an Rücken zu ihm saß. Nach außen schien Peter nur weiter an seinem Glas interessiert zu sein, aber er konnte der leisen Unterhaltung zuhören.
„Hallo Eddi. Der Boss lässt dich grüßen und fragt nach seinem Geld“, meinte der eine Neuankömmling lässig.
„He Leute, ich habe bis nächsten Freitag Zeit und bis dahin habe ich das Geld.“
Eddies Antwort klang schon deutlich zittriger. Sein Gewissen schien nicht ganz so sicher zu sein, wie seine Behauptung.
„Dann wird sich der Boss freuen. Er ist nur etwas besorgt, weil er gehört hat, dir fehlt noch mehr als die Hälfte. Aber du machst sicher noch ein gutes Geschäft und hast am Freitag die 20 Riesen zusammen. Du weißt, was das sonst bedeutet, oder?“
„Sicher. Aber ich bekomme mein Geld noch Anfang der Woche. Alles im grünen Bereich bei mir. Macht euch keine Gedanken.“
Das Zittern in Eddies Stimme hatte sich leicht verstärkt.
„Sicher vertrauen wir dir. Wir wissen ja, wie wir dich finden.“
Ganz jovial kam die Erwiderung. Aus völliger Überlegenheit heraus.
„Nur als Erinnerung wird sich mein Freund jetzt deine Stute ausleihen und mit ihr nach nebenan gehen. Natürlich lädst du ihn ein, nicht wahr.“
„Ja klar. Sag nur an der Bar Bescheid“, antwortete Eddi leise und übergab sein Ende der Hundeleine. Was hätte er auch sonst antworten oder machen können.
Der andere Kleiderschrank zerrte die Frau grob hoch und hinter sich her. Beide verschwanden nach einem kurzen Stopp an der Bar im Flur, von dem die Separees abgingen.
Der Sprecher wartete schweigend bei Eddi. Eddi selber schien mehr als nervös zu sein. Peter konnte ihn zwar nicht direkt sehen, aber er hörte das Knarren des Stuhls und das Scharren der Füße.
Schon nach 20 Minuten kam der Kleiderschrank mit der Frau zurück. Ein kurzer Blick zeigte Peter, dass sie in der kurzen Zeit wohl ziemlich hart rangenommen worden war. Sie sagte zwar keinen Ton, aber ihre Wangen waren nass von Tränen und an ihrem nackten Bein klebten Spermaspuren. Nicht einmal gesäubert worden war sie.
Der Kleiderschrank stieß die Frau wieder auf den Boden, als sie an der Nische waren. Die Frau fiel auf die Knie und blieb bewegungslos sitzen. Ihr Kopf war gesenkt.
„Nicht schlecht, die Fickstute“, grunzte der Kleiderschrank.
„Wenn du nicht zahlst, werden wir sie übernehmen, soll ich dir ausrichten. Und ihren Balg gleich mit. Für den hat der Boss auch eine Verwendung. Dafür erlässt dir der Boss immerhin 10 Riesen. Ist doch ein gutes Geschäft für dich.“
Der erste Sprecher wandte sich noch an Eddi, als er sich erhob.
„Wir sehen uns dann am Freitag. Du weißt ja, wohin du kommen musst. Oder wir werden dich finden. Solltest du verschwinden wollen, dann kostet dich jeder Tag Suche noch 5, klar?“
Anscheinend hatte Eddi nur genickt, denn die beiden Kleiderschränke gingen zu einem dritten Mann, der an der Bar gewartet hatte, und verließen dann zusammen den Club.
Erst als sie hinausgegangen waren, gestattete sich Eddi leise und wild zu fluchen.
Peter musste erst einmal verdauen, was er da gerade mit angehört hatte.
Dass jemand Schulden hatte und von Mitarbeitern eines Inkassobüros eingeschüchtert wurden, war zwar nicht unbedingt gängige Praxis, kam aber angeblich vor. Dass das aber so ablief, dass zwei Schlägertypen jemanden faktisch erpressten und ihre Macht demonstrierten, hatte er bisher nur aus Fernsehfilmen mitbekommen. Bisher hatte er gedacht, dass so etwas eine Fiktion war.
Vor allem ging es aber hier um einen Menschen, der der Preis war. Oder besser gesagt, wohl um zwei Menschen, wenn er den Begriff ‚Balg‘ mit dem Kind der Frau gleichsetzte. Und die war doch höchstens Anfang 20. Wie alt konnte denn dann das Kind sein?
Und der Boss der beiden konnte es verwenden? Dazu fiel Peter nur eines ein. Aber was konnte er machen? Sollte er sich an die Polizei wenden? Da er keinen der Beteiligten kannte, würde das wahrscheinlich im Sand verlaufen. Noch gab es keine Handlungen und es würde nur auf ein ‚das hat er falsch verstanden‘ hinauslaufen. Aber zulassen wollte er es auch nicht.
In Gedanken spielte er seine Möglichkeiten durch. Eigentlich hatte er keine. Welche denn auch? Dem Widerling drohen? Mit was denn? Die Frau ansprechen und sie bitten, mit ihm zu kommen? Das war wohl uneffektiv, wenn der Widerling das Kind als Druckmittel besaß. Dem Widerling später folgen und dann Mutter und Kind holen? Im dümmsten Fall hatte Peter dann eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch am Hals oder keinen Erfolg, wenn er sie im Straßenverkehr verlor.
Nur ein verrückter Gedanke blieb am Ende über. Auch wenn es eigentlich genauso unmoralisch war, aber er konnte zumindest für das Wohl der Frau und ihres Kindes garantieren.
Als er alles mehrmals im Kopf durchgespielt hatte und doch keine Alternativen gefunden hatte, stand er auf und setzte sich einfach zu dem Widerling in die Nische. Nun kam ihm zugute, dass er auch hoch gewachsen war und breite Schultern hatte. Auch das Fitnessstudio half ihm dabei. Und natürlich seine Kleidung. Ein passgenau geschnittener Anzug und sehr gute Qualität. Wenn er wollte, konnte er den Eindruck von Macht und Geld ohne Probleme vermitteln.
„Du hast Probleme, Eddi“, fiel er einfach ins Haus.
Nicht erst lange fragen, bitten und diskutieren, sondern einfach überrennen, war eine bewährte Geschäftspraxis. Wer etwas wusste, war klar im Vorteil. Das praktizierte er oft genug bei geschäftlichen Verhandlungen in seiner Firma.
„Ich kann dir da raushelfen.“
Von Vorteil war auch, wenn man gleich die Lösung in den Raum stellte. Vor allem, wenn der andere diese nicht mit etwas eigenem vergleichen konnte. Wenn Eddi halbwegs intelligent war, würde er begreifen, dass Peter das Gespräch mitbekommen hatte und ihm nun anscheinend eine Alternative anbieten wollte.
Eddi war wohl nicht so intelligent oder er versuchte, sich dumm zu stellen.
„Ich habe keine Probleme.“
Peter lehnte sich etwas zurück.
„Dir fehlen etliche Tausender und du bekommst sie nicht in einer Woche zusammen. Das ist Fakt.“
„Quatsch. Ich bekomme in Kürze mein Geld.“
Zumindest war Eddi darauf angesprungen und hatte zugegeben, dass er Geld brauchte. Und wieder die Behauptung, dass er es in Kürze bekäme.
Peter lehnte sich noch etwas zurück und zeigte ein spöttisches Lächeln.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du noch an der Weihnachtsmann glaubst“, grinste er dann.
Bei so einer Aussage konnte auch Eddi ein schräges Lächeln losschicken. Und das hatte Peter gewollt. Eddi war abgelenkt, weil er an den Witz dachte.
„Wieviel fehlt?“ schob Peter jetzt sofort hart hinterher. Überrennen war für Peter angesagt. Er brauchte Informationen.
Und Eddi wurde überrannt.
„15“, hatte er ausgesprochen, bevor er sich bremsen konnte.
Ohne darauf einzugehen, wechselte Peter das Thema. Auch das war eine Taktik beim Überrennen. Mache das Unerwartete. Bringe den anderen aus dem Konzept. Verwirre ihn. Lass ihm keine Chance, einen Plan zu fassen.
„Deine Ehefrau?“ fragte er wieder hart und deutete mit dem Daumen auf die kniende Frau.
„Nein“, kam prompt die erhoffte Antwort.
Ehefrau hätte für Peter und seinen Plan einiges erschwert, ihn wahrscheinlich unmöglich gemacht in der kurzen Zeit. Wieder waren der Wechsel und die harte Stimme zu schnell für Eddi gewesen
„Ich gebe dir 30 für die Frau und alles, was zu ihr gehört“, wechselte Peter erneut das Thema. 20 waren vorhin als Schulden genannt worden. 15 brauchte Eddi. 10 hätte Eddi im Tausch bekommen von dem Boss.
Peter bot damit mehr bezüglich allen Beträgen, die im Raum standen. Für Eddi wäre auf jeden Fall Gewinn dabei und das war Peters Hoffnung und Plan.
Und Eddi sah tatsächlich Licht. Dem er Geld schuldete, hätte ihm nur einen Teil seiner Schulden erlassen für die Frau und deren Kind. Trotzdem hätte ihm weiter einiges gefehlt. Hier wurde ihm sogar mehr geboten, als er brauchte. Damit konnte er seine Wettleidenschaft wieder eine Zeitlang frönen.
„40“, forderte Eddi. Er wollte jetzt möglichst viel herausschlagen.
„35, und ich hole sie, ihr Kind und alles, was zu ihr gehört, am Montag bei dir ab. Unbeschädigt. Alles cash auf die Hand.“
Peter behielt seine harte Miene bei. Sein Gesicht signalisierte, dass er nicht weiter Basar spielen würde. Zusätzlich streckte er ihm seine Hand hin. Auch das war ein Signal, dass er nicht weiter diskutieren wollte. Peter pokerte damit. Er wollte die Frau befreien. Trotzdem musste er den Druck auf Eddi erhöhen, um ihn zu zwingen, schnell zuzustimmen. Wenn Eddi länger Zeit zum Überlegen hatte, fand der sonst eine Alternative und das wollte Peter verhindern. Auf eine Zusage konnte er Eddi festnageln. Gegebenenfalls zusätzlichen Druch ausüben um die Zusage einzufordern.
Eddi brach ein. Der Besuch vorher steckt ihm wohl noch in den Knochen und hatte ihn schon teilweise zermürbt. Ohne das wäre jetzt wahrscheinlich noch gar nichts gelaufen. Es war auch mit entscheidend, dass er keine wirkliche Alternative hatte, weil er wusste, dass es an seine Gesundheit ging, wenn er in einer Woche das geforderte Geld noch nicht hatte.
„In Ordnung“, und er streckte Peter ebenfalls seine Hand hin. Er schlug noch nicht ein. Ein bisschen Zögern war noch in Eddi. Wenn er einschlug, war er die Frau los und auch die Einnahmen über sie. Dem entgegen standen seine Schulden und dann wäre die Frau auch weg.
„Die Frau, ihr Kind und ihren ganzen Besitz. Montag 11 Uhr. Wo?“
Peter ergriff Eddis Hand und drückte sie fest. Und Eddi gab ihm seine Adresse. Er war erleichtert, dass er nun keine Probleme mit den Schulden mehr hatte. Sobald er das Geld hatte, würde er sie begleichen, damit nichts mehr dazwischenkam. Und er würde sich auf die Suche machen nach einer neuen Frau, die er für seine Zwecke abrichten konnte. Es liefen ja genügend verzweifelte Frauen herum. Man musste nur an den richtigen Stellen suchen und sie dort ‚abholen‘.
Wortlos stand Peter danach auf, nickte Eddi mit harter Miene zu und ging. Die Frau beachtete er nicht weiter. Auch das war Macht und beeindruckte andere. Nicht erst zweimal nachfragen und bestätigen. Ein Mann, ein Wort und eine schweigende Drohung. Für Leute wie Eddi war das absolut ausreichend.
Hätte Peter sich jetzt schon um die Frau gekümmert, hätte er gegenüber Eddi Schwäche gezeigt. Und Peter ahnte, dass Eddi diesen Schwachpunkt spätestens am Montag ausgenutzt hätte.
Peter zahlte seine Rechnung und verließ den Club. Bleiben wollte und konnte er nicht mehr. Der Abend war für ihn gelaufen. Die Frau und das, was er gehört und erlebt hatte, gingen ihm durch den Kopf.
Jetzt beschäftigte ihn seine Entscheidung und auch, was damit auf ihn zukam. Es gab so viele Faktoren, die er nicht kannte. Er wusste nicht, was er sich wirklich aufgeladen hatte. Er konnte auch nicht sagen, wie lange die Frau bei ihm sein würde, weil er sie weder gesprochen noch mit ihr gespielt hatte.
Es war eine Entscheidung aus dem Bauch heraus gewesen. Vielleicht auch, weil er den leeren Blick der hübschen Frau verschwinden lassen wollte. Wahrscheinlich, weil sie ihm gefiel und er nicht wollte, dass sie in der Form leiden musste. Sicher auch, weil er die Drohung, wie er sie verstanden hatte, nicht zulassen konnte mit seinem Gewissen. Mit einer Partnerin bei SM spielen war eines, aber beide stimmten zu. Dies wäre bei dieser Frau aber etwas anderes gewesen.
Trotzdem fühlte er sich gut bei seiner Entscheidung, auch wenn es ein teures Vergnügen war. Wenigstens spielte das Geld bei ihm keine Rolle. Und egal, wie lange die Frau bei ihm blieb, das Geld konnte er verschmerzen. Das gute Gefühl würde aber deutlich viel mehr wiegen.
Sandra brach innerlich zusammen.
Wieder einmal hatte Eddi, ihr Besitzer, sie in diesen Club mitgeschleppt. Er würde sie wieder anderen Gästen anbieten. Die würden sie benutzen und ihr wehtun. Das war Eddi egal. Für ihn war nur eines wichtig: je mehr andere Sandra wehtun durften, desto mehr waren sie bereit, dafür zu zahlen. Und Eddi brauchte immer Geld.
Und dieser Abend war für Sandra ein Desaster.
Erst hatte ein anderer Gast sie abgelehnt. Das hatte Eddi verärgert. Dafür würde sie zuhause wieder Prügel kassieren, und das nicht zu knapp. Schließlich war es immer ihre Schuld, wenn sie ihm nichts einbrachte.
Dann waren diese beiden Typen gekommen und hatten Eddi bedroht. Und einer hatte sie mitgenommen. Im Nebenzimmer hatte der ihr mit seinen Pranken die Brüste gequetscht. Auch wenn die Tränen flossen, konnte sie die Schmerzensschreie unterdrücken. Wenn Eddi die gehört hätte, dann wäre sein nächstes Schmerztraining, wie er es nannte, fällig gewesen. In der Regel versagte sie dabei und es musste wiederholt werden. Und dann noch einmal zur Übung.
Der Kerl hatte sie benutzt. Ein besseres Wort fiel ihr nicht ein. Seinen Steifen hatte er ihr einfach in die noch trockene Scheide gerammt. Nicht, dass sie sonst auch feucht wurde, wenn sie benutzt wurde, aber meistens wurde sie vorher geleckt oder es wurde Gleitcreme benutzt und es wurde dadurch etwas einfacher für sie. Sie war froh, dass sein Penis klein war und er schon nach wenigen Stößen kam, auch wenn er seinen Samen einfach an ihrem Bein herunterlaufen ließ. Gut, dass sie heute keine Strümpfe anhatte. Sonst hätte sich Eddi über die Beschmutzung aufgeregt und sie dafür wieder bestraft.
Und dann kam der Andere. Hart war er mit Eddi umgesprungen, noch härter als die beiden davor. Und er hat sie gekauft. Einfach so. Sie und ihre Tochter. Für unheimlich viel Geld. Wenn sie von Eddi auf den Mann schloss, dann würde er sie bezahlen lassen, was sie ihn gekostet hatte. Und wenn ihr das nicht schnell genug gelang, für ihn das Geld zu verdienen, dann würde sie wieder bestraft. Und wenn er so strafte, wie er mit Eddi umgesprungen war, dann würden Eddis Strafen wohl eher Streicheleinheiten gewesen sein.
Sandra resignierte vor dem, was auf sie zukam. Sie konnte jetzt schon kaum noch. Nur Melanie hielt sie noch am Leben. Und nun würde es wohl noch schwerer für sie.
Peter rief am Samstag noch seinen Freund Bernd an und erzählte ihm sein Erlebnis. Er sagte ihm auch, was er vorhatte und bat ihn, ihn am Montagvormittag zu diesem Eddi zu begleiten. Die Gegend, in der dieser Eddi wohnte, hatte keinen guten Leumund. Natürlich machte Bernd Einwände. Er war erstaunt, dass Peter eine Frau im wahrsten Sinne des Wortes ‚kaufen‘ wollte. Das ging doch gar nicht. Aber Peter beschrieb Bernd das Bild, dass er vor Augen hatte, beziehungsweise versuchte es seinem Freund begreiflich zu machen. Nach einigen Diskussionen lenkte Bernd ein und versprach mitzukommen. Aber er wollte nur im Auto warten. An der ‚Verkaufsaktion‘ wollte er sich nicht beteiligen oder dabei sein.
Am Montag parkte Peter seinen schwarzen SUV vor der Haustür von dem Mietshaus, in dem Eddi wohnte. Es war eine wirklich miese Gegend hier. Müll stapelte sich auf den Gehwegen. Etliche Fenster waren durch Holzplatten verdeckte. Graffiti schmückten jede halbwegs erreichbare Fläche. Ganz abgesehen von den Typen, die sich in Durchgängen aufhielten und immer wieder zu dem für hiesige Verhältnisse unpassenden Wagen schielten.
Peter war froh, dass ihn sein Freund Bernd begleitete und im Auto warten würde. Sonst hätte wahrscheinlich das Risiko bestanden, dass hinterher etwas am Auto fehlte. Falls es überhaupt noch da gestanden wäre.
Die Bank hatte ihm morgens den Betrag ausgehändigt und er hatte unterwegs noch schnell einen Kindersitz gekauft. Er ging zwar nicht von einem Baby aus, aber irgendwo zwischen einem und sechs Jahren konnte das Alter des Kindes möglicherweise liegen.
Die Haustür stand offen und er konnte ohne klingeln eintreten. Peter stieg die Treppe hoch in den zweiten Stock. Dem altersschwachen Aufzug wollte er sich nicht anvertrauen.
Vor der Wohnungstür setzte er wieder seine harte Miene auf, bevor er Punkt 11 Uhr klingelte. Und fünf Sekunden später erneut, diesmal etwas länger.
Die Tür wurde aufgerissen.
„Bin ja schon da“, grunzte Eddi. Er trug eine zerschlissene Jogginghose, ein löchriges Unterhemd und war barfuß. Das war fast schon klischeehaft. Wenn Peter ihn jetzt so betrachtete und mit der Gegend in Verbindung brachte, dann hatte Eddi am Freitag anscheinend seinen Ausgehanzug angehabt.
Peter macht wortlos einen Schritt auf Eddi zu und, wie erwartet, wich der aus und gab den Weg frei. Peter liebte solche kleinen Machtspielchen. Vor allem, wenn sie so wie hier funktionierten.
Hinter sich ließ er die Tür ins Schloss fallen.
„Wo sind sie?“ fragte Peter mit eisiger Stimme.
Und Eddi öffnete fast folgsam die Tür ins nächste Zimmer. Da stand sie. Diesmal war die junge Frau in ein knielanges billiges Kleid gehüllt. Dazu hatte sie flache Schuhe an. Das machte die junge Frau fast einen Kopf kleiner als Peter. Vor ihr standen eine nicht übermäßig volle Plastiktüte und eine billige Handtasche. Halb hinter ihr stand ein kleines Mädchen. Etwa 3 oder 4 Jahre, schätzte Peter. Die Kleine sah ihrer Mutter sehr ähnlich. Und beide sahen zu Boden und standen fast bewegungslos da.
„Alles?“ blaffte Peter Eddi an.
Eddi nickte.
„Ihre Papiere?“ forderte Peter. Er hielt Eddi die Hand hin und winkte auffordernd mit den Fingern. Auch die Papiere waren für ihn wichtig. Vor allem waren sie wichtig für die Freiheit der beiden, die er ihnen geben wollte. Ohne Papiere würde alles viel schwerer. Wie sollten sie nachweisen können, wer sie waren, wenn sie neue Papiere beantragen mussten?
Auf dem Schwarzmarkt hatten persönliche Dokumente aber auch ihren Wert und Peter konnte sich vorstellen, dass Eddi gerne doppelt verdienen wollte.
Eddi zögerte. Mit unbewegter Miene holte Peter mit der anderen Hand sein Handy aus der Jackentasche und hielt seinen Daumen für Eddi sichtbar über der Telefontaste.
„‘Alles‘ war vereinbart. Oder muss ich erst jemanden rufen?
Pass auf, für jede Minute, die ich jetzt wegen deinem Verzögern warten muss, ziehe ich dir tausend ab. Also, Eddi, was ist?“
Peters Stimme enthielt nun einen drohenden Beiklang. Er wusste zwar nicht, wen er anrufen sollte und bluffte momentan nur. Er hoffte, dass Eddi ihm einen ähnlichen Hintergrund zuschob, wie bei dem, dem er Geld schuldete. Dann würde er davon ausgehen, dass Peter ein ‚Überzeugungsteam‘ rufen würde, wenn er sich jetzt querstellte, und dass es vielleicht sogar schon unten wartete.
Und Eddi brach wieder ein. Er ging in den Nebenraum und brachte ihm die Ausweise und Dokumente in einer kleinen Plastiktüte. Peter steckte das Handy wieder ein und sah kurz durch die Unterlagen.
Sandra Roller hieß die Frau also, 22 Jahre alt, und Melanie Roller war der Name des dreijährigen Kindes. Personalausweis, Krankenversicherungskarte, Geburtsurkunde des Kindes, Kinderuntersuchungen. Alles Wichtige war vorhanden, wie es aussah. Sollte etwas fehlen, würde man es mit dem Vorhandenen beschaffen können.
Peter schob alles in seine Jackentasche. Aus der Innentasche holte er das Geld und hielt es Eddi hin. Gierig griff der danach und fing an zu zählen.
Peter wollte sich nicht länger als nötig hier aufhalten. Das Geld stimmte und Eddi würde noch etwas beschäftigt sein.
„Kommt“, sagte Peter zu der Frau und dem Kind, als er die Wohnungstür wieder öffnete. Aber er sprach jetzt in einem sanften Tonfall zu den beiden.
Die Frau nahm Handtasche und Plastiktüte mit einer Hand auf und hielt das kleine Mädchen an der anderen Hand. Mit gesenktem Kopf und leerem Blick drückten sich beide an Peter vorbei. Im Treppenhaus schloss Peter leise die Wohnungstür. Dann bückte er sich und nahm das kleine Mädchen vorsichtig auf seinen Arm. Das wäre für die Treppenstufen momentan die einfachste Lösung. Falls Eddi doch noch irgendetwas versuchen sollte, wären sie so schnell genug.
Nur kurz zuckte die Frau und schien die Kleine festhalten zu wollen, aber fast sofort fiel ihre Hand wieder herunter. Die Kleine selber war steif wie ein Brett. Auch hier bewegte sich keine Miene. Kein Jammern oder Protest. Sie sah ihn noch nicht einmal an. Nur nach unten.
Zügig ging Peter die Treppen hinunter mit der Frau an seiner Seite. Immer wieder zuckte ein Blick von ihr zu ihrer Tochter und dem Mann.
Beim Auto angekommen, öffnete Peter die hintere Tür und bat Sandra einzusteigen. Er wollte möglichst schnell die Gegend verlassen. Das Mädchen setzte er neben sie in den Kindersitz und schnallte die Kleine an. Wieder tastete Sandra nur kurz nach der Hand ihrer Tochter. Dann saßen die beiden wieder starr auf ihren Plätzen und sahen nach unten.
Bernd hatte sie aus dem Haus kommen sehen und sah Peter mit einem erschütterten Blick an. Er hatte zwar am Wochenende schon von Peters Eindruck berichtet bekommen, aber er hatte es nicht glauben wollen. Selbst die wenigen Sekunden für den Weg zum Auto zeigten ihm genug. Er sah nun dass, was er bei Peters Anruf als übertrieben eingestuft hatte. Es in echt zu erleben, war etwas anderes. Das ging ihm an die Nieren. Er verstand Peters Entscheidung nun voll und ganz. Und er ahnte, dass Peter noch viel Arbeit bevorstand, wenn er die beiden ändern wollte.