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Der Schicksalsvertrag - Mit einer Unterschrift besiegelte sie ihr Unglück
Schon bald wird Claudia Lauber ein Kind auf die Welt bringen. Einen kleinen Jungen, wie die Ärzte bereits festgestellt haben. Doch es wird nie ihr Kind sein, dessen zarte Bewegungen sie unter ihrem Herzen spürt - es wird einer fremden Frau sein erstes Lächeln schenken. Sie ist nur die Leihmutter!
Je näher Claudias schwere Stunde rückt, desto unglücklicher wird sie und bereut ihren Entschluss. Aber sie hat einen Vertrag unterschrieben, den sie einhalten muss - auch wenn sie daran zerbrechen wird ...
Ein zutiefst bewegender Roman um eine Frau, die zu spät erkennt, dass sie für das, was sie sich vorgenommen hat, nicht stark genug ist ...
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Seitenzahl: 108
Cover
Impressum
Der Schicksalsvertrag
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: PeopleImages / iStockphoto
Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-7325-7370-7
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Der Schicksalsvertrag
Mit einer Unterschrift besiegelte sie ihr Unglück
Von Nina Gregor
Schon bald wird Claudia Lauber ein Kind auf die Welt bringen. Einen kleinen Jungen, wie die Ärzte bereits festgestellt haben. Doch es wird nie ihr Kind sein, dessen zarte Bewegungen sie unter ihrem Herzen spürt – es wird einer fremden Frau sein erstes Lächeln schenken. Sie ist nur die Leihmutter!
Je näher Claudias schwere Stunde rückt, desto unglücklicher wird sie und bereut ihren Entschluss. Aber sie hat einen Vertrag unterschrieben, den sie einhalten muss – auch wenn sie daran zerbrechen wird …
Laura Eichendorff wechselte einen raschen Blick mit ihrem Mann Michael, der in den Kulissen stand und lächelnd mit Zeige- und Mittelfinger das Siegeszeichen bildete.
»Du bist einfach fantastisch, Laura!«, las sie in seinen hellen, braunen Augen, in die sie sich damals, als sie sich kennenlernten, auf Anhieb verliebt hatte. Es waren Augen in einem Bernsteinbraun mit goldenen Pünktchen, die manchmal, wenn Michael sich über etwas amüsierte, zu tanzen schienen.
Unmerklich für das Publikum, das der begnadeten Sängerin an diesem Abend immer wieder spontan während ihrer Vorträge applaudierte, spitzte Laura ihren Mund zu einem zärtlichen Kuss.
Zehn Minuten noch. Dann konnte sie Michael erschöpft, aber glücklich in die Arme sinken, diesen grandiosen Erfolg mit einem Essen bei Kerzenlicht feiern. Champagner gab es auch. Aber nur für Michael. Für sie würde er tabu sein, seit sie die wunderbare Nachricht erhalten hatte, dass sie im dritten Monat schwanger war.
Wieder durchflutete Laura allein bei dem Gedanken an das winzige Wesen, das da in ihr bisher fast unbemerkt heranwuchs, eine Zärtlichkeit, die ihr den Atem zu nehmen drohte.
Heute, nach diesem Erfolg in München, würde sie es Michael sagen. Dies war genau der richtige Abend für eine freudige Überraschung.
Und dass sie es auch für Michael sein würde, da war Laura sich sicher. Denn sie wusste, dass ihr Mann ein Kindernarr war. Sie hatten sich von Anfang an mindestens zwei Kinder gewünscht. Dafür war Laura auch bereit, ihre Karriere hintanzustellen. Wenigstens für eine Weile.
Die exzellente Begleitband intonierte die ersten Akkorde ihres Schlussliedes. »Memories« aus dem Musical »Cats«.
Laura konzentrierte sich ganz auf ihren Einsatz, erlebte überdeutlich, wie die Menschenmenge vor der Bühne auf und ab wogte, tausendfaches Summen die Kapelle unterstützte und unzählige Wunderkerzen und Handylichter die Festhalle erleuchteten, deren Konturen jetzt allmählich in sanftem Dämmerlicht versanken.
Dimitros, der griechische Kapellmeister, gab Laura das tausendfach geprobte Zeichen zum Einsatz. Die ersten Töne perlten glockenrein von ihren Lippen, schwollen an mit dem aufbrandenden Beifall des Publikums – und dann verschwamm alles vor Lauras Augen. Die wogende Menschenmasse, das Glitzern der Wunderkerzen, die Handylichter, die Musiker der Band. Sie verspürte einen reißenden Schmerz im Unterleib, krümmte sich zusammen und brach ihren Vortrag mit einem schrillen Diskant ab.
***
Ein vielstimmiger Entsetzensschrei aus dem Zuschauerraum drang in Lauras Bewusstsein, das angefüllt war mit Angst und Schmerzen. Wie schützend hielt sie die Hände über ihren Leib, auf ihrer Stirn sammelten sich Schweißtropfen, und Dimitros kam zu ihr und versuchte sie zu stützen.
Sie hörte ihn irgendwelche Fragen stellen, verstand aber kein Wort. Die Gesichter ringsum verzerrten sich zu Fratzen. Irgendjemand drehte das Licht voll auf. Gleißend fiel es auf das schmerzverzerrte Gesicht der attraktiven Sängerin, die instinktiv ihre Hände vors Gesicht schlug.
»Michael …«, schluchzte sie, versuchte dann, tief durchzuatmen, sich zu fassen, diesem entsetzlichen Schauspiel ein Ende zu bereiten. Doch die Schmerzen waren stärker.
Blitzlichter zuckten über Lauras weißes Gesicht, Kameras surrten.
Das alles spielte sich innerhalb weniger Sekunden ab, doch Laura erschienen sie wie eine Ewigkeit.
Um sie herum tobte ein Hexenkessel. Alle schienen gleichzeitig loszureden. Und dann war Michael da.
Michael, der sie zärtlich umfing und, ohne große Fragen zu stellen, auf seine Arme hob und von der Bühne trug.
Wimmernd vor Schmerzen presste Laura ihr Gesicht in seine Halsgrube und spürte den vertrauten Duft seiner Haut.
Michael bahnte sich rücksichtslos einen Weg durch die teils fassungslosen, teils heftig auf ihn und Laura einredenden Menschen auf und hinter der Bühne.
Halb bewusstlos hing Laura in seinen Armen und bekam nur einzelne Szenen überdeutlich mit.
In dem langen Korridor zum Hinterausgang war es drückend heiß, und trotz der vorgerückten Stunde schlug ihnen schwüle Luft entgegen, als sie nach draußen kamen.
Es war ein heißer Sommertag gewesen, und Laura hatte sich schon gegen Mittag nicht wohlgefühlt. Das waren wohl erste Warnzeichen gewesen, die sie nicht zur Kenntnis genommen hatte.
Vielleicht wollte sie es auch gar nicht, denn dieser Auftritt in München war viel zu wichtig, als dass sie ihn kurzfristig hätte absagen können. Er sollte der Höhepunkt ihrer diesjährigen Deutschlandtournee werden.
Auf tragische Weise war er es wohl nun auch geworden. Ein Arzt kümmerte sich im Notarztwagen, der bei ihren Auftritten stets hinter der Bühne stand, um Laura.
Er tat tausend Dinge, von denen sie nichts mitbekam. Er hatte ihr wohl auch eine schmerzstillende Spritze gegeben, denn der reißende Schmerz in ihrem Unterleib ebbte allmählich ab.
Blaulicht zuckte gespenstisch durch die Nacht, als der Wagen sich in Bewegung setzte. Das gleichzeitige Einsetzen der Sirenen jagte ihr eisige Schauer über den Rücken.
Sie hatte dieses schreckliche Geräusch gehasst, solange sie zurückdenken konnte. Und nun befand sie sich selbst an Bord eines Notarztwagens. All die Hektik ringsum galt ihr!
»Das Baby darf nicht sterben«, wimmerte sie. »Sie müssen alles tun, um unser Kind zu retten, Micha, hörst du?«
Sie hatte sich steil aufgerichtet. Michael Eichendorff drückte sie sanft zurück, umfasste ihre zitternden Hände mit festem, vertrautem Druck. Sein Gesicht mit den faszinierenden Augen war jetzt dicht über ihr. Und Laura sah den plötzlichen Schmerz, der seinen Blick verdunkelte.
»Sei ganz ruhig, Liebes!«, raunte seine Stimme zärtlich. »Wir sind gleich in der Klinik, und da wird man alles für dich tun!«
»Vor allem für unser Kind«, flüsterte Laura mit aller Kraft, die ihr verblieben war. »Ich bin nicht so wichtig, Micha! Mir geht es schon wieder besser. Ich hab fast gar keine Schmerzen mehr. Aber unser Baby! Ich habe mich doch so sehr darauf gefreut! Heute wollte ich es dir sagen …« Sie schluchzte hart auf, fuhr dann fort: »Dass du es so erfahren musst, Liebster. Es … es tut mir so unendlich leid.«
»Mach dir doch darüber jetzt keine Gedanken, Laurie!« So nannte er sie immer, wenn er zutiefst bewegt war. Nach einer zärtlichen Liebesnacht beispielsweise. Oder aber auch, wenn er sich Sorgen um sie machte, so wie jetzt. »Was jetzt zählt, sind nur das Baby und du, mein Schatz!«
Er hauchte einen liebevollen Kuss auf ihre feuchte Stirn, strich ihr eine Locke zurück.
Dann warf er durch das Wagenfenster einen Blick nach draußen, als die rasende Fahrt sich verlangsamte.
Das Klinikgebäude war erreicht. Sie fuhren eine Auffahrt hinauf, stoppten vor einem hell erleuchteten Eingang, an dem sie bereits von Pflegern erwartet wurden.
Wenig später ging es in aller Eile über lange, hell erleuchtete, kahle Gänge zu einem großräumigen Aufzug. Dieser setzte sich kaum merklich in Bewegung, während Lauras Bewusstsein langsam wegtauchte.
Das Letzte, was sie bewusst wahrnahm, war Michaels aufmunterndes Lächeln, ehe sie in den OP geschoben wurde.
***
»Um Himmels willen! Ich muss sofort zu ihr!« Claudia Lauber hatte Lauras Zusammenbruch im Fernsehen verfolgt. Sie war nicht nur die langjährige Sekretärin der beliebten Sängerin, sondern auch eine ihrer engsten Vertrauten.
»Warum nur habe ich mich überreden lassen, gerade heute nicht bei ihr zu sein?«, warf Claudia sich vor und sprang von der Couch auf, wo sie es sich mit ihrem Mann Stefan gemütlich gemacht hatte.
»Weil wir heute unseren dritten Hochzeitstag feiern wollen, Liebling!«, entgegnete er, packte ihr Handgelenk und wollte sie wieder neben sich ziehen. »Selbst Laura hat dich gedrängt, an diesem Abend mit mir zusammen zu sein! Wenn auch nicht bei uns daheim, so doch in diesem akzeptablen Hotel. Und jetzt wirst du nicht alles stehen und liegen lassen, um zu Laura zu eilen. Sie würde das nicht wollen, Liebes.«
Claudia riss ihre Hand aus der seinen.
»Das ist doch nicht dein Ernst, Stefan?«, fuhr sie fassungslos auf. »Glaubst du, ich könnte unbeschwert weiterfeiern, während Laura auf offener Bühne zusammengebrochen ist?«
Claudia hatte Champagner und Kaviar längst vergessen, ebenso die leidenschaftlichen Küsse, die stürmischen Zärtlichkeiten, die sie eben, während Lauras grandiosem Konzert, noch mit Stefan getauscht hatte.
Jetzt zählte nur noch Laura, die ihr in all den Jahren wie eine gute Freundin ans Herz gewachsen war.
»Claudia, so sei doch vernünftig!«, versuchte Stefan seine Frau erneut umzustimmen. »Durch deine Arbeit bei Laura haben wir ohnehin schon kaum etwas voneinander. Volle vier Monate warst du jetzt fast ununterbrochen mit ihr in ganz Deutschland unterwegs. Wir haben uns, wenn überhaupt, gerade mal zwischen Tür und Angel gesehen! Das hält die beste Ehe auf Dauer nicht aus. Du opferst dich ja geradezu auf für Laura. Man könnte sogar oft denken, du vergisst völlig, dass du nebenbei noch einen Ehemann hast, der auf dich wartet und gern öfter mit dir zusammen wäre! Auf diesen Abend mit dir habe ich mich seit Wochen gefreut! Und was wurde daraus? Bis jetzt habe ich dich wie gewohnt mit Laura teilen müssen, wenn auch nur per TV. Und nun willst du einfach davonlaufen und mich wieder mal mir selbst überlassen?«
»Stefan, so versteh das doch!« Claudia fühlte sich hin- und hergerissen zwischen der Liebe und Sehnsucht zu ihrem Mann und ihrer Freundschaft zu Laura. »Ich bin sicher, Laura braucht mich jetzt! Und Michael! Er wird aufmunternde Worte bestimmt ebenso nötig haben! Ich kann mir vorstellen, wie sehr er um Laura bangt. Bei aller Liebe zu dir, Stefan, kann ich jetzt nicht bleiben und so tun, als hätte ich nichts von Lauras Zusammenbruch mitbekommen!«
»Und wenn du die Sendung nicht gesehen hättest? Dann wüsstest du auch nichts davon«, konterte er.
»Ich habe es aber gesehen!« Sie brach ab, fuhr sich aufgeregt durch die dunkle Haarflut. »Ach, Stefan, mach es mir doch nicht so schwer!«
»Du machst es dir selber schwer, Claudia, mit deiner Affenliebe zu Laura Eichendorff!«, hielt er ihr vor.
»Es tut mir leid, Stefan …« Sie hatte den Telefonhörer schon in der Hand, wählte die Nummer der Festhalle, in der Laura aufgetreten war. Dort würde sie erfahren, in welche Klinik man Laura Eichendorff eingeliefert hatte.
Das Telefonat dauerte nicht lange. Und als Claudia anschließend nach ihrer Handtasche griff und Stefan um Verständnis bittend anschaute, seufzte er resigniert auf.
»Tu, was du nicht lassen kannst, Claudia! Ich kann dich ohnehin nicht davon abbringen. Aber denk nur nicht, dass ich hier geduldig auf deine Rückkehr warte! Wenn du jetzt gehst, dann bleibe ich nicht! Ich werde heimfahren, hörst du? Wenn dir das egal ist, dann tu, was du für richtig hältst!«
»Es ist unfair, mir derart die Pistole auf die Brust zu setzen«, begehrte Claudia auf. »Schau, morgen werde ich alle Zeit der Welt für dich haben! Wir haben doch das ganze Wochenende noch vor uns! Es wäre toll, wenn wir rausfahren könnten aus der Stadt, irgendwohin aufs Land, an den Starnberger See vielleicht, oder nach Bad Tölz! Vielleicht auch nach Andechs, das wolltest du doch immer schon mal kennenlernen! Nur heute Nacht, Stefan, kann ich nicht hier herumsitzen und die Hände in den Schoß legen!«
»Morgen ist es zu spät, Claudia«, erwiderte er fest und wich ihrem Blick nicht aus. »Es bleibt dabei, wenn du jetzt gehst, fahre ich heim!«
»Du benimmst dich wie eine beleidigte Primadonna«, warf Claudia ihm wütend vor. Natürlich war sie sich bewusst, dass sie ihn ungerecht behandelte. Doch das hätte sie in diesem Moment um keinen Preis der Welt zugegeben. »Gib doch zu, dass du Laura noch nie gemocht hast!«
»Hab ich auch nicht!«, stimmte Stefan ihr mit erhobener Stimme zu. »Weil sie von Anfang an zwischen uns gestanden hat! Nie hatte ich dich mal wirklich für mich allein! Selbst bei unserer Hochzeit war sie der absolute Star, nicht du, nicht ich! Unsere Flitterwochen sind bis heute ausgefallen, weil Laura anschließend Plattenaufnahmen hatte, bei denen du unentbehrlich warst! Aber jetzt habe ich es allmählich satt, unser ganzes gemeinsames Leben nach Laura Eichendorff zu richten! Ich möchte endlich eine Frau haben, für die ich der wichtigste Mensch bin. Ich möchte abends heimkommen und einen gemütlichen Abend mit dir genießen. Ohne dass garantiert irgendwann das Handy summt und Laura die traute Zweisamkeit mit einem dringenden Anruf beendet! Versteh doch, dass kein Mann ein solches Leben auf Dauer aushalten kann und auch keine Ehe!«
»Verlangst du etwa von mir, dass ich den Job bei Laura hinschmeiße?«, fuhr Claudia empört auf. »Das sieht dir wieder mal ähnlich! Du warst ja schon immer ein schrecklicher Egoist! Aber da spiele ich nicht mit, Stefan, hörst du?«
Es war die schlimmste Auseinandersetzung, an die Stefan Lauber sich erinnern konnte. Und es wurde vieles kaputtgemacht in dieser Nacht. Doch es gelang ihm nicht, Claudia umzustimmen.