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Die Londoner Versicherungsdetektivin Ivy Ferguson soll die Echtheit eines wertvollen alten Sekretärs klären. Mit gemischten Gefühlen kehrt sie auf die Isle of Skye zurück, die Insel, deren raue Schönheit sie immer noch beeindruckt, auf der sie jedoch eine schwierige Kindheit verbrachte. Dort sucht sie den Antiquitätenhändler Ross MacKenzie auf, Herr von Ardmore Castle; doch der bärbeißige Schlossherr ist Ivy keine Hilfe und verweigert sich ihren Fragen. Einziger Lichtblick auf der Burg ist MacKenzies Neffe Calum, der sich um die Angelegenheiten seines kranken Onkels kümmert. Zwischen Calum und Ivy entwickelt sich schon bald eine zarte Romanze. Doch dann fördern Ivys Recherchen ein ungeheuerliches Geheimnis zu Tage, das ihrer aller Leben für immer verändern wird ...
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Seitenzahl: 567
Buch
Die Londoner Versicherungsdetektivin Ivy Ferguson soll die Echtheit eines wertvollen alten Möbels klären. Mit gemischten Gefühlen kehrt sie auf die Isle of Skye zurück, die Insel, deren raue Schönheit sie immer noch beeindruckt, auf der sie jedoch eine schwierige Kindheit verbrachte. Dort sucht sie den Antiquitätenhändler Ross MacKenzie auf, Herr von Ardmore Castle; doch der bärbeißige Schlossherr ist Ivy keine Hilfe und verweigert sich ihren Fragen. Einziger Lichtblick auf der Burg ist MacKenzies Neffe Calum, der sich um die Angelegenheiten seines kranken Onkels kümmert. Zwischen Calum und Ivy entwickelt sich schon bald eine zarte Romanze. Doch dann fördern Ivys Recherchen ein ungeheuerliches Geheimnis zutage, das ihrer aller Leben für immer verändern wird …
Autorin
Constanze Wilken, geboren 1968 in St. Peter-Ording, promovierte in Kunstgeschichte an der University of Wales in Aberystwyth. Als Autorin ist sie sowohl mit großen Frauen- als auch mit historischen Romanen erfolgreich. In »Das Geheimnis von Ardmore Castle« greift Constanze Wilken auf eigene Erfahrungen zurück, denn sie hat als Gutachterin für Auktionshäuser gearbeitet. Weitere Romane der bei Husum lebenden Autorin sind bei Goldmann in Vorbereitung.
Constanze Wilken
Das Geheimnis von Ardmore Castle
Roman
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Diesen Roman widme ich den Croftern,
Farewell to the Highlands, farewell to the North, The birth-place of Valour, the country of Worth; Wherever I wander, wherever I rove, The hills of the Highlands for ever I love.
Robert Burns: »My Heart’s In The Highlands« (1789)
Gegenwart
Alfred und Edith Ferguson – Schafzüchter auf Skye
Ivy Ferguson – ihre Tochter
Ross MacKenzie – Laird of Ardmore Castle
Calum MacKenzie – sein Neffe
Alistair und Lorna MacKenzie – Calums Eltern
Fiona Gregor – fährt einen Fischkutter
Dougie Gregor – ihr Bruder
Seth und Brenda MacKinney – arbeiten für Ross
Rachel und Tommy Mulloy – Freunde von Ivy und Calum
Moira Buchanan – Heilerin
Gordon Buchanan – ihr Sohn, leitet ein Restaurant in Portree
Ardmore 1870er
Colin MacKenzie – Laird of Ardmore Castle
Shona – seine Tochter
Angus Ferguson – Crofter
Peigi – seine Frau
Duff und Henry Ferguson – Angus’ Söhne
Iain Swan – Crofter
Mark Mavor – Crofter
James Gibb – Crofter
Sorcha – Heilerin
Tavish MacPhail – Verwalter des Lairds
Murdoch – arbeitet für den Laird
Von der See kroch der Nebel herauf, umhüllte die Felsen des Ufers mit feuchten, salzigen Fingern und stieg weiter bis zu den Hütten der Crofter. Wie schwarze Pilze ragten die mit Schilf gedeckten Dächer der kargen Behausungen aus dem Morgennebel auf. Das Meer in der Bucht von Ardmore lag ruhig vor der Küste der Insel Skye. Es gab diese Tage im Frühsommer, an denen die Bewohner der Hebrideninsel sich glücklich schätzten, auf diesem Eiland zu leben. Die Natur war von unvergleichlicher Schönheit, auch wenn sie ihren Bewohnern alles abverlangte.
Doch an diesem Morgen im Juni des Jahres 1879 war es so still, dass selbst der Hofhund von Angus Ferguson mit eingezogenem Schwanz im Stall bei den Ziegen lag und ratlos den Kopf hob. Er drehte die Ohren hin und her, aber weder die sonst so frechen Möwen noch die Rinder waren zu hören. Der Hund erhob sich und ging langsam zur offenen Stalltür, um die Nase in den Wind zu halten und zu erfahren, was der Tag bereithielt. Doch der Nebel war so dicht, dass er nichts preisgab.
Im Haus auf der anderen Seite des schlammigen Hofplatzes klapperte Geschirr, und die Haustür unter dem niedrigen Reetdach wurde aufgestoßen. »Mungo!«
Der Hund lief schwanzwedelnd über den Hof, denn wenn sein Herr rief, gab es Futter.
»Aye, mein Freund, hier hast du.« Angus Ferguson stellte seinem Hund eine Schüssel mit Grütze und Fleischresten vom gestrigen Abendessen hin. Der hochgewachsene Schotte rieb sich das Kinn und atmete tief die kühle Morgenluft ein. Die Stirn war von Sorge um das Überleben seiner Familie zerfurcht. Wie sollten sie das nächste Jahr überstehen, wenn der Chief ihres Clans ihnen das Land nahm? Sie waren Crofter, deren Scholle ihnen gerade genug bot, um ein paar Hühner, Schafe, Ziegen und Kühe zu halten und etwas Gemüse anzubauen. Das Leben auf Skye war nicht einfach, aber sie beklagten sich nicht. Sie waren ihrem Clanchief gegenüber loyal, wie Generationen von Highlandern vor ihnen. Der Chief sorgte für seine Leute, so war es immer gewesen. Und deshalb waren sie für ihn durchs Feuer gegangen, hatten ihre Söhne für ihn in den Kampf geschickt und ihre Töchter an die tapfersten Krieger verheiratet. Doch nun waren die Zeiten des Krieges vorüber.
Lord Colin MacKenzie brauchte keine Krieger mehr, er wollte sein Land meistbietend verpachten. Reiche englische Farmer zahlten mehr als Hunger leidende Schotten. Ausgerechnet die verhassten Engländer sollten ihre Schafe auf den Weiden der MacKenzies grasen lassen. Die Preise für Wolle waren derart gestiegen, dass die Pacht der Crofter mit dem Ertrag der Schafzüchter nicht mithalten konnte und der Chief seine Pächter einfach verjagte. Doch wie konnte sich ihr Chief mit dem Teufel verbünden und seine eigenen Leute ins Unglück stürzen? Angus Ferguson ging zum Brunnen, goss sich einen Kübel kaltes Wasser über den Körper und fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. Keine Ehre, dachte er. Sein Lord, dem er sein Leben anvertraut hätte, verkaufte seine Leute für Geld.
Angus stützte sich auf den Brunnenrand und schüttelte die Haare, wie sein Hund. Als er den Kopf hob, hätte man nicht sagen können, ob er weinte oder ob es das Wasser war, das ihm übers Gesicht lief, das Antlitz eines Mannes, der sein Leben im Kampf mit den Elementen verbrachte, der weder Regen noch Kälte scheute, um nach seinen Tieren zu sehen und das karge Stück Land zu bearbeiten, das man ihm überlassen hatte.
Er liebte dieses Land. Hier war er geboren worden, und hier wollte er sterben, wie sein Vater und sein Großvater vor ihm. Der Highlander streckte die Arme und sog tief die salzige Luft ein, die vom Meer und den Hügeln heraufstieg. Die wilde See, der Ginster, der bereits erblüht war, die Heide und der Geruch der Torffeuer, die in den Hütten ringsum brannten, mischten sich zu einem unverwechselbaren Duft, der Heimat für ihn bedeutete.
Doch etwas war anders an diesem Morgen. Seine Muskeln spannten sich an, und er lauschte angestrengt in den Nebel.
Die Vögel sangen nicht, und die Tiere im Stall gaben keinen Laut von sich. Seine Nackenhaare stellten sich auf, und automatisch griff er nach seinem Gürtel, an dem sich normalerweise sein Dolch und eine Pistole befanden. Doch zum Waschen war er unbewaffnet nach draußen gekommen. Leise und gedämpft, als hätten sie die Hufe der Tiere mit Lappen umwickelt, näherten sich Pferde. Seine Sinne waren geschärft und vernahmen das verhaltene Gemurmel von Menschen, die sich nicht verraten wollten.
»Athair, Vater!«, rief sein Sohn Duff vom Haus herüber, und Angus fuhr herum.
»Geh ins Haus, Junge!« Doch er wusste, dass es keinen Zweck hatte, denn Duff war in diesem Sommer achtzehn Jahre alt und in den Kreis der Männer aufgenommen worden.
»Was ist los?« Mit wenigen Sätzen war Duff bei seinem Vater.
Sie kannten einander zu gut, waren zu vertraut miteinander, als dass einer vor dem anderen etwas verheimlichen konnte.
Angus packte seinen Sohn am Arm und legte den Finger auf die Lippen. Sekundenlang standen Vater und Sohn regungslos und lauschten in den lichter werdenden Nebel.
»Pferde und Männer. Ein Dutzend, würde ich sagen. Ich hole unsere Waffen und sag den anderen Bescheid«, flüsterte Duff, der seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten war. Nur waren seine Haare lang und der Körper jugendlicher und ohne die tiefen Narben, die sein Vater in Kämpfen gegen die MacDonalds davongetragen hatte.
»Sie kommen also tatsächlich«, kam es von Angus.
»Iain hatte recht. Wir hätten uns gleich auf seine Seite stellen und gegen die Landbesitzer kämpfen sollen.« Duff Ferguson sah sich gehetzt um. »Worauf warten wir noch, wir sollten zumindest bewaffnet sein, athair!« Genau wie sein Vater trug er nur seinen Kilt.
Angus hielt seinen Sohn weiter fest. »Wir stellen uns gegen sie – und dann? Was ist dann, mein Sohn? Willst du gegen deine eigenen Leute kämpfen?«
Duff riss sich los und lief davon, und Angus folgte ihm, denn die Pferde kamen näher.
Im Haus wurden sie von seiner Frau Peigi und den kleineren Kindern mit großen Augen erwartet. »Ist etwas passiert?«
Angus schüttelte den Kopf, griff nach Gürtel und Pistole. »Verhaltet euch ruhig. Es wird sich alles klären.« Dann küsste er seine Frau auf die Stirn.
»Duff!«, rief er und verließ das Haus.
Als sie den Brunnen erreichten, hörten sie den ersten Schuss.
»Gott, sie sind bei den Swans!«, murmelte Duff und griff seine Pistole fester.
Iain Swan war ihr Nachbar und Angus’ bester Freund. »Aye, aber du hältst dich zurück, Duff, lass mich mit ihnen reden!«, warnte Angus seinen Sohn.
Da stürmte eine Horde Berittener in den Hof. Tavish MacPhail war der Anführer von Lord MacKenzies Männern und trieb sein schwarzes Pferd direkt auf sie zu. Er wurde gefolgt von Murdoch, dem Schläger, der seinen berüchtigten Stock schwang, während er sein Pferd zu bändigen suchte. Diesmal meinten sie es ernst, erkannte Angus, als er die Äxte und brennenden Fackeln sah.
»Tavish! Was soll das?«, versuchte er dennoch, mit dem Verwalter des Lords zu reden.
Tavish MacPhail gehörte nicht zu den übelsten Männern. Zwar führte er die Befehle seines Herrn aus, ließ jedoch durchaus vernünftig mit sich reden.
»Habt ihr gepackt? Wenn ihr jetzt das Haus verlasst, passiert euch nichts, Angus«, sagte Tavish, und es lag etwas Flehendes in seiner Stimme.
»Niemals! Ihr habt kein Recht, uns zu vertreiben!«, brüllte Duff und lief mit gezogener Pistole auf die Angreifer zu.
Er hatte keine Zeit, auch nur zu zielen, denn Murdoch preschte mit seinem Pferd auf ihn zu und zog ihm den Knüppel über den Kopf. Ein dumpfes Geräusch, ein hässliches Krachen, und Duff sank mit einem erstickten Schrei zu Boden.
Ardmore Castle, Isle of Skye. Ein ungeklärter Mord erschüttert die Highlands. Der renommierte Antiquitätenhändler Ross MacKenzie steht unter Verdacht, seine Ehefrau ermordet zu haben. Die Umstände des außergewöhnlichen Falles geben den Ermittlern der Mordkommission viele Rätsel auf. MacKenzie zählt zur Elite der britischen Antiquitätenhändler. Auf seinem Stammsitz Ardmore Castle wird ein Brief des schottischen Nationaldichters Robert Burns aufbewahrt, und MacKenzies Stücke werden von angesehenen Sammlern und Museen von Rang gekauft.
MacKenzie kam in der Nacht vom 1. auf den 2. Oktober von einer Geschäftsreise aus Paris zurück. Nach eigenen Angaben fand er seine Frau Kirsty erdrosselt im Wohnzimmer vor. Das Schloss zeigte Anzeichen eines Raubüberfalls.
Im Verlauf der Ermittlungen stellte sich heraus, dass die Ehe der MacKenzies seit geraumer Zeit zerrüttet war. Handelt es sich um eine Beziehungstat aus Eifersucht? Der Verdacht gegen den Ehemann steht im Raum, doch widersprüchliche Zeugenaussagen und das Fehlen belastender Beweise scheinen eine Verurteilung MacKenzies unmöglich zu machen.
Selten waren sich alle so einig wie heute, doch die Sache hatte einen Haken. Einer von ihnen musste nach Skye reisen und der Geschichte auf den Grund gehen. Ivy Ferguson schob die Detailaufnahmen des antiken Möbelstücks, die alle Mitarbeiter von Fulbrook an den Tisch gelockt hatten, hin und her.
»Wann, sagten Sie, hat Mr Kermack seine Zweifel an der Echtheit dieses Sekretärs angemeldet?« Sie hob eine Aufnahme der Front an und betrachtete die feine Arbeit der Messingbeschläge. Die Patina stimmte, die Motive ebenfalls. Auch die edlen Hölzer, die für den Korpus des kleinen Schreibmöbels verwendet worden waren, überzeugten durch Farbe und Bearbeitung. Selten hatten sie ein so perfekt erhaltenes Möbel aus der Zeit Louis’ XVI. zur Begutachtung erhalten.
Oscar Fulbrook, Inhaber der renommierten Kunstversicherung, schnaubte verärgert. Im vergangenen Jahr hatte er groß seinen sechzigsten Geburtstag gefeiert und betont, dass er die Firma noch viele Jahre leiten wolle. Dichtes graues Haar, eine runde Hornbrille, ein markantes Profil und bunte Seidenschals charakterisierten das Äußere von Ivys Arbeitgeber, der in der Kunstwelt als Autorität anerkannt war. Umso mehr ärgerte es ihn, dass er ein Objekt versichert hatte, dessen Echtheit nun angezweifelt wurde. Sein Ruf als seriöser Kunstversicherer stand auf dem Spiel.
»Zwei Monate nachdem er es auf der Auktion ersteigert hatte. Ein Freund der Familie war zu Besuch und hat ihn auf die Unterschiede in der Holzfarbe hingewiesen. Minimal, leicht zu übersehen.«
George Hatfield, mit einundfünfzig Jahren der älteste Mitarbeiter bei Fulbrook, hatte die Einschätzung vorgenommen und trommelte nervös mit den Fingern auf die Tischplatte. »Ich hätte es sehen müssen. Das ist mein Job, aber der Schreibtisch machte einen großartigen Eindruck. Die Hölzer sind echt, aus der Zeit. Das Design von Pierre-Harry Mewesen kenne ich verdammt gut, und seine Signatur ist echt. Ich gebe zu, dass ich mich womöglich habe blenden lassen.«
Der Experte wirkte ehrlich zerknirscht, und ein klein wenig tat er Ivy leid, auch wenn er sie ansonsten mit seiner Arroganz zur Weißglut trieb. George arbeitete seit über zehn Jahren für Oscar, konnte auf eine Karriere bei großen Auktionshäusern zurückblicken und war als Experte für Möbel und Gemälde des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts anerkannt. Doch in diesem Fall hatte ihn sein sicheres Gespür für die Echtheit eines Stückes offenbar im Stich gelassen.
»Das hätte jedem von uns passieren können«, meldete sich Giles Cunningham zu Wort und spielte mit seinem vergoldeten Füllfederhalter. Giles sah gut aus, hatte die fünfzig noch nicht erreicht und gab sich gern als nonchalanter Lebemann. Doch was leicht erschien, war die reine Berechnung, wie Ivy innerhalb kurzer Zeit herausgefunden hatte. Giles strebte eine Partnerschaft mit Oscar an, was dieser jedoch nicht in Erwägung zog.
George grinste schief. »Ihnen nicht, mein Bester, das wollten Sie doch damit sagen, nicht wahr?«
»Nun, wenn ich gelesen hätte, dass das Stück aus dem Besitz von Ross MacKenzie stammt, hätte ich sicher einen zweiten Blick darauf geworfen«, meinte Giles selbstzufrieden.
»Soweit ich weiß, gab es nie Zweifel an der Echtheit oder Provenienz von Stücken, die MacKenzie veräußert hat«, sagte Ivy.
»Das nicht«, erwiderte Giles. »Aber seien wir doch mal ehrlich, sein Ruf ist seit dem Skandal von 1983 ruiniert.«
Ivy, die auf der Isle of Skye aufgewachsen war, wusste um den Mordfall, der mit dem Namen MacKenzie verbunden war, doch sie gehörte nicht zu der Sorte Menschen, die jemanden aufgrund von Gerüchten verurteilte. »Der Fall wurde nie geklärt, und MacKenzie hat sich danach mehr und mehr aus dem Geschäft zurückgezogen.«
»Ganz genauso ist es. Und deshalb müssen wir diesem schottischen Phantom, das wie ein Geist in seinem Schloss lebt, auf den Zahn fühlen.« Oscar schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Er warf einen Blick in die Runde. »George scheidet aus, weil er bekannt ist. Wenn der alte MacKenzie ihn vor seiner Tür sieht, schlägt er ihm die Tür gleich vor der Nase zu. Für Giles gilt dasselbe.« Es folgte eine Pause, in der sich alle Augen auf Ivy richteten.
Ivy schüttelte ihre rotbraunen Locken und sagte mit ihrem noch immer hörbaren schottischen Akzent: »Nein! Das können Sie nicht machen! Ich werde nicht die Suppe für George auslöffeln.«
»Warum nicht? Sie fahren nach Skye, besuchen Ihre Eltern und helfen dem alten MacKenzie bei der Auflösung seines Besitzes. Besser könnte es gar nicht sein. Hier, schauen Sie!« Oscar schob ihr eine Stellenausschreibung hin.
»Kunstexpertin gesucht, die bei der Veräußerung von hochwertigen Antiquitäten und Gemälden aus dem Besitz der MacKenzies auf Castle Ardmore hilft. Bezahlung nach Absprache. Freie Kost und Logis«, las Ivy laut vor. »Und wenn er mich kennt?«
»Warum auch nicht? Er kann nicht wissen, dass Sie für uns arbeiten, weil Ihr Name noch nicht auf unserer Website geführt wird. Sie sind unser Joker, Ivy. Und das hier ist Ihre Bewährungsprobe.« Sehr zufrieden mit sich und dem unfehlbaren Plan, den er entworfen hatte, lehnte sich Oscar Fulbrook in seinem Stuhl zurück.
Was sollte sie dem entgegensetzen? Sie war erst seit vier Monaten in der Kunstversicherung tätig. Und das auch nur, weil ihr voriger Arbeitgeber, ein liebenswerter älterer Antiquitätenhändler, überraschend verstorben war. Seine Erben hatten das Geschäft aufgelöst und sie entlassen.
»Es spricht doch nichts dagegen. Sie kennen sich dort oben aus, können gleichzeitig Ihre Familie besuchen und das tun, was Frauen am besten können – Theater spielen«, meinte Giles mit einem süffisanten Grinsen und drehte die Kappe seines Füllhalters auf.
Ivys Miene verdüsterte sich, denn sie hatte sich bereits mehrfach der Anzüglichkeiten ihres Kollegen erwehren müssen. »Für Ihre negativen Erfahrungen mit Frauen kann ich nichts, aber Sie sollten sich dennoch ein gewisses Maß an Objektivität bewahren.«
»Bitte, Giles, bleiben wir doch sachlich«, mahnte Oscar Fulbrook und sah Ivy an. »Nicole meldet Sie in Ardmore an und bucht Ihnen ein Zugticket. Spesen und Tagespauschale selbstverständlich extra. Wenn Sie diesen Auftrag erfolgreich erledigen, verkürze ich Ihre Probezeit, und über Ihr Gehalt können wir neu verhandeln. Was sagen Sie, Ivy?«
Der eigentliche Verursacher ihrer Misere machte eine Miene, als hätte er in eine Zitrone gebissen, als Oscar die lukrativen Konditionen offerierte. Warum auch nicht, dachte Ivy. Dieser Job bei Fulbrook war derzeit ohnehin ihre einzige Chance, sich weiterhin ihr Apartment in London leisten zu können.
»In Ordnung. Ich mache es«, sagte Ivy entschieden.
Oscar Fulbrook strahlte. »Wusste ich doch, dass ich auf Sie zählen kann.«
»Und was ist, wenn MacKenzie sie gar nicht will?«, gab Giles zu bedenken.
»Das lassen Sie nur meine Sorge sein«, meinte Oscar. »Er wird sie nicht ablehnen können.«
»Und welcher einigermaßen angesehene Kunstexperte will bei mieser Bezahlung in einem zugigen alten Kasten in Schottland arbeiten?« George Hatfield schenkte ihr ein mitleidiges Lächeln. »Nichts für ungut, Ivy. Ich hätte es selbst gemacht, wenn es möglich gewesen wäre.«
Ganz sicher, dachte Ivy und überlegte bereits, was sie alles packen musste, um für einige Wochen auf Skye gerüstet zu sein.
Ardmore Castle, Skye
Die Wolken ballten sich dunkel über dem Schloss zusammen, während Ivy mit dem Fahrrad die schmale Straße hinauffuhr. Vom Haus ihrer Eltern bis zum Schloss waren es nur knapp sechs Kilometer, und die Landschaft war so atemberaubend schön, dass sie die frische Luft und die Bewegung genoss. Die Landzunge im Nordwesten von Skye, auf der ihr Elternhaus stand, nannte sich Waternish. Grüne Hügel zur Landseite, Felsen, Ginster und ein Wald erstreckten sich vom ältesten Ort Stein bis hinüber zur Ostseite der Halbinsel. Was Ivy schon als Kind faszinierend gefunden hatte, waren die alten Geschichten über das Feenvolk, das einst auf Skye gelebt hatte. Noch immer gab es die Fairy Bridge, mit der die Legende um eine tragische Liebe zwischen einem Chief des MacKenzie-Clans und einer Fee verbunden war.
Weniger begeistert war Ivy von der Viehzucht. Ihre Eltern betrieben einen kleinen Hof und züchteten seltene Schafrassen. Die kleinen Castlemilk Moorit und die widerstandsfähigen Manx Loaghtan mit den hübschen braunen Gesichtern grasten im felsigen Hügelland der Fergusons. Allein von der Schafzucht konnten ihre Eltern jedoch nicht leben und hatten deshalb zwei kleine Ferienhäuser aus Holz gebaut, die bei den Gästen sehr beliebt waren.
Als ein erster Regentropfen ihre Stirn traf, beschleunigte Ivy das Tempo, um ihrem neuen Arbeitgeber nicht durchnässt gegenübertreten zu müssen. Es war September und noch immer mild, doch sie hatte die Rechnung ohne das rasch wechselnde schottische Wetter gemacht. Innerhalb weniger Augenblicke war es beinahe dunkel, und dicke Regentropfen wurden ihr vom Wind entgegengepeitscht. Zähneknirschend trieb sie ihr Rad die letzte Steigung zum Schloss der MacKenzies hinauf, überquerte die Brücke vor dem Toreingang und kam in einem gepflasterten Innenhof zum Stehen.
»Hey, was machen Sie hier?«, rief eine männliche Stimme. »Das ist Privatbesitz.«
Ivy schob ihr Rad auf den Mann zu, der unter einem Vordach stand und sie mit amüsierter Miene musterte. Er war groß, dunkelhaarig und hatte auffallend blaue Augen. In einer Hand hielt er ein Mobiltelefon, mit der anderen tätschelte er einen Jagdhund, der hinter ihm aus der offenen Tür gekommen war.
»Sind Sie Calum MacKenzie?« So selbstsicher, wie er sich gab, konnte er nur der Neffe des Schlossherrn sein, entschied Ivy und lächelte, während sie ihr nasses Haar aus dem Gesicht strich.
Er hob eine Augenbraue, musterte sie eingehend und grinste. »Ivy Ferguson?«
Sie nickte. »Ich bin wohl zu lange nicht mehr hier gewesen, sonst hätte ich mich mit meiner Wetterprognose nicht so verhauen.«
Calum MacKenzie steckte sein Telefon in die Hosentasche und reichte ihr die Hand. »Willkommen auf Ardmore Castle. Das Rad können Sie hier stehen lassen. Kommen Sie herein, da machen wir Ihnen einen Tee.«
Ivy lehnte ihr Fahrrad neben einem Surfbrett an die Mauer, um Calum ins Haus zu folgen. Der Hund, ein braun-weißer Springerspaniel, schnupperte an ihr, und sie streichelte automatisch das weiche Fell.
»Wie heißt er?«
»Charly. Er gehört meinem Onkel. Warten Sie bitte.« Sie befanden sich in einem kleinen Arbeitszimmer, in dessen Mitte ein schlichter Piedestalschreibtisch stand. Bücherregale, eine Vitrine und Stiche mit Tiermotiven fielen Ivys Kennerblick als geschmackvoll und einer näheren Begutachtung würdig auf.
Calum verschwand, und Ivy zog die nasse Windjacke aus. Immerhin war ihr Pullover nicht durchnässt. Jeans, Boots und ihre Handtasche ließen sich durch Schütteln von den Wassertropfen befreien. Der Hund legte sich in einen Korb neben dem Schreibtisch, blinzelte sie noch einmal an und schlief seufzend ein.
Da es ihre Aufgabe sein würde, das Inventar zu taxieren, machte sie in Gedanken bereits eine Aufstellung dessen, was sie sah. Solide, dachte sie, vor allem die Stiche konnten interessant sein. Sie trat näher, um den Künstler zu identifizieren, als Calum mit einem Handtuch zurückkehrte.
»Bitte, wenn Sie sich frisch machen wollen, finden Sie das Bad links am Ende des Ganges. Aber nicht erschrecken, hier ist die Zeit stehen geblieben.«
»Danke.« Sie nahm das Handtuch und ihre Handtasche und ging an gekalkten Wänden mit schmalen Fenstern zum Hof vorbei. Zugig, feucht und kalt, schoss es Ivy durch den Kopf, als sie die Tür zum Badezimmer aufdrückte. Die sanitären Einrichtungen hätten auch einem Museum alle Ehre gemacht. Entweder der Schlossherr hatte Sinn für Humor und war sehr sparsam, oder es mangelte schlicht an Geld.
Nachdem sie sich präsentabel gemacht hatte, kehrte sie in das Arbeitszimmer zurück. »Tut mir leid, dass ich Ihnen Umstände bereite, aber nach dem Londoner Stadtmief war es einfach zu verlockend, das Fahrrad zu nehmen.«
Calum reichte ihr einen Becher mit Tee. »Keine Umstände. Wir sind froh, dass Sie sich gemeldet haben, um ehrlich zu sein. Alle anderen Bewerber waren, nun ja, kaum akzeptabel. Die meisten waren wohl eher auf der Suche nach einem bezahlten Urlaub auf Skye.«
»Wirklich? Nun, in dieser Hinsicht kann ich Sie zumindest beruhigen. Touristische Ambitionen habe ich nicht.« Sie nippte an ihrem Tee, der stark und aromatisch war.
Calum lehnte sich an den Schreibtisch und nahm eine Mappe in die Hand. »Nein, Ihre Eltern haben eins der Crofter-Häuser und sind ziemlich erfolgreich mit ihrer Schafzucht.«
»Wie man’s nimmt«, meinte Ivy und beobachtete seine schlanken Hände, die in den Unterlagen blätterten. Er wirkte sportlich, und seine Haut war gebräunt, so als wäre er viel am Wasser.
»Sie klingen nicht sehr begeistert.«
»Nein, deshalb bin ich gleich nach der Schule von hier fortgegangen. Für Kunstbegeisterte gibt es nicht viele Möglichkeiten auf der Insel. Es sei denn, man besitzt ein Schloss, das mit Antiquitäten vollgestopft ist.«
»Womit wir beim Grund Ihres Hierseins sind.« Calum fuhr sich durch die Haare. »Die Lage ist folgende: Mein Onkel hatte einen Schlaganfall, von dem er sich nur langsam erholt. Bis dato hat er allein hier in dem alten Kasten gelebt, was nun aber nicht länger möglich ist. Deshalb hat er sich zum Verkauf des Familiensitzes entschlossen, was ihm sehr schwergefallen ist, aber ich halte es für die beste Lösung. Bevor wir diesen letzten Schritt gehen, wollen wir seine Kunstschätze veräußern.«
»Ihr Onkel war ein erfolgreicher Antiquitätenhändler. Mein ehemaliger Arbeitgeber hat ihn manches Mal erwähnt. Hat Ihr Onkel seinerzeit nicht auch einige Artikel für das Burlington-Magazin geschrieben?« Ivy hatte sich vorbereitet, soweit das in der Kürze der Zeit möglich gewesen war.
»Richtig. Möbel des achtzehnten Jahrhunderts waren sein Spezialgebiet.«
Sollte sie gleich mit der Tür ins Haus fallen und das Schreibmöbel, das infrage stand, erwähnen? Zumindest wäre eine spontane Reaktion interessant. »Ich meine, mich an ein kleines Schreibmöbel zu erinnern, das vor einigen Monaten auf einer Auktion versteigert wurde. In der Provenienz wurde Ihr Onkel erwähnt. Sehr hübsch und außergewöhnlich, deshalb erinnere ich mich daran.«
Calum zuckte nur mit den Schultern. »Da bin ich überfragt. Ich helfe meinem Onkel, weil ich ihn mag und er sonst niemanden hat, dem er vertrauen kann. Allerdings bin ich Mediengestalter, kein Kunstexperte. Deshalb brauchen wir Sie.«
Sein Lächeln war entwaffnend und ließ sie unsinnigerweise überlegen, ob er Single war.
»Wollen Sie mir vielleicht zeigen, was auf mich zukommen würde, damit ich einschätzen kann, wie viel Zeit ich benötige?«
»Seien Sie nicht allzu enttäuscht vom Zustand des Schlosses.« Er ging voraus und führte sie zuerst in die große Halle, das Zentrum jeder schottischen Burg.
Während sie die massiven Möbelstücke aus verschiedenen Jahrhunderten, Waffen aller Art, Gemälde und Teppiche betrachteten, tappte Charly geduldig neben ihnen her und gähnte gelegentlich. Die Decke der Halle war getäfelt und mit aufwendigen Schnitzereien versehen. Hier hatten die großen Feste und Versammlungen des Clans stattgefunden. Und genauso waren hier Verhandlungen geführt und Kriegspläne geschmiedet worden. Wahrscheinlich hatte hier auch mancher Pächter vor dem Lord gestanden und um Hilfe gebeten, wenn er mit den Zahlungen im Rückstand war, weil die Ernte zu gering ausgefallen war oder eine Krankheit seine Familie dahingerafft hatte.
»Wie ist Ihr Eindruck?«, riss Calum sie aus ihren Gedanken.
»Solide, ich sehe bis jetzt allerdings keine besonders wertvollen Stücke. Die Gemälde sind Durchschnitt. Keine bedeutenden Künstler, aber ansprechende Motive. Besonders die Jagdszenen finden ihre Liebhaber.«
Calum sog scharf die Luft ein. »Autsch, das hört sich nicht gut an. Lassen Sie das nicht meinen Onkel hören.«
»Warum nicht? Er weiß doch sicher viel besser als ich, welche Gewinne zu erzielen sind.«
Ein lautes Klopfen ertönte. Beide drehten sich um, und Ivy sah den Schlossherrn in einem Rollstuhl durch die Tür fahren. Quer über seinen Beinen lag ein Spazierstock, mit dem er anscheinend gegen die Tür geschlagen hatte. Ross MacKenzie war noch immer eine beeindruckende Erscheinung, auch wenn er von seiner Krankheit gezeichnet war. Dichtes weißes Haar, ein klassisches Profil mit einem energischen Kinn und ein Ausdruck, der von einer gewissen Arroganz oder auch Verbitterung zeugte, hielten sein Gegenüber auf Distanz. Mit diesem Mann legt sich niemand ohne Weiteres an, dachte Ivy und lächelte zaghaft.
Die buschigen weißen Augenbrauen wurden unwillig zusammengezogen, als er mit beiden Händen seinen Stock umklammerte und seinen Neffen ansah. »Wer ist das?«
Seine Aussprache war undeutlich, und es strengte ihn an, sich zu artikulieren, was ihn mit Sicherheit verärgerte. MacKenzie war kein Mann, der sich gern helfen ließ, geschweige denn, auf die Hilfe anderer angewiesen sein wollte, mutmaßte Ivy.
»Darf ich dir Ms Ferguson vorstellen, Onkel? Sie war doch für heute angemeldet. Ich bin gerade dabei, ihr einen Überblick zu verschaffen und …«, begann Calum, doch sein Onkel unterbrach ihn mit einer Handbewegung.
»Sie sind eine Ferguson?«, brachte er gepresst hervor und starrte Ivy grimmig an.
Verunsichert sah Ivy zu Calum. »Ja, aber warum? Ist das ein Problem?«
»Nein, nein, natürlich nicht«, versicherte Calum. »Onkel, es ist doch schön, dass Ms Ferguson hier Verwandte hat. Dann ist sie nicht allein. Skye kann eine Herausforderung für jemanden sein, der es nicht kennt. Die Einsamkeit hier draußen ist nicht jedermanns Sache.«
»Sie haben einen wundervollen Familiensitz, Sir. Als Kind bin ich hier oft vorbeigekommen und habe mich gefragt, wie das Schloss wohl von innen aussehen mag«, sagte Ivy freundlich.
Ein unverständliches Gemurmel war die Antwort.
»Und ich bin schon sehr gespannt auf den berühmten Brief von Robert Burns, den Sie hier aufbewahren! Was für ein Schatz! Der allein dürfte schon eine Menge einbringen.« Wenn sie gehofft hatte, dass diese Aussage Lord MacKenzie besser stimmen würde, sah sie sich getäuscht.
Stattdessen riss Ross MacKenzie die Augen auf, fuchtelte unkontrolliert mit seinem Stock gefährlich nah an ihrem Kopf vorbei und knurrte: »Nein!«
Calum ging zu seinem Onkel und legte ihm beruhigend den Arm um die Schultern. »Ist ja gut, wir unternehmen nichts ohne deine Zustimmung. Soll ich dich wieder in dein Zimmer bringen? Es ist Zeit für deine Medikamente. Bitte entschuldigen Sie uns einen Augenblick, Ms Ferguson.«
Ratlos blieb Ivy in der Halle von Ardmore Castle zurück. Was auch immer sie erwartet hatte, es entsprach in keiner Weise dem, was sich ihr hier bot.
Während Ivy auf Calum wartete, sah sie sich in der Halle um. In den meisten Burgen befanden sich die Familienquartiere auf der einen Seite der Halle – dorthin war Calum mit seinem Onkel gegangen – und die Küche sowie weitere Wirtschaftsräume auf der anderen Seite. Durch das Oberlicht der hohen Decke fiel plötzlich Sonnenschein in den Raum, und Millionen von Staubpartikeln tanzten im Licht. Als sie genauer in die Ecken sah, entdeckte sie dicke Spinnweben und ahnte das Ausmaß an Vernachlässigung, das über die Jahre seine Spuren hinterlassen hatte. Durch ihre Arbeit für Fulbrook und auch für Russel hatte sie Einblick in zahlreiche Herrenhäuser, Schlösser und Landsitze erhalten. In zu vielen Fällen verkauften die Besitzer solcher Anwesen aus finanzieller Not heraus, denn die Unterhaltung fraß enorme Summen. Vielfach hatten schon die vorherigen Generationen die besten Stücke der Kunstsammlungen oder des Inventars veräußert.
Hier jedoch lag der Fall anders. Nachdenklich betrachtete Ivy einen schön gearbeiteten Kartentisch, dessen Platte von einer Lyra gehalten wurde – eigentlich ein amerikanisches Motiv des frühen neunzehnten Jahrhunderts, das bei Tischen aller Art verwendet wurde. Nun, MacKenzie war ein erfolgreicher Antiquitätenhändler gewesen und hatte sicher Stücke aus aller Welt ein- und verkauft. Sie bückte sich, um unter die Tischplatte sehen zu können. Wenn sie sich nicht täuschte, könnte dieser Tisch von Michael Allison stammen und wäre damit hochpreisig anzusetzen. Das Akanthusmotiv der Lyra, die geschwungenen Säbelbeine und die Klauenfüße waren aus Messing und passten zur Arbeit des berühmten Kunsttischlers.
»Haben Sie doch etwas Interessantes gefunden?«, erklang Calums Stimme und ließ Ivy so abrupt auffahren, dass sie sich den Kopf an der Tischplatte stieß.
»Autsch, haben Sie mich erschreckt!«
»Tut mir leid, das war nicht meine Absicht. Mein Onkel hat sich hingelegt und wird mit Ihnen sprechen, sobald er kann. Natürlich nur, wenn Sie den Job hier übernehmen wollen?« Hoffnungsvoll sah Calum sie an. »Ich weiß nicht weiter und bin ganz ehrlich: Die Schulden wachsen meinem Onkel über den Kopf, aber er will den Ernst der Lage nicht einsehen.«
»Also dieser Kartentisch hier macht einen vielversprechenden Eindruck. Wenn es mehr Stücke dieses Kalibers gibt? Und was ist mit dem Burns-Brief? Der würde ein Vermögen einbringen!«
Calum seufzte. »Tja, da ist nichts zu machen. Mein Onkel hat mir ausdrücklich untersagt, den Brief zu verkaufen. Wollen Sie ihn sehen? Er befindet sich in der Bibliothek.«
»Unbedingt!«
Die Bibliothek war ein eher kleiner Raum, doch die umlaufenden Regale waren bis unter die Decke mit Büchern und kleinen Skulpturen gefüllt. Es gab eine schmale Empore, die man über eine Wendeltreppe erklimmen konnte, und in der Mitte des Raumes befand sich ein Lesetisch mit vier Ledersesseln.
»Oh, wie schön!«, entfuhr es Ivy. »Haben Sie die Bücher gesichtet? Sind seltene Erstausgaben darunter?«
Calum hob ratlos die Hände. »Ich interessiere mich weder für Bücher noch für Möbel oder Gemälde, und mein Onkel hat nie ein Verzeichnis seiner Bücher geführt. Wissen Sie, er hat gekauft, was ihm gefiel, und er hatte einen Riecher für besondere Stücke. Das hat ihn erfolgreich gemacht, bis …« Calum brach ab und ging zu einer kleinen Vitrine, die vor einem der Regale stand.
»Schauen Sie, hier ist der Brief.«
Ivy trat neben ihn und sah auf vergilbtem blauem Samt einen Briefbogen liegen, der mit den charakteristischen Schriftzügen des berühmten schottischen Dichters beschrieben war. »1785 hat Burns diesen Brief verfasst. Wenn ich mir vorstelle, wie er wohl in seiner Stube gesessen und an seine Geliebte geschrieben hat.«
»Sie begeistern sich tatsächlich für diese alten Dinge, ja?« Calum sah sie an, was ihr sehr bewusst war.
»Äh ja, schon immer. Sie nicht? Und das, obwohl Ihr Onkel in einem Schloss lebt?«
MacKenzies Neffe lachte. »Das war schon eine tolle Sache für einen Jungen, aber mich hat das Meer immer mehr interessiert. Mein Vater ist Ross MacKenzies jüngerer Bruder, aber verschiedener könnten Brüder kaum sein. Wir sind nach London gezogen, wo mein Vater als Finanzberater tätig war. Ich bin immer gern in den Ferien nach Skye zu meinem Onkel gefahren, weil ich hier surfen konnte und mein Onkel mir alle Freiheiten gelassen hat, die sich ein Junge wünschen kann.« Er grinste breit.
Ivy konnte sich gut vorstellen, was für ein Paradies Skye für einen Londoner Teenager sein musste. Er hatte eine entwaffnend offene Art, die es ihr schwer machte, weiterhin die unbedarfte Kunstexpertin zu spielen. Aber das war ihr Job. Und im Grunde log sie ja nicht, sondern verschwieg einfach nur einen Teil der Wahrheit.
»Ihre Eltern leben doch in einem der alten Crofter-Häuser. Eigentlich hätten wir uns begegnen müssen«, überlegte Calum. »Waren Sie nicht oft am Strand? Warten Sie, kennen Sie Tommy Mulloy? Der hat eine Tischlerei drüben am Ende der Bucht eröffnet, und seine Frau, Rachel, ist mit ihrer Töpferkunst erfolgreich.«
»Rachel Waters?«
»Genau die!«
»Wir sind zusammen in die Grundschule gegangen. Ach, und sie ist mit Tommy Mulloy verheiratet? Das wusste ich nicht. Ich muss gestehen, dass ich keinen Kontakt mehr hatte und in den Ferien immer nur fortwollte.«
Er hob die Schultern. »Ich will Sie nicht mit alten Geschichten langweilen. Jeder muss seinen Platz im Leben finden, und das ist manchmal nicht einfach. Nicht alle sind so mit einem Ort verwurzelt wie mein Onkel.«
Ivy lächelte. »Nein, sicher nicht. Aber sagen Sie, warum will er sich nicht von diesem Burns-Brief trennen?«
»Wenn ich das wüsste. Er kann sehr verschwiegen sein, wenn es um seine Antiquitäten geht. So war er schon immer. Also bleiben Sie und stellen sich der Herausforderung? Die Bezahlung ist nicht besonders, doch wenn wir erfolgreich verkaufen, ist ein Bonus für Sie drin.«
Sie schlug in die dargereichte Hand ein. »Ich bleibe.«
Er strahlte. »Großartig. Können Sie morgen anfangen?«
»Ja, das ist kein Problem. Wer außer Ihnen ist denn noch hier und kümmert sich um Ihren Onkel?«
»Nur Brenda MacKinney. Sie kommt zum Putzen, macht die Wäsche und kocht an manchen Tagen«, erklärte Calum.
»Wie viele Räume hat die Burg eigentlich?« Es war nicht verwunderlich, dass Staub und Spinnweben überhandnahmen, wenn nur eine Person die gesamte Burg putzen sollte.
Calums Mobiltelefon klingelte, und er warf einen kurzen Blick auf das Display. »Lassen Sie uns das Weitere morgen besprechen, ja? Ich bereite alles vor, und wenn mein Onkel sich gut fühlt, wird er auch mit Ihnen sprechen.«
»Gut. Ich kann um neun hier sein.«
Calum nickte und nahm das Gespräch an. »Hi, Peter, bleib kurz dran, bitte.« Zu Ivy sagte er: »Sie finden allein hinaus?«
Während sie die Bibliothek verließ, hörte sie Calum über eine Softwarelösung sprechen. Er hatte ein Leben und einen Job und war sicher nur kurzfristig hier, um seinem Onkel zu helfen, mit dem Ivy nicht unbedingt allein sein wollte. Als sie durch die große Halle ging, blieb sie vor dem Kartentisch stehen. Was störte sie? Nichts, dachte sie. Der Tisch war perfekt, genau wie das kleine Schreibmöbel von Mr Kermack. Es kam selten genug vor, dass Möbel des achtzehnten Jahrhunderts derart gut erhalten waren. Nun, sie würde genügend Zeit haben, der Sache auf den Grund zu gehen.
Die Regenwolken hatten sich verzogen, und Ivy sog tief die salzige Luft ein, als sie den Hügel hinunterfuhr. Die MacKenzies hatten einen prachtvollen Ausblick von hier oben. Rechts schaute man bis hinüber nach Ardmore Point, wo die Klippen vom ewig nagenden Meer zu einem markanten Bogen ausgewaschen worden waren, der nun wie ein Tor wirkte. Hinter den Klippen schlug die offene See gegen die Küste, und weiter nördlich warnte das Leuchtfeuer von Waternish Point die Seeleute vor den gefährlichen Felsen. Wandte man den Blick nach links, wurde die Landschaft lieblicher. Palmen wiegten sich im Wind, und die Gärten waren üppig bepflanzt, was einer Laune der wärmeren Meeresströmungen zu verdanken war. Doch ihr Weg führte sie von der Küste ins Landesinnere wieder hinauf in die felsigen Hügel, wo sich die weißen Häuser der Crofter als Relikte einer vergangenen Epoche gegen das schottische Wetter behaupteten.
Die Crofter-Häuser lagen verstreut in großen Abständen voneinander. Überall grasten Schafe, hin und wieder fanden sich Pferde, die von Weidezäunen eingegrenzt wurden. Ivy konnte gerade noch einem Schlagloch ausweichen, bevor sie auf die Schotterpiste bog, die zu ihrem Elternhaus führte. Der Weg wand sich einen Kilometer die Hügel hinauf, stellenweise von Weidezäunen begrenzt, doch die weitesten Teile waren allen Tieren zugänglich, wie überall in den Highlands. Umsicht beim Fahren war geraten, denn oft kreuzten Schafe oder Rinder die Straße.
Mit einer letzten Kraftanstrengung nahm Ivy die Steigung und bremste schwungvoll auf dem Hof vor dem einstöckigen Haus ihrer Eltern. Es unterschied sich nicht von den übrigen Crofter-Häusern. Die Fassade war weiß gestrichen, Fensterrahmen und Tür schwarz, und auch das Dach war mit schwarzen Schindeln gedeckt. Ihre Mutter hatte Kletterrosen neben der Haustür gepflanzt, die noch blühten. Auch die Blumenbeete und der Gemüsegarten gingen auf das Konto ihrer unermüdlich arbeitenden Mutter. Alles wirkte sauber und gepflegt. Ivy schob ihr Rad in den Schuppen, der sich neben einem der Schafställe befand. Die beiden Ferienhäuser lagen in exponierter Position auf der anderen Seite des Hauses. Von dort aus hatten die Gäste einen weiten Blick über die Hügel bis hinunter zur Bucht. Ardmore Castle markierte die Küste mit seinem Turm, auf dem die Flagge der MacKenzies gehisst war.
Ein Border Collie kam ihr entgegengelaufen und stupste sie an. »Hey, Molly. Na, meine Hübsche, willst du mit rein?«
Der ausgebildete Hütehund war der ganze Stolz ihres Vaters und durfte nicht ins Haus, was Ivy geflissentlich ignorierte. Für sie gehörten Hunde zur Familie, vor allem, wenn sie so einen guten Job machten wie Molly. Ihre Haltung Tieren gegenüber war ein wesentlicher Streitpunkt zwischen ihr und ihren Eltern gewesen.
Energisch schritt Ivy die Stufen zur Haustür hinauf und ließ Molly eintreten. Vorsichtig schaute sich der Hund zu ihr um. »Ist okay, Molly. Wenn ich hier bin, darfst du das.«
Sie tätschelte der Hündin den Kopf und ging in die Küche, wo sie ihre Mutter hantieren hörte.
»Hi, Mum, ich bin zurück!«
Molly schob sich an ihr vorbei und schnüffelte genießerisch, bevor sie sich unter den Tisch legte. Die Küche war das Zentrum des Hauses, hier wurde gekocht, gegessen und zusammengesessen, um den Tag zu besprechen.
Edith Ferguson wischte sich die Hände an einem Tuch ab und öffnete die Arme, um ihre Tochter an sich zu drücken. Die beiden Frauen trennten fünfundzwanzig Jahre, und sie sahen sich sehr ähnlich. Vielleicht überwog in Ediths Augen das Braun, doch sie hatte dieselben widerspenstigen kastanienbraunen Locken wie ihre Tochter. Nur einige graue Strähnen zeigten an, dass die Mutter bereits auf die sechzig zuging.
»Du sollst Molly doch nicht ins Haus lassen«, tadelte sie Ivy milde und warf dem Hund einen Happen zu.
Ivy grinste. »Sie ist ein toller Hütehund und verdient einen warmen Platz am Tisch. Meine Meinung.«
Sie hatten besprochen, dass Ivy in die Lodge ziehen könne, sobald die letzten Gäste der Saison ausgezogen waren. Mit ihrer Mutter hatte Ivy sich immer gut verstanden, und sie wäre auch öfter nach Hause gekommen, doch mit ihrem Vater kam es immer wieder zu hässlichen Streitereien, die sich minimieren ließen, wenn die räumliche Distanz größer war.
»Ach, Ivy, es ist ja nicht nur wegen Molly, was ist das nur zwischen dir und deinem Vater? Kannst du nicht ein wenig nachsichtiger mit ihm sein? Er ist nicht mehr der Jüngste, und die Arbeit fällt ihm schwerer, auch wenn er das nie zugeben würde.« Edith ging zurück an den Herd, sah in die Töpfe und griff nach dem Messer, um Zwiebeln und Karotten zu schneiden.
»Kann ich dir helfen?« Ivy wusch sich die Hände in einem kleinen Waschbecken und trat neben ihre Mutter.
Es gab Dinge, die sie immer mit ihrer Kindheit verbinden würde. Dazu gehörten der traditionelle Clapshot, ein Kartoffel-Rüben-Stampf, der mit Schnittlauch abgeschmeckt und mit Fleisch oder Oatcakes gegessen wurde. Ivy hatte aufgehört, Fleisch zu essen, als ihr Vater ein Lamm geschlachtet hatte, das sie mit der Flasche gefüttert hatte.
»Das ist lieb von dir, aber setz dich nur und nimm dir ein Glas Wein. Ich habe extra einen guten Wein eingekauft, aber sag das Vater nicht, sonst schimpft er wieder über meine Verschwendungssucht. Hast du den Job bei den MacKenzies jetzt sicher?« Edith Ferguson lächelte ihre Tochter um Verständnis bittend an, und Ivy nahm die Flasche und den Korkenzieher und ging zum Küchentisch.
»Ich denke ja. Und wie ich schon angedeutet hatte, bleibe ich nur für eine kurze Zeit und gehe nach London zurück.« Ivy seufzte. »Bist du eigentlich glücklich, Mum? Ich war es hier nie.«
Ihre Mutter gab gehacktes Fleisch in eine Pfanne, in der bereits Zwiebeln schmorten. Es zischte und brutzelte, und Ivy rümpfte die Nase. Sie konnte den Geruch schon lange nicht mehr ertragen, sagte aber nichts. Stattdessen zog sie den Korken aus der Flasche, einem anständigen Chardonnay, und goss Wein in zwei Gläser. Eines reichte sie ihrer Mutter. »Cheers!«
»Cheers, Ivy!«, sagte Edith und nahm einen Schluck. Liebevoll strich sie ihrer Tochter über die Wange. »Du musst nicht immer so schlecht von allem hier und vor allem von deinem Vater denken. Ich wäre nicht bei ihm geblieben, wenn ich es nicht gewollt hätte. Wir haben uns die Farm gemeinsam aufgebaut, und mit den beiden Ferienhäusern läuft es richtig gut. Das hätten wir schon viel früher machen sollen.«
»Ich denke nicht schlecht von Vater. Er ist nur so schrecklich verbohrt und will einfach nicht verstehen, dass ich etwas anderes als die Farm wollte. Das ist unfair, Mum.«
»Da gebe ich dir recht, aber er ist, wie er ist. Sein Vater war genauso. Du hast ihn ja kaum kennengelernt, den alten Ferguson, aber Himmel, was war das für ein sturer Mann!« Edith lachte leise und stellte ihr Glas ab. Sie selbst war eine geborene Stewart und stammte aus Uig, wo ihre Familie ein Fährgeschäft zu den Äußeren Hebriden betrieb. Als kluge Unternehmer hatten sich die Stewarts den ständig wachsenden Besucherzahlen angepasst. Aus einer Fähre waren drei geworden, und heute gehörten ihnen zudem ein Restaurant und ein Hotel am Hafen von Uig. Mit ihrem Cousin und zwei Cousinen verstand sich Ivy gut, auch wenn sie nur losen Kontakt hielten. Ihr Vater war auf den erfolgreichen Schwager immer ein wenig eifersüchtig gewesen, weshalb es bei Familienfesten kaum ohne kleinere Reibereien ablief, die Ivy schon als Teenager gehasst hatte. Wenn es sich vermeiden ließ, blieb Ivy Familienzusammenkünften fern, freute sich jedoch, wenn sie von ihren Cousinen in London besucht wurde.
»Ich möchte jedenfalls nicht mit jemandem mein Leben verbringen, der kein Verständnis für meine Wünsche und Sehnsüchte hat.«
»Deshalb hast du dich von Louis getrennt?«, fragte ihre Mutter, während sie das Hackfleisch wendete.
Drei Jahre war Ivy mit Louis, der eine exklusive Weinhandlung in London betrieb, zusammen gewesen. Die Trennung lag bereits ein halbes Jahr zurück, und sie gingen inzwischen freundschaftlich miteinander um, doch es nagte noch immer an ihr, dass Louis sie mit einer Französin auf einer Weinmesse betrogen hatte.
»Auch. Du weißt, dass er mich betrogen hat.«
»Sicher, aber schon davor warst du unzufrieden mit eurer Beziehung, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Ihr wart zu verschieden, hast du mir erzählt.«
»Hm, stimmt, ja.« Louis verbrachte seine Freizeit, die knapp bemessen war, am liebsten in Clubs, auf Weinmessen, oder er besuchte Weingüter in Europa. Ivy hingegen brauchte als Ausgleich zu ihrem Job in der Kunstwelt ausgedehnte Wanderungen oder Radtouren durch die Natur. Dabei verzichtete sie gern auf jeden Komfort, packte nur einen Rucksack und übernachtete auf Campingplätzen oder in einfachen Hütten. Louis hatte diese Ausflüge als Zumutung empfunden, denn sein Freizeitschuhwerk bestand allenfalls aus Bootsschuhen.
»Siehst du, und dein Vater und ich lieben dieselben Dinge. Das verbindet uns.«
Ivy seufzte. »Du findest es in Ordnung, die Schafe, die du monate- oder jahrelang gehegt hast, die du beim Namen kennst, auf den Hänger zu locken und dann zum Schlachthof zu bringen?«
Edith Ferguson legte den Bratenschieber lautstark auf die Ablage und sah ihre Tochter fest an. »Das ist unser Leben. Du willst es nicht, du musst es nicht verstehen, und das ist in Ordnung. Aber hör auf, uns ständig Vorhaltungen zu machen. Ich freue mich, dass du hier bist. Du bist meine Tochter, und ich liebe dich. Was auch immer du tust, ich respektiere es. Versuch du bitte auch, uns zu respektieren.«
Tränen schossen in Ivys Augen, und sie schluckte mehrfach, bis sie sich wieder unter Kontrolle hatte. »Tut mir leid, Mum.«
Sofort wurde der Ausdruck auf Ediths Gesicht weich, und sie zog ihre Tochter an sich und drückte sie fest. »Meine Süße, so ist das Leben. Wir sind alle verschieden. Und vieles hat sich geändert. Wenn ich in deinen Schuhen stecken würde, wer weiß, was wir dann gemacht hätten. So, und jetzt deck bitte den Tisch, denn dein Vater kommt gleich.«
Für ihren Vater brauchte sie kein Weinglas hinzustellen, denn er trank nur Ale und gelegentlich einen Whisky. Alfred Ferguson war auf Skye verwurzelt. So sehr, dass er nur ungern die Insel verließ, und das war seiner Meinung nach ohnehin nicht notwendig. Hier gab es alles, was er brauchte, abgesehen von den neuesten technischen landwirtschaftlichen Gerätschaften. Für eine Messe war er schon mal nach Glasgow gereist, und wenn es Viehmärkte in den Highlands gab, fuhr er auch dorthin. Doch wenn seine Frau den zarten Wunsch nach einem Ausflug artikulierte, schmetterte er diesen meist als unnötig und viel zu aufwendig ab. Es war diese engstirnige Haltung, die Ivy schon früh gegen ihren Vater aufgebracht hatte. Sie konnte seine Liebe und Verbundenheit zu seiner Scholle verstehen, doch fand sie es nicht zu viel verlangt, von ihm auch Verständnis für die Wünsche anderer zu erwarten.
Als Edith das Essen fertig zubereitet zum Warmhalten in den Backofen gestellt hatte und sich die Hände wusch, kam Ivys Vater in die Küche. Groß und schlank entsprach Alfred mit seinen struppigen grau-roten Haaren dem Typus des Highlanders. Seine dunklen Augen musterten jeden neugierig und doch mit einer gewissen Distanz. Er hatte das kantige Kinn der Fergusons, doch wenn er lächelte, konnte er jeden für sich einnehmen. Warum nur machte er nicht öfter Gebrauch davon?, dachte Ivy und umarmte ihren Vater.
»Hi, Dad.«
»Aye, meine Kleine.« Er küsste sie auf die Wange, ging zu seiner Frau und küsste sie ebenfalls auf die Wange, bevor er sich an den Küchentisch auf seinen Platz setzte.
»Was hast du uns Gutes gekocht, Schatz?«
»Clapshot, mein Lieber, und zum Nachtisch haben wir Beerencrumble mit Sahne.«
Alfred brummte zufrieden und goss sich Ale aus der Flasche ein, die er sich aus dem Kühlschrank genommen hatte. »Und wie war dein Vorstellungsgespräch, Ivy?«
»Ganz gut, denke ich. Der Neffe ist froh, wenn ich anfange, während sein Onkel ein merkwürdiger Kauz zu sein scheint.« Ivy tippte gegen ihr Weinglas.
Mit dem Handrücken wischte sich Alfred über die Lippen. »Der alte MacKenzie ist nicht besser als die gesamte verrottete Sippe. Von dem kannst du nichts erwarten.«
»Alfred! Sprich nicht so!«, mahnte seine Frau vom Herd.
»Warum nicht, wenn es doch die Wahrheit ist!« Ihr Vater lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Von denen hatten wir noch nie etwas Gutes zu erwarten. Warum sollte sich das heute ändern?«
»Ach, das kann man doch so nicht sagen. Lass die Vergangenheit endlich ruhen, Alfred. Ross MacKenzie hat uns nie Ärger gemacht.«
Ivys Vater schnaufte verächtlich. »Nur, weil er keine Gelegenheit dazu hatte.«
»Wie auch, Dad? Die Zeiten der Abhängigkeit der Crofter von den Lairds sind lange vorbei. Ich kann es einfach nicht mehr hören. Wir leben im nächsten Jahrtausend!«
Alfred Ferguson warf seiner Tochter einen langen, nachdenklichen Blick zu. »Vielleicht ist das so. Vielleicht auch nicht, Ivy. Du weißt nicht alles. Wenn du es wüsstest, würdest du nicht so leichtfertig über die Vergangenheit reden.«
»Wir zahlen Lord MacKenzie keine Pacht, haben wir nie, oder doch?«
Alfred runzelte die Stirn. »Nein, das nicht, aber …«
»Aber was? Dann hat er uns doch nie ein Unrecht getan. Warum sollte ich nicht gut mit ihm auskommen wollen? Ich habe heute einen alten, verbitterten Mann gesehen, der nach einem Schlaganfall im Rollstuhl sitzt und nach Worten sucht«, feuerte Ivy zurück.
»Tatsächlich? Ich wusste nicht, dass der Alte einen Schlaganfall erlitten hat«, meinte ihr Vater und drehte sein Bierglas vor sich.
»Würde es etwas an deinem Groll gegen die Familie MacKenzie ändern?«
Ihr Vater schwieg.
»So, das Essen ist fertig!« Sie füllte allen eine großzügige Portion Rübenmus auf die bereitstehenden Teller.
»Du wirst also für die MacKenzies arbeiten, ja? Dann frag den Alten doch mal, ob er seine Frau damals umgebracht hat. Das würde mich interessieren.« Selbstzufrieden vermengte Alfred sein Hackfleisch mit dem Rübenmus.
Sein Onkel hatte sich hingelegt, und Calum hoffte, dass er ein wenig schlafen würde. Ruhe tat ihm gut, auch wenn er sich das nicht eingestehen wollte. Ross MacKenzie war ein sturer alter Knochen, wie er selbst gern sagte, und Calum widersprach ihm nicht. Doch er liebte diesen knurrigen Mann und verstand ihn besser als sonst irgendjemand. Ganz abgesehen davon war er wohl der einzige Freund, der Ross geblieben war.
In Begleitung von Charly lief Calum den schmalen Pfad zur Küste hinunter. Noch schien die Sonne, und die Regenwolken hatten sich verzogen. Bewegung und frische Luft waren das beste Mittel gegen fast alles. Noch besser war es, mit dem Surfbrett auf dem Wasser zu sein, doch dafür war es heute zu spät. Er sprang über einen Felsbrocken, der auf den Weg gerollt war. Vor ihm breitete sich die Bucht mit dem kleinen Hafen aus, und am Horizont begann die Sonne in all ihrer Farbenpracht unterzugehen. Er liebte Edinburgh und seine kleine zentrale Wohnung am Moray Place. Die Gegend war ruhig genug, um in der Wohnung arbeiten zu können, und zentral genug, um fußläufig mitten in der schottischen Metropole unterwegs sein zu können. Seit einigen Jahren arbeitete er freiberuflich für Agenturen und erstellte Webseiten und Medienkonzepte für Unternehmen und Events. Er verdiente genug, um das Leben zu führen, das er liebte und in dem er unabhängig genug war, um sich Auszeiten für Surftrips an die Küste zu nehmen. Wenn das Geld reichte, verbrachte er im Winter einige Wochen in Portugal oder auf Fuerteventura, wo er surfen und arbeiten konnte und die Sonne ein wenig öfter schien als in Schottland.
Nach einigen Metern hatte er den Weg zum Hafen erreicht. Er hielt inne und sog tief die salzige Luft ein, die nach Meer und Algen roch. Möwen kreischten und flatterten auf, weil einer der Fischer Reste seines Fangs ins Meer warf. Calum winkte, als der Mann zu ihm hinaufschaute. Er kannte die meisten der einheimischen Fischer gut und war als Junge manchmal auf dem Kutter von Hamish MacFee mitgefahren.
»Aye, Cal!«, rief Duncan, der Sohn von Hamish, der den Kutter übernommen hatte und noch oft gemeinsam mit seinem Vater hinausfuhr.
»Aye, Duncan.« Calum spazierte zwischen Kisten, Pollern und Tauen hindurch und schlug in die schwielige Hand ein, die ihm von Duncan gereicht wurde.
»Das Stadtleben bekommt dir, Mann«, meinte Duncan anerkennend. »Ich hätte gedacht, dass es dich fett und arrogant macht.«
Calum grinste und sah sich nach Charly um, der begeistert an den Fischkörben schnüffelte. »Sieh dir den Hund an, der frisst dir noch die besten Fische weg. Komm her, Charly!«
Der Jagdhund hob den Kopf, überlegte kurz, trottete aber zu ihm herüber.
»Wie geht’s deinem Onkel? Ich habe ihn lange nicht gesehen?« Duncan war mit Anfang vierzig ein paar Jahre älter als Calum, hatte ein kantiges Gesicht, das den Frauen gefiel und ihm eine Menge Ärger beschert hatte. Zwei Kinder, die bei seiner Ex-Frau lebten, und eine schwangere Freundin machten sein Leben nicht einfacher.
»Besser, danke. Es braucht seine Zeit, aber er erholt sich langsam, und die Sprache kommt zurück. Das stört ihn am meisten, sich nicht so leicht mitteilen zu können wie sonst. Abgesehen von dem Rollstuhl, den er nicht immer benötigt, aber er fühlt sich dadurch wie ein alter Mann.«
»Er ist ein alter Mann!«
»Sag ihm das bloß nicht!«
Die beiden Männer lachten, und Calum nahm Duncan seine Frotzeleien nicht übel. Dafür kannten sie sich zu lange.
»Trinken wir heute Abend im Pub ein Bier zusammen?« Der Fischer warf ein Netz in eine Kiste. Er hatte kräftige Arme und das Kreuz eines Bodybuilders.
»Eigentlich gern, aber ich muss noch einiges für unsere Kunstexpertin vorbereiten. Sie fängt morgen bei uns an.« Charly kläffte, als eine Katze mit einem Stück Fisch auf einen Container sprang.
Ein weiterer Kutter fuhr mit tuckerndem Motor in den Hafen. Duncan hob den Kopf. »Das ist Fiona. Kennst du sie noch? Die Tochter von Niael.«
Niael Gregor gehörte zu einer der ältesten Fischerfamilien in Ardmore. Seit Generationen beanspruchten die Gregors den besten Liegeplatz und die besten Fanggründe für sich. Und man tat gut daran, sich nicht mit ihnen anzulegen.
»Sie fährt raus? Was ist mit ihren Brüdern? Ein harter Job für eine Frau.« Calum war erst seit einer Woche auf Skye und hatte noch keine Zeit gefunden, mit alten Bekannten zu sprechen.
Duncan schob seine Wollmütze aus der Stirn und beobachtete das Anlegemanöver der Konkurrentin. »Sie macht das ganz gut, zumindest für eine Frau. Dougie sitzt noch ein. Wird nächste Woche entlassen. Er hat sich mal wieder geprügelt. Steve fährt zu den Märkten. Manchmal tauschen sie auch. Kunstexpertin? Wozu brauchst du die denn?«
Dougie Gregor war der älteste Sohn und hatte sich schon als Teenager den Ruf eines Raubeins erworben. Er war kein übler Kerl, aber neigte zu Jähzorn, und wenn er getrunken hatte, geriet er außer Kontrolle, und man ging ihm lieber aus dem Weg. Anscheinend hatte sein Gegner diese Regel nicht befolgt. Der mittlere Sohn, Steve, war ein besserer Geschäftsmann als Fischer, und Fiona schien da einspringen zu müssen, wo sie gebraucht wurde.
Wahrscheinlich wussten sowieso schon alle aus dem Dorf, dass sein Onkel finanzielle Sorgen hatte. »Ich helfe meinem Onkel dabei, seine Sammlung aufzulösen.« Das klang besser als der Ausverkauf des Inventars.
»O wirklich? Na ja, was soll er mit all dem Kunstkram. Würde ich auch verkaufen, wenn ich an seiner Stelle wäre. Das Geld kann er sicher gebrauchen, denn der alte Kasten verschlingt doch bestimmt Unsummen«, meinte Duncan und zog eine Schachtel Zigaretten aus seiner Tasche.
Calum schüttelte den Kopf, als Duncan ihm die Schachtel hinhielt. »Du machst dir keinen Begriff … Alles ist marode, die elektrischen Leitungen, die sanitären Anlagen, die Heizung. Ein Fass ohne Boden.«
Der Fischer zog an seiner Zigarette und sortierte nebenbei die Fische in seinen Kisten. »Aye, aber er lebt allein, was kümmert es ihn.«
»Hm, aber jetzt kann er allein nicht mehr so weitermachen. Okay, wir sehen uns, Duncan!« Calum pfiff nach Charly und ging an Stapeln von Kisten und Käfigen für den Hummerfang vorbei.
Fiona Gregor kam mit einem Satz von ihrem Kutter heruntergesprungen und landete direkt vor ihm auf dem Pflaster. »Cal, lange nicht gesehen.«
Sie war noch immer hübsch, die blonden Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden, und ihre hellblauen Augen funkelten ihn herausfordernd an. Ihr sehniger Körper steckte in einem alten Wollpullover, Jeans und Gummistiefeln. Sie reckte die spitze Nase und steckte die Hände in die Hosentaschen. »Du scheinst dich ja mächtig zu freuen, mich zu sehen.«
»Ich bin überrascht, das ist alles. Wusste nicht, dass du jetzt den Kutter fährst. Wolltest du nicht nach Thailand und da eine Bar aufmachen – oder war es Bali?«
Als Teenager hatten sie eine Nacht am Strand verbracht. Sie waren beide betrunken gewesen, und Calum hatte sich danach bei ihr entschuldigt, was sie ihm übel genommen hatte. Für sie war es kein Versehen gewesen, sondern Verliebtheit, und eine Entschuldigung war schlimmer als ein Schlag ins Gesicht. Aber es war geschehen, und Calum hoffte, dass sie es endlich als Jugendsünde abhaken konnte.
Charly stand neben Calum und stupste seine Hand an, so dass er den Hund automatisch streichelte.
»Mir ist in Kambodscha die Kohle ausgegangen, und dann lag ich in einem verdammten Dschungelcamp mit Denguefieber, und keine Sau hat sich drum geschert, ob ich noch lebe. Es hat fünf verfluchte Jahre gedauert, bis ich wieder so viel Energie hatte, dass ich morgens aufstehen wollte. Kannst du dir das vorstellen? Scheiße, Mann, aber das erzählt einem keiner.« Sie trat mit einem Stiefel gegen einen Hummerkäfig. »Die sind alle so cool und hey, alles easy, peace, läuft schon. Doch wenn’s dir dreckig geht und du keine Kohle mehr hast, sind sie weg, die tollen Freunde. Egal, war auch ’ne schöne Zeit, noch mal würde ich’s allerdings nicht machen.«
»Wow, das hört sich heftig an, Fiona. Und jetzt bist du in den Familienbetrieb eingestiegen. Steht dir übrigens, der Kutter!«
Sie lächelte stolz. »Hätte nie gedacht, dass mir das mal Spaß machen würde. Tut es aber, und ich bin verdammt gut mit dem alten Kahn, kann sogar den Motor reparieren, besser als Dougie. Oh, shit, ich muss noch den Anwalt anrufen. Wie lange bleibst du, Cal? Sehen wir uns auf ’n Bier?«
Er nickte. »Sicher, bis die Tage!«
War er wirklich so selten hier gewesen in den letzten Jahren? Eigentlich hatte er seinen Onkel regelmäßig besucht, doch am Hafen war er kaum gewesen. Vom Anleger führte ein Pfad um die Bucht herum, dem er nach Norden folgte. Die Küste fiel hier sanft ab, die Hügel waren grün und weniger felsig als oben. Südlich standen noch vereinzelte Ferienhäuser, umgeben von schmucken Gärten mit Palmen und Koniferen, was viele Touristen mit ungläubigem Staunen quittierten. Je weiter man zur Spitze der Halbinsel kam, die sich hier verjüngte, desto spärlicher wurden die Behausungen. Calum ließ den Blick übers Meer schweifen und las die Strömungen, die ihm verrieten, wie die Wellen brachen und wo man den besten Swell zum Surfen fand.
Charly lief voraus und schien den Weg genau zu kennen. Es gab nur noch ein Haus am Ende der Straße, die oberhalb des Küstenpfads entlangführte, und das war die Tischlerei von Tommy Mulloy. Mit Tommy verband ihn seit Jahren eine lose Freundschaft. Wenn er auf Skye war, trafen sie sich ab und an zum Surfen, doch seit Tommy und Rachel Eltern geworden waren, war das seltener geworden. Die Tischlerei war mit zunehmenden Aufträgen gewachsen, was auf die vielen neuen Ferienhäuser zurückzuführen war, die sich großer Beliebtheit erfreuten. Plötzlich preschte der Hund vor und verschwand in der offenen Tür der großen Werkstatt.
Es dauerte einen Moment, und dann kam Tommy heraus, sah sich um und hob den Arm. »Hey, Cal!«
Calum ging zu seinem Freund und umarmte ihn zur Begrüßung. »Wie geht es euch? Was macht der Nachwuchs?«
Tommy war etwas kleiner als Calum, dafür kräftiger. Seine rötlichen Haare und die Sommersprossen verliehen ihm jungenhaften Charme, was manche Kunden fälschlicherweise dazu verleitete, nach seinem Chef zu fragen. Doch Tommy nahm das mit Humor und seine Arbeit dafür umso ernster. Er hatte sich den Ruf eines hervorragenden Tischlers erworben und beschäftigte inzwischen mehrere Mitarbeiter. Einer von ihnen war Seth MacKinney, der nun ebenfalls aus der Werkstatt trat und Calum mit Handschlag begrüßte.
»Cal, schön, dich zu sehen. Wie geht es deinem Onkel?«
MacKinney hatte seinen fünfzigsten Geburtstag schon vor einigen Jahren gefeiert und kannte Calums Onkel nicht nur durch die Arbeit seiner Frau Brenda im Schloss. Er half bei Reparaturen aus und hatte zu Ross’ aktiver Zeit beim Verpacken und Transportieren von Möbelstücken mit angepackt. An seiner Jeans und in den kurzen grauen Haaren klebten Sägespäne.
»Er ist zäh und gibt nicht auf«, meinte Cal mit einem vielsagenden Grinsen.
MacKinney nickte. »Gut so. Er schafft das, und dann gehen wir alle zusammen ein Bier trinken.« Sein Telefon klingelte, und er machte eine entschuldigende Geste. »Bis morgen, Tommy, ich muss los, sonst bringt Brenda mich um.«
»Wäre schade um meinen besten Mitarbeiter. Grüß deine Frau!« Zu Calum sagte Tommy: »Komm doch mit ins Haus. Rachel wird sich freuen, und du kannst unseren Kurzen sehen.«
»Wie alt ist Toby jetzt? Surft er schon?«