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Beherrscht vom raganischen Imperium leben die Völker des Planeten Terranea in Unterdrückung und Sklaverei. Nur der Orden der Lupankrieger, und ihre Wölfe, die sich in die Wälder von Arbiron zurückgezogen haben, stellen sich dem Großkonsul Centron Deera entgegen. "Einer wird kommen, vom Blute des Alten. Wird weisen den Weg. Bringt Dunkel dem Feind. Bringt dem Volk das Licht. Freiheit wird sein auf Terranea." Fest im Glauben an die Worte des letzten Großkönigs ertragen die Völker des Planeten ihr Leid, und warten darauf, dass sich der Befreier endlich zu erkennen gibt.
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Seitenzahl: 558
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Rainer W. Grimm wurde 1964 in Buer in Westfalen/NRW in Deutschland Geboren, und lebt auch heute noch mit seiner Familie und zwei Katzen im wieder ergrünten Ruhrgebiet.
Erst mit fünfunddreißig Jahren entdeckte der gelernte Handwerker seine Liebe zur Schriftstellerei, und widmete sich bevorzugt dem Schreiben historischer Romane und Geschichten. Mit den Lupan Chroniken schrieb er seinen ersten Science Fiction Roman.
Er veröffentlicht seine Werke als unabhängiger Autor.
Das erste Buch
Prolog
1. Wie alles begann
2. Das Ritual
3. Die Botschafterin von Ragan
4. Prinzessin Thorana Kalibath
5. Die Befreiung
6. Flucht aus Arbiron
7. Die Schlucht im schwarzen Wald
8. Der Besuch des Kaisers
Das zweite Buch
9. Tief im Berg
10. Prinzessin oder Konkubine
11. Der Weg nach Akogi
12. Im Dorf Zanda
13. Der erste Angriff
14. Kalandrea
15. Überfall auf See
16. Der blinde Meister
Das dritte Buch
17. Der Plan des Centron Deera
18. Im Dorf der Iktu
19. Kamina
20. Die Spur der Verfolgten
21. Der Feuerorden von Akogi
22. Die thulanische Leibgarde
23. Die neue Armee
24. Die Schlacht um Arbironia
Epilog
Zwei Kontinente und eine vulkanische Insel, umgeben von drei Ozeanen, das ist der Planet Terranea. Der große, grüne Kontinent Arbiron im Westen am Nordmeer, und im Osten am Arbironischen Meer gelegen, ist zum größten Teil von dichtem Urwald bedeckt. Von Westen nach Osten durchzieht die Kaldeiische Bergkette den Kontinent, und trennt diesen in einen nördlichen und südlichen Teil. Nur die Schlucht am schwarzen Wald verbindet Nord und Süd.
Die alte Hauptstadt Arbironia mit dem königlichen Palast ist die größte Stadt auf dem Planeten. Auf riesigen Feldern werden Guriwurzeln zur Herstellung von Nahrungsmitteln, und Pamplusifrüchte zur Gewinnung von Alkohol angebaut. Neben den Arbironiern gibt es noch weitere humanoide Rassen, die den Planeten bevölkern.
Von den Fluten des Südmeeres umspült, liegt die vulkanische Felseninsel Akogi mit ihren weißhaarigen Bewohnern süd-westlich von Arbiron. Die Anbauflächen sind nur gering, und obwohl der Boden fruchtbar ist, stellt die Insel keinen großen Wert dar.
Thula, der zweite Kontinent ist von Steppen und Wüsten durchzogen, und weitestgehend unfruchtbar. Es fällt nur wenig Regen und die Vegetation ist spärlich. Trotzdem steht in der Hauptstadt Thuranga der Goldene Palast der thulanischen Königsfamilie. Die meisten der Thulaner, mit ihren mandelförmigen Augen und der hellbraunen Haut, wurden als Sklaven auf die Felder Arbirons verschleppt. Denn nach einem kurzen Krieg, wurde der Planet von dem räuberischen Volk der Raganer besetzt, und in deren Imperium, das die gesamte Galaxie beherrscht einverleibt.
*
Unersättliche Gier trieb die Völker der Erde dazu, die Ressourcen ihres Planeten immer stärker und rücksichtsloser auszubeuten. Den Niedergang ihres Lebensraumes ignorierten sie dabei völlig. Dazu kamen unzählige Kriege, die die Menschen aus verschiedensten Gründen führten. War es der Wille, dem anderen sein Land streitig zu machen, ihm seine Gesinnung und Politik oder die eigene Religion aufzudrängen, welche man für die bessere und einzige wahre hielt. Sie fanden immer einen Grund sich zu bekriegen.
Da sie aber in der Lage waren sich stets weiterzuentwickeln, blieb es nicht aus, dass es ihnen irgendwann gelang die Forschung voranzutreiben. So blieb ihnen die unendliche Weite des Weltalls nicht länger verschlossen.
Getrieben von Neugier, von dem Drang immer Neues zu entdecken, und dem uralten Wunsch irgendwann bewohnbare Planeten zu finden, trieb es die Rasse der Menschen in die Weiten des Universums hinaus.
Sie verließen ihren Planeten, die Erde, eroberten zuerst ihre eigene Galaxie, und machten sich auf die Suche nach neuem Lebensraum.
Weiter und weiter entfernten sich die galaktischen Entdecker von ihrem Mutterplaneten, und dem ihnen bekannten Sonnensystem. Sie durchstreiften das All auf der Suche nach geeigneten Planeten, die sie auch fanden. Sie entdeckten Völker verschiedenster Lebensformen, und lebten anfangs mit vielen fremden Rassen in Frieden.
Sie gründeten Kolonien fern ihres Sonnensystems, und so entstanden neue humanoide Völker.
Ihre hohe Anpassungsfähigkeit erlaubte es den terrestrischen Auswanderern sich schnell in ihrer neuen Umgebung zurechtzufinden. In Ermangelung gewohnter Rohstoffe veränderte sich das Leben der Menschen. Sie begannen sich auf vielen Gebieten zurückzuentwickeln, und orientierten sich an den Überlieferungen aus den alten Büchern, die sie mit sich gebracht hatten.
Nachdem viele Jahrtausende vergangen waren, vergaßen sie den Ort dem sie entstammten. Niemand erinnerte sich oder kannte den Weg zurück!
Es lag aber in der Natur der humanoiden Völker ihre Streitigkeiten und Ansprüche mit Gewalt durchzusetzen.
Und so wie es schon ihre Vorväter auf der Erde taten, begannen sich die Menschen zu bekämpfen. Von Land zu Land, von Kontinent zu Kontinent, von Planet zu Planet. Getrieben von der Gier nach Macht, unterjochten die Starken die Schwachen.
*
Es war ein schöner Tag, und es war zu der Zeit des Jahreszyklus, die man die warme Zeit nannte. Die Sonne stand hoch an einem klaren, tiefblauen Himmel und brannte heiß auf Terranea herab. In weiter Ferne konnte man die blassen Silhouetten der beiden, den Planeten umrundenden Monde erkennen, die in der Nacht silbern und violett leuchteten.
Die Zeit der Ernte war gekommen, und mühsam entrissen viele Arbeiter schwitzend dem staubigen Boden die kargen Erträge ihres Hauptnahrungsmittels. Von der Hitze der Warmzeit gezeichnet, schufteten sie auf den Feldern vor den Mauern der Königsstadt Thuranga. Diese lag auf dem südlichen Kontinent von Terranea. Nach und nach hoben die Arbeiter ihre Köpfe, und sahen wie sich im Norden der Himmel rasch verdunkelte. Doch es war nicht die Nacht die hereinbrach, und es waren auch keine Wolken, die sich, Kühle bringend vor den glühenden Himmelsball schoben.
Wie ein großer Schwarm schwarzer Vögel fielen kleine, wendige Kampfgleiter über die Stadt und ihre Bewohner her. Panik brach aus!
Zuerst unter den Arbeitern auf den Feldern, und dann auch unter den Menschen in der Stadt. Voller Angst und Entsetzen versuchten die Thulaner hinter den Mauern ihrer Hauptstadt Schutz zu finden. Doch die Waffen der Angreifer brachten fielen Bewohnern den Tod. Nach der ersten Angriffswelle kamen die Raumtransporter, und luden ihre todbringende Fracht auf den Feldern ab. Legion um Legion spuckten die großen Raumschiffe in Shuttles auf thulanischen Boden, die sofort auf die Stadtmauern zumarschierten. Lange konnte die kleine Armee der Stadt den Eindringlingen nicht standhalten, und so unterwarf sich der König der Thula regierte, in der Hoffnung sein Volk zu retten, den Horden des Feindes.
Die zweite große Stadt mit Namen Akogi, auf der gleichnamigen, felsigen Vulkaninsel inmitten des großen, blauen Südmeeres gelegen, fiel genau so schnell wie zuvor Thuranga, in die Hand der angreifenden Raganer. Denn auch ihr König ergab sich ohne dem Feind großen Widerstand zu leisten.
Nur Arbironia, die größte Stadt auf dem Kontinent Arbiron, ja auf dem ganzen Planeten Terranea, wagte es sich den Invasoren entgegenzustellen. Hier residierte der Großkönig Gorrith der Erste, der ein mutiger Mann war. Er sammelte die Krieger Arbirons vor den Mauern der Stadt, und trat dem Feind mit Todesmut entgegen. Doch die Waffen der Angreifer waren denen der Krieger von Arbiron weit überlegen, und so dauerte die große Schlacht nur wenige Tage.
Der edle Großkönig Gorrith verlor dabei sein Reich und auch sein Leben.
Mit seinem letzten Atemzug prophezeite Gorrith, dass eines Tages ein Mann aus seinem Geschlecht kommen würde, um den Planeten Terranea zu befreien. Diese letzten Worte des Königs schrieb einer seiner treuesten Diener auf ein Pergament, um sie für kommende Generationen zu bewahren.
Nur durch die Treue und Ergebenheit dieses Dieners, gelang Königin Kytara mit ihrem kleinen Sohn die Flucht vor den Eindringlingen. Als Bettlerin getarnt, in Lumpen gekleidet und mit kurz geschorenen Haaren, beraubt aller Würde, verschwand die Königin in den Katakomben tief unter der Stadt.
In nur wenigen Tagen hatte die Armee der räuberischen Raganer vom anderen Ende der Galaxie, die drei Reiche des kleinen Planeten Terranea erobert. Nicht nur aus der Not heraus, um für das eigene Volk Nahrung zu beschaffen oder um Lebensraum für das raganische Volk zu finden, wurde der Planet versklavt. Es war die Habgier, die Sucht nach Macht, und der Drang den kriegerischen Instinkten der Raganer zu folgen.
So ereilte den Planeten das gleiche Schicksal, wie schon viele andere Planeten dieses Universums zuvor.
Das Imperium des raganischen Kaisers wuchs und wuchs.
Und auf die Bewohner Terraneas wartete das Schicksal von Unfreien, die auf den Guriwurzelfeldern arbeiteten, um dem raganischen Kaiser die geforderten Abgaben zu leisten. Und dies war der Beginn eines nicht enden wollenden Leidensweges.
Von dem fremden Volk unterdrückt, unterwarfen sich die drei Adelshäuser von Terranea den Eindringlingen, und schworen Gehorsam. So kam es, dass nach zwei Generationen ein Mann namens Veyse Gor, den man Gorrith den Dritten nannte, den Thron des Großkönigs bestieg. Mutig und von großem Freiheitsdrang besessen, stellte dieser heimlich eine Armee auf, und wagte einen Aufstand gegen die Besatzer. Da schickte der raganische Kaiser seinen besten Feldherrn nach Terranea, welcher den Aufstand blutig und ohne Gnade niederschlagen sollte. Und dieser tat, was ihm der Kaiser befohlen hatte!
Bald schon schwiegen die Waffen, und um weitere Aufstände zu vermeiden, fielen die Köpfe der Adelsfamilien unter der Axt. Der Feldherr wurde vom Kaiser zum Großkonsul über Terranea ernannt, und die Völker des Planeten mussten sich ein weiteres Mal unterwerfen.
*
Es waren nur wenige Arbironier, denen die Flucht in die nahen Wälder gelang. Dort hielten sie sich verborgen, und entgingen so dem Tod durch den Feind.
Tiefer und tiefer zogen sie sich in die Weiten des kaum zu durchdringenden Urwaldes zurück. Und im Schutz des dichten Grüns, welches große Teile des kleinen Planeten bedeckte, gelang es ihnen den Eindringlingen und ihren Waffen zu entkommen.
Sehr weit waren sie vor den Häschern der Raganer nach Süden, bis in das unwegsame Waldland Arbirons geflohen, und ein Rudel langmähniger Grauwölfe führte sie weiter und weiter, fort von der großen Stadt, tief in die Wälder hinein.
Sie hatten eine schmale Schlucht in einer hohen Bergkette durchwandert, und dort fanden die ausgemergelten, halbverhungerten Flüchtlinge einen Ort, der den Anführern als Heimat geeignet erschien. Am Fuße eines Berges, im Schutz der jahrtausende alten Baumriesen, fanden sie den Eingang in ein weit verzweigtes Höhlensystem, einem Irrgarten gleich. Die vom dichten Urwald umgebene Höhle, sollte der Ort ihrer Zuflucht sein. Im Schatten des grünen Blätterdaches errichteten sie ihr Dorf, und sie nannten den Ort fortan ihren Bau. Hier wollten sie ein neues Leben beginnen. Weit ab, der von den Raganern besetzten Städte. Angeführt von dem letzten Meister des Kriegerordens der Lupan, lernten sie in der menschenfeindlichen Umgebung des Waldes zu überleben.
Kalte und warme Zeiten kamen und gingen, und die freien Bewohner Arbirons passten sich ihrer neuen Umgebung schnell an. Sie lernten den Schutz zu nutzen, den der Wald ihnen bot. Ernährten sich von den Gaben des Waldes, von dem Wild das darin lebte, und von den Früchten die darin wuchsen. Doch sie nahmen nie mehr als, sie wirklich zum Leben brauchten, denn der Wald und alles was darin lebte und wuchs, war ihnen ein Heiligtum geworden. Sie pflegten ihre alten Bräuche, erbauten einen großen Altar, und huldigten den alten Göttern ihres Volkes.
Doch der Stamm musste lernen sich zu schützen, musste gewappnet sein, wenn irgendwann einmal Gefahr drohen sollte. Und so erweckte der Ko-Fei, der Anführer des Stammes, der letzte Meister des Ordens der Lupan, die Wolfskrieger wieder zum Leben. Vier Krieger aus alten Tagen waren ihm geblieben, die er zu Meistern und zu Lehrern machte.
Er nahm Männer und Knaben, Frauen und Mädchen die er für geeignet hielt, in die Reihen des Ordens auf, und alle unterwarfen sich den strengen Ritualen und Gesetzen. Die Krieger schworen das Volk mit ihrem Leben zu schützen, und erlernten den Umgang mit den alten Waffen der Ordenskrieger Arbirons. Die Feuerwaffen der Raganer blieben ihnen vorenthalten, und so waren es die langstielige Axt, der Speer, sowie Pfeil und Bogen. Doch vor allem erlernten sie den geschickten Umgang mit dem Wolfszahn, einem Schwert mit einer schlanken, gebogenen Klinge. Bald schon kannten sie ihre neue Heimat gut, und wagten sich bei ihren Entdeckungswanderungen weit fort von dem Bau. Der zufällige Fund eines reichen Erzvorkommens und anderer Bodenschätze tief in den Höhlen der Kaldeiischen Berge, ermöglichte ihnen die Herstellung ihres eigenen Metalls.
Und durch die Befreiung einiger versklavter Pulsarier, einem Volk von Kleinwüchsigen vom Planeten Pulsar, war der Abbau der Bodenschätze gesichert. Diese Pulsarier waren Höhlenbewohner, die das grelle Licht der Sonne scheuten. Sie waren hervorragende Bergleute, und zu dem auch noch geschickte Schmiede, die sich aus Dank in den Dienst der Lupan stellten.
Ihre geheimnisvolle und besondere Art des Schmiedens, brachte ein Metall hervor, das sich als äußerst hart und widerstandsfähig erwies. So stellten sie für das Wolfsvolk bald Schwerter her, deren Klingen sogar den Feuerwaffen des feindlichen Raganerheeres standhielten.
Alle Wolfskrieger trugen nun die eiserne Waffe und wurden durch ihren in vielen Jahrhunderten ausgefeilten Kampfstil, zu waren Meistern im Umgang mit dem gebogenen Kurzschwert. Von den Tieren des Waldes schauten sie sich Fähigkeiten ab, die sie zum Überleben im Wald benötigten. So erlernten sie auch sich schnell und lautlos zu bewegen. Dies schürte die Angst unter den Kriegern der Raganer, und brachte den Wolfskriegern den Ruf von Dämonen ein. Kaum einer der Legionäre war glücklich über den Befehl, sich mit einer Patrouille in den Wald zu begeben.
.
*
Der Großkonsul der Raganer auf Terranea mit Namen Centron Deera war ein Mann, der die Befehle seines Imperators mit harter Hand durchsetzte. Fünf Legionen raganischer Soldaten sorgten in Thula, Akogi und Arbiron dafür, dass die Menschen sich in ihr Schicksal fügten und ohne aufzubegehren ihre Arbeit taten.
Doch trotz aller Härte Centron Deeras war es ihm nicht gelungen der gefürchteten Wolfskrieger habhaft zu werden, die ihm ein ums andere Mal die Sklaven raubten.
Das dichte Blätterdach machte seinen Gleitern die Suche unmöglich, denn der Saft in den Blättern der Bäume, verhinderte ein durchdringen der Suchstrahlen.
Und Expeditionen in den Urwäldern waren bisher immer erfolglos geblieben. Außerdem brachten sie meist nur große Verluste in den Reihen der Legionäre, da die Lupan den Kampf im dichten Wald ja meisterlich beherrschten.
Arbironia hatten die Raganer zum großen Handelsplatz ausgebaut. Raumschiffe aus allen Teilen der Galaxie kamen nun in die Hauptstadt um Handel zu treiben. Das Geschäft mit den Wurzeln blühte, denn sie waren nahrhaft und sättigten ganze Völker. So füllten sich die Schatullen der raganischen Händler, und auch die des Großkonsuls. Wälder wurden gerodet, und immer mehr Felder umgaben die Stadt.
Aber auch die Bewohner Terraneas waren zu bevorzugten Handelsobjekten der Besatzer geworden. Wer sich den Raganern widersetzte wurde zum Sklaven. Die Bevölkerung von Thula, und jene von der Insel Akogi, hatte man auf die Wurzelfelder nach Arbiron gebracht, und jedes Vergehen konnte die Arbeiter des Großkonsuls zu einer Ware machen.
Das hatte meist zur Folge, dass sie wie Vieh verkauft wurden. Nur wenige wagten die Flucht, denn es war nicht leicht die Lager zu verlassen. Nur manchmal, während der Arbeit auf den Feldern versuchte einer sein Glück. Doch meist wurden die Flüchtenden von den Legionären wieder eingefangen, bevor sie den Wald erreichten. Und gelang es ihnen doch im Unterholz zu verschwinden, bestand immer noch die Gefahr, dass sie sich in den Urwäldern Arbirons verirrten und den Raubtieren als Beute dienten.
Ihr Ziel, den Bau der Lupan, fanden sie genauso wenig wie die raganischen Legionäre.
Manchmal aber geschah es, das Flüchtige von den Wolfskriegern gefunden wurden. Sie entgingen so dem sicheren Tod, und das Blut des Stammes unter den Bäumen wurde aufgefrischt.
Das Schicksal der Völker von Terranea schien besiegelt. Ein Leben unter der Knute der Raganer erwartete sie. Doch die Arbironier gaben die Hoffnung nicht auf.
Eines Tages würde er geboren werden, er würde sein Schicksal annehmen und so wie es ihm bestimmt ist, würde er das Volk aus der Knechtschaft führen.
Er! Der Eine! So stand es in der Prophezeiung der Ahnen!
*
Veyse stand vor der mächtigen, steinernen Höhlenwand und las interessiert die Inschrift, die in großen Buchstaben in den Granit geschlagen waren. Er las die rätselhaften Worte, doch er verstand sie nicht.
Einer wird kommen, vom Blute der Alten. Wird weisen den Weg. Bringt Dunkel dem Feind. Bringt dem Volk das Licht. Und Freiheit wird sein auf Terranea!
„Meister Tulmar! Was soll das bedeuten?“ Er sah den Wolfskrieger fragend an. Der großgewachsene Mann, dessen Kapuze seines schwarzen Mantels das Gesicht fast völlig verdeckte, legte seine Hände auf die Schultern des Jungen. „Geduld, junger Veyse. Habe Geduld, der Tag wird kommen, an dem du die Worte verstehen wirst!“
Plötzlich hallte der helle, metallene Ton eines Gongs durch die kahlen, weiß getünchten Gänge der Höhle.
„Komm Veyse, die Zeremonie beginnt.“
Der Meister der Wolfskrieger und der Welpenschüler begaben sich in die große Ordenshalle der Lupan.
In einem Halbkreis standen fast fünf Dutzend Krieger in ihren schwarzen Mänteln, die Köpfe von Kapuzen bedeckt, vor einem steinernen Thron. Die Köpfe der ersten Wölfe, die den Lupan den Weg gewiesen hatten, waren fein aus dem Granit gemeißelt und zierten die Arm- und Kopflehnen des prächtigen Sitzes.
Sechzehn dieser Krieger waren Primanschüler, vier ihre Meister. Jeder Krieger, jeder Meister und jeder Schüler trug in einer Lederscheide auf dem Rücken den Wolfszahn, das Schwert der Lupan. Einzig die Welpen des Ordens trugen keine Waffe.
Aus dem Dunkel hinter dem steinernen Hochstuhl, trat plötzlich eine Gestalt in den vom Schein der Fackeln spärlich beleuchteten hohen Raum, und mit ihm zwei graue, vierbeinige Schatten. Die Stimmen der Lupankrieger verstummten sofort.
Der Mann war weit älter als alle Anwesenden, und auch er trug den schwarzen Mantel mit der Kapuze. Doch im Gegensatz zu den Mänteln der Krieger, die nur bis zu den Knien reichten, um ihre Träger im Kampf nicht zu behindern, reichte seine Robe bis zu den Füßen hinab.
Es war Dan, der Ko Fei, der Großmeister des Lupanordens, jener Männer und Frauen, die unter den Zähnen des Wolfes geschworen hatten, das Volk von Arbiron eines Tages aus der Knechtschaft zu befreien. Jene, die auf den Tag warteten, an dem sich die Weissagung erfüllen würde. An dem Tag, an dem der Eine kommen würde, um sie in den großen, die Freiheit bringenden Krieg zu führen. Und er war Dan, der Anführer des Stammes unter den Bäumen, jenes Rudels, das sich versteckt tief in den dichten Wäldern des grünen Planeten die Freiheit bewahrte. Jene Freiheit, die den Sklaven in den Städten verweigert blieb.
Neben ihm liefen die beiden Alphatiere des Rudels arbironischer Wölfe, die dem Stamm der Lupan in enger Bruderschaft verbunden waren.
Langsam trat er zu dem steinernen Hochstuhl und nahm darauf Platz. Zu beiden Seiten legten sich die großen Tiere, mit dem grauen Fell nieder. Mit den Händen streifte er die Kapuze vom Kopf. Langes, weißes Haar kam zum Vorschein und ein eben so weißer, mit Zöpfen durchflochtener Bart.
Nun streiften auch die Krieger ihre Kapuzen ab, und der rote Schein der Fackeln tanzte über die Tätowierungen auf ihren Gesichtern. Ein jeder von ihnen trug über dem rechten Auge mehrere geschwungene Linien, und sein langes Haar am Hinterkopf war zu einem dicken Zopf geflochten. So wie es für die Krieger Sitte war. Schon als Welpen begannen sie damit das Haar wachsen zu lassen, und als Primanen band man ihnen das Haar zu einem offenen Schweif. Damit erkannte ein jeder des Stammes der Lupan ihre Kriegeranwärter.
„Wir sind heute hier in dieser Halle zusammengekommen, um vier Primanschüler zu Kriegern der Lupan zu weihen, und um vier Welpen in den Stand der Primanschüler zu erheben.“ So begann die Zeremonie damit, die vier Primanschüler zu Kriegern zu machen. Sie erhielten die Zeichen über dem Auge, und auch den geflochtenen Zopf.
Und dann sprach der Alte mit ruhiger, sanfter Stimme. „Die vier Welpen mögen nun vortreten.“
Zaghaft bahnten sich die Gerufenen ihren Weg durch die Reihen der Krieger und Primanen. Mit einem Wink befahl der Großmeister die Welpen vor seinen Hochstuhl. Die drei Jungen und das Mädchen gehorchten.
„In zehn Zyklen als Welpen habt ihr mir eure Fähigkeiten bewiesen. Habt gezeigt, dass ihr geeignet seid Wolfskrieger zu werden“, sprach der Weißhaarige mit ruhiger, aber fester Stimme.
„Ihr habt nun das Alter von fünfzehn Zyklen erreicht, und dürft nach unserem Brauch keine Welpen mehr sein.“
Der Großmeister beugte sich ein wenig vor. „Es war eure Entscheidung den Weg weiter zu gehen oder den Orden zu verlassen. Ihr habt gewählt!“
„Nun sollt ihr zu Primanschülern geweiht werden, und in weiteren drei Zyklen werdet ihr zu Lupankriegern ausgebildet. Es soll euer Ziel sein einmal ein Meister zu werden, um euer Wissen an die nächste Generation weiterzugeben.“ Mit fester Stimme rief er: „Es wird eure Pflicht sein, dem Orden der Lupan zu dienen und die Geflohenen von Arbiron zu schützen!“
„Mit eurem Leben!“, riefen die anwesenden Krieger im Chor.
Ko-Fei Dan, der Großmeister der Lupan erhob sich von seinem steinernen Hochstuhl, klatschte in die Hände und rief: „Das Ritual möge beginnen!“
Vier Ordensdienerinnen, gehüllt in schwarze, hauchdünne, wallende Gewänder, der Stoff an den Schultern von Wolfsköpfigen Spangen gehalten, traten aus dem Dunkel hervor. Auf ihre Stirn waren ebenfalls von der Nasenwurzel aus, jene seltsamen Konturen tätowiert, die bis über das rechte Auge reichten, und die als Symbol für den Reißzahn eines Wolfes standen. Die fein geschwungenen Linien wiesen ihre Trägerinnen schon seit Jahrhunderten als Dienerinnen der Lupan aus.
Zwei von ihnen gingen auf einen der Jungen zu und führten diesen vor den Hochstuhl des Ko-Fei. Die eine Priesterin schob ihm den linken Ärmel des Mantels zurück, und einer der mächtigen Wölfe erhob sich.
„Dein Blut für sein Blut!“, sprach sie laut, und nickte dem jungen Burschen zu. Dieser hielt zögerlich seinen Arm dem Wolf entgegen, und das Tier biss hinein. Ohne Zweifel hätte der große Rüde den Arm des Jungen durchbeißen können, doch die scharfen Zähne ritzten nur ein wenig das Fleisch, sodass sein Blut aus den kleinen Wunden tropfte.
Mit aller Kraft versuchte er keine Miene zu verziehen. Dann führten die Dienerinnen ihn zu einem großen Steinzuber.
Zaghaft folgte der Welpenschüler den schönen Frauen. Sie begannen den jungen Burschen zu entkleiden, und das Gesicht des Veyse begann vor Scham rot zu leuchten. Er spürte die vielen Augenpaare, die nun auf ihm ruhten und die seine Nacktheit sahen. Die Schmerzen hatte er unterdrücken können, doch seine Scham konnte er nicht verbergen.
Doch auch diese Prüfung würde er bestehen!
Nachdem alle Kleidung von Veyse abgefallen war, geleiteten die Dienerinnen ihn an eine schmale Treppe, die direkt in den Zuber führte. Als der Junge auf der letzten Stufe stand konnte er in das große Gefäß blicken. Es war mit einer roten Flüssigkeit gefüllt. Ein seltsamer Duft, den er keiner ihm bekannten Pflanze zuordnen konnte, stieg ihm in die Nase. Durch sanften Druck bewegten die Ordensdienerinnen Veyse dazu in den Zuber zu steigen.
„Hab keine Angst“, flüsterte die eine, und ein kaum wahrnehmbares Lächeln huschte über ihr Gesicht. Die Flüssigkeit war warm, und fühlte sich auf der Haut keineswegs unangenehm an.
Bis zu den Schultern stand der Welpenschüler nun in der roten Flüssigkeit, von der Veyse nun glaubte zu wissen, was es war. Ko-Fei Dan trat an das steinerne Gefäß.
„Die Zeit ist gekommen, und aus dem Welpen wird der Wolf. Möge sich dein Blut mit dem Blut unserer grauen Brüder vermischen, denn so wirst du nun zum Priman werden“, rief er, und noch ehe Veyse die Worte richtig verstanden hatte, packten ihn die Dienerinnen und tauchten ihn unsanft in das warme, rote Nass. Dann zogen sie den prustenden Jungen aus der Flüssigkeit, und ließen ihn über die Treppe aus dem Zuber steigen. Zwei weitere Dienerinnen kamen hinzu und nahmen den vor rotem Saft triefenden Veyse in Empfang.
Während sie begannen den Tropfenden mit kaltem Wasser zu reinigen, wurde bereits der nächste Welpenschüler an den Hochstuhl geführt. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger, wusste Tam nun was ihn erwartete. Und ihm war gar nicht wohl dabei.
Der Körper des jungen Veyse war nun gereinigt, er trug wieder seine lederne, braune Hose und saß auf einem Holzschemel. Die eine der Dienerinnen hatte damit begonnen seine Wunde im Arm zu versorgen, während eine andere ihm sein schwarzes, schulterlanges Haar am Hinterkopf zusammenband.
Dieser Schweif würde Veyse in den nächsten drei Zyklen als Primanschüler kenntlich machen, und erst wenn er zum Krieger geweiht würde, wäre es ihm erlaubt, den geflochtenen Zopf zu tragen.
Nachdem die Ordensdienerin den Zopf mit einem roten, ledernen Riemen gebunden hatte, begann sie damit über den Ohren das Haar zu rasieren, dann legte sie sanft ihre Lippen auf die Stirn des jungen Burschen und küsste diesen.
„Schütze uns mit deiner Kraft“, hauchte sie. Nun trat die zweite Dienerin heran. In ihren Händen trug sie sorgsam gefaltet, den schwarzen Mantel der Wolfskrieger. „Trage ihn, und Ehre ihn“, hauchte die Dienerin.
Die Augen des Burschen begannen zu leuchten. Jetzt war er in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen worden. Er war kein Welpe mehr!
Endlich erfüllte sich sein größter Wunsch, und er war nun ein richtiger Lupan. Zwar noch kein Krieger, aber immerhin ein Priman.
Voller Stolz stand Veyse in seinen schwarzen Mantel gehüllt vor den Ordenskriegern, und wartete darauf, dass seine drei Freunde neben ihn traten.
Grinsend stellte sich Tam, ebenfalls im schwarzen Mantel der Lupan, neben seinen Freund. Ihm folgten bald darauf der blonde Sariu und das Mädchen Hana.
„Ihr habt nun eure Weihe zum Priman erhalten, nehmt nun zum Zeichen eurer Würde und eurer Kraft den Wolfszahn, das Schwert der Krieger entgegen. Führt die Waffe klug!“
Eine Dienerin trat an den weißhaarigen Alten heran. In ihren Händen lag die kostbare Klinge, ein Schwert von besonderer Machart. Ein Schwert, wie es kein anderer im Universum zu schmieden vermochte, als die Pulsarier tief in den Kaldeiischen Bergen. Ein Schwert mit einer Klinge, so hart, das selbst der härteste Stein und das stärkste Metall ihm nicht standzuhalten vermochte. Eine Klinge so scharf, die Fäden des Spinnennetzes zu schneiden. Ein Schwert von einem Meister geführt, einer Feuerwaffe ebenbürtig.
Der Großmeister nahm das Schwert aus den Händen der Dienerin, zog die kostbare Waffe aus der Lederscheide und streckte sie in die Höhe. Der Glanz des Fackellichtes spiegelte sich auf der blankpolierten Klinge, sodass diese den Anwesenden erschien, als sei sie in Feuer getaucht.
Langsam schob er die Klinge zurück in das schützende Leder. Er nickte kurz, und Veyse trat vor, um die Waffe in Empfang zu nehmen. Seine Wangen glühten rot, doch es war nicht mehr Scham die ihn erröten ließ, sondern diesmal war es Freude. Schon seit vielen Zyklen hatten die Welpen den Umgang mit dem Schwert gelernt, natürlich mit Schwertern aus Holz, und erst seit kurzem mit Schwertern aus Metall. Besessen hatten sie jedoch keines!
Nun aber bekam er seinen eigenen Wolfszahn, der ihm von dem Ko-Fei persönlich umgelegt wurde.
Nach dem gleichen Ritual empfingen auch die anderen frisch geweihten Primanen ihr Schwert.
Langsam und voller Würde erhob sich der Großmeister von seinem steinernen Thron. „Es ist vollbracht!“, rief er in die Halle. „Erweist euch als würdige Schüler. Eure Meister werden euch führen, und euch lehren, was es zu lernen gibt.
Sie werden euch zu Kriegern des Ordens der Lupan machen.
Seid gehorsam, mutig und folgt Ihnen.“
*
Einige Monate waren seit dem Ritual vergangen. Die Ausbildung der vier Primanschüler schritt gut voran.
Meister Tulmar war ein geduldiger Lehrer, und die vier Primanen waren gehorsame und gelehrige Schüler. Jeder hatte seine Talente und Stärken die Tulmar erkannte und förderte. Besonders Veyse zeigte, dass er die Kunst des Schwertkampfes bereits meisterlich beherrschte. Wie durch ein Wunder hatte er schon als Welpe den Umgang mit der scharfen Klinge erlernt. Meister Tulmar musste sich eingestehen, dass er dem jungen Burschen nur noch wenig beibringen konnte, was den Kampf mit der gebogenen Klinge anging, und da sein eigener Wolfszahn um vieles leichter war, als der hölzerne und der alte eiserne mit denen Veyse bisher seine Übungen machte, schien es, als sei das Schwert ein Teil seines Armes geworden. Es gab keinen Gegner mehr unter den zwölf Primanen, der sich mit Veyse im Schwertkampf messen konnte. Immer öfter trat der junge Schüler gegen die Krieger oder sogar die Meister an. Und zeigte, dass er diesen bald ebenbürtig sein würde.
„Es ist kaum zu glauben, in welch kurzer Zeit der Knabe den Umgang mit dem Schwert beherrschte.“
„Oh, ja! Es grenzt an ein Wunder, Großmeister Dan!“
Ko-Fei Dan und Meister Tulmar standen etwas Abseits vom Platz der Schwertkämpfer und sahen mit wachsamem Blick den Übungen der Primanen zu.
„Auch in den anderen Disziplinen ist er den anderen Primanen weit voraus. Es ist erstaunlich!“
„Hm“, der weißhaarige Ko-Fei kratzte sich nachdenklich den Bart. „Nun Tulmar, ich glaube es wird Zeit für den jungen Primanen Veyse sein Wissen und Geschick unter Beweis zu stellen.“
Erstaunt sah der Lupanmeister den Großmeister an. „Aber er ist ein Priman im ersten Zyklus. Soll er wirklich den Kampf der sechs bestreiten?“, fragte er ungläubig.
„Ja, Tulmar! Er ist den Primanen des dritten Zyklus ebenbürtig. Jawohl, den Kampf der sechs“, sprach der Anführer nickend. „Morgen!“
„Schon Morgen?“
Es war schon spät am Abend, als Meister Tulmar den Trakt der unterirdischen Höhlen betrat, in dem sich die Unterkünfte der Primanschüler befanden. Er öffnete die hölzerne Tür, und trat ein. Veyse saß in der Mitte des kleinen Raumes, seine Füße lagen auf dem Tisch, und der Rest von ihm saß kippelnd auf einem hölzernen Schemel.
Tam, der Freund mit dem er die Unterkunft teilte, lag in seiner Schlafkoje, einer in die Steinwände geschlagenen Nische. Er döste vor sich hin, kurz davor in Traumwelten abzugleiten. Als sich die Tür öffnete, schreckte er auf und schlug mit dem Kopf gegen die niedrige Decke seiner Schlafkoje. „Au!“
Veyse entfuhr ein lautes Prusten, dabei verlor er sein Gleichgewicht und viel rücklings von seinem Schemel. Für einen kurzen Augenblick huschte ein Lächeln über das Gesicht des Meisters, denn der Anblick der beiden Jungen, die sich nun die schmerzenden Stellen ihrer Körper rieben, war zu komisch. Tulmar zog den Schemel unter dem jungen Veyse hervor, stellte ihn wieder auf die Beine und nahm darauf Platz. Der Junge erhob sich langsam und mühselig wie ein alter Mann. Er nahm den zweiten Schemel, der sich in dem Raum befand, und setzte sich zu seinem Meister an den Tisch.
„Ich habe dir etwas mitzuteilen, Veyse. Ko-Fei Dan hat beschlossen dich einer Prüfung zu unterziehen“, das Lächeln auf dem Gesicht des Meisters war verschwunden. Mit großen, ungläubigen Augen sah der junge Bursche seinen Meister an. Eine Prüfung? Normalerweise begannen die Prüfungen der Primanen erst nach dem ersten Zyklus. Hatte er etwas Falsch gemacht? Wollte man ihm eine Lektion erteilen? Er hatte sich doch angestrengt, und geglaubt er sei den anderen in der Ausbildung voraus. Doch nun?
„Aber warum?“, entfuhr es ihm, obwohl er wusste, dass er alle Befehle und Anordnungen fraglos akzeptieren musste.
Tulmar blieb die Antwort schuldig. „Morgen“, befahl er knapp, und verließ den Raum.
Mühsam hatte sich Tam aus seiner Schlafkoje gewälzt.
Fragend sahen sich die Freunde an, doch keiner der beiden wusste eine Antwort. „Es wird wohl das Beste sein, wir warten den morgigen Tag ab“, stellte Tam gelassen fest, und obwohl man ihm nachsagte, dass er im Denken nicht als der Schnellste galt, was ein Fehler war, denn Tam war keineswegs dumm, war dies ein guter und sinnvoller Vorschlag. Allerdings war er ja auch nicht der jenige, der sich Sorgen machen musste.
*
Es war noch sehr früh am Morgen, als Meister Tulmar den Primanschüler weckte. Veyse hatte nur wenig geschlafen.
Tam hatte geschnarcht, wie ein altes, raganisches Waldschwein, und außerdem war der junge Priman viel zu aufgeregt, um kraftspendenden Schlaf zu finden. Ohne das sonst übliche Frühstück, führte Tulmar den Schüler in die Halle der Lupan. Zahlreiche Fackeln erhellten den großen Raum. Auf dem steinernen Hochsitz saß Ko-Fei Dan mit erstarrter Miene.
Zu beiden Seiten neben dem Thron standen jeweils drei Lupankrieger in ihren schwarzen Roben, die Köpfe gesenkt und die Kapuzen tief in die Gesichter gezogen. Ihre Hände hatten sie auf dem Rücken verschränkt. Meister Tulmar und der Primanschüler traten vor den Großmeister und verbeugten sich.
„Sei gegrüßt junger Lupan“, sagte der Ko-Fei mit ruhiger und freundlicher Stimme. „Ich will dich heute einer Prüfung unterziehen. Du wirst uns deine außergewöhnlichen Fähigkeiten unter Beweis stellen müssen!“
Veyse war kalt, und doch stand ihm Schweiß auf der Stirn.
Ihm war gar nicht wohl in seiner Haut.
Der Großmeister erhob sich. „Nun, junger Veyse. Trete vor“, verlangte die dunkle, tiefe Stimme. Wie von fremder Hand gesteuert, folgte der Angesprochene den Worten des Ko-Fei. „Deine Fähigkeiten mit dem Schwert sind außerordentlich, junger Veyse.“ Väterlich legte er seine Hand auf die Schulter des Jungen. Hilfesuchend sah Veyse seinen Meister an, doch dieser reagierte nicht. Sein Blick war immer noch, wie der aller anderen Lupankrieger gesenkt.
„Deine Prüfung nennt sich der “Kampf der Sieben.“
Tam, Hana und Sariu wollten den Freund in dieser schweren Stunde natürlich nicht allein lassen. So waren sie, wie abgesprochen, dem Meister und dem Schüler gefolgt.
Eigentlich war ihr wahrer Beweggrund aber die Neugier.
Doch nun hatten sie in der hintersten Ecke, dort wo kaum Licht hinfiel, einen Platz gefunden, von dem sie hofften unentdeckt das Geschehen beobachten zu können.
Der Kampf der Sieben!
Erstaunt wechselten sie Blicke. „Das… das können sie doch
nicht…“, flüsterte Hana, aber Tam hielt ihr sofort den Mund zu. Würde man sie entdecken, könnte dies eine empfindliche Strafe nach sich ziehen. Also hieß es jeden Laut zu vermeiden.
Den Primanschülern war natürlich bekannt, dass diese Prüfung sie eigentlich erst im dritten Zyklus erwartete.
Ein Wink mit der Hand brachte Bewegung in die sechs Lupankrieger, die immer noch neben dem Hochstuhl standen. Die Krieger hoben die Köpfe, schoben die Kapuzen in den Nacken, und griffen zu ihren Waffen.
Eine Kriegerin, von nicht mehr als neunzehn Zyklen, trug einen Bogen in der einen, und drei Pfeile in der anderen Hand. Ihr blondes Haar war bis auf den dicken, langen Zopf kurz geschnitten, und Veyse vermutete, dass sie noch nicht lange zum Kreis der Krieger gehörte. Ebenso war ein junger Krieger mit Pfeil und Bogen bewaffnet. Ein anderer Kämpfer, etwas Älterera als die anderen, hielt den Wolfszahn fest umklammert. Er war groß gewachsen, muskulös und hatte dunkles, gewelltes Haar und einen kurzgeschnittenen Bart. Ein Kämpfer, etwa gleichen Alters wie Meister Tulmar, hatte eine Glatze und nur der Lupanzopf zierte das Haupt. Auch er trug das Kurzschwert in seiner Hand. Die letzten beiden Krieger, eine junge Frau mit dunkler Haut, eine der wenigen Lupan, die als Sklavin von der Insel Thula gekommen war, und ein Mann von sehr schmächtiger Statur, trugen jeder eine Feuerwaffe. Ein raganisches Langgewehr.
„Nun, junger Veyse. Diese Sechs werden deine Gegner sein.“
Mit ausgestreckter Hand deutete der Großmeister auf die Krieger. „Sie dürfen dich nicht töten, natürlich nicht. Aber sie werden versuchen dich zu treffen, und sogar zu verletzten.“ Die Miene des Alten verriet keine Gefühlsregung. „Die vier Kämpfer mit den Schusswaffen haben je drei Schuss mit peinigender Wirkung. Die Kugeln der Langgewehre, und auch die Treffer mit den Pfeilen sind schmerzhaft, und sie hinterlassen eine Markierung.
Die Schwertkämpfer sind erfahrene Krieger. Also sei wachsam und gib dein Bestes.“ Ernst und ohne Regung sprach der Ko Fei zu dem Primanschüler. „Gelingt es ihnen dich dreimal zu treffen, hast du die Prüfung nicht bestanden.
Berührt dein Wolfszahn einen Schwertkämpfer dreimal, so ist dieser besiegt und aus dem Kampf! Natürlich darfst auch du sie nicht töten!“
Ohne dass es Veyse wirklich bemerkt hatte, wurde er von Ko-Fei Dan zum Kampfplatz geführt. Ein großer, heller Kreis mit je einer Markierung in allen vier Himmelsrichtungen befand sich auf dem Boden der großen Halle.
„Bereite dich nun vor“, befahl der Großmeister und Veyse betrat den Kreis. In seiner Mitte, auf dem in den Boden geschlagenen Antlitz eines Wolfes, ging der junge Priman auf die Knie und begann in sich zu versinken. Gleiches taten die beiden Schwertkämpfer, und auch die anderen Krieger begannen so etwas wie eine Meditation, nach dem sie ihre Plätze auf den Markierungen am Rand des Kreises eingenommen hatten.
Tiefer und tiefer ließ sich Veyse fallen, bis alle Gedanken aus seinem Kopf verschwunden waren. „Sein linkes Bein!“
Da war es wieder.
„Die Schulter, ein Pfeil in die Schulter!“
Die Stimmen, dachte Veyse. Sie sind wieder da!
Immer mehr Stimmen schwirrten durch seinen Kopf.
„Ein Ausfall nach rechts, dann der Hieb!“
Der junge Lupan hatte es schon vor langer Zeit entdeckt, und er wusste, was es war.
Dies waren die Gedanken seiner Gegner! Es waren ihre Gedanken, die durch seinen Kopf schossen. Bei jedem Kampf war es so, dass er die Gedanken seiner Gegner hören konnte.
Veyse versuchte sich zu konzentrieren. Er musste Ordnung in seinen Kopf bekommen. Die Richtungen aus der die Worte kamen, halfen ihm sich zu orientieren. Nach und nach gewann er die Kontrolle über die Gedanken der Gegner in seinem Kopf.
Langsam öffnete der junge Lupan seine Augen. Erst jetzt bemerkte er, dass ihm Schweiß über sein Gesicht ran.
Langsam schwenkte er seinen Kopf, und sah sich um. Seine Gegner standen bereits auf ihren Beinen, jeder seine Waffe in der Hand. Veyse erhob sich.
Dann erschallte der helle, metallene Ton eines Gongs.
Der Kampf begann!
Veyse zog sein Schwert aus dem Leder, gerade rechtzeitig, denn der erste Schlag kam auf ihn nieder. Der Schlag war heftig, doch nicht so stark dass Veyse ihn nicht parieren konnte. Nun schlug der Priman zurück.
„Jetzt der Ausfall, dann der Hieb!“ Ganz deutlich hörte Veyse die Worte des Glatzkopfes in seinen Ohren. Sofort schlug er mit dem Wolfszahn zu, genau dorthin, wo der Krieger im nächsten Moment stand. Die Klinge traf den Oberarm des Glatzkopfes, und dieser jaulte kurz auf. Ein elektrischer Schlag hatte den Lupan durchfahren, denn die Schwerter waren lediglich Trainingswaffen. Allerdings würde sich der Glatzkopf lange an diesen Treffer erinnern.
„Glück, Priman! Nur Glück!“, rief der Getroffene verärgert.
Doch Veyse trieb den glatzköpfigen Lupankrieger mit schnellen Hieben vor sich durch den Kreis, und schon bald setzte er einen zweiten Treffer. Erst als der Lupan wieder auf seinen Platz trat, hielt Veyse inne.
„Jetzt den Pfeil an die Sehne!“
Das war die kurzhaarige Blonde, dachte der Priman. Diese verließ nun ihren Platz, und im selben Moment ließ sie den Pfeil von der Sehne fliegen. Der Priman aber, lenkte den Pfeil mit der Klinge ab, sodass plötzlich wieder der Glatzkopf laut aufjaulte. Der Pfeil hatte ihn am Oberschenkel getroffen, wo nun ein roter Punkt sichtbar war. Der Kampf war für den kahlköpfigen Lupan beendet.
Veyse wollte nun gegen die Blonde einen Hieb setzen, doch der Bärtige warf sich ihm entgegen, und die blonde Bogenschützin trat auf ihren Platz zurück. Eine geschickte Drehung und die Klinge empor gerissen. Klirrend schlugen die Schwerter aufeinander.
„Jetzt bist du dran!“ Mit zusammengekniffenen Augen stürzte sich der erfahrene Krieger auf Veyse. Doch dieser konnte sich mit flinken Schritten den Schlägen entziehen.
Sofort setzte der Bärtige nach, und nur um Haaresbreite hatte die Klinge den Priman verfehlt. Kaum war der Bärtige auf seinen Platz zurückgekehrt, trat ein anderer in den Ring.
Der Schmächtige, dachte Veyse und warf sich zur Seite.
Schon donnerte das raganische Langgewehr. Veyse ließ sich rücklings fallen, und das Geschoss zischte an seinem Ohr vorbei. Der Schuss hatte sein Ziel verfehlt!
Als der Priman wieder auf die Beine kommen wollte, griff der Bärtige an, denn der Schütze hatte wieder seinen Platz eingenommen. Schwere Schläge prasselten auf ihn nieder.
Schlag um Schlag wehrte Veyse mit dem Wolfszahn ab.
Blitzschnell rollte er sich zur Seite ab, und kam so wieder zu stehen.
Dann wieder Worte in seinem Kopf. Eine schnelle Drehung.
Ein Schuss. Verfehlt!
Ein Schlag. Pariert!
Nun wurde der Kampf schneller. Kaum hatte der eine Krieger den Ring verlassen, sprang ein anderer hinein.
Wieder Worte! Ein Sprung, eine Rolle und ein Schwerthieb!
Der Pfeil, ein Hieb, entzwei!
Dann der Schmerz. Brennender Schmerz!
Das Schwert des bärtigen Lupan hatte Veyse am Bein erwischt. Unter der ledernen Hose schmerzte der Oberschenkel des Burschen, und der elektrische Schlag hinterließ noch lange ein unangenehmes Kribbeln in seinem Bein.
Der Bärtige holte wieder zum Schlag aus, doch Veyse hatte seinen Gedanken gehört, drehte sich unter dem Schlag zur Seite weg, und stieß dem Angreifer den Wolfszahn nun seinerseits gegen den Oberschenkel. Der Lupankrieger schrie erschrocken auf, und hielt sich die getroffene Stelle.
Schwer atmend erhob sich Veyse, doch der Kampf ging weiter. Pfeile flogen und verfehlten ihr Ziel. Langgewehre donnerten. Doch es gelang den Kriegern nicht, den Schüler zu treffen, denn dieser war schnell und gewandt wie ein gestreiftes Baumhörnchen. Wieder stellte sich der Bärtige zum Kampf, hielt dem jungen Gegner grinsend sein Schwert entgegen. „Ich treibe ihn zurück, so kann ihn vielleicht ein Schlag mit dem Bogen treffen“, vernahm Veyse in seinen Ohren, und so ließ er es geschehen. Doch die blonde Bogenschützin, in deren Reichweite er sich befand, hatte ihre Pfeile bereits verschossen, und war ebenfalls raus aus dem Kampf. Und dann ließ er den Angreifer ins leere laufen. Bisher hatte er die Schläge des Kriegers mit der eigenen Klinge abgewehrt, sodass es Funken sprühte, wenn das Metall aufeinander schlug, doch diesem Schlag wich er aus. Die Klinge sauste an Veyse vorbei, und das blonde Mädchen schrie auf, denn das Schwert hatte ihren Bogen getroffen, der in zwei Teile zersprang und ihr in das Gesicht schlug. Den Bärtigen aber, hatte die Klinge des Priman auf den Rücken getroffen. Plötzlich ertönte der Gong!
Ko-Fei Dan hatte den Kampf beendet. Völlig entkräftet und nach Atem ringend sackte Veyse auf dem Boden zusammen.
Doch er war nicht der Einzige. Auch die beiden Schwertkämpfer und die blonde Bogenschützin waren schwer gezeichnet.
Sofort lief Meister Tulmar zu seinem Primanschüler, um sich über zu vergewissern, dass es diesem gut ging.
„Ihr habt euch tapfer geschlagen“, sagte der weißhaarige Großmeister. „Ich habe gesehen, was ich sehen wollte.“
Da sprach der Bärtige: „Warum hast du den Kampf beendet, Meister?“
„Weil er entschieden ist“, antwortete der Großmeister lächelnd und zeigte auf den Arm, das Bein und den Rücken des glatzköpfigen Kriegers.
„Aber… aber wie ist das möglich“, stammelte der Bärtige.
„Er ist doch nur ein Priman!“
„Jorgun, verlasse dich nicht immer nur auf jenes was du siehst. Es kann trügerisch sein!“
Mit den Worten, „Geht nun und erfrischt euch“, wandte sich der Ko-Fei ab, und verließ die Halle.
Meister Tulmar umfasste den völlig erschöpften Veyse und brachte ihn in seine Unterkunft.
„Habe ich die Prüfung bestanden?“, fragte Veyse schwer atmend. „Ja, so hat der Ko-Fei entschieden. Und auch ich denke, du hast dich gut geschlagen. Wie immer du das auch geschafft hast?“
Staunend und mit offenen Mündern, kauerten in der dunklen Ecke die drei Primanschüler, als die Halle längst wieder verlassen war. „Habt ihr das gesehen?“ Sariu hatte seine Sprache zurückgefunden. „Wie war das möglich?“
Tam schüttelte seinen Kopf. „Er… er hat sie besiegt!“
„Aber er ist ein Primanschüler, wie wir“, sprach Hana erstaunt. „Warum konnte er sie besiegen?“
„Wir werden es herausfinden!“ Tam erhob sich und streckte seine Glieder, die durch das zusammengekauerte Hocken nun ordentlich schmerzten.
„Wo sind bloß deine Freunde?“, fragte Meister Tulmar, als sie in den Raum der Heilerin getreten waren. „Ich hätte damit gerechnet, dass sie uns mit Fragen bestürmen, so neugierig wie sie sind. Aber es sieht aus, als hätte ich mich in ihnen getäuscht.“
Nachdem die schmerzhaften, blaugefärbten Hautstellen versorgt waren, legte sich der junge Priman in seine Schlafkoje. Und wenig später war er in einen tiefen Schlaf gefallen.
*
Langsam öffnete Veyse seine Augen und sah in das grinsende Gesicht seines Freundes.
„Na, was habe ich euch gesagt, er lebt noch“, lachte Tam.
Sofort erschienen zwei weitere Gesichter über ihm.
„Na endlich“, sagte Hana mit einem von roten Locken umrahmten Gesicht. „Wir haben uns schon Sorgen gemacht!“
„Ja, wir dachten, du wachst gar nicht mehr auf.“ Sariu zeigte sich sichtlich besorgt. „Nach so einem Kampf!“ Da stieß ihm Tam seinen Ellenbogen in die Seite.
„So ein Quatsch“, rief Tam, und setzte sich neben den Freund auf die Kante der Schlafkoje. „Einen wie Veyse haut so schnell nichts um! Obwohl ich zugeben muss, dass du ganz schön lange geschlafen hast.“
„Lange? Was heißt Lange?“, fragte Veyse, der langsam wieder Herr seiner Sinne wurde.
„Lange heißt, mehr als einen ganzen Tages- und Nachtzyklus“, sagte Hana ein wenig aufgeregt. Sariu, der das Mädchen um mehr als zwei Köpfe überragte, schob die junge Primanschülerin ein wenig zur Seite. „Meister Tulmar hat uns strengstens verboten dich zu wecken!“
Veyse richtete sich auf und setzte sich auf die Kante seiner Schlafkoje. Sein Bein schmerzte ihn, und nun kam die Erinnerung zurück. Der Kampf der Sieben!
„Sag schon, wie hast du das fertig gebracht?“, fragte Hana, und schüttelte ungeduldig ihren Kopf. „Du… ihr wisst also“, stellte Veyse grinsend fest.
„Das Mädchen immer so neugierig sein müssen“, tadelte Tam die junge Gefährtin mit den auffallend roten Haaren.
Doch dann grinste er über sein ganzes Gesicht. „Also rede schon, wie hast du das gemacht? Meister Tulmar sagt, du hast die Prüfung bestanden“, freundschaftlich legte Tam den Arm um seinen Freund Veyse und grinste.
„Ich weiß es nicht“, antwortete der junge Krieger. „Plötzlich hörte ich Stimmen in meinem Kopf!“
Laut prustete es aus Sariu heraus, und er begann zu lachen.
„Er hört Stimmen“, kicherte er. „Hast wohl den Schnaps der Pamplusifrucht getrunken? Danach hat schon so mancher Stimmen gehört!“ Da gab ihm Tam einen kräftigen Schlag gegen die Schulter. „Halts Maul, Mann!“, herrschte er den blonden Priman an. Er blickte zu Veyse, sodass dieser auf sein Nicken hin fort fuhr. „Ja, ich hörte Stimmen in meinem Kopf“, sagte er mit ernster Stimme zu Sariu gewandt. „Und ich wusste, dass es die Gedanken meiner Gegner waren.“
Mit offenem Mund und fragendem Blick sah er Tam an.
„Ich konnte tatsächlich ihre Gedanken hören!“
Die drei Primanschüler sahen Veyse ungläubig an. Hana begriff als Erste und kam Veyse zuvor. „Das heißt, du kanntest jeden Angriff bevor er stattfand!“
Der junge Lupankrieger nickte. „Insofern sie daran dachten, ja.“
„Aber wie geht das? Wer lehrte dich Gedanken zu lesen?“
Sariu konnte es kaum glauben.
„Ich weiß es nicht“, zog Veyse seine Schultern hoch. „Ich kann mich nicht entsinnen, dass es mich jemand lehrte.“
„Kannst du auch meine Gedanken lesen? Jetzt?“, fragte Hana aufgeregt. Veyse sah das schöne Mädchen an, versuchte sich in ihre Gedanken zu drängen, doch keine Stimme drang an sein Ohr. Er schüttelte den Kopf.
„Genug jetzt“, unterbrach Tam, und erhob sich. „Lasst uns etwas Essen, mir knurrt schon der Magen!“
Sariu und Hana nickten und verließen die Unterkunft. Veyse schlüpfte in seine lederne Hose und die schwarze Robe. „So, so! Du kannst also die Gedanken deiner Feinde hören!“
Tam sah seinen Freund an und zog eine Augenbraue hoch.
„Doch wie es scheint nur im Kampf.“ Veyse zog seine Schultern empor.
*
T ulmar runzelte seine Stirn und sah den Ko-Fei fragend an. „Wie bei den Zwillingsmonden hat der Priman das geschafft?“
Der Großmeister zuckte die Achseln. „Ich weiß es nicht, Tulmar. Aber ich bin sicher, es gibt einen Grund für seine ungewöhnlichen Fähigkeiten.“
„Oh, den wird es sicher geben“, grinste der Großmeister.
„Der Krieger Baruk sprach oft darüber, dass er unter den Welpen einen hatte, der den anderen weit voraus war, und von dem er glaubte, dass dieser eine besondere Begabung besaß“, erklärte Tulmar. „Doch, dass ein Welpe bereits die Fähigkeiten eines Lupankriegers besitzen würde, ahnte ich nicht.“
„Veyse hat in dem Kampf den Krieger Gultar, und auch die Kriegerin Ajulla ausgeschaltet. Und ich bin sicher, sie wären nicht die einzigen geblieben. Kein Geschoss, ob Pfeil oder Kugel hat ihn getroffen. Dabei ist der Bursche erst zum Priman geworden, und zählt gerade einmal fünfzehn Zyklen! Wie kann das sein?“, begehrte nun Meister Bogi auf. Inmitten eines kreisrunden Raumes, dessen Wände nach oben zu einer Kuppel mit einer kleinen Abzugsöffnung zusammen liefen, und die mit Bildern aus der Geschichte der Lupan bemalt waren, saßen die Meister der Lupan auf ihren steinernen Stühlen, die um eine Feuerstelle erbaut waren. Leise knisterte das Holz in den Flammen und verströmte eine wollige Wärme. Es war zwar die warme Zeit, doch in dem Bau war es immer etwas kühl.
„Wir müssen es herausfinden, Meister Bogi.“
Die Stimme kam von der einzigen Frau in der Runde, die dem Tulmar gegenüber saß. Ihr Name war Narussa, und sie war die Meisterin der vier Primanen in der zweiten Stufe ihrer Ausbildung, während Meister Bogi der Lehrer der dritten Stufe war, aus der die Primanen dann zu Lupankriegern geweiht wurden. Nach jedem vollen Zyklus, immer dann, wenn die kalte Zeit endete, stiegen die Primanen in die nächste Stufe auf, und vier Welpen rückten nach. So erlangten sie das Wissen eines weiteren gut ausgebildeten Lupanmeisters.
Ko-Fei Dan sah die drei Meister an, und fragte dann: „Wer sind die Eltern dieses Knaben?“
Keiner der Meister gab Antwort. „Ihr wisst es nicht?“
Der Mann mit dem langen weißen Bart schien ein wenig verärgert.
„Aber Ko-Fei, du selbst hast den Knaben vor zehn Zyklen zum Welpen gemacht. Weißt du es nicht mehr?“, fragte Bogi spitz. „Er kam damals als Waise zu uns.“
Da traf ihn zuerst ein böser Blick, doch der Großmeister besann sich und lächelte. „Du hast Recht, Meister Bogi. Ich werde wohl alt, und mein Gedächtnis versagt mir manchmal den Dienst. Vielleicht werde ich meditieren, und mich dann erinnern.“
*
Das lange, gewellte Haar lag auf seinen breiten, muskulösen Schultern, und der rote Mantel den er trug und der ihm bis unter die Knie reichte, war aus feinsten, glänzenden Stoffen geschneidert. Zufrieden schmatzend saß er an dem Kopfende des aus weißem Stein gehauenen großen Tisches, inmitten der Halle des Palastes von Arbironia, und labte sich an der Keule eines raganischen Waldschweins.
„Herr, verzeih mir die Störung“, katzbuckelte sich der rattengesichtige Diener des Großkonsuls auf Arbiron, immer wieder verbeugend, langsam auf den Tisch zu.
„Was willst du, Koli Pakut, du weißt ich hasse es gestört zu werden, also bete zu den Göttern, dass dein Grund mir den Vorwand raubt, dich an deinem Gemächt an die Stadtmauer zu nageln!“ Centron Deera beugte sich herausfordernd dem Diener entgegen.
„Herr, es ist hoher Besuch angekommen. Man verlangt dich unverzüglich zu sprechen“, sprach der Diener mit ehrfürchtig gesenktem Haupt.
„Ohne Audienz? Wer kann schon so wichtig sein, dass ich mein Mahl für ihn unterbreche?“
„Herr, es ist die Botschafterin Luntra Paati, gesandt vom Kaiser persönlich.“ Die Stimme des Dieners begann leicht zu zittern, als er den Namen der Botschafterin nannte, denn dieser eilte der Ruf voraus, ungeduldig und skrupellos zu sein, wenn es darum ging dem Kaiser zu Diensten zu sein.
„Luntra!“, rief der Großkonsul freudig lachend aus. „Du dämlicher Kerl, lass sie nicht warten. Hol sie herein!“
Tief verbeugend verließ der Diener rückwärts die Halle.
Centron Deera klatschte in die Hände, und sofort eilten zwei junge Sklavinnen herbei. „Reinigt den Tisch und deckt ihn feierlich ein. Bringt eine Karaffe Pamplusiwein“, befahl er und die Sklavinnen, in ihren durchsichtigen Gewandungen, die nur wenig ihrer Nacktheit verbargen, folgten den Worten des Großkonsuls.
Der helle Klang von Glocken drang in die Halle. Erst laut und tief, dann als liebliches Glockenspiel, begleitete der Klang den rituellen Einmarsch der hohen, raganischen Persönlichkeit. Vier Legionäre der Leibwache in ihren golden glänzenden Rüstungen, waren die ersten des Gefolges der Botschafterin, die in die Halle traten. Ihnen folgten der erste Sekretär und die Botschafterin selbst. Diese wurde von mehreren Dienerinnen in die Halle geleitet.
„Luntra Paati!“ Der Konsul von Terranea erhob sich und trat auf seinen hohen Besuch zu. „Was führt dich zu mir?“
Die Botschafterin aber antwortete nicht. Es war ihr Sekretär, der dem Herrn von Arbironia entgegen trat.
Mit ausgestreckter Hand versuchte er Centron Deera an die Einhaltung des Protokolls zu erinnern. „Schweige, Herr!“, sprach er streng.
Doch dieser sah den Sekretär mit bösem Blick an, und war keineswegs gewillt zu warten, bis dieser die Worte der Vorstellung gesprochen hatte, so wie es Sitte war.
„Lass sofort deine Hand sinken, du Schranze“, fauchte er dem Mann mit dem langen, dünnen Kinnbart entgegen.
„Oder ich hacke sie dir ab!“
Da traten die vier Legionäre der Leibwache vor den Konsul, doch dieser lachte nur auf. „Zurück mit euch Hunden oder ich verspreche euch, noch bevor die Zwillingsmonde aufgehen, verfüttere ich eure Kadaver an die Schweine! Ich bin Centron Deera, Großkonsul und Herrscher auf Terranea!
Niemand wagt es mir in meiner Halle zu drohen!“
Plötzlich wurde von dem Diener Koli Pakut eine der Seitentüren geöffnet, und zehn Krieger aus der Wache des Konsuls liefen in die Halle und legten ihre Langgewehre an.
„Es ist genug, Centron Deera“, sprach die Botschafterin vom Planeten Ragan und trat neben den Sekretär, der darauf hin sofort einige Schritte zurücktrat.
Das Weib war von außergewöhnlicher Schönheit. Ihr schlanker, sehr weiblicher und wohlgeformter Oberkörper steckte in einem engen Brustpanzer aus schwarzem Leder, und ihre Beine bedeckte ein langer schwarzer Rock. An ihrer Hüfte hing in einem Wehrgehäng ein schmales raganisches Schwert, während ihr langes, blondes Haar von einem goldenen Helm mit einem roten Federbusch bedeckt war.
„Meine Freude ist groß dich wiederzusehen, Luntra Paati.
Doch niemand verbietet mir in meinem Palast das Wort!“
Ein giftiger Blick traf den Sekretär der Botschafterin.
„Zügele dich, Centron, er tut nur seine Pflicht. Das Protokoll verlangt es.“
„Lassen wir das! Koli Pakut, tue deine Pflicht“, befahl er dem Diener, und dieser führte mit einer bittenden Geste die Gesandtschaft des Kaisers in die Besuchergemächer.
Erst nach dem die Sonne hinter der hohen Kette der Kaldeiischen Berge versunken war, trafen Centron Deera und die schöne Botschafterin wieder zusammen. Diesmal aber in einer angenehmeren Atmosphäre. In dem großen Kamin loderten die Flammen. Der Raum war mit Blumen in großen Vasen geschmückt. Auf dem Tisch standen gläserne Kelche und eine Karaffe mit Pamplusiwein von dessen berauschender Wirkung sich der Großkonsul einen Vorteil bei der Eroberung der schönen Botschafterin erhoffte. Seine Zuneigung zu dem Weib hatte diese bisher bei jedem Zusammentreffen kalt zurückgewiesen.
Ihre kriegerische Gewandung hatte das Weib abgelegt, und trug nun eine Robe, die dem Betrachter die weiblichen Reize nicht vorenthielt. Hauchdünner, roter Stoff, durchwoben von golden glitzernden Fäden, umhüllte den weißen Leib der Schönen. Auf ihrem blonden Haar trug sie einen aus einem roten Tuch gebundenen Turban, der von einer goldenen Brosche mit einer weißen Feder daran gehalten wurde.
An den Kopfenden des weißen Steintisches saßen sich Gast und Gastgeber gegenüber. An den Längsseiten standen, zur einen Seite der Sekretär der Botschafterin, zur anderen Seite der Diener Koli Pakut.
„Ich habe es vorgezogen etwas leichtes zu tragen“, sagte Luntra lächelnd. „Es ist so furchtbar heiß auf Arbiron!“
Centron Deera nickte zustimmend. „Dann solltest du besser in der kalten Zeit kommen, da ist es allerdings so eisig, dass einem die Glieder abfrieren. Aber wie du siehst, habe auch ich es vorgezogen mich der Wärme entsprechend zu kleiden.“ Um seine Waden schlangen sich die ledernen Riemen von leichten Sandalen. Die helle Tunika, die der Großkonsul trug, reichte ihm bis zu den Knien, und auf die lange Hose, die er sonst darunter zu tragen pflegte, hatte er verzichtet.
„Es gefällt mir nicht, mein Bester, dass du das Protokoll missachtest hast.“ Luntra griff nach dem Kelch und trank von dem süßen Wein, dessen hellblaue Farbe die richtige Trinktemperatur anzeigte. Wäre der Wein zu kalt gewesen, hätte er eine dunkelblaue, wäre er zu warm, eine rötliche Färbung angenommen.
„Besagt es das Protokoll nicht auch, dass sich ein Gast anzukündigen hat?“, entgegnete der Konsul überheblich grinsend, und das bittersüße Lächeln der Botschafterin zeigte ihm, dass er sich im Recht befand.
„Nun gut, lassen wir das“, beendete die blonde Schöne das leidige Thema, und Centron Deera nickte zustimmend.
„Was also, führt dich hierher nach Arbironia?“
„Es ist ein Grund von äußerster Dringlichkeit, Centron. Der Kaiser wird nach Terranea kommen“, kündigte Luntra Paati dem Großkonsul den Überraschungsbesuch des Herrschers an, und lächelte dabei herausfordernd.
„Kaiser Tyrlaton Boora kommt hierher?“, fragte Centron ein wenig erschrocken, und war darüber nicht wenig erstaunt.
Das blonde Weib nickte, und fuhr fort. „Ja, das wird er, und zwar schon bald. Er befindet sich bereits auf der Varanenkolonie und ich eilte voraus, um dir eine böse Überraschung zu ersparen.“ Sie lächelte gönnerhaft.
„Aber… aber warum kommt der Kaiser hierher?“
„Warum? Weil er seinen Konsul zu größeren Erträgen antreiben will. Es giert den Kaiser nach mehr Reichtum.“
Ernst sah Luntra den Konsul Centron Deera an, und sagte dann wie beiläufig: „Und weil auf Dragan eine Hungersnot droht, denn die Ernte der Feldfrüchte fiel in der letzten Warmzeit sehr schlecht aus.“
„Aber die Guriwurzeln kann man nur zweimal in einem Zyklus ernten, und um größere Felder zu bewirtschaften fehlen mir die Sklaven.“ Er zog fast entschuldigend seine Schultern empor.
„Das ist mir bekannt, darum solltest du den Kaiser auch besser freundlich stimmen“, schlug Luntra vor. „Vielleicht mit einem Geschenk!“
„Ja, das ist gut!“ Der Konsul erhob sich und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Natürlich, ein Geschenk!“
Er zeigte mit dem Finger auf die Frau. „Das ist es!“
Dann wandte er sich um, und sah den Diener an. „Koli Pakut, sage mir, was haben wir Wertvolles? Wir brauchen ein Geschenk für den Kaiser.“
Erschrocken starrte der Diener seinen Herrn an und begann zu stottern, denn so schnell wollte ihm natürlich kein passendes Geschenk einfallen. Plötzlich aber erhellte sich sein Gesichtsausdruck. „Es ist doch bekannt, dass Kaiser Tyrlaton Boora eine Vorliebe für junge Mädchen hat.“
„Ja, du bist ein listiger Kerl, Koli Pakut“, rief der Konsul erfreut aus. „Wir schenken ihm eine Sklavin an der kann er sich auslassen!“
„Eine Sklavin?“ Luntra Paati sah erst den Konsul und dann seinen Diener zweifelnd an. „Glaubst du, der geile Bock hat nicht genügend junge Weiber in seinem Palast?“
„Oh, verehrte Botschafterin, es wird eine besondere Sklavin sein“, sprach der Diener frech grinsend.
„Jawohl, es wird eine besondere… was heißt das?“, wandte sich Centron erstaunt dem Diener zu. Dieser trat vor seinen Herrn. „Es wird keine gewöhnliche Sklavin sein, sondern eine Prinzessin.“
„Eine Prinzessin?“
„Ja, Herr, eine echte thulanische Prinzessin“, nickte Koli Pakut und grinste über sein rattenähnliches Gesicht.
„Prinzessin Thorana Kalibath.“
„Thorana Kalibath?“
„Die Tochter des Königs Thoran Kalibath von Thula“, erklärte der Diener, und man sah ihm an, dass die Unwissenheit des Konsuls ihn ärgerte.
„Das kann nicht sein“, widersprach Centron. „Es gibt keine adligen mehr auf Terranea. Ich habe bei meinem Amtsantritt alle adligen Familienmitglieder köpfen lassen. Keine Adelsfamilie hat überlebt! Nicht die von Thula, nicht die von Akogi und auch nicht die von Arbiron.“
Luntra Paati zog ihre Brauen empor, und sah den Konsul überrascht an. „Entschuldige meine Frage, aber warum hast du die adligen Familienmitglieder töten lassen?“
„Dumme Frage! Um einen weiteren Aufstand zu vermeiden.
Wenn das Volk keinen Herrscher hat für den es zu kämpfen lohnt, wird es sich in sein Schicksal fügen“, grinste er das Weib überlegen an, und diese nickte. „Du bist kein dummer Mann, Centron Deera!“
Dann wandte sich der Kaiservogt wieder seinem Untergebenen zu. „Los, sprich weiter“, verlangte er streng.
„Nun, es stimmtnatürlich, dass du die königlichen Familien beseitigt hast. Doch eine Thulanerin hat überlebt. Die jüngste Tochter, mit Namen Thorana.“
Da färbte sich das Gesicht des Konsuls rot vor Zorn und mit lautem Klatschen traf den Diener die Hand des Mannes in sein Gesicht. „Du elender Schweineschiss! Warum habe ich davon nichts erfahren?“
Koli Pakut hielt sich die glühende Wange. „Weil es nur ein Gerücht war!“
Da lachte Luntra Paati laut auf. „Und wer sagt dann, dass es wahr ist, dein Gerücht?“ Sie winkte ab. „Da wird es wohl doch nichts mit dem kaiserlichen Geschenk.“ Grinsend klatschte sie in die Hände, und eine Sklavin lief herbei.
Diese füllte ihren gläsernen Kelch mit Pamplusiwein.
„Willst du mich veralbern, du… du…?“
„Aber Herr, so höre doch! Das Gerücht ließ mir keine Ruhe, und so sandte ich meine Spitzel aus. Diese haben inzwischen herausgefunden, dass in der Unterstadt ein Mädchen lebt, auf das die Beschreibung der Thorana Kalibath genau passt. So habe ich vor einiger Zeit einen Mann auf die Suche geschickt, der die Familie des Königs von Angesicht kannte. Und auch wenn der Aufstand bereits zehn Zyklen her ist, so hat er diese doch als Prinzessin Thorana erkannt“, erklärte der Diener rasch. „Es gelang ihm sogar das junge Weib heimlich einem Scan zu unterziehen, und es gibt keine Zweifel an ihrer Identität!“
„Und was macht die Prinzessin von Thula hier in Arbiron?
Kannst du mir das auch sagen?“, forderte der Herr.
„Oh ja, niemand erkennt sie hier. So ist sie in Arbiron sicherer als in Thula.“
„Nun gut.“ Konsul Centron nahm wieder Platz. „Bring mir dieses Mädchen. Wenn sie die Tochter von König Thoran ist, soll sie dem Kaiser zum Geschenk gemacht werden! Wie sieht sie aus? Ich hoffe doch, dass sie als Geschenk für den Kaiser taugt. Ich will mir nicht den Zorn des Herrschers zuziehen, weil sie aussieht wie ein pulsarischer Aasvogel!“