Fürsten-Roman 2646 - Nina Gregor - E-Book

Fürsten-Roman 2646 E-Book

Nina Gregor

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Beschreibung

Nele Prinzessin von Feldern hat schon seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie, die sie im Streit verlassen hat. Umso glücklicher ist sie, als sie Daniel Dorstmann kennenlernt. Er gibt ihr die Wärme, die sie so sehr vermisst hat. Doch dann muss Nele erfahren, dass Daniel bereits verheiratet ist. Dennoch kann Nele sich diese Liebe nicht mehr aus dem Herzen reißen, und das Verhängnis nimmt seinen Lauf, als sie eines Tages seiner Frau gegenübersteht: Es ist ihre eigene Schwester ...


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Inhalt

Cover

Diese Liebe darf nicht sein, Prinzessin!

Vorschau

Impressum

Diese Liebe darf nicht sein, Prinzessin!

Er war der Mann ihrer Träume, aber die andere trug seinen Ring

Von Nina Gregor

Nele Prinzessin von Feldern hat schon seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie, die sie im Streit verlassen hat. Umso glücklicher ist sie, als sie Daniel Dorstmann kennenlernt. Er gibt ihr die Wärme, die sie so sehr vermisst hat. Doch dann muss Nele erfahren, dass Daniel bereits verheiratet ist. Dennoch kann Nele sich diese Liebe nicht mehr aus dem Herzen reißen, und das Verhängnis nimmt seinen Lauf, als sie eines Tages seiner Frau gegenübersteht: Es ist ihre eigene Schwester ...

»Nassau!«, seufzte Carol Remston tief auf und verdrehte genießerisch die Augen. »Du ahnst ja nicht, wie sehr ich dich beneide, Nele! Seit Jahren war ich nicht mehr dort. Dabei ist es ein traumhaftes Fleckchen Erde.«

»Das will ich hoffen«, erwiderte Nele Prinzessin von Feldern, die seit Jahren in den Staaten lebte und sich der Einfachheit halber schlicht Henrici nannte. Das war der Mädchenname ihrer Mutter: Anna-Maria di Henrici. »Ich habe diesen Urlaub bitter nötig und sehne mich nach Sonne, weißem Strand und dem süßen Nichtstun. Im Reisebüro hat man mir zu Nassau geraten, ähnlich euphorisch, wie du jetzt bist.«

»Ich war vor Jahren mal dort«, fuhr Carol fort und betrachtete ihre rotlackierten Fingernägel kritisch. »Da war ich bis über beide Ohren verliebt und habe mit meinem damaligen Freund leider Gottes mehr Zeit im Hotel verbracht als auf den Inseln und am Strand. Heute könnte mir derartiges nicht mehr passieren.«

»Sicher, du bist ja so abgeklärt, was Männer betrifft!«, gab Nele amüsiert zurück.

Sie kannte Carol Remstons Vorliebe für attraktive junge Männer. Ständig war ihre Freundin und Kollegin neu verliebt. Da sie aber stets den gleichen Typ Mann bevorzugte, blieb es bei stürmischen, aber kurzen Affären.

Carol stimmte in Neles Lachen mit ein.

»Recht hast du ja mit deiner Ironie, Nele. Du ahnst nicht, wie oft ich mir wünsche, in Bezug auf das starke Geschlecht so standhaft zu sein wie du! Aber dann läuft mir wieder so ein toller Typ über den Weg, und schon ist es um mich geschehen.«

Ein Schatten huschte über Neles gutgeschnittenes Gesicht mit den hohen Wangenknochen, die ihr ein südländisches Aussehen verliehen, ebenfalls ein Erbe ihrer Frau Mama. Und ihre schönen hellbraunen Augen mit den goldenen Tupfen verdunkelten sich.

»Du weißt, dass ich nicht freiwillig abstinent lebe«, bekannte sie leise. »Schließlich habe ich nichts gegen die Männer im Allgemeinen wie im Besonderen. Aber seit Roberts Tod habe ich einfach keinen Mann mehr kennengelernt, der mich ernsthaft interessiert. Und für ein paar unbedeutende Abenteuer bin ich nun mal nicht zu haben.«

Carol Remston kannte den wunden Punkt in Neles Leben. Die Prinzessin war gemeinsam mit ihrem damaligen Verlobten nach New York gekommen, um sich hier ein neues Leben aufzubauen. Einige Monate später war Robert bei einem Flugzeugabsturz in der Nähe von San Francisco gestorben. Carol hatte Nele zwar erst später kennengelernt, doch oft war ihr, als habe sie mit Robert selbst einen guten Freund verloren.

Heute erwähnte Nele ihren toten Verlobten nur noch selten. Doch in den ersten Monaten nach seinem Tod war sie untröstlich gewesen. Sie hatte das Leben allein in New York nicht länger ertragen und hatte sich von ihrer Firma nach Washington versetzen lassen. Hier hatte sie Carol Remston kennengelernt und hatte langsam, aber sicher durch deren Hilfe wieder Freude an den kleinen Dingen des Lebens gefunden.

Inzwischen waren seit Roberts Tod mehr als fünf Jahre vergangen, und oft sehnte sich Nele danach, von einem Mann zärtlich in die Arme geschlossen und geküsst zu werden. Sich einfach anlehnen zu dürfen, Geborgenheit zu spüren. Aber Liebe konnte man nun mal nicht erzwingen.

»Komm, mach nicht so ein trauriges Gesicht!« Carol stand auf und griff nach ihrer Handtasche. »Wir machen heute einfach eine Stunde früher Feierabend. Es ist ohnehin Freitag, da wird uns niemand vermissen. Ich könnte mir vorstellen, dass ein toller Bikini genau das Richtige wäre, um dich auf deinen Urlaub entsprechend einzustimmen! Zufällig habe ich da gestern was ganz Süßes bei ,Isabelle' gesehen. Klingt das nicht verlockend?«

Nele ließ sich nur zu gern ablenken. Und wenig später bummelten die Freundinnen schon bestens gelaunt durch die eleganten Geschäftsstraßen.

»Isabelle« war seit einigen Monaten ein Geheimtipp unter den jungen Frauen der Stadt, die Wert auf französischen Schick legten.

Die Inhaberin der kleinen, aber feinen Boutique, Isabelle Pelletier, hatte immer die neuesten Pariser Kreationen präsent. Und es blieb unter diesen Umständen nicht bei einem neuen Bikini, in dem Nele tatsächlich wie die Verführung persönlich wirkte.

Mit Tüten und Päckchen beladen steuerten die Freundinnen schließlich erschöpft, aber zufrieden ein Café an und zogen Bilanz, welche Schätze sie an Land gezogen hatten.

»Man könnte glatt meinen, ich fliege morgen nach Nassau!«, rief Carol lachend. »Dabei habe ich kaum Gelegenheit, all diese schönen Dinge auszuführen. Wo auch hier in Washington?«

»Warum kommst du nicht einfach mit?«, schlug Nele spontan vor. »Ich habe ein kleines Apartment gemietet, in dem Platz für zwei ist. Nur den Flug müsstest du bezahlen. Alles Weitere geht auf meine Kosten.«

Für einen glücklichen Moment breitete sich ein Strahlen auf Carols apartem Gesicht aus. Dann aber schüttelte sie bedauernd den Kopf.

»Tut mir leid, Nele, aber es geht leider nicht. Ich muss nächste Woche für zwei Tage nach Miami fliegen, geschäftlich und unaufschiebbar! Sonst hätte ich der Verlockung sicher nicht widerstehen können.«

»Schade ...« Nele bedauerte es wirklich.

Denn mit der Freundin zusammen hätte sie sicher mehr Spaß gehabt als mutterseelenallein auf einer fremden, wenn auch paradiesisch schönen Insel.

Es war später Abend, als Nele in ihr kleines Apartment im Washingtoner Stadtteil Georgetown heimkehrte.

Sie verbrachte den Rest des Abends mit Urlaubsvorbereitungen, doch konnte diese fast hektische Beschäftigung nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihre Gedanken mehr in der Vergangenheit weilten, als es für ihr Seelenheil gut war.

Schließlich gab es nichts mehr zu tun, und Nele kramte aus ihrem Schreibtisch ein ziemlich abgegriffenes Fotoalbum hervor, dem anzusehen war, wie oft es in die Hand genommen worden war.

Inzwischen war es weit nach Mitternacht. Trotzdem verspürte Nele nicht die geringste Müdigkeit. Dafür aber beim Anblick der Fotos einen tiefen Schmerz, als habe sie das alles erst gestern hinter sich gelassen.

Die Fotos zeigten nicht nur sie und Robert als verliebtes junges Paar, sondern auch ein trutziges Schloss inmitten weitläufiger Rasenflächen und in verschwenderischer Pracht blühender Sommerrabatten.

Das war ihr Zuhause, Schloss Rotenborn, wo sie ihre Kindheit und Jugend verbracht hatte. Doch je älter sie wurde, umso mehr sah sie in dem Stammsitz der Fürsten von Feldern einen goldenen Käfig, der sie über Gebühr einengte.

Ihre Probleme mit Familie und Herkunft hatten eigentlich schon nach dem Abitur, als sie einen Beruf ergreifen wollte begonnen, wie jedes moderne junge Mädchen ihres Alters. Mit der ihr eigenen Energie hatte sie sich schließlich durchgesetzt und eine Ausbildung im Unternehmen ihres Onkels begonnen. Dort hatte sie den aufstrebenden Computerfachmann Robert Flesch kennengelernt und hatte sich bis über beide Ohren in ihn verliebt.

Das Fürstenpaar hatte mit Entsetzen auf den bürgerlichen Freund des Nesthäkchens reagiert.

»Ihr seid unfair!«, hatte Nele den Eltern vorgeworfen. Sie erinnerte sich an diese Szene, als sei es heute gewesen. »Warum gebt ihr Robby nicht wenigstens eine Chance? Lasst ihn nach Rotenborn kommen, lernt ihn kennen! Ich bin sicher, dass ihr ihn sofort mögen werdet!«

Aber Fürstin Anna-Maria und Fürst Hilmar hatten das kompromisslos abgelehnt. Sie hatten mit der hübschen Nele längst andere Pläne. Schließlich konnte die Prinzessin aus Adelskreisen an jedem Finger zehn ernsthafte Verehrer haben.

Nele aber war hartnäckig geblieben und war kurzerhand zu Robert in dessen kleine Wohnung gezogen. Da hatte das Fürstenpaar diese Liebe einfach akzeptieren müssen, dachte Nele. Den Eltern war ja keine andere Wahl geblieben!

Wie sehr sie sich getäuscht hatte, hatte Nele bereits bei ihrem nächsten Besuch auf Rotenborn erkannt.

»Du solltest heiraten, und zwar so rasch wie möglich!«, hatte Fürstin Anna-Maria der widerspenstigen Tochter vorgeschlagen. »Das wäre die einzige Möglichkeit, um deine Ehre zu retten.«

»Aber das will ich doch, Mama!«, hatte Nele mit glühenden Wangen ausgerufen. »Nichts lieber als das! Heißt das, ihr seid endlich mit Robby einverstanden?«

Fürstin Anna-Maria hatte gelassen den Kopf geschüttelt.

»Ich spreche nicht von diesem völlig undiskutablen jungen Mann, Nele, sondern von Bernd von Meinungen! Er wäre bereit, dich trotz des Skandals zu seiner Frau zu nehmen. Papa und ich haben schon alles mit ihm besprochen. Du brauchst nur noch einzuwilligen, und in sechs Wochen könnte die Hochzeit stattfinden!«

»Nein!« Nele war empört aufgesprungen. »Das könnt ihr mit mir nicht machen! Ich heirate weder Bernd noch irgendeinen anderen Mann! Begreift ihr denn nicht, wie sehr ich Robby liebe? Er ist der Einzige, mit dem ich gemeinsam alt werden möchte!«

Das Fürstenpaar war bei seinem Nein geblieben, und so war Nele Roberts Versetzung nach New York gerade recht gekommen. Für ihn hatte es einen Sprung auf der Karriereleiter nach oben bedeutet, und sie hatte ihrer Familie beweisen können, wie ernst es ihr gewesen war!

Nach einer letzten, lautstarken Auseinandersetzung auf Rotenborn hatte Nele das Schloss ihrer Väter endgültig verlassen. Weder ihre Schwester Carina noch ihr Bruder Alexander hatten sie umstimmen können.

Nele hatte gewusst, dass ihr Abflug in die Staaten den endgültigen Bruch mit der Familie bedeutete. Für sie war es aber auch der Start in ein neues Leben gewesen.

Sie hatten drüben heiraten wollen, wenn Robert in New York beruflich Fuß gefasst hatte. Doch dann war der schreckliche Unfall passiert – und Nele hatte von einem Augenblick zum anderen allein in einem fremden Land gestanden. Doch sie hatte ihrem Heimweh nach Deutschland nicht nachgegeben, sondern hatte sich allein durchgekämpft.

Tränen schimmerten in Nele von Felderns Augen, als sie das Fotoalbum gedankenverloren schloss.

Fotos waren das Einzige, was ihr geblieben war von daheim. Denn sie hatte nie wieder Kontakt zu ihrer Familie aufgenommen.

Seit sie Rotenborn verlassen hatte, wusste sie nur von einem guten Freund, den sie zufällig in Manhattan getroffen hatte, dass Carina eine Märchenhochzeit gefeiert hatte, so wie sie es sich immer gewünscht hatte. Doch damals war sie noch so verbittert gewesen, dass sie nicht einmal wissen wollte, wer der Bräutigam ihrer Schwester war.

Nele erhob sich und versenkte das Album wieder in den Tiefen ihres Schreibtisches. Welchen Sinn hatte es, über Dinge nachzugrübeln, die doch nicht mehr zu ändern waren?

Nassau auf den Bahamas präsentierte sich Nele von seiner denkbar attraktivsten Seite. Die Wirklichkeit war weit schöner, als alle bunten Plakate im Reisebüro es wiedergeben konnten. Schon die Fahrt vom Flughafen zu ihrem Hotel war ein unvergessliches Erlebnis.

Nele konnte sich kaum sattsehen und hatte Mühe, all die neuen Eindrücke, die sie sammelte, zu verarbeiten. Der fröhliche farbige Taxifahrer redete ununterbrochen, und sie hatte das Gefühl, als wollte er ihr alle Sehenswürdigkeiten Nassaus auf dieser Fahrt präsentieren.

Ihr Hotel lag in einer traumhaft schönen weitläufigen Bucht mit Blick auf den Hafen mit seinen stolzen weißen Kreuzfahrtschiffen, schnittigen Motorbooten und eleganten Seglern.

Das hübsche Apartment war weit großzügiger geschnitten, als Nele erwartet hatte, und erneut bedauerte sie, dass Carol nicht hatte mitkommen können. Es machte einfach viel mehr Spaß, all dies hier mit einem anderen Menschen zu teilen.

Nele nahm sich kaum die Zeit auszupacken. Erst einmal schlüpfte sie in den neuen Bikini und eilte über den gepflegten Plattenweg der Hotelanlage zum Meer hinunter.

Hier träumte sie am weißen Strand und unter dem Dach schlanker Palmen vor sich hin, schwamm im kristallklaren Wasser und hatte sich nie besser gefühlt.

Auch das Essen ließ nichts zu wünschen übrig.

Das stellte Nele abends im eleganten Speisesaal fest, in dem ein meterlanges Büfett unter seiner exotischen Last zu ächzen schien.

Sie merkte aber auch, dass sie als Neuankömmling das Interesse der anderen auf sich zog, und sie war froh, dass sie gerade heute Abend das schicke Seidenkleid trug, zu dem Carol ihr wortreich geraten hatte.

Nele genoss die allgemeine Aufmerksamkeit, während sie die Speisen umrundete. Dabei hatte sie das Gefühl, intensiv beobachtet zu werden, und wandte betont uninteressiert den Kopf.

Ihr Blick traf mit dem eines dunkelhaarigen Mannes zusammen, der an einem kleinen Tisch nahe der Terrassentüren saß. Ihr Herz begann, schneller zu schlagen, und es war, als funkelten tausend Spottteufelchen in seinen grünen Augen.

Hastig wandte sie sich ab und nahm an ihrem Tisch am gegenüberliegenden Ende des Saales Platz.

Sein Lächeln schien sie auch hier zu verfolgen, und trotz ihres Hungers brachte Nele kaum einen Bissen herunter.

Verflixt, was war nur los mit ihr?, fragte sie sich irritiert und konnte kaum glauben, dass ein eher zufälliger Blick in grüne Männeraugen sie derart außer Fassung brachte. Sie war mit ihren vierundzwanzig doch kein Teenager mehr, der sich alle paar Tage neu verliebte!

Erst draußen in der lauen karibischen Nacht fühlte sie sich besser. Von irgendwo wehten Calypsoklänge zu ihr, und das Lächeln des Unbekannten schien sie auch noch zu verfolgen, als sie ihr Apartment längst erreicht hatte.

Sie war sich bewusst, dass ihr überstürzter Aufbruch regelrecht eine Flucht vor dem attraktiven Fremden gewesen war. Und dafür hätte sie sich am liebsten geohrfeigt.

Das Frühstück nahm Nele am nächsten Morgen auf der Terrasse ihres Apartments ein. Sie genoss die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut und freute sich, dass sie schon leicht gebräunt war.

Später ging sie durch den üppig blühenden Park zum Strand hinunter und erfrischte sich in den tiefblauen Fluten. Nachmittags surfte Nele weit draußen, und als sie am Abend dieses Tages den Speisesaal betrat, hatte sie sich für das Wiedersehen mit dem Fremden mit der ihr eigenen Gelassenheit gewappnet.

Doch sein Tisch war leer, und er blieb es auch für den Rest des Abends.

Nele ärgerte sich über die Enttäuschung, die sie empfand, und nannte sich selbst eine dumme Gans.