Lore-Roman 184 - Viola Larsen - E-Book

Lore-Roman 184 E-Book

Viola Larsen

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die Verlobung mit Komtess Dieta ist schon lange fällig. Graf Edzard kennt den Lieblingswunsch seiner Mutter. Warum er sich dagegen sträubt, kann er selbst nicht sagen, denn die Komtess ist doch ein ganz ansehnliches Mädchen. Um einer schnellen Entscheidung aus dem Wege zu gehen, kommt ihm die Einladung nach Schottland gerade recht, obwohl der Text dieser Einladung von Lord Desmond recht geheimnisvoll klingt. Schon am nächsten Tag sitzt Graf Edzard in der Maschine und fliegt einem überraschenden Abenteuer entgegen. Seine bevorstehende Verlobung hat er schnell vergessen, befindet er sich doch inmitten der Lösung eines kriminalistischen Rätsels ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 135

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Das Geheimnis der Hochzeitsinsel

Vorschau

Impressum

Das Geheimnis der Hochzeitsinsel

Roman um ein spannendes Liebesabenteuer

Von Viola Larsen

Die Verlobung mit Komtess Dieta ist schon lange fällig. Graf Edzard kennt den Lieblingswunsch seiner Mutter. Warum er sich dagegen sträubt, kann er selbst nicht sagen, denn die Komtess ist doch ein ganz ansehnliches Mädchen. Um einer schnellen Entscheidung aus dem Wege zu gehen, kommt ihm die Einladung nach Schottland gerade recht, obwohl der Text dieser Einladung von Lord Desmond recht geheimnisvoll klingt. Schon am nächsten Tag sitzt Graf Edzard in der Maschine und fliegt einem überraschenden Abenteuer entgegen. Seine bevorstehende Verlobung hat er schnell vergessen, befindet er sich doch inmitten der Lösung eines kriminalistischen Rätsels ...

Komtess Dieta hatte Propeller im Haar.

Es waren natürlich keine richtigen Propeller, sondern Seidenschleifen, aber sie sahen wirklich ein bisschen wie Propeller aus.

Diese Schleifen hatte Komtess Dieta schon als kleines Mädchen im Sandkasten getragen, und deshalb hatte der kleine Graf Edzard die komischen Dinger seinerzeit »Propeller« genannt.

Inzwischen waren die kleine Komtess und der kleine Graf erwachsene junge Leute, beide Ende zwanzig, aber die Schleifen trug Komtess Dieta immer noch.

Irgendwie passten sie sogar zu ihr, denn sie war genauso mollig, munter und pausbackig wie einst, und wie in fernen Kindertagen kribbelte es Graf Edzard immer noch in den Fingerspitzen, die Propeller mal tüchtig in Schwung zu bringen.

Auch während des gemeinsamen Dinners an einem lauen Frühlingsabend auf Schloss Sabelitz überkam ihn wieder dieses Gelüst. Unwillkürlich blickte er zu der reich mit Stuck verzierten Decke des Speisesaals hinauf, als würde die Komtess dort oben schon schweben.

»Ist was?«, fragte Gräfin Irmingard, die ihren Sohn wie stets nicht aus den Augen ließ.

»Nein, nichts, Mama.« Er senkte den Blick wieder auf seinen Teller, auf dem eine Forelle in Sahnemeerrettich lag. »Was sollte denn da oben sein?«

»Das weiß ich nicht. Deshalb frage ich dich ja. Du hast ebenso seltsam zur Decke geblickt?«

»Habe ich das?«

Es war ein Kreuz, dass die Mama ihn immer im Visier hatte und genau registrierte, was er tat oder nicht tat. Deshalb hatte Graf Edzard es sich angewöhnt, auf ihre Fragen mit einer Gegenfrage zu antworten, weil er ihr auf diese Weise am ehesten den Wind aus den Segeln der mütterlichen Wissbegier nahm.

Auch Komtess Dieta blickte jetzt zur Decke empor, und sie versicherte treuherzig: »Also, ich sehe nichts!«

Was hätte sie auch sehen sollen?

Sie saßen an dem »Schrumpftisch«, wie Graf Edzard ihn nannte, weil er eigentlich eine lange Tafel war, an der gut und gerne zwanzig oder mehr Leute Platz haben mochten.

Doch wenn die Herrschaften unter sich waren, wurde er zusammengeschoben, er war nämlich ein Ausziehtisch. Während der Schrumpfprozedur knackte er zwar jämmerlich in sämtlichen Scharnieren, doch danach war er richtig niedlich, obwohl er dann recht verloren in dem riesigen Saal stand.

Dabei war Schloss Sabelitz beileibe kein Feudal-‍, sondern eher ein schlichtes Landschloss. In früheren Zeiten waren jedoch Gäste auf Sabelitz immer willkommen gewesen, und der Speisesaal bildete deshalb sozusagen das Herzstück des herrschaftlichen Gutshauses.

Die Zeiten hatten sich freilich geändert, und auch an Schloss Sabelitz waren sie nicht spurlos vorbeigegangen. Seit dem frühen Tod des Schlossherrn lebte Gräfin Irmingard allein mit ihrem Sohn, und sie gab keine großen Feste mehr. Nur einige wenige gute, alte Freunde fanden sich gelegentlich ein und natürlich Komtess »Didda«, wie Gräfin Irmingard die Komtess von Gustrow mit mütterlicher Zärtlichkeit nannte. Es war ein Kosewort aus der Kinderzeit.

Graf Edzard nannte seine Zukunftsbraut etwas weniger liebevoll »Dettel«. Auch dies war ein Name aus ihrer Kinderzeit, und Komtess Dieta hatte ihn schon damals nicht ausstehen können, weil er so ähnlich wie »Dattel« klang.

»Was gibt es denn so Neues, Dettel?«, fragte er prompt über die Forelle hinweg.

Komtess Dieta sah ihn mit ihren runden, blauen Puppenaugen treuherzig an.

»Was sollte es bei mir schon Neues geben, Eddie?« Das war ein listiger Konter für die Beinahe-Dattel!

So treuherzig und im wahrsten Sinne blauäugig Komtess Dieta auch wirkte, hegte Graf Edzard im Stillen doch den heimlichen Verdacht, dass sie es faustdick hinter den Ohren hatte, wie man so zu sagen pflegte.

»Bei uns gibt es nie etwas Neues«, ergänzte Gräfin Irmingard. »Für die Neuigkeiten bist du zuständig, Edzard.«

Das war ein spitzer Pfeil mütterlichen Unwillens, der ihn jedoch keineswegs ins Herz traf.

»Ich bin ja auch draußen im feindlichen Leben«, wiegelte er ab.

Das war ein Spruch seines Vaters gewesen. Der selige Graf von Sabelitz hatte, was die Rangordnung innerhalb der Familie anbetraf, immer zwei herrliche Sprüche parat gehabt. »In der Küche waltet die züchtige Hausfrau« und »Der Mann muss hinaus ins feindliche Leben.«

Gräfin Irmingard verstand die Anspielung natürlich und lächelte etwas gequält. Sie vergötterte ihren Sohn, und sie war unheimlich stolz auf ihn.

Das konnte sie auch sein. Graf Edzard war ein attraktiver junger Mann, hochgewachsen und schlank. Man hätte ihn glatt für einen englischen Lord halten können. Er wirkte unglaublich korrekt, perfekt, untadelig, eben ein Typ nach Gutsherrenart.

Allerdings war er ein Maienkind, im Sternzeichen der Zwillinge geboren, und hatte zwei Gesichter. Das andere Gesicht lebte er natürlich nicht voll aus, weil ihm das seine Erziehung verbot und auch das Image, das er hatte, der berufliche Nimbus, der ihn umgab.

Gräfin Irmingard kannte freilich ihren Sohn ziemlich gut, und deshalb passte es ihr absolut nicht, dass er sich ihren mütterlichen Fittichen entzogen und ein Appartement in der City gemietet hatte.

Gegen dieses Appartement hatte Gräfin Irmingard etwas, denn sie argwöhnte Schlimmes.

Ganz so schlimm war es nicht, was sich in dem Appartement abspielte, aber ganz ohne war es eben auch nicht.

Andererseits war Graf Edzard gar nichts anderes übrig geblieben, als in die City überzusiedeln, denn als gefragter Kritiker renommierter Zeitungen und Magazine, um dessen Theater- und Literatur-Rezensionen die Redakteure sich rissen, musste er am Ball der Geschehnisse sein und konnte nicht gut in einem Landschloss residieren, in dessen Umfeld die Füchse und Hasen einander einen Gutenachtkuss gaben.

Das sah Gräfin Irmingard ja ein. Doch sie fand, dass ihr Sohn ruhig etwas öfter hätte nach Hause kommen können. Auch an diesem Abend war er nur gekommen, um sich zu verabschieden, bevor er eine Reise nach Schottland antrat, die der Gräfin sowieso suspekt war.

Was, zum Teufel, fragte sie sich, hatte er in Schottland verloren? Abgesehen von diesem Abschiedsbesuch, der ja eine nette Geste war, machte er sich aber wirklich ziemlich rar.

Das missfiel Gräfin Irmingard gründlich, schon Komtess Dietas wegen. Schließlich waren die beiden einander seit den gemeinsamen Sandkastentagen versprochen, und Graf Edzard hatte sich auch nie dagegen gesträubt, die Komtess einmal zu heiraten. Nur schob er den ergreifenden Moment der Verlobungszeremonie unanständig lange vor sich her.

Dabei fügte diese Verbindung sich doch so prächtig! Die Schlösser und der dazu gehörende Grundbesitz grenzten aneinander, Komtess und Graf waren beide Einzelkinder, und die Komtess war nach dem Tod ihrer Eltern die alleinige Erbin des stattlichen Nachbarbesitzers. Es war ein Glücksfall, wenn das alles zusammenkam, schon der kommenden Generationen wegen.

Nun war Gräfin Irmingard zwar eine sehr zierliche, fast zerbrechlich wirkende Dame mit Silberhaar, doch sie war zäh, listenreich, angriffslustig und unglaublich hartnäckig.

Jedenfalls war sie fest entschlossen, noch an diesem Abend, bevor ihr Sohn diese komische schottische Reise antrat, Nägel mit Köpfen zu machen. Aber sie ging vorsichtig zu Werke.

»Das Neueste ist ja wohl deine schottische Reise, Edzard«, häkelte sie den Gesprächsfaden bezüglich der Neuigkeiten geschickt weiter. »Was ist denn nun dran an diesem Festival auf Schloss Rosegarden?«

Das interessierte auch Komtess Dieta sehr, und sie hakte neugierig nach: »Geht es da wirklich um eine kriminelle Fete oder so etwas Ähnliches?«

Sie hatte in einem Frauenmagazin einen Artikel darüber gelesen, den sie wahnsinnig aufregend gefunden hatte, und nun wollte sie natürlich gerne Einzelheiten wissen.

Der Butler wechselte die Teller aus.

Alle hatten den Forellen den Garaus gemacht, nur von der Meerrettichsahne war etwas übrig geblieben, weil sie entschieden zu scharf gewesen war.

Zum Hauptgericht gab es Rehrücken mit Mandelsplittern in Burgundersauce, Kartoffelschnee, Birnen, Preiselbeeren und zarten Rotkohl. Ein trockener, aber sanfter Beaujolais wurde dazu gereicht.

»In Schottland wirst du auf derartige Köstlichkeiten verzichten müssen, mein Junge«, stichelte Gräfin Irmingard spitzzüngig. »Das Essen dort soll sprichwörtlich gräulich sein.«

Das sprichwörtlich gräuliche schottische Essen interessierte Komtess Dieta weniger, obwohl sie wirklich gerne, gut und nicht gerade wenig aß, was man ihr ja auch ansah.

Aber sie hatte eine Schwäche für Kriminalgeschichten, ob nun im Fernsehen, im Kino oder in Büchern. Sie verschlang Krimis richtig leidenschaftlich. Deshalb wollte sie natürlich unbedingt wissen, was es mit diesen Festivals im schottischen Hochland auf sich hatte!

»Was passiert denn nun wirklich bei diesen Festivals, Edzard?«, fragte sie und sagte nicht mehr Eddie, um den Grafen nicht zu verärgern.

Er zögerte etwas. Die berühmte Sabelitz-Falte grub sich zwischen seine Brauen, was bedeutete, dass er konzentriert nachdachte.

Es war nämlich nicht ganz einfach für ihn, den Damen die Sache zu erklären, vor allem seiner Mutter, die garantiert sofort ein Haar in der schottischen Festivalsuppe finden würde.

»Also das ist so ...« Er kostete erst einmal von den Preiselbeeren, mit denen die halbierten Williams-Christ-Birnen gefüllt waren.

»Ja, wie ist es denn nun?«, half Gräfin Irmingard ungeduldig nach.

Sie hasste es, wenn Leute anfingen, eine Geschichte zu erzählen und dann zu essen begannen, ohne weiterzureden. Auch bei ihrem vergötterten Sohn gefiel ihr das nicht. Leider machte er das öfter.

Er räusperte sich, aber nicht, weil ihm etwa eine Preiselbeere im Hals stecken geblieben wäre, sondern lediglich um Zeit zu gewinnen, damit er die Sätze in seinem Kopf ordnen konnte, bevor er sie aussprach.

»Also gut ...«

Er fing an, die Birne zu verspeisen.

***

Schweigen breitete sich aus.

Die Sabelitz-Falte stand immer noch steil zwischen Graf Edzards Brauen. Dabei bastelte er gar nicht mehr an seinen Sätzen herum, sondern überlegte, warum er eigentlich so lange auf die Einladung nach Rosegarden-Hall hatte warten müssen?

Schließlich besaß er trotz seiner jungen Jahre einen exzellenten Ruf! In Fachkreisen wurde er, in seiner Anspielung auf seinen Vornamen, nur der »Zar« genannt. Tatsache war, dass er hervorragende Rezensionen schrieb, und wenn er eine Sache publik machte, hatte das in jedem Fall einen grandiosen Effekt.

Es ging nämlich die lästerliche Sage, dass der Lord Rosegarden durch seine geheimnisvollen Festivals ganz nebenbei Reklame für seinen Rosen-Whisky schob, der zu den ältesten und berühmtesten schottischen Marken zählte.

Komtess Dieta, die ihn unauffällig beobachtete, kicherte. »Wie gut, Edzard?«

»Was?« Er fuhr aus seinen Grübeleien auf. »Was – wie gut?«

»Du hast eben gesagt: also gut«, erinnerte Komtess Dieta.

»Nun drängle doch nicht so, Dettel!« Graf Edzard warf seiner Beinahe-Braut einen vorwurfsvollen Blick zu. »Also gut«, fuhr er dann zügig fort, »es ist so, dass Lord Desmond in jedem Frühling exklusiv sechs ausgewählte Gäste nach Rosegarden-Hall lädt, um ihnen die Lösung eines Kriminalfalls zu übertragen.«

»Ach du meine Güte!« Gräfin Irmingard wurde etwas blass um die Nase. »Passiert denn dort so viel Kriminelles? Und immer im Frühling?«

Komtess Dieta klärte die Gräfin auf, denn sie hatte das in dem Magazin gelesen.

»Es ist nichts richtig Kriminelles, Tantchen. Es ist eine Art von Gesellschaftsspiel. Der Lord tüftelt eine Kriminalgeschichte aus, und die Gäste müssen den Fall lösen. Wer es schafft, ist der Sieger und bekommt von ihm den Rosenbandorden verliehen ...«

»Tatsächlich?«, unterbrach Gräfin Irmingard irritiert. »Ich denke, den verleiht nur die Königin!«

»Das ist der Hosenbandorden, Mama«, korrigierte Graf Edzard mit sanftem Tadel. »Lord Desmond verlieh den Rosenbandorden, das ist etwas anderes. Doch ich muss gestehen, dass dieser Orden beinahe so begehrt ist wie der andere, den die Königin verleiht.«

»Stimmt es, dass es bei diesen Festivals einmal einen Diamantenraub gegeben hat«, fragte Komtess Dieta interessiert, »und dass es ein andermal um Blüten gegangen ist, die sogar in Umlauf kamen, und um verschwundene echte Geheimdokumente ...«

»Du liest zu viel Frauenmagazine und Kriminalromane, Dettel«, unterbrach Graf Edzard. »Zu eurer Beruhigung kann ich euch verraten, dass immer ein echter Beamter von Scotland Yard unter den Gästen ist, der alles unter Kontrolle hat.«

»Die Diamanten, die Blüten und die Geheimdokumente?«, forschte Gräfin Irmingard verstört.

»Alles, Mama.«

»Und wieso hat man ausgerechnet dich zu diesem merkwürdigen Gesellschaftsspiel eingeladen?«

»Weil ich darüber in der Presse berichten soll.«

»Ich denke, du kannst Kriminalromane nicht ausstehen?«, fragte Gräfin Irmingard erstaunt.

Damit traf sie genau den Punkt.

Graf Edzard verabscheute Kriminalromane, er fand sie dümmlich, seicht und völlig überflüssig.

Komtess Dieta kicherte wieder. »Sicher bist du eingeladen worden, weil du den neuesten Besteller von ›Scotty‹ in der Luft zerrissen hast.« Sie hatte den Thriller natürlich gelesen. »Dabei hat er einen so hübschen Titel: ›Vor Nachtigallen wird gewarnt.‹«

»Es ist ein erbärmliches Machwerk, das nicht einmal das Papier wert ist, auf dem es gedruckt wurde«, grollte Graf Edzard.

Komtess Dieta war da anderer Ansicht, sie fand den Roman originell, witzig und unheimlich spannend, doch das behielt sie lieber für sich.

»Und warum sind es ausgerechnet sechs Gäste?«, wollte die Gräfin wissen.

»Weil es nicht mehr als sieben Anwesende sein dürfen, und mit dem Lord sind es dann sieben.«

»Eine magische Zahl, also!« Komtess Dieta nickte, als habe sie es gleich gewusst. »Da war auf einem der Festivals doch auch einmal etwas mit Ufos und kleinen grünen Männchen, oder?«

»Du solltest, statt Fragen zu stellen, lieber deinen Teller leer essen, bevor die Sauce kalt wird, Dettel«, empfahl Graf Edzard überaus höflich, doch mit einem ziemlich perfiden Unterton.

»Und du solltest deine Serviette umbinden, bevor noch mehr von der Sauce auf deine Krawatte kleckert, Eddie«, konterte die Komtess.

Gräfin Irmingard machte dem Scharmützel ein Ende, sie ging zum Generalangriff über.

»Wie auch immer es mit diesem schottischen Festival und dem komischen Orden sein mag«, erklärte sie, »sobald du zurückkommst, Edzard, werden wir offiziell eure Verlobung feiern.«

»Aber das ist schon in einer Woche!«, rief Graf Edzard bestürzt.

»Ja, und?«, fragte Gräfin Irmingard kühl. »Ihr beide habt euch jetzt lange genug Zeit gelassen. Ich bin es leid, noch länger zu warten.«

Komtess Dieta machte auf einmal ein Gesicht, als ob sie gut und gerne ruhig noch etwas länger hätte warten können.

Graf Edzard geriet echt in Panik.

»Nun, so geht das nicht, Mama!«, protestierte er. »Du kannst nicht über unsere Köpfe hinweg eine Entscheidung treffen, die nur uns beide etwas angeht, nämlich Dettel und mich.«

»Ja, da hat Eddie recht«, stimmte Komtess Dieta eilig zu.

Die Gräfin verstand die Welt nicht mehr.

Sie hatte selbstverständlich erwartet, dass die Komtess sich vehement und dankbar auf ihre Seite schlagen würde, und stattdessen fiel sie ihr nun seitlich in die Parade. Das machte die Gräfin ziemlich ärgerlich, und wie immer, wenn sie ärgerlich wurde, legte sie den autoritären Gang ein.

»Tut mir leid. Seit euren Kindertagen seid ihr so gut wie verlobt miteinander. Ihr müsst euch nur noch die Ringe an die Finger stecken. Wie hübsch wäre es doch«, lockte sie, »wenn du, meine Didda, deinen Ehemann nach Rosegarden-Hall begleiten könntest, nicht wahr?«

Komtess Dieta ging ihr nicht auf den süßen Leim.

»Oh, das ginge sowieso nicht, Tantchen«, widersprach sie mit sanftmütiger Unschuldsmiene, »weil es dann ja acht Gäste wären, und es dürfen doch nur sieben sein.

Das wäre Gräfin Irmingard auch egal.

»Es bleibt dabei«, entschied sie. »Nach Schottland steigt die Verlobung, richtet euch danach. Ich werde alles veranlassen. Ihr werdet keinerlei Mühe damit haben. Wir geben das Fest auf Schloss Sabelitz, weil Didda ja keine Familie mehr hat und ich sie wie eine Tochter liebe. Endlich werden wir wieder einmal ein richtiges, großes Fest in unserem Schloss feiern.«

Sie überlegte kurz. Sicher war sicher.

»Oder wie wäre es«, schlug sie vor, »wenn wir die Verlobung einfach überspringen und gleich eure Hochzeit feiern?«

Jetzt wurde es Graf Edzard aber zu bunt.

»Ohne uns, Mama! Man heiratet doch nicht von gestern auf übermorgen! Oder was meinst du dazu, Dettel?«

»Ich meine das auch, Eddie!« Die Komtess wirkte leicht geschockt, ihre ganz pausbäckige Fröhlichkeit war auf einmal dahin. »So schnell geht das nun wirklich nicht. Nein, Tantchen«, erklärte sie recht resolut, »das müssen Eddie und ich entscheiden.«

Gräfin Irmingard hatte es schon entschieden.

»Es bleibt dabei«, erklärte sie kategorisch. Nur was die Hochzeit anbetraf, machte sie einen kleinen, diplomatischen Rückzieher. »Sobald du von diesem kriminellen Festival in Schottland zurückkommst, mein Sohn, wird eure Verlobung gefeiert, und ihr werdet sehen, es wird ein wunderbares Fest, über das alle Beteiligten sich von Herzen freuen werden.«