Danach ist nichts mehr wie es war - Otto W. Bringer - E-Book

Danach ist nichts mehr wie es war E-Book

Otto W. Bringer

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Beschreibung

Friedrich II., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, 1220 in Rom gekrönt von Papst Honorius III., 1245 abgesetzt von Papst Innozenz IV. — der mächtigste und fortschrittlichste Potentat seiner Zeit aller Ämter beraubt. Was macht ein Mann, den die Kirche entmachtete? Der als Erster ein Gesetz zur Reinhaltung der Luft erließ? Der Fremde in sein Land holte, um es zu bereichern? Der Universitäten gründete, Bücher schrieb und Frauen nicht nur liebte, um Nachfolger zu haben?

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Otto W. Bringer

Danach ist nichts mehr wie es war

Die letzten Jahre des Staufer-Kaisers Friedrich II. nachdem Papst Innozenz ihn abgesetzt hatte

Copyright: © 2018 Otto W. Bringer

Satz: Erik Kinting – www.buchlektorat.net

Umschlag u. Fotobearbeitung: Otto W. Bringer

Cover: das Siegel von Friedrich II.

Verlag und Druck:

tredition GmbH

Halenreie 40-44

22359 Hamburg

978-3-7469-3722-9 (Paperback)

978-3-7469-3723-6 (Hardcover)

978-3-7469-3724-3 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Friedrich II. aus dem Adelsgeschlecht der Staufer in Schwaben war von 1220 bis 1245 Jahre deutscher Kaiser des «Heiligen Römischen Reiches». In seiner Regierungszeit umfasste es Deutschland, die Niederlande, Teile Frankreichs, Polens, die Schweiz, Österreich, Böhmen und Italien.

Man muss sich das als eine Art Dachverband über zahlreiche Territorien und deren Landesherren, Königen, Herzögen vorstellen. Ab dem 15. Jahrhundert nannte man es «Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation». Weil die weitaus überwiegende Anzahl der Bevölkerung deutscher Herkunft war.

Ruhig war es zu Friedrichs Zeiten nie. Die Konkurrenz auf dem Sprung. Der Welfe Otto IV., der Böhmische König Ottokar I., Wilhelm von Holland. Friedrich konnte sich durchsetzen. Nur gegen einen musste er verlieren: Papst Innozenz IV. Ein Papst hat ihn zum Kaiser gekrönt. Ein Papst hat ihm die Kaiserkrone und alle Königstitel wieder genommen.

Konnte ein Mann wie er sich damit abfinden? Einer, der von sich und seiner Sendung überzeugt war. Den sein Zeitgenosse, Benediktinermönch Matthäus Paris in seinem Werk «Chronica Majora» bewunderte: «STUPOR MUNDI ET IMMUTATOR MIRABILIS» nannte. Das Staunen der Welt und ihren wunderbaren Verwandler. In einer Zeit, als von den Kanzeln der Weltuntergang gepredigt, die Apokalypse des Johannes begann, das Denken der Menschen zu verändern.

Zum besseren Verständnis des Mittelalters und der damals herrschenden Weltsicht sind neben Fotos zeitgenössische Miniaturen eingefügt. Aus alten Büchern und Archiven.

Das «Heilige Römische Reich» zur Zeit des Staufer- Kaisers Friedrich II. Es reichte von Dänemark im Norden, Niederlande und Teilen Frankreichs, die heutige Schweiz, Schlesien, Österreich, Böhmen, über ganz Italien bis Sizilien im Süden. Ausgenommen der Vatikanstaat.

Fluchen sei eine Tugend wie Beten, äußerte Friedrich, als er noch Kaiser war. „Der Teufel soll ihn holen“ schrie es jetzt aus ihm heraus. Am 29. Juli des Jahres 1245, als Thaddeus, sein Vertreter auf dem Konzil in Lyon, ihm schon von weitem rief: „Der Papst hat Euch abgesetzt, mein Herr und Kaiser!“ Übergab ihm die Bulle Papst «Innozenz IV.» Eine Urkunde mit dem Siegel des Papstes, die bestätigt, Friedrich II. ist ab sofort als Kaiser und König abgesetzt. In apostolischer Machtvollkommenheit, die nur dem Papst zustehe. Ohne sein Beisein, denn es eilte jetzt, ihm symbolisch die Kaiserkrone einfach abzunehmen. Die Königskronen Siziliens und Jerusalems. Und alle mit den Kronen verbundenen Regierungsämter. Die Krone des «Heiligen Römischen Reiches». Den mächtigsten Kaiser und fortschrittlichsten Potentaten seiner Zeit praktisch seines Amtes enthoben. Warum? fragten sich viele Zeitgenossen später, als sie es hörten. Vermuteten, er muss Innozenz, den höchsten Würdenträger der Kirche, nicht respektiert haben. Nicht so unterwürfig, wie der es erwartet in seiner Position. Als Stellvertreter Christi auf Erden und damit fast gottgleich in den Augen von Gläubigen.

Es war der vorerst letzte Akt eines Streites um die Vormachtstellung in Europas Ländern. Der Papst beanspruchte auch die weltliche Macht. Über Könige mit ihren Territorien. Sie seien durch Gottes Gnade Könige. Der Papst als Stellvertreter Gottes auf Erden habe folglich auch die Oberhoheit über sie und deren Länder. Ein Streit, der Jahrzehnte dauerte und kein Ende zu nehmen schien. Besonders Deutsche Kaiser setzten ihre Pläne rigoros um. Machtbewusst wie sie waren. Ignorierten nicht selten die Interessen der Päpste. Ein Kampf, dessen Ausgang aus der Sicht Roms jetzt einen eindeutigen Sieger haben muss: Der Papst ist geistliches und zugleich weltliches Oberhaupt. Niemand, auch kein Kaiser, hat das Recht, diese Doppelfunktion zu bestreiten. Geschweige denn gegen sie zu verstoßen, zugunsten eines eigenen Vorteils.

Es gibt genügend Beweise für die Tatsache, dass Papst Innozenz IV. seinen Anspruch auf die weltliche Macht gefährdet sah. Immer wieder ärgerte ihn Friedrich, der sie ihm streitig machte. Oder einfach ignorierte. Freie Abtstellen nicht wieder besetzte. Trotz seiner Exkommunikation die Messe besuchte und die Kommunion empfing. Nicht wenige Sachverhalte aus guten Gründen und mit geschickten Schachzügen zu seinen und den Gunsten der ihm vertrauenden Fürsten und Völker regelte. Aus Überzeugung verhandelte statt Krieg zu führen, auch wenn es Rom nicht gefiel.

Mit Muslimen an einem Tisch saß und über die Bedingungen einer Übergabe Jerusalems diskutierte zum Beispiel. Päpste riefen zu Kreuzzügen auf, die Heilige Stadt mit militärischen Mitteln zu erobern. Innozenz Vorgänger «Gregor IX.» schimpfte Friedrich den «Sultan von Jerusalem». Muslime und ihre Anführer seien Heiden und hätten an den heiligen Stätten der Christenheit nichts zu suchen. Friedrich gewann Jerusalem, Betlehem und Nazareth kampflos zurück. Wenn auch nur für zehn Jahre. Ein Novum.

Viel zu lange schon ärgerten weltliche Herrscher den Papst und das Konsistorium der Kardinäle in Rom. Sie ignorierten die Vorherrschaft der Kirche. Vor allem das alleinige Recht des Papstes, Bischöfe einzusetzen. Kaiser und Könige machten Priester zu Äbten oder Bischöfen, wenn es ihren Absichten nutzte. Oder als Belohnung für einen Gefallen, den sie ihnen taten. Schenkten der Kirche zwar hin und wieder großzügig ganze Länder. Was sie aber nicht daran hinderte, dort weiter ihren Einfluss geltend zu machen. Deutsche Herzöge ließen sich in Aachen vom dortigen Erzbischof zum König krönen. Im Petersdom in Rom vom Papst zum Kaiser. Damit sie von ihren Völkern als gottgewollte Herrscher akzeptiert wurden. Sie selber, Papst und Bischöfe in ihren prächtigen Gewändern das sichtbare Szenario. Für Maler, Historiker und geladene Gäste. Die nach ihrer Heimkehr erzählten, wie großartig ihr Kaiser in dieser Umgebung ausgesehen habe.

Jetzt war es Innozenz IV. endgültig leid. Er musste diesen selbstherrlichen Staufer zum leibhaftigen Beelzebub machen. Damit alle Christen ihn abscheulich finden und untragbar als Kaiser so vieler Völker. Ließ Gerüchte streuen, Friedrich sei ein Ketzer, Atheist, Antichrist. Er habe Frauen vergewaltigt. Einen Harem mit heidnischen Frauen aus Persien und dem Libanon. Die Rechte der Heiligen Römischen Kirche missachtet. Ihre Heiligen verspottet. Sich selbst als Herrn der Welt gesehen.

Diese Charakterisierung Friedrichs muss bei den Menschen im Mittelalter schon zu seiner Zeit verbreitet und Tagesgespräch gewesen sein. «Petrus von Ibola» illustrierte die Apokalypse des Apostels Johannes, in der siebenköpfige Tiere auftreten. Symbole für die sieben Versuchungen, denen der Mensch widerstehen muss, will er in den Himmel kommen. Ein Drache mit sieben Köpfen, deren größter ist Friedrich der Staufer.

Franziskaner-Mönche von seinem Schweif gefangen, gefesselt. Friedrich der Kirchenfeind. Wie die bekannten Mörder und Könige Herodes und Nero.

Miniatur des siebenköpfigen Drachens, dessen größter Feind Friedrich II. ist, in der Apokalypse des Petrus Ebola.

Noch hundert Jahre später zeigen die später weltberühmten Tapisserien in Anger an der Loire Szenen der Apokalypse auf sechs Teppichen. Jeder von ihnen 12 Ellen breit, 46 Ellen lang. Auch hier das siebenköpfige Tier Symbol für Herrschsucht und Ausbeutung von Menschen. Jeder Kopf ein König der bisher bekannten Geschichte. Erkennbar an Bart und Krone. Der siebte Gekrönte ist Friedrich II.

Friedrich II. einer der sieben herrschsüchtigen Könige auf einer der sechs Tapisserien mit Themen der Apokalypse des Apostels Johannes in Angers. Nach Vorlagen des Zeichners Hennequin von Brügge.

Mitte Juli 1245 machte Papst Innozenz IV. kurzen Prozess, berief ein «Konzil» ein. Konzile waren immer schon das wichtigste Treffen der Kardinäle aus aller Welt. Grundsätzliche Entscheidungen zu treffen in religiösen Fragen. Lehre und ihr Einfluss auf das Leben der Menschen. Glaubenssätze wurden in Dogmen wie in Gesetzen verankert. Unanfechtbar für alle Zeit. Die Trinität Gottes, Erbsünde. Jungfrauenschaft und Himmelfahrt Mariens, der Mutter Jesus’. Die una sancta catolica ecclesia. Unfehlbarkeit des Papstes in Glaubensfragen und andere. Sie sind das Gerüst der römisch katholischen Lehre bis heute. Damals fand das Konzil in Lyon statt, einer französischen Stadt an der Rhone. In die der Papst geflohen war. In der Annahme, Friedrich verfolge ihn. Hundertfünfzig Kardinäle waren gekommen. Vorwiegend aus Spanien, Frankreich und England. Fürstbischöfe mit weltlichen Machtbefugnissen waren nicht zugegen. Nicht geladen oder nicht gekommen? Man mag es raten.

Auf diesem Konzil sollten keine dogmatischen Beschlüsse gefasst werden. Diesmal nur solche, die aktuelle Probleme dieser Zeit betrafen. Dekrete gegen die Sarazenen und Verfahren, das Heilige Land und Jerusalem wiederzugewinnen. Ein letzter Versuch, es für alle Zeiten zu behalten. Nach verlustreichen Kreuzzügen und wechselnden Besitzern bisher. An erster Stelle aber die Formulierung einer Absetzungs-Bulle gegen den missliebigen Kaiser. Sie enthält alle Kritikpunkte, die diese Entscheidung begründen sollten. Der wichtigste war nicht ausdrücklich formuliert, aber allen Teilnehmern und vielen Außenstehenden bekannt:

Am Ende der seit Jahrzehnten schwärenden Konflikte weltlicher gegen kirchliche Machthaber muss die Kirche siegen. Der Papst mit seinem Anspruch auch als weltlicher Herrscher bestätigt werden. Friedrich, ständiger Störenfried, muss von der Bildfläche verschwinden. Sein Vorgänger Gregor IX. hatte ihn bereits einmal exkommuniziert, weil er Bischöfe, Prälaten und ihre Begleitung daran hinderte, das Konzil in Rom zu besuchen. Auf dem ein Kreuzzug beschlossen werden sollte. Der Kampf Kaiser contra Papst und umgekehrt war auf einem Höhepunkt angekommen.

Auf der ersten Vollversammlung versuchte Papst Innozenz IV. den Kardinälen klarzumachen, Friedrich hätte nicht gegen ihn persönlich, sondern gegen die Kirche gekämpft. Ließ als Beweis für Eidbrüche aus Urkunden verlesen, um es zu beweisen. In seiner Eigenschaft als König von Sizilien habe er Garantie-Erklärungen nicht eingehalten. Ebenso bei den zahlreichen Schenkungen von Territorien an den Kirchenstaat.

«Thaddeus von Sessa», langjähriger Vertrauter und Vertreter Friedrichs auf dem Konzil, widerlegte diese Behauptungen: die Kirche selber habe etliche ihrer Versprechungen nicht eingehalten. Seine Argumentation beeindruckte vor allem die Bischöfe und Kardinäle aus Frankreich. Die spanischen verhielten sich pro Rom.

Auf der zweiten Vollversammlung wurden weitere Anklagepunkte verlesen. Friedrich habe die Kirche Siziliens verfolgt. Einen Prälaten verhaften lassen, der nach Rom reisen wollte. Um das vom Vorgänger «Gregor IX.» einberufene Konzil zu besuchen. Seine Beziehungen zu sarazenischen Mädchen und Frauen seien unmoralisch per se. Friedrich habe häretische Vorstellungen vom Glauben gehabt. Solche, die nicht der reinen Lehre entsprechen. So einer muss seiner Ämter enthoben, schlichtweg abgesetzt werden. Noch war die Zeit nicht soweit, der Protestantismus noch keine systemkritische Konkurrenz. Zweihundert Jahre später wurden Häretiker und Kritiker der Kirche mit dem Tod auf dem Scheiterhaufen bestraft. Johannes Hus, die Jungfrau von Orleans, Savonarola und viele, viele andere Bekannte und Unbekannte.

Thaddeus bemühte sich, den Kaiser geschickt und so gut wie möglich zu verteidigen. Erreichte, dass man ihm die Möglichkeit einräumte, persönlich auf dem Konzil zu erscheinen. Um in Rede und Antwort sich selbst zu verteidigen. Das Datum festgelegt: 17. Juli 1245. In der Zwischenzeit sicherte sich der Papst die Zustimmung aller anwesenden Kardinäle für dessen Absetzung. Die Formulierung der Bulle mit stichhaltigen Anklagepunkten. Außerdem ließ er einundneunzig Urkunden zusammenstellen und von vierzig hochrangigen Konzilsteilnehmern beglaubigen. In denen hatten Kaiser und Könige der römischen Kirche Länder und Territorien geschenkt. Inklusive der fünfunddreißig Privilegien Friedrichs II. Einerseits Beweismittel gegen Friedrich. Andererseits sollten sie dadurch die inzwischen erlangte Machtposition der römischen Kirche belegen. Und damit die Oberhoheit über eine stattliche Anzahl europäischer Könige.

«Thaddeus von Sessa» versuchte noch einmal, das Urteil rückgängig zu machen. Warf dem Kollegium vor, den Kaiser nicht formell eingeladen zu haben. Viele Anklagepunkte seien inhaltlich ungenau. Der Papst als Feind Friedrichs parteiisch. Er spiele eine Doppelrolle: als Kläger und Richter. Nicht zulässig im römischen Recht.

Innozenz bestritt alle Einwände von Thaddeus. Bemerkte wie beiläufig, es sei ein allgemeines Konzil ohne Mitsprache der teilnehmenden Kardinäle. Er habe seine Entscheidung nicht mit ihrer Billigung getroffen. Sondern lediglich in ihrer Gegenwart. Die Die Konzilsteilnehmer seien nur der Feierlichkeit wegen dabei gewesen. Er ganz allein vollziehe die Verurteilung des Kaisers kraft seiner apostolischen Vollgewalt. Entzog ihm somit seine Ämter und Würden. 17. Juli 1245, 16:35 Uhr. Gesiegelt und unterschrieben in dreifacher Ausfertigung.

1245 Exkommunikation Friedrichs II. durch Papst Innozenz IV. zugleich mit der Absetzung von allen politischen Ämtern. Miniatur aus dem Codex Chigi LVIII Vatikan

Friedrich aber hat diese Entscheidung nie anerkannt. Man erzählt, er habe die Urkunde im Kamin verbrannt. Zuzutrauen wäre es ihm. Behielt die Kaiserwürde bis zu seinem Tod fünf Jahre später. In seinem Selbstverständnis und einigen unverzichtbaren äußeren Gegebenheiten. Goldene Kette mit dem Kaiseradler und seidene Kleider bei festlichen Anlässen. Thronsaal, um Gäste aus anderen Ländern zu empfangen. Ein kleines intimes Kabinett, mit berühmten Künstlern und Philosophen seiner Zeit zu diskutieren. Über die Modernisierung seiner Ländereien und öffentlicher Einrichtungen. Grafen bestellt und Herzöge gegeneinander ausgespielt. Im Banquet-Saal mit Fürsten, Königen, und ihren Frauen Ostern gefeiert. Als wäre er der Auferstandene. Sogar das kleine Hoftheater wurde weiter bespielt, als wäre alles wie früher. Alles das konnte Innozenz ihm nicht streitig machen.

Nur sein Ansehen schwand, ein Kaiser ohne den Segen des Papstes? Unvorstellbar. Die Kronen durfte er nicht mehr an der Öffentlichkeit tragen. Keine Gesetze erlassen, politische Entscheidungen treffen, die das ganze Reich betrafen. Ritterheere nicht mehr befehligen und Steuern erheben oder senken. Praktisch das nicht mehr tun, was über drei Jahrzehnte Inhalt seines Lebens war. Zwei Entwicklungen sind absehbar: Die Loyalität gegenüber Friedrich, einem abgesetzten Kaiser wird schwinden. Ehrgeizige Fürsten in Deutschland machen sich Hoffnung auf den frei gewordenen Thron. Niederländische, englische und französische Königssöhne ebenso.

Was aber dachte Friedrich? Ließ ihn der gewohnte äußere Rahmen die Wut des ersten Augenblicks vergessen? Die unumstößliche Tatsache, abgesetzt sein auf Lebenszeit? Ein Urteil, das schlimmer ist als zur Hölle verurteilt werden. Friedrich wusste, Papstworte sind nicht rückgängig zu machen. In Stein gehauen. Wie Moses’ zehn Gebote. Sie gelten immer. Es sei denn, einer hat den Mut, dagegen zu handeln. Sich aufzulehnen und nach eigenen Gesetzen zu leben.

Lassen wir den Kaiser sprechen. Er soll das letzte Wort haben. In einer quälend langen, von Ehrverletzung, Wutausbrüchen, Selbstzweifel und Selbstbewusstsein geprägten Zeit, die mehr als fünf Jahre dauerte. Den Verlust jeglicher äußeren Macht zu verkraften, innere Kraft und Gelassenheit zu gewinnen. Ob der plötzliche Tod ihn überraschte? Oder hatte er noch viel vor? Ein neues Reich zu gründen ohne Papst und Kirchenzwang?

Sicher hatte er Schreiber am kaiserlichen Hof. Wie bei den römischen Kaisern, den ägyptischen Pharaonen hohe Staatsbeamte. Aufzuschreiben die Geschichte ihres Herrn und seiner Taten für die Nachwelt. Wahrscheinlich wird Friedrich zunächst schimpfen in ohnmächtiger Wut. Außer sich sein, keinen klaren Gedanken fassen, kein sachliches Wort sprechen können. Lassen wir ihn erzählen wie es weiterging.

Bin ich oder bin ich nicht. Friedrich, ein Kaiser, der kein Kaiser mehr ist, kein König. Nur noch der Staufer. «Friedrich ohne Macht» müsste man mich nennen. Wie «Johann ohne Land». Der als König von England weite Teile Frankreichs verlor. Mitgift der «Eleonore von Aquitanien», seiner Mutter. Papst Innozenz III. exkommunizierte ihn, weil er ihn ständig ärgerte, ignorierte, um seinen Vorteil wahrzunehmen. Gespannt das Verhältnis wie meines mit seinem Nachfolger Innozenz IV. Wie verwandt sind, Johann unsere Seelen doch.

Als Thaddeus mir die Bulle mit der Absetzung übergab, wollte ich sie spontan in den brennenden Kamin werfen. Rasch wurde mir klar, es hätte nichts genutzt. Die in Rom haben Zweit- und Drittausfertigungen. Die Tatsache kann ich nicht ändern. So sehr mich die Nachricht auch aufbringt. Ohnmächtiger Zorn packt mich wieder, denke ich daran. Spüre, meine Stirnadern schwellen. Gleich, gleich platzen sie. Eigenmächtig dieser Papst, als wäre er Gott. Selbst Gott würde mich nicht absetzen. Dann wäre er kein liebender Vater mehr.

Dieser Innozenz IV. ist der «Pontifex Maximus» der Kirche. Aber mehr Maximus als Pontifex – Brückenbauer. Setzt Kaiser ein, um sie wieder matt zu setzen. Wie beim Schachspiel. Mich, den sein Vorgänger der Gnade desselben Gottes für würdig hielt, dieses hohe Amt zu übernehmen. Nein, ich will einfach nicht akzeptieren, dass er mir die Krone nahm, als wäre es eine Leihgabe. Ein unverdientes Geschenk. Selbst das ist unter zivilisierten Menschen nicht üblich. Geschenkt bleibt geschenkt. Er aber nahm mir, was mich ausmachte in den Augen der Welt. Ohne mein Anwesenheit wie ein Dieb. Und kein Polizist wird ihn verhaften können.

„Gut ausgeklügelt Papa. Jetzt meinst Du mich abgesetzt zu haben. Nur weil ich Dich in Deiner Rolle als weltlicher Herrscher nie akzeptiert habe. Du bist doch nur eine tönerne Figur im Weltgeschehen. Mächtig, doch innen hohl mit nichts drin als Eigenluft. Während der Imam zum Gebet aufruft, sammelst Du den sogenannten Peterspfennig von reichen und armen Leuten. Vergibst ihnen großspurig ihre Sünden. Arme können sich diesen Pfennig nicht leisten. Mit dem weltweit eingesammelten Geld baust Du eine große Kirche. In der Du, Bischöfe, Kardinäle und ihre Anhängerschaft feierliche Handlungen vollziehen. Ihr euch in Weihrauchwolken besser fühlt als in frischer Luft. Anstatt das Geld den Ärmsten zu geben. Damit sie sich eine Hütte leisten können. Du und Deine Kardinäle lebt in eurer Welt, fern jeder Wirklichkeit. Auch wenn Ihr so tut, als kenntet Ihr die Nöte der Menschen. Alles nur leeres Geschwätz. Hohl tönend wie Wind im Rauchabzug eines Kamins.

Auch der Rauch meines Zorns wird verfliegen. Ich werde mich neu definieren müssen. Bin ich überhaupt noch der, den ich kenne? Ohne eine Krone auf dem noch fülligen Haar ein anderer Mensch? Wieder steigt Wut in mir hoch. Hat es auch mich verändert. Einen Mann, der voll und ganz zu seinem Wort stand, das er dem Volke gab. Den selbst das Geschrei eines Papstes nicht aus der Fassung brachte. Bin ich jetzt selber eine tönerne Figur? Mir ist, als hörte ich aus ihrem Hohlraum Endzeitgesang: „Dies ira dies illa, solvet saeclum in favilla.“ Tag des Zornes, Tag der Zähren, wirst die Welt in Asche kehren.

Die Verse eines Predigers drängen sich mir auf. Das Ende der Welt nah. Einer Welt, an deren momentaner Verfassung ich keinen geringen Anteil habe. Einer Schönheit, die ich ihr gab, weil ich selber gerne in schöner Umgebung lebe. Organisiert wie ein Bienenhaus. In dem jeder seine Aufgabe hat. Königin, Drohnen und Arbeitsbienen. Und alle profitieren von der Gemeinschaft. Ist jetzt alles, was ich auf die Beine stellte, nicht mehr meines? Denkmal vielleicht für den ein und anderen. Fühle mich ausgehöhlt. Nur noch Bronzefigur auf dem Kapitol in meiner Fantasie. In meinem Hohlraum hundert Löwen brüllen: Rache!

Diesmal lasse ich es mir nicht nehmen. Der Herr soll seine Rache haben, ich habe meine. Friedrich heiße ich. Und Friedrich spürt Rachegelüste. Sogar Roger, mein zweiter Name sinnt auf Rache. Obwohl er in meinem wirklichen Leben keine Rolle spielte. Außer in meiner Geburts-Urkunde. Als Vater meiner Mutter und mein Großvater. Aber auch der zweite Name macht mich nicht mehr zu dem, der ich war: Seine Majestät, Friedrich der Kaiser. Nachfolger der römischen Caesaren. Knapp und klar, verständlich für jedermann und jede Frau, es zu denken und auszusprechen. Friedrich wie mein Vorfahr, der große Barbarossa. Klingt seriös und verspricht Frieden. Jetzt kann von Frieden keine Rede mehr sein. Mein Innerstes aufgewühlt. Kann nur noch Rache denken. Möchte es schreien. Laut, dass alle Welt es hört und in Rom vor der Peterskirche die Gänse schnattern: Alarm, Alarm!

Wie aber sollte ich mich rächen? Habe keinerlei Macht mehr, der Kirche Paroli zu bieten. Außerdem war ich ein Mann, der verhandelte, bevor er handelte. Vergalt Gutes mit Gutem. Böses mit Gutem, wenn es nicht den Charakter verdarb. Krude Rache lag mir immer fern. Doch jetzt brüllt mein ganzer Körper. Nicht nur die Stimme. Alle Nerven in Kopf, Armen, Bauch, Beinen zittern wie Gräser in den Dünen, die heftig wütender Sturm hin und her weht. Rache!

Seite einer auf Büttenpapier handgeschriebenen Bulle mit dem Bleisiegel des Papstes Innozenz IV.

Im Kerzenlicht schimmert die Kupferhülse, in der die Bulle steckt. Liegt auf dem Tisch, vom Zorn vergessen. Jetzt packt mich Neugier. Will es genau wissen. Was haben sie auf so vielen Blättern zusammengeschrieben, um mich zu verurteilen? In der kupfernen Hülse müssen zehn Blätter sein, mindestens. Auf Büttenpapier geschrieben, mit einem Bleisiegel bestätigt, wie üblich. «INNO-CENTIUS PAPA». Bulle nennt man Bestätigungen von Absprachen, Geschenken, Grenzen und Vorschriften. Zwischen Papst und weltlichen Herrschern.

Ich kann die Röhre kaum mit der Hand umfassen, so dick ist sie. Und schwer wie das, was es enthält. Das Urteil über einen Kaiser wiegt schwerer als zehnmal sieben Todsünden. Ich bin nicht Gott, aber ich will es wissen. Drehe den Deckel ab, schüttele die Hülse mit beiden Händen kräftig, sodass der Inhalt herausrutscht. Auf meinen Tisch, wie gewollt. Sofort lockern sich die dicken Papiere, legen sich flach. Vom Siegel am Bändel zusammengehalten. Zähle zwölf Blätter. So viele sind es, die mich vom Diesseits ins Jenseits befördert haben. Aus sonnigen Stätten der Hoffnung in finsterste Ausweglosigkeit.

Beginne zu lesen. Die Buchstaben sauber und gut lesbar in Römischer Antiqua. Meine lateinischen Kenntnisse reichen aus, alles zu verstehen. Größer die Überschriften, farbig das Initial. Der ganze Wortlaut ist in vier Kapitel gegliedert. Untertitelt die einzelnen Anklagepunkte. Das erste Kapitel mit der Überschrift:

«DE APOSTOLICAE DIGNITATIS» über die apostolische Würde. Nur allgemeine Vorwürfe. Als müsste man sie wiederholen, um sie glaubwürdig zu machen. Im Text wird der Alleinanspruch des Papstes betont. Er sei von Gott bestellt, in der christlichen Welt über Gunsterweis und Züchtigung zu entscheiden. Noch eines fällt mir auf: An jeder Stelle mein Name, nicht aber meine Titel genannt. Jedes Mal von einem Fürsten Friedrich die Rede. Als wäre das Urteil in der Präambel bereits vorweggenommen. Es gibt keinen Kaiser, keinen König Friedrich mehr.

Bin gespannt auf die nächsten Seiten. Unter der Überschrift: «CRIMINA» Anklagepunkte. Untertitel: »Eidbruch». Was ist ein Eid? Nichts anderes als ein feierliches Versprechen. „Ich schwöre es, so wahr mir Gott helfe“, sagt man. Wissend, allein schafft man es nicht. Schon kurz nach meinem ersten Eid, den ich als Erwachsener leistete, machte ich mir Gedanken darüber. Wem leistete ich diesen Eid? Den Vertretern meines Volkes, seit Generationen göttliches Gesetz. Eher sterben als es zu brechen.

War es später ein Bischof oder ein Papst, beeidete ich, der Kirche zu gehorchen.

Ist der Papst die Kirche, folgte ich seinen Anweisungen. Damit er einen Mitstreiter an seiner Seite hat. Beeidete ich Schenkungen und damit verbundene Rechte und Pflichten, war es oft nur die Kirche, die davon profitierte. Eid also ein Geschäft auf Gegenseitigkeit? Anfangs machte ich gute Miene zum bösen Spiel. Jetzt sehe ich mich dem Vorwurf ausgesetzt, drei Mal den Eid gebrochen zu haben. Weil der Papst mich loswerden will.

Zwei «Eidbrüche» finde ich in der Bulle. Der angeblich dritte nur verklausuliertes Geschwafel mit Details aus dem zweiten Vorwurf. Es mussten drei sein. Wie alles, was überzeugen soll. Als vierjähriger König von Sizilien musste ich den Eid nachplappern, den mir ein anderer vorlas. Die Insel nur als Lehen der Kirche erhalten zu haben. Nicht als Erbe meines Vaters. Habe es als Erwachsener bei der Krönung zum Römischen König wiederholt und bestätigt. Den zweiten Eid ließ ich meine Stellvertreter ableisten. Graf von Toulouse, Petrus von Vinea und Thaddeus von Sessa. Die ganze Angelegenheit war verzwickt und nicht so recht überschaubar. In diesem Vertrag sind zwei Forderungen festgehalten, die mich verpflichteten. Erstens, den Weisungen des Papstes Folge zu leisten. Zweitens im Gegenzug zu meiner Wiederaufnahme in die Kirche den Vatikanstaat zu räumen. Alles Militär abzuziehen. Die Aufhebung meiner Exkommunikation ließ mich der Papst viel kosten. Nicht nur Gelder, sondern meine Reputation als ehrlicher Makler des Römischen Reiches. Die verordnete kirchliche Buße verschmerzte ich. Sollte hundert Rosenkränze beten in Gegenwart eines Priesters als Zeugen. Tat so als ob und dachte darüber nach, wie ich den Zwängen des Vertrages entfliehen könnte.

Erinnere mich gut, noch nicht lange her. Schaffte es, den Vertrag länger als ein Jahr zu ignorieren. Zögernd verließ ein Soldat nach dem anderen den Kirchenstaat. Kam wieder zurück, weil er etwas vergessen hatte. Wer sollte es kontrollieren? Der Kirchenstaat groß zu meiner Zeit. Territorien zumeist Geschenke von Kaisern und Königen. Bin also selbst schuld an der Größe Roms mit eingebildeten Päpsten, hoffärtigen Kardinälen und allerlei Rechtsverdrehern. Von Ravenna bis kurz vor Neapel. Benevent eine Enklave in Campanien. Wo 1091 wieder eine Synode stattfand. In der die des Jahres 1029 mit ihren rigorosen Fastenvorschriften aufgelockert wurde.

Kaum jemand hielt sich an sie. Die Beichtstühle überlaufen. Von Leuten, die heirateten, obwohl es während der Fasten- und Adventszeit verboten war. Sich an Fleisch und Wein verlustierten, obwohl es von Aschermittwoch bis Ostern verboten war. Bis heute gelten für alle Christen die Beschlüsse von 1091: Sonntags darf auch während der Fastenzeit Fleisch gegessen werden und Wein getrunken. Ich kümmerte mich nicht darum, es gab Wichtigeres. Mich interessierte auch nicht, wer Bischof werden darf. Wann ein Kaplan seines Amtes enthoben wird. Wenn er z. B. Geld von Laien annimmt, ohne Genehmigung seines Bischofs. Alles Dinge, die ich unterschreibe. Hielten sich auch diejenigen daran, die es verordneten.

Verbot von Fleisch und Wein in Fastenwochen reizte mich, es zu übertreten. Wer merkt es schon? Fleisch ist Leben. Hungern macht schwach. Gier ist doch Sünde. Oder? Das Aschenkreuz am Aschermittwoch duldete ich vor drei Monaten noch auf meiner Stirn. Aus alter Gewohnheit. Oder war es das Eingeständnis, ein Mensch zu sein, dessen Leben ein Ende hat eines Tages? Wenn er gerade nicht daran denkt. Keine Zeit mehr hat zu bereuen. Die Worte des Priesters im Ohr:

„Bedenke Mensch, dass du aus Staub bist. Zu Staub wirst du wieder werden“. Denke jetzt an Weltuntergang. Lasse die Bulle mit all dem Geschreibsel liegen, wo sie liegt. Will sie vergessen. Über mein Leben nachdenken. Ob es einen Gott gibt, der mir verzeiht, wenn ich meine guten Vorsätze vergesse? Um der Kaiser zu sein, als den ich mich fühlte. Bin ich, der ich bin? Oder einer, der ich sein möchte? Christ oder Antichrist? Jetzt als Kaiser und König abgesetzt von einem, der mich von Anfang an nicht gemocht hat. Ja, er hasst mich, als wäre ich ein Feind der Kirche. Einer Kirche, zu deren Wahrheiten ich mich bekenne. Immer noch mit heißem Herzen. Nur der Herr in Rom kann mich mal . . .

Doch Neugier plagt mich. Es hört nicht auf mit den Anklagepunkten. Unter der Überschrift «Verletzung des Friedens» ist der Frieden von Ceprano gemeint. Der 1230 festlegte, ich verzichte auf mein Recht, bei der Bestellung von Bischöfen mitzureden. Im Gegenzug zur Aufhebung meines Kirchenbanns entband man die sizilianische Geistlichkeit von staatlicher Gerichtsbarkeit. Erließ ihr die Steuern. Die mir dann fehlten im Staatshaushalt. Man warf mir vor, ich hätte die Wiederbesetzung von Kirchen, Klöstern und Abteien verhindert. Um weltliche Anstalten daraus zu machen. Für Waisenkinder und Obdachlose.

«Sakrileg» nennt die Bulle die Tatsache, dass ich Papst Gregor IX. und diversen Kardinälen Drohbriefe geschrieben habe. Kirchliche Territorien besetzt und mir von Untertanen den Eid schwören lassen, mich als ihre Oberhoheit anzuerkennen, nicht die Kirche. Den Anspruch des Papstes geleugnet, geistlicher und weltlicher Herrscher zu sein. Aus Kirchen und Sakristeien sogar liturgische Geräte stehlen lassen. Sie der Kirche wieder zurückgegeben, gegen Zahlung eines Lösegeldes.

«Häresie-Verdacht» der letzte Vorwurf der Anklage. Schon ungehorsam sei es, mit Moslems zu verhandeln. Es grenze an Leugnung und Verdrehung ewiger Wahrheiten. Gott ist der Herr, nicht Allah. Mein Vertrag 1229 mit dem Sultan al Kamil hätte schädliche Nebenwirkungen für die Kirche. Ebenso die Tatsache, dass ich meine Tochter Konstanze Anna mit Johannes Ducas Vatatres verheiratete. Johannes war griechisch-orthodoxer König von Konstantinopel. Im Übrigen hätte ich wie ein Tyrann geherrscht. Den Lehenzins für Sizilien an die Kirche nicht bezahlt. Was die alles zusammengeschrieben! Nur um genug Gründe zu haben, mich abzusetzen. Dabei hätte einer genügt, könnte sie ihn beweisen. Thaddeus schwor mir ganz privatim, er habe viele Behauptungen mit dem Beweis des Gegenteils widerlegt. Sie aber sind nicht darauf eingegangen. Ihm glaube ich mehr als dem Papst.

«JUDICIUM ET SUPLICII», Urteil und Strafen. Auch hier die Überschrift groß, die Majuskeln wie in Stein gehauen kommt mir vor. Unveränderbar. Das dritte Kapitel der Bulle möchte ich überschlagen. Weiß, bin abgesetzt. Bei Gott, Strafe genug. Wieder so eine Redensart, bei Gott. Gott will mir nicht helfen. Sonst hätte er es längst getan. Innozenz auf der Kanzel in der Peterskirche ohnmächtig werden lassen und hinunterstürzen auf den steinernen Boden. Der aber ist quicklebendig, wie es aussieht. Seine Unterschrift kraftvoll wie ich sie kenne von früheren Bullen. Die steilen Buchstaben eng nebeneinander gestellt. Schwarzviolett die Tinte. Frisch gezapft aus dem Balg von erwachsenen Calamari.

Erinnere mich, als Thaddeus mir die Bulle übergeben hatte, lud ich ihn zu einem Glas Wein. Er war Zeuge der Verhandlungen in Lyon und sollte mir seine Eindrücke schildern. Werde diese Situation nicht vergessen. Sah ihn ein paar Mal schlucken, als hätte er eine Kröte im Hals. Einen dicken Brocken, der mir Verdauungsprobleme bereitete, wenn er sie ausspuckt. Noch ahnte ich nichts. Hob das Glas: „Salute Thaddeus, mio caro, racconta, erzähle. Dann eine Stimme, die ich nicht kannte. Hastig und unartikuliert, wie etwas, was man schnell los werden muss:

„Als der Papst vor der Kirchenversammlung das Urteil verkündete, waren alle Eure Freunde bestürzt. Fassten sich an den Kopf, fuchtelten Protest mit ihren Armen, redeten miteinander. Hinterhältig sei es, auch den Sohn Konrad als König abzusetzen, um einen möglichen Nachfolger aus dem Weg zu räumen. Der Herr Papst aber und die anwesenden Prälaten zündete jeder von ihnen eine Kerze an. Stießen Flüche auf Euch, Majestät aus, das es sich anhörte, als hätte die Hölle ihre Tore geöffnet“.

Ich wollte ihn fragen, ob er Namen nennen könnte. Ließ es aber, als ich sah, wie ihm die Tränen kamen.

„Eure Freunde und Sachwalter entfernten sich rasch, dieses Spektakel hinter sich zu lassen. Ich wollte auch diesen Ort der Lüge verlassen. Blieb aber sofort stehen, als ich wieder die Stimme des Papstes hörte: „Was meine Aufgabe war, habe ich getan. Jetzt möge Gott in diesen Dingen tun und die Sache weiterführen wie es ihm beliebt“. Als müsste er noch einen draufsetzen, zitiert er Matthäus 16,19: „Was immer du auf Erden binden wirst, wird auch im Himmel gebunden sein. Was immer du auf Erden lösen wirst, wird auch im Himmel gelöst sein.“ Für mich war klar, er sieht sich als «Translator Imperii». Einer, der als Gottes Stellvertreter auf Erden Herrschaften vergibt und wieder nimmt. Kommt er zu der Auffassung, er habe sie einem Unwürdigen gegeben.“

Kaum hatte ich es in seiner Tragweite begriffen, war wieder die erste Wut im Bauch. Auch Konrad abgesetzt. Hatte ich es überlesen? Wie dem auch sei, holte mir die kleine Krone aus der Kommode. Setzte sie mir mit festem Druck auf den Kopf. Rannte, ohne in den Spiegel zu sehen hinaus. Vor die Tür meines Palazzo und schrie laut: „ich bin der Kaiser“. Sah Leute kommen, viele Leute. Zu sehen, zu hören, was es Neues gibt. Als ich so zahlreiche Menschen sah, schrie ich noch lauter. Schrie mir die Seele aus dem Leibe, dass alle es hören mussten: „Noch habe ich die Krone nicht verloren! Ich werde sie nicht verlieren, auch wenn es der Papst hinaus posaunt, die Kirchenversammlung in Rom es beschließt. Trage die Krone, bis ich tot umfalle.“ Beifall, jubelnde Massen: Evviva Federico Imperatore! Evviva! Evviva!

Mittlerweile habe ich mich wieder beruhigt. Grübele weiter nach dem auslösenden Moment des letzten Konfliktes. Fällt mir das Jahr 1244 ein. Der Zeitpunkt, an dem der Ärger mit dem Papst mich selber nervte. Wollte zu ihm nach Rom, mit ihm reden. In der Hoffnung einen «Modus vivendi» zu finden. Letztendlich mich mit ihm auszusöhnen. Die Idee im Kopf, zwei Dinge miteinander zu verbinden. Den Papst besuchen und weiter mit Truppen nach Deutschland ziehen. Um meinem Sohn Konrad zu helfen. Als ich dann mit meinem Heer kurz vor Rom stand, hörte ich, der Papst sei vor mir geflohen.

Nach Genua, später nach Lyon in Frankreich. Dachte, warum fürchtet er sich vor mir, warum nur? Hatte doch friedliche Absichten. Unterwegs mit Truppen nach Deutschland, um meinen Sohn Konrad im Kampf gegen deutsche Herzöge und Grafen zu unterstützen. Die alle König des Heiligen Römischen Reiches sein wollten. Seit längerem schon versuchten sie, sich gegenseitig auszutricksen. Als der erste der Bewerber, Heinrich Raspe, Graf von Thüringen starb, ließ ich die Truppen mit Konrad in Schwaben, zog mich selber nach Palermo zurück. Papst Innozenz IV., immer noch in Lyon, beschloss, ein Konzil zu berufen. Es sollte in derselben Stadt stattfinden, in die er geflohen war. Aus Furcht, von mir in Rom gefangen und verschleppt zu werden. Kein Faktum der Anlass also, sondern pure Einbildung der Grund, mich an Ort und Stelle abzusetzen?

Genau genommen gab es in meiner Regierungszeit immer wieder Anlässe, verschiedener Meinung zu sein. Und Konsequenzen zu ziehen. Aber jede der beiden Parteien war bestrebt, ihr Gesicht zu wahren.

So schwer es mir auch fiel, ich machte öfter als einmal gute Miene zum bösen Spiel. Solange es möglich war. Bis einem von zweien der Kragen platzte. Wie jetzt Innozenz, der glaubte, ich wollte ihn gefangen nehmen und verschleppen. Auch Päpste können sich irren. Weil sie irren wollen. Um einen Grund zu haben, mich abzusetzen.

Das Resultat: Der Papst sitzt weiter auf dem Stuhl Petri, die Tiara auf dem Kopf. Der Kaiser auf einem Kissen und erinnert die Krone, die er nicht mehr tragen darf. Sah mich danach verfolgt von Papisten, verlassen von aller Welt. Mit Glück konnte ich ein Attentat verhindern. Mein eigener Leibarzt wollte mich vergiften. Ich ahnte Übles, hieß ihn zuerst einen Schluck zu nehmen. Er zitterte, wurde bleich, stolperte und vergoss den Becher. Den Rest ließ ich einen zum Tode verurteilten trinken. Der bekam Krämpfe und starb fürchterlich. Ich flüchtete nach Foggia in Apulien, in meine dortige Residenz. Enttäuscht, als mich der langjährige, vertraute Generalvikar verließ, um in Parma Generalvikar zu werden. Thaddeus starb an einer Lungenentzündung. Plötzlich und unerwartet. Petrus, ein anderer Vertrauter von der päpstlichen Polizei wegen angeblichen Verrats verhaftet. Jetzt will ich nichts mehr wissen von dem, was ich als wütender Pseudokaiser wollte. Die Frage quält mich: Muss ich doch den Willen des Papstes erfüllen, um seinen Segen zu bekommen? Ihm schmeicheln, um ein Kaiser zu sein, der die für ihn günstigen Entscheidungen trifft? Herrscher sein allein von Gottes Gnaden? Bin ich selber weniger als ein Nichts von einem Nichts?

Sitze und zittere auf einem Daunenkissen, purpurrot geschwollen wie meine Leber. Liegt und sagt nichts. Scheint nichts mitbekommen zu haben von meinem Unglück. Im Gegensatz zu meinem Ego. Waidwund geschossener Löwe. Von den Giftpfeilen der Bulle gelähmt, die mein Todessurteil enthält. Was soll das Wappen der Staufer auf dem Kissen? Drei springende Löwen aus Goldfäden gestickt. Applizierte Symbole Stauferscher Kraft. Es war einmal und ist kein Märchen. Sondern grausame Wirklichkeit. Die Löwen flach und völlig unaufgeregt, auf eine Bank gelegt. Das Sitzfleisch eines ehemaligen Kaisers zu trösten. Statt wie gewohnt sie springen zu lassen.

Drei übereinander. Einer ist zu wenig. Zwei streiten sich immer. Drei ist eine göttliche Zahl. Die christliche Religion hat es begriffen. Auch wir Staufer hatten esbegriffen, kennen die Bibel. Begriffen und herrschten, als wir noch springen konnten. Und Kronen trugen aus Gold und Edelsteinen.

Das Wappen der Staufer mit drei springenden Löwen integriert in das der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.

Jetzt nur noch aus Goldfäden gestickte Illusion. Der Adler, kaiserliches Wappentier, ist mir entflohen. Irgendwohin ich nicht sehen kann. Ich einer, der momentan nicht einmal von heute auf morgen springen kann. So sehr lähmte mich der Schreck, als Thaddeus mir schon von weitem zurief: „Der Papst hat Euch abgesetzt, mein Herr und Kaiser“. Als hätte mir einer ein Brett auf den Kopf geschlagen. Da kann die brokatene Umrandung des Kissens noch so verheißungsvoll schimmern. Wie die goldgewirkte Binde an Hals oder Oberschenkel einer Frau.

Samtweich das Kissen, mit Daunenfedern aufgepolstert. Habe immer angenehm darauf gesessen. Entspannt der ganze Körper. Jetzt aber fühlt sich nur der hinterste meiner Körperteile wohl. Hintern sagt man, weil er hinten ist und nicht vorne. Den obersten müsste man Oben nennen und nicht Kopf, logischerweise. Also dieses Oben fühlt sich ganz und gar nicht wohl. Obwohl er hoch auf dem Gerüst von vierundzwanzig Wirbeln inklusive Nackenwirbel die beste Übersicht hat. Sich wendet nach links, nach rechts, sich hoch reckt oder neigt, wenn ich es ihm befehle.

In diesem Kopf meine wichtigsten Sinnesorgane. Die Welt um mich herum wahrzunehmen. Jetzt tränen die Augen. Die Nase läuft. In beiden Ohren saust es immerzu. Und erst die Nerven in meinem Gehirn. Bis in die letzte Zelle besetzt vom Urteilsspruch dieses Mannes, den ich zur Hölle wünsche. Denke ich an die Schmach, die er mir zufügte. Nie wieder gut zu machendes Unrecht. Hat mich dieser Kerl in überschätzter päpstlicher Machtvollkommenheit entlassen. Einfach so mir nichts dir nichts rausgeschmissen. Ohne wirklich triftigen Grund.

Hätte ich mein Volk verraten, leibhändig andere umgebracht, nur weil sie mir nicht passten oder unbequem wurden. Ja, dann hätte ich es ertragen. Jetzt aber ist es schreiendes Unrecht. Von einem begangen, der selber entlassen werden müsste. Innozenz nennt er sich, der Unschuldige auf Deutsch. Dass ich nicht lache. Das Urteil der Geschichte wird ihm Machtlüsternheit und Größenwahn vorwerfen, von wegen Nächstenliebe. Des bin ich sicher. Einer, der Christi Stellvertreter sein will, müsse Jesu folgen als einfacher Mann. Ohne Ansprüche an Geld und Macht. Frieden und Bescheidenheit lehren. Gutes tun, keine Ländereien begehren, sondern nichts anderes als die verzeihende Liebe Gottes. Die er nötiger hat als jeder andere auf dieser Erde.

Plötzlich fällt mir ein verrückter Gedanke ein. Eingeflüstert von einem unbekannten Wesen, das es gut mit mir meint: Was wäre, wenn der Papst eine Frau gewesen wäre? Hätte ich ein solches Urteil hingenommen? Frauen konnte ich schlecht etwas übelnehmen. Hätte überhaupt eine Frau mich dermaßen erniedrigt? Ich weiß, Frauen sind verständnisvoller. Sensibler, suchen Ausgleich, mehr Übereinstimmung als Männer. Schöne Gewänder und Schmuck nichts anderes als Freude an schönen Dingen, die sie noch schöner erscheinen lassen als sie sind. Eine Päpstin hätte mit mir gesprochen, verhandelt, Zugeständnisse gemacht. Ohne an Glanz zu verlieren. Und alles wäre friedlich verlaufen. Nach dem Motto: «Suum cuique» – jedem das Seine.

Aber es war keine Frau. Ich bin geschlagen, hinterrücks hingestreckt von einem Mann. Wie der Löwe in der afrikanischen Savanne, wenn er Antilopen-Herden reißt. Aber ich habe nichts gerissen. Weder gerissen noch gefressen. Mein Hunger war gesättigt. Ich hatte genug. Hatte, ja ich hatte. Mein Leben jetzt nur noch Vergangenheit. Das absolute Plusquamperfekt. Vollendet. Vergangen. Punktum. Schluss!

Ich hatte ein Reich, das von Dänemark bis Sizilien reichte. Ja, ich hatte Macht wie keiner sonst. Im Laufe vieler Jahre gewonnen. Unter Einsatz aller meiner Kräfte, der Hilfe treuer Freunde. Ich hatte. Jetzt ist alles vergangen, unwiderruflich verloren. Keine Krone, kein Reich mehr. Nichts mehr, an das ich mich klammern, auf das ich stolz sein könnte. Nackt bin ich, nackt wie ein Baby. Aber nicht ahnungslos wie ein kleines Kind. Schon lange nicht mehr. Klage den Papst an, er habe mein Leben zerstört.

Plötzlich überfällt mich Lust auf Süßes. Greife eine Feige aus der silbernen Schale neben mir. Sie liegt auf dem Tischchen mit Elfenbein-Intarsien. Ein Geschenk des Kalifen von Cordoba. Stecke sie mir mitsamt ihrer blauvioletten Schale in den Mund. Beginne mit den Zähnen zu mahlen. Die Zunge in Bewegung zu setzen, das sich langsam auflösende rötliche Fleisch im Mundraum herumzuwälzen. Der Gaumen sich von der Farbverwandtschaft der Feige geschmeichelt fühlt. Und alles, wirklich alles Geschmack ist.

Ungewünschter Nebeneffekt: beim langsamen Kauen kommen mir Gedanken. Als hätten sie Zeit, sich auszudehnen. Andere als bei flüchtigem Frühstück, einem Apfel zwischendurch. Es ist Abend, ein letzter Sonnenstrahl blitzt durch mein Fenster. Landet auf der Schale mit den Feigen. Hinweis des Himmels? Ja, ich liebe diese orientalische Köstlichkeit. Weil sie in der Sonne gereift, selber aufgehende Sonne sind, göttlich ihre Natur. Feige, im Orient das Symbol für Fruchtbarkeit. Gedanken kommen ans Licht, lassen erkennen, was ich bisher leugnete, verdrängte. In den tiefsten Falten meines Gewissens hatte ich sie vergraben. Und tot geschwiegen. Gedanken, die ich bisher nicht denken wollte. Weil sie mich in meinem Geschäft irritiert, zu falschen Entscheidungen geführt hätten. Meine nicht immer offenbaren Absichten konterkariert. Jetzt bin ich nur noch ich. Ein machtloser Mann. Und sie sind da, überfallen mich, ohne dass ich ihnen den Befehl dazu gab.

Schon seltsam, dass Süßes im Mund bittere Fragen produziert. Fragen drängen sich auf. Viele Fragen. Eine ganze Litanei mit unbeantworteten Fragen. Habe ich nicht auch anderer Menschen Leben zerstört? Besitzen wollen, was anderen gehörte? In Schlachten und Kriegen Menschen sterben lassen für eine Sache, die ganz und gar nicht ihre Sache war? Weil es mir tunlichst erschien. Meinen Zwecken diente, das Reich zu vergrößern. Abzusichern. Meine Machtbefugnisse zu erweitern. Um als großer Feldherr von den Herzögen gefeiert zu werden. In meinem Amt als Kaiser immer wieder bestätigt.

Wollte ich nur ganz bestimmte Leute um mich haben, die meines Geistes waren? Meine Ideen und Pläne unterstützten. Entließ meinen langjährigen Kanzler Walter von Pagliera, weil er sich mir widersetze. Nicht einverstanden, als ich einen mir genehmen Prior zum Bischof von Palermo machte. Den päpstlichen Anspruch ignorierte. Hatte Jahrzehnte genug damit zu tun, andere deutsche Fürsten kalt zu stellen. Weil sie, ehrgeizig wie ich, mich verdrängen wollten. König, später auch Kaiser sein wollten statt meiner. Die Familie vernachlässigt, Abwechslung und Vergnügen außerhalb gesucht und gefunden.

Jetzt, wo alles das mein Gehirn bewegt, kommt mir die Idee, mein Leben noch einmal Revue passieren zu lassen. Wie alles anfing, weiter ging und endete zuletzt. Das Leben eines, für den es kein Ende geben durfte. Das jetzt ein anderer als ich beendet hat, der nicht Gott war. Nur sein Stellvertreter. Schon will es wieder Rache, irgendwo in einer Ecke meines Gehirns. Weit weg von der Stelle, an der das Gewissen sitzt. Das wissen will, ob ich mich schuldig gemacht habe oder nicht. In den Jahrzehnten meines bisherigen Lebens.

Meine Pflichten als Kaiser und König gewissenhaft erfüllt? Kriege geführt, die wirklich unvermeidlich waren? An Gott geglaubt und den Teufel, seinen Widerpart? Grundlage aller Weltreligionen. Der Mensch das Spiegelbild mit guten und bösen Anlagen und Neigungen. Habe ich als Ehemann meine ersten zwei Frauen ehrlich betrauert, als sie viel zu früh starben? Bin ich der dritten treu geblieben? Meine vier ehelichen Kinder geliebt? Wenn auch meist nur aus großer Distanz. Von den zahlreichen aus kurzen Beziehungen nicht zu reden. Wie hätte ich lieben können, die ich nicht kannte? Fällt mir mein ältester Sohn Heinrich ein.