Kleine Lebenssplitter - Brigitta Rudolf - E-Book

Kleine Lebenssplitter E-Book

Brigitta Rudolf

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Beschreibung

Geschichten, die das Leben schrieb. Mit einem Augenzwinkern erzählt.

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Seitenzahl: 191

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Inhaltsverzeichnis

Der Traum

Martinstag

Tim

Zuhause im Standesamt

Der Traum vom Schreiben

K.-u. K.-Monarchie

Nur ein kleiner weißer Zettel…

Der Engel an meiner Seite

Iris

Der Typ von nebenan

Eine ganz spezielle Truppe

Die Sternstunde

Der letzte Romantiker

Speed Dating

Mein PC und ich

Winterfreuden

Flughafen Hongkong

Bauch, Beine, Po – that´s life

Die Fremde im Zug

Die Katzenfrau

Hochzeitstage

Midlife-Crisis

Klimawandel

Sonntagmorgen

Burnout

Damals, als wir uns trauten…

Tchipsy

A Star Is Born…

Besessen

Die Sache, die man Liebe nennt…

Ein unverhofftes Wiedersehen

Die Sternschnuppe

Silvester

Runde Geburtstage

Ostwestfälische Impressionen

Im Stadtarchiv

Courage

Erwin

Der Traum

Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da, wie jeder weiß. Außerdem ist es den meisten Menschen auch bekannt, dass man ja häufig in seinen Träumen das Tagesgeschehen verarbeitet oder sich, wenn man Glück hat, auch das eine oder andere Problem auf diese Weise lösen lässt. Nicht umsonst heißt es doch, dass man wichtige Entscheidungen erst einmal eine Nacht lang überschlafen sollte – ein guter Rat!

So erinnere ich mich auch daran, dass es während meiner lang zurückliegenden Bundeswehrzeit den Soldaten nicht gestattet war, eine Beschwerde, zum Beispiel über einen Vorgesetzten, einzureichen, bevor man nicht wenigstens eine ganze Nacht darüber geschlafen beziehungsweise so lange darüber nachgedacht hatte. Entschlüsse dieser Art konnten ja durchaus für alle Beteiligten weitreichende Folgen nach sich ziehen.

Träume sind also ein „weites Feld“, um es mit Fontane zu sagen. Es ist außerdem wissenschaftlich bewiesen, dass jeder Mensch in der Nacht verschiedene Traumphasen durchlebt. In der Antike hatten Traumdeuter Hochsaison, heute nennen sie sich Traumforscher. Nur zu dumm, dass ich mich meistens nur schemenhaft, wenn überhaupt, daran erinnern kann, welche Abenteuer ich in meinen Nächten im Traum erlebe. Aber ab und zu gibt es Ausnahmen, so wie jene Nacht, in der ich im Schlaf äußerst prominenten Besuch erhielt.

Ich bin ein großer Musikfan! Vor allem die Rolling Stones finde ich seit meiner Jugend super, und habe auch schon einige ihrer Konzerte besucht. Die Jungs live zu sehen, das war jedes Mal ein Erlebnis! Wirklich bewundernswert wie Mick Jagger und seine Kumpanen auch heute noch die Massen begeistern können.

Gesundheitlich kann man diesen Mann ja ebenfalls nur beneiden. Es ist ein wahres Wunder, wie fit er ist, trotz seines früheren exzessiven Lebenswandels. In dem besagten Traum klingelte es bei mir an der Haustür, und als ich öffnete erwartete mich die Überraschung meines Lebens, denn mein Idol Mick Jagger stand leibhaftig vor der Tür und begehrte Einlass. Ist das zu fassen?

Noch mehr erstaunte mich der Grund seines Kommens. Unser „Star der Familie“, wie wir ihn scherzhaft nennen, ist nämlich unser Kater Jonny. Da meine Frau bereits ein Buch sowie mehrere Geschichten über unseren heiß geliebten vierbeinigen Helden veröffentlicht hat, ist es wohl unser Jonny, der bisher, wenn überhaupt, eine gewisse kleine Prominenz erreicht hat. Diese Tatsache war offenbar auch Mick Jagger zu Ohren gekommen, und er war, von wo auch immer, extra angereist, um von sich und unserem Liebling ein Selfie zu machen. Wer war ich, ihm das zu verweigern?

Im Gegenteil, nur zu gern hätte ich Mr. Jagger diesen sehnlichen Wunsch erfüllt – es gab nur ein Handicap – unser Jonny ist extrem kamerascheu und lässt sich nur äußerst ungern auf den Arm nehmen, von Fremden schon gar nicht! Während ich meinem Gast natürlich versicherte, mein möglichstes zu tun, um unseren Jonny einzufangen und gnädig zu stimmen, tauchte sogar noch John Lennon auf; mit dem gleichen Wunsch, ein Selfie von sich und Jonny machen zu dürfen. Dass es John Lennon nachweislich schon lange nicht mehr möglich ist, leibhaftig auf der Bildfläche zu erscheinen, diese äußerst betrübliche Tatsache hatte ich in meinem Traum völlig ausgeblendet.

Leider ist das Ganze letztlich doch gescheitert. Warum? Im Traum ist doch alles möglich, werden Sie jetzt bestimmt einwenden. Das ist zwar richtig, aber leider bin ich während der nächtlichen Suche nach Jonny und meinem Handy aufgewacht. Aus der Traum – schade!

Martinstag

Es war bitter kalt geworden – eben ein ganz typischer Novembertag, mit allem, was dazugehörte.

Schon früh am Morgen war es neblig, grau und insgesamt trüb verhangen, wohin man seinen Blick auch lenken mochte. Die Sonne hatte sich an diesem Tag erst gar nicht blicken lassen.

Somit war der Martinstag angebrochen, und viele Kinder freuten sich schon auf das große Abenteuer des abendlichen Spaziergangs mit der großen Tüte für die ersungenen Süßigkeiten. Für die meisten Erwachsenen war allerdings die leckere, traditionelle Martinsgans erheblich wichtiger. In vielen Haushalten brutzelten bereits am späten Nachmittag diese begehrten Vögel und verbreiteten ganz köstliche Düfte in der Stadt.

Aber was war mit denen, die nicht so viel Glück hatten, eine intakte Familie zu haben? Die auf der Straße zuhause waren? Welche Bedeutung hatte dieser Tag für sie? Gab es für sie auch hier und dort eine Süßigkeit oder einen der leckeren Weckmänner, die alle Bäcker in dieser Zeit anboten. Der Ursprung des Martinssingens lag ja in der Legende des heiligen Bischofs, der seinen Mantel mit einem Bettler geteilt hatte. Aber das war lange her und konnte man in dieser Zeit noch auf ein solches Wunder hoffen?

Paul war ein Obdachloser. Er lebte nun schon seit etwa zwei Jahren auf der Straße und hatte ehemals bessere Zeiten erlebt.

Aber dann kam die Arbeitslosigkeit, das Ende seiner Ehe und irgendwann hatte er aufgegeben zu kämpfen und war ganz abgesackt. Ihm war es egal geworden, wann er morgens aufstand, und ob er rasiert war oder nicht. Sein zerschlissener Mantel war schon längst nicht mehr modern, und seine Schuhe hätten auch dringend neue Absätze gebraucht. Aber das waren Äußerlichkeiten, und die waren Paul schon sehr lange nicht mehr wichtig.

An diesem Tag stand er, wie immer, an seinem Stammplatz vor dem großen Dom und hielt den entgegenkommenden Passanten seinen verbeulten Hut entgegen - in der Hoffnung auf eine kleine Spende.

Er hatte großen Hunger, weil er den ganzen Tag über noch nichts gegessen hatte. Bisher befanden sich erst ein paar kleinere Münzen in seinem Besitz, aber er hoffte auf jeden Fall, dass der Erlös des heutigen Tages später wenigstens für eine warme Suppe reichen würde. Oder ob es jemanden gab, der vielleicht sogar bereit war auch sein Brot mit ihm zu teilen?

„Paul?“, tönte es da plötzlich neben ihm.

„Mensch, Paul, wie schön, Dich zu treffen!“

Ina? Ja, das war Ina, seine einstige Jugendliebe. Kaum zu fassen – aber sie war es wirklich.

„Los, Paul, komm her, wir gehen etwas essen, ich lade Dich ein. Wir haben uns so viel zu erzählen. Komm, los jetzt!“, mit diesen Worten hatte sie ihn schon untergehakt und zog ihn mit sich fort.

So war sie immer gewesen, spontan und zupackend und plötzlich wusste Paul, mit Ina an seiner Seite würde es ihm gelingen, seinem Leben doch noch einmal eine andere Wende zu geben.

Die auf der anderen Seite

Für uns

stehen sie auf der anderen Seite.

Manchmal leben sie

und vegetieren doch nur.

Oft haben sie ein Heim,

aber es ist kein Zuhause.

Jemand versorgt sie,

aber es fehlt jemand

der sie liebt!

Aber sie gehören zu uns,

zu Dir und zu mir.

Auch, wenn du mit ihnen nicht reden

kannst,

weil sie Dir fremd sind,

weil sie Dich betroffen machen,

weil Du Dich irgendwie schuldig fühlst.

Hol sie zu Dir

auf unsere Seite!

Tim

Unser Enkel Tim ist vor kurzem stolze drei Jahre alt geworden. Er ist für uns natürlich der beste Enkel der Welt – keine Frage! Blond, blauäugig und ein sehr aufgewecktes Kerlchen ist unser kleiner Tim. Außerdem ist er, jedenfalls wenn er in Stimmung ist, ausgesprochen höflich, dann sagt er ganz von allein Bitte und Danke und gibt fremden Besuchern auch durchaus und bereitwillig das kleine Patschhändchen zur Begrüßung. Wie gesagt, wenn er es will, ansonsten nützt bei ihm weder gutes Zureden, noch die Androhung der schlimmsten aller Strafen! Er weiß sehr genau, was er will und was nicht und ist dabei sehr konsequent.

Laut Auskunft seiner Mama Sonja steckt er die Menschen und Tiere die er kennt, derzeit in Schubladen - wie lieb, böse, süß oder gefährlich. Das bekommt er schon ganz gut hin. Zum Glück sind wir, seine Großeltern, in der Schachtel mit der Aufschrift „lieb“ gelandet – bis jetzt. Natürlich setzen wir alles daran, dort auch zu bleiben.

Wenn Tim nur für ein paar Stunden zu Besuch hier ist, dann gelingt das meistens mühelos, denn dann ist ohnehin in erster Linie Spielen angesagt. Wir sind dann abwechselnd tapfere Ritter, reiten als Indianer mit ihm durch die Prärie oder kämpfen an seiner Seite als mutige Piraten. Auch als Hüter des Gesetzes hat Tim sich bewährt. Bei seinem letzten Besuch hat er mich gefühlte hundertfünfzig Mal verhaftet, und ich durfte mich nicht vom Fleck rühren. Schließlich war ich doch von ihm eingesperrt worden. Zum Glück dauerte es aber nie lange, bis er mich begnadigte und ich dann wieder mit ihm Verstecken spielen durfte. Da sein Papa Frank, der bei der Feuerwehr beschäftigt und überhaupt derzeit sein absolutes Vorbild ist, brennt es natürlich ständig bei uns lichterloh, dann müssen wir als Elvis und Feuerwehrmann Sam sofort antreten um den lauten Befehl: „Wasser marsch“ auszuführen. Zum Glück ist es uns bisher immer noch gelungen, das Haus zu retten!

Auch der nahegelegene Spielplatz findet Tims Billigung in hohem Maße! Dort gibt es natürlich alles was das Kinderherz begehrt. Klettergerüste, Schaukeln, einen schönen Sandkasten und eine große Wasserpumpe, mit deren Hilfe man eine herrliche Matscherei veranstalten kann. Die Sandkuchen, die mit Wasser geformt sind, schmecken ja bekanntlich ganz besonders köstlich. Großartig ist auch die Rutsche! Am liebsten mag es Tim, wenn Opa und Oma alles mitmachen. Natürlich geben wir uns alle Mühe mit ihm mitzuhalten. Die große Rutsche zu benutzen ist allerdings weniger nach Opas Geschmack, und so kam es, dass Tim zuhause Folgendes berichtete: „Opa ist ganz groß, er kann nicht rutschen, aber Oma kann.“

Wie gesagt, wir tun alles, was in unseren bescheidenen Kräften steht, um Tim bei Laune zu halten. Ist sein Besuch von längerer Dauer, dann gerät seine gute Meinung von uns gelegentlich doch schon mal ins Wanken. Zum Beispiel, wenn er eine neue Windel erhalten soll, aber sein Spiel nicht unterbrechen möchte, dann rennt er fort, so schnell ihn seine kleinen Beinchen tragen und muss dann erst mal wieder eingefangen werden. Natürlich geht das nicht ohne Protest seinerseits. Böse Welt!

Am allerschlimmsten ist es natürlich dann, wenn für Tim die „Zubettgehzeit“ angebrochen ist, und Opa statt des Kinderkanals gern die Tagesschau verfolgen möchte. Dann muss Oma ihre ganzen Überredungskünste aufbieten, um Tim wenigstens zu bewegen, sich schon mal bettfertig machen zu lassen. Ist es dann endgültig gelungen ihn schlafen zu legen, kehrt bei uns die wohlverdiente abendliche Ruhe ein und das tut dann auch gut – uns allen!

Bis Tim am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe vor dem großen Bett auftaucht, um fröhlich zu verkünden: „Ich bin aufgewacht, es ist schon ganz hell!“

Ja, und nun raten Sie mal, wer sich dann ganz tüchtig freuen muss…

Zuhause im Standesamt

Ich bin Lea, und warte immer noch auf meine große Liebe, wie seinerzeit Julia auf ihren Romeo - praktischerweise direkt im Standesamt. Das kann nicht stimmen, meinen Sie? Doch natürlich, ich wohne nämlich im Standesamt unseres Ortes.

Unser kleines Dörfchen hat früher einmal eine adlige Familie beherbergt. So etwa gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts war das. Der Colon Meyer war damals ein preußischer Abgeordneter und hat sich bei seinem eigenen Hausbau von den prachtvollen Schlössern in Berlin inspirieren lassen. So hat mein heutiges Heim eine gewisse Ähnlichkeit mit Sans Soucis, wenn es auch deutlich kleiner geraten ist. Der Name des ursprünglichen Erbauers ist durch Heirat verloren gegangen und sein Reichtum leider auch. Deshalb waren die jetzigen Besitzer dieses Kleinods irgendwann gezwungen, einige der Räumlichkeiten zu vermieten.

So sind unsere Wohnungen entstanden und auch das Standesamt. Viele Brautpaare kommen, auch aus anderen Gemeinden her, um sich hier bei uns, in dieser ausgesprochen romantischen Kulisse, trauen zu lassen.

Man betritt zunächst durch das breite, schmiedeeiserne Eingangstor den großen Vorgarten des Gebäudes. Früher konnten die Kutschen unter den altehrwürdigen Bäumen bis direkt zum Eingang des Hauses fahren, um dort die vornehmen Damen und Herren aussteigen zu lassen. Heute parken hier die festlich geschmückten Hochzeitsautos, mit mehr oder weniger Pferdestärken. Nur selten bekommen wir hier noch eine weiße Hochzeitskutsche zu sehen. Das ist dann etwas ganz Besonderes! Aber ein Erlebnis ist es immer, wenn ein Paar sich hier das Jawort gibt.

Eines haben sie auf jeden Fall alle gemeinsam; die meisten Bräute strahlen glücklich und freuen sich über ihre schönen und oft ausgefallenen Sträuße, die eigentlich immer ausgesprochene floristische Meisterwerke sind. Fragile, duftige Kunstwerke aus Rosen, Lilien, Chrysanthemen oder im Frühling Maiglöckchen und Veilchen, um nur einige zu nennen. Eine wahre Pracht! Die Herren verbergen ihre verständliche Aufregung, indem sie schnell noch einmal nachschauen, ob sich die Trauringe auch an ihrem Platz befinden. Oder sie beginnen eine Diskussion über die letzten Fußballergebnisse. So lange, bis sich die Tür zum Trauzimmer für sie öffnet und es dann endgültig ernst wird.

Beim Herauskommen strahlen sie dann meistens, ebenso wie ihre ihnen jetzt gesetzlich angetrauten Ehefrauen, und lassen sich mit Blütenblättern oder Reiskörnern bewerfen und von der übrigen Hochzeitsgesellschaft gratulieren. Anschließend stellen sich die Brautleute auch gerne den Fotografen für ein Erinnerungsfoto an dieses denkwürdige Ereignis. Häufig gibt es nach der standesamtlichen Trauung auch noch einen kleinen Sektempfang zur Feier dieses wunderbaren Tages. Bei gutem Wetter natürlich bevorzugt unter dem grünen Blätterdach der uralten Eiche oder einem der anderen Bäume. Im Frühling bietet sich auch die Kulisse des blühenden Apfelbaumes vor der Tür für besonders stimmungsvolle Fotos an. Herrlich romantisch sind wirklich alle Trauungen hier; jede einzelne und immer wieder! Ach, mein lieber Romeo, egal welchen bürgerlichen Namen Du hast, lass mich doch bitte nicht mehr so lange auf Dich warten!

Das wünscht sich so sehr – Deine Lea!

Eine Teerose

Betörend in ihrem Duft,

bezaubernd in ihrer Schönheit,

sprechend in ihrer Anmut,

ein ewiges Symbol der Zärtlichkeit.

Der Traum vom Schreiben

Jetzt ist es soweit – ich habe bereits mehrere Bücher veröffentlicht, und nun kann ich mich mit Fug und Recht eine Autorin nennen! Das Buch über unseren Teddy ist keine „Eintagsfliege“ geblieben, und ich habe noch eine ganze Menge Ideen für weitere Bücher.

Als ich damals damit begann, meine Erinnerungen an unseren lieben Kater Teddy Krallmann aufzuschreiben, hatte ich zunächst noch gar keinen Gedanken daran verschwendet, diese jemals zu veröffentlichen. Doch dann stolperte ich, mehr durch einen glücklichen Zufall, über den Volkshochschulkursus, der von einer bekannten Mindener Autorin angeboten wurde. In dem Kurs traf ich viele Gleichgesinnte, die wie ich, Spaß am Schreiben hatten. Wir konnten unsere eigenen Werke vorstellen und erarbeiteten auch einiges zusammen zum jeweiligen Thema des Abends. Dort habe ich ganz viel Ermutigung bekommen meine Geschichte über unsere schöne Zeit mit Teddy verlegen zu lassen.

Damit begann eine sehr spannende Zeit für meinen Mann Manfred und mich. Wir hatten etwa ein Dutzend Verlage angeschrieben und gefragt, ob eventuell bei ihnen Interesse bestünde, auch meine Katzengeschichte in ihrem Programm aufzunehmen. Und tatsächlich, alle waren dazu bereit und bescheinigten mir auch Talent zum Schreiben. So bekam ich etliche bemerkenswerte, teilweise auch sehr persönliche Antworten, von den jeweiligen Lektoren. Einen der nettesten Briefe erhielt von dem Inhaber eines Verlages in Ostdeutschland. Darin wurde mir vorgeschlagen, wenn ich eine ganz bestimmte Anzahl von Büchern verkauft hätte, danach den Druckkostenzuschuss zurückerstattet zu bekommen. Das war zwar ein recht verlockendes Angebot, aber letztlich musste ich es leider doch ablehnen, weil wir auch dafür nicht genug Geld zur Verfügung hatten. Ich bekam nicht eine einzige Absage und das allein wertete ich schon als großen persönlichen Erfolg. Teddy´s Geschichte schien den Leuten zu gefallen – wie schön! Es gab nach wie vor nur den einen Haken – das war das liebe Geld. Auch in dem Volkshochschulkursus hatte ich ja schon gehört, dass die meisten Verlage bei unbekannten Autoren mindestens einen Druckkostenzuschuss verlangten, um ihr finanzielles Risiko zu minimieren. Je nach Bekanntheitsgrad des Verlages konnten diese Summen unterschiedlich hoch sein. Teilweise erhielt man auch, außer der verlagseigenen Werbung, zudem die Möglichkeit, das eigene Buch auf der Buchmesse in Frankfurt oder in Leipzig vorzustellen. Auch Lesungen dort vor Ort boten einige Verlage mit an. Toll, aber alles viel zu teuer für uns – leider!

Die Möglichkeit, einen Literaturagenten einzuschalten, verwarfen wir nach kurzer Überlegung ebenso, da diese Leute in aller Regel zunächst ja auch ein größeres Honorar verlangen. Mein Traum vom Schreiben war so nah und doch so schwer zu verwirklichen. Aber jetzt, so kurz vor dem ersehnten Ziel, konnte und wollte ich nicht mehr aufgeben!

Schließlich entschieden wir uns dazu, das Buch über einen Verlag drucken zu lassen, der uns die Möglichkeit bot, selbst alles druckfertig vorzubereiten, wobei wir natürlich alles den Normen entsprechend einreichen mussten. Das heißt, wir mussten uns selbst um das Layout kümmern, ein markantes Cover entwerfen und natürlich auch die Texte korrigieren lassen. Wir konnten dann so viele Bücher bestellen wie wir wollten, ohne eine Mindestauflage beachten zu müssen. Dabei war das finanzielle Risiko glücklicherweise überschaubar. Das war eine Riesenaufgabe für Manfred, die ihm aber großen Spaß machte und ihm letztlich auch gut gelang. Endlich war es dann soweit, und ich hielt mein erstes Probeexemplar in den Händen. Ein unbeschreiblich glücklicher Augenblick für mich!

Jetzt ging es nur noch darum, der Welt kund zu tun, dass es dieses kleine Buch gab. Also sprach ich mit dem Chefredakteur unserer Tageszeitung und bat ihn, einen Artikel über mein Erstlingswerk zu schreiben. Netterweise entsprach er diesem Wunsch und kam sogar zu uns nach Hause, um ein Foto von uns mit unserem jetzigen Kater Jonny dafür zu machen. Sowohl das Bild wie auch der Text waren sehr gelungen, fanden Manfred und ich.

Als Nächstes hielt ich eine Lesung in der Seniorenresidenz, in der ich am Wochenende Dienst tat. Meine Aufregung war so groß, dass ich kurz vor einem „Herzkasper“ stand, aber letztlich war es ein sehr netter und sogar erfolgreicher Nachmittag. Das ermutigte mich sehr, und so begann ich damit, mich um weitere Lesungstermine zu bemühen. Da wir am Rande einer kleinen Kurstadt leben, hatten wir hier einige Kliniken, die dafür in Frage kamen. Also zog ich mit meinem Buch in der Tasche los, um sie der Reihe nach zu besuchen und anzufragen, ob Interesse an einer solchen Veranstaltung vorhanden war. Einige lehnten das allerdings rundweg ab, mit der Begründung: „Wir haben genug eigenes Programm für unsere Patienten.“

Klar, ihre Gesundheitsvorträge, einige Bastelangebote und diverse ähnliche Unterhaltungen bot jede Klinik selbst an. Einige wollten aber erst einmal eine Probelesung veranstalten, und daran anschließend, nach der Resonanz darauf, entscheiden. Auch gut, das war zumindest ein Anfang, der mir eine Chance bot.

Meine Probelesungen verliefen alle sehr erfolgreich, und so durfte ich bald in einigen Kliniken regelmäßig lesen. Diese Leseabende waren immer sehr nett. Besonders schön fanden Manfred und ich es, wenn sich im Anschluss an meine Lesung zwischen den Zuhörern und uns eine lebhafte Unterhaltung entwickelte.

Wir bekamen etliche Katzen- und Hundegeschichten zu hören oder auch Sätze wie: „Ja, genau so kenne ich das auch von meiner Maunzi oder meinem Jimmy.“

„Teddy Krallmann, welch ein Name, wie sind Sie nur darauf gekommen?“

„Woher haben Sie diesen originellen Katzenpullover? Ist der eventuell zu kaufen?“ Nein, das ist er garantiert nicht! Dieser Pulli war vor längerer Zeit ein Zufallsfund in einem Second-Hand-Shop, und ich hatte ihn schon, bevor ich überhaupt an ein eigenes Buch gedacht habe. Jetzt ist er sozusagen zu meiner Leseuniform geworden, und das wird auch so bleiben!

Die oft wiederholte Frage, ob ich Lampenfieber habe, beantworte ich immer gleich: „Es ist jedes Mal anders, und auch, wenn ich mich nicht mehr so unsicher fühle wie zu Beginn der Lesungen, ganz ohne Lampenfieber geht es nie – und das ist gut so!“

Einer dieser Abende ist mir in ganz besonderer Erinnerung geblieben. Eine Dame wollte von mir wissen, ob unser Kater Jonny vielleicht auch eine Art Kindersatz für mich sei. Natürlich ist er das, und dazu stehe ich auch! Offenbar geht das vielen Leuten so, denn eine andere Zuhörerin kommentierte das lächelnd mit den folgenden Worten: „Das letzte Kind hat ein Fell.“ Wie recht sie doch hat!

Nur gut, dass ich letztlich doch den Mut und die Mittel gefunden habe, diesen Traum für mich wahr werden zu lassen!

Trotzig?

Deine Träume

werden sich nie erfüllen

sagt Ihr mir.

Deine Ziele

sind zu hoch,

sagt Ihr mir.

Bleib bei uns

auf dem Boden,

sagt Ihr mir;

aber ich sage Euch:

Ich will kämpfen dafür!

K.-u.- K. - Monarchie

Sie denken, die Monarchie sei in Deutschland abgeschafft worden und das schon vor langer Zeit? Weit gefehlt, bei uns ist sie lebendiger denn je, die Katzen- und Kindermonarchie! Im letzten Jahr hatte unser Kater Jonny die große Ehre, zum König der Straße ernannt zu werden.

Seitdem herrscht er nicht nur bei uns zuhause, das tat er vorher auch, sondern sein Machtbereich hat sich dadurch beträchtlich vergrößert! Jonny ist ein ausgesprochen gnädiger und toleranter König und lässt allen anderen Katzen und Kindern weitestgehend ihren freien Willen. So ist unser Haus gelegentlich eine richtige „Katzenburg“. Dann kommt es vor, dass König Jonny auf einem seiner Lieblingsplätze im Wohnzimmer, zum Beispiel auf dem antiken Sofa, träumt, während Motte sich in einer anderen Ecke mit Jonnys neuem Baldriankissen vergnügt. Zeitgleich sind Tiger und Justus in der Küche dabei, gemeinsam den Fressnapf seiner Majestät zu leeren. Auch in der oberen Etage, in meinem Zimmer, das ist eigentlich Jonnys bevorzugter Rückzugsort, wurden die anderen Kater schon gesichtet. Im letzten Advent habe ich Tiger sogar dabei erwischt, wie er auf der Anrichte im Esszimmer ganz ruhig schlief – mitten zwischen meinem Lieblingsengel und dem großen roten Schlitten. Natürlich ist das nicht erlaubt, aber wenn sein König ihn dort nicht vertreibt, dann ist das für Tiger sicher so in Ordnung. Durch die Katzenklappe können alle anderen Kater unserem Jonny jederzeit einen Besuch abstatten. Das hat sich recht schnell herumgesprochen!

Durch den Zuzug einiger junger Familien hat sich das Durchschnittsalter der Bewohner in unserer Straße erheblich verjüngt, und so haben wir außer den Katzen auch oft sehr junge Gäste im Haus; die eine Audienz bei König Jonny möchten. Da klingelt dann schon mal das eine oder andere Kind und fragt, ob es mit Jonny spielen darf. Kann man da nein sagen? Natürlich nicht! Jedenfalls nicht, wenn der Monarch in Stimmung ist, ansonsten entzieht er sich seinen Untertanen durch Flucht. Ist er in entsprechender Spiellaune, dann angelt er nach den hingehaltenen Stöckchen oder Bändern, lässt sich zur Belohnung mit Leckerlis verwöhnen oder auch sehr gern liebevoll streicheln. Meistens ist er selbst aber auch sehr großzügig mit seinen Liebesbeweisen, besonders den Kids gegenüber.