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Therys Herz klopft wie verrückt, als sie dem Diener durch lange Flure und Korridore folgt. Nach einer Weile, die ihr wie eine Ewigkeit vorkommt, macht er endlich vor einer Tür Halt. Dahinter befindet sich also das Atelier des legendären Modedesigners Baron Roedern. Nie hätte Thery sich träumen lassen, diese heiligen Räume jemals betreten zu dürfen.
Aber nicht allein deshalb ist sie so aufgeregt. Sie ist nervös, weil sie nur durch einen schäbigen Trick ins Schloss gelangt ist. Ihre Mission: Sie soll die neueste Kollektion des Barons ausspionieren und somit dessen nächsten großen Erfolg vereiteln.
Ein Zurück gibt es nicht mehr, aber im selben Moment, in dem sie zum ersten Mal in die freundlichen Augen des Barons blickt, trifft sie die volle Wucht ihrer Entscheidung wie ein Schlag ins Gesicht - die Erkenntnis, dass sie das Vertrauen eines wundervollen Mannes missbrauchen wird, lässt die Welt um sie herum erzittern ...
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Seitenzahl: 130
Cover
Spionin aus Liebe
Vorschau
Impressum
Spionin aus Liebe
Therys Erlebnisse in der Glitzerwelt der Mode
Therys Herz klopft wie verrückt, als sie dem Diener durch lange Flure und Korridore folgt. Nach einer Weile, die ihr wie eine Ewigkeit vorkommt, macht er endlich vor einer Tür Halt. Dahinter befindet sich also das Atelier des legendären Modedesigners Baron Roedern. Nie hätte Thery sich träumen lassen, diese heiligen Räume jemals betreten zu dürfen.
Aber nicht allein deshalb ist sie so aufgeregt. Sie ist nervös, weil sie nur durch einen schäbigen Trick ins Schloss gelangt ist. Ihre Mission: Sie soll die neueste Kollektion des Barons ausspionieren und somit dessen nächsten großen Erfolg vereiteln.
Ein Zurück gibt es nicht mehr, aber im selben Moment, in dem sie zum ersten Mal in die freundlichen Augen des Barons blickt, trifft sie die volle Wucht ihrer Entscheidung wie ein Schlag ins Gesicht – die Erkenntnis, dass sie das Vertrauen eines wundervollen Mannes missbrauchen wird, lässt die Welt um sie herum erzittern ...
»Das Monster schlägt wieder zu!«
Mit langen Schritten stürmte Thure Tordis durch das Atelier seines Modeimperiums, und sein Seidenschal wehte aufgeregt hinter ihm her.
Es war ein lila Schal!
Einen Schal zu tragen war das Markenzeichen des »Modezars«, wie er in der Branche genannt wurde, und die verschiedenen Farben der Schals signalisierten seinen jeweiligen Gemütszustand. Die Farbe lila bedeutete, dass sein Seelenkostüm sich in einem verheerenden Zustand befand.
Die Zeichnerinnen, die an ihren Skizzentischen saßen und emsig die genialen Entwürfe des Meisters detailgetreu und in verschiedenen Variationen aufs Papier brachten, Bordürenornamente oder passende Accessoires entwarfen, zogen die Köpfe ein und strichelten wild drauflos.
Wenn der Meister einen lila Schal trug, war Ärger angesagt!
Nur Thery zog den Kopf nicht ein! Sie himmelte den Wütenden bewundernd an, und wer jemanden anhimmelte, der konnte nicht den Blick senken und mit dem Zeichenstift auf Skizzenpapier arbeiten.
Nun war Thure Tordis durchaus ein Typ, den man anhimmeln konnte, rein äußerlich betrachtet, und genial war er noch dazu.
Gerade hatte er mit seinem nordischen Folklorelook wieder einen modischen Hit gelandet, weshalb er auch beabsichtigte, noch eine Weile auf dieser Erfolgsschiene zu fahren.
Wenn das Monster zuschlug, bedeutete das eine Katastrophe für ihn, weil er seine neuesten Kreationen vergessen konnte, noch bevor er sie präsentiert hatte! Dabei liefen die Vorbereitungen für die Herbst- und Winterkollektion schon auf Hochtouren! Kein Wunder also, dass er in Panik geriet.
Doch selbst im Zorn sah Thure Tordis großartig aus, oder »anbetungswürdig«, wie seine zahlreichen weiblichen Fans schwärmten, und sie schwärmten gewaltig. Es gehörte bei den Damen der feinen Gesellschaft fast schon zum guten Ton, den attraktiven Modemacher »anbetungswürdig« zu finden.
In seiner nordischen Heimat liefen Typen wie er allerdings im Dutzend herum, nur nicht so extravagant gekleidet.
Tordis, der einen schwedischen Vater und eine finnische Mutter hatte, trug nur maßgeschneiderte Eleganz nach eigenen Entwürfen. Er war sehr groß, imponierend breitschultrig, sagenhaft blond und hatte fjordgrüne Augen. Sogar Leute, die ihn nicht anbetungswürdig fanden, und davon gab es eine ganze Menge, mussten doch zugeben, dass er gut aussah!
Thery vergaß die Verzierung, die sie für ein Wintermodell entwerfen sollte, das »Ewiges Eis« heißen sollte. Mit verklärtem Blick strahlte sie den zürnenden Meister an. Er machte wahnsinnig Eindruck auf sie, wahrscheinlich, weil sie selbst ein ganz anderer, ein südländischer Typ war.
Thery war zierlich, hatte dunkles, langes Haar und schwarze Kirschaugen. Sie war ein bezauberndes Bündel von Anmut und Jugend. Außerdem war sie intelligent und eine hochbegabte Zeichnerin. Nur ein kleines Trampeltier, das war sie leider auch. Ein Fettnäpfchen, das Thery ausließ, gab es nicht!
Dadurch verpatzte sie sich sämtliche Karrierechancen.
Ihr Traumziel war es, als Mannequin über den Laufsteg zu schweben. Doch statt des Meisters Kreationen zu präsentieren, saß sie immer noch an ihrem Skizzentisch in der Design-Abteilung und präsentierte die Kreationen nur auf dem Papier.
Dabei hatte Tordis, dessen Ruf als Don Juan legendär war, längst einen begehrlichen Blick auf sie geworfen, doch Thery schaffte es zielsicher, seine diversen Annäherungsversuche im Keim zu ersticken.
Mitten in seinem stürmischen Lauf hielt er, bei Therys Skizzentisch angelangt, prompt inne. Mit dramatischer Geste deutete er auf den Entwurf der Bordüre und murmelte düster: »Vergessen Sie das ›Ewige Eis‹, Theresa!«
»Ist schon vergessen!«, gelobte Thery und stotterte im gleichen Atemzug: »Warum soll ich es denn vergessen?«
»Weil das Monster zuschlägt!«
»Oh!«, hauchte Thery ergriffen.
Das »Monster« war natürlich kein solches, sondern so nannte Tordis nur einen anderen Modeschöpfer, der manchmal bessere Einfälle hatte als er.
»Er wird mich vernichten!«, tönte er dumpf.
»Das schafft er nie!«, versicherte Thery treuherzig.
»Diesmal wird es ihm gelingen!« Tordis liebte es, sich in unheilschwangere Stimmungen hineinzusteigern. »Er kreiert nämlich einen neuen Trend!«
»Und was für einen?«, fragte Thery naiv.
»Ha! Das ist sein verdammtes Geheimnis!«
Neue Trends waren immer Geheimnisse.
Thery war lange genug in der Modebranche tätig, um das zu wissen, und Tordis wusste es natürlich auch, doch er schwelgte in seiner Untergangsorgie und litt mit Genuss.
»Das Monster bringt irgendeinen tollen Look auf den Markt, und wir können unsere Modelle in die Mülltonne werfen!«, prophezeite er, und jetzt war er nahe daran, in Tränen auszubrechen. Seine Augen schimmerten schon verdächtig feucht. »Theresa, mein Imperium ist dahin, ich werde bei Null wieder anfangen müssen! Am besten, Sie suchen sich gleich einen neuen Job!«
Erschreckt riss sie die Augen auf. »Ehrlich?«
»So wahr ich Thure Tordis heiße!«
Das wollte gar nichts heißen, denn es war nur eine Redensart von ihm, die er bei jeder Gelegenheit servierte.
Trotzdem war Thery überwältigt von seinem Schmerz.
»Was auch immer geschehen mag«, erklärte sie tapfer, »ich werde mit Ihnen dort anfangen.«
»Wo?«, erkundigte er sich etwas irritiert.
»Bei Null!«
»Ach so.«
Zutiefst gerührt von Therys Opferbereitschaft, beugte er sich zu ihr und hauchte einen Dankeskuss auf ihre Stirn.
»Was fühlen Sie, wenn ich Sie küsse, Theresa?«, fragte er leise.
»Es kitzelt.«
Womit sie es denn wieder schaffte, seinen erneuten Annäherungsversuch schnöde zu verhindern.
Ein Kompliment war es schließlich nicht gerade, wenn seine Küsse keine leidenschaftlicheren Reaktionen auslösten. Er hatte eine andere Antwort erwartet! Dennoch blieb er Herr der Lage.
»Theresa, Sie sind so herrlich naiv und direkt«, verhüllte er die Abfuhr mit schönen Worten. »Bleiben Sie so, wie Sie sind, versprechen Sie es mir!«
»Schon versprochen«, flüsterte Thery hingerissen.
Er nahm ihr den Skizzenstift aus der Hand und verpasste der Borte mit ein paar Strichen etwas Besonderes. Dabei beugte er sich noch immer über Thery. Sein aus geheimnisvollen Essenzen höchstpersönlich und nur zum eigenen Bedarf selbstgemixtes Herrenparfüm hüllte sie in eine berauschende Duftwolke ein.
Natürlich blieb das Intermezzo am Skizzentisch nicht unbemerkt. Zwar taten die anderen Mädchen so, als merkten sie nichts, doch sie merkten alles. Auch wenn sie die beiden nur hinter halbgesenkten Lidern hervor beobachteten, entging ihnen dennoch nichts, und sie wurden gelb und grün vor Neid.
Außerdem wachte das ›dritte Auge‹ über die Szene, und dem entging schon gleich gar nichts!
Das ›dritte Auge‹ war ein Loch im Vorhang.
Der Vorhang war mit einem wilden Farbenrausch gemustert und verhüllte im Obergeschoss die Panoramascheibe des Ateliers, in welchem der Meister waltete. Durch diese Scheibe konnte man den Saal voll überblicken, wenn der Vorhang geöffnet war.
Allerdings konnte man es auch, wenn er zugezogen war, denn in dem wilden Farbenrausch befand sich eben dieses Loch, das der Meister sein ›drittes Auge‹ nannte. Vom Saal aus betrachtet, blieb das Loch unsichtbar, doch durch das Loch hindurch sah man umgekehrt alles, was im Saal passierte.
Auf diese Weise sah Tamara, was passierte.
Sie beobachtete Tordis und Thery, reagierte aber recht gelassen, denn sie betrachtete Thery nicht als ernstzunehmende Konkurrentin. Natürlich entging es ihr nicht, dass der große Meister verrückt nach Thery war, doch sie wertete das Mädchen nicht als echte Gefahr.
Andererseits musste man immer auf der Hut sein! Aber aus Tamaras Sicht war Thery einfach eine niedliche, kleine Gans, die sich selbst die Tour vermasselte.
Schließlich hatte Tamara auch einmal als Zeichnerin bei Thure Tordis angefangen, und sie wusste, wie es lief, wenn man ein Top-Model werden wollte!
Nicht alle Model-Karrieren entstanden auf diese Weise, so war das selbstverständlich nicht! Aber manchmal ging es schon auf diese gewisse Art.
Jedenfalls war Tamara nun ein Top-Model und überdies die derzeitige Lebensabschnittsgefährtin des Meisters. Sie besaß das Talent, sich ihm unentbehrlich zu machen. Tatsächlich hörte er auf ihren Rat, und er fuhr nicht einmal schlecht damit.
Sie zog die Stirn kraus. Das Geplänkel an Therys Skizzentisch dauerte ihr doch ein paar Takte zu lange. Energisch drückte sie auf die Lautsprechertaste, und ihre rauchige Stimme schwebte ungeheuer lasziv durch den Designer-Saal.
»Ein dringender Anruf für den Maestro!«
Dieser Trick funktionierte immer, denn das Telefon spielte nun einmal eine wichtige Rolle im Leben eines Modemachers, der internationale Kontakte pflegte.
Prompt riss Tordis sich von Thery los und drückte ihr den Stift wieder in die Hand.
»Etwas mehr Pep auf die Bordüre, wenn ich bitten darf!« Das klang, als ordere er etwas mehr Senf zu heißen Würstchen.
»Ich dachte, ich sollte es vergessen«, stammelte Thery.
»Was?«
»Das ›Ewige Eis‹?«
»Deshalb können Sie es trotzdem etwas peppiger gestalten!«
Damit rauschte der große Meister von dannen, schwang sich elegant die Treppe hinauf, die zur Galerie des Obergeschosses und zu seinem Atelier führte, und der lila Seidenschal wehte wieder nervös hinter ihm her.
♥♥♥
Als sich die Tür zu seinem Atelier vor ihm auftat, äugte Tamara natürlich nicht mehr durch das Loch im Vorhang, sondern sie schlürfte an der Hausbar einen Drink.
»Tut mir wahnsinnig leid, mein Hase«, bedauerte sie. »Es war eine Fehlverbindung. Entschuldige bitte. Ich dachte, es sei New York.«
Auf den Anruf aus New York wartete Tordis seit Tagen mit brennender Ungeduld. Schließlich ging es um größere Beträge! Wenn der New Yorker Interessent sich meldete und den Auftrag, den Tordis erwartete, endlich erteilte, war dieser um etliche Millionen reicher.
»Wenn es klappt«, murmelte er, »gönnen wir uns ein paar Tage Côte d'Azur. Was sagst du dazu, Tammi-Maus?«
Tammi-Maus sagte: »Genial, mein Hase!«
Für die Côte d'Azur war sie immer zu haben. Die Schinderei auf dem Laufsteg war ihr sowieso nicht mehr so wichtig. Der Job eines Mannequins war verflixt anstrengend. Tamara pfiff im Stillen schon eine Weile auf ihre Model-Karriere.
Sie wollte ja gar nicht unbedingt berühmt sein. Sie wollte leben, wie sie immer betonte, wobei sie darunter selbstredend Reichtum, Luxus, Juwelen, Reisen und Glamour verstand.
»Oder hättest du mehr Appetit auf Hawaii, auf Blumenkränze um den Hals, tropische Drinks und so?«
Noch las Tordis seiner Tammi-Maus die Wünsche von den Augen ab, doch sein Blick verschleierte sich schon leicht, wenn er an Thery nur dachte, und das war ein untrügliches Zeichen dafür, dass er Feuer gefangen hatte.
Tamara wusste dieses Zeichen zu deuten.
Zärtlich flüsterte sie: »Ich will dahin, wohin du willst, mein Hase!«
»Und ich will, was du willst, Tammi-Maus!«
Der Kosename passte zu Tamara wie eine Christbaumkugel ins Osternest. Sie war kein niedliches Mäuschen! Sie war eine löwenmähnige Blondine, bildschön, langbeinig und mondän bis in die sorgfältig manikürten Fingerspitzen.
Jeder von den beiden wollte also, was der andere wollte, womit die Frage, ob ihr Reiseziel nun Hawaii oder die Côte d'Azur sein würde, offenblieb. Aber der Kerl aus New York hatte ja auch noch gar nicht angerufen.
»Möchtest du etwas trinken, mein Hase?«, fragte Tamara.
»Ein Glas Champagner könnte mich vielleicht aufbauen!«
Während Tamara den Champagner einschenkte, bewegte Tordis sich unauffällig in Richtung der Panoramascheibe, um durch das Loch im Vorhang in den Saal hinunterzublicken.
Tamara behielt ihn wachsam im Auge.
»Sie ist süß, diese Kleine«, murmelte er doch tatsächlich. »So herzerquickend naiv und erfrischend direkt, nicht wahr?«
»Welche von den Kleinen?« Tamara wusste natürlich genau, wen er meinte, sie wollte es nur von ihm hören.
»Theresa!« Er ließ den Namen wie eine Nougatpraline auf der Zunge zergehen. »Sie hat so etwas Gewisses, weißt du. Ihre rührende Unschuld, meine ich, ihre mädchenhafte Unberührtheit, kurzum, dieses zauberhafte noli me tangere!«
Wenn Tordis seine Rede mit lateinischen Floskeln garnierte, fing er an, abzuheben.
Tamara verstand kein Latein, aber sie verstand es, ihn herunterzuholen.
»Hast du nun etwas über den Trend des Monsters erfahren oder nicht?«, fragte sie und traf damit den Nerv.
»Nein!« Schlagartig kehrte Tordis auf den Boden der Tatsachen zurück. »Dieses Monster hütet seinen Einfall ja wie das englische Königshaus seine Kronjuwelen. Muss er wohl auch, wenn er denn schon mal einen Einfall hat.«
»Also, ich finde, er hat ziemlich viele Einfälle«, träufelte Tamara genüsslich Öl in des Meisters Zornesfeuer. »Man mag von seinen Einfällen ja halten, was man will, aber er hat welche!«
»Willst du mich rasend machen, Tammi-Maus?«
Sie wollte ihn nur von Thery ablenken.
»Ich will, dass du der Sieger bist, mein Hase.«
»Und wie soll ich das sein, wenn ich nicht einmal weiß, was dieses Monster plant?«
Tamara überlegte einen Augenblick.
Es gab Augenblicke, in denen sie Geistesblitze hatte. Einer dieser Augenblicke war es gewesen, als sie sich Tordis geangelt hatte, übrigens mit einer ziemlich simplen Masche aus Großmütterchens Trickkiste, doch sie hatte funktioniert.
In diesem Augenblick hatte sie wirklich einen Geistesblitz.
Langsam und jedes Wort betonend sagte sie: »Ich hätte da eine Idee!«
»Eine Idee?« Tordis horchte auf. »Wie wir einen neuen Trend kreieren?«
»Wie wir das Monster fertigmachen!«
Der große Meister winkte ab. »Dieser Typ ist unangreifbar!« Er sank wieder in sich zusammen. »Keine Skandale, keine Affären, keine finanziellen Schwierigkeiten, nicht mal Steuerschulden, einfach nichts, woran man ihn aufhängen könnte!«
»Du hast seine komischen Reisen vergessen!«
»Wieso komisch? Der Mensch verreist eben. Jeder Mensch verreist mal. Wir machen das auch.«
»Dieser Mensch verreist nicht«, stellte Tamara richtig, »sondern er verschwindet.«
Da war etwas Wahres dran. Von Zeit zu Zeit verschwand das Monster, tauchte ab, war einfach weg und meistens für eine geraume Weile.
»Wenn er dann wieder auftaucht«, fuhr Tamara fort, »hat er plötzlich einen neuen Trend erschaffen!«
»Ja! Das ist richtig!« Kurzfristig blühte Tordis richtig auf. »Du meinst, er hat die Ideen gar nicht selbst?«
Tamara lächelte so geheimnisvoll wie die Sphinx, das konnte sie gut.
Sonst fand Tordis ihr Lächeln ja toll, aber im Moment ging es ihm auf die Nerven.
»Und selbst wenn es so ist«, tobte er los, »wie willst du das beweisen?«
Danach erging er sich in wüsten Beschimpfungen des Monsters, fragte höhnisch, ob sie vielleicht die Fenster seines Landschlosses einwerfen, bei Nacht und Nebel seinen Schreibtisch durchwühlen, Wanzen in sein Telefon setzen oder seinen neuen Trend stehlen oder vernichten sollten, oder was?
»Oder wir legen ihn rein!«, meinte Tamara plötzlich.
»Und wie?«
Tamara lächelte süffisant. »Auf die älteste Tour der Welt.«
Jetzt verstand Tordis nur noch Bahnhof. Aber er spürte es, dass seine Tammi-Maus tatsächlich einen Trumpf in der Hand hatte.
»Und was heißt das im Klartext?«, drängte er ungeduldig.
»Wir setzen ihm eine Laus in den Pelz!«
»Was für eine Laus denn, du meine Güte?« Tordis schüttelte ungläubig den Kopf. »Nun rede endlich!«
Aber so schnell legte Tamara ihre Karten nicht auf den Tisch.
»Einen Moment, mein Hase!« Sie war viel zu clever und vorsichtig, um ein unkalkulierbares Risiko einzugehen. »Erst stelle ich meine Bedingung!«
»Auch das noch! Und was für eine?«
»Du lässt mich die Sache im Alleingang machen.«
»Das ist alles?«
Tamara war das genug. »Es wird ein schmutziges Geschäft«, warnte sie.
Ein Geschäft, das dem Monster das Handwerk legte, konnte Tordis gar nicht schmutzig genug sein.
»Das ist mir egal.«
Das hatte Tamara auch nicht anders erwartet.
»Na fein!« Geschickt baute sie ihr Sicherheitsventil ein. »Ich erledige das also im Alleingang, und du hältst dich total heraus, okay?«
Tordis zögerte. Er war kein Typ, der freiwillig von der Kommandobrücke ging. Andererseits hatte er keine andere Wahl, denn er wusste, wie hartnäckig und biestig seine Tammi-Maus sein konnte, wenn sie unbedingt etwas erreichen wollte.