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Inmitten der ländlichen Hofidylle entfaltet sich ein Netz aus Geheimnissen und leidenschaftlichen Sehnsüchten, das das Schicksal der Hofbewohner auf unvorhergesehene Weise miteinander verknüpft. Während Michelle fest davon überzeugt ist, wieder schwanger zu sein, wird Kristina immer mehr zum festen Bestandteil in Gustavs Leben. Zunächst von Trennungsängsten geplagt, die sich in heftigen Reibereien mit Ingrid entladen, ändert sich Michelles Sichtweise schlagartig durch Kristinas Geständnis vom sexuellen Missbrauch durch ihren Stiefvater. In einem Akt der Solidarität beschließt die Hofgemeinschaft, Kristina finanzielle wie auch emotionale Unterstützung anzubieten. Mit Ingrids psychologischer Hilfe versucht Kristina tapfer, die Schatten der Vergangenheit zu besiegen. Währenddessen findet Willem nach und nach seinen festen Platz innerhalb der Hofgemeinschaft und Spaß daran, sich mit vollem Einsatz einzubringen. Gustav hingegen ist hin- und hergerissen zwischen seinem Versprechen an Michelle und dem verzehrenden Verlangen nach Kristina, die ihn mehr als je zuvor in ihren Bann zieht. In einem Strudel aus Emotionen kämpft er darum, seine Wünsche, Ängste und Loyalitäten in Einklang zu bringen, sieht sich aber schnell mit einer Entscheidung konfrontiert, die nicht nur sein Herz, sondern auch die Beziehung zu Michelle auf eine harte Probe stellen wird. Wird Gustavs und Michelles Liebe groß genug sein, um dieser Zerreißprobe standzuhalten und gelingt es Kristina, mit den Dämonen der Vergangenheit abzuschließen?
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Seitenzahl: 620
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Inmitten der ländlichen Hofidylle entfaltet sich ein Netz aus Geheimnissen und leidenschaftlichen Sehnsüchten, das das Schicksal der Hofbewohner auf unvorhergesehene Weise miteinander verknüpft.
Während Michelle fest davon überzeugt ist, wieder schwanger zu sein, wird Kristina immer mehr zum festen Bestandteil in Gustavs Leben.
Zunächst von Trennungsängsten geplagt, die sich in heftigen Reibereien mit Ingrid entladen, ändert sich Michelles Sichtweise schlagartig durch Kristinas Geständnis vom sexuellen Missbrauch durch ihren Stiefvater.
In einem Akt der Solidarität beschließt die Hofgemeinschaft, Kristina finanzielle wie auch emotionale Unterstützung anzubieten.
Mit Ingrids psychologischer Hilfe versucht Kristina tapfer, die Schatten der Vergangenheit zu besiegen.
Währenddessen findet Willem nach und nach seinen festen Platz innerhalb der Hofgemeinschaft und Spaß daran, sich mit vollem Einsatz einzubringen.
Gustav hingegen ist hin- und hergerissen zwischen seinem Versprechen an Michelle und dem verzehrenden Verlangen nach Kristina, die ihn mehr als je zuvor in ihren Bann zieht.
In einem Strudel aus Emotionen kämpft er darum, seine Wünsche, Ängste und Loyalitäten in Einklang zu bringen, sieht sich aber schnell mit einer Entscheidung konfrontiert, die nicht nur sein Herz, sondern auch die Beziehung zu Michelle auf eine harte Probe stellen wird.
Wird Gustavs und Michelles Liebe groß genug sein, um dieser Zerreißprobe standzuhalten und gelingt es Kristina, mit den Dämonen der Vergangenheit abzuschließen?
„Prolog“
„Kannibale“
„HKWT“
„Der Plan“
„Elftal“
„Bolle“
„Kältepenis“
„Kosmos-Ding“
„Schabracke“
„Anhänger“
„Nachtisch“
„Spätzchen“
„Durch“
„Traum“
„Spatzeln“
„22“
„Poesje“
„Bemerkung“
„Schmerz“
„Mucks“
„ikke kil meg“
„Kochstudio“
„Gesellschafter“
„Egge“
„Verloren“
„Dum fitte“
„Sitzbank“
„Zwei Stunden“
„Nasenspitze“
„Montagefertig“
„Trompete“
„Aufgefangen“
„Selbstverständlich“
„Nicht zu knapp“
„Schuss“
„Geflüster“
„Gezijk“
„Dauereinrichtung“
„Walkie-Talkie“
„Schleife“
„Schweinsgesicht“
„Arrangiert“
„Standardmass“
„Leihgabe“
„Dann Holz"
„Bilder im Kopf“
„Irgendwas"
„Käsemachen“
„Heavy Metal“
„Spindeldürr“
„Michelles ostebutikk“
„Bedankt jongens“
„Muttersprache“
„Genehmigung"
„Kryptonit"
„Epilog"
„Ist das denn überhaupt möglich? Dass du schwanger bist? Bist du sicher? Du hattest doch erst vor kurzem deine Tage?“ sah ich in den Rückspiegel zu Michelle. Richtete meine weiteren Fragen an Torid. Die mir natürlich keine Antworten geben konnte. „Meinst du das stimmt? Dass die Mama wieder ein Baby im Bauch hat? Ein Geschwisterchen für dich? Die will uns doch auf den Arm nehmen, oder was meinst du?“
Michelle streichelte über meine Wange. „Du hast echt keine Ahnung von Frauen … von Frauenkörpern. Ausser … klar, du weißt wo man was reinstecken kann … aber sonst … eher nicht. Ja, ich hatte meine Tage. Vor kurzem wie du sagst. Das war vor gut zwei Wochen. Der Eisprung ist zwischen dem zehnten und vierzehnten Tag nach der Periode. Also rein rechnerisch passt das. Da wir ja sowieso jeden Tag miteinander schlafen … also fast jeden Tag … manchmal sogar mehrmals am Tag … in der Nacht … wenn du nicht arbeiten musst … und du immer in mich abspritzt … wir nicht verhüten … wir doch eigentlich ein Kind wollen … es drauf anlegen … das könnte passen. Ausserdem spüre ich das. Ich spüre das einfach“.
Sie beugte sich zu Torid herunter. „Du bekommst ein Geschwisterchen. Was wäre dir denn lieber? Brüderchen? Oder Schwesterchen? Einer von Papas Millionen Spermien hat es geschafft. Hat sich durchgekämpft“.
Michelle schaute mich an. Mit strahlenden Augen. „Genau weiss ich das … wir … erst wenn ich beim Frauenarzt war. Oder so einen Schnelltest mache. Vielleicht so in zwei Wochen. Oder wenn meine nächste Periode ausfällt. Dann hat diese Scheiss Bluterei auch wieder ein Ende“. Sie kniff mir in die Wange. „Dann brauchst du dich auch nicht mehr ekeln. Vor mir. Vor meinem Blut. Kannst mich einfach … und immer lecken“. Sie umarmte mich. „Süsser, freust du dich? Noch ein Kind, freust du dich auf noch ein Kind?“ Michelle grinste. „Dann fehlen nur noch neun … bis zur Fussballmannschaft“.
Mein Blick fixierte den Rückspiegel. Michelles Gesicht. Im Spiegel. „Noch neun?“ Michelle schmunzelte. „Ja, 1Bondscoach. Aber ich bin auch schon mit weniger zufrieden. Aber ein paar sollten es schon noch werden. Vielleicht so vier … oder fünf insgesamt“. Ihre Hand ging an mein Gesicht. „Am liebsten alles Mädchen“.
„Wir unterhalten uns gleich … später, okay? Wenn wir zuhause sind. Ich muss jetzt auf die Strasse gucken. Was meinst du?“ Michelle zwinkerte mir mit einem Auge zu. „Ja, ist irgendwie kein Thema das man mal eben unterwegs bespricht“.
Die Neuigkeit, die Aussicht auf die Schwangerschaft, die vermeintliche Aussicht wirkte dieses Mal ganz anders bei mir als die bisherigen. Sowohl bei Wilma als auch bei Michelle. Dieser krampfhafte Druck … dieses „Du musst liefern“ war nicht da. Kein Vögeln auf Teufel komm raus. Kein erzwungener Beischlaf. Nur – und ausschliesslich mit dem Gedanken „Mach‘ mir ein Kind“ verbunden. Nein, gar nicht. Wenn es denn so stimmte wie Michelle es sagte – sie wäre einfach schwanger. Gewollt – von ihr, aber nicht erzwungen. Einer von den kleinen Spermiensoldaten hatte einfach den Weg über die Frontlinie hinweg geschafft. Konnte nach „Eiland“ eindringen. Sich dort einnisten. Schon verrückt. Wenn man bedenkt, dass in nur einem Tropfen Sperma abertausende von diesen Spermien rumwaberten. Was für ein Gedränge.
1 Nationaltrainer
Ingrids Van stand rückwärts eingeparkt vor dem Stall. Daneben ein paar Kunststoffkästen. Mit Pflanzen. Aus dem Teich ragten ein paar Schilfrohre empor. Zumindest sah das so aus. Leopold lief aufgeregt um den Teich umher. Das wollte ich mir aus der Nähe anschauen. Rief ihn direkt herbei. „Leopold. Med meg“. Zweimal lief er am Teichrand hin und her. Bellte. Gab Laut. Kam dann zu mir. Setzte sich neben mich. Auf weitere Anordnungen wartend. „Guter Junge“ strich ich ihm durch das Fell. Das Schilfrohr bewegte sich. Obwohl kein Wind ging. Dann wurde Ingrid sichtbar. Die sich durch eine Handvoll Schilf bewegte. „Schau‘ mal. Habe ich gekauft.“ winkte sie mir zu. „Bist du irre? Willst du dir den Tod holen?“ Lediglich mit einem T-Shirt bekleidet kam sie auf den Rand des Teichs zu, hielt mir ihre Hand entgegen. „Hilf mir mal bitte“. Triefnass zog ich sie heraus. Unter dem Shirt nur einen Slip. Die Nässe der Kleidung zeigte mehr von ihrem Körper als sie verbarg. Ihre Brüste drückten sich durch das Shirt. Eigentlich klebte das Shrit an ihren Brüsten. An ihrem Körper. „Bist du vollkommen irre? Noch ist Winter. Keine Strandsaison“. Ingrid schmunzelte. „Irgendwie müssen die Pflanzen doch in den Teich“.
Mit Schwung zog ich sie an den Rand des Teichs. „Du bist komplett Plemm-Plemm. Willst du dir unbedingt eine Lungenentzündung holen?“ Mit den Fingern glitt sie unter den Rand ihres Slips, zog ihn sich ein wenig in Position. Aus der Poritze heraus. „Ich habe ein paar Pflanzen gekauft“. Das sah ich. „Du kommst jetzt mit. Ins Haus. An den Kamin. Und dann nimmst du eine heisse Dusche. Du hast blaue Lippen. Du bist gestört“.
Michelle kiekste laut auf als wir das Haus betraten. „Was hast du gemacht?“ Noch bevor Ingrid eine Antwort geben konnte, klärte ich Michelle auf. „Die Bekloppte war im Teich“. Schob Ingrid durch, ins Badezimmer. „Unter die Dusche mit dir. Klamotten ausziehen“. Michelle staunte mit grossen Augen.
„Meine Fresse, du hast steifere Brustwarzen als wenn wir im Bett liegen. Du bibberst am ganzen Körper. Du spinnst. Aber echt. Stell‘ dich unter die Dusche. Ich lass‘ dir ein Bad ein. Dann wechselst du direkt. Von der Dusche in die Badewanne“.
Michelle schaute zu mir. „Ich bring‘ Torid zu Bett. Sie muss ein wenig schlafen. Du holst bitte Brennholz“. Zuppelte an Ingrids Kleidung. An den zwei spärlichen Kleidungsstücken. „Los, mach‘ schon. Runter mit den Klamotten. Zieh‘ die nassen Klamotten aus. Unter die Dusche. Wenn ich gleich wiederkomme sitzt du in der Wanne“. Ging mit Torid an mir vorbei. „Was für eine gestörte Else“. Schmunzelte. „Die kann man auch nicht allein lassen. Echt, was habe ich doch für eine beknackte Familie“.
Bevor ich Brennholz holte drehte ich den Wasserhahn zu. Der Teich war schon gut befüllt. Für heute sollte das genügen. Morgen war ja auch noch ein Tag. Und bestimmt würde es morgen auch Wasser geben. Um den Teich weiter zu befüllen. Leopold folgte mir auf Schritt und Tritt. „Hast du gut gemacht“ lobte ich ihn. Konnte das jetzt auch einordnen. Warum er gebellt hatte. Weil Ingrid im Teich rummachte. Er auf sie aufgepasst hatte. Sie natürlich nicht von ihrem eigenen schwachsinnigen Vorhaben abbringen konnte. Aber zumindest auf sie achten. Mir mit seinem Bellen anzeigen wollte, dass irgendwas war. So wie ich das aus dem Fernsehen kannte. Von Lassie. Die ja auch mit Bellen auf was auch immer aufmerksam machen wollte.
Schnell entzündeten sich die Holzscheite an der noch vorhandenen Glut im Kamin. Flammen züngelten empor. Spendeten Wärme im Raum. Michelle kam mit dem Babyfon in der Hand nach unten. „Die Maus schläft. Ich geh‘ jetzt zu Ingrid in die Wanne. Die muss richtig warmgerubbelt werden. Echt, wie kann man so blöd sein? Bei dem Wetter. Bei den Temperaturen. Sollte sie aber schon wissen. Sie ist doch die Norwegerin. Wie kann man so blöd sein? Bei der Kälte ins Wasser zu gehen“. Im Vorbeigehen gab sie mir einen Kuss auf den Hals. „Kümmerst du dich um alles? Auto ausräumen. Essen machen. Am Besten eine heisse Suppe für die Vollblöde“. Michelle lachte. „Für meine blöde Schwester“.
Die uns von Nele mitgegebenen Käsesorten räumte ich auf den Esstisch. Dazu Brot. Setzte in einem Topf eine Dose Suppe auf. Einfach nur Konserve öffnen, auf kleiner Flamme warm machen, Suppe fertig. Ging kurz ins Badezimmer, zog mir den Stuhl, der neben der Wanne stand heran. Ingrid sass mit dem Rücken zu Michelle gewandt zwischen ihren Beinen. Hatte gerade die Haare gewaschen bekommen. Mit dem Schaum des Shampoos rieb Michelle ihren Körper. „Welcher Teufel hat dich denn geritten? Bei dem Wetter in den Teich zu gehen?“ Ingrid schaute zu mir. „Ich wollte was machen. Eine Überraschung für euch“. „Ist dir ja komplett gelungen“ musste ich breit grinsen. „Mach‘ nicht sowas. Nicht wenn du alleine hier bist. Hast du denn nicht gehört wie Leopold gebellt hat? Das sollte heissen Mensch Ingrid, lass‘ die Scheisse“. Ingrid lächelte. „Ja, war eine Scheiss Idee von mir“.
„Suppe ist gleich warm … wenn ihr aus der Wanne kommt. Ich geh‘ noch mal raus. Nach den Tieren schauen. Ob die in den Stall wollen. Ob die Futter haben“ erhob ich mich. Beugte mich zu Michelle, gab ihr einen Kuss auf den Hals. „Du kümmerst dich um alles? Um alle?“ Michelle schmunzelte. „Ja, ich bin ausgebildete Pflegekraft“.
Futterversorgung war lediglich für das Federvieh nötig. Schafe und Esel bedienten sich auf der Wiese. War es wegen Leopold? Jedenfalls traute ich mich an Gustine heran. Näher als sonst. Ganz langsam, ruhig und bedächtig. Redete mit ihr. Zu ihr. Legte behutsam eine Hand auf ihren Rücken. Beobachtete ihre Reaktion. Sie schien nichts dagegen zu haben. „So, mein Junge, jetzt bekommst du auch Futter“ schaute ich zu Leopold. Wieso sollte ich nicht auch Nederlands mit ihm reden? Das könnte er doch bestimmt auch lernen? Warum eigentlich nicht? Ich ging doch auch zu einer Sprachschule. Und die Befehle, Anordnungen würde ich weiterhin auf Norsk geben. Aber reden konnte ich doch Nederlands mit ihm. Zu ihm. Wahrscheinlich war es ihm sowieso Scheissegal. Bestimmt war es mehr der Klang einer Stimme als die Worte die man sagte, an der er eine Person festmachte.
Einen Blick hatte ich in Ingrids Van geworfen bevor ich Tierfutter verteilen wollte. Sie hatte tatsächlich Hundefutter gekauft. Genau die Marke um die ich gebeten hatte. Hob den Sack aus dem Van, warf die Schiebetür zu. Schüttelte den Sack in meinen Armen. „2Leopold, med meg. Det er mat“. Stellte ihm im Stall zwei Schüsseln parat. Einmal Futter, einmal Trinkwasser.
Der Abend war angebrochen. Die Sonne verabschiedete sich. Zum Glück hatte sich die dunkle Zeit schon um einiges verlängert. Sonnenuntergang war mittlerweile so gegen sieben Uhr. „Ich komm‘ gleich noch mal zu dir“ schaute ich zu Leopold als ich den Stall verliess. Drehte mich auf der Türschwelle. „Ich schau‘ mal ob es Hühnereier gibt“. Gab es tatsächlich. Allerdings schon eingesammelt. In dem geflochtenen Korb deponiert. Sicherlich von Ingrid eingesammelt. Sonst war ja keiner hier.
Michelle und Ingrid sassen am Esstisch. Beide in Handtücher gewickelt. Ingrid löffelte die Suppe. Auf dem Tisch knackte das Babyfon vor sich hin. Im Hintergrund leise Stimmen. Aus dem Fernsehgerät kommend. Irgendwas Norwegisches. „Ich habe Ingrid gesagt … angeboten, dass sie bei uns bleibt. Dann braucht sie nicht extra bei sich heizen“ schob mir Michelle ein Gedeck herüber. „Setz‘ dich, mein Schatz. Iss was mit uns. Von dem leckeren Käse von Nele“.
Michelle erzählte Ingrid von unserem Ausflug auf den Käsehof. Schnitt ihr dabei auch immer wieder mal Stücke Käse herunter. Was aber nicht wirklich Ingrids Geschmack traf. Käse generell. „Ich esse lieber Wurst. Oder Fleisch“. Auch von der frischen Milch wollte sie nicht wirklich probieren. „Das ist doch dasselbe. Käse ist doch eigentlich schlechtgewordene Milch. Im Kaffee, okay. Aber sonst eher nicht. Danke“ lehnte sie höflich, aber bestimmt ab. Was Michelle als „Nederlands meisje“ natürlich so gar nicht verstehen konnte. „Und wenn ich einen Käseladen auf dem Hof aufmache? Was hältst du denn davon? Hier kommen doch genug Leute hin. Deine Kunden“. Ingrid schmunzelte. „Gute Idee. Wird es dann irgendwann auch Wurst geben?“
Michelle schnitt ihr etwas Wurst herunter. „Du Kannibale. Du Wikingerweib. Für Wurst müssen Tiere sterben. Für Käse nicht“. Ingrid biss in die Wurstscheibe. „Und für Brot muss Getreide sterben. Aber lecker ist es schon, so ein Tier“.
Das Babyfon wechselte von gleichmässigen Knacken in leicht quengeligen Klang. Von Torid. „Ich geh‘ schon“ schob ich meinen Stuhl vom Tisch. Holte aus der Küche eines der Fläschchen, die Michelle heute vormittag gezapft hatte. „Esst ihr mal weiter, unterhaltet euch weiter. Papa macht das schon“.
Torid freute sich mich zu sehen. Auch dass ich Futter mitgebracht hatte. Nuckelte inbrünstig an dem Fläschchen. Strahlte mich dabei an. „Danach geht es aber unter die Dusche. Du stinkst“ lächelte ich sie an. Torid nuckelte weiter. Unbeeindruckt von meinen Worten. Unbeeindruckt vom Geruch. Rochen Babys eigentlich selbst, wenn sie gekackt hatten? Und wenn ja, warum machte ihnen der Geruch nichts aus? Spüren mussten sie das doch? Wenn an ihrem Unterleib alles plötzlich wärmer war als sonst. Oder hatten sie noch kein Gefühl für warm? Und dann wärmer? Oder war es ihnen egal? Scheissegal sozusagen?
Michelle und Ingrid sassen auf der Couch als wir herunterkamen. „Ich wasch‘ den kleinen Scheisser mal“ ging ich direkt ins Badezimmer durch.
2 Leopold, komm' mit. Es gibt Futter.
„Kann ich … soll ich mich jetzt neben meine Nebenfrau setzen? Oder soll ich … kann ich mich neben meine Hauptfrau setzen? stand ich mit Torid im Arm vor den beiden. „Und wer nimmt jetzt die kleine Maus?“ Michelle öffnete ihre Arme. „Ich natürlich“. Schaute zu Torid. „Komm‘ zur Mama.“ Schaute zu mir. „Setz‘ dich zwischen deine beiden Frauen. In unsere Mitte“. Michelle öffnete ihr Handtuch, legte Torid an ihren Oberkörper, schloss das Handtuch wieder.
Nicht allzu lange blieb ich zwischen den beiden sitzen. Nach stumpf in den Fernseher glotzen war mir nicht so, auch dass von zwei Seiten Hände meine Oberschenkel entlang glitten war nicht in meinem Sinne. Erhob mich. „Ich regel‘ noch ein paar Dinge draussen“. Schaute zu Ingrid. „Du wirst dich ja bestimmt nicht wieder anziehen, oder? Ich park‘ dann mal dein Auto ein. Räum‘ es vorher aus“.
In Ingrids Van war noch so einiges an Pflanzen, sie hatte richtig zugeschlagen im Pflanzencenter. In Plastikkästen waren kleine, niederige Pflanzen – so wie die, die wir auch auf dem Dach des Stalls angepflanzt hatten. Aber auch ein paar Sträucher – oder Büsche, je nachdem wie man das nannte. Und ungefähr zehn grosse Kästen mit Bambuspflanzen. Schon etwa dreissig Zentimeter hoch. Ingrid schien eine klare Vorstellung davon zu haben wie sie wo was anpflanzen wollte. War jedenfalls zu vermuten. Zu hoffen. Nachdem alles ausgeladen war, einfach neben dem Auto auf dem Boden deponiert, parkte ich den Van ein. Holte mir die Schubkarre, lud Pflanzen hinein, begann damit die Pfalnzkübel rings um den Teich zu verteilen. Leopold folgte mir auf Schritt und Tritt. Immer wieder mal zu mir aufschauend – vielleicht Ansagen erwartend. „Lauf‘, mein Junge“ reckte ich meinen ausgestreckten Arm in die Luft. Leopold schaute mich an, legte seinen Kopf leicht schräg. Erst als ich „Løp, min gutt“ wiederholte sprintete er los.
Um sich, nach einer kleinen Runde über die Wiese, wieder zu mir zu setzen. Weiteres erwartete. Aus dem Stapel neben der Werkstatt zog ich eine kurze Holzlatte. Hielt sie ihm hin. Reckte wieder meinen Arm in die Luft - „3Pak de stok“. Es passierte – nichts. Verdammt, was hiess „Stöckchen“ auf norwegisch? „Du musst meine Sprache lernen Leopold“. Zumindest reagierte auf seinen Namen. Der sowieso in jeder Sprache gleich lautete. „Pin“. Pinnen fiel mir ein. Warum eigentlich nicht Stokk? Oder so ähnlich? „Meg stokken“ probierte ich es einfach. Leopold stellte sich auf alle Viere. Sah an mir hoch. „Das ist es“ schoss es mir durch den Kopf. Holte Schwung, warf die Latte. „Meg stokken Leopold“. Leopold zischte ab, holte tatsächlich das Stöckchen, die Latte. Brachte sie zu mir, liess sie aus seinem Maul zu Boden fallen. „Jepp, geil. Das machen wir direkt noch mal“ holte ich erneut Schwung mit der Holzlatte. „Meg stokken Leopold“. Nach ein paar Mal konnte ich auf weitere Ansagen verzichten. Leopold wollte das. Beobachtete mich beim Schwungholen, sprintete los.
Nach ein paar Mal Apportieren hockte ich mich zu Leopold herunter, schloss ihn in meine Arme. „4Flink gutt“. Das was Frederike erzählt hatte fiel mir ein. „Wenn du ihm etwas beibringst … und er es macht … belohnst du ihn mit einem Leckerli. Zu Anfangs. Nicht ewig. Bis er das Kommando begriffen hat“. Aus dem Stall holte ich ein paar Leckerlis aus der Tüte, die Michelle auf einem Regal deponiert hatte. Gut verschlossen, damit die blöden Hühner sich die nicht reinzogen.
Leopold hatte das schnell durch, dass es für ihn eine kulinarische Überraschung gab. Fltzte dem Stöckchen hinterher. Brachte es zu mir, legte es vor mir ab, wartete darauf, dass ich es warf, wartete auf sein Leckerli. Das wollte ich noch ein wenig ausbauen. Lief mit der Latte in der Hand über die Wiese. Leopold neben mir. Liess mir ein wenig Zeit mit meinem nächsten Wurf. Jetzt begleitet von „Meg stokken Leopold“. Änderte auch jetzt öfter die Wurfrichtung. War dann aber wohl zu übermütig. Die Holzlatte landete im Teich. Klatschte auf die Wasseroberfläche auf. Leopold sprang in vollem Lauf einfach über die niedrige Zaunabtrennung. In den Teich. Yksi und Kaksi stoben in die Luft. „Leopold … niet …“ entfuhr es mir. Konnte meinen Gedanken „Kann der überhaupt schwimmen?“ gar nicht zu Ende bringen. Klatschnass kam Leopold zu mir, in seiner Schnauze das Stöckchen. „5Ik word gek. Wat ben je toch een brave hond. Verdomme, zo'n brave jongen“ umarmte ich ihn. Legte ihm eine doppelte Portion Leckerlis in meine Handfläche.
Im Stall gab es noch eine Extramahlzeit für Leopold. Während er frass holte ich mir aus der Werkstatt ein Bier, drehte von einem Schraubglas, in dem Klenteile waren, den Deckel herunter. Als Ascher. Nahm beides mit in den Stall, setzte mich zu Leopold ins Stroh. Sprach zu ihm. „Wir haben zwei Möglichkeiten – entweder du lernst meine Sprache … oder ich muss mir alle möglichen Befehle auf norwegisch aufschreiben. Was meinst du? Was ist einfacher?“ Mir persönlich schien natürlich Variante Eins am sinnvollsten. Ich dachte „Nederlands“. Demzufolge kamen auch meine Worte auf Nederlands aus meinem Kopf heraus. Ohne Umdenken, ohne Übersetzung, ohne Nachdenken.
Leopold legte sich neben mich. Seinen Kopf auf meinen Oberschenkel. Zum mir hochblickend. Mit hochgezogenen Augenbrauen, mit grossen Augen.
Wie lange ich bereits neben Leopold sass, im durch‘s Fell streichend, konnte ich nicht sagen. Lange jedenfalls, es war dunkel draussen. Also richtig dunkel. Abend. Ich zuckte leicht zusammen, als Willem plötzlich den Stall betrat. Gefolgt von Wilma. Er, Willem, auch ein wenig. In einer Hand hielt er einen Edelstahl-Fressnapf. „Haben wir auf dem Flohmarkt gekauft. Für deinen Hund. Das ist doch besser als die Plastikwanne da“ reichte er mir den Fressnapf an. Wilma lugte an Willem vorbei. „Hast du einen neuen Freund?“ lächelte sie mich an. „6Ja Wilma. Hij is zo'n lieve hond. Ik denk dat ik verliefd ben. Op Leopold“. Leopold sah zu mir auf als er seinen Namen vernahm. Willem hielt den Fresnapf noch immer. „Das sieht man. Auch bei Leopold. Wie er dich anschaut. Seine Körpersprache zeigt das ganz deutlich. Er vertraut dir“. Wilma ging in die Hocke, streichelte Leopold durchs Fell. „Das hast du gut … und schnell erkannt. Vertrauen und Bindung sind die wichtigsten Grundpfeiler einer liebevollen Beziehung. Und Gus kannst du vertrauen“. Mit einem Auge zwinkerte sie mir zu. „Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Deine Liebesbeweise springen sogar auf den Hund über“.
Willem hatte kurz den Stall verlassen, kam kurz darauf mit zwei Flaschen Grolsch zurück. „Biertje?“ setzte er sich zu mir. Begann zu erzählen. Von ihrem Flohmarkt-Ausflug. Eine Badewanne hätten sie zwar gefunden, sich aber dagegen entschieden. Stattdessen verzinkte Wannen gekauft. „Waschkübel“. Wilma lachte. „Hättest du eigentlich sehen müssen. Willem hat sich so hingehockt als wenn er ein Schaf … oder Gustine sei. Ausprobiert ob sie überhaupt aus der Wanne trinken könnten. Über den Rand hinweg“. Willem grinste. „Ja klar. Über den Wannenrand schauen können die wohl, dann muss aber noch der ganze Schädel runter. Zum Wasser. Für Gustine bestimmt kein Problem. Aber für die Schafe schon. Besonders für die Lämmchen. Von daher … keine Badewanne, sondern die Kübel“.
Wilma erhob sich, legte eine Hand auf Willems Schulter. „Ich geh‘ mal zu Michelle rüber. Lass‘ euch Männer mal allein, oder?“
Ich erzählte Willem ein wenig von unserem Ausflug. Zu Nele und Jaap. Und dass das irgendwie ein Ausflug nach Nederland war. Gefühlt jedenfalls. Von der Käserei, vom Hof, davon dass ich wohl einiges bei Jaap … für Jaap reparieren solle … mir also in der nächsten Woche ein Schweissgerät kaufen wolle. „Ein kleines Elektroschweissgerät. Gibt es ja auch irgendwo im Baumarkt. Bestimmt“. Wollte wissen was er davon halte, dass wir Schweissarbeiten generell anbieten. „Und Schlosserarbeiten. Du bist doch richtiger Schlosser. Also ausgebildet“. Und dass ich die Werkstatt doch sowieso mit Starkstrom habe einrichten lassen. „Dann brauchen wir aber eine richtige Schweissmaschine, nicht so ein Spielzeug aus einem Baumarkt“. Diese Meinung teilte ich mit ihm. Allerdings … „Für so Kleinkram reicht auch so ein Spielzeug. Und das kann man auch mal eben irgendwo mit hinnnehmen“. Wie in dem Fall zu Jaap.
Willem dachte weiter. „Können wir das denn? Dürfen wir das denn? Geht das einfach so?“ Da war ich mehr mehr als sicher. „Wir haben eine Firma. Schon vergessen. Angemeldet. Eingetragen. Wir erweitern das einfach. Um einen Bereich Metalltechnik. Sozusagen Teil unserer BA. Nennen das einfach HKWC“. Willem schaute mich an. „HKWC? Hört sich das nicht ein wenig nach Klo an? WC? Was soll das denn überhaupt heissen?“ „Na, unsere Namen. Halderen. Knudsen. Welding. Company“. Willem wiegte seinen Kopf hin und her. „Und wenn wir statt Company Technology nehmen? Also HKWT? Hört sich nicht so nach Klo an? Halderen Knudsen Welding Technology“.
„Was meinst du? Wollen wir das machen? Kannst du dir das vorstellen? Dass du bleibst … auch hier bei uns … bei Wilma … mit Wilma ist doch jetzt klar, oder? Ich wollte das sowieso. Deswegen habe ich auch die Werkstatt so einrichten lassen. Mit Stromanschluss und so. Zwar kleine Werkstatt. Aber für den Anfang würde das doch reichen. Ob das klappt … ob jemand unsere Arbeit benötigt … müsste man einfach sehen“.
3 Hol' das Stöckchen.
4 Guter Junge.
5 Ich werd' bekloppt. Was bist du nur für ein guter Hund. Verdammt, so ein guter Junge.
6 Ja Wilma. Er ist so ein guter Hund. Ich glaube ich bin verliebt. In Leopold.
Willem hielt mir seine Hand entgegen. „Coole Idee eigentlich. Machen wir einfach. Probieren wir einfach. Wir müssen ja nicht davon leben. Wir haben ja einen Job. Beide. Können das also ganz locker angehen“. Stiess mit seiner Bierflasche gegen meine. „Okay Partner“.
Wilma hatte Willem abgeholt. Ging mit ihm zu sich nach Haus. Schmunzelte mich kurz an. „Ingrid ist jetzt wohl das geworden was ich in unserer Dreierbeziehung war. Sehe ich das richtig?“ Willem schaute zu mir. „Steht Michelle auf Frauen? Ist sie Lesbisch?“ „Ich denke schon. Also, dass sie auf Frauen steht. Auf Ingrid. Auch auf Wilma“. Kniepte ein Auge zu. „Wilma hat sich ja umorientiert. Sie hat doch jetzt einen festen Partner. Dich. Hatte sie vorher doch auch. Mich. Sie hat sich nur … für eine Weile … ausprobiert. Mit Michelle“. Gab Wilma einen flüchtigen Kuss. „Ist doch richtig, oder? Du stehst doch eigentlich auf Männer, oder?“ Wilma nahm Willems Hand. „Ja, auf echte Männer. So wie Willem einer ist. Ein echter Mann“.
Die Situation bei uns im Haus hatte sich kaum verändert. Lediglich dass Michelle Torid zu Bett gebracht hatte. Das Babyfon auf dem Esstisch liegend leise knackte. „Fernüberwachung“. Aber sonst nicht wesentlich. Sie sass immer noch mit Ingrid auf der Couch - immer noch in ihre Badetücher gewickelt. Schauten in die Glotze. Michelle klopfte auffordernd auf den Sitzplatz zwischen den beiden. Ich musste lachen. „Ich bin doch kein Hund. Ich bin doch nicht Leopold. Der auf Klopfzeichen reagiert“. Michelle lächelte. „Komm‘ doch zu uns, mein Schatz. Setz‘ dich zu uns. Fernsehabend“.
Schon die ersten Sekunden, Sequenzen im TV liessen mich einstimmen. „That girl is pretty wild now - the girl's a super freak - The kind of girl you read about - in new-wave magazines - That girl is pretty kinky - the girl's a super freak - I really love to taste her - every time we meet - She's alright, she's alright. That girl's alright with me. Yeah, hey, hey, hey, hey! She's a super freak, super freak. She's super-freaky, yow“. Ingrid schaute mich an. „Kennst du das? Hast du das schon mal gesehen? Das ist The A-Team. Der … B.A. … Bad Ass Baracus ... der hat genau meinen Van“. Meine Hand ging an Ingrids Oberschenkel. An ihr Handtuch. „B.A. steht für Bad Attitude – und nicht für Bad Ass. Eigentlich sogar für Bosco Albert. Bosco Albert Baracus“. Ingrid schmunzelte. „Bad Ass hört sich aber besser an. Das ist der doch, das spielt der doch. A really Bad Ass“.
Meine Hand ging von Ingrids Bein in die Luft, zeigte auf das TV-Gerät. „Und der Typ … das ist Rick James. Eigentlich ein Sänger. Super Freak ist voll der Hit von dem. Sang ihr wieder eine Textzeile vor. „7That girl is pretty kinky - the girl's a super freak - I really love to taste her - every time we meet“ – Wundert mich nicht, dass du das toll findest. So bist du auch. Ein bisschen. Ein bisschen pervers“. Ingrid schaute zu Michelle herüber. „Bin ich das? Pervers?“ Michelle lächelte. „Ein bisschen schon. Und du schmeckst gut“. Ingrid setzte sich aufrechter in die Couch, lockerte ihr Badehandtuch etwas. „Warum bin ich pervers?“ „Jetzt nicht Ingrid. Pack‘ alles ein. Ich möchte den Film schauen. Denn plötzlich interessierte mich die Geschichte dann doch. Mehr als reden. Oder gar Ingrids Körper zu betrachten.
Das A-Team hatte – wieder einmal – eine knifflige Aufgabe zu lösen. War das doch auch der Slogan der Serie. „Wenn Sie mal nicht weiterwissen, rufen Sie einfach das A-Team“. Hätte ich auch schon ein paarmal gebrauchen können. Gab es schon ein paarmal, dass ist nicht weiterwusste. Aber die vier – Hannibal, der Kopf der Truppe, Face, der Schönling, Murdoch, der Gestörte und eben B.A., der Mann fürs Grobe - konnten mir nicht helfen. Kamen auch nie. War halt eben nur TV. Ausgedacht. Jedenfalls mussten sie in dieser Folge einen inhaftierten Freund von Rick James retten. Von einem weiteren Sänger, Isaac Hayes, gespielt. Ein bekannter Soulsänger. Also eigentlich mehr ein Musikvideo denn ein Actionstreifen. Was mir aber gefiel. Vielleicht gerade deswegen. Die anderen Musikfilme die mir im Gedächtnis waren, waren eher so schnulzige Filme – mit Peter Alexander. Oder Heintje. Auf die meine Mutter dafür umso mehr stand.
Der Verlauf der Geschichte war aber irgendwann dann doch öde – und absehbar. B.A. würde wieder irgendeine abstruse Konstruktion zusammenschweissen. Aus Schrott. Der „zufällig“ irgendwo rumstand. Auch fand ich seine Schweisskünste eher bescheiden. Sehr an der Realität vorbei. Und auch dass „ohne Ende“ geballert wurde. Mit Schnellfeuergewehren. Was aber erstaunlich – und somit sicher Familienfreundlich war - war der Umstand, dass keiner, nicht einer, schwer verletzt wurde. Oder gar getötet wurde. Kaum zu glauben bei der Ballerei. Oder die Beteiligten waren alles grottige Schützen. Was ich mir aber auch nicht vorstellen konnte. War das A-Team doch Vietnam-Krieg erprobt. Und was die US-Army in Vietnam angerichtet hatte war ja hinlänglich bekannt.
„Umziehen wollt ihr euch heute wohl nicht mehr?“ ging ich Richtung Badezimmer. Michelle lächelte. „Ne, nur noch maximal ausziehen. Das Handtuch. Und dann ins Bett“. Im Gehen zog ich mir mein Sweatshirt über den Kopf. „Dann nehme ich jetzt auch ein Bad. Binde mir dann auch ein Handtuch um. Ziehe es oben aus … und komme dann zu euch … ins Bett. Ingrid bleibt doch, oder? In unserem Bett?“
Michelle griff zu Ingrids Hand. „So ist der Plan, oder?“ Ingrid beugte sich zu ihr herüber, gab ihr einen flüchtigen Kuss. „Ja Schwester. So ist der Plan“. Michelle drückte sich aus der Couch empor. „Dann schau‘ ich mal nach unserem Mädchen“.
7 Das Mädchen ist ziemlich pervers – das Mädchen ist ein Superfreak – Ich liebe es wirklich, sie zu schmecken – jedes Mal, wenn wir uns treffen.
Mit glücklichem, zufriedenem Gesichtsausdruck – und aordentlich durchbluteten Wangen lagen die beiden übereinander. „Na, ihr Gourmets. Vorspeise schon beendet?“ stand ich am Fussende des Bettes. „Wieso Gourmets?“ „Na, hast du doch vorhin … unten gesagt … dass Ingrid gut schmeckt. Deswegen Gourmet. Habt ihr schon genascht?“ Ingrid drehte sich im Bett. „Ssoll Ssussana auch mal bei dir lutssen?“ Mit einer Hand streichelte ich über ihren Hintern. „Ne. Lass‘ mal Susana. Ich geh‘ rüber. In mein Zimmer. Du kannst ja noch etwas an deiner Schwester lutschen“. Tätschelte leicht ihre Pobacke, drückte dann aber fest zu. „Kannst du das nicht lassen? Musst du das machen? Dich so verstellen? Ich steh‘ nicht so auf dieses Ssussana-Zeugs. Ich will. … ich möchte … wenn ich denn möchte … jetzt nicht … aber grundsätzlich hätte ich lieber die versaute Ingrid im Bett. Statt so einer leicht verblödeten Sswedin“. Michelle grinste von einem Ohr zum anderen. „Du gehst echt rüber?“
Kurz setzte ich mich zu Michelle auf die Bettkante. „Ich will noch was lesen … was denken … was aufschreiben. Vielleicht kannst du … könnt ihr zwei mir ja morgen einen kleinen Norwegisch-Kurs geben. Statt Französich … mir jetzt einen zu Blasen“. Gab ihr einen Kuss. Und einen weiteren auf die Stirn. „Und vielleicht kann Ingrid … deine geile Schwester neben dir … sich ja morgen ein paar Stunden um Torid kümmern. Und wir beide machen was zusammen“. Griff an Michelle Körper vorbei. Gab Ingrid noch einmal einen Klapps auf den Hintern. „Also, ich geh‘ rüber. Bestellt euch doch noch einen Nachschlag“. Blieb dann doch noch an der Bettumrandung stehen. Um Michelle noch einmal zu küssen. „Find‘ ich übrigens sehr geil, wenn ihr zwei meinen Schwanz in den Mund nehmt. Gemeinsam“. Michelle griff an meine Hand. „Dann bleib‘ doch“. Kopfschüttelnd zeigte ich in Pantomimensprache zur Tür. Auf mich, an meine Brust tippend, dann wieder zur Türe.
Gelesen hatte ich kaum, dafür so einiges notiert. Was man … was ich wohl zu Leopold sagen würde. Anordnungen, Befehle. Hatte mir aber auch fest vorgenommen ihm Nederlands beizubringen. Das müsste doch auch zu schaffen sein. Mithilfe der Leckerlis. Hatte noch eine Weile den Verlustierungen von Michelle und Ingrid gelauscht. „Was für Luder. Was für geile Schwestern“ musste ich schmunzeln. Dachte aber auch „Je besser die zwei miteinander klarkommen, desto wahrscheinlicher ist auch dieses Hauptfrau – Nebenfrau Dings“. Wenn sie sich doch so sehr vertrauten. Sich so sehr anvertrauten. Ich fand den Gedanken überaus reizvoll. Auch die Aspekte, die Michelle mal gesagt hatte. „Einer ist immer da dem man sich anvertrauen kann“.
Hörten sie das denn nicht? Sie lagen doch direkt neben Torids Bett. Das arme Ding weinte bitterlich. Wenn sie grösser … älter wäre … vielleicht sogar schon reden könnte, hätte das doch geheissen „Mama, hörst du mich denn nicht? Ich hab‘ Hunger. Bitte Mama“. Schnell eilte ich ins Schlafzimmer. Tatsache. Michelle – und auch Ingrid hörten nichts. Sie schliefen. Fest. Unbeeindruckt vom Weinen des kleinen Kindes. Schnell hob ich Torid aus dem Bett. An meinen Oberkörper. „Eigentlich müssten wir zwei den beiden da jetzt so richtig den Arsch versohlen. Was meinst du? Sollen wir denen mal den Arsch versohlen?“ Torid gab mir „Mem Mem Mem“ zur Antwort. Ich drehte mich mit ihr im Arm. „Machen wir später. Ich geb‘ dir erstmal was zu futtern. Und dann gibt es frische Garderobe. Ist ja kein Zustand“. Torid versuchte in mein Gesicht zu patschen als wir vorsichtig das Treppenhaus hinuntergingen.
Aus dem Kühlschrank nahm ich ein Fläschchen, liess für einen Moment warmes Wasser darüber laufen, setzte mich mit ihr in einen Sessel. In meiner Armbeuge liegend nuckelte sie. Lauschte meinen Worten, beobachtete mich. „Also bei zwei Frauen sollte man doch davon ausgehen, dass mindestens eine sich um dich kümmert. Kümmern kann“. Strich ihr ein paar ihrer feinen Haare aus der Stirn. „Deine Mutter ist schon ein Luder. Und jetzt bald … zumindest hat sie das gesagt … sollst du ein Geschwisterchen kriegen. Das ist in ihrem Bauch. So wie du auch da drin gewesen bist“. Bei dem Gedanken, der mir jetzt durch den Kopf ging – und den ich laut aussprach - „Hoffentlich geht das diesmal … wenn es denn so ist … mit der Geburt … zur Abwechslung mal normal ab. Keine Notoperation. Wie bei dir. Einfach nur Kreißsaal, Beine breit, Köpfchen flutscht aus Michelle heraus, dann der Rest, Kind geboren“. Dass das natürlich nicht so war, selbst wenn es eine natürliche Geburt war, wusste ich noch von Willekes Geburt. Unter welchen Schmerzen Wilma sie geboren hatte. Meine Hand, die sie hielt, dabei zu Pürree zerquetscht hatte. Und unter welchen Schmerzen Wilma … wir sie dann verloren hatten. „Bitte lass‘ alles glatt gehen“ - drückte ich Torid mehr an mich heran.
Ein ganz klein bisschen der Milch kotzte Torid auf meine Schulter, als ich sie zum „Bäuerchen“ anhob. „Egal, mein Engel“ streichelte ich über ihren Rücken. „Hauptsache du bist gesund und munter“.
„Du machst mich ganz verlegen. Ich komm‘ mir schon fast ein bisschen schäbig vor“ hörte ich Michelles Stimme. Sah sie aber nicht. Erst als sie aufstand, sich vom Treppenabsatz erhob. „Ich habe das gehört, was du gesagt hast. Zu Torid. Ich habe sowas gefühlt. Oben. Im Bett. Und als Torid nicht in ihrem Bett lag … bin ich runtergekommen. Wie du mit ihr redest … was du mit ihr redest … Ich habe dir gestern erzählt wie gerne ich eine gute Mutter sein möchte … Und du bist so ein guter Vater. Lässt ihre Mutter einfach im Bett liegen. Mit einer anderen Frau. Kümmerst dich einfach. Ohne Theater … Ohne Murren …“ Michelle legte ihre Arme um meinen Hals. „Womit habe ich das eigentlich verdient?“ Mit einer Hand griff ich über die Lehne des Sessels nach ihr. „Setz‘ dich zu uns“. Torid strahlte, als sie Michelle sah. „Da Da da“. Ich legte Torid in Michelles Arme. „Ja, Da Da Da. Das ist deine Mama“.
Michelle lehnte sich an mich. „Habe ich das richtig gehört? Verstanden? Du freust dich auf ein weiteres Kind?“ Flüchtig küsste ich ihren Hals. „Was ist denn mit dir? Freust du dich? Wieder schwanger zu sein? Noch ein Kind zu bekommen? Wenn es denn so ist, wie du sagst. Noch ist das doch alles nur ein Gespür von dir … eine Vermutung“. Michelle schmunzelte. „Ja, ist es. Aber ich weiss das trotzdem. Ich fühle das. Ich will das auch. Hätte gerne noch ein Kind. Von dir. Mit dir. Bald wissen wir ja mehr. Also du. Ich weiss das sowieso. Jetzt schon“.
Michelle setzte ich breitbeinig auf die Sessellehne. Ein Bein im Sessel, das andere auf dem Fussboden. „Machst du dir Gedanken? Willst du nicht noch ein Kind? Hast du Angst wir schaffen das nicht?“ Gab mir einen Kuss auf die Wange. „Wir schaffen das. Locker sogar. Du kümmerst dich einfach … wie bisher auch … um Arbeit und Geld. Dein Frauchen Michelle regelt den Rest“. Ich sah zu ihr. „Mein Frauchen?“ Michelle grinste. „Ja, dein Frauchen. Dein Frauchen Michelle. Das bin ich doch. Ich bin doch dein Frauchen“. Sie zog mir leicht am Ohrläppchen. Lächelte mich an. „Und dein Fickflittchen. Manchmal. Manchmal auch mit Ingrid. Und wenn du mich einfach lässt wie ich bin …“.
„Ja, genau. Meine Frau, mein Frauchen, 8 mijn neuksletje, meine Prinzessin, meine Königin, meine Bäuerin, meine Angebetete, mein Ein und Alles. Das bist du. Meine Michelle. Alles in einer Person“. Legte meinen Arm um ihre Schulter. „Kleinigkeit, Süsse. Klar schaffen wir das. Alles. Weil ich dich liebe“.
Michelle stellte sich vor mich. Torid lag an ihrem Oberkörper zwischen uns. „Min knulleslampe heisst das übrigens auf norwegisch. Neuksletje“. Sie schaute zu Torid herunter. „Ja, mein Schatz. Ist die Mama manchmal. Für deinen Papa“. Sie gab mir einen Kuss. „Und du kannst dir gar nicht vorstellen wie gerne ich das bin. Für dich. Nur für dich. Sonst nicht. Für keinen. Mit Ingrid ist das anders. Wir knutschen. Wir befummeln uns. Wir lecken aneinander. Aber ficken … also so richtig … das will ich nur mit dir. Du weisst schon. Du hast ja einen Pimmel … den du in mich reinstecken kannst. Mit einer Frau … Mit Ingrid ist das anders“.
Mit beiden Händen drückte ich mich aus dem Sessel. „Ich wollte eigentlich gerade Torid waschen. Die ist voll eingekackt“. Michelle ging voraus. Ins Badezimmer. Setzte Torid in das Waschbecken. „Ich habe das gestern … bei Nele … gemerkt. Dass das genau das ist, was ich möchte. Ich möchte Mutter sein. Mutterliebe geben. All das geben was ich nie selber hatte. Liebe. Geborgenheit. Und auch das, was du machst. Du bist Torids Vater. Du kümmerst dich total. Auch das hatte ich nie. Ich weiss nicht wie ein Vater ist. Aber so stelle ich mir das vor. So wie du zu unserem Kind bist. Für ein Kind. Oder zwei. Oder drei. Oder …“.
„Ähm … versteh‘ ich jetzt nicht ganz. Was hat das mit Flittchen zu tun?“ Michelle strich mir mit der leicht feuchten Hand über die Wange. „Eigentlich nichts. Ich höre das einfach nur gerne. Insbesondere wenn du das zu mir sagst. Mich auch ein bisschen wie ein solches behandelst. Wenn wir Sex haben. Im Bett. Du bist einfach ein geiler Typ. Ein geiler Mann. Ein geiler Vater“. Sie beugte sich ein wenig vor, gab mir einen Kuss. „Du bist auch mein Ein und Alles. Mein Mann“.
Von der Wickelkommode nahm ich ein Handtuch für Torid, hielt es Michelle entgegen. „Und wo wir gerade beim Komplimente machen sind. Du bist beides für mich. Die Mutter … die Anständige, die man heiratet … die ich heiraten werde … und das Flittchen …. die gefährliche Verführerin … verlockend … versaut“.
Michelles Hand, die noch in einem Waschlappen steckte, griff an meinen Pimmel. „Schläfst du mit mir?“ „Ja, immer wieder. Bis wir die elftal komplett haben. Nur jetzt nicht. Torid sitzt in der Wanne“.
8 Mein Fickflittchen
Von einem kleinen Tisch, der neben dem Treppenaufgang stand, holte ich zwei Decken, legte sie über Michelle und Torid, die sich auf die Couch gesetzt hatten. Torid nuckelte sich an Michelles Brust in den Schlaf. „Ich hol‘ mal schnell noch was Brennholz“ schlüpfte ich in meine Schuhe. „So? Nackt? Willst du nichts anziehen?“ blickte Michelle zur Haustür. „Wieso? Für wen? Wilma und Willem pennen garantiert noch. Und die andere knulleslampe liegt oben. In unserem Bett“.
Stapelte ein paar Holzscheite vor der Haustür ab, ein paar nahm ich mit ins Haus. „Ich will auch gleich spazieren gehen. Nicht spazieren. Etwas Gehen. Vielleicht ein bisschen Laufen“. Michelle zog sich die Decke höher, fast bis ans Kinn. „Laufen? Willst du jetzt auch noch Joggen oder sowas?“ „Ne, nicht Joggen. Laufen. Herumtollen. Mit Leopold. Das habe ich mir vorgenommen. Jeden Tag. Auch bevor ich zur Arbeit fahre“. Michelle hielt mir ihre Hand entgegen, die unter einen Zipfel der Decke hervorlugte. „Ist doch dein Hund. Leopold. Oder?“ Ich nahm ihre Hand, drückte sie leicht. „Ich habe den voll lieb. Ich bin verliebt in den. Ich hab‘ den in mein Herz geschlossen. Der … Leopold ist einfach irre“. Erzählte dann was ich gestern mit ihm erlebt hatte. Wie er … ohne mit der Wimper zu zucken in den Teich gehechtet war. „Weil ich gesagt habe er soll das Stöckchen holen. Von Teich war keine Rede. Der ist einfach reingesprungen“. Kurz setzte ich mich zu Michelle. „Du musst den beschäftigen. Oder ihr. Alle die hier sind. Wenn ich arbeiten bin. Leopold braucht Programm“. Drückte mich aus der Couch heraus. „Ich geh‘ jetzt. Wenn ich zurück bin gibt es Frühstück, oder?“ Michelle schmunzelte. „Dein Frauchen kümmert sich“.
Leopold lag zwischen den Schafen. Schlief er? So wie die Schafe? Lily lag auf dem Bauch, den Kopf ins Gras gelegt. Die kleinen Lämmchen lagen auf der Seite. Auch Gustine lag auf der Seite, alle Viere von sich gestreckt. Oder vielleicht so wie Michelle? Die von gar nichts was mitbekommen hatte? Die Viecher schien sich aber sicher zu fühlen. Machte jedenfalls den Eindruck auf mich. Schon beim Näherkommen erhob sich Leopold. Beobachte mich ganz genau. Ein kurzes „Leopold“ genügte. Mehr nicht. Er sprintete auf mich zu. Schlug fast ein Rad, einen halben Purzelbaum. „Meine Fresse, wie du dich freust“ bemerkte ich wie sein kleiner Pimmel ausfuhr. „Kom op“ zeigte ich mit ausgestrecktem Arm. Leopold lief los. Immer einige Meter vor, kam zurück, schaute mich an, wartete auf weitere Ansagen. Die aber immer wieder gleichlautend waren. „Løp“.
Unterwegs beschäftigte ich ihn mit „Meg stokken“. Warf kleine Äste vor mich. Wie simpel es war ihn glücklich zu machen. „Wenn doch alles so einfach wäre“ dachte ich einmal kurz. Auf halber Strecke, etwa an der Troll-Wurzel, machten wir Rast. Zigarettenpause. Für mich. Leopold war Nichtraucher. Er setzte sich neben mich, meine Hand ging durch sein Fell. Er blickte mich an. Aus meiner Jackentasche holte ich ein Leckerli für ihn. „Hier mein Junge“ hielt ich es ihm entgegen. Wie zärtlich er es nahm, kein hektisches Schnappen.
Lange unterhielt ich mich mit Leopold. Naja, Unterhaltung. Ich redete, er hörte zu. Ob er verstand wovon ich sprach sei mal dahingestellt. Aber ich konnte einfach meinen Gedanken freien Lauf lassen. Zu Schwangerschaft, weiteres Kind, meinen Überlegungen. Nicht einmal, dass ich – wie Michelle es gesagt hatte – Angst davor hatte. Mehr war es ein erneutes Mal die Sorge um die Ungewissheit, die Unwägbarkeiten. Die aber nicht unbedingt nur mit einer Schwangerschaft zu tun hatten. Unwägbarkeiten generell. Was würde sein? Sein können? Und was dürfte auf gar keinen Fall passieren. Eintreten. Sollte doch am Liebsten alles so verlaufen wie es auf meinem imaginären Zettel stand. Wozu sonst machte ich Pläne? Versuchte alles so gut als möglich vorzuplanen? Aber war es nicht John Lennon, der mal gesagt hatte … oder gesagt haben sollte „Das Leben ist das was passiert, während wir dabei sind, andere Pläne zu machen.“ Stimmte das nicht auch irgendwie? Insbesondere in Hinblick auf Kinder. Und Mütter. Im Besonderen für Michelle.
Musste sie nicht jeden Tag – auf’s Neue – ihre Vorhaben ständig an das Leben anpassen? Denn, und auch das war mir klar – ich konnte mir selbst alle Pläne machen, die ich wollte – vielleicht hatte das Leben jedoch möglicherweise ganz andere Pläne. Für mich.
Meinen Zeigefinger reckte ich in die Luft, sah zu Leopold. „9Leopold, Pas op“. Dieser Befehl, diese Anordnung war sowohl auf Nederlands als auch Norsk identisch. Unterschieden sich lediglich in der Schreibweise. Aber das dürfte Leopold nicht stören. Schreiben war ja nicht seine Kernkompetenz. Ob jetzt Pas op oder Pass opp. Ich wiederholte sowohl Befehl als auch Handbewegung. Leopold gab Laut. Bellte einmal. „Guter Junge“ strich ich durch sein Nackenhaar, sein Fell. „Genau so machst du das. Wenn ich sage Pas op, dann passt du auf. Egal auf was, egal auf wen“.
Ich erhob mich von der Troll-Wurzel. Leopold stellte sich auf alle Viere. „10Sete Leopold“ machte ich zwei Schritte. Leopold setzte sich. Abwartend. „Pas op“ zeigte ich mit dem Finger in die Luft. Das hatte Frederike ja gesagt – dass möglichst jede verbindliche Ansage durch eine Geste unterstützt werden sollte. Leopold bellte wieder. Einmal. So in etwa wie ich selbst auf eine Anordnung meines Chiefs – auf der SHELL – mit „Yes Chief“ antwortete. Ging in die Hocke. „Kom“. Leopold schaute mit schräg gelegtem Kopf zu mir. Blieb einfach sitzen. „Med meg“ wiederholte ich, nur auf Norsk. Leopold hatte auf der kurzen Distanz zwischen uns dermassen Schwung geholt, beschleunigt, dass er mich beinahe umriss, als er in meine Arme lief. Setzte sich zwischen meine Beine, freute sich wie Bolle, versuchte mein Gesicht abzulecken.
„Med meg“ richtete ich mich auf, lief mit Leopold zurück. Frühstückszeit. Für uns beide.
9 Leopold, Pass‘ auf.
10 Sitz‘ Leopold
Warf unterwegs immer wieder mal ein Stöckchen. Mit dem dazugehörenden Auffordern „Meg stokken“. Am Tageslicht war in etwa die Uhrzeit zu erkennen. Der Winter, der richtige Winter, ging ein wenig dem Ende entgegen. Nicht unbedingt von den Temperaturen, aber von den Lichtverhältnissen, Sonnenaufgang war mittlerweile so gegen acht Uhr. Und es blieb richtig lange hell. Bis etwa gegen sieben Uhr abends. Also fast zwölf Stunden Licht. Gut für’s Gemüt.
Auch alle anderen Tiere waren erwacht, tummelten sich auf der Wiese, auf der Weide umher. Eine Runde um alle zu begrüssen liess ich mir nicht nehmen. Soweit sie denn die Begrüssung zuliessen. Zumindest ein Annähern war möglich. Ein kurzes Streicheln oder Tätscheln. Der Schafe. Von Gustine. Die Flattermänner machten das was ihr Name implizierte. Flatterten umher. Zuerst versorgte ich Leopold mit seinem verdienten Frühstück, verstreute, während er sich labte, Körner für die Hühner. Ebenso für Yksi und Kasi. Rauchte mir, an den Stall gelehnt, noch eine Zigarette. Hörte, aus dem Stall kommend, ein Geräusch. Warf einen Blick hinein. Willem kramte im Stall. Hatte ich gar nicht registriert, als ich das Futter geholt hatte. Säuberte ein wenig das Stroh, hatte einen kleinen Berg angehäuft. „11Hoi, goedemorgen. Al vervelend als je vroeg opstaat, hè?“ Lud den Strohhaufen in die Schubkarre, kam mit mir nach draussen. „Du warst schon fleissig, sehe ich“.
Willem zeigte auf den Teich. „Und Ingrid wohl auch, wie man sehen kann. Das sieht gut aus mit dem Schilfrohr“. Mit der Hand zeigte ich auf die vielen kleinen Pflanzkübel, die ich gestern noch aus Ingrids Van ausgeladen hatte. „Ja, sie hat Grosses vor, wie man sieht. Bist du … seid ihr heute hier? Oder habt ihr was vor? Ausflug oder so?“ Willem hob eine Augenbraue an. „Wieso? Was ist denn? Was hast du auf dem Herzen?“ Erzählte Willem den Hintergrund meiner Frage. Dass Ingrid gestern „leichtsinnigerweise“ in den Teich gestiegen war um das Schilf einzusetzen. Willem dachte genau wie ich. „Ist die Wahnsinnig? Das Wasser ist doch eiskalt“. „Jepp, genau. Kannst du … wenn du hier bist … einfach ein bisschen auf Ingrid achten. Dass sie keinen Blödsinn macht. Auch wenn sie es gut meint“. Schmunzelte ihn an. „Du weißt doch – Gut gemeint heisst nicht unbedingt Gut gemacht“. Willem klopfte sich eine Zigarette aus seiner Packung. „Schon komisch mit Ingrid, oder? Als Psychologin ist sie echt eine gestandene Frau. Als Ingrid ist sie ganz anders. Schon fast ein kleines Mädchen. Also … ich meine … nicht negativ. Sie ist so drollig, so lustig … so süss …“. An Willems Schulter schlagend unterbrach ich ihn. „Du findest Ingrid süss?“ Willem schmunzelte. „Ja. Ingrid ist süss. Irgendwie schon“.
Willem trat seine Zigarette im Gras aus, hob den Stummel auf, steckte ihn sich in die Jackentasche. „Bist du denn hier? Seid ihr denn hier? Heute? Wollen wir zusammen was machen?“ Leopold hatte seine Mahlzeit beendet, setzte sich neben mich. Blickte zu mir hoch. „12Pas op. Pas op voor de beestjes. Rennen. Ga“ hob ich meinen Zeigerfinger in die Luft. Leopold bellte einmal, blieb aber sitzen. „Pass opp, Leopold. Løp! Løp!“ wiederholte ich. Leopold stob los. Auf die Weide. Zu den Viechern. Drehte ein paar Runden um sie herum. Willem nickte. „Du kommst gut klar mit ihm“. „Ja. So wie du wohl mit Gustine. Wir haben irgendwie einen guten Draht zueinander“.
„Ich geh‘ rüber“ öffnete ich mit einer Hand das Tor, das das eingezäunte Gelände vom Rest des Hofs abtrennte. „Kommt ihr gleich? Frühstück ist bestimmt fertig“. Willem nickte. „Ich schau‘ mal ob Wilma schon parat ist. Aufgestanden, Angezogen“.
Wohlige Wärme schlug mir beim Betreten der Wohnung entgegen. In doppelter Hinsicht. Sowohl von der Temperatur als auch von der Art wie Michelle mich empfing. Mich innig umarmte, innig küsste. „Da ist ja mein Jogger. Na, Frühsport beendet?“ Torid lag vor dem Kamin auf ihrer Spieldecke, beschäftigte sich mit ihren Filztieren. Mit den Versuchen danach zu greifen. Sie in den Mund zu bekommen. Machte verzückte Laute. Wenn sie eines der Objekte zu fassen bekam. „Mem Mem Mem“.
Michelle hatte nicht nur das Frühstück vorbereitet, auch sie selbst war vorbereitet. Angezogen, geschminkt. Nicht mehr das nur mit Handtuch bekleidete Luder, war jetzt voll und ganz Mutter, Frau. Frauchen wie sie es ja genannt hatte. Sie um die Taille fassend küsste ich ihren Hals. „Ich bin so froh … ich freu‘ mich so, dass du mein Frauchen bist. Wenn ich mir ein Frauchen wünschen dürfte … backen könnte … wärest du das. Eine bessere gibt es gar nicht“. Michelle hielt meine Hände, die auf ihrem Bauch ruhten. „Wir sagen aber nichts … erst wenn das amtlich ist … wenn ich beim Frauenarzt war. So wie du mich gerade umarmst … so hast du das auch in der Zeit mit Torid gemacht. Deine Hände auf meinem Bauch. Das ist so ein schönes Gefühl“. Sie drehte ihren Kopf über die Schulter. Lächelte mich an. „Ich bin gerne dein Frauchen“.
Ich hockte mich zu Torid, Michelle ging in die Küche. Stellte zwei Pfannen auf den Herd. „Noch schnell Pannekaker, Baconstrimler, Eggerøre. Alles andere ist fertig. Dann können wir frühstücken.“ Schaute kurz von ihrer Arbeit auf. „13Pannekoeken. Speklapjes. Roereieren.“
Wenig später kamen Willem und Wilma. Wilma anscheinend noch nicht ganz wach. In Jogginghose und Sweatshirt gekleidet, die Frisur noch ein wenig zerzaust. Hockte sich direkt neben mich, neben Torid. Kuss und Umarmung. „Du bist noch richtig Bettwarm. Wie habe ich das geliebt … wie liebe ich das, wenn du so bist“ erwiderte ich ihre Umarmung. Wilma strich sich mit der Hand durch die Haare. Wie mit einem grossen Kamm. „Ich bin noch gar nicht geschminkt. Noch gar nicht richtig wach“. Torid war sowieso mit sich beschäftigt, ich zog Wilma an der Hand in die Senkrechte. „Lass‘ uns frühstücken, Schönheit“. Wilma schmunzelte.
„14Alle til bords, frokosten er klar“ forderte Michelle uns auf. Goss Kaffee in die Becher. Bevor ich mich setzte ging ich kurz zum Kühlschrank, holte eine Flasche Milch heraus. „15Vers getapt. Gisteren. Van Nele“ stellte ich die Flasche auf den Tisch, nachdem ich mir ein Glas eingefüllt hatte. Obenauf schwammen anständig Fettaugen. Trank einen ersten Schluck. Leckte mir den Milchschnurrbart ab. „ 16Verdomme, dat is heerlijk. Vers. Niet gesteriliseerd. Echte melk“. Wilmas Frage „Wer ist Nele?“ liess Michelle von unserem gestrigen Besuch ausgiebig erzählen. Goss auch für Wilma ein Glas Milch ein, schob ihr die Käseplatte zu. „17Nederlandse Kaas. Moet je proefen“.
Tappsende Schritte kamen vom Treppenhaus. Dann der über den Handlauf gebeugte Oberkörper von Ingrid. Den sie sich mit einem Arm bedeckte. „Michelle … ich habe doch gar keine Klamotten. Mein T-Shirt ist bestimmt noch nass. Kann ich mir was von dir ausleihen? Kann ich etwas von dir anziehen?“ Michelle gab ihr Antwort. Mit kauendem Mund. „18Ja visst, søster. Bare forsyn deg“.
Wilma fasste an Michelles Handgelenk. „Hast du eine neue Schwester, eine neue Sexgespielin gefunden? Scheint mir so. Wir … also bei uns … bei mir war das ja mehr so ein Ausprobieren. Wie das ist mit einer Frau“. Sie drückte Michelles Handgelenk. „Das war schön mit dir. Ich bin froh, dass wir das probiert haben … uns ausgelebt haben. Aber bei dir ist das mehr als Ausprobieren, oder? Weißt du das noch? Als du anfangs gesagt hast du seiest Lesbisch? Bist du nicht. Du bist Bi. Du machst es gerne mit Mann und Frau“. Michelle schmunzelte sie an. „Ja, ist wohl so. Und ich darf … ach Quatsch, ich kann so sein. Ich habe mit Gus einen Mann, der das alles zulässt. Der mich so lässt wie ich bin … wie ich sein möchte“. Michelle zwinkerte mir zu. „Danke, dass du dein Frauchen so lässt wie sie ist“.
Ingrid kam zu uns herunter. Trug ein dunkelblaues Kleid. Von Michelle. Mit V-Ausschnitt, der nur wenig von ihren Brüsten sehen liess. Dreiviertel-Ärmel. In der Taille gerafft, von einer silbernen, chromglänzenden Schnalle gehalten. Reichte ihr bis weit über die Knie. Wilma schnalzte mit der Zunge. „Das muss man dir schon lassen. Du hast tolle Kleider“. Schaute zu mir. „Du hast uns immer toll eingekleidet. Du hast uns das immer ermöglicht … dass wir uns solche Kleider kaufen konnten. Durften“.
Wilma lächelte mich an. „Auch wenn du sonst … für dich selbst eher knickrig bist … für uns Frauen … für deine Prinzessinnen hast du einfach die Kohle rausgehauen“. „Ich bin nicht knickrig. Geizig soll das wohl heissen. Ich brauch‘ keine Kleider. Stehen mir auch nicht. Mir reicht das so. Jeans, Hemd. Ich erfreu‘ mich daran wie gut ihr ausseht. Euch stehen die Kleider auch viel besser … als mir. Das genügt mir. Ausserdem kommt Geld haben nicht vom Geld ausgeben, sondern vom Sparen. Sparen heißt, Geld, das man hat, nicht auszugeben“.
Goss mir ein wenig Kaffee nach. „Für mich ist das ganz einfach - Wenn man aus der Kasse, in der 100 Gulden sind, 300 Gulden rausnimmt, muss man erst wieder 200 Gulden reintun, damit nichts mehr drin ist“. Wilma schaute mich an. „Hä? Was?“ „Ist doch ganz einfach Wilma. Ich kann nur ausgeben was ich habe. Mehr nicht“. Wilma rückte ihren Stuhl etwas. „Du hast doch wohl Geld. Du verdienst doch. Und gar nicht mal so wenig. Genau wie Willem. Ihr seid doch beide frisch. Was Geld anbelangt“.
Das schien mir ein geeignetes Stichwort zu sein. „Wir müssen uns auch langsam mal um unsere Buchhaltung kümmern. Also du. Du bist doch unsere Buchhaltung. Genug verdienen … schon … aber willst du mal wissen … weißt du wieviel Geld ich ausgegeben habe? Die letzten Monate?“ Sah Wilma an. „Eigentlich alles. Alles was ich hatte… Fast alles. Bis auf eine Notreserve. Deswegen ist das auch ganz wichtig, dass ich wieder arbeite. Arbeiten gehe. Geld verdiene“. Willem unterbrach mich. „Brauchst du Geld?“ Ich musste lachen. „Ja klar. Immer. Aber ich weiss was du meinst. Fragen willst. Ne, geht schon. Ich möchte nur nicht als knickrig … geizig dargestellt werden. Bin ich nämlich nicht. Ich bin sparsam, okay. Aber nicht geizig“.
Nahm mir eine Brotscheibe, schnitt ein Stück Käse herunter. „Alles was wir haben gehört uns. Alles von uns bezahlt. Nix von der Bank. Keine Schulden. Alles unser. Verstehst du Wilma. Unser. Deins, Meins, Michelle, Ingrid. Und jetzt auch Willem. Unser“.
Willem legte einen Arm um Wilmas Schulter. „Also wenn doch … wenn du … wenn wir Geld brauchen … sag‘ es einfach … Bitte … Ich habe auch noch ein bisschen gespart“.
„Machen wir was heute? Zusammen? Hier auf dem Hof?“ wollte ich das Gespräch in eine andere Richtung lenken. „Oder wie sehen eure Pläne aus?“ Grinste Ingrid breit an. „Du gehst auf keinen Fall wieder in den Teich. Egal was ist. Lass‘ mich das machen. Oder Willem. An uns ist mehr dran als an dir. Und du holst dir noch den Tod in dem Eiswasser“. Ingrid grinste. „Und ihr kriegt einen ganz kleinen Pimmel, wenn ihr in das kalte Wasser geht“. Wilma lachte laut auf. „Schwester, da haben wir doch Mittel um die wieder gross zu machen, oder?“ Klopfte sich auf die Schenkel. „Stimmt aber. Wie oft habe ich das gesehen … bei Gus … wenn wir irgendwo … in Rockanje im Meer waren. Bei der Kälte. Stimmt. Sein Pimmel wird echt klein“. Sie schmunzelte mich an. „Wird aber zum Glück wieder richtig … normal gross. Muss man sich nur ein bisschen Mühe geben“. Schaute Willem an. „Ist das bei dir auch so? Wird dein Pimmel auch kleiner?“ Willem grinste. „Ist wohl bei jedem Mann so. Kältepenis nennt man das. Solltest du aber wissen. Als Pflegekraft. Klar wird der kleiner. Weil das Blut woanders gebraucht wird. Um den restlichen Körper zu wärmen. Zu durchbluten“. Er drückte Wilma an sich. Aber stimmt auch was du sagst. Warmhalten, Sex haben – wird dann schon wieder. Normal“. Gab Wilma einen Kuss. „Und so wie du das machst … wie mein Körper auf dich reagiert … wird der sogar extra gross“.
Wilma erwiderte schmunzelnd seinen Kuss. „Mann, bin ich froh, dass du dich so verändert hast. Dass du so redest. Im Prinzip bist du doch gar nicht so verklemmt“. Griff über den Tisch zu Ingrids Hand. „Haben wir auch dir zu verdanken. Deiner Beratung“.
Michelle stand auf, holte Torid zu sich. „Wollen wir denn was machen? Zusammen? Oder reden wir jetzt nur über Pimmel?“
Auch Ingrid erhob sich vom Esstisch. „Ich geh‘ dann mal rüber. Zieh‘ mich um. Gärtnerklamotten. Machen wir die Bepflanzung? Zusammen? Ich habe so viel Pflanzen gekauft. Ist doch auch schönes Wetter. Zwar kalt, aber regnet nicht, die Sonne scheint“. Sie blieb im Vorbeigehen kurz bei Wilma stehen. „Und dann gebe ich dir mal alle Rechnungen und Quittungen. Auch die ich noch im Auto liegen habe. Für die Buchhaltung“.
Michelle schob sich einen Träger ihres Kleids herunter, legte Torid an ihre Brust. „Dann macht ihr mal. Ich kümmer‘ mich um Haushalt und Kind. Komm‘ dann nachher zu euch raus. Wenn alles erledigt ist“
11 Hoi, Guten Morgen. Ist schon lästig irgendwie, wenn man Frühaufsteher ist, oder?
12 Pass' auf. Pass' auf die Viecher auf. Lauf. Los.
13 Pfannkuchen. Bauchspeck. Rührei.
14 Alle an den Tisch, Frühstück ist fertig
15 Frisch gezapft. Gestern. Von Nele
16 Verdammt, ist das lecker. Frisch. Nicht steriliert. Echte Milch.
17 Niederlandischer Käse. Unbedingt probieren.
18 Sicher, Schwester. Bedien' dich einfach.
Leopold freute sich uns alle in „seinem“ Gehege zu sehen. Wuselte von einem zum anderen. Wilma hockte sich zu ihm hinunter. „Du bist ja so ein Energiebündel“. Leopold genoss ihre Streicheleinheiten. Einen Moment standen wir zusammen, warteten auf Ingrid. Sie sollte die Ansage machen. Wo sie sich was gedacht hatte. Wo was gepflanzt werden sollte.
Ein erstes Kunststoffelement holte sie direkt. „Das ist Andemat. Nennt man auch Duckweed. Für den Teich“. Willem nahm einen Topf aus dem Element. „Bei uns ... in Nederland heisst das Wasserlinsen. 19Eendenkroos. Sind gut gegen Algen im Teich. Kann man sogar essen. Ist sowas wie Soja. Auch Yksi und Kaksi werden die mögen. Das Zeugs wächst wie Sau. Man muss nur für ein wenig Bewegung im Wasser sorgen. Sonst wird das Ruckzuck ein stinkender Tümpel“.
„Wie? Bewegung?“ wollte Wilma wissen. „Ja, Bewegung. Ein Springbrunnen. Oder ein Wasserzulauf. Vielleicht mit einer Pumpe. Sowas wie einen Bachlauf anlegen“.
Ingrid verteilte in der Schubkarre ihren Pflanzeneinkauf. „Das hier, die Bodendecker, pflanzen wir um den Zaun herum. Die kriegen nicht so tiefe Wurzeln. Und den Bambus etwas weiter weg. Nicht auf der Folie. Die kriegen echt tiefe Wurzeln. So stelle ich mir das vor. Was meint ihr denn?“ Legte etwa alle zwei Meter einen Bambus-Steckling aus. „Die vermehren sich von selbst. Irgendwann sieht das dann aus wie im Urwald. Dann ist bestimmt alles zugewachsen“.
Willem lief um den Teich herum, schien irgendwas zu inspizieren. „Ich kümmer‘ mich um den Bachlauf, okay? Mach‘ ein wenig Zement an, modelliere was. Morgen kauf‘ ich dann Gummikabel, also wasserfestes und wetterfestes Kabel“.