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Wie so viele junge Mädchen hat auch Silke Horster immer von einer romantischen Hochzeit in einem weißen Brautkleid, mit einer Hochzeitskutsche und einem rauschenden Fest geträumt. Dieser Traum erfüllt sich nicht, als sie an einem nasskalten Septembertag in einem tristen Rathaus mit Arndt von Wittenburg den Bund der Ehe schließt.
Dennoch liebt Silke Arndt aus tiefstem Herzen. Eine winzige Mansardenwohnung ist künftig ihr Zuhause. Als Arndts Eltern von der heimlichen Hochzeit erfahren, streichen sie ihrem Sohn sofort die monatlichen Zuwendungen. So ist er gezwungen, neben seinem Studium mehreren Nebenjobs nachzugehen. Dennoch reicht das Geld vorne und hinten nicht, und dunkle Schatten fallen auf ihr Liebesglück ...
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Seitenzahl: 137
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Da geschah das große Wunder
Vorschau
Impressum
Da geschah das große Wunder
Werden sich ihre sehnsüchtigen Träume von Romantik erfüllen?
Wie so viele junge Mädchen hat auch Silke Horster immer von einer romantischen Hochzeit in einem weißen Brautkleid, mit einer Hochzeitskutsche und einem rauschenden Fest geträumt. Dieser Traum erfüllt sich nicht, als sie an einem nasskalten Septembertag in einem tristen Rathaus mit Arndt von Wittenburg den Bund der Ehe schließt.
Dennoch liebt Silke Arndt aus tiefstem Herzen. Eine winzige Mansardenwohnung ist künftig ihr Zuhause. Als Arndts Eltern von der heimlichen Hochzeit erfahren, streichen sie ihrem Sohn sofort die monatlichen Zuwendungen. So ist er gezwungen, neben seinem Studium mehreren Nebenjobs nachzugehen. Dennoch reicht das Geld vorne und hinten nicht, und dunkle Schatten fallen auf ihr Liebesglück ...
Silke Horster hatte, wie alle jungen Mädchen, oft von ihrem Hochzeitstag geträumt. Nun stand sie frierend in ihrem dünnen Kostüm auf dem Flur des Rathauses. In der Hand trug sie ein Köfferchen, das alle ihre Habseligkeiten enthielt.
In einer Stunde sollte sie Baronin Wittenburg werden.
Eine Hochzeit ohne weißes Kleid, ohne Kirchenglocken und Brautchor und ohne Hochzeitskutsche.
Silke sah wieder auf die Uhr, die über der Tür hing. Sie hätte gerne nach Arndts Hand gegriffen, aber Arndt von Wittenburg machte ein finsteres Gesicht.
Es war ein kühler Septembertag. Jedes Mal, wenn das Portal zur Straße aufging, fegte ein nasskalter Luftzug herein.
Endlich kam ein geschäftiges Fräulein mit gestrafftem Haarknoten und Hornbrille auf Silke und Arndt zu.
»Baron Wittenburg?«, fragte sie.
»Ja«, antwortete Arndt. »Ja, der bin ich.«
Das Fräulein wandte sich nun an Silke.
»Fräulein Horster?«
»Ja.«
»Bitte, kommen Sie mit mir.« Sie lächelte. »Den Koffer stellen wir solange in mein Zimmer, Fräulein Horster. Wenn es Ihnen recht ist, werden ein Kollege von mir und ich das Amt der Trauzeugen übernehmen.«
»Ja, natürlich ist es uns recht«, sagte Arndt ungeduldig. Er nahm Silkes Arm, sie gingen durch die schicksalhafte Tür und standen in einem Büroraum.
Ein Gemälde von Feuerbach und zwei Gummibäume waren bestrebt, dem Raum ein festliches Gepräge zu geben.
Der Standesbeamte begrüßte das junge Paar freundlich und mit einer gewissen Feierlichkeit und bat, in den Sesseln vor dem Schreibtisch Platz zu nehmen. Er hielt eine kleine Rede, die nicht besonders einfallsreich war, aber sein Tonfall war herzlich. Dann bat er das junge Paar aufzustehen.
»Arndt Baron von Wittenburg, ich frage Sie: Sind Sie bereit und willens, mit der hier anwesenden Silke Horster die Ehe zu schließen? So antworten Sie mit Ja.«
»Ja«, sagte Arndt fest und ohne zu zögern.
Silke spürte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen. Sie nahm sich tapfer zusammen, als der Beamte die Frage an sie richtete, aber ihr »Ja« klang trotzdem ein wenig zittrig.
Das Fräulein mit der Hornbrille lächelte gerührt. Der Standesbeamte schob Arndt und Silke ein Dokument zu, das sie unterschreiben mussten. Zum ersten Mal schrieb Silke ihren neuen Namen: Silke Baronin von Wittenburg.
Und genau in diesem Augenblick durchzuckte sie der schreckliche Gedanke: Wenn Arndt mich nun nur heiratet, weil das Kind unterwegs ist? Natürlich war das Unsinn, und sie wusste es auch genau: Arndt heiratete sie, weil er sie liebte.
Der Standesbeamte schüttelte ihnen die Hände, auch die beiden Trauzeugen gratulierten. Das junge Ehepaar bekam die Urkunde ausgehändigt, und dann war alles vorbei.
♥♥♥
Als sie wieder auf der Straße standen, waren sie verheiratet. Aus der kleinen Silke war eine Baronin Wittenburg geworden.
»Es tut mir leid, dass ich die Blumen vergessen habe«, sagte Arndt. Er lächelte jetzt und wirkte richtig jungenhaft.
»Das macht doch nichts«, wehrte Silke ab. Sie hätte ihm gerne einen Kuss gegeben, aber sie wagte es nicht, mitten in der belebten Geschäftsstraße, in der das Rathaus der alten Universitätsstadt lag.
Arndt blieb unschlüssig stehen. Es war halb zehn vorbei. Silke dachte, wie wenig Zeit die wahrhaft bedeutungsvollen Ereignisse des Lebens manchmal beanspruchten.
»Eigentlich«, gestand Arndt zögernd, »hätte ich um elf eine wichtige Vorlesung in der Uni.«
Silke war furchtbar enttäuscht, aber sie ließ sich nichts anmerken.
»Du möchtest die Vorlesung nicht versäumen?«, fragte sie ihn tapfer.
»So ungefähr, ja.« Er sah sie schuldbewusst an. »Typisch, nicht? Du musst mich ja für einen Streber halten.«
»Nein, das tue ich nicht«, widersprach Silke energisch. »Ich verstehe dich sehr gut. Wie lange dauert diese Vorlesung denn?«
»Nur bis zum Mittag.« Er war sichtlich erleichtert, dass sie so vernünftig war. »Wir hätten dann noch den ganzen Tag für uns«, fügte er rasch hinzu.
»Gut. Dann gehst du in die Universität, und ich warte irgendwo auf dich.«
»In unserer Wohnung natürlich«, entschied Arndt. »Oder willst du vielleicht bis zum Mittag in irgendeinem Café herumsitzen?«
Nein, das wollte Silke sicher nicht. Aber sie hatte es sich auch anders erträumt. Der Augenblick, in dem sie mit Arndt zusammen ihr gemeinsames Heim betrat, sollte ein schöner und feierlicher Augenblick sein, so hatte sie sich das vorgestellt.
Stattdessen zog er sie nun hastig zur nächsten Straßenbahnhaltestelle. Sie erwischten gerade noch die Nummer sieben, eine ziemlich überfüllte Bahn. Arndt hatte Mühe, mit Silkes Koffer hineinzukommen.
Während der Fahrt konnten sie kein Wort wechseln, weil zu viele Leute zwischen ihnen standen. An der dritten Haltestelle stiegen sie aus.
»In fünf Minuten sind wir da«, sagte Arndt. Halb entschuldigend fügte er hinzu: »Keine besonders attraktive Gegend, ich weiß.«
»Ich finde es sehr hübsch hier«, sagte Silke, und sie meinte das durchaus ehrlich. Ihr gefielen die winkligen Gassen mit dem Kopfsteinpflaster und den schönen alten Fachwerkbauten. Der Kirchturm, der über die Dächer lugte, trug zu ihrem hellen Entzücken ein Storchennest.
»Natürlich sind sie schon fortgeflogen«, sagte sie.
»Wer?«, fragte Arndt irritiert.
»Die Störche.«
Er folgte ihrem Blick und nahm zärtlich ihren Arm.
»Du kleiner Kindskopf, natürlich sind sie schon fortgeflogen«, erwiderte er.
Während sie weitergingen, hielt Arndt ihre Hand fest, und es war wie eine Welle der Wärme, die von ihm ausströmte und auf Silke überging. Und auf einmal fror sie nicht mehr so sehr.
»Ich habe dir ja schon geschrieben«, fing er vorsichtig an, »dass ich dir keine Komfortwohnung bieten kann. Genau genommen ist es sogar eine ziemlich klägliche Behausung.«
»Aber sie gehört uns«, sagte Silke.
»Ja, das ist richtig«, stimmte Arndt nachdenklich zu. »Sie gehört uns.«
Er blieb vor einem alten Fachwerkhaus stehen. Im Erdgeschoss war eine Bäckerei.
»Da oben ist es«, sagte er, »unter dem Dach.«
Er machte die Haustür auf, der würzige Geruch frisch gebackenen Brotes schlug ihnen entgegen.
Sie stiegen die Treppe hinauf, eine winklige, schon etwas morsche Holztreppe, die bei jedem Schritt ächzte. Im Dachgeschoss öffnete Arndt eine Tür.
»Hier ist es«, sagte er. »Ich hoffe, es gefällt dir, obwohl es sehr bescheiden ist.«
Silke war atemlos vor Erwartung und Freude. Arndt stellte eilig den Koffer ab.
»Mach es dir schon mal ein bisschen gemütlich und richte dich ein, so gut es geht. Es war ein großes Glück, dass ich die Bude bekommen habe. Ich gebe dem Jungen von der Bäckerei Nachhilfeunterricht in Latein, weißt du. Ich habe alles frisch tapeziert. Meine Möbel sind erst gestern aus dem Studentenheim herübergekommen. Am besten, du ruhst dich erst etwas aus.«
Er gab ihr einen Kuss, einen zärtlichen Klaps und noch einen Kuss, und dann ging er.
Silke war allein und sah sich mit großen Augen in ihrem neuen Heim um. Es war ein gemütliches Stübchen mit schrägen Mansardenwänden und einem kleinen Fenster, es war sauber und freundlich.
Arndt hatte bisher in dem modernen Studentenheim ein Apartment bewohnt, das er mit seinen eigenen Möbeln eingerichtet hatte. Es waren schöne alte Möbel aus seinem Elternhaus. Ein geschnitzter Schrank, eine große Couch, ein runder Tisch mit binsengeflochtenen Stühlen, ein Sessel, ein Schreibsekretär und ein Bücherbord, das eine ganze Wand einnahm.
So viele Bücher, dachte Silke andächtig. Sie hatte sich schon immer brennend gewünscht, einmal viel zu lesen, vielleicht kam sie jetzt endlich dazu. Einige geschmackvolle Bilder hingen an den frisch tapezierten Wänden, ein maisgelber handgewebter Teppich lag auf dem blank gescheuerten Fußboden und zauberte einen Hauch von Sonnenschein in den Raum.
Silke machte die Tür zur Kochnische auf und seufzte entzückt. Auch hier war alles frisch gestrichen, und sie fand alles, was eine junge Hausfrau brauchte, wenn sie keine allzu großen Ansprüche stellte.
Wie viel Mühe hatte Arndt sich damit gegeben, alles schön herzurichten. Nein, es machte wirklich nichts aus, dass er die Blumen vergessen hatte und in die Universität gegangen war, um diese wichtige Vorlesung nicht zu versäumen.
Silke ging zum Fenster, und wieder seufzte sie entzückt, es war ein zauberhaftes Bild, das sich ihren Augen bot. Das ganze alte Städtchen schien zu ihren Füßen zu liegen. Sie sah über die Dächer der anderen Häuser hinweg bis zum Marktplatz und bis zu dem großen, grauen, ehrwürdigen Gebäude, das sicher die Universität war.
Als Großstadtkind hatte Silke einen heimlichen Hang zur Romantik, und hier fand sie alle ihre sehnsüchtigen Träume von Romantik erfüllt.
Sie fing an, ihren Koffer auszupacken. Silke wusste, wie ordentlich Arndt war. Sie würde sich große Mühe geben, um eine tüchtige Hausfrau zu werden. Als sie an Arndts Mutter dachte, begann ihr Herz ein bisschen zu klopfen an. Arndt hatte ihr nämlich erzählt, dass die Herrin von Gut Wittenburg eine perfekte Hausfrau sei.
Silke stellte ihre wenigen Bücher bescheiden ganz unten auf das Bücherbord, damit sie Arndt nicht störten, und fragte sich, was seine Eltern wohl zu ihrer Hochzeit sagten.
Dieser Gedanke erschreckte sie so sehr, dass sie auf einmal ganz kraftlos war. Und dann merkte sie auch, dass sie sehr müde war. Sie legte sich auf die Couch, zog die warme Wolldecke über sich, und ehe sie es recht merkte, war sie eingeschlafen.
Bisher hatte ihr das Leben noch keine Rosen auf ihren Weg gestreut. Sie hatte mit elf Jahren die Mutter verloren, die als Kriegerwitwe hart für ihren Lebensunterhalt hatte arbeiten müssen.
Dann war sie zu entfernten Verwandten gekommen, die sie korrekt, aber recht kühl aufgenommen und erzogen hatten. Sie hatten für eine angemessene Ausbildung gesorgt. Silke durfte die Handelsschule besuchen und eine Lehre absolvieren.
Mit siebzehn Jahren hatte sie auf eigenen Füßen gestanden und als Stenotypistin in einem großen Verlagshaus gearbeitet. Mit achtzehn hatte sie sich ihren ersten selbstständigen Urlaub gegönnt. Sie war ans Meer gefahren. Und dort war sie Arndt begegnet.
Es hatte wie ein Märchen angefangen, zwischen silbernem Dünensand und blaugrünen Meereswogen. Als der Urlaub vorbei gewesen war, hatte Arndt ihr viele Briefe geschrieben. Und dann eines Tages war er zu ihr gekommen, und sie war sehr glücklich gewesen.
Damals war es wohl geschehen, und als sie es gewusst hatte, da hatte sie es Arndt geschrieben, und er hatte, ohne zu zögern, geantwortet, dass sie dann eben heiraten würden.
Jetzt war sie Arndts Frau. Eine Baronin Wittenburg. Sie war in ihrem neuen gemeinsamen Heim. Und sie schlief so fest, so tief und traumlos wie ein Kind.
♥♥♥
Verwirrt schlug Silke die Augen auf und blicke auf einen Strauß wundervoller zartroter Rosen.
»Mein Liebling«, sagte Arndt zärtlich. Er beugte sich über sie und küsste sie innig. »Das sind die Blumen, die ich heute Morgen vergessen hatte.«
»Die Blumen sind zauberhaft«, stammelte sie. »Sie sind viel zu kostbar für mich!«
»Nichts ist kostbar genug für meine Frau«, entgegnete Arndt heiter. »Wenn ich ihr zunächst auch nur ein sehr bescheidenes Dach über dem Kopf bieten kann. Immerhin ist es ein Dach.«
Silke schlang beide Arme um seinen Hals und küsste ihn.
»Es ist das schönste Dach der Welt«, behauptete sie.
»Vor allem riecht es nach Terpentin und frischer Farbe.« Arndt betrachtete sie zärtlich. »Hast du dich jetzt ein bisschen ausgeruht? Es war doch ziemlich anstrengend, nicht wahr?«
Silke richtete sich erschrocken auf.
»Ist es denn schon Mittag? Habe ich die ganze Zeit geschlafen?«
»Wahrscheinlich, und das ist gut so. Du weißt, eine junge Mutti, die ein Baby erwartet, muss sehr viel schlafen und in allen Dingen behutsam sein.«
Sie kuschelte sich wohlig in seine Arme.
»Es ist auf einmal so schön warm hier.«
»Ich habe Feuer angezündet.«
»Bist du denn schon lange hier?«
»Lange genug, um ein Feuer zu machen und Essen zu richten.«
»Oh, das wäre doch meine Aufgabe gewesen!«
»Eigentlich wollte ich dich zum Essen ausführen«, gestand Arndt. »Aber dann habe ich gedacht, es ist viel schöner, wenn wir hier zu Hause zusammen feiern.«
»Ja, du hast recht. Es ist viel schöner daheim, wenn man ein Heim hat, und wir haben ja ein Heim. Ein wundervolles Heim!«
Sie sah ihn so glückstrahlend an, dass er alle Sorgen, die ihn bedrückten, vergaß. Liebevoll zog er sie an sich und küsste sie.
»Mein liebes Herz«, sagte er innig, »ich will dir ein guter Mann sein und unserem Kind ein guter Vater.«
»Ich habe dich so lieb«, stammelte Silke überwältigt.
Eine lange Weile hielten sie sich nur still an den Händen und sahen sich tief in die Augen.
»Darf ich zu Tisch bitten, Baronin?«, fragte Arndt schließlich, und er lächelte sein sympathisches, jungenhaftes Lächeln, das Silke so sehr an ihm liebte. »Es ist aufgetragen.«
Ritterlich bot er ihr seinen Arm und führte sie zu Tisch. Silke kam aus dem Staunen nicht heraus.
»Das ist ja herrlich, Arndt! Was für fantastische Leckerbissen hast du uns nur mitgebracht!«
»Grillhähnchen mit delikaten Salaten, und wie du siehst, alles hübsch und appetitlich serviert. Zum Dessert gibt es Sahnetorte, und das Wasser für den türkischen Mokka habe ich schon aufgestellt. Jetzt müssen wir aber erst die Rosen versorgen.«
»Das will ich tun«, sagte Silke rasch und nahm die Rosen behutsam in ihre Hände.
»Du wirst es nicht fassen, eine Vase dazu habe ich dir auch mitgebracht«, sagte Arndt.
Es war eine sehr hübsche Vase, Silke war entzückt. Anmutig ordnete sie die Rosen und stellte sie auf den Tisch.
»Eine richtige Hochzeitstafel«, sagte sie beglückt.
»Das soll es auch sein, mein Liebling.«
»Und die Gläser? Sind das nicht Champagnergläser?«
»Genau, mein Herz. Die Champagnerflasche steht noch in der Kochnische. Bitte, nehmen Sie Platz, Baronin, Sie werden sofort bedient.«
Silkes war unsagbar glücklich. Sie strahlte Arndt an, als er mit der Champagnerflasche zurückkam und einschenkte.
»Moment, wir dürfen noch nicht anstoßen, vorher habe ich noch etwas Wichtiges zu erledigen.« Er wurde richtig ein bisschen rot, dann zog er ein Etui aus seiner Jackentasche und öffnete es. »Unsere Ringe, Liebling.«
»Aber wir haben doch ausgemacht, dass wir damit noch warten wollen«, sagte Silke erschrocken. »So viel Geld haben wir doch gar nicht.«
»Keine Sorge, sie haben nicht viel gekostet.« Mit einem zärtlichen Lächeln betrachtete er die Ringe, es waren zwei schmale goldene Ehereife. »Erinnerst du dich an den Siegelring, den ich von meinem Patenonkel zur Konfirmation geschenkt bekam?«
»Sicher erinnere ich mich daran. Er war prachtvoll.«
»Jetzt ist er noch viel prachtvoller«, versicherte Arndt. »Ich habe ihn zu zwei Eheringen verarbeiten lassen. Darf ich dir deinen Ring anstecken, mein Herz?«
Es war ein herrlicher Augenblick, als er Silke den Reif über den Finger streifte. Sie war so glücklich, dass sie zu weinen anfing.
Arndt hielt sie innig in seinen Armen und küsste zärtlich die Tränen von ihren Wangen.
»Jetzt wollen wir anstoßen«, flüsterte er. »Baronin, ich gratuliere Ihnen von ganzem Herzen zu Ihrer Hochzeit! Ich liebe dich und ich werde versuchen, dich immer glücklich zu machen.«
Sie küssten sich, sie tranken von dem köstlichen Champagner, und in diesem Augenblick gab es keinen einzigen Schatten, der ihr Glück verdunkelte.
Arndt bediente seine junge Frau liebevoll. Es schmeckte Silke ganz ausgezeichnet.
»Prost, mein Liebling«, sagte Arndt und stieß noch einmal mit seiner jungen Frau an.
»Wird das dem Kindchen nicht schaden?«, fragte sie.
»Bestimmt nicht. Ein Gläschen Champagner schadet nicht.«
»Du, sag mal, Arndt, wenn du all diese wundervollen Dinge besorgt hast, dann bist du vielleicht gar nicht in der Vorlesung gewesen?«
»Doch! Allerdings nur eine halbe Stunde. Dann habe ich mich heimlich davongeschlichen. Ich musste doch die Ringe abholen und all das andere besorgen. Freust du dich, Liebling?«
»Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue. Ich bin richtig glücklich. So glücklich bin ich in meinem ganzen Leben noch nie gewesen.«
Er beugte sich über den Tisch, ergriff ihre Rechte und zog sie innig an seine Lippen.
Schritte polterten die Treppe herauf.
»Das ist sicher das Hochzeitsgeschenk«, vermutete Silke. »Tante Alma hat mir geschrieben, dass sie uns eine Küchenuhr schenken wollen.«
»Egal, was sie uns schenken, Liebes, die Hauptsache ist, dass dein Onkel und Vormund keine Schwierigkeiten mit unserer Heirat gemacht und sofort seine Zustimmung gegeben hat.«
»Sie sind sicher froh, dass sie jetzt die Verantwortung für mich los sind.«
»Hast du ihnen eigentlich etwas wegen des Kindchens gesagt?«, fragte Arndt.