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Bange Gedanken begleiten Prinzessin Carina, als sie das Haus im New Yorker Stadtteil Greenwich Village besichtigt, das sie geerbt hat. Die junge Frau hat ein schlechtes Gewissen, denn sie hat ihre alte Tante jahrelang nicht besucht, und nun hat diese ihr das gesamte Vermögen hinterlassen. Sie war jetzt eine reiche Frau - würde man sie in Zukunft nur des Geldes wegen umwerben?
Carina seufzt und sieht aus dem Fenster - geradewegs in die Augen ihres neuen Nachbarn, eines außergewöhnlich attraktiven Mannes. Die Prinzessin errötet und tritt schnell hinter den Vorhang zurück. Der Blick aus diesen geheimnisvollen grünen Augen hat sie tief berührt. Carina spürt für einen Moment lang die seltsame Gewissheit, dass dieser Mann ihr Schicksal ist ...
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Seitenzahl: 106
Cover
Impressum
Noch immer spüre ich deine Küsse
Vorschau
BASTEI LÜBBE AG
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: OlScher / shutterstock
Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7517-0654-4
www.bastei.de
www.luebbe.de
www.lesejury.de
Noch immer spüre ich deine Küsse
Warum Prinzessin Carinas Liebster verschwand
Von Nina Gregor
Bange Gedanken begleiten Prinzessin Carina, als sie das Haus im New Yorker Stadtteil Greenwich Village besichtigt, das sie geerbt hat. Die junge Frau hat ein schlechtes Gewissen, denn sie hat ihre alte Tante jahrelang nicht besucht, und nun hat diese ihr das gesamte Vermögen hinterlassen. Sie war jetzt eine reiche Frau – würde man sie in Zukunft nur des Geldes wegen umwerben?
Carina seufzt und sieht aus dem Fenster – geradewegs in die Augen ihres neuen Nachbarn, eines außergewöhnlich attraktiven Mannes. Die Prinzessin errötet und tritt schnell hinter den Vorhang zurück. Der Blick aus diesen geheimnisvollen grünen Augen hat sie tief berührt. Carina spürt für einen Moment lang die seltsame Gewissheit, dass dieser Mann ihr Schicksal ist ...
»Ich bin dann weg, Carina«, rief Dr. Rolaff von der Tür her. »Sie sollten auch Schluss für heute machen. Es war ein langer Tag.«
Wie immer – setzte Carina von Brandeck in Gedanken seufzend hinzu, sprach es aber nicht laut aus.
»Tschüss«, erwiderte sie stattdessen mit müdem Lächeln. »Ich packe nur noch die Sachen fürs Labor zusammen, dann ist für mich ebenfalls Feierabend.«
Carina von Brandeck brauchte dann aber doch noch mehr als eine Stunde, bis alles erledigt war.
»Kindchen, wenn Sie so weitermachen, liegen Sie bald auf der Nase«, unkte Frau Scherer, die Reinemachefrau, mit der Carina ab und zu gern ein wenig plauderte. »Burn-Out-Syndrom nennt man das, habe ich gerade erst gelesen«, setzte sie sachkundig hinzu. »Mein Steffen ist auch so ein Kandidat. Er schuftet und schuftet genauso blindwütig wie Sie. Und irgendwann geht dann gar nichts mehr.«
Steffen war Ella Scherers einziger Sohn und ihr ganzer Stolz. Sie hatte ihn nach dem frühen Tod ihres Mannes allein großgezogen. Wenn sie von Steffen erzählte, schien ihr verhärmtes Gesicht regelrecht zu leuchten.
Heute stand Carina allerdings nicht der Sinn nach einem ausgiebigen Gedankenaustausch mit Ella Scherer. Sie sehnte sich nach dem langen Arbeitstag in der Zahnarztpraxis nur noch nach einem heißen Bad und leckerer Pasta von ihrem Italiener um die Ecke. Mehr hatte dieser ungemütlich-nasskalte Tag ohnehin nicht mehr zu bieten. Zumal das Fernsehprogramm in letzter Zeit auch immer seichter wurde.
»Keine Sorge, ich ziehe rechtzeitig die Notbremse, Frau Scherer«, erwiderte sie freundlich, schnappte sich ihre Tasche und die Wagenschlüssel.
»Das sagen alle«, erwiderte Ella Scherer düster und stützte sich aufseufzend auf den Schrubber. »Und ehe sie sich versehen, ist es passiert.«
»Nicht böse sein, Frau Scherer, aber ich muss los. Ich habe noch eine Verabredung und bin schon spät dran«, flunkerte Carina.
»Na, dann viel Spaß, Kindchen«, wünschte Frau Scherer. »Hoffentlich ist er nett.«
»Ist er, Frau Scherer, sonst hätte er bei mir keine Chance.«
Schade, dachte Ella Scherer, während sie der jungen Frau, die nun zum Lift eilte, gedankenverloren hinterher sah. Carina von Brandeck und mein Steffen würden schon gut zusammenpassen. Aber all ihre Versuche, die beiden »zufällig« miteinander bekannt zu machen, waren bisher gescheitert. Eine echte Prinzessin als Schwiegertochter – das hätte schon was, zumal Carina bisher keine ernsthafte Beziehung gehabt hatte.
»Ich warte eben noch auf den Richtigen, Frau Scherer«, hatte sie mehr als einmal schulterzuckend versichert. »Das passiert mal von heute auf morgen, oder es kann dauern. Ich habe keine Eile.«
Derweil hastete Carina von Brandeck zu ihrem kleinen, schon recht betagten Wägelchen und reihte sich Minuten später in den Münchener Feierabendverkehr ein.
Die flotten Rhythmen aus dem Radio konnten sie auch nicht aufmuntern. Es gab eben Tage, an denen man am besten im Bett blieb.
Es dämmerte bereits, als Carina nach zwei Ehrenrunden um den Block das triste Mietshaus betrat, in dem sie seit ein paar Jahren wohnte. Es war nicht besonders einladend, aber die erschwingliche Miete und der kleine Dachbalkon machten das wieder wett. Auch Prinzessinnen waren heutzutage nicht mehr zwangsläufig auf Rosen gebettet. Zudem hatte sie es bis zum Englischen Garten nicht weit, wo sie an den Wochenenden gern joggte.
Im Vorübergehen nahm Carina noch die Post aus dem Kasten, zerquetschte einen undamenhaften Fluch zwischen den Lippen, weil der marode Aufzug wieder mal seinen Dienst versagte, und war ziemlich außer Puste, als sie im sechsten Stock anlangte. Diesen Tag hatte der liebe Gott offenbar nur zum Vergessen gemacht ...
... was ein Irrtum war, wie sie ein paar Minuten später beim Durchsehen der Post feststellen sollte.
Werbung, unter den Rechnungen auch ein Schreiben des Vermieters, das Gott sei Dank keine Mieterhöhung, sondern nur eine Einladung zum jährlichen Mietertreffen enthielt. Zum Schluss noch ein Luftpostbrief aus New York.
Irritiert hielt Carina in der Bewegung inne, sog dann scharf die Luft ein, als sie auf der Rückseite des Umschlags die Adresse einer Anwaltskanzlei fand.
Was, um alles in der Welt, wollten New Yorker Anwälte von ihr? Sie war ihr Lebtag lang nie weiter gekommen als an den Gardasee oder die Adria. New York war zwar schon immer ihre Traumstadt gewesen, lag aber jenseits ihrer finanziellen Möglichkeiten.
Mit steifen Fingern öffnete Carina den Umschlag und zog einen Briefbogen aus feinstem Bütten hervor. Gleichzeitig fiel ihr auch noch ein Flugticket entgegen, was sie nur noch mehr verwirrte.
Das Schreiben war in Deutsch abgefasst und klärte sie darüber auf, dass ihre Patentante Eliane, eine geborene Prinzessin von Brandeck, verstorben war und ihrer Nichte Carina ihr gesamtes Vermögen samt Haus im New Yorker Stadtteil Greenwich hinterlassen hatte.
Einen Moment lang verharrte Carina mit angehaltenem Atem, ehe sich hinter ihrer Stirn die Gedanken überschlugen.
Tante Elly! Mein Gott, sie hatte seit Jahren nichts mehr von ihr gehört, außer der einen oder anderen bunten Ansichtskarte, die ihr gelegentlich ins Haus flatterte.
Eliane von Brandeck war die ältere Schwester von Carinas Vaters gewesen und hatte nur zu gern die Patenschaft für die kleine Carina übernommen, die ihre Schwägerin Barbara erst nach mehr als zehnjähriger Ehe zur Welt gebracht hatte.
Vor Carinas geistigem Auge erschien das Bild einer hochgewachsenen, überschlanken Frau, die ihr dunkles Haar zu einem Pagenkopf frisiert trug und in ihren ersten Lebensjahren Respekt einflößend und faszinierend zugleich auf die kleine Prinzessin wirkte.
Tante Elly war als Journalistin wie ein Zugvogel durch die Welt gereist, was sie ebenso zum schwarzen Schaf der Familie werden ließ wie ihre diversen Ehemänner.
Nur wenn eine ihrer Ehe wieder mal in die Brüche gegangen war, erinnerte sich Elly ihrer deutschen Verwandten und kehrte für kurze Zeit nach München in die elterliche Villa zurück.
Hier hatte auch Carina die ersten Jahre ihres Lebens verbracht und erinnerte sich noch heute gern an den riesigen, parkähnlichen Garten, in dem sie mit ihren kleinen Freundinnen herrlich Verstecken spielen konnte. Mit dieser Herrlichkeit war es aber nach einem bösen Streit, den Papa und Tante Elly gehabt hatten, jäh vorbei gewesen. Nachdem seine Schwester zum dritten Mal geschieden war, hatte Paps mit seiner Missbilligung nicht länger hinter dem Berg gehalten. Carina erinnerte sich noch an die hitzigen Stimmen ihres Vaters und der Tante, als sei es gerade gestern gewesen.
Mama hatte leise vor sich hin geweint, als sie wenig später aus der stattlichen Villa ausgezogen und in eine kleine, schlichte Wohnung in einem ebenso tristen Mietshaus eingezogen waren, wie das, in dem Carina jetzt wohnte.
»Dein Stolz treibt uns noch in den Ruin«, hatte sie dem Vater schluchzend vorgehalten und war ein paar Jahre später gestorben. Wie Carina glaubte, wohl vor Kummer und Scham, denn ihr entbehrungsreiches Leben hatte so gar nichts gemein mit dem Dasein, das man sich von Märchenprinzessinnen machte.
Der Vater war nur wenig später an gebrochenem Herzen gestorben, denn Barbara war die Liebe seines Lebens gewesen, und ohne sie mochte er nicht mehr leben.
Zu seiner Beisetzung war neben ein paar wenigen Freunden und entfernten Verwandten auch Tante Eliane im Privatjet in München eingeschwebt. Carina hatte sich in ihren Armen zwar ausgeweint, nahm aber die Einladung ihrer Tante, zu ihr in die Staaten zu kommen, nicht an. Aus dem gleichen falsch verstandenen Stolz heraus, der auch ihrem Vater das Leben schwer gemacht hatte, wie Carina sich selbst gegenüber mit einem Seufzer zugab.
Und nun lebte auch Tante Eliane nicht mehr, die einzige nahe Verwandte, die Carina nach dem Tode der Eltern noch geblieben war.
Da Tante Eliane trotz ihrer diversen Ehemänner kinderlos geblieben war, fiel ihr gesamtes Vermögen nun an die einzige Tochter ihres Bruders.
Um den Nachlass der alten Dame zu ordnen, bat ein Alex Summerfield von der Kanzlei Summerfield & Partner Carina nach New York zu kommen. Dem Schreiben war praktischerweise gleich ein Flugticket beigefügt. So musste Carina nicht mal ihr ohnehin knappes Haushaltsbudget strapazieren. Denn oft genug hatten auch Prinzessinnen heutzutage die üblichen Geldprobleme, zumal, wenn sie aus völlig verarmtem Adelshause stammten. Ein klangvoller Name allein macht nicht satt, hatte Mama ihrem Vater mehr als einmal verbittert vorgehalten.
Carina las das Schreiben des Nachlassverwalters wieder und wieder. Doch es bestand kein Zweifel daran, dass Tante Elianes Tod sie zu einer vermögenden Frau machte.
Spontan griff Carina zum Telefon und bestellte bei ihrem Lieblingsitaliener Valerio Pasta und eine Flasche Roten.
»Und ja, bitte, noch einen Prosecco«, entschied sie beinahe übermütig, was sich angesichts des Todes einer nahen Verwandten eigentlich nicht gehörte.
Aber Tante Elly, die selbst ihr Leben lang unkonventionell gelebt hatte, würde ihr dies sicher verzeihen.
Danach ging alles sehr schnell.
Bereits am nächsten Tag genehmigte Dr. Rolaff seiner besten Kraft den gesamten Jahresurlaub, anschließend zog Carina in einem Anfall von Größenwahn, wie sie es nachher beschämt nannte, durch ihre Lieblingsboutiquen, ehe sie an einem nebligen Herbsttag mit eher gemischten Gefühlen in ein neues Leben startete.
»Aufgeregt, junge Frau?«, erkundigte sich der Taxifahrer schmunzelnd, der Carina zum Flughafen brachte.
»Sieht man mir das so deutlich an?«, gab Carina mit unsicherem Auflachen zurück.
»Ich habe da so meine Erfahrung.« Sie lächelten einander im Rückspiegel zu. »Aber denken Sie immer daran: Es ist noch nie einer oben geblieben.«
»Da haben Sie allerdings auch wieder recht.«
In der Nacht hatte die Prinzessin vor Angst, womöglich ihren Flug zu verpassen, kaum ein Auge zugetan. Auch zu einem ordentlichen Frühstück hatte sie sich keine Zeit genommen, nur ein paar Tassen Kaffee getrunken, schwarz und süß. Nun knurrte ihr Magen unüberhörbar, als sie die internationale Abflughalle betrat.
Vielleicht sollte sie in dem Lokal dort drüben frühstücken?
Kurz entschlossen schob Carina ihren Gepäcktrolley durch die Restauranttür und fand mit Mühe einen freien Tisch.
Doch auch jetzt hatte sie kaum Appetit und schon gar keine Lust, auf den Flirt des jungen Mannes vom Nachbartisch einzugehen. Obwohl er unter anderen Umständen einen Flirt durchaus wert gewesen wäre.
Immer wieder warf Carina unruhige Blicke auf ihre Uhr, zahlte schließlich und verließ das Lokal eilig, obwohl sie kaum etwas angerührt hatte.
Die Maschine nach New York stand jetzt auf der Anzeigetafel. Aber ihr blieb noch massenhaft Zeit. Trotzdem drängte sich Carina eilig an einem sich innig küssenden Pärchen vorbei zur Warteschlange vor dem Check-in-Schalter.
Als sie an die Reihe kam, kramte sie aufgeregt in ihrer Tasche, doch das Ticket blieb aus unerfindlichem Grund verschwunden.
»Ich habe es ganz sicher eingesteckt«, murmelte sie erstickt. Das durfte doch alles nicht wahr sein!
»Suchen Sie das hier?« Eine dunkelhaarige junge Frau drückte ihr das Ticket in die Hand. »Es ist Ihnen gerade aus der Tasche gerutscht.«
»Danke, vielen Dank.« Carina hörte kaum auf die freundliche Stimme der Stewardess, die ihr noch ein paar Tipps mit auf den Weg gab.
Als die Formalitäten erledigt waren, gab sie ihr Gepäck auf und machte sich auf den Weg zum Gate ...
Eine Stunde später saß Carina im Flieger, und das auch noch Erster Klasse. Dieses Erlebnis musste sie genießen. Gleichzeitig fiel ihr ein, dass sie sich solche Extravaganzen in Zukunft öfter erlauben konnte, ebenso, wie den einen oder anderen Ferientrip.
Ach, Tante Elly, ich danke dir, seufzte sie innerlich auf. Du hättest dein Vermögen ja auch irgendwelchen wohltätigen Organisationen vermachen können, vor allem, da wir seit diesem schlimmen Streit keinen Kontakt mehr zueinander hatten. Danke, dass du mich trotzdem bedacht hast.
In letzter Minute kam noch eine junge Frau an Bord und schlüpfte auf den Sitz neben Carina. «
Ich konnte mich wieder mal nicht von meinem Liebsten trennen«, erklärte sie dieser augenzwinkernd. »So geht das mir ständig. Irgendwann geht mal ein Flieger ohne mich.«
Carina stimmte in ihr Lachen ein und bemerkte dabei, dass ihre Nachbarin die gleiche junge Frau war, die am Check-in ihr Ticket gerettet hatte.
»Ohne Sie säße ich jetzt nicht hier«, sagte sie.
Die Fremde zuckte lächelnd die Schultern.
»Sicher hätte irgendjemand anderer das Ticket entdeckt.«
»Ich würde Sie trotzdem gern zu einem Drink einladen.«