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Stille Mädchen, zurückhaltend, sogar schüchtern, haben so oft eine tief berührende, leuchtende Seele! Sie sind tiefsinnig, selbstlos, voller Empathie und Hingabekräfte. Dieses Buch will ihnen Mut machen - ihnen helfen, ihr wunderbares Wesen sehr tiefgehend zu verstehen, und sie in ihren aufrichtigen Empfindungen stärken. Denn gerade in ihnen lebt das wahrhaft Rettende, während es die sie umgebende Welt ist, die den falschen Weg gewählt hat.
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Seitenzahl: 126
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Das Menschenwesen hat eine tiefe Sehnsucht nach dem Schönen, Wahren und Guten. Diese kann von vielem anderen verschüttet worden sein, aber sie ist da. Und seine andere Sehnsucht ist, auch die eigene Seele zu einer Trägerin dessen zu entwickeln, wonach sich das Menschenwesen so sehnt.
Diese zweifache Sehnsucht wollen meine Bücher berühren, wieder bewusst machen, und dazu beitragen, dass sie stark und lebendig werden kann. Was die Seele empfindet und wirklich erstrebt, das ist ihr Wesen. Der Mensch kann ihr Wesen in etwas unendlich Schönes verwandeln, wenn er beginnt, seiner tiefsten Sehnsucht wahrhaftig zu folgen...
In der Stille lebt das Wunder
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Dieses Buch ist für Dich. Ich kenne Dich nicht. Trotzdem sollst Du Dich gemeint fühlen, und zwar ganz.
Alles, was ich schreibe, werde ich versuchen, völlig verständlich und nachvollziehbar zu machen, und jederzeit kannst Du selbst innerlich und für Dich sagen: ,Das finde ich aber nicht...’ oder: ,Das stimmt für mich so nicht.’
Denn – natürlich ist dieses Buch für mehrere Mädchen geschrieben, denn zum Glück sind viele Mädchen so wie Du. Kein einziges genau wie Du, aber eben still ... wie Du.
Und davon werde ich schreiben. Vom Geheimnis der Stille – und vom Geheimnis des Mädchens. Und immer wieder werde ich schreiben, warum. Und wenn Du Dich irgendwo nicht wiederfindest, ist das in Ordnung. Es gibt zum Beispiel auch Mädchen, die sind nur ,halb still’. Oder stille Mädchen, die gar nicht still sein wollen. Und so weiter.
Dieses Buch ist wie ein Schatzkästchen. Such Dir heraus, was für Dich wertvoll und kostbar ist. Und geh dann damit weiter Deinen Weg. Ich wünsche Dir von Herzen alles, alles Gute!
Früher schrieb man in Briefen das ,Du’ immer groß – als deutliches Zeichen, wie ernst man es meinte mit diesem heiligen Wort: Du... Damit war eine sehr innige Beziehung gemeint, und es ist wunderschön, diese Möglichkeit der Sprache, ein bestimmtes Wort auf einmal groß zu schreiben, nur weil es als etwas ganz Besonderes gemeint wird... Genau so werde ich es also auch machen...
Als Nächstes fallen Dir vielleicht diese drei Punkte auf, die immer wieder auftauchen. Was ist das...? Sie sind schon ein erster Bezug zum Geheimnis der Stille. In der Musik gibt es die Pausen. Aber in den Pausen passiert ja etwas ... etwas sehr Wesentliches. Das zuvor Erklungene klingt weiter ... klingt weiter nach in der Seele. Es ist kein abrupter ,Bruch’, sondern es sind Momente der Stille, die dazu führen, dass das Bisherige überhaupt erst wirklich zu wirken beginnen kann. Insofern sind Pausen vielleicht das Wichtigste überhaupt. In ihnen entfaltet sich das Geheimnis...
Und so sind diese drei Punkte ebenfalls gemeint. Sie sind der Versuch, anzudeuten, wo etwas mehr in der Schwebe bleibt als sonst... Wo die Seele beim Lesen ausatmen soll, für Momente verweilen, oder es ist wie ein zarter Übergang zum Nächsten...
Ganz ähnlich ist es auch mit den kursiv (so schräg) gesetzten Worten. Sie zeigen eine besondere innere Betonung beziehungsweise Hervorhebung an. Die meisten Erwachsenen, die sich damit beschäftigen, halten es für einen ,schlechten Stil’, mehr als ein Wort alle paar Seiten kursiv zu schreiben. Weil es angeblich das Schriftbild ,verschandele’ und so weiter. Ich finde das nicht. Und selbst wenn es so wäre, wäre es trotzdem viel wichtiger, dass die Seele weiß, wie etwas gelesen und verstanden werden soll und wie nicht.
Innere Betonungen sind unendlich wesentlich – sonst wird alles ein Einheitsbrei. Und ... auch Windräder verschandeln nicht die Landschaft, wie viele denken. Es sind einfach ,treue Brüder’, die uns durch ihre ganze Arbeit Energie schenken, die die wunderbare Erde nicht kaputtmacht. Sie helfen gerade, das Leben zu bewahren...
Und eben nun habe ich diese ,Anführungszeichen’ verwendet. Das tue ich immer dann, wenn etwas zum Beispiel die Meinung oder Bezeichnung von Anderen ist (wie beim ,schlechten Stil’) – oder wenn etwas auf andere Weise nicht selbstverständlich ist, erklärungsbedürftig, nur in einem übertragenen, indirekten, vielleicht sogar nur hilfsweisen Sinne gemeint oder in ähnlichen Fällen.
Eigentlich müsste ich jetzt also auch ,treue Brüder’ weiter erklären – warum ich das geschrieben habe. Aber vielleicht verstehst Du es auf Anhieb selbst aus dem Herzen heraus... Überhaupt wäre es mir am liebsten, dieses Buch könnte wie ein Gespräch sein, aber das ist es nur für Dich. Du kannst jederzeit Pausen machen, über etwas nachdenken, etwas noch einmal lesen ... und vieles andere tun. Auf diese Weise wird ein Buch zu einem stillen Gespräch zwischen Seele und Text.
Aber noch viel lieber wäre es mir, Du könntest Zwischenfragen stellen – und ich könnte dann darauf eingehen. Diese Innigkeit eines Gesprächs ist leider nicht möglich... Ich hoffe aber, dass du spüren kannst, dass ich dies bedauere ... und dass die ganze Art des Buches Dir dennoch das Gefühl schenkt, in einem echten Gespräch zu sein, denn das ist wirklich gemeint.
*
Die Sternchen zeigen immer einen Übergang an. Sie teilen sozusagen noch innerhalb eines Kapitels Abschnitte ab, die jeweils Neues in sich tragen. All diese Dinge sind viel wichtiger, als man denkt. Es sind nicht einfach theoretische Vereinbarungen, die man trifft, sondern es sind wesentliche Elemente – wie die Pausen... Das beginnt ja schon bei den Absätzen, zwischen denen dann leere Zeilen stehen. Erst durch all diese Dinge beginnt ein Text zu atmen... Zu leben...
Er ist nicht einfach eine atemlose Aufeinanderfolge von Sätzen, sondern erweitert sich zu Gedanken, zu Sinn, zu etwas, was man verstehen kann und soll und im Lesen auch tut. Und dadurch wird es ein Gespräch, eine Begegnung, eine Bereicherung, ein Geschehen ... etwas Lebendiges, Kostbares... Denn es ist Deine Lebenszeit! Du liest gerade in diesem Buch und tust nicht etwas anderes – was Du jederzeit tun könntest, aber stattdessen schenkst Du Deine Zeit diesem Buch. Also hast Du auch etwas sehr Kostbares verdient. Es gibt aber vielleicht nichts Kostbareres als die Stille selbst ... denn in ihr liegt alles ... wir wissen es zunächst nur nicht...
Aber jedenfalls ist alles, selbst jede leere Zeile, jedes Sternchen ... ein Geschenk an Dich ... denn Dir soll es helfen, dass dieses ganze Buch, aber auch jeder Absatz, ja schon jedes Wort zu einer wirklichen Begegnung wird ... einem stillen Eintauchen in den Sinn ... in das Kostbare, und schon die Begegnung selbst ist kostbar, aber der Sinn auch...
Aber jetzt gehen wir weiter, zur ersten und vielleicht schon wichtigsten Frage überhaupt...
Wer bist Du...? Wenn ich diese Frage selbst stellen würde, könnte ich es nur in einer heiligen, sehr, sehr vorsichtigen Weise ... denn dies würde so unendlich viel umfassen ... man kann diese Frage überhaupt nicht beantworten... Du spürst ja selbst, dass Du, dein ganzes Wesen, eine ganze Welt ist, die man einfach nicht erklären kann, schon gar nicht in wenigen Worten, wenn überhaupt...
Und auch Du sollst Dir diese Frage gar nicht unbedingt in dem umfassenden Sinn stellen, wie sie die Überschrift dieses Kapitels angedeutet hat, sondern es soll in diesem Kapitel eigentlich nur um die viel spezifischere Frage gehen, wie still Du wirklich bist... So hätte die Überschrift also auch sein können: ,Wie still bin ich wirklich?’
Diese Frage ist allein schon deshalb wichtig, weil Du nach dem Finden einer Antwort viel besser wissen kannst, inwiefern dieses Buch Dir etwas bedeuten kann oder auch nicht. Denn es ist für stille Mädchen geschrieben. Aber vielleicht bist Du wie gesagt nur ,halb still’ ... oder auch ganz anders...
Was meine ich ... und wie findet man das heraus? Ganz einfach. Es sind bestimmte Fragen, es ist eine bestimmte Art von Fragen, die man sich stellen kann, um es herauszufinden – die Art herauszufinden, in der man empfindet ... und die es bedeutet, ein stilles Mädchen zu sein oder auch nicht... Ich werde versuchen, im Sinne eines Gespräches, solche Fragen zu formulieren.
Eine sehr wichtige Frage ist bereits: Leidest Du darunter, ,still’ zu sein – und wenn ja, willst Du es sogar ändern? Und wenn ja, in welche Richtung, in welchem Maße? Die wirklich stillen Mädchen mögen vielleicht darunter leiden, dass sie so ,anders’ sind ... aber sie können und wollen sich auch nicht ändern ... weil sie spüren, dass dieses Andere gerade ihr Wesen ist. Wie könnte man sich ändern, wenn man still ist...?
Wenn man es aber nicht ,ist’, sondern auf welche unglückliche Weise auch immer nur vorläufig so geworden ... dann kann man auch den Wunsch verspüren, nicht mehr so zu sein, anders zu sein, mutiger, extrovertierter (nach außen gekehrter), gesprächiger, kontaktfreudiger, lebendiger (nach außen hin) und all diese Dinge.
Ein wirklich stilles Mädchen kann all diese Sehnsüchte auch haben ... aber gleichzeitig wird es sein eigenes stilles Wesen niemals aufgeben können, und das ist etwas Wunderbares. Auch sie wird es schaffen können, mehr aus sich herauszugehen und so weiter, wenn sie das möchte, aber sie wird es dennoch auf eine stille Art tun – und das ist es, worauf es ankommt. Sie wird ihr ganzes Wesen behalten, in allem, was sie tut.
Die Frage ist also: Bist Du wirklich still – oder nur deshalb, weil Du vielleicht zu schüchtern bist, das aber gleichzeitig auch ändern willst...
Es gibt andere Fragen, die Du Dir stellen kannst und mit denen Du einer Antwort immer näher kommen kannst. Im Grunde geht es sehr stark um die bereits berührte Frage nach ,extrovertiert’ und ,introvertiert’. Stille Mädchen sind sehr in sich gekehrt, sie ,stürzen’ sich nicht ins Leben, sondern tasten sich gleichsam ganz langsam in das Leben hinein ... und beobachten es gleichzeitig sehr aufmerksam, vielleicht sogar sehr liebevoll, jedenfalls auf eine sehr sanfte, stille Weise...
Die Fragen lassen sich deshalb fortsetzen... Gehst Du gern auf Geburtstagsfeiern, auch wenn es Feten werden, oder liebst Du mehr das Alleinsein, vielleicht die Natur...? Oder ... gehst Du lieber in Filme, ins Kino ... oder tauchst Du lieber ein in die Fantasiewelt eines Buches? Lebt Deine Seele mehr nach außen – oder kennst Du diese ganze Welt stiller, manchmal einsamer Innenerlebnisse...? Fühlst Du Dich wohler mit anderen ... oder ist Deine viel vertrautere Heimat jene Zeit, in der Du für Dich bist, umgeben von einem stillen Leben, etwa der Natur oder einem Buch oder Deinen ganz eigenen Gedanken, Fantasien, Tagträumen...?
Wie still bist Du...? Ist die Stille Deine Heimat ... oder willst Du ihr eher entfliehen und kannst es nur nicht (immer)?
Dieses Buch ist für die wirklich stillen Mädchen geschrieben – für Dich, wenn Du eines dieser Mädchen bist.
Wenn Du es nur bist, weil Du noch schüchtern bist, dies aber so schnell wie möglich ablegen willst, wirst Du in diesem Buch nicht viel für Dich finden – aber wer weiß ... vielleicht kann es für Dich trotzdem kostbar sein. Und ... es gibt auch Mädchen, die glauben, nicht zu den wirklich stillen zu gehören ... aber vielleicht tun sie es doch. Die Wege des Lebens und die Wunder des eigenen, ganz einzigartigen Wesens sind viel zu vielfältig, um diese Möglichkeit auszuschließen.
In jedem Fall kannst Du mit diesem Buch tun, was Du willst ... Du kannst Dich vollkommen darauf einlassen, Du kannst es an einem bestimmten Punkt zur Seite legen, Du kannst es aus dem Fenster werfen – Du kannst alles tun... Wenn Du aber ein stilles Mädchen bist, wirst Du das letztere ganz sicher nicht tun... Sondern Du wirst bei dem Gedanken, ein Buch aus dem Fenster zu werfen, vielleicht eher still erstaunt innerlich aufgelacht haben, weil er Dir so absurd erschien...
*
Was auch immer die Fragen Dir für Erkenntnisse geschenkt haben: Du musst die Antwort nicht vollkommen gefunden haben. Vielleicht wusstest Du sie aber sogar schon vorher. Es ist alles wunderbar – die Hauptsache ist, dass es Dir gut geht. Dieses Kapitel sollte vor allem dazu da sein, deutlich zu machen, für wen dieses Buch hauptsächlich gedacht ist ... und Dir zu helfen, irgendwie herauszufinden, ob Du eines dieser Mädchen bist... Du musst es noch immer nicht wissen, aber Du weißt jetzt immerhin, wie Du mit diesem Buch umgehen darfst und sollst.
Es steht Dir frei... Du kannst damit tun, was Du willst. Es soll Dir zu etwas dienen... Wo es Dich nicht mehr beschenken kann, hat es für Dich keine Bedeutung mehr. Es hat nur da eine solche, wo es Dir etwas schenken kann...
Trotzdem unterscheidet es sich von anderen Büchern, die für alle Mädchen gedacht sind und jedem einzelnen Mädchen die Botschaft vermitteln wollen: ,Du bist wunderbar so, wie Du bist!’ Vielleicht kennst Du solche Bücher oder sie sind Dir zumindest schon einmal begegnet. Dieses Buch hier richtet sich nicht wirklich an alle Mädchen – sondern wirklich und ausdrücklich an die stillen, und das ist ein großer Unterschied. Es möchte den stillen Mädchen die Botschaft vermitteln, dass sie wunderbar sind, wie sie sind – und auch warum... Denn sie sind ein ganz besonderes Wunder.
Jetzt geht es gleich sehr bedeutsam weiter. Denn nun kommt etwas ganz Wesentliches (die Sprache ist etwas schwierig, denn unwesentlich ist in diesem Buch gar nichts...). Manche Mädchen nämlich halten sich nur deshalb nicht für ,still’ oder wollen dem entfliehen, weil es in unserer heutigen Kultur so regelrecht belächelt wird, geradezu abgewertet, und zwar auf die verschiedenste Weise.
Dieser Punkt ist so wichtig, dass es eigentlich gar nicht anders möglich ist, als ihn jetzt, an dieser Stelle, gleich zu Beginn zu behandeln. Er ist sozusagen das Tor zu allem übrigen, durch dieses Tor müssen wir zunächst gehen...
Jede Zeit hat ihre Hauptvorstellungen – jene Gedanken, die jeweils die Mehrheit einer Zeit prägen, ihre ganze Entwicklung, ihre Tendenzen und damit überhaupt die Welt, wie sie ist; wie man sie um sich vorfindet. Das, was man dann vorfindet, nennt sich ,Realität’, und notgedrungen hält man es zunächst meist auch für eine ,Normalität’ – was soll man sonst tun? Was man vorfindet, erscheint zunächst als unvermeidlich, vielleicht sogar gar nicht anders denkbar.
Und doch ist ja jederzeit auch unendlich viel anderes denkbar – es ist nur nicht ,Realität’ ... oder zumindest nicht ,Normalität’. Aber die erste Frage ist hier bereits: Was ist denn überhaupt ,normal’?
Und wenn man etwas darüber nachdenkt, dann zeigt sich: Als ,normal’ wird zunächst immer das betrachtet, was ,verbreitet’ ist, also ,Mehrheit’. Was dann weniger verbreitet ist, ist nicht unbedingt gleich ,unnormal’, gehört vielleicht als ,Minderheit’ auch noch zur ,Normalität’, aber so ganz normal ist es auch nicht mehr...
Das bedeutet: Dasjenige, was jeweils gerade die Mehrheit ist, hat die Tendenz, sich als das ,Maß aller Dinge’, als den Maßstab zu betrachten und zu präsentieren. Da, wo die meisten Menschen weiß sind, ist es normal, weiß zu sein – wo sie schwarz sind, ist dies