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Seine Anwesenheit und dieses Signal schenkten ihr Ruhe und Stärke. Sie gewann an dem Tag ihren Kampf souverän.
Erstaunt sahen ihre Eltern hinterher zu, wie sie nach Verlassen der Matte nicht zu ihnen kam, sondern um die Arena herum direkt zu Rainer ging und sich vor ihm aufbaute.
Er sah sie fragend und leicht amüsiert an. Sie hatte einen entschlossenen Gesichtsausdruck. Richtig energisch sah sie aus. Sie wollte etwas.
Dieses Mal überraschte sie ihn.
Sie hob den Kopf und schloss die Augen.
„Ja.“
Mehr sagte sie nicht, aber jetzt verstand er. ‚Hast du es dir verdient‘? hatte er sie am Mittwoch vor der Heimfahrt gefragt. Da hatte sie keine Antwort geben können. Heute nach dem Sieg hatte sie eine Antwort.
Und er nahm sie leise lachend in den Arm und küsste sie mitten in der Menge der Zuschauer. Und er küsste sie intensiv. Ihre Zungen spielten miteinander.
Sonjas Herz raste und ihre Ohren dröhnten von dem hektischen Pulsschlag.
Sonja ist eine junge hübsche Judokämpferin. Nebenbei steht sie am Ende ihrer Ausbildung zur Kauffrau. Einen großen Freundeskreis hat sie nicht. Eher ist sie zurückgezogen und konzentriert sich auf ihre Ziele.
Rainer führt eine Firma. Nebenbei ist er einer der Sponsoren des Judovereins, für den Sonja kämpft. So lernt er sie kennen. Sie interessiert ihn und er ahnt, dass sie möglicherweise auch seine BDSM-Seite befriedigen wird.
Sie finden zusammen und sie wird seine Liebessklavin.
Thorsten ist ein junger Mann kurz vor dem Abitur, als er in einem alten Tagebuch seiner Mutter Hinweise findet, wer sein Vater ist. Thorsten ist wütend auf seinen Vater, den er nie kennengelernt und der sich scheinbar nie um ihn und seine Mutter gekümmert hatte. Um ihn zu dafür zu bestrafen, verursacht er einen Unfall. Rainer ist das Opfer.
Mit einer schweren Rückenverletzung kommt Rainer ins Krankenhaus. Er glaubt, dass er gelähmt bleiben wird. Er redet es sich so sehr ein, dass sein Unterbewusstsein ihn blockiert, obwohl die Ärzte sagen, dass er gesund ist.
Nun beginnt der Kampf von Sonja um ihren Herrn, denn seit mehr als 3 Jahren ist sie Rainers Sklavin. Und sie muss an allen Fronten kämpfen. Sie muss Stärke zeigen und beweisen. Gegen die Widerspenstigkeit ihres Herrn, für den Erhalt von dessen Firma, gegen ihre eigene Zurückhaltung und andere Hindernisse.
Sie kommt dabei immer mehr an ihre Grenzen, bis sie unerwartete Hilfe bekommt.
Auch Rainer erkennt, dass er sich entscheiden muss, als Sonja zusammenbricht.
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Wieder einmal vielen Dank, Liveta.
Ohne deine Ideen und Vorschläge wäre mir einiges beim Entwickeln der Geschichte schwerer gefallen. Manchmal war es eine Randbemerkung von dir, die mir einen Tipp zum Umsetzen gegeben hat. Und es war deine Sicht, die mir auch das Verständnis für das Denken der Hauptpersonen verdeutlicht hat.
Danke.
Ich erzähle eine Geschichte, keinen Tatsachenbericht.
Wegen der expliziten Beschreibungen ist sie für Leser (m/w/d) ab 18 Jahren geeignet.
Alle hier vorkommenden Personen sind erwachsen und frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind nicht beabsichtigt.
Es werden auch Aktionen aus dem Bereich BDSM beschrieben.
Bitte denken Sie immer an die Grundsätze bei BDSM:
Gegenseitiges Einverständnis, bewusste Akzeptanz und vor allem Sicherheit.
Wohl jeder hat schon von starken Schicksalsschlägen gehört, ob es finanziell oder gesundheitlich war. Wie kann sich so etwas auf eine Beziehung auswirken?
So entstand diese Geschichte. Es ist ein Versuch, besonders beim Denken und Fühlen den Wandel der Personen in dieser Problemsituation zu beschreiben.
Es würde mich freuen, wenn die Geschichte gefällt.
Sonja ist eine junge hübsche Judokämpferin. Nebenbei steht sie am Ende ihrer Ausbildung zur Kauffrau. Einen großen Freundeskreis hat sie nicht. Eher ist sie zurückgezogen und konzentriert sich auf ihre Ziele.
Rainer führt eine Firma. Nebenbei ist er einer der Sponsoren des Judovereins, für den Sonja kämpft. So lernt er sie kennen. Sie interessiert ihn und er ahnt, dass sie möglicherweise auch seine BDSM-Seite befriedigen wird.
Sie finden zusammen und sie wird seine Liebessklavin.
Thorsten ist ein junger Mann kurz vor dem Abitur, als er in einem alten Tagebuch seiner Mutter Hinweise findet, wer sein Vater ist. Thorsten ist wütend auf seinen Vater, den er nie kennengelernt und der sich scheinbar nie um ihn und seine Mutter gekümmert hatte. Um ihn zu dafür zu bestrafen, verursacht er einen Unfall. Rainer ist das Opfer.
Mit einer schweren Rückenverletzung kommt Rainer ins Krankenhaus. Er glaubt, dass er gelähmt bleiben wird. Er redet es sich so sehr ein, dass sein Unterbewusstsein ihn blockiert, obwohl die Ärzte sagen, dass er gesund ist.
Nun beginnt der Kampf von Sonja um ihren Herrn, denn seit mehr als 3 Jahren ist sie Rainers Sklavin. Und sie muss an allen Fronten kämpfen. Sie muss Stärke zeigen und beweisen. Gegen die Widerspenstigkeit ihres Herrn, für den Erhalt von dessen Firma, gegen ihre eigene Zurückhaltung und andere Hindernisse.
Sie kommt dabei immer mehr an ihre Grenzen, bis sie unerwartete Hilfe bekommt.
Auch Rainer erkennt, dass er sich entscheiden muss, als Sonja zusammenbricht.
Vorwort
Zum Buch
Inhalt
Fehler und Strafe
Rückblick 1: Kennenlernen
Heute: Entscheidungen
Rückblick 2: Dritte
Heute: Täuschung
Rückblick 3: Miteinander
Heute: Vergangenes
Steine
Krankenhaus
Kampf
Bedrängen
Wende
Verzeihen?
Erkenntnisse
Motivation
Gesunden
Neustart
Antworten
Unerwartet?
Nachdenkliches als Nachwort
„Guten Abend, Herr.“
Mit den Worten begrüßte Sonja an diesem Freitagabend ihren Herrn, der gerade von der Arbeit kam. Sie hatte seinen Wagen in den Hof fahren gehört und er hatte ihn im Garagenteil des umgebauten Stalls untergestellt. Sofort war sie zur Eingangstür des renovierten Bauernhofs gegangen und hatte ihm die Tür geöffnet. Auch, wenn Rainer bei schlechtem Wetter durch den ehemaligen Stall ins Haus kommen konnte, bei schönem Wetter bevorzugte er den Gang über den Hof.
Inzwischen war sein Nachhausekommen ein tägliches Ritual.
Wenn er kam, öffnete sie ihm und nahm ihm seine Aktentasche ab. Die stellte sie dann neben die Kommode und wandte sich ihm wieder zu.
Sein Teil des Rituals war dann, dass er seine Arme öffnete und mit einem Sprung kuschelte sie sich an ihren Herrn. Sein Kinn ruhte kurz auf ihrem Kopf, den sie bei der Umarmung an seine Brust drückte. Mit ihren 1,65 war das kein Problem für ihn.
Der nächste Schritt des Rituals war, dass sie ihren Kopf nach hinten fallen ließ und ihm ihre Lippen bot. Beide genossen dann den langen Zungenkuss.
Beiden gefiel das Ritual. Es zeigte ihnen immer wieder, wie eng ihre Beziehung war.
Als sie sich lösten, glitt sein Blick über sie und er schmunzelte über den Kontrast. Während er im Geschäftsanzug dastand, trug sie zu den weißen Turnschuhen knappe pinkfarbene Shorts und ein leuchtend grünes Short Top. Das Short Top war so kurz, dass der untere Rand frei schwebte. Ihre kleinen spitzen, aber festen Brüste drückten es vor. Normal hätte der Saum wohl gerade den unteren Rand ihres Busens bedeckt.
Fragend sah er sie an und mit einem Lächeln zog sie den Saum noch ein bisschen höher. Sie zeigte ihm, dass sie keinen BH trug.
Auch dies war ein Ritual. Nicht jeden Tag, aber sofort, wenn er fragend bei der Begrüßung die Brauen hob, wusste sie, was er wollte und ihre Aktion war vorgegeben. Und sie zögerte nie einen Moment.
Und auch ihre Brustwarzen kannten das Ritual. Kaum waren sie freigelegt, zogen sie sich unter seinem Blick fest zusammen. Voll Vorfreude warteten sie auf das kommende Kosen.
Als er sich vorbeugte und an ihren dunklen Knospen saugte und seine Zunge spielen ließ, stellte sie die Beine auseinander. Auch das gehörte dazu. Schnell prüfte sein Finger, ob sie einen Slip trug. Bei den kurzen Shorts war es kein Problem für ihn, im Schritt mit dem Finger hinter den Stoff zu gelangen.
Sonja war eine brave Sklavin. Keine Unterwäsche im Haus war sein Befehl und sie befolgte ihn. Ihr kleines Seufzen bei seinen Berührungen bestätigte ihm ihre Vorfreude auf später.
„15 Minuten“, sagte er, als er sich aufrichtete und ihre Wange streichelte.
Dann ging er in Richtung Schlafzimmer. Sie wusste Bescheid. Schließlich war auch das Ritual.
Sonja hatte eine Viertelstunde Zeit, das Abendessen fertigzustellen. Wie üblich gab es abends einen Salat, den sie mit diversen Sachen ergänzte.
Heute stand grüner Salat mit geviertelten Erdbeeren und Spargelstücken auf dem Speiseplan. Dazu gehörte eine entsprechende Sauce und auch für jeden zwei Spieße mit einigen King Prawns, die sie noch anbraten musste.
15 Minuten hatte sie Zeit. Der Tisch war bereits gedeckt und auch der trockene Weißwein stand bereit. Zeit genug für Sonja.
Rainer würde sich in der Zeit umziehen und kurz duschen.
Pünktlich betrat er das Esszimmer, gerade als sie die beiden Platten auf ihren vorgedeckten Plätzen absetzte.
„Mhhh, sieht lecker aus, Sonja.“
„Danke, Herr.“
Sie wartete, bis er saß und schenkte ihm dann den Wein ein. Anschließend schenkte sie sich selber ein, stellte die Flasche weg und nahm auch Platz.
„Guten Appetit, Herr.“
„Danke, dir auch.“
Erst einmal herrschte Stille und beide ließen sich das Abendessen schmecken. Nur ab und zu kam ein zustimmendes Brummen von seiner Seite. Er war wieder einmal sehr zufrieden.
Als er fertig war, lehnte er sich entspannt zurück und sah ihr zu, wie sie noch ihre Reste aufaß. Nichts blieb übrig.
Jetzt fiel ihm auf, dass sie ein Hauch nervöser wirkte als sonst. Nachdem sie nun seit mehr als dreieinhalb Jahren zusammenlebten, hatte er ein sicheres Gespür für sie bekommen. Er würde abwarten. Sie musste ihm ihre Probleme nennen.
Er stand auf.
„Das war sehr gut. Die Prawns waren genau richtig, Sonja. Komm her.“
Sofort sprang sie auf und ging um den Tisch herum zu ihm. Und sie holte sich ihre Belohnung in Form eines heißen Kusses ab. Wieder seufzte sie vor Lust.
Dann war es ihre Aufgabe, den Tisch abzuräumen und noch die letzten Spuren in der Küche zu beseitigen.
Er trug in der Zwischenzeit die beiden Gläser und den Wein ins Wohnzimmer. Dort nahm er auf der Couch Platz und wartete auf sie.
Ein paar Minuten später kam sie herein und setzte sich auf einen Sessel.
„Was gibt es Neues?“
„Meine Mutter hat angerufen und lädt uns für den Sonntag zum Grillen ein. Wenn du zustimmst, sage ich ihr Bescheid.“
Er nickte.
„Klingt gut. Ich schätzte, das Wetter wird herrlich nach der Prognose.“
„Sonst war nichts Besonderes. Hier ist noch die Post, Rainer.“
Es gab bei den beiden keine feste Regel, ob sie ihn ‚Herr‘ nannte oder nicht. Beide wussten, wo sie standen. Ein Wort brauchte es da nicht und er forderte es nicht. Sonja hatte für sich eingeführt, dass sie Rainer in Sessions immer mit ‚Herr‘ anredete. Ansonsten nannte sie ihn auch beim Vornamen. Oft war es auch, so wie abends, wenn er heimkam, dass sie das ‚Herr‘ verwendete, um ihm ihre Bereitschaft zu signalisieren.
Aber es war Pflicht, dass Rainer die komplette Post ungeöffnet vorgelegt bekam. Am Briefkasten stand ‚Rainer Bäumer & Sonja Werdeck‘.
Er las ihre Post nicht, auch, wenn er nun alle Briefe vor sich hatte. Er sortierte sie nur in drei Stapel. Den für sich, den für sie und den mit der Werbung für den Müll.
Bei einem Brief stutzte er.
Den reichte er ihr direkt hin.
„Lies‘ ihn mir bitte vor, Sonja.“
Auch das hatten sie besprochen. Rein privates gab er ungelesen weiter und wollte es nicht wissen. Es sei denn, sie teilte es ihm von sich aus mit.
Anders sah es bei Behördenbriefen aus. Hier bat er um ihre Erklärung oder ihr Vorlesen. Es ging ihm allein darum, dass er wissen wollte, ob es Probleme mit Behörden gab oder nicht. Schließlich war sie sein Eigentum und damit ging es ihn etwas an. Und Sonja hatte ohne Murren akzeptiert, dass behördliche Dinge letztendlich beide angingen. Sie wusste genauso, dass er ihr Vertrauen nie missbrauchen würde.
Rainer merkte gleich, dass anscheinend dieser Brief die Ursache für ihre Nervosität war. Und die stieg gerade an.
Langsam öffnete sie den Brief und las ihm den Inhalt zögernd vor.
Ein Bußgeldbescheid.
20 Kilometer zu schnell in der Stadt gefahren und geblitzt worden.
„Hast du nicht gemerkt, dass du geblitzt worden bist, Sonja?“ fragte er in ruhigem Ton. Das Geld war ihm egal. Es ging um die Information, die seine Sklavin ihm hätte sagen müssen.
„Doch, Herr“, kam es sehr kleinlaut von Sonja.
Das Thema Ehrlichkeit war beiden sehr wichtig. Ohne das gab es kein Vertrauen. Und was war eine Beziehung wert, in der es kein Vertrauen gab? Vor allem eine BDSM-Beziehung?
„Warum hast du mich damals nicht informiert, Sklavin?“
Auch wenn es immer noch Plauderton war, der Begriff Sklavin in der Anrede zeigte ihr, dass er nicht glücklich über ihre Antwort war.
„Ich hatte gehofft, dass es ein Irrtum war und das Blitzen nicht mir galt.“
Er sank auf der Couch zurück und legte seine Fingerspitzen zusammen.
Für Sonja war es fast eine Beruhigung. Er schien schon über ihre Strafe nachzudenken.
Rainer grinste sie nach einer Weile an.
„Clever gemacht, Sonja.
Zuerst das Thema Grillen übermorgen. Also kann ich dich schlecht striemen, sonst gibt es wieder Ärger mit deiner Mutter.“
Nun schmunzelte auch Sonja. Was hatte sich ihre Mutter aufgeregt, als sie das erste Mal die Spuren der Peitsche auf dem Rücken ihrer Tochter gesehen hatte. Sonja hatte sich anstrengen müssen, ihre Mutter zu beruhigen. Ihre Eltern wussten zwar inzwischen Bescheid über die spezielle Form ihres Zusammenlebens, aber manchmal war die Akzeptanz grenzwertig. Zumindest bei ihrer Mutter.
Auch wenn die Eltern die Liebe zwischen ihrer Tochter und ihrem Lebensgefährten immer wieder sahen, auch wenn sie wussten, dass ihre Tochter diesen speziellen Umgang freiwillig wollte, war es doch aus ihrem Verständnis eher etwas perverses. Schläge und Liebe passten in ihrem Weltbild nicht zusammen. Aber wenn die Tochter es unbedingt wollte, würden sie sie nicht behindern.
„Fassen wir also zusammen.
Du bist geblitzt worden und hast deinen Herrn nicht informiert. Selbst vorhin hast du es ‚nichts Besonderes‘ genannt. Dein Herr muss es erst durch den Bußgeldbescheid erfahren. Eigentlich hatte ich heute Abend etwas anderes vor.
Zusammengenommen blüht dir jetzt eine ordentliche Strafe. Das ist dir hoffentlich klar, Sonja?“
„Ja, Herr.“
Sofort und ohne Widerspruch kam ihre Antwort.
„Damit ich auch meinen Spaß habe, lautet die Strafe ‚einen Abend Mittelalter‘. Nimmst du die Strafe an?“
„Ja, Herr.“
„Gut, dann folge mir.“
Damit stand er auf und ging voraus.
Sonja folgte ihm in den Keller. Sie kannte sein Ziel. Mittelalter, einen Abend lang, hatte er ihr als Strafe verkündet.
Der letzte Raum in seinem Keller war ein alter Gewölbekeller. Weil es der älteste Raum des Hauses war, nannte er ihn Mittelalter. Rainer hatte beim Renovieren herausgefunden, dass der Hof irgendwann im 16. Jahrhundert das erste Mal erbaut worden war. Durch Kriege oder Feuer war er mehrfach zerstört und anschließend immer wieder neu aufgebaut und vergrößert worden. Dieser kleine Gewölbekeller war noch das Original. Und er hatte ihn zu einem speziellen Strafraum umgebaut.
Im kleinen Vorraum stand ein Hocker und einige Haken waren an der Wand angebracht. Sonja zog sich aus, nachdem sie den Raum betreten hatte. Die Prozedur kannte sie. Schon einige Male hatte sie hier Zeit verbringen dürfen.
Turnschuhe, Shorts und Short-Top waren nicht viele Kleidungsstücke. Unterwäsche erlaubte er normalerweise sowieso nicht hier im Haus, außer während ihrer Periode.
Ihre festen spitzen Brüste stachen nach vorne und in der kühlen Luft im Keller wurden ihre Brustwarzen hart. Obwohl da auch etwas Vorfreude auf die Strafe dabei war.
Schließlich war es immer etwas Besonderes, wenn sie hier sein musste. Jedes Mal wurde es hart für sie. Vor allem körperlich war es eine Herausforderung. Aber es gab auch immer das Danach.
Dieses Mal erlebte sie hier wieder eine Variante.
„Vertraust du mir“, fragte er, wie schon so oft.
Er fragte in der Regel immer, wenn es um längere oder belastendere Strafen ging.
„Natürlich, Herr.“
Mit einem leichten Lächeln sah sie ihn an und er lächelte zurück.
Er wusste, dass sie ihm ihr Leben sofort anvertrauen würde und sie wusste, dass er niemals ein Risiko bei ihr einging. Und doch fragte er immer wieder. Für ihn war es eine Verpflichtung, diese Frage zu stellen und ihr Sicherheit zu bieten. Für sie war es die Bestätigung seines Sicherheitsdenkens.
„Drei Stunden, Sonja.“
Sie erschauderte. Drei Stunden hatte er ihr nun genannt. Das präzisierte den ‚Abend lang‘ und es bedeutete für sie eine ziemliche Belastung. Aber er würde die ganze Zeit bei ihr sein. Das wiederum wusste und erfreute sie. Ihr Herr blieb bei einer Strafe immer bei ihr. Er sah es als seine Verantwortung an und auch das garantierte ihre Sicherheit. Und dieses Wissen half ihr immer. Ihr Herr ließ sie nie alleine leiden.
Das hieß aber auch, dass sie die Strafe nicht in Ruhe durchstehen konnte. Er hatte in der Zeit noch einiges vor mit ihr. Immerhin hatte er ja angekündigt, dass er auch seinen Spaß wollte.
Dann hielt er ihr die Ohrenstöpsel hin. Sofort begriff sie, dass er heute sensorische Deprivation mit einbaute. Ihre Sinne würden bis auf das Fühlen ausgeschaltet.
Als sie die Stöpsel platziert hatte, kam die Ledermaske mit dem eingearbeiteten aufblasbaren Knebel an die Reihe. Erst als sie die vordere Hälfte in Position gebracht hatte, schloss er hinter ihrem Kopf die Maske mit dem Klettverschluss. Jetzt war sie taub, blind und sprachlos. Atmen konnte sie nur noch durch die Nasenöffnungen in der Maske, denn er blies den Knebel auf, bis die Maske sich um die Wangen spannte. Ihr gesamter Mundraum war nun gefüllt. Sie musste sich auf das ruhige Atmen konzentrieren.
Ihr kurzes Nicken bestätigte ihm, dass bei ihr alles in Ordnung war.
Er drückte ihr einen Klicker in die Hand. Das würde in den nächsten Stunden ihr Notsignal sein. Auch, wenn er dabei anwesend war – er war nicht in ihrem Körper. Das er ihr, egal, was er mit ihr anstellte, immer irgendeine Form von Sicherheitssignal bot, bestätigte ihr jedes Mal erneut, dass Sicherheit und ihre Gesundheit für ihn höchste Priorität hatte. Selbst nach rund drei Jahren als seine Sklavin genoss sie immer, dass er die Sicherheit nie vernachlässigte. Bei dem Punkt machte er nie Abstriche, so gut sie sich inzwischen auch als Partner bei BDSM kannten. Und es war ein Punkt, der ihr erlaubte, sich sofort von Beginn einer Session an fallen zu lassen. Sie würde immer weich und sicher fallen.
Das nächste war die Spreizstange zwischen den Handgelenken. Knapp einen Meter wurden sie auseinandergehalten von den weich ausgekleideten Metallschellen. Nichts schnürte ein, aber mit der Stange hinter dem Rücken war sie hilflos.
Dann band er ihr auch die Fußmanschetten um.
Seine Hand legte sich locker um ihren Nacken. Sie wusste, dass er sie nun führen würde. Sie wusste auch, dass sie das Tempo bestimmen durfte. Er würde sie mit dem Griff nur dirigieren. Links, rechts oder halt.
Nach wenigen Schritten stand sie in dem Tonnengewölbe.
Rainer dirigierte sie in die gewünschte Position. Er schob ihre Füße weiter auseinander. Etwas über Schulterbreite stand sie nun gespreizt. Und er fixierte ihre Fußmanschetten an Ringen im Boden.
Er nahm ihre Schultern und drückte sie in eine Hockstellung. Schnell war der Metallring um ihren Hals geschlossen. Innen gepolstert würde er sie nicht verletzen. Da er aber mit je einer Kette am Boden und an der Decke stramm fixiert war, konnte sie ihren Kopf nun nicht mehr heben oder senken. Da war kein Spiel in den Ketten. Eigentlich stand sie wie in einem Pranger. Nur war der Kopf nun eher knapp unter ihrer Hüfthöhe.
Sonja spürte, wie er noch etwas in den Mittelring der Spreizstange zwischen den Händen einklinkte und schon wurden ihre Arme hochgebogen. Nicht soweit, dass es schmerzte, sondern nur so, dass es unangenehm wurde. Die Zeit sollte die Herausforderung und die Strafe darstellen.
Am Ende wurde diese Kette auch noch zwischen Kragen und Decke eingeklinkt.
Jetzt war sie fertig fixiert.
Die drei Stunden hatten begonnen.
Es brauchte seine Zeit, die richtige Balance zu finden. Durch den tief fixierten Kopf konnte sie die Beine nicht durchdrücken. Können schon, aber es war unangenehm, wenn man den Kopf nicht bewegen konnte. Und die hochgezogenen Arme verhinderten, dass sie sich auf den Beinen absetzen konnte. Sie musste in der Hocke bleiben, wie ein Skispringer in der Anlaufphase. Drei Stunden lagen so vor ihr.
In ihrer stillen Dunkelheit konzentrierte sie sich auf die beste Position.
Dann versenkte sie sich in ihr Zentrum. Das war etwas, dass sie früher in der Judoschule gelernt hatte. Sich mit seinem Innersten in Einklang bringen, hatte es damals ihr Trainer genannt.
Langsam driften ihre Gedanken dadurch auch zurück an ihr Kennenlernen mit Rainer.
Sonja stand neben der Kampfmatte. Der Knoten im Bauch wurde langsam immer dicker. Sie beobachtete, wie ihre Teamkollegin kämpfte. Noch gab es keine eindeutige Entscheidung. Es würde ein knapper Punktesieg werden. Nur für wen? Verlor das eigene Team, wäre es mehr Belastung für sie. Dann musste ein Sieg her.
Für Sonja war es oft die stressigste Zeit, die letzten Sekunden vor dem Kampf. Plötzlich schien ihre Blase wieder übervoll zu sein. Dabei war sie doch gerade erst auf der Toilette gewesen.
Sie hatte sich gründlich aufgewärmt. Auf der Stirn standen noch immer ein paar kleine Schweißperlen. Schnell fuhr sie mit dem Ärmel ihres Kimonos noch einmal darüber.
Das Warten war das Schlimmste. Sekunden wurden zu Minuten. Sonja hüpfte noch leicht auf den Zehenspitzen. Die Muskeln mussten locker bleiben. Zwei, dreimal hauchte die 19jährige in ihre Hände und rieb sie, damit die Finger warm blieben. Auch wenn es wenig nutzte, es gehörte zu ihren Ritualen. Und ein Ritual half beim Entspannen. Alles tolle Worte, aber wenn einen das Lampenfieber packt, ist es nur heiße Luft. Kurz musste sie grinsen.
Kann ich sie besiegen? Wie ist ihre Technik? Kämpft sie aggressiv oder passiv? Wartet sie auf Kontermöglichkeiten? Alle Fragen über ihre Gegnerin rauschten durch Sonjas Kopf. Sie hatte noch nie gegen ihre Kontrahentin gekämpft. Die war ein unbeschriebenes Blatt für sie.
Warum dauerte der jetzige Kampf noch. Die Zeit müsste doch schon abgelaufen sein?
Gleich darauf war der aktuelle Kampf zu Ende.
Verdammt, Punktsieg für die anderen. Sonja ging ein kurzer Schauer durch den Körper. Noch mehr Verantwortung. Jetzt brauchte sie Stärke.
Der Ansager rief ihren Namen auf. Es ging los.
Noch einmal tief durchgeatmet. Noch einmal den längst richtig sitzenden Judogi, ihren Judo-Kimono, gerichtet. Sie trat an die Matte und verbeugte sich davor, wie es die Regeln erforderten. Kräftig schlug sie sich noch einmal auf die Oberschenkel, ihr persönliches Ritual. Das half wenigstens. Es schlug förmlich die Anspannung weg. Schlagartig herrschte Ruhe in ihrem Kopf.
Der Kampfrichter gab ihr das Zeichen, auf die Matte zu kommen. Sie verneigte sich wieder.
„Hajime!“ - Kämpft.
Ihre Gegnerin stand gegenüber. Beide fixierten sich mit finsteren Blicken. Einschüchtern war der erste Schritt. Beide wollten diesen Kampf gewinnen.
Und sofort erfolgte der Griff an den gegnerischen Kimono. Ihre Gegnerin startete gleich mit einem Beinfeger, der sie aus dem Gleichgewicht bringen sollte. Aber Sonja reagierte geschickt und wich aus, zerrte selber am Ärmel der Gegnerin und brachte sie ins Taumeln. Sonja versuchte es und ging selber zu einem Angriff über. Zwinge ihr dein Konzept auf, hatte der Trainer ihr immer wieder gesagt.
Mit einer geschickten Drehung warf Sonja ihre Kontrahentin zu Boden. Die fiel auf den Bauch und der Kampf ging weiter. Auch Sonja wechselte sofort in den Bodenkampf. Gewaltsam zerrte sie an gegnerischen Arm und versuchte die Gegnerin auf den Rücken zu drehen. Es gelang nicht.
„Mate!“
Das Kommando des Kampfrichters unterbrach den Kampf
Beide lösten sich und standen wieder auf. Schnell wurde die Kleidung wieder zurechtgerückt und sich neu aufgestellt. Sonja sah ihrem Gegenüber in die Augen und sah den gleichen Kampfeswillen wie bei sich. Dieser Kampf wird nicht einfach.
„Hajime!“
Überraschend stürmte die Gegnerin auf Sonja zu und ging frontal an den Körper. Wie ein Rammbock. Sonja fiel nach hinten und landete auf dem Rücken. Sie warf einen schnellen Blick zum Kampfrichter.
„Wazari.“ Ein halber Punkt. Verdammt. Es wird eng.
Eine Millisekunde durchzuckte Sonja der Gedanke, einfach aufzugeben, aber dann war ihr Kampfeswille wieder mit Macht da. Jetzt erst recht.
Sonja konzentrierte sich auf ihre Gegnerin. Sie ließ die Augen nicht vom Gesicht ihres Gegenübers. Sie hörte und sah nichts anderes mehr. Es gab kein Publikum mehr, keinen Trainer, kein Team. Nicht einmal das Scharren der Füße auf der Matte nahm sie wahr, wenn sie sich bewegten. Es gab nur sie und ihre Gegnerin in einem schweigenden Universum. Langsam verstrich die Zeit. Keine konnte sich weitere Vorteile verschaffen.
Lerne das Gesicht deines Gegners zu lesen, hatte ihr Vereinstrainer gesagt. Die Augen verraten seine Absicht.
Viel Zeit konnte nicht mehr sein. Aber einen Blick auf die Uhr konnte sie sich nicht erlauben. Das war Ablenkung und die Gegnerin würde diese Unaufmerksamkeit nutzen. Sonja musste einfach alles riskieren. Sie machte einen Ansatz nach dem nächsten. Doch ihre Gegnerin spielte jetzt auf Zeit. Sie war nur noch rein defensiv und wollte ihren Punktevorsprung ins Ziel bringen. Sonja hatte das Gefühl, gegen eine Betonwand zu kämpfen.
Tief atmete sie noch einmal durch, täuschte eine Drehung nach rechts an, nur um sich dann blitzschnell links einzudrehen und die Gegnerin über die Schulter zu werfen. Mit einem lauten Knall landete die Kontrahentin mit einem entsetzten Blick auf der Matte.
„Ippon“, ruft der Kampfrichter.
Ein ganzer Punkt. Gewonnen! Sonjas Blick fiel auf die Zeitanzeige. Drei lächerliche verbleibende Sekunden wurden angezeigt. Plötzlich hört sie das Jubeln wieder. Die Geräusche des Umfelds dringen wieder auf sie ein. Die Anspannung des Kampfes erlosch. Gewonnen.
Der Kampfrichter verkündete ihren Sieg. Sonja verneigte sich respektvoll vor der Gegnerin, die dann mit hängenden Schultern und Tränen in den Augen die Matte verließ. So knapp vor dem Sieg noch zu verlieren, tat weh.
Der Ansager rief die nächste Paarung auf.
Erst zurück bei ihrem Team gestattete sich Sonja ein breites Grinsen und die Teamgefährtinnen klopften ihr auf die Schulter. Selbst der Trainer gestattet sich ein Lächeln bei seinem Nicken. Ihr Sieg bestätigte ihm seine Einschätzung. Noch ein paar Punkte und er würde sie für die Prüfung zum ersten Dan anmelden. Dann konnte sie ihren braunen Gürtel durch einen schwarzen ersetzen.
Als Sonja das zufriedene Nicken ihres Trainers sah, strahlte sie. Seine Zufriedenheit war ihr fast mehr wert als der Sieg. Und sie danke ihm mit einen kurzen Verbeugung.
Anschließend ging sie zu ihrer Sporttasche und setzte sich daneben an die Hallenwand. Noch einmal ließ sie den Kampf Revue passieren. Jede Bewegung wurde erneut analysiert. Selbst ist man der größte Kritiker, dachte sie, als sie sich bei dieser Analyse ertappte.
Andererseits war sie nicht der Typ, der so wie ihre Teamkolleginnen, weiter außerhalb des Kampfkreises stand und beobachtet und leise diskutierte. Sie zog sich lieber zurück. Sonja mochte ihre Teamkolleginnen. Man hatte auch schon zusammengesessen oder gemeinsam etwas unternommen. Bei zwischenmenschlichen Kontakten tat sie sich jedoch schwerer. Es brauchte Zeit, bis sie auftaute. Dann war sie meist schon abgestempelt als Mauerblümchen.
Aber sie war weniger interessiert an engen persönlichen Bindungen. Die letzte mit einem Arbeitskollegen hatte nicht lange gehalten und die Bemerkung, dass sie langweilig war, hatte Sonja getroffen. Wiederholung nicht erwünscht.
Da konzentrierte sie sich lieber auf ihr Judo. Da war sie voll dabei und engagiert. Da fand sie schnell Anschluss bei Fachsimpeln oder im Training. Beim Judo war sie anerkannt wegen ihrer Qualitäten.
Mode, Trends, Freunde, Chats interessierten Sonja dagegen weniger. Für sie war es viel wichtiger, auch die Ausbildung gut abzuschließen, weil nicht alle Auszubildenden in ihrer Firma übernommen wurden. Aber ihr gefiel es dort und so hatte sie ein Ziel. Alles andere war damit überflüssig. Damit hatten sie und ihre Kolleginnen unterschiedliche Vorstellungen und es störte niemanden, wenn sie sich zurückzog.
Auf der kleinen Empore saß Rainer Bäumer.
Seine Firma war einer der Sponsoren des Vereins, in dem Sonja Mitglied war. Insofern kam er ab und zu und beobachtete den Einsatz des Teams. Früher hatte Rainer selber Judo betrieben, aber durch den Tod der Eltern und seines älteren Bruders hatte er auf einmal die Firma als Aufgabe gehabt. Und so unvermutet, wie er sie geerbt hatte, hatte er alles dafür in kürzester Zeit lernen müssen. Seine Planung für das Leben hatte sich damals um 180 Grad gedreht. Da blieb keine Zeit für intensiveren Sport.
Diese Sonja Werdeck hatte ihn heute mehr als beeindruckt. Bisher war sie ihm nicht aufgefallen. Heute hatte er gesehen, dass sie schnell und gut war. Und sie zeigte Stärke. Die junge Frau hatte ihm mit ihrer Geschmeidigkeit gefallen. Und auch ihre kurzen rötlichbraunen Haare hatten ihn gereizt. Ob sie echt waren? Heute war ihm auch das erste Mal ihre Figur und das aparte Gesicht aufgefallen.
Rainer war 27 Jahre alt. Er hatte schon einige Freundinnen gehabt. Mal war es kürzer, mal länger gewesen. Von den einen hatte er sich getrennt, weil er merkte, dass sein Bankkonto der größere Magnet für die Frauen war. Andere hatten sich von ihm distanziert, nachdem sie seine Vorlieben kennengelernt oder allein davon gehört hatten. Insofern war er noch auf der Suche.
Und sehr interessiert hatte er gesehen, dass sie nicht bei ihren Teamkameradinnen blieb, sondern sich neben ihre Sporttasche gesetzt hatte. Pink und neongrün war eine sehr markante Farbkombination. Aber er zog noch andere Schlüsse.
Vielleicht war sie eine Möglichkeit für die Zukunft. Er würde es langsam angehen und sie prüfen. Optisch gefiel sie ihm schon gut. Wenn er noch das Andere feststellen konnte, wollte er versuchen, sie für sich zu gewinnen.
Beim nächsten Wettkampf war Rainer wieder dabei. Diesmal war er auch extra in den anderen Ort gefahren, wo das Turnier stattfand. Natürlich anonym, nur als Zuschauer. Er wollte nicht als Sponsor hofiert werden. Das machten die Vereinsvorstände sowieso jedes Jahr und hofften auf mehr Zuwendungen.
Wieder beobachtete er Sonja. Diesmal gleich vom Betreten der Halle an. Ihm fiel auf, dass sie jemandem zunickte und sein schneller Blick zeigte ihm ein älteres Ehepaar, das ihr zuwinkte. Ihre Eltern, schätzte er. Zumindest war es kein Freund. Sie schien solo zu sein. Sehr gut.
Dann war wieder nur sie in seinem Blick.
Die anderen Kämpfe waren ihm egal. Nur ihrer und sie selber interessierten ihn.
Diesmal war es ein knapper Sieg nach Punkten, ein Arbeitssieg hatte man es zu seiner Zeit genannt. Mehr Ansätze, mehr Versuche, mehr Engagement. Auch, wenn wenig funktioniert hatte, das Mehr an Aktivität hatte ihr den Sieg gebracht.
Und er sah, dass sie nicht zufrieden mit sich war.
Da in dieser Halle auch die Zuschauer mit auf der Wettkampfebene waren, natürlich durch Barrieren von der Kampfmatte getrennt, nutzte er die Chance, als sie mit ihrem Trainer sprach und ging an ihrer Tasche vorbei.
Gleich darauf war er wieder in der Menge untergetaucht.
Der Trainer hatte ihr nochmals ihre kleinen Fehler genannt. Sie hatte Chancen gehabt, aber sie hatte sie nicht souverän genug genutzt. Der berühmte Tick zu langsam.
Sonja verteidigte sich nicht. Ihr Trainer hatte vollkommen Recht. Sie hatte die Fehler selber schon gemerkt. Und sie bat ihn, sie beim nächsten Training härter ranzunehmen. Es musste doch möglich sein, es noch besser zu verinnerlichen.
Sonja kritisierte sich immer noch in Gedanken, als sie bei ihrer Tasche ankam.
Erstaunt blieb sie stehen. Oben auf der Tasche lag eine langstielige lachsfarbene Rose mit einer halbgeöffneten Blüte. Sie war wunderschön. Der Stiel steckte in einem kleinen Röhrchen mit Wasser, so wie man auch Orchideen verschenkte.
Sonja hob die Blume auf und sah sich langsam um. Aber sie sah niemanden, der ihr signalisierte, dass die Rose von ihm oder ihr waren. Selbst ihre Eltern sahen sich kurz an, als sie die Rose in deren Richtung hob und zuckten die Schultern.
Damit war klar, dass auch sie nicht in Frage kamen. Von wem war die Rose dann?
Noch nie hatte ihr jemand eine Rose geschenkt. Sie schloss mit einem Lächeln die Augen und sog den Duft tief ein. Ein kleines Glücksgefühl war durch das Geschenk in ihr. Es wurde nur durch die Fragen nach dem warum und von wem ein bisschen getrübt.
Es waren diese Fragen, die sie die ganze Woche über immer wieder beschäftigten. Vor allem, weil sie von keiner Seite einen Hinweis dazu bekam.
Für Rainer wurde es das nächste Mal schwieriger. Dauernd saß sie neben ihrer Tasche. Und wenn sie einmal weg musste, starrte eine andere junge Frau aus dem Verein laufend auf die Tasche.
Doch am Ende war es fast wieder einfach.
In dem Moment, in dem Sonja zur Siegerin erklärt wurde, sahen alle auf Sonja, jubelten und klatschten Beifall. Auch die ‚Aufpasserin‘. Und er konnte die beiden lachsfarbenen Rosen unter seiner Jacke hervorzaubern und auf ihrer Tasche deponieren. Diesmal blieb er in der Nähe stehen. Jetzt weggehen hätte Aufmerksamkeit erregt.
Ihr Schritt stockte, als sie die beiden Rosen sah.
Ihr erster Blick ging fragend zur ‚Aufpasserin‘ und die zuckte entschuldigend die Schultern.
Wieder irrte ihr Blick umher. Auch an ihm blieb er hängen. Er sah, wie sie zögerte, ob sie ihn ansprechen sollte.
„Ein guter Kampf“, sagte er zu ihr und nickte mit einem Lächeln.
„Super gekämpft.“
„Vielen Dank. Entschuldigen sie, aber wissen sie, wer die Rosen auf meine Tasche gelegt hat?“ erwiderte Sonja.
„Oh, Rosen?“ tat er erstaunt.
„Tut mir leid, ich habe nur auf den Kampf geachtet.“
Sekunden später ging er weiter und sah dabei dem nächsten Kampf zu. Kein Blick ging momentan zurück zu ihr.
Als er seinen Blick etwas später schweifen ließ, war sie verschwunden. Sie hatte sich wohl in die Umkleideräume zurückgezogen.
Beim nächsten Kampftag war sie übernervös. Zweimal hatte jemand Rosen bei ihr deponiert und nie hatte man jemanden erwischt. Dieses Mal standen ihre Eltern bei der Tasche und rahmten sie ein. Es wäre unmöglich, unerkannt dorthin zu gelangen.
Dieses Mal beschritt er einen anderen Weg.
Dieses Mal verlor sie allerdings ihren Kampf. Sie war zu nervös gewesen. Der Rosenbringer hatte sie abgelenkt. Selbst er hatte es erkannt, weil noch Sekunden vor dem Kampf ihr Blick Ausschau hielt. Und sie musste sich auch den leisen Rüffel ihres Trainers gefallen lassen. Das er ja Recht hatte, war ihr klar. Sie hatte es versaut, weil sie sich nicht genügend auf den Kampf konzentrieren konnte.
Ihre Eltern nahmen sie kurz in den Arm und trösteten sie. Trotzdem konnte Sonja nicht anders und ließ ihren Blick wieder schweifen. Und der Blick blieb an einem hochgewachsenen schlanken Mann hängen.
Er stand ihr auf der anderen Seite der Matte gegenüber und lächelte. An seinem Revers trug er eine lachsfarbene Rosenknospe.
Sein Lächeln vertiefte sich, als er ihren starr werdenden Blick und das Wechseln der Farbe in ihrem Gesicht beobachtete. Zwischen blass und rot schwankte der Farbton. Sie identifizierte ihn mit der Rose am Revers als den Schenkenden.
Dann gab sie sich einen Ruck und marschierte um die Kampfarena auf ihn zu. Keine Sekunde ließ sie ihn aus den Augen. Falls er wegging, wollte sie es mitbekommen. Doch er blieb stehen und erwartete sie.
„Waren die Rosen von ihnen“, fragte sie direkt.
„Ja“, gab er ganz einfach zu.
Ihr Gesicht überzog eine zarte Röte.
„Vielen Dank. Aber warum? Ich kenne sie doch nicht?“
„Mittwoch, 20 Uhr, Restaurant ‚Cuisine‘. Ich erwarte Sie dort, Sonja.“
Seine Antwort war nicht das, was sie erwartet hatte. Bewegungslos sah sie ihm nach, als er sich direkt nach den Worten mit einer kleinen Verbeugung und einem Lächeln umdreht und wegging.
Bis sie sich wieder von der Überraschung erholt hatte, war er in der Menge untergetaucht.
Sonntag, Montag, Dienstag, Mittwoch. Vier Tage, in der ihre Gedanken jede freie Sekunde um diesen Mann kreisten.
Sie wusste nicht, wer er war. Sie wusste nur, dass er gut aussah und ihr sympathisch war. Irgendwie fühlte sie sich von ihm angezogen. Er hatte bei ihr ein Kribbeln im Bauch verursacht. Ähnlich, wie bei einer … überlegenen Gegnerin auf der Matte. Eine Herausforderung. Eine große Herausforderung.
Der Mann war gut einen Kopf größer als sie. Er war schlank, glatt rasiert, hatte kurze schwarze Haare und ein leicht kantiges Gesicht. Und er schien Geld zu haben. Zumindest, wenn sie von dem Anzug schloss.
Er kannte ihren Namen und er schien auch ihre Umgebung zu kennen. Das ‚Cuisine‘ war ein kleines Nobelrestaurant an ihrem Wohnort. Nicht sehr viele Tische, aber sehr gute Qualität. Allerdings auch teuer. Laut Internet musste man Wochen im Voraus um einen Termin anfragen, hatte sie recherchiert. Und er hatte sie für kommenden Mittwoch eingeladen? Wer war er?
Sonja runzelte die Stirn. Wenn sie seinen Satz rekapitulierte, konnte es auch anders gedeutet werden. ‚Ich erwarte Sie dort‘, hatte er gesagt. Das konnte auch nur Treffpunkt bedeuten. Und dann?
Die wichtigste Frage war für sie aber, was er von ihr wollte.
Und bei der Antwort war sie völlig überfordert. Sie empfand sich nicht als hübsch. Andere junge Frauen hatten einen schöneren Körper oder ein hübscheres Gesicht. Sie war nicht sehr gesellig. Sie war privat eher schüchtern und zurückhaltend. Andere junge Frauen würden viel souveräner auftreten.
Beim Judo war sie aggressiver. Da griff sie an. Es ging um Sieg oder Niederlage und sie wollte siegen. Bei zwischenmenschlichen Beziehungen ging es nicht um Sieg oder Niederlage. Da gab es nicht schwarz oder weiß. Da gab es grau. Und da kannte sie sich nicht aus. Also blieb sie passiver.
Was also wollte er von ihr?
Kurz lachte sie. Wollte er sie als Freundin? Sie, das 19jährige Mauerblümchen?
Wenn er tatsächlich reich war, dann konnte er doch ganz andere haben. Was war schon Besonderes an ihr?
Aber sie würde es nicht herausfinden, wenn sie nicht hinging.
Wieder lief ihre Fantasie Amok. Die Fantasien für das Treffen reichten vom reinen Abendessen bis zur Liebeserklärung, vom Fachsimpeln über Judo bis zur Entführung, vom Kuss hinterher bis zur Liebesnacht. Alles war in ihrer Fantasie möglich.
Sich darauf vorzubereiten war dagegen unmöglich.
Pünktlich war sie in ihrem dunkelroten Peugeot 108 am Mittwochabend auf dem Parkplatz des Restaurants. Ein alleinstehendes Haus am Stadtrand mit dem Restaurant im Erdgeschoß. Darüber wohnten wohl die Besitzer.
Angestrengt blickte sie zu dem Haus, doch da wartete niemand am Eingang. War ER noch nicht da?
Sie schrie leise auf, als es an ihre Scheibe klopfte. Aus der Richtung hatte sie niemanden erwartet. Und dann sah sie, dass ER neben ihrem Wagen stand und sie anlächelte.
Tief atmete sie durch und löste die Sicherheitsverriegelung der Türen.
Gleich nach dem Klicken öffnete er ihr die Fahrertür und hielt ihr galant seine Rechte hin.
„Guten Abend, Sonja. Schön, dass Sie gekommen sind.“
Überrascht legte sie ihre Hand in seine und beeindruckt durch seine Umgangsformen stieg sie aus. Er war wirklich einen guten Kopf größer, so dass sie zu ihm aufsehen musste.
Sie spürte seinen anerkennenden Blick über ihr smaragdgrünes knielanges Seidenkleid und die halbhohen gleichfarbigen Sandaletten. Die Farbe harmonierte sehr gut zu ihren rotbraunen Haaren und ihren jetzt leicht geröteten Wangen.
Der anerkennende Blick schickte einen Schauer durch ihren Körper. Sie hatte die richtige Wahl getroffen. Sie gefiel ihm. Ihr Herz klopfte schneller. In dem Abendanzug sah er atemberaubend aus.
Wieder war da das Stimmchen in ihrem Kopf. Was will er von dir Mauerblümchen?