Gestohlene Kindheit - Walter Brendel - E-Book

Gestohlene Kindheit E-Book

Walter Brendel

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Beschreibung

Das Buch "Gestohlene Kindheit – verwahrt in der DDR" beleuchtet die Vergangenheit von Jugendlichen zur Zeit des DDR-Regimes. Kinder und Jugendliche, die nicht in das System passen, werden abgeschoben in ein sogenanntes "Jugendhaus". Schon der Verkauf von Westschallplatten genügte, um als Jugendlicher in einem solchen Haus zu landen. In den landesweit elf Einrichtungen herrschten Willkür, Gewalt und Drill. Im Dreischichtensystem mussten außerdem viele Zwangsarbeiten verrichten. Das Buch zeigt, wie das Leben der Jugendlichen damals ausgesehen hat und wie streng der Alltag in den Einrichtungen ablief. Viele von ihnen sind bis heute traumatisiert und depressiv, während andere damals sogar in den Selbstmord getrieben wurden...

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Seitenzahl: 67

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Walter Brendel

Gestohlene Kindheit

Impressum

Texte:             © Copyright by Walter Brendel

Umschlag:      © Copyright by Walter Brendel

Verlag:

Das historische Buch, Dresden / Brokatbookverlag

Gunter Pirntke

Mühlsdorfer Weg 25

01257 Dresden

[email protected]

 

Inhalt

Einführung

Die Frau Ministerin

Weitere gesetzlichen Grundlagen

Geschlossener Jugendwerkhof Torgau

Der Alltag im Jugendwerkhof

Fazit und Zusammenfassung

Anlage: Liste der Jugendwerkhöfe der DDR

Quellen

Einführung

Das Buch "Gestohlene Kindheit – verwahrt in der DDR" beleuchtet die Vergangenheit von Jugendlichen zur Zeit des DDR-Regimes. Kinder und Jugendliche, die nicht in das System passen, werden abgeschoben in ein sogenanntes "Jugendhaus". Schon der Verkauf von Westschallplatten genügte, um als Jugendlicher in einem solchen Haus zu landen. In den landesweit elf Einrichtungen herrschten Willkür, Gewalt und Drill. Im Dreischichtensystem mussten außerdem viele Zwangsarbeiten verrichten.

Das Buch zeigt, wie das Leben der Jugendlichen damals ausgesehen hat und wie streng der Alltag in den Einrichtungen ablief. Viele von ihnen sind bis heute traumatisiert und depressiv, während andere damals sogar in den Selbstmord getrieben wurden...

„Jugendknast", „Kindergefängnis" oder „rote Burg" - in der DDR kursieren hinter vorgehaltener Hand zahlreiche Bezeichnungen für Jugendwerkhöfe. Doch obwohl die Gerüchte über die Einrichtungen blühen, ist in der Öffentlichkeit kaum etwas Konkretes bekannt. Erst im Herbst 1989 beginnt langsam die Aufarbeitung dieses Kapitels der Vergangenheit.

Die Jugendhäuser sind ein bisher unbekanntes, kaum erforschtes und besonders finsteres Kapitel der DDR-Geschichte. Betroffene leiden noch heute unter den traumatischen Folgen ihrer Inhaftierung. Neben Kapitalverbrechen reichen auch weitaus kleinere Vergehen aus, Jugendliche in den Knast zu sperren: Allein das Vertreiben von westlichen Schallplatten oder der Fluchtversuch über die deutsch-deutsche Grenze sind strafbar. Elf Jugendhäuser gibt es in der DDR insgesamt.

Der Vollzugsalltag ist in allen Einrichtungen militärisch organisiert. Ob zum Speisesaal, zur Schule oder zu den Arbeitsstätten: Die Gruppe der Inhaftierten darf sich nur im Exerzierschritt fortbewegen. Vor allem das Konzept der sogenannten Selbsterziehung traumatisiert viele junge Häftlinge und treibt sie sogar in den Selbstmord. Unter den Insassen herrscht eine strenge Hierarchie, nur die Stärksten setzen sich durch. Neue Häftlinge werden regelmäßig mit brutalen Aufnahmeritualen gequält. Auch sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen sind keine Seltenheit.

Einige der Wärter sind bei den Strafen nicht zimperlich. Bei Regelverstößen wird die "Achterbahn" angeordnet, das endlose Marschieren im Treppenhaus. Manche Vollzugsmitarbeiter traktieren Gefangene regelmäßig mit Gummiknüppeln. Unter katastrophalen und gefährlichen Bedingungen müssen die Jugendlichen oft im Drei-Schicht-System Zwangsarbeit verrichten und werden auch in Exportbetrieben eingesetzt. Westliche Firmen wie zum Beispiel IKEA profitieren davon. Nach ihrer Haft leiden die ehemaligen Strafgefangenen oft unter posttraumatischen Belastungsstörungen und Depressionen.

Der Jugendwerkhof war eine Einrichtung im System der Spezialheime der Jugendhilfe in der DDR. Eingewiesen wurden Jugendliche beiderlei Geschlechts im Alter von 14 und in Einzelfällen bis zu 20 Jahren, die im Sinne der DDR-Pädagogik als schwererziehbar galten, dem Staatsziel der Erziehung zur sozialistischen Persönlichkeit nicht entsprachen oder aus Sicht verschiedener staatlicher Organe wie Schule, Betriebe, Volkspolizei, Staatssicherheit und Kommissionen für Jugendhilfe, nicht in das Gesellschaftsbild der DDR passten. Aufgabe des Jugendwerkhofes war die Umerziehung „mit dem Ziel der Heranbildung vollwertiger Mitglieder der sozialistischen Gesellschaft und bewusster Bürger der Deutschen Demokratischen Republik.“

Die ersten Jugendwerkhöfe wurden nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in der Sowjetischen Besatzungszone eingerichtet, um jugendlichen Straftätern die Haft in einem regulären Gefängnis zu ersparen und ihnen die Rückkehr in ein normales Leben zu ermöglichen. Einige Jugendwerkhöfe boten eine für die Verhältnisse kurz nach dem Krieg ungewöhnlich gute handwerkliche Ausbildung in eigenen Werkstätten an. Andere Jugendwerkhöfe ähnelten Arbeitslagern, in denen schwere körperliche Arbeit für Betriebe in der Industrie und Landwirtschaft verrichtet werden musste. In den 1950er Jahren wurden die Jugendwerkhöfe vereinheitlicht und an der Kollektiverziehung A.S. Makarenkos ausgerichtet.

Zunehmend wurden die Insassen zu schweren körperlichen Hilfsarbeiten herangezogen. Eine Reihe von Jugendwerkhöfen wurde auf Anforderung der Industrie gegründet. Seit Mitte der 1950er Jahre erhielten die Jugendwerkhöfe eine besondere Aufgabe bei der Verfolgung der westlich orientierten Jugendkulturen und alternativer Lebensweisen. 1964 wurde mit der beginnenden Umstrukturierung des Heimsystems der Geschlossene Jugendwerkhof in Torgau eingerichtet.

Unterschieden wurden die Jugendwerkhöfe weiterhin nach der angebotenen Schulbildung (Polytechnische Oberschule, Hilfsschule). Mitte der 1980er Jahre wurden in einigen Jugendwerkhöfen Pilotprojekte durchgeführt, die ein Abrücken von dem rigiden Strafsystem zum Ziel hatten. Ab Januar 1990 wurden die Jugendwerkhöfe aufgelöst oder in Einrichtungen nach westlichen Standards umgewandelt.

Haftstrafen für Jugendliche wurden in Jugendhäusern vollzogen. Verurteilte Straftäter wurden daher in der Regel nicht in Jugendwerkhöfe eingewiesen. Jedoch konnte bei leichteren Straftaten das Gerichtsverfahren eingestellt und ersatzweise als Erziehungsmaßnahme ein Aufenthalt im Jugendwerkhof angeordnet werden. Als hauptsächliche Einweisungsgründe geben Statistiken des Volksbildungsministeriums der DDR „allgemeine Disziplinschwierigkeiten einschließlich Arbeits- und Schulbummelei“ an. In dieser Kategorie wurden auch Jugendliche erfasst, die sich auf unterschiedliche Weise dem Anpassungsdruck der sozialistischen Erziehung zu entziehen versuchten. Weitere Gründe waren leichtere Straftaten in den Bereichen Diebstahl, Sachbeschädigung, Körperverletzung, sexuelle Delikte. Besonderer Grund bei Mädchen war eine diagnostizierte „Triebhaftigkeit“ bzw. „sexuelle Verwahrlosung“.

Die Frau Ministerin

Das Ministerium für Volksbildung der DDR war die oberste Behörde für die Schulverwaltung und Jugendfürsorge sowie zugleich Aufsichtsbehörde für ihr unterstellte Einrichtungen wie die Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR, die Jugendwerkhöfe oder den Verlag Volk und Wissen.

Das Ministerium war also zuständig für die Organisation der Volksbildung in der DDR. Dazu gehörten die Vorschulerziehung mit den Kindergärten (ab 3 Jahre), das allgemeinbildende Schulwesen, die sonstige schulische und außerschulische Bildung und Erziehung sowie die Jugendhilfe und Heimerziehung.

Zusammen mit der Akademie der pädagogischen Wissenschaften legte es die Lernziele und -inhalte fest und war zuständig für die Erarbeitung von Lehrplänen und Lehrmaterialien. Dem Ministerium unterstand die Organisation und Planung der pädagogischen Wissenschaften mit Ausnahme der Berufsbildung und der Fach- und Hochschulen. Es formulierte außerdem die Ziele und Inhalte der Aus- und Fortbildung der Pädagogen. Das Ministerium für Volksbildung übte die Dienst- und Fachaufsicht über die pädagogischen Hochschulen aus.

Die Aufgabe des Ministeriums war es, eine einheitliche sozialistische Bildung und Erziehung zur sozialistischen Persönlichkeit zu organisieren und zu gewährleisten. Daher kontrollierte das Ministerium im Bereich der Berufsausbildung auch die Einhaltung der Vorgaben der allgemeinen Schulpolitik.

In der Ära von Margot Honecker war das Ministerium ein Sonderfall: Anders als bei allen anderen Ministerien war die Ministerin nicht dem zuständigen ZK-Sekretär Kurt Hager verantwortlich.

Zuständige Ministerin im Zeitraum 1963–1989 war Margot Honecker, die dritte Ehefrau von Staats- und Parteichef Erich Honecker, geborene Feist. Ihren späteren Ehemann Erich Honecker lernte die damals 22-jährige Margot Feist in ihrer Funktion als gerade erst ernannte Vorsitzende der Pionierorganisation Ernst Thälmann im Dezember 1949 auf einer Reise der offiziellen DDR-Delegation nach Moskau anlässlich der offiziellen Feierlichkeiten zum 70. Geburtstags des sowjetischen Diktators Josef Stalin näher kennen. Der frisch mit der stellvertretenden FDJ-Vorsitzenden Edith Baumann verheiratete Vorsitzende der einzigen zugelassenen Jugendorganisation der DDR, der FDJ, begann dort eine Affäre mit der wesentlich jüngeren FDJ-Funktionärin, die er schon aus ihrer Tätigkeit in der FDJ-Fraktion des Deutschen Volksrates und der Provisorischen Volkskammer kannte, und versuchte diese Liaison geheim zu halten. Als die Beziehung ruchbar wurde, forderte Honeckers Frau den SED-Generalsekretär Walter Ulbricht auf, ein Machtwort zu sprechen. Zunächst wurde diese uneheliche Verbindung von der Parteispitze jedoch geduldet. Als nach einigen Jahren wilder Ehe von Feist und Honecker am 1. Dezember 1952 deren gemeinsame Tochter Sonja geboren wurde, drängte Ulbricht den FDJ-Vorsitzenden, der zu der Zeit auch Kandidat des SED-Politbüros war, sich von Edith Baumann scheiden zu lassen. Honecker folgte dem, um seine Parteikarriere nicht zu gefährden.

Margot Honecker (1986)

Da die Liebesbeziehung zwischen Feist und Honecker bei der Parteileitung keinen Zuspruch fand, weil sie nicht ihrer Idealvorstellung vom sozialistischen Menschen entsprach, wurden beide nacheinander für jeweils ein Jahr an die Moskauer Kaderschmiede Hochschule des Komsomol abkommandiert. Für diesen Auslandsaufenthalt 1953/54 musste Margot Honecker ihre erst acht Monate alte Tochter in Berlin zurücklassen. Die Eheschließung mit Honecker fand nach offiziellen Angaben 1953, laut dem Literaturwissenschaftler Ed Stuhler erst 1955 statt. Das Hochzeitsdatum 1953 sei auf eine Manipulation der Akten zurückzuführen. Gemäß Helga Labs war Margot Honecker in der Ehe die Dominierende: „Sie war die Intelligentere und hat die Linie bestimmt – in der Ehe wie in der Politik.“