Damuria - General - Rene Winter - E-Book

Damuria - General E-Book

Rene Winter

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Beschreibung

Jennifer Drake wird am Ende ihrer Dienstzeit bei der US-Armee von Pierce Industries als Söldnerin angeworben. Damit bietet die Firma der jungen Frau mit fast schwarzer Hautfarbe eine Alternative zu Zimmermädchen oder Kellnerin in bestenfalls zweitklassigen Etablissements. Dafür würde sie für den Schutz von Minenarbeitern im Ausland zuständig sein. So verstand sie die Informationen. Sie nimmt das Angebot an.

Ein Jahr Ausbildung liegt vor ihr. Nur läuft es nicht so ab, wie sie erwartet hat. Hatte sie Training mit diversen Schusswaffen erwartet, waren nun Schwert, Speer und Bogen ihre Waffen. Und sie lernt ihr Team kennen, mit dem sie zusammenarbeiten wird. Immer mehr zeichnet sich ab, dass ihre Vorstellung mit den Tatsachen nicht übereinstimmt. Doch sie ist neugierig und macht weiter.

Die Tatsache ist ein Schock. Mit Damuria betraten sie ein Land, dass auf der Erde niemand kannte. Das hatte sie nicht erwartet. Ebensowenig wie jeder aus ihrem Team. Nur gab es jetzt auch kein Zurück mehr. Dazu wussten sie zu viel. Schon bei ihren ersten Einsätzen lernten sie, dass die einmal angekündigten hohen Risiken keine leeren Worte darstellten. Sie lernten auch, dass ihnen etliches bisher verschwiegen worden war.

Wenige Wochen später fiel sie dem Feind in die Hände. Mit Folter wollte der Informationen über die Menschen erfahren, Stärken, Schwächen, Verteidigung und wie man sie besiegen konnte.

Doch sie hatte Glück. Tassos, der Oberbefehlshaber der Damurianer, ihrer Gegner, befahl die Übergabe an ihn. Tassos hatte eigene Pläne. Er wollte den schon so lange andauernden Krieg beenden. Dazu brauchte er Informationen und einen Parlamentär. Wer bot sich besser an als ein Gefangener. Er hatte nur nicht mit Jennifer Drake gerechnet. … Und nicht mit einigem anderen.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Rene Winter

Damuria - General

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Damuria

 

- General -

 

 

Eine Fantasy-Lovestory

 

(Damuria-1)

 

 

 

 

 

 

Rene Winter

 

2023

 

 

[email protected]

 

Intro

 

Ich erzähle eine Geschichte, keinen Tatsachenbericht. Für Leser ab 18 Jahren geeignet.

Alle hier vorkommenden Personen sind erwachsen und frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind nicht beabsichtigt.

 

Für die Fantasy-Welt Damuria sind einige Maßeinheiten den uns vertrauten angepasst, um das Verständnis zu vereinfachen.

 

 

 

 

 

 

Titelbild

Es besteht kein Zusammenhang mit dem Inhalt des Buches.

Foto: Hirschgeweih-Dahlie

„Kenora Macop B“

 

 

Inhalt

 

  1   Anwerbung

  2   Ernennung

  3   Neubeginn

  4   Ausbildung

  5   Wahrheiten

  6   Patrouille

  7   Gefangenschaft

  8   Rettung

  9   Erkenntnisse

10   Erfahrungen

11   Beziehung

12   Partner

13   Leibwächter

14   Kennenlernen

15   Epilog

 

Trailer zu Band 2

Karten

 

Übersicht über die Welt DAMURIA:

 

 

 

Clan des Schwarzen Yxx und die Menschen, Handlungsorte:

 

 

 

Anwerbung

 

„Sergeant Drake, zum Captain“, klirrte es aus den typischerweise übersteuerten Lautsprechern in der Kantine.

Mit einem leisen Seufzen ließ Sergeant Jennifer Drake die Gabel sinken. Das ist wieder typisch. Einmal gibt es richtig gutes Essen und dann so etwas. Was habe ich eigentlich anderes erwartet?

„Hey, Drake. Der Chef hat nach dir gepfiffen. Was hast du wieder angestellt?“ lachte Sergeant Will Carming, der ihr gegenübersaß.

„Schieb mir doch dein Tablett rüber. Ich halte den guten Fraß in meinem Magen für dich warm.“

Für eine Sekunde hob Jennifer die Rechte, die das Kantinenmesser umschloss und stellte die Faust neben dem Tablett mit dem großen Steak und dem Stück Blaubeer-Pie ab. Die Messerklinge zeigte nach oben. Ein eindeutiges Signal.

„Vergiss es, Carming. Erst esse ich, dann besuche ich den Captain.“

„Oh, oh. Da will wieder jemand im Stahlhelm Murmeln spielen. Ganz schön mutig. Was meinst du, wird der Captain sagen, wenn er herausfindet, dass du seinen Befehl sofort nicht befolgst?“ grinste Carming hämisch.

„Dann werde ich, wie üblich, die geknickte und schuldbehaftete Soldatin mimen. Und wenn ich mich von ihm verabschiedet habe, wird jemand anderes auf dem Boden kriechen, da, wo Schleimer und Petzer hingehören.“

Sie sagte es lässig und mit einem sichtbar falschen Lächeln. Sergeant Cumming zog seine Hand zurück, die er schon nach ihrem Tablett ausgestreckt hatte. Er hatte verstanden. Und er wusste, dass Jennifer härter war als er. Härter im Einstecken, wie auch im Austeilen. Auch wenn sie eine Frau war, sie hatte einige Titel in der Brigade für sich gewonnen in den letzten beiden Jahren. Im Gegensatz zu ihm.

Es wäre auch nicht das erste Mal, dass sie ihn ‚zufälligerweise‘ einmal schlecht aussehen ließ. Er hatte sie in der Vergangenheit mehrfach angemacht und versucht, in ihr Bett und zwischen ihre Schenkel zu kommen. ‚Schwarze Gazelle‘ nannte er sie bei seinen Anbiederungsversuchen. Hinter ihren Rücken soll er sie auch schon ‚Niggerin‘ genannt haben, wie man ihr zugetragen hatte. Sie direkt hatte er noch nicht so bezeichnet.

 

Nachdem sie zu Ende gegessen hatte, brachte sie das Tablett weg und machte sich auf den Weg zu ihrem Vorgesetzten. Eine Viertelstunde nach dem Rundspruch, der auch nicht wiederholt worden war, klopfte sie an die geschlossene Zimmertür. Der Captain war nicht allein, als sie hereingebeten wurde.

In einem der schweren Sessel der winzigen Besprechungsecke saß ein Zivilist. Ein dunkelblauer Anzug mit gelber Krawatte. Er wirkte wie ein Geschäftsmann oder Anwalt, empfand Jennifer.

„Sergeant Drake, wie befohlen“, meldet sich Jennifer mit zackigem Gruß.

„Danke, Sergeant. Rühren“, gab der Captain zurück und erwiderte ihren Gruß lässig im Sitzen.

Er fragte nicht nach dem Grund ihrer Verzögerung. Ein schneller Blick auf die Uhr hatte ihm bereits eine Vermutung gegeben. Und er wollte das Thema nicht vor dem Zivilisten breittreten.

„Das ist Roger Manning. Er vertritt einen Konzern und möchte mit Ihnen reden. Nehmen Sie ihn mit in Besprechungsraum 1. Wenn sie fertig sind, bringen Sie ihn wieder zurück.

Wegtreten.“

Er ließ Jennifer keine Möglichkeit zum Ablehnen. Sie sah den Mann verwirrt an. Ein Zivilist wollte sie sprechen? Weswegen? Doch dann siegte ihr Pflichtbewusstsein.

„Besprechungszimmer 1. Ja, Sir“, bestätigte sie zackig und wandte sich dann an den Zivilisten.

„Bitte, Sir, wenn Sie mir folgen würden?“

Damit trat sie zur Seite und öffnete die Bürotür. Als der Mann mit einem Nicken zum Captain aufgestanden war, führte sie ihn zu dem Besprechungsraum. Er war nur einige Türen weiter.

 

„Bitte nehmen Sie Platz, Sir“, bat sie den Zivilisten, als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.

„Danke“, meinte der Mann und setzte sich.

Jennifer nahm auf der anderen Tischseite Platz.

„Warum möchten Sie mich sprechen?“ fragte sie direkt.

Jemand, den sie nicht kannte, von dem sie nie gehört hatte, wollte sie sprechen? Auf dem Weg zum Besprechungsraum war sie ihr Sündenregister durchgegangen, aber sie hatte keine Ahnung, was der Zivilist wollte. Der allerdings las in ihrem fragenden Gesicht wie in einem offenen Buch. Zu oft hatte er so ein Gesicht bereits gesehen.

„Gut, Sie suchen Antworten. Fangen wir bei mir an. Meinen Namen, Roger Manning, hatte ihr Captain bereits erwähnt. Ich bin ein Anwalt und gehöre zu Pierce Industries, einem der großen globalen Unternehmen im Bereich von chemischen und metallischen Verarbeitungen. Wir betreiben Minen für seltene Erze, verhütten und veredeln sie selber. Wir sind Zulieferer für viele andere Industriebereiche, von der Automobilbranche bis zur Unterhaltungsindustrie.“

Mr. Manning machte eine Pause. Jennifer runzelte die Stirn.

„Ok, gut und schön. Aber ich hatte noch nie mit der Firma zu tun. Ich bin Soldatin, keine Minenarbeiterin.“

Er griff zu seinem schmalen Aktenkoffer, als hätte sie nichts gefragt. Dort holte er einen dünnen Hefter heraus. Den schlug er auf, überflog eine Seite und wandte sich ihr wieder zu.

„Sie sind Jennifer Drake, geboren am …“

Er rasselte ihre ganzen Daten herunter und sie nickte bestätigend bei jedem neuen Fakt. Erst am Ende kam er langsam zu einer Frage, bei der es für Jennifer interessant wurde. Erst da verstand sie, was das Gespräch sollte.

„Sind Sie in irgendeiner Weise gebunden, Miss Drake. Verheiratet, verlobt, eng befreundet? Familie in Form von Verwandten? Haben Sie Kinder?“

„Moment, was sollen diese persönlichen Fragen?“

„Miss Drake, in drei Monaten endet ihre Dienstzeit für die Army. Eine Verlängerung haben Sie bisher noch nicht unterschrieben. Wenn Sie interessiert sind, kann ich Ihnen möglicherweise einen Job anbieten. Wenn Sie die Eignung haben, wird es ein sehr langfristiger Job.

Wie sieht es aus, haben Sie Interesse?“

Für einige Sekunden konnte Jennifer den Mann nur anstarren. Ein Jobangebot war das letzte, was sie erwartet hatte.

 

Langsam sickerte der Gedanke in ihren Kopf. Einen Job. Sie hatte in den letzten Wochen schon nachgeforscht, was sie nach der Army-Zeit machen konnte. Sollte sie sich um einen Studienplatz bemühen? Oder eher eine praktische Ausbildung?

Sie hatte die Zeitungen nach Angeboten durchforscht. Allerdings hatte sie hier in der Gegend von Fort Leonard Wood, Missouri, wenig Angebote. Ja, es gab die Universität in St. Louis, aber Ausbildungsplätze in der Umgebung gab es hauptsächlich im Hotel- und Gaststättengewerbe. Kochen lag ihr nicht und Zimmermädchen war auch keine Zukunftsvision, genauso wenig wie Kellnerin.

„Was wäre das für ein Job?“

Statt einer Antwort holte der Anwalt ein weiteres Papier aus seiner Aktentasche, dass er ihr zusammen mit einem Kugelschreiber zuschob.

„Das ist eine Verschwiegenheitserklärung. Zusammengefasst dürfen Sie äußern, dass wir Ihnen einen Job anbieten, aber jedes Detail dazu, also alles, was jetzt kommt, dürfen Sie nicht weitergeben. Geheimsache, wenn es verständlicher ist.“

Schweigend las sich Jennifer das Papier genau durch. In ihrem Kopf herrschte Verwirrung. Ein Industriebereich, der Geheimhaltung forderte? Es dürfte ja wohl kein Job im Top Management sein, um den es hier ging. Schweigen konnte sie, also unterschrieb Jennifer und schob Blatt und Stift zurück. Der Anwalt steckte beides ein, bevor er seine Erklärung abgab.

„Sie werden weiter in der Sicherheit eingesetzt. Sehen Sie, wir haben Minen, zum Beispiel für Platin oder Gold, nur um zwei zu nennen. Der Kilopreis liegt aktuell etwa bei 30.000 US Dollar für Platin, bei Gold sogar das Doppelte. Wir fördern im … Ausland. Viele Tonnen pro Jahr. Und unsere Produktion braucht Schutz. Dafür unterhalten wir eine ganze Truppe. Nennen Sie es ruhig Söldner, denn es ist privat finanziert. Der Staat redet nicht mit.

Für den Einsatz werden Sie speziell ausgebildet. Es dauert ein Jahr. Denn es bestehen Risiken bei der Sicherungsaufgabe.“

Jennifer brauchte die Pause, um ihre Gedanken zu sortieren. Die kleine Pause vor Ausland hatte sie stutzig werden lassen. Sie interpretierte aber schließlich, dass der Anwalt das Land hatte verschweigen wollen. Bei den Preisen war es ein zig Millionengeschäft. Kein Wunder, dass die Produktion geschützt werden musste. Ausland bedeutete auch, dass es dort Kräfte gab, die etwas gegen die Förderung hatten. Und es wurden Waffen eingesetzt. Das Risiko war das Leben. Naja, außer ein paar lockeren Freunden hatte sie niemanden, der um sie trauern würde.

„Wie sieht der Verdienst aus?“

„Für das Ausbildungsjahr bieten wir 60. Beim Einsatz wird es höher pro Jahr. Das hängt von ihrer Eignung ab.“

Jennifer stieß unwillkürlich einen leisen Pfiff aus. Sechzigtausend sind 20 Riesen mehr als mein jetziges Gehalt. Und das schon in der Ausbildungszeit. Also der Verdienst klingt zumindest interessant. Es ist ein Anreiz. Sogar die Überlegung, dort als Wachfrau einzusteigen, gegenüber dem Verlängern bei der Army und vielleicht irgendwo in der Wüste landen.

„Dauer?“

Sie konnte sich schlecht vorstellen, dass die Firma ein Jahr lang ausbildete und dann die Leute nach kurzer Zeit gehen ließ. Das war unrentabel. Selbst bei dem Risiko.

„Wenn Sie unterschreiben, ist es für die nächsten 15 Jahre.“

Diesmal war Jennifers Pfiff lauter. Der Anwalt schmunzelte. Doch er hatte noch eine Information.

„Entweder können Sie dann den aktiven Dienst verlängern oder einen anderen, gleichdotierten Job bei der Firma bekommen. Bis zur Rente.“

 

Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Das war wirklich ein ernstzunehmendes Angebot. Mehr Verdienst als jetzt. Sie konnte sofort anfangen. Zwar 15 Jahr Dienst mit Kampfeinsatz, wie es anklang, aber dann einen Job für den Rest des Lebens? Bei gleichem Gehalt?

Das war eine Alternative zu Studium selber finanzieren und einen Job suchen, der jederzeit gekündigt werden konnte. Genauso deutlich sah sie die Probleme und Ressentiments, mit denen sie zu kämpfen hatte als Farbige. Da war ihre sehr dunkle Hautfarbe ein Dauerproblem in der Zukunft.

„Muss ich mich gleich entscheiden?“ fragte sie eine Weile später.

Der Anwalt hatte ruhig auf seinem Stuhl gewartet. Er kennt das Szenario, dachte sie, als es ihr auffiel. Er weiß, über was ich nachdenke. Und er weiß, dass er abwarten muss. Druck könnte abschreckend wirken.

„Nein. Sie haben vier Wochen Zeit, das Angebot anzunehmen. Wenn Sie sich nicht melden“, er schob ihr eine Geschäftskarte mit nur einer Mailadresse zu, „dann betrachten wir das Angebot als abgelehnt. Ich mache auch darauf aufmerksam, dass wir dann auch alle ihre Daten in unserem System löschen. Wir kennen Sie dann nicht mehr. Sollten Sie sich später umentscheiden … Pech.“

Auch er war entschieden mit seiner Ankündigung. Es machte deutlich, dass sie nur ein Fenster hatte, dass sie zu einer Entscheidung über ihr zukünftiges Leben nutzen konnte. Aber es wäre eine sehr langfristige Entscheidung.

Wieder musste Jennifer ihre Gedanken ordnen. Sie war froh, dass keine ad hoc Entscheidung notwendig war. Andererseits, fiel ihr mit der Erinnerung an die Verschwiegenheitserklärung ein, konnte sie es mit niemandem besprechen. Es wäre 100 Prozent allein ihre Entscheidung. Plötzlich fiel ihr noch etwas ein.

„Ich habe keine Verwandten. Was passiert mit meinem Besitz, meinem Verdienst, wenn ich … nun, wenn ich im Einsatz umkomme?“

Selbst bei der Army hatte sie sich dazu wenig Gedanken gemacht. Allerdings war sie auch nicht in einem Kriegsgebiet eingesetzt worden.

„Sie geben eine Person oder eine Institution an, die dann ihr Erbe sein wird. Wir als Unternehmen stehen zu unserem Wort und sorgen für den vollständigen Transfer.“

Jennifer nickte. Das klang wieder gut. Wieder ein kleiner Pluspunkt bei der Entscheidungsfindung.

„Wenn ich noch Fragen habe, wende ich mich an diese Mailadresse?“

„Genau“, nickte der Anwalt, „Sie bekommen dann umgehend Antwort. Oder, wenn es umfangreich ist, machen wir einen Termin aus.“

„Ok, dann bedanke ich mich erst einmal für das Angebot. Sie werden verstehen, dass ich mich auch über das Unternehmen informieren werde.“

Jennifer kündigte es an, dass sie das Internet zu dem Anbieter durchforsten wolle. Sie sah es als legitim an, sich für die Entscheidung aller möglicher Quellen und Informationen zu bedienen. Der Anwalt hatte keinen Einwand, sondern er begrüßte ihr Vorhaben.

Für ihn war es bereits auf Grund seiner Erfahrungen ein erster Hinweis, dass Jennifer ein gewisses Interesse an dem Job hatte und ihn nicht schon ablehnte. Immerhin warb er seit mehr als zehn Jahren Personen für diesen Job an. Die Personendaten, die Akten, bekam er von dem Unternehmen. Wie die an diese Daten kam, interessierte ihn nicht. Sein Job war das erste … und vielleicht weitere Gespräche für die Anwerbung. Für jeden erfolgreich Geworbenen bekam er auch noch eine Prämie.

Nachdem Sergeant Drake ihn zum Captain zurückgebracht hatte, trat die Soldatin ab. Er selber sprach noch kurz mit dem Captain und bedankte sich für die Möglichkeit des Gespräches. Eine Stunde später saß er im Leihwagen und war auf dem Weg zu seinem nächsten Gespräch.

 

In den nächsten Tagen und Wochen hatte Jennifer viel zu tun. Zum einen bewarb sie sich an der Universität von St. Louis … und wurde abgelehnt, weil die Einschreibefrist für das nächste Semester bereits abgelaufen war. Damit hatte sie die Option, sich einige Monate lang Geld zu verdienen, um das Studium durchzuziehen.

Dann fing sie an, sich um eine Wohnung zu kümmern. Nach der Dienstzeit konnte sie nicht mehr die Kaserne nutzen. Doch Wohnungen waren rar und viele schneller wieder vergeben, als die Druckerschwärze in Zeitungen getrocknet war. Da halfen eher Beziehungen, die sie nicht hatte. Sie bekam einige wenige Termine zu Besichtigungen. Allerdings wurden etliche schon abschlägig behandelt, als sie dort erschien. Jennifer merkte, dass eine Farbige in dem Haus wenig erwünscht war. Sie war, was viele einfach als Afroamerikanerin bezeichneten. In den USA geboren, schon in der vierten Generation, war ihre Haut fast ein schwarzbraun im Sonnenschein. Bei schlechterem Licht nannte man sie einfach schwarz. Dazu die schulterlangen pechschwarzen Haare im schulterlangen Pagenschnitt. Nur im Gesichts schien sich ein wenig europäisches Blut hineingeschmuggelt zu haben und zeigte sich in der schlanken Nase und den vollen Lippen.

Bei einigen Ortsterminen bekam sie mehr oder weniger schlecht versteckte Hinweise, wenn sie gewisse ‚Nebentätigkeiten‘ anbieten würde, dann könnte man sicher ein Auge zudrücken und ihr die Wohnung zuspielen. Die Blicke und der Tonfall der Vermieter halfen ihr beim Verstehen, welche Art von Nebentätigkeit gefordert wurde. Da lehnte sie ab.

Als Bedienung in einigen angebotenen Bars lehnte sie auch ab. Die Lage und damit der Besucherkreis deuteten für sie auf einen laufenden Kampf mit losen Händen hin. Schließlich war sie schlank und hatte einen schönen festen Busen. Damit war die Erwartungshaltung von Besuchern für sie nicht akzeptabel. Dass eine Farbige angeblich allen zu Willen war, kam wohl aus der Zeit der Sklaverei. Da hatten etliche noch nicht kapiert, dass es nicht mehr zutraf. Und wenn sie nicht auf Avancen einging, würde sie wahrscheinlich gefeuert, weil der Chef das als Angriff auf seinen Umsatz wertete.

Für bessere Lokale brauchte sie allerdings erst eine Ausbildung als Bedienung, die sie nicht hatte. Sie merkte deutlich, in welchen Teufelskreis sie nach Ende der Dienstzeit kommen würde.

Nach drei Wochen standen nur zwei Optionen für sie zur Diskussion. Nein, genauer drei. Aber die dritte bedeutete Pause zu machen und lange zu suchen, bis sie etwas Annehmbares fand. Und da blieb das Problem Wohnung. Und damit war diese Option schnell vom Tisch.

Ansonsten blieb das Verlängern der Dienstzeit oder das Angebot des Unternehmens. Da standen die finanziellen Unterschiede den gesundheitlichen Risiken gegenüber.

 

Zwei Wochen vor Ablauf der Frist fiel die Entscheidung in der Kaserne. Ein neuer Versorgungsoffizier übernahm eine Funktion im Bataillon. Das erste, was sie von dem Mann mitbekam, war sein kurzes Gespräch mit Sergeant Carming. Sie hatten Ausbildungsmaterial aus dem Lager geholt. Während sie alles in den Wagen verlud, hatte der Offizier Sergeant Carming zurückgehalten. Und Jennifer hörte, wie er Sergeant Carming fragte, ob die schwarze Stute gut im Bett sei. Der Mann stellte die Frage tatsächlich in ihrer Hörweite. Jennifer war fassungslos. Als Carming dazu meinte, die Stute sei nur außen schwarz, aber innen ein Eisblock, lachte der Offizier und meinte, er habe den richtigen Eisbrecher immer dabei.

Noch am selben Abend ging das Annehmen des Angebotes heraus. Jennifer schätze, wenn sie ihre Dienstzeit verlängerte, würde sie weiter mit solchen Männern zu tun haben. In der Kampfgruppe herrschten andere Sitten, denn da war jeder für jeden verantwortlich und musste sich vertrauen. Derartige Dissonanzen zerstörten ein Team gründlicher als jede Mine.

Keine halbe Stunde später traf eine Mail ein, in der ihr für die Zusage gedankt wurde. Und es enthielt die Adresse, an der sie sich einfinden sollte. Sie musste erst auf der Karte nachsehen. Das Ziel lag hinter Cheyenne im Bundesstaat Wyoming. Damit lagen runde 1300 Kilometer Entfernung vor ihr. Dafür hatte sie zwei Wochen Zeit und bekam auch eine Bankanweisung mit tausend Dollar als Unterstützung für die Fahrtkosten.

Mit einen großen Glas Whiskey stieß sie mit ihrem Spiegelbild auf die Zukunft an. Der Knoten im Bauch dabei erlaubte ihr kein wirkliches Hochgefühl. Aber sie hoffte.

 

 

Ernennung

 

Zur selben Zeit auf Damuria, Kontinent Assassia, Gebiet vom Clan des Schwarzen Yxx, Hauptstadt Yxxmos im Herrscherpalast:

 

„Erhebe dich, Tassos, als oberster General unseres Clans. Mit deinem Blut hast du deinen Eid besiegelt. Wir vertrauen auf deinen Eid. Du bist nun das Schwert vom Clan des Schwarzen Yxx. Als Saischak führst du unsere Soldaten gegen unsere Feinde, auf dass sie lernen, unser Territorium, unsere Bürger und unseren Besitz zu respektieren. Du bist der Schutz unserer Grenzen und unseres Clans. Und du bist unsere Faust, wenn es notwendig ist, unsere Feinde zu strafen. Sei weise und stark.“

Xenos, der Anführer des Clans, nahm das breite Schwert von der Schulter des vor ihm Knienden. Der Mann erhob sich und stand aufrecht, mit leicht gespreizten Beinen. Von seiner Rechten tropfte ein wenig Blut auf den Boden. Im Rahmen der Zeremonie hatte Xenos ihm das Schwert auf die Schulter gelegt und er hatte die Klinge mit der Hand ergriffen und mit seinem Eid zugedrückt. Die Folge war eine Schnittverletzung und der Blutschwur war erfüllt.

Im Halbkreis hinter ihm standen die fünf Ratgeber, der Stadtkommandant und die fünf Bezirkskommandanten. Und dahinter standen mit mehr Abstand die Bürger, Händler und Soldaten. Sie alle schlugen sich zur Zustimmung mehrfach die rechte Faust gegen die linke Schulter, dass ein rhythmisches Krachen durch die Halle flog.

Die Frau neben den Clanführer Xenos trat vor. Sie hieß Massassane. Es würde das einzige Mal sein, dass die Clanführerin vor jemandem außer ihrem Gemahl kniete, aber sie bot dem neuen General nun ein schneeweißes Tuch an. Tassos nahm es und wickelte es um seine blutende Rechte. Nach einigen Momenten nahm er es wieder ab und reichte das nun blutige Tuch zurück. Es war der Beweis. Massassane würde noch seinen Namen und das Datum einsticken. Dann kam es in das Archiv als Beleg für die Ernennung und den Schwur.

Es war eine archaische Tradition, die hierdurch gepflegt wurde. Der Schmerz beim Blutschwur sollte die Wichtigkeit und was man hier verpfändete, nämlich sein Leben, deutlich machen. Mochte die offizielle Ernennungsurkunde auch ein Pergament sein, mit kunstvollen und farbigen kalligraphischen Elementen, so war der Tuchstreifen ein Ritual, das bis in die Anfänge der Kultur zurückreichte.

Kaum war die Frau neben ihren Mann zurückgetreten, kam von der Seite ein weiterer Mann in gemessenem Schritt heran. In seiner linken Armbeuge trug er ein blankes Schwert mit kunstvoll verzierter Klinge und Griff. Er verbeugte sich vor Xenos und bot ihm das Schwert mit dem Griff voraus an. Sein Name war Harranos und er war der Kronprinz. Er würde, wenn sein Vater das Amt niederlegte, neuer Clanführer werden. Als Xenos das Schwert mit beiden Händen ergriff, um es als Zeichen seines Amtes an Tassos weiterzureichen, zwinkerte Harranos seinem Bruder kurz zu. Tassos verkniff sich das Grinsen. Mochte sein Bruder drei Jahre älter sein, so war das brüderliche Blut jung geblieben. Die Brüder kannten die Rituale und Traditionen. Sie würden sie nie ändern, denn das Volk brauchte Regeln, Rituale und Traditionen, aber sie nahmen sie nicht tierisch ernst.

Tassos ergriff sein Amtsschwert unter dem Panier, drehte sich damit zu der Menge um und hob es empor. Zumindest die in der Nähe sahen noch die wenigen Blutstropfen an der glänzenden Klinge entlangperlen. Die Wunde hatte sich noch nicht geschlossen. Der Blutschwur galt.

Tassos war 34 Jahre alt und 184 Zentimeter groß Er war schlank mit breiten Schultern. Gekleidet war er heute in eine helle, lederne Uniform. Um seine Hüfte hing ein mit Gold verzierter Gürtel und eine leere lederne Schwertscheide mit goldenen Beschlägen, in die er anschließend das Schwert schob.

Stolz sah er auf die Männer und Frauen, die nun den Kopf vor ihm für einen Moment neigten.

Seine blassblaue Haut schimmerte im Licht der Sonne, die durch die offenen Fenster hereinfiel. Seine Haut bestand aus kleinen Hornplättchen, die maximal fünf Millimeter groß waren. Sie bedeckten seinen ganzen Körper. Nicht ein einziges Haar wuchs. Dunkelblaue, grüne und sogar rote Hornplättchen bildeten Muster an Armen und auf dem Kopf. Jedes Muster war einzigartig. Seine dunkelblauen Augen blitzten. Die blassblaue Grundfarbe der Hornplättchen hatte jeder hier, Unterschiedlich waren die Muster und die Augenfarben. Er und alle Anwesenden waren Damurianer.

Nach dem Tod des alten Generals brauchten sie einen neuen, starken Saischak.

Denn es herrschte Krieg.

Gegen die Menschen.

 

„Was wirst du tun, mein Sohn“, fragte Xenos später nach den Feierlichkeiten seinen Drittgeborenen Tassos, als sie in der an das Regierungsgebäude angrenzenden Wohnung des Clanführers beisammensaßen.

Die offiziellen Reden und Gelöbnisse waren erledigt. Nach dem Tod von Xenos‘ Bruder als Saischak hatte der das Amt des obersten Generals in die Hände von Tassos gelegt. Der alte General war einem Pfeil während einer Grenzkontrolle zum Opfer gefallen. Die Ratgeber hatten zugestimmt, denn Tassos war nicht der nächste in der Thronfolge. Damit schlossen alle aus, dass er sein Amt und damit die Befugnis, die Armee einsetzen zu können, missbrauchen würde. Ebenso war Tassos als höchst ehrbar bekannt. Seinen heute gegebenen Eid würde er nicht verletzen.

Es war eines der wenigen Tage, wo die Familie zusammen war. Irgendjemand war dauernd unterwegs.

Neben Xenos saß seine Frau Massassane. Beide waren Anfang 60 und die Hornplättchen auf dem Kopf verblassten zu einem Grauton. Doch Xenos war beliebt. Er galt allgemein als milde und gerecht.

Bei ihm saß der älteste Sohn Harranos. Er war der Thronprinz und fungierte als Stellvertreter des Clanführers. Dabei übernahm er einige der offiziellen Besuche, Gespräche und Verhandlungen, ebenso wie den zeitweiligen Vorsitz bei Gericht. Ganz langsam rückte er immer mehr in den Vordergrund, damit der Amtswechsel reibungslos ablief, wenn Xenos in einigen Jahren zurücktrat.

Dann kam Bessos. Er war der Zweitälteste. Seine Intentionen lagen weniger bei der Macht. Aber er kommandierte die Stadttruppen der Hauptstadt. Immerhin gab es eine Kaserne mit 500 Mann nur für die Hauptstadt. Bessos kümmerte sich um Ausrüstung und Training genauso wie um die Verteidigungsmöglichkeiten der Stadt.

Der dritte Sohn, Tassos, war nun General aller Truppen mit Ausnahme der in der Hauptstadt geworden.

Nach ihnen hatte das Ehepaar noch zwei Töchter geboren. Sissane arbeitete mit den Forschern und Medikern zusammen und Ziriane, die Jüngste, kümmerte sich um landwirtschaftliche Aspekte.

Tassos lehnte sich zurück und betrachtete den frischen Verband an seiner Rechten. Unter seinem Onkel hatte er als Stellvertreter und Einheitenführer seine militärischen Erfahrungen gemacht. Nun musste er sein Konzept seinem Vater und Clanführer nennen. Innerhalb der nächsten Tage musste er es der Truppe bekanntgeben.

„Frieden und Sicherheit waren die beiden wesentlichen Forderungen, als ich meinen Eid abgelegt habe. Nun gut. Das wird jeder versprechen. Die Frage ist immer die Umsetzung. Wenn ich mir unseren Clan ansehe, dann haben wir drei Nachbarn. Den Clan der Blauen Smax, den des Braunen Rashan und die Menschen.

Nehme ich den Rashan-Clan, dann haben wir in den letzten Jahren wenig Probleme mit denen gehabt. Der Handel läuft. Die züchten ihr Vieh und wir produzieren mehr Getreide. Unser Bezirk Pamomos hat ein ruhiges Leben.“

Das Gebiet des Clans war in fünf Bezirke aufgeteilt Bis auf Yxxmos hatte jeder Bezirk eine eigene Bezirkshauptstadt, nach der der Bezirk benannt wurde. Pamonos der der nordöstliche und grenzte an den Clan Rashan und das Nordmeer. Im Norwesten war der Bezirk Seganes, durch das Nordmeer und die Bergkette zu den Menschen hin begrenzt. Daneben, ebenso mit einer Grenze zu den Menschen lag der Bezirk Yxxmos, benannt nach der gleichnamigen Hauptstadt des Clans. Im Südwesten schloss sich der Bezirk Sirdara an bis hin zum Südmeer. Zwischen Sirdara und Pamonos lag der Bezirk Styges mit seinen Grenzen zu den beiden östlicheren Clans.

„Stimmt“, warf Ziriane ein, „die Produktivität ist dort am höchsten. Der Bezirk ist unsere Kornkammer.“

Alle nickten. Dann fuhr Tassos fort mit seinem Plan.

„Der Smax-Clan bedeutet mehr Schwierigkeiten. Laufend gibt es Grenzstreitigkeiten. Immer wieder gab es Übergriffe, zerstörte Höfe, Raubzüge, versuchte Landbesetzungen und ähnliches. Die Bezirkskommandanten von Sirdara und Styges haben laufend Einsätze und fordern auch das Heer als Unterstützung an. Es gibt immer wieder kleine Verluste. Aber die summieren sich auch mit der Zeit. Allerdings stecken wir nicht nur ein, sondern teilen auch aus. Also verlieren die Smax auch Krieger. Vielleicht auch deswegen hält es sich in Grenzen.“

Wieder bestätigte allgemeines Nicken die korrekte Lagebeschreibung.

„Und dann natürlich die Menschen. Auch sie drängen in unser Gebiet. Wobei … genauer wäre, dass wir beide das Gebiet im Westen beanspruchen. Auch hier gibt es öfter Kämpfe. Vielleicht gab es früher mehr große Kriege und heute mehr kleine Geplänkel, aber ich bin mir nicht sicher, ob es nicht die Ruhe vor dem Sturm ist. Wir wissen einfach zu wenig über deren Macht und Möglichkeiten. Möglich, dass die etwas Großes vorbereiten. Aktuell haben wir immer eine Hundertschaft am Fluss Saga, der den Freiraum zwischen den Bergen überwacht. Bezirk Seganes bildet die Bereitschaft, Menschentrupps am Fluss Saga aufzuhalten, bis die Armee aus Naligenos kommt.“

Erneut bestätigte das Nicken der anderen die Situationsbeschreibung. Eigentlich war das der Status Quo seit vielen Jahren. Erwartungsvolle Blicke ruhten auf Tassos. Was wollte er zu ändern versuchen.

„Mit Smax und Menschen haben wir zwei starke Gegner. Wir können uns keinen massiven Feldzug gegen einen der beiden erlauben, ohne dem anderen die Bahn freizumachen.

Führen wir Krieg mit den Smax, können wir gewinnen. Wenn wir Pech haben, allerdings auch verlieren. Das ist ein großes Risiko. Ein Feldzug gegen die Menschen könnte möglich sein. Allerdings sind ihre Waffen besser. Und wir haben deren Wall in der Vergangenheit noch nie bezwungen. Unsere Verluste wären hoch. Selbst wenn wir gewinnen. Und ich gehe davon aus, dass die Spione der Smax das mitbekommen. Dann werden sie wie ein Sturm über unser Land kommen und uns mindestens einen Bezirk entreißen. Vielleicht sogar alles.“

„Willst du die Lage lassen und nur halten? Willst du mehr in die Forschung der Waffentechnik stecken? Was hast du vor?“ fragte Xenos seinen Sohn direkt.

„Was wäre, wenn wir einen Frieden oder gar ein Bündnis mit den Menschen erreichen?“ fragte Tassos leise und gedehnt.

Harranos lehnte sich vor.

„Nicht mit den Smax? Mit deren Unterstützung dann gegen die Menschen?“ fragte er.

„Du kennst die Smax. Sie haben ihren Clan nicht umsonst nach dem schlängelnden Gewürm mit der gespaltenen Zunge benannt. Giftig und verräterisch. Wir kennen die Erfahrungen. Meinst du, sie haben sich geändert?“

Langsam schüttelte Bessos den Kopf. Zuständig für die Verteidigung der Hauptstadt kannte er die militärischen Realitäten besser als sein Bruder Harranos.

„Nein. Sie würde alles zusagen und sogar ein großes Truppenaufgebot schicken. In der Schlacht gegen die Menschen müsstest du allerdings ständig auf deinen Rücken achten. Es könnte sein, dass wir zwischen den Fronten zerrieben werden.

Aber andere Frage? Vertraust du den Menschen? Werden die einen Pakt einhalten?“

Diesmal war es Tassos, der die Schultern zucken musste.

„Ich kenne sie als harte Kämpfer. Was ich aber bemerkt habe, sie versuchen, wie auch wir, ihre Verwundeten zu retten. Trotzdem haben sich Regeln in unsere Kämpfe eingeschlichen, an die sich beide Seiten ohne offizielle Absprache halten. Da sehe ich Ehre. Gefangene gab es bisher keine. Sie kämpfen, genau wie wir, bis zum bitteren Ende. Soll ich unterstellen, jede Seite hat Angst davor, was die Sieger mit Gefangenen machen? Ich gebe zu, da habe ich auch Bauchschmerzen. Das liegt aber hauptsächlich daran, dass wir zu wenig über die Menschen wissen und zu viel unterstellen.

Aber, wie sollen wir sie in Zukunft einschätzen, wenn wir nicht versuchen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen? Die Clans der Rashan und Smax kennen wir zur Genüge. Wir kennen ihre Ehre und wie weit wir ihnen vertrauen können. Lernen wir die Menschen jetzt auch besser kennen. Jemand hat mal gesagt, wenn man seinen Gegner so gut kennt wie sich selber, dann erst kennt man dessen Stärken und Schwächen.“

Xenos lehnte sich zurück, als die Rede seines Sohnes endete. Er tauschte einen Blick mit seiner Frau und sein Blick ging weiter über die Gesichter seiner Kinder. Alle zeigte Nachdenklichkeit. Bei keinem war Spott oder Ablehnung zu erkennen. Jeder schien über die Überlegung nachzudenken. Sie war neu. Bisher sprachen erst die Waffen, dann herrschte das Schweigen des Todes.

„Und wie willst du das Gespräch erreichen, Tassos?“

„Ich werde alle Bezirkskommandanten anweisen, bei zukünftigen Kämpfen mit den Menschen Gefangene zu machen. Zumindest es zu versuchen, falls es das Risiko zulässt. Wir wollen nicht zusätzliche Opfer.

Und alle Gefangenen werden mir überstellt. Ich versuche dann, mit denen erste Gespräche zu führen. Möglich, dass ich hier eine Idee pflanzen kann. Danach lasse ich sie frei, als Zeichen eines guten Willens und mit einer Aufgabe. Und die Gefangenen werden mir den Kontakt zu den Führern des Menschenclans herstellen. Auf neutralem Gebiet, zwischen den Linien. Und dann wird man weitersehen. Da kann ich noch keine Planung machen.“

„Und wenn die Menschen dein Gespräch ablehnen oder einen Hinterhalt versuchen?“ fragte Bessos.

„Nun, dann haben wir einige Gegner den Menschen zurückgegeben. Aber wir wissen dann wenigsten, woran wir mit ihnen sind“, erwiderte Tassos.

„Die Idee halte ich zumindest für interessant, Tassos. Wenn dein Plan klappt, werden wir erfahren, welche Ehre die Menschen haben. Da stimme ich dir zu, das wäre ein gewisser Fortschritt.

Was verspricht du dir noch davon?“ legte Xenos nach.

„Vorausgesetzt, alles entwickelt sich positiv und die Menschen haben dieselbe Ehre wie wir. Vorausgesetzt, es kommt zu einem Abkommen. Im Idealfall wäre es eine ruhigere Grenze, wir könnten uns mehr auf anderes konzentrieren. Es bedeutet weniger tote Damurianer.

Besser noch wäre, wir gewinnen einen neuen Handelspartner. Mal sehen, wie Menschenprodukte bei uns ankommen. Mal sehen, was sie bieten und brauchen. Waffentechnisch sind sie uns teilweise voraus. Können wir etwas lernen, was uns in einem anderen Kampf hilft? Bekommen wir im allerbesten Fall sogar ehrenhafte Verstärkungen?

Ich gebe zu, die Träume bieten einige Optionen. Aber nur die Zeit wird sie uns aufzeigen. Nur müssen wir anfangen, in Richtung Zukunft zu gehen und nicht stehenbleiben.“

Sein Blick ging durch die Runde. Jeder, den er ansah, nickte für einen Moment. Alle stimmten seinem Plan zu.

„Gut. Morgen werde ich alle Bezirkskommandanten einbestellen und sie in den neuen Befehl einweisen. Wenn ich dann mein Haus in der Armeestadt Naligenos gezogen habe, werde ich auch die Einheitenführer der Armee einweisen. Warten wir ab, was die Zukunft bringt.“

 

 

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Drei Wochen später, eine Waldlichtung an der Grenze zwischen den Clans Yxx und Smax:

„Es hat nicht ganz so funktioniert, wie geplant.“

Zwei Damurianer standen sich auf der Lichtung gegenüber. Die Lichtung war groß, und die jeweiligen Begleiter standen auf getrennten Seiten. Beide Männer waren gut gekleidet und mit Schwertern bewaffnet. Der eine hatte einen dunkelblauen Umhang mit einer goldenen Fibel, der andere fiel durch seine große silberne Gürtelschnalle auf. Mochten sie auch zusammenarbeiten, so vertrauten sie niemandem.

„Ich hatte nicht damit gerechnet, dass nach dem Tod des alten Generals nun Tassos in Betracht gezogen wurde. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass ich nominiert werde.“

Der eine Mann verzog missmutig das Gesicht. Dann lobte er den anderen.

„Aber deine Idee war gut. Während der Alte seine Kontrolle machte, dort einen Überfall provozieren, war klug. Er lehnte ja immer einen großen Tross ab. Also gab es weniger Soldaten.“

Der zweite Mann nickte.

„Aber deinen Mann mit einem Bogen schießen zu lassen, war genauso klug. Der Pfeil hat getroffen. Und die Idioten, die ich mit dem Angriff beauftragt habe, haben nicht kapiert, wofür sie starben. Macht nichts, ich wollte sie sowieso loswerden.“

Beide schwiegen einen Moment und dachten nach. Es ging um die weitere Planung.

„Und nun?“ fragte der zweite.

„Momentan kann ich nichts machen. Tassos hockt in Naligenos und macht große Pläne. Er hat uns sogar angewiesen, ihm alle gefangenen Menschen zu übergeben. Irgendwas hat er da vor. Er sagt nur nicht, was.

Mal sehen, vielleicht bietet sich da etwas Ähnliches an, wie beim alten General. Pfeile von Menschen habe ich. Möglicherweise bereinigt ein gut gezielter Schuss die Situation. Dann wird die Feindschaft gegen die Menschen groß. Ich denke, ich habe am meisten Erfahrung mit Kämpfen gegen Menschen. Dann sollte ich als der Rächer in die Position kommen. Damit wäre die Bahn frei“, erwiderte der andere.

„Gut. Wenn mein Sohn endlich auf dem Thon der Yxx sitzt, wirst du sein Stellvertreter. Du gelobst ihm Treue und ich schenke dir Nerreni.“

„Deine Tochter?“

Der Angesprochene zuckte mit den Schultern.

„Ein Weib ist ein Weib. Und Nerreni ist renitent. Sie braucht eine harte Faust, um sie ruhigzustellen. Außerdem besiegelt es so deine Treue.“

„Danke. Ich werde mich würdig erweisen“, dienerte der andere, „wenn es soweit ist, melde ich mich auf dem üblichen Weg. Es wird allerdings dauern.“

„Macht nichts. Hauptsache, das Ergebnis stimmt.“

Damit wandten sich beide Männer ab und gingen zu den ihren zurück. Alle schwangen sich auf ihre Reittiere, die Rashans, und verließen die Lichtung endgültig in entgegengesetzte Richtungen. Die Gedanken der beiden Männer waren finster.

Wenn ich Saischak bin, schicke ich das Heer an einen abgelegenen Ort. Dann kann der Idiot die Macht übernehmen. Ich komme als Rächer. Mit dem gesamten Heer überrenne ich sein kleineres und werde Clanführer. Dann falle ich als weitere Rache über seinen Clan her, dachte der mit der Silberschnalle.

So ein Trottel. Glaubt der wirklich, ich mache einen Verräter zum Stellvertreter? Es ist so viel einfacher, ein paar Gerüchte zu streuen, wer für den Tod einiger gewisser Männer verantwortlich ist. Die eigenen Truppen werden ihn zerreißen, überlegte der mit dem Umhang. Obwohl, Nerreni ist wirklich ein Problem. Mal sehen, vielleicht verletzt er Nerreni, wenn sie sich ihm verweigert. Dann habe ich sogar einen Grund, ihn hinzurichten. Auch nicht schlecht.

 

 

Neubeginn

 

Jennifer Drake hielt ihren alten Mazda Kombi an. Vor ihr lag das letzte Stück asphaltierte Straße, dass zu der Adresse gehörte, die sie aufsuchen sollte. Einige Tage Fahrt lagen hinter ihr und die Nächte hatte sie in günstigen Motels verbracht. Durch die Unterstützung hatte sie kaum eigene Kosten gehabt. Und ihr privater Besitz verteilte sich in dem Wagen. Das möblierte Zimmer in der Kaserne hatte sie nicht zum Kauf großer Teile animiert. Sie war froh darüber gewesen, als sie einlud.

Nun stand sie vor dem Tor zu ihrer Zukunft. In den Wald um sie herum hatte man eine sehr breite Schneise nach beiden Seiten gerodet. Mitten drin war ein gut zwei Meter hoher Zaun mit Drahtrollen als Krone. Und sie sah die Masten mit den Kameras.

„Ein gut bewachtes Gelände“, murmelte sie leise vor sich hin.

„Halten die die Leute von draußen ab oder hier drinnen fest?“

Dann bemerkte sie noch die Vielzahl verschiedener Antennen an den Masten. Wofür sind die denn, fragte sie sich. Dass man sich hier abschottete, war für sie verständlich. Man bildete Söldner aus und wollte nichts darüber in irgendwelchen Medien lesen.

Das feste flache Gebäude neben dem Tor hätte auch zu einer Kaserne gepasst. Sie kannte diesen Gebäudetyp. Stabil gebaut und Möglichkeiten, das Tor zu schützen. Sicher eine Fünfergruppe pro Schicht, dachte sie nebenbei. Zwei Mann, die die Außenkontrolle durchführen, plus die, die innen aufpassen und die Checks und Weitermeldungen erledigen.

Während sie näherrollte, tasteten ihr Augen wieder den Zaun zu beiden Seiten ab. Jetzt fiel ihr auch die festgefahrene Piste hinter dem Zaun auf. Aha, Patrouille mit Wagen entlang des Zauns. Zusätzlich zu den Kameras. Viel Aufwand. Wirklich viel Aufwand. Im Kopf überschlug sie den Aufwand und verband ihn mit einem Schichtsystem. Schätze, zwischen 20 und 50 Mann nur die Grenzsicherung. Wirklich viel Aufwand. Und das für ein Wirtschaftsunternehmen?

Jennifer hatte den Aufwand betrieben, wie sie angekündigt hatte, und sich nächtelang über das Unternehmen und auch die Sub-Firmen informiert. Sie hatte jede ihr mögliche Quelle angezapft und auch in alten Zeitungsberichten gestöbert. Es war auf verschiedenen Ebenen beeindruckend gewesen.

Pierce Industries war vor 90 Jahren gegründet worden. Durch eine Standardisierung von Artikeln hatte man Umsatz gemacht. Dann hatte 20 Jahre später der Besitzer dieses Gelände gekauft. Und er hatte wenig später den Einstieg in das Geschäft mit Edelmetallen. Seitdem war es steil bergauf gegangen. Heute wurde das Unternehmen auf mehr als 50 Milliarden geschätzt. Und das Gelände hier hatte sich um einiges vervielfacht. Im Prinzip war sie die letzten 20 Kilometer bereits auf Privatgrund gefahren.

Knapp 60 Sub-Unternehmen gehörten dazu. Und alles war weiter im Familienbesitz. Nicht eine Aktie war ausgegeben und das Unternehmen damit auch nicht börsennotiert. Eine Vielzahl der Kunden war im Bereich Militär und Elektronik zu finden. Kein Wunder, bei deren Bedarf an seltenen Metallen, hatte sie gedacht.

Und noch eines war ihr aufgefallen. Das Gelände mit Schneise, Zaun, Wachlokal und allem, was auf dem Gelände noch zu finden war, existierte nicht bei Google Earth. Da gab es nur Wald. Ohne Schneise, Zaun und irgendwelche Gebäude. Ein weißer Fleck? Bei Google Earth? Da hatte jemand Macht.

 

Als sie vor dem Tor hielt, sah sie den Mann hinter der Fensterscheibe im Gebäude. Er winkte ihr, auszusteigen und zu ihm zu kommen.

Jennifer schaltete den Moter aus und genoss für einen Moment die Stille. Dann stieg sie aus. Kurz streckte sie sich und atmete tief ein. Es roch gut. Wald, Natur und gesunde Luft. Kein Diesel, wie in den Kasernenanlagen, die sie kannte. Sie angelte sich noch die bereitgelegte Mappe mit den Unterlagen vom Nebensitz. Dann ging sie zu dem Posten. Beim Gehen sah sie Bewegung hinter einem anderen Fenster und gleich darauf kamen zwei Männer in grüner Uniform heraus.

Jennifer legte die Einladung vor. Der Mann im Gebäude schien ihr Gesicht mit einem Bild auf dem Monitor zu vergleichen, denn sein Blick zuckte mehrmals hin und her. Dann notierte er einige Informationen in eine Mappe. Sie konnte erkennen, dass ihr Name dazugehörte. Wahrscheinlich auch Datum und Uhrzeit des Eintreffens. Dann schob der Mann ihre Einladung wieder zu ihr zurück und sie legte sie zu ihren anderen Unterlagen.

„Folgen Sie der Straße. Nicht davon abweichen. Keine Fotos unterwegs. Am Ende ist ein weiteres Gebäude und ein Parkplatz davor. Dort halten sie an. Gehen Sie im Gebäude zum Empfang. Alles Weitere erfahren Sie dort. Einen schönen Tag noch und Willkommen.“

Damit war Jennifer entlassen. Mit ihren Unterlagen ging sie zurück zum Wagen und stieg ein. Die beiden Männer öffneten das Tor und zogen die Flügel auf. Sie startete den Motor und fahr langsam hindurch.

Während sie der asphaltierten Straße folgte, sah sie im Rückspiegel, wie das Tor wieder geschlossen wurde und die Männer zurück ins Haus gingen. Ein ruhiger Job, dachte sie dabei.

Dann schwenkte ihr Blick von der Straße zu den Bäumen und Büschen am Rand.

Plötzlich sah sie ein Aufblitzen und schaute genauer. Da hing eine Kamera an einem Baum. Das Sonnenlicht hatte wohl gerade am Objektiv reflektiert. Sie betrachte im Vorbeifahren die Bäume und fand noch eine halb versteckte Kamera. Aha. Jeder steht unter dauerhafter Beobachtung. Aufwendig, aber nicht schlecht.

Zwei Kilometer weiter parkte sie den Wagen vor einem flachen langgestreckten Gebäude. Wieder stieg sie aus und ging mit ihren Unterlagen in der Hand hinein. Drinnen war es angenehm klimatisiert.

 

Die Dame am Empfang trug dieselbe Uniform wie die Männer am Tor, stellte Jennifer für sich fest. Schien irgendwo zwischen 30 und 40 altersmäßig zu liegen. Ihre braunen Haare waren zu einem straffen Dutt zusammengefasst. Und genauso sachlich war der Empfang.

„Willkommen bei Pierce Industries. Danke, dass Sie hier sind. Bitte geben Sie mir die Unterlagen.“

Die Dame sammelte die mitzubringenden Unterlagen ein und sah sie zügig durch. Sie schien nur die Vollständigkeit zu prüfen, denn sie hakte alles in einer Liste ab. Jennifer fühlte sich weiter irritiert. Da hatte man sie angeworben, sie war gekommen und nun eine derart sachliche Atmosphäre? Wenn Jennifer ihr Empfinden etwas spitzer ausgedrückt hatte, dann fühlte sich das Ganze an wie ein ‚Hallo, du arme Sau, und auf Nimmerwiedersehen‘.

Nachdem alle Unterlagen, mit der Liste, in einer Mappe abgelegt waren, winkte sie die Empfangsdame zu einer kleinen Sitzgruppe. Dort nahmen beide Frauen Platz.

„Einen Kaffee? Wasser? Etwas anderes?“

Jennifer bat um das Wasser und gleich darauf hatte sie das Getränk vor sich stehen.

„Was läuft hier?“ fragte sie nach dem ersten Schluck direkt.

„Entschuldigung, ich bin Eva Mendez. Sie sind die letzte der Eingeladenen. Ich zeige Ihnen gleich Ihr Zimmer für die Nacht. Morgen werden Sie hier abgeholt und zum Camp 1 gebracht.“

„Was bedeutete das? Irgendwie bin ich verwirrt“, gab Jennifer zu, „da hat man mir ein Angebot gemacht und ich hab dem Folge geleistet. Sie reden jetzt von ‚eingeladen‘. Ich hatte erwartet, dass mir mein Vertrag vorgelegt wird zur Unterschrift und dass dann die Einweisung beginnt.“

Eva lächelte. Es war ein rein professionelles, beruhigendes Lächeln, wie Jennifer es empfand, denn die Augen lächelten nicht. Im Gegenteil, da las sie Härte. Was geht hier vor?

„Ich erkläre es Ihnen. In Camp 1 werden Sie eine vierwöchige Probezeit durchlaufen. Sie bekommen Aufgaben gestellt. Wir prüfen, wie Sie damit zurechtkommen. Aktuell sind zwei Dutzend Männer und Frauen hier zu dieser Prüfung. Wir wollen wissen, ob Sie sich für die Aufgaben in den nächsten Jahren eignen oder nicht. Es ist eine risikoreiche Aufgabe, aber auch gut bezahlt. Verstehen Sie also, dass wir wissen wollen, wofür wir unser Geld und unsere Zeit investieren. Sie dagegen sollen einen Vorgeschmack bekommen auf das, was auf Sie in den folgenden Jahren zukommt. Auch Sie sollen eine nochmalige Entscheidung treffen, ob Sie sich den Job zutrauen oder nicht. Dafür sollen Sie auch etwas mehr erfahren, um es besser beurteilen zu können. Allerdings werden Sie nicht alles erfahren. Das kommt erst später.

Vier Wochen. Zeit für beide Seiten zur Prüfung. Dann, wenn Sie geeignet sind, wenn wir und Sie bereit sind, nur dann bekommen Sie den Vertrag vorgelegt. Nur, mit Ihrer Unterschrift, gibt es allerdings kein Aussteigen mehr. Nur das Vertragsende, wir lassen Sie gehen … oder ihr Tod.“

Eva wurde hart von der Stimme und dem Gesichtsausdruck. In wenigen Worten hatte sie ein düsteres Bild gezeichnet. Jennifer dachte über die Worte nach. Vier Wochen gegenseitige Prüfung? Fair. Sich selber prüfen? Sehr fair. Und dann der ‚Point of no return‘? Hart. Verdammt hart. Und trotzdem fair. Niemand würde sagen können, er habe keine Chance gehabt.

 

Einige Minuten später stellte sie ihren Rucksack auf den Tisch des Zimmers, das Eva ihr zugewiesen hatte. Es war ein typisches Kämmerchen für eine Nacht. Ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl und ein schmaler Schrank. Dazu ein Bad mit WC, Dusche und Waschbecken.