Rockanje aan Zee - Gustav Knudsen - E-Book

Rockanje aan Zee E-Book

Gustav Knudsen

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Beschreibung

Der Auftakt zu einer Reise in die 1980er Jahre - ein sehr kurzweiliger Coming - of - Age - Roman, der auf authentische Art und Weise alle Phasen des Erwachsenwerdens beinhaltet. Im ersten Buch der Reihe beginnt die Reise in die frühen 1980er Jahre - prägend und einprägend für den jungen Gustav, selber in seinen 20er Jahren. Alles in seinem ersten Jahr in Holland prasselte in einer zuvor nicht gekannten Vehemenz auf Gustav herein. Die neue Arbeitsstelle auf einer Raffinerie im Rotterdamer Europoort, seine erste WG, die offene und liberale Art der Holländer und Holländerinnen ... Gustav sieht sich mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Insbesondere die Triebhaftigkeit eines jungen Mannes, der er ja mit 22 Jahren war, macht ihm einige Probleme, die es zu meistern gilt. Der Hauptakteur erlebt die Irrungen und Wirrungen von Liebe, Lust und Begierde. Immer wieder verstrickt er sich in den Fängen dieser drei Begriffe, die eng miteinander verwoben sind. Aber jeder Aspekt für sich allein ist schon schwierig genug zu analysieren und will vor Allem bewältigt werden. Wie soll das in der Kombination aller drei erst gehen? Sehr schnell sollte er feststellen dass seine geliebte Freundin Astrid Recht hatte als sie ihm mit auf den Weg gab: 'Situationen, die man am liebsten aus seinem Leben löschen möchte, machen einen zu dem, was man ist. Vergiss das nicht.'

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Der Auftakt zu einer Reise in die 1980er Jahre - ein sehr kurzweiliger Coming - of - Age - Roman, der auf authentische Art und Weise alle Phasen des Erwachsenwerdens beinhaltet.

Im ersten Buch der Reihe beginnt die Reise in die frühen 1980er Jahre - prägend und einprägend für den jungen Gustav, selber in seinen 20er Jahren.

Alles in seinem ersten Jahr in Holland prasselte in einer zuvor nicht gekannten Vehemenz auf Gustav herein. Die neue Arbeitsstelle auf einer Raffinerie im Rotterdamer Europoort, seine erste WG, die offene und liberale Art der Holländer und Holländerinnen ...

Gustav sieht sich mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Insbesondere die Triebhaftigkeit eines jungen Mannes, der er ja mit 22 Jahren war, macht ihm einige Probleme, die es zu meistern gilt.

Der Hauptakteur erlebt die Irrungen und Wirrungen von Liebe, Lust und Begierde. Immer wieder verstrickt er sich in den Fängen dieser drei Begriffe, die eng miteinander verwoben sind.

Aber jeder Aspekt für sich allein ist schon schwierig genug zu analysieren und will vor Allem bewältigt werden. Wie soll das in der Kombination aller drei erst gehen?

Sehr schnell sollte er feststellen dass seine geliebte Freundin Astrid Recht hatte als sie ihm mit auf den Weg gab: „Situationen, die man am liebsten aus seinem Leben löschen möchte, machen einen zu dem, was man ist. Vergiss das nicht.“

Inhaltsverzeichnis

Prolog

„Rockanje aan Zee“

„Zum traurigen Hund“

„Jij praat Nederlands?“

„GULF“

„Auslöse“

„Wochenend’ und Sonnenschein“

„Demontage auf der GULF“

„Suske en Wiske“

„Unser neues Zuhause“

„Raus aus der Pension“

„Silke“

„And the winner is ….“

„Bram und Jolanda“

„Front-Urlaub“

„Astrid“

„Zurück nach Rockanje“

„War’s das schon?“

„Frank und Silke“

„Einstand“

„Fettnäpfchen“

„Ede wird vermisst“

„Neuigkeiten, aber keine guten“

„Anette“

„Petra“

„Brust. Scham.“

„Anne Frank“

„Der Kuss“

„Vitesse“

„Karamel. Und Sahne“

„Unsere Zeit geht zur Neige“

„Neue Mobilität“

„Brief von Petra“

„Tschüss Rainer“

„Willeke“

„17M – P7“

„Und darüber hinaus …“

„Um. Frieden.“

„Ganz einfach. Sicher?“

„Winner – Loser“

„Absacker“

„Ein Tag am Meer“

„Dees“

„Niet te geloven“

„Klompen“

„Schnürung“

„Mega-Braut“

„Jack and Friends“

„Zeiten ändern dich“

„Prostitution“

„Fietspad“

„Zandvoort“

„Formel 1“

„Schwanzvergleich“

„Schönes Wochenende“

„Ganz unverbindlich“

„Winterzeit“

„Ein schwarzer Tag“

„Das Caravan-Business“

„Nachtwächter“

„Ich muss dir was sagen“

„Still in Love with you“

„Der Kinderwunsch“

„Der Vertrag“

„Unser kleines Haus“

„Oder doch Astrid?“

„Epilog“

Prolog

Ein lautes Klopfen an der Haustür und verzweifelte „Hilfe“ Rufe reissen mich aus meinem Schlaf. Und das soll auch schon was heissen, lag mein „Schlafzimmer“ doch im 2.Obergeschoss einer öko-alternativen Wohngemeinschaft, dem „Projekt Niemandsland“. Erst war ich mir nicht ganz sicher ob es sich nur um einen Traum handelt, also dauerte es einen Moment bis ich realisierte dass die Wahrnehmung „echt“ ist.

Raus aus den Federn, in Unterhose die Treppe herunter – durch die Fenster im Treppenhaus sehe ich Flammen aus dem Innenhof lodern – ich haste in das Zimmer von Armin, den ich mit meinem Ruf „Feuer“ ebenfalls jäh aus dem Schlaf hole. Armin ist aber nicht ganz so fix wach und antwortet schlaftrunken nur „ich habe kein Feuer“. „Mann, raus aus der Kiste“ schreie ich ihm entgegen, „es brennt“.

Weiter runter ins Erdgeschoss, in eine Art „Büro“, besser gesagt eine Kombination aus „Büro“, also ein Schreibtisch, ein grosser Esstisch für gemeinsame Mahlzeiten und eine schäbige Couch zum Abhängen. Erst schnell ins Freie, auf den Hof - und dort sah ich dann das Schlammassel – der Wohnwagen von Micha stand in Flammen. Aber von der hilferufenden Person weit und breit nichts zu sehen.

Naja, hier im Büro stand das Telefon - damals noch ganz klassisch mit Wählscheibe, das muss so gegen 1989 gewesen sein. Ich wählte die Notrufnummer 112 und meldete den Brand mit einer hektischen Beschreibung - der Innenhof war für grössere Fahrzeuge nicht zugänglich, man musste von der Hauptstrasse durch eine Hofeinfahrt. Das „Projekt Niemandsland“ war ursprünglich mal Gelände irgendeines Gewerbebetriebs.

Nach meiner aufgeregten Schilderung bei der Notrufzentrale rief ich Micha an, der bei seiner damaligen Freundin wohnte, den Namen weiss ich echt nicht mehr. Es dauerte eine ganze Weile bis sie meinen Anruf entgegen nahm, kein Wunder, es war ja „mitten in tiefster Nacht“, was weiss ich, so gegen 4 Uhr oder ähnlich.

„Micha muss sofort herkommen, sein Wohnwagen brennt“ sagte ich hektisch am Telefon – bevor irgendwelche lästigen Fragen kommen konnten hatte ich auch schon wieder aufgelegt und eilte zurück ins Freie. Das war aber mehr ein kopfloses hin- und herlaufen, mit der Situation war ich eindeutig überfordert.

„Was tun“, fragte ich mich, ich hatte erst wenige Tage zuvor eine kleine Metallbauwerkstatt nur einige Schritte vom Wohnwagen entfernt eingerichtet. Dort standen auch zwei oder drei grosse Gasflaschen für Schweissarbeiten – mit Acetylen und Sauerstoff – „au weia, wenn das Feuer übergreift werden die sicherlich zu Raketengeschossen“.

Mittlerweile waren auch weitere Mitbewohner im Innenhof versammelt, aber keiner wusste so recht was zu tun und zu lassen ist. Und auch nur einige Augenblicke später erschien die Feuerwehr. Riesen Tamtam und volle Lightshow im Innenhof.

Der Einsatzleiter liess sich erneut die Situation schildern, zeitgleich begannen seine Kollegen mit den Löscharbeiten – und verwiesen uns sehr bestimmt und eindringlich des Ortes. „Gehen Sie weg, aus dem Weg“ – kurze und unmissverständliche Ansage.

Da standen sie nun, die ganzen „Ökos“ und mussten zusehen wie die Feuerwehrkräfte mit chemischen Mitteln den Brand bekämpften – Scheiss auf alternative Lebenseinstellung.

Inzwischen war Micha auch eingetroffen und konnte nur noch zusehen wie sein Wohnwagen unter den Löschmitteln verschwand und auch zusehends kleiner wurde. Ein richtiger Haufen Elend, wie man so schön sagt.

Ich musste aber jetzt schleunigst fort, das „Niemandland“ verlassen, zu sehr war ich aufgewühlt und wollte mich auch nicht weiter diesem Chaos aussetzen.

Ich holte mein Mountainbike aus der ehemaligen Gewerbe-Garage, die Platz geboten hatte für einige LKW. Weit kam ich aber nicht, an der Ecke, nur wenige Meter entfernt, war „Der Zumack“, eine Art Frühstücksbude, vornehmlich von Handwerker und sonstigem arbeitendem Volk besucht. Früher war das eine Metzgerei, jetzt gab es hier, werktäglich von 06:00 Uhr bis 09:00 Uhr belegte Brötchen – sonst nichts.

Immer noch, ganz wie zu Metzgereizeiten, standen Frauen mit rosafarbenen Wangen hinter dem Verkaufstresen.

„Was darf’s denn sein?“ Ich entschied mich, und das fiel bei der Auswahl an Aufschnitt nicht schwer, für ein „Schnitzel-Brötchen“ und ein Brötchen mit Leberkäs.

„Der Zumack“ hatte insbesondere belegte Brötchen mit Fleisch- und Wurstwaren, und auch nicht zu sparsam belegt, ganz Handwerkerfreundlich für irgendetwas um die Eine Mark fuffzisch, wenn ich mich recht erinnere. Dazu gab es dann, je nach Anzahl der Brötchen, dann auch entsprechend kleine Portionsbeutel, aus Kunststoff, mit Senf. Das war’s, das höchste der Gefühle als Alternative war Käse-Brötchen. So ganz und gar nichts für „Ökos“ – dazu muss ich eingestehen dass ich mich nie wirklich zu dieser Gruppe gezählt habe.

Mit Proviant ausgestattet machte ich mich auf den Weg in den nahe gelegenen Volksgarten, eine, damals schon, annähernd hundert Jahre alte Parkanlage mit riesigen Baumbestand und mehreren Seen. Hier war bestimmt der richtige Ort um innere Ruhe zu finden.

Vor nicht allzu langer Zeit wurde der Volksgarten im Zuge der Bundesgartenschau um den „Südpark“ erweitert – entstanden war eine riesige Parkfläche, die zur Erholung und auch zur Neuentdeckung der Natur beitrug.

Kleiner Zwischenstopp an einem der unzähligen Kioske, noch ein paar Bierchen gekauft und dann erst einmal „in Ruhe“ das Geschehende Revue passieren lassen. Hat man ja auch nicht jeden Tag, so ein „Erlebnis“.

Am liebsten hätte ich natürlich Freunde besucht, um über das Feuer zu sprechen, aber es war ja noch sowas von früh – und die mussten jetzt ja auch - grösstenteils - zur Arbeit. Ich selber hatte zu dem Zeitpunkt keinen „echten Job“, sondern machte in einem Fernlehrgang meine Ausbildung zum Baubiologen am „Institut für Baubiologie“ in Rosenheim. Ökologisches Bauen und Wohnen war ja „das Thema“ zurzeit und ich dachte mir dass es nicht nur eine „Gute Sache“ sei, sondern auch eine echt ernstzunehmende Alternative zum herkömmlichen Bauen und der Zunahme an mehr oder minder bedenklichen Baustoffen. Darüber hinaus gab es zu dieser Zeit so gut wie keine Angebote und Dienstleistungen in „unserer Stadt“, war ja alles noch sehr neu.

Ausserdem bot sich im „Niemandsland“ eine perfekte Gelegenheit um mich im Umgang und Einsatz dieser, teilweise, doch anders zu verarbeitenden Baustoffe zu erproben.

Das Niemandsland bestand aus zwei grossen Wohnhäusern, die sich über mehrere Etagen und Wohneinheiten erstreckten, eine grosse Garage und Lagerflächen sowie einen angrenzenden Werkstattbereich. Das Areal gehörte dem Sohn eines Grossimmobilienbesitzers, der aber so gar nicht dem Kommerz zugetan war, sondern eher hehre Ziele verfolgte. Alle nannten ihn Jonas, erst viel später fand ich heraus dass er einen ganz anderen Vornamen besass, mit dem er aber nie angesprochen wurde.

Jonas hatte mir grosszügigerweise ein Zimmer in der „Wohngemeinschaft“ zur Verfügung gestellt, sowie die Möglichkeit im Erdgeschoss des zur Hauptstrasse ausgerichteten Wohnhaus einen kleinen Laden für die baubiologischen Produkte einzurichten, die ich so nach und nach von diversen Herstellern bekam – und diese auch zum Verkauf anbot. Natürlich konnte man davon so gar nicht wirklich leben, dafür war das alles noch Pionierarbeit, denn nur wenige interessierten sich für „Ökobau“, geschweige denn konnten es sich finanziell leisten. Da war es natürlich eine willkommene Hilfe dass man im „Niemandsland“ seine quasi Miete durch Arbeit als Form der Gegenleistung abgelten konnte.

Eigentlich war Jonas schon „eine coole Socke“, wenngleich auch – zumindest in meinen Augen – etwas verschroben. In jedem Fall war er aber ein Revoluzzer und Visionär, sowas wie der Rainer Langhans unserer Stadt. Sein Erscheinungsbild und seine kauzige Art liessen so gar nicht vermuten dass er aus einem „vermögenden Haus“ kam, sondern erinnerten eher an „Catweazle“, die Figur einer TV-Serie der 1970er Jahre.

An einem der Seen fand ich einen schönen Platz im Volksgarten und liess mich dort nieder, suchte eine Sitzbank auf der ich also meinen Gedanken nachhängen konnte und dabei mein zuvor gekauftes Frühstück einnehmen konnte.

Eigentlich war es natürlich keine Uhrzeit um bereits mit „Bierchen“ zu starten, aber die Situation liess das entschuldigen. Heisst es doch „kein Bier vor vier“ - aber irgendwo auf der Welt war es bestimmt schon vier Uhr.

„Meine Herren, what a nightmare“, dachte ich mir, „was hätte alles passieren können wenn wir das Feuer nicht bemerkt und auch die Feuerwehr nicht frühzeitig eingetroffen wäre“. Und auch dass ich ohne zu überlegen angerufen habe – vor allem Micha bei seiner Freundin aus dem Schlaf gerissen hatte. Das war für mich schon fast das Verwunderlichste, hatte ich doch seit geraumer Zeit mit Micha einen echten Disput, nachdem er nach langen Freundschaftsjahren zwischen uns ein ungeschreibenes Gesetz gebrochen hatte – „Mach’ niemals die Frau / Freundin deines Freundes an“. Mehr noch, er hatte sich auf übelste Art und Weise an sie rangewanzt - klar, da gehören ja immer mindestens zwei Beteiligte zu – und keiner von beiden hatte den Schneid ein Wort darüber mir gegenüber mitzuteilen. Was für Arschlöcher.

Das war nicht nur sehr schmerzlich, auch das Zusammenleben mit meiner damaligen Freundin wurde für eine längere Zeit unerträglich und absolut angespannt. Meine Freundschaft zu Micha war aber von meiner Seite schlagartig beendet, wen wundert’s?

Aber wer kann sich gegen Liebe oder Verliebtheit erwehren, doch nur die Wenigsten – und meist erfolglos. Und auch wenig später erlebte ich nahezu die gleiche Situation selbst, als ich mich in Andrea verliebte, die mit Armin zusammen lebte und gar ein gemeinsames Kind hatten. Da ist man seinen Gefühlen einfach ausgeliefert und sollte denen auch nachgehen, oder? Das „Niemandsland“ war also deutlich mehr als eine ökoalternative Lebensform, eher ein Biotop für Bekloppte?

Während mir das durch den Kopf ging kamen immer mehr Erinnerung in mir hoch, immerhin war ich zu dem Zeitpunkt annähernd 10 Jahre „dick befreundet“ mit Micha – und wir hatten so einiges gemeinsam erlebt und „ausgeheckt“.

Ich sah den Enten auf dem See zu, beobachtete die ersten frühen Spaziergänger, aber auch Menschen die auf dem Weg zur Arbeit, zur Uni oder sonst wo hin unterwegs waren.

Der Park lag zwischen einigen Stadtteilen und war ideal um auf kurzem Weg die Stadt zu durchqueren. Zudem war man fernab der durch den Berufsverkehr überfüllten Strassen und hatte ein wenig Ruhe bevor die Grossstadt einen im alltäglichen Wahnsinn und hektischen Treiben empfing.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, in Wirklichkeit waren es nur wenige Stunden, machte ich mich wieder auf den Weg ins „Niemandsland“.

Immer noch standen meine Mitbewohner im Kreis zusammen, eher gelähmt, und sahen dabei zu wie Micha die verbrannten Überreste seines Wohnwagens zusammenkehrte. „Hey Leute, wenn ihr eure Hände sucht, schaut mal in den Hosentaschen nach“ waren meine Worte, die ich von einem meiner damaligen Lehrmeister übernommen hatte. Denn arbeiten hatte so wirklich keiner meiner Mitbewohner erfunden, das sollten lieber Andere machen.

Ich stellte mein Mountainbike ab und ohne grossartig nachzudenken nahm ich eine Schaufel und ging zu Micha hinüber, der sicherlich genauso verwundert registrierte dass ich begann mit ihm gemeinsam den ehemaligen Wohnwagen zu entsorgen. Wir sahen uns wortlos an – die Verbundenheit war dann doch grösser als die Wut aufeinander.

Nach getaner Arbeit setzen wir uns zusammen bei einem Kaffee und rauchten erst einmal gemeinsam eine fette Tüte – allerdings auch das wortlos – bloss keine alten Wunden aufreissen, in der Situation sicherlich auch völlig deplatziert. Er stand ja, im wahrsten Sinne des Wortes, vor einem Scherbenhaufen und hatte sicherlich auch ganz anderes im Sinn als über Beziehungsstress und Vergangenes zu reden.

Im Nachhinein betrachtet auch von uns beiden das beste Verhalten. Ich war froh dass „automatisiert“ mein Freundschaftsgefühl gesiegt hatte und er war bestimmt genauso froh eine Unterstützung und Freundschaftsbekundung erhalten zu haben. Ohne Worte, soll es ja geben.

„Rockanje aan Zee“

Es war Ende 1979 oder Anfang 1980, ich hatte ein Jahr zuvor meine Ausbildung zum Chemielaborant bei einem grossen Chemiekonzern beendet und dann noch kurze Zeit in dem Beruf gearbeitet. Bereits in der Ausbildung habe ich aber schnell festgestellt dass dies nun so gar nicht meine „Berufung“ ist und darum auch die Stelle gekündigt. Zu der Ausbildung bin ich eher auf Anraten meiner Eltern gekommen – und zu der Zeit gab es ja Lehrstellen satt für jeden.

Nachdem ich den Lehrvertrag in der Tasche hatte, ich war in der 10. Schulklasse, habe ich dann auch zusehends die Lust an der Schule verloren, ein Ausbildungsplatz war mir ja 100% sicher. Stattdessen erfreute ich mich an den Vorzügen, die das damalige, relativ frisch eingeführte Schulsystem der „Leistungsfächer“ mit sich brachte. Ich hatte mich für „Sprachen“ entschieden, aber nicht aus Interesse an Fremdsprachen, sondern eher weil in diesem Kurs nur ein weiterer Junge war, Udo – und ansonsten nur Mädchen, insgesamt 28 an der Zahl.

Ich war zu der Zeit 15 Jahre alt, also voll in der Pubertät – und wie konnte ich die besser erkunden und erleben als in einer Gruppe mit Mädchen.

Nur zu gerne erinnere ich mich an diese Zeiten, mit Klassenfahrten ins Ausland – Sprachreisen wurde das genannt. Ganz ehrlich, die Zeit war alles andere als Schulstress, das war praktischer Sexualkundeunterricht - in bester Form - die volle Auswahl, immer wieder. Es waren schon einige Erfahrungen, die ich sammeln konnte. Vor Allem immer etwas Neues, weil anders – eine komplett neue Erfahrung.

Bis dahin kannte ich Frauenkörper nur vom Sehen, entweder im Freibad oder im Miederwarenbereich des Otto-Katalogs. Eine Vorstellung von dem was ein Frauenkörper einem jungen Mann, oder besser gesagt einem Teenie, für Freude bereiten kann konnte ich mir bis dahin auch nicht ansatzweise vorstellen. Die Entscheidung der Verlockung der Frau nachzugeben war wie ein Schachspiel zwischen Hirn und Penis. Und das Hirn liess den Penis gewinnen. Dachte ich. Aber das sollte sich im Laufe der Jahre als Trugschluss herausstellen. Das Hirn lässt den Penis nicht gewinnen, der Penis gewinnt immer. Und das bleibt auch so, immer.

Meinen ersten Sex hatte ich allerdings nicht mit einem Mädchen aus meiner Schulklasse, sondern mit Anita, der Tochter eines Arbeitskollegen meines Vaters.

Meine Eltern waren „aus dem Haus“ und wir sassen gemeinsam auf meinem Jugendbett, hörten Musik – Rory Gallagher, das war zu der Zeit mein Favorit. Innerhalb kürzester Zeit kamen wir zur Sache, beide extrem neugierig und begierig den „anderen“ Körper zu erkunden. Wahrscheinlich verlief es genau wie bei vielen anderen auch, sehr schnell hatte ich meinen ersten Samenerguss in einer Vagina. Für Anita vielleicht nicht ganz so „befriedigend“ wie für mich, ich versuchte das wettzumachen, indem ich, sicherlich noch recht ungeschickt, an ihren Brüsten und ihrem Schambereich rumfummelte.

Danach verliessen wir aber auch wieder recht schnell mein Elternhaus, das sollte ja keiner mitbekommen, die hätten uns aber sonst auch bestimmt „den Arsch aufgerissen“, wie man es umgangssprachlich nennt.

Wir gingen in ein nahe gelegenes Wäldchen spazieren, und auch erst dort nahmen wir uns an die Hand, sollte ja bloss keiner mitkriegen das wir „was haben“. In dem Wäldchen haben wir dann direkt noch einmal „Liebe gemacht“, eine schöne Sache.

Ab und an muss ich selbst heute noch, wenn der gleichnamige Schlagerhit von Costa Cordalis läuft an Anita zurückdenken. Aber das mit uns beiden war nichts Dauerhaftes, nichts wirklich Ernsthaftes, halt einfach nur Neugierde, die wir dann auch schnell befriedigt hatten.

Nachdem ich also meinen Job als Laborant beendet hatte wusste ich aber so gar nicht was jetzt passieren sollte und so versuchte ich mich mit allerlei kurzen Jobs, vom Holzzuschnitt in einem Baumarkt über diverse Hilfstätigkeiten über eine Zeitarbeitsfirma. Aber auch für eine kurze Episode war ich als Verkäufer im „Fachmarkt Runkel“ tätig, damals so etwas wíe „Rudi’s Reste Rampe“, ein Laden in dem allerlei Schund für grundsätzlich 1 Mark angeboten wurde. Dinge, die die Welt nicht braucht und die grösstenteils noch nicht einmal die 1 Mark wert waren. Ich konnte mich dort nicht wirklich lange halten, sehr schnell geriet ich mit dem Filialleiter aneinander, „a rechts Arschloch“, wie der Bayer sagen würde.

Aber auch das alles war es nicht wirklich. Eines Tages kam ich nach Feierabend an einem Bürohaus vorbei sah das dort angeschlagene Stellenangebot „Montagekräfte in Holland gesucht“.

Hey, das wäre doch was, arbeiten im Ausland. Ich war jetzt 21 Jahre alt, genau der richtige Zeitpunkt um die Welt zu erkunden. Klar, ich hatte bereits etwas „Auslandserfahrung“, die sich aber im Wesentlichen darauf beschränkte als Kind die Schulferien bei meiner Oma in Belgien zu verbringen. Später dann, mit 16 Jahren, machte ich meine erste eigenständige Reise zu ihr - mit meinem Mofa - gefühlt hatte das Tage gedauert und war verdammt beschwerlich.

Am nächsten Vormittag machte ich mich also auf zu dem Büro um mich dort zu bewerben. Erfahrung hatte ich keine und auch keine Vorkenntnisse, wovon auch, ich wusste nicht einmal um was es genau ging.

In dem Büro wurde ich von einer Frau empfangen, die mich bat kurz Platz zu nehmen und schon mal meine persönlichen Daten in ein Formular einzutragen. „Der Heinz, also der Herr Schmitz, hat gleich Zeit für Sie“ liess sie mich wissen. Ich schaute sie erstaunt an, was sie auch bemerkte und fügte hinzu „Ach ja, wir duzen uns alle“.

Nach kurzer Zeit wurde ich zu Heinz in sein Büro gebeten. Ein grosser, glatter, gut gekleideter Typ – mir war direkt klar dass der 7er BMW vor dem Haus seiner ist, genau so ein Typ war er -und tatsächlich war das auch so.

„Wir arbeiten für ein niederländisches Unternehmen auf dem Europoort in Rotterdam“ begann er sogleich. „Das Unternehmen ist im Bereich der Wartung von Raffinerie-Anlagen tätig“, fügte er hinzu. „Wie sieht es denn mit deiner Erfahrung im Bereich Industrie-Montage aus?“ wollte Heinz wissen.

Wahrheitsgemäss musste ich eingestehen „Null“. Aber das war ihm egal, „das wird man dir dort alles beibringen. Du bist gross und kräftig, das wird dort genau gebraucht“.

Wie? Keine Ahnung von gar nix, aber dennoch qualifiziert? „Das ist doch zu schön um wahr zu sein“, ging es mir durch den Kopf. „Was hast du denn sonst so für Fähigkeiten? Sprichst du englisch?“ wollte Heinz wissen. War meine Wahl des Fremdsprachen-Leistungskurs in der Schule also doch für etwas zu gebrauchen, ausser Mädels angraben?

„Ja“, entgegnete ich, „und ich verstehe und spreche auch holländisch, ich bin ja belgischer Staatsbürger“ ergänzte ich. „Perfekt, das ist perfekt“, erwiderte Heinz, „das macht es sicherlich einfacher für dich“. Ein kurzer Moment Pause und Heinz erklärte mir dann was genau der Montage-Job beinhaltete.

„In regelmässigen Intervallen werden die gesamten Raffinerie-Anlagen gewartet, zerlegt und nach Kontrollen wieder zusammengebaut. Defekte oder verschliessene Komponenten werden ersetzt. Und das alles in einem sehr strammen Zeitrahmen, Zeit ist Geld. Und für diesen Zeitraum, in der Regel mehrere Monate, in denen du dann auf verschiedenen Raffinerien im Einsatz bist, sucht meine Partnerfirma Manpower“, so erklärte Heinz. „Ist das was für dich, kannst du dir das vorstellen?“

Nö, das konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, nicht im Geringsten. Ich wusste noch nicht einmal was eine Raffinerie ist. „Ja, das möchte ich machen, aber wie soll das gehen?“ antwortete ich.

„Wir treffen uns in drei Tagen erneut hier, dann kommen weitere Kollegen, mit denen zusammen du nach Rotterdam fährst. Ich erkläre euch allen gemeinsam wie der Ablauf und die Anforderungen sind. Also, wenn du dann immer noch interessiert bist, sehen wir uns dann“.

Mit diesen Worten verabschiedete mich Heinz. Wieder auf der Strasse, nachdem ich das Büro verlassen hatte musste ich mich erst einmal zwicken. Hatte ich das geträumt oder war das gerade wirklich passiert?

In den Tagen bis zum erneuten Treffen machte ich mir zahllose Gedanken und notierte Fragen auf Zetteln. Wie komme ich nach Rotterdam? Wo werde ich wohnen können? Welche Arbeitszeiten? Welches Gehalt? Und und und …

Dann war es soweit, der Termin war gekommen und ich machte mich auf den Weg in das Büro, auf dem Weg zu Heinz. Als ich das Büro betrat waren bereits weitere Leute dort und warteten.

Heinz bat uns alle in sein Büro, einige Stühle waren aufgestellt und wir setzen uns um seinen Erklärungen zuzuhören. Nach einer kurzen Begrüssungs- und Höflichkeitsfloskel legte er dann los.

„Also, es verhält sich so, ihr seid bei mir angestellt, werdet aber in Rotterdam eingesetzt und auf Nachfrage müsst ihr auch antworten dass ihr für die niederländische Rohrleitungsbaufirma arbeitet. Ihr werdet Montagehelfertätigkeiten durchführen, mein Mann vor Ort wird euch empfangen und dann auch alles Wichtige erklären. Der bekommt die Anweisung auch immer direkt vom holländischen Bauleiter, weiss also bestens Bescheid. Ihr sagt am besten auch immer dass ihr Rohrschlosser oder Metallbauer gelernt habt, ihr versteht was ich meine?“ Hm, das war ja schon ein wenig komisch, zu sagen dass man etwas sei was man nicht ist. Aber was soll’s, Heinz wird schon wissen wovon er spricht, hoffentlich.

Dann schilderte er in knappen Worten noch einmal was einen Arbeitstechnisch so erwartet – Anlagen oder Anlagenteile auseinander schrauben, reinigen, warten, ersetzen und anschliessend den ganzen Rotz wieder zusammenbauen, im Wesentlichen jedenfalls. Das sollte doch hinzubekommen sein. Was das allerdings genau bedeutete wurde uns dann erst „vor Ort“ klar und bewusst.

„Gut, jetzt ein paar andere Fakten für euch“, fuhr Heinz fort. „Eure Unterbringung ist geregelt, ich habe Zimmer für euch in einer Pension meines Partners Henk in Rockanje aan Zee reserviert – das ist nicht weit vom Europoort entfernt - er ist über eure Ankunft informiert und hat alles vorbereitet. Über die Kosten müsst ihr euch keine Gedanken machen, das übernehme ich, sozusagen als Vorschuss. Ich komme ja auch jeden Freitag um euch eine Abschlagszahlung in bar zu bringen, dann seid ihr immer „flüssig“. Er lachte beim Wort „flüssig“, vielleicht um die Situation zu entspannen oder unsere eventuellen Bedenken zu zerstreuen.

Sowieso liess er keinerlei Zweifel an seiner Souveränität aufkommen, so eine Ansprache hielt er nicht das Erste mal, das war direkt sonnenklar.

Einer der anderen, Achim, fragte „Was ist denn mit Arbeitszeiten, und vor allem mit Bezahlung?“ Der Typ neben Achim meldete sich ebenfalls zu Wort, „Ja, das ist ja mit das Wichtigste, bevor wir irgendetwas unterschreiben“. Sein Name war Rainer und er hatte noch weitere Fragen nach „Schiebern, Rohrleitungen, Flanschen und was weiss ich noch alles“. Wie sich dann herausstellte war er auch gelernter Rohrschlosser, also „vom Fach“ sozusagen.

„Wie schon gesagt, die genauen Ablaufe werden euch direkt vor Ort erklärt, Voraussetzung ist dass ihr in jedem Fall anständige Arbeitskleidung habt, insbesondere Sicherheitsschuhe“, antwortete Heinz.

„Die Arbeitszeiten sind Montag bis Freitag jeweils 8 Stunden, das kann sich aber noch je nach Situation ändern. Ebenso die Uhrzeiten, ob Vormittags- oder Spätschicht. In jedem Falle sind die Wochenenden frei“, liess es uns Heinz wissen. „Und zur Bezahlung – ich zahle 1.200 Mark – die Woche“, sagte Heinz und legte sicherlich ganz bewusst eine längere Pause ein.

Daran hatte er gut getan, denn mit diesem Argument – „die Woche“ - hatte er jetzt direkt jeden „im Sack“.

Was, das konnte doch nicht wahr sein, das hatte ich vorher im ganzen Monat nicht oder nur annähern verdient. Also ich war dabei, keine Frage, das sind fast 5.000 Mark im Monat, ich bin gerade mal Anfang 20 und werde so direkt zum „König der Welt“, finanziell gesehen.

„Klar, da gehen natürlich noch eure Kosten für Unterkunft ab, die liegen so bei etwa 200.- bis 250.- Mark die Woche, aber das wird euch Henk dann auch direkt mitteilen“.

„Ja, scheiss die Wand an“, dachte ich mir, „da bleiben ja immer noch gute 900.- Mark übrig – die Woche – da muss ich doch vollblöd sein wenn ich das nicht mache“. Und mit diesem Gedanken war ich anscheinend nicht alleine im Raum.

„Wann soll es denn losgehen? Ab wann gilt denn der Vertrag?“ wollte Achim wissen, den das Geld auch sichtlich beeindruckt hatte. Wie sich später herausstellte war er gelernter Gärtner und das Gehalt war ein Vielfaches seines bisherigen.

„Wenn wir die Verträge fertig gemacht haben kann es für euch am kommenden Montag losgehen“, so Heinz, „allerdings solltet ihr dann aber schon spätestens den Sonntag zuvor in Rockanje sein“, fügte er hinzu. „Und wer von euch hat denn ein Auto?“ wollte er jetzt wissen.

Achim meldete sich - dass er ein Auto habe und auch direkt Rainer mitnehmen könne, die beiden waren anscheinend befreundet. „Das ist gut“, erklärte Heinz, die anderen müssen dann mit dem Zug oder irgendwie anders nach Rotterdam kommen, „von dort kann euch dann einer meiner anderen Mitarbeiter, der bereits in Holland ist, abholen und nach Rockanje bringen.

„Kann ich vielleicht auch bei dir mitfahren? fragte ich Achim. „Klar, aber da musst du schon was zum Spritgeld dazu tun“, entgegnete er mir. „Das könnt ihr aber bitte gleich alles noch untereinander abklären“, unterbrach Heinz. „Für die, die ohne Auto anreisen gibt es gleich von mir einen Vorschuss für die Fahrtkosten, den ziehe ich dann nach der ersten Woche logischerweise direkt von eurer Abschlagszahlung ab“. Das klang auch ganz verständlich. „So, und jetzt lasst uns zu meiner Sekretärin, damit die den ganzen Papierkram fertig machen kann“. Damit war das Bewerbungsgespräch dann endgültig vorbei und wir waren quasi eingestellt.

„Noch was zum Schluss“, sagte Heinz auf dem Weg in das Vorzimmer, „ich komme jeden Freitag, dann treffen wir uns in der Pension bei Henk, und es gibt eine wöchentliche Abschlagszahlung von 600.- Mark pro Nase, den Rest logischerweise am Monatsende, damit ihr ja nicht alles direkt versaufen könnt“, fügte er lachend hinzu.

Nachdem dann die Papiere unterschrieben waren, wir noch die Adresse und den Namen der Pension von Henk bekommen hatten - „hier noch die Telefonnummer falls irgendetwas sein sollte“, so Heinz.

Die, die Vorauszahlung für die Anreise bekamen – bekamen irgendwas um die 150.- Mark, wenn ich mich recht erinnere.

Achim, Rainer und ich verabredeten noch in eine Kneipe „hier um die Ecke“ zu gehen um bei einem Bierchen alles weitere für unsere Abfahrt zu besprechen.

Wir waren alle drei sehr aufgeregt und redeten unaufhörlich, insbesondere über die „fette Kohle“, das war echt Hammer, so viel Geld, unglaublich. Wir besprachen wann, wie, wo wir uns treffen um dann in Kürze gemeinsam nach Holland zu fahren.

„Was macht ihr eigentlich mit euren Wohnungen? Behaltet ihr die oder was?“, wollte ich von Achim und Rainer wissen. Das war nämlich so eine meiner ersten Fragen, die jetzt massiv auf mich einprasselten. Achim erzählte dass er mit einem Freund, einem Fernfahrer, zusammen ein kleines Häuschen im Bergischen Land bewohne, „da zahlen wir eh nur kleines Geld und teilen uns die Miete. Von daher – gar kein Thema“. Rainer sagte dass er noch bei seinen Eltern wohne, also auch kein Problem.

Ich wohnte zu der Zeit in einer Mietwohnung in einer relativ asozialen Gegend, die in einem Hochhaus gelegen war. Zwei Zimmer, Küche, Bad – nicht unbedingt der Brüller, insbesondere das Umfeld, aber immerhin war die Miete gering, irgendwas um die 300.- Mark. Früher war das Mietpreisgefüge ja noch ein deutlich anderes als heutzutage. Die musste ich dann wohl „irgendwie loswerden“. Selbst damals konnte man nicht so ohne weiteres von „heut’ auf morgen“ kündigen und ausziehen. Da musste also eine Lösung her.

Mit dem Bus fuhr ich nach Hause, meine Gedanken drehten sich im Kreis. Ich musste die Wohnung loswerden, Arbeitklamotten kaufen, Koffer packen, Ausweispapiere zusammensuchen und alles mögliche andere noch erledigen. Und hatte ja auch nur ein paar Tage Zeit dafür. Es sollte ja schon bald losgehen, irgendwie auch ein Schritt in ein neues, wenn auch ungewisses Kapitel.

Ich verabredete mich mit einem Freund, Uwe, und erzählte ihm von meinen Plänen, die aber schon eigentlich keine Pläne mehr waren, sondern getroffene Entscheidungen.

„Mensch, die Silvia sucht doch mit ihrem Freund gerade eine Wohnung, frag’ die doch mal“. Das war eine glänzende Idee von Uwe, also machte ich mich nach einer Weile auf, um Silvia samt Freund im Park, der unweit von meinem Wohnklo gelegen war, zu treffen. Wir quatschten eine ganze Weile wie das denn ablaufen könne, was es kostet und ab wann die Wohnung denn frei wäre. Das musste ich natürlich noch genau mit der Wohnungsverwaltung abklären, auch liess ich Silvia wissen, dass ich die Wohnung in jedem Falle zum nächsten Quartal kündigen würde, allerdings mit Option, falls der Vermieter das zulasse, eventuell doch den Mietvertrag aufrecht zu erhalten. Ich wusste doch noch gar nicht wie sich die neue Perspektive entwickelt, vielleicht war das ja auch alles „zu schnell geschossen“. „Wer weiss wie das in Holland wird“, gab ich zu bedenken.

Silvia und ihr Freund hatten Interesse an der Wohnung, wir verabredeten also dass ich mit dem Vermieter die offenen Fragen abkläre und wir uns dann erneut treffen wollen.

Am nächsten Tagfuhr ich in das Büro der Hausverwaltung und schilderte mein Anliegen und wie ich mir den Ablauf vorstelle, bzw. ob das so möglich wäre. Ich wollte ja kündigen und die letzten zwei Monate dann offiziell angemeldet Silvia dort wohnen lassen. Aber eben auch eventuell die Kündigung zurücknehmen können. Der Sachbearbeiter sagte dass das mit Kündigungsrücknahme gar nicht so einfach wäre, ich müsse mich einfach erneut um diese oder eine andere Wohnung bewerben - „fott ist weg“, wie man so schön im Rheinland sagt.

Allerdings könnte Silvia die Wohnung offiziell übernehmen wenn sie das wolle, das würde es für die Hausveraltung einfacher machen. Sie solle dann doch einfach vorbei kommen um alle Formalitäten zu erledigen.

Mit diesen Informationen traf ich mich also erneut mit Silvia und liess sie wissen was das Gespräch gebracht hatte. Und glücklicherweise war das für Silvia auch eine gute Option. Sie hatte zwar keinen Job, aber ihre Eltern waren einigermassen „gut betucht“ und würden die Bürgschaft für die Mietzahlung übernehmen.

Super, das Problem hatte ich schon mal von der Backe, allerdings auch keine Wohnung mehr wenn es in Holland nicht wie erhofft läuft.

Also auf zum nächsten Punkt, ich brauchte gescheite Arbeitskleidung für den anstehenden Job. Da ich aber absolut keine Ahnung hatte was „gescheite Kleidung“ bedeutet fuhr ich in die Stadt zu einem „Bekleidungsgeschäft für Arbeitssicherheit“ – ja, sowas gab es damals noch, echte Spezialgeschäfte mit echtem Verkaufspersonal.

Nach einiger Zeit der Anproben hatte ich dann das passende gefunden, Schuhe mit Stahlkappen, Latzhose, Jacke und noch einen Overall zum Wechseln. War schon ein ungewohntes Bild mich so im Spiegel des Verkaufsraum zu sehen, aber was soll’s – musste ich ja haben, das Zeugs.

Die verbleibenden Tage verbrachte ich damit mich immer wieder mit Freunden zu treffen und so eine Art „Abschied“ zu feiern, wobei es eigentlich nie wirklich einen Grund brauchte um „zu feiern“. Wir trafen uns im Park, tranken Bier, quatschten, rauchten, schäkerten und knutschten mit den Mädels rum und liessen den Herrgott einen guten Mann sein. Das Leben kann so einfach sein.

So, morgen wäre es dann soweit, unsere verabredete Fahrt nach Holland stand an. Zur Sicherheit telefonierte ich nochmals mit Achim, ob alles wie verabredet bleibe oder ob sich wichtige Änderungen ergeben hätten. „Nee, morgen früh um 10:00 Uhr treffen wir uns am Busbahnhof, dann geht es los, sei pünktlich“, sagte Achim am anderen Ende der Leitung. Also dann, der neue Job wartet.

Aufgeregt und ausnahmsweise ging ich mal früh zu Bett. Die Koffer, Taschen und einen Rucksack – so einer von der Bundeswehr - hatte ich bereits gepackt, alle Papiere parat gelegt, meinen Zweitschlüssel zur Wohnung hatte ich Silvia bereits am gestrigen Nachmittag übergeben – und auch alles mehr als dreimal geprüft. Bloss nichts vergessen!

Samstagmorgen, ich mach’ mich mit dem Bus zum vereinbarten Treffpunkt am Busbahnhof auf, ganz schöne Schlepperei mit dem Gepäck, aber zum Glück nur bis zur Bushaltestelle. „Geht es in den Urlaub“ fragt mich ein Mann der dort ebenfalls wartet. „Ja, irgendwie schon und irgendwie doch nicht“ lass’ ich ihn wissen, ohne aber näher darauf einzugehen, ich kenne ihn ja auch gar nicht, warum also sollte ich ihm meine Story aufquatschen.

Mein Bus trifft gut eine halbe Stunde vor der, mit Achim vereinbarten Uhrzeit von 10:00 Uhr am Busbahnhof ein, ich habe also noch etwas Zeit und schaue dem Treiben der Fahrgäste zu, die entweder ihr Endziel erreicht haben oder auf einen anderen Bussteig eilen um einen eventuellen Anschluss zu bekommen. Bleibt noch ein wenig Zeit um zu „phantasieren“ und mir imaginär den Tagesablauf vorzustellen. Ich drehte mit eine Zigarette, ich war immer schon Tabak-Raucher, also „Selbstgedrehte“ - Van Nelle Halfzware Shag, so richtig was für die Lunge.

Eine Autohupe reisst mich aus meinen Gedanken heraus, als ich mich umdrehe steht ein roter, schon etwas runtergekommener Renault R12 Kombi hinter mir, Achim winkt mir zu und Rainer ist bereits im Begriff auszusteigen.

„Hier, verstau’ alles im Kofferraum“, sagt er, während er die Heckklappe öffnet. „Mal gut dass es ein Kombi ist“, denke ich mir, denn da ist schon einiges an Gepäck und Zeug drin. Nicht lange gezögert, einfach mein Gepäck so in das Auto dass die Heckklappe ohne Probleme zugeht - und wie Achim nach hinten ruft „schau dass ich freie Sicht nach hinten habe“.

„Und, bei dir alles klar?“ fragt Achim nachdem ich auf der Rückbank Platz genommen habe. „Haste auch nix vergessen?“

Alles hatte ich mehrfach gecheckt, also konnte ich mit bestem Gewissen sagen „Ja, alles dabei – und wenn dann doch nicht, werden wir es ja dann sehen“.

Also los, Richtung Autobahn und dann Richtung Venlo, dort wollen wir den Grenzübergang nach Holland, Niederlande wie es korrekt heisst, nehmen. Wir unterhalten uns angeregt zu dritt, tauschen unsere Vorstellungen aus, für jeden von uns ist alles noch ein wenig unreal und verschwommen. Was wird uns erwarten?

Genau aus diesem Grund sind wir aber schon zwei Tage vor Arbeitsbeginn auf dem Weg, damit wir ein wenig Vorlauf haben um uns mit der neuen Umgebung und den unbekannten Gegebenheiten vertraut zu machen.

Nach gut 45 Minuten erreichen wir die Zollstation, langsamer fahrend und auf alles gefasst. Der niederländische Zollbeamte wirft einen Blick ins Auto und winkt uns einfach durch. „Welkom in Nederland“ steht auf einem blauen Schild rechts neben der Fahrbahn, „Jepp, da sind wir also in Holland“, sagt Rainer und rutscht auf dem Sitz hin und her, so als ob er sich erstmal neu sortieren muss.

Achim bleibt nicht lange auf der Autobahn, steuert direkt die Ortschaft Venlo an. „Erst einmal in einen Coffeshop, ein paar Rauchwaren besorgen, sind ja noch ein paar Kilometer bis Rotterdam“, sagt er. „Ich kenne da eine gute Adresse, da machen wir eine kleine Rast“.

Wie jetzt Rast? Wir sind im Prinzip doch erst gerade losgefahren, seit etwas weniger als einer Stunde unterwegs. Naja, dann kann man auch gleich mal pinkeln und ein Bierchen trinken. Von der Autobahn runter, direkt am Bahnhof biegen wir in die „Rodestraat“ ein.

„Das nenne ich mal günstige Lage für einen Coffeshop“. Beim Betreten bleibt mir fast die Luft weg, besser gesagt ist es kaum Luft im Lokal, nur dicke Rauchwolken. An Tischen und am Tresen wird gekifft und munter geschwatzt.

„Hello, what can i do for you?“, empfängt uns der Kellner, oder wie auch man ihn bezeichnen soll. „One Beer please“, sage ich und bekomme prompt die Antwort. „Kein Alkohol, Alkohol ist Gift“.

„Weisse Bescheid Schätzelein“, also dann doch „Kopje Koffie“ und zur Toilette.

Als ich wiederkomme ist Achim bereits in der Bestellphase. „Und auch für 25 Gulden von dem roten Libanesen“, höre ich, und dann an mich gewendet „Und was nimmst du? Oder sollen wir zusammenlegen?“ „Ich beteilige mich gerne“, antworte ich, aber für mich in jedem Fall auch Ketama Gold“.

Die Kaffees werden serviert, das Dope wechselt im Tausch gegen Gulden den Besitzer und wir nehmen an einer Ecke des Tresens Platz. „Ich dreh’ uns mal einen Joint“, sagt Rainer und hat bereits das Zigarettenpapier in den Händen. Sehr routiniert und fix ist die Tüte gebastelt und rotglühend macht sie jetzt die Runde. Dabei geht unsere Unterhaltung weiter - was da wohl so kommen mag - wir haben jetzt noch gut zwei Stunden Fahrtzeit vor uns, dann erst wissen wir mehr.

Leicht bis mittelschwer bekifft gehen wir zum Auto zurück, und weiter geht die Fahrt. Die restliche Fahrt über ist erst einmal Ruhe, kein bis wenig Gespräch, jeder von uns dreien ist mit seiner Bekifftheit beschäftigt und hängt wohl seinen eigenen Gedanken nach.

Als wir kurz vor Tiel auf die Autobahn A15 wechseln müssen sage ich dann „Lass uns mal irgendwo anhalten, ich muss dringend was trinken, ich habe so einen trockenen Mund“ – kommt vom Kiffen. In einem Supermarkt in Tiel kaufen wir uns kalte Getränke, für mich ein Bier bitte, aber auch die für Holland typische Chocomel ist dabei.

Jetzt sind es noch gut 60 Minuten bis zum Zielort, die Vorfreude wächst jetzt spürbar.

Als wir den Autobahnring rund um Rotterdam erreichen bittet Achim (eigentlich Joachim) schon mal auf der Strassenkarte den restlichen Weg raus zu suchen.

Wir kommen jetzt an den ersten Ausläufern des Europoort vorbei, riesige Tankanlagen, die kein Ende zu nehmen scheinen, eine Raffinerie und Industrienalge neben der anderen, eine Grossstadt für sich. „Das ist dann also ab Montag unser Arbeitsplatz“, schiesst es mir durch den Kopf. Hallelujah, also das hatte ich nicht in meiner Vorstellung. Diese Grösse war schon beeindruckend, wenn nicht gar beängstigend.

Von kurz hinter Rotterdam, quasi ab Charlois über fast vierzig Kilometer bis hin zum offenen Meer erstreckte sich jetzt der Europoort, der grösste Petrochemische Hafen weltweit, vor unseren Augen.

Nach einiger Zeit führte unsere Fahrt aber wieder mehr vom Hafen weg, die Natur wurde wieder mehr und wandelte sich in Polderlandschaften bis wir endlich das Ortschild sahen – „Rockanje aan Zee“. Wir waren angekommen.

„Zum traurigen Hund“

Jetzt brauchten wir nur noch die „Raadhuislaan“ finden, sollte aber kein Problem darstellen, Rockanje aan Zee ist eine kleine und überschaubare Ortschaft, gerne von Urlaubern besucht.

Man riecht und schmeckt förmlich das Meer, die Luft macht klar, dass das Wasser nicht weit sein kann, als wir an der Pension von Henk, den Namen weiss ich nicht mehr, ankommen. Sie liegt an einer Strassenecke und ist erst einmal gar nicht als solche zu erkennen. Im Erdgeschoss ist eine Bar, da gehen wir einfach mal rein um zu fragen.

Hinter dem Tresen steht ein älterer Mann, der wirklich wie der typische Holländer aussieht, grossgewachsen und eine hagere Figur, wie man es auch von Rudi Carrell kennt. Die Bar, oder nennen wir es treffender, die Kneipe, die Spelunke, ist dunkel, spärlich beleuchtet und düster möbliert, das war aber, nicht nur hier in Holland „Standard-Kneipen-Ausstattung“.

Wie sich herausstellte war es Henk höchstpersönlich.

Irgendwie hatte er auch erkannt dass wir die Mitarbeiter von Heinz sein müssen und begrüsste uns mit einem lustigen holländischen Akzent auf Deutsch (klang auch wie Rudi Carell). „Hoi, ich habe euch nicht schon heute erwarte“, sagte er, „aber das macht nichts, setzt euch erst mal, trinkt etwas, kommt an. Ich komme dann gleich zu euch an den Tisch“.

Nachdem wir uns gesetzt hatten und ein wenig „in die Runde“ schauten, stellten wir fest dass der Laden doch bereits recht gut besucht war. Es war Mittagszeit oder zumindest sehr früher Nachmittag, die Gäste, zumeist Männer, musterten uns ebenfalls. „Ihr müsst die Neuen sein“, sagte dann einer von ihnen. Ich bin … (keine Ahnung mehr wie der hiess), arbeite auch für Heinz, ich habe das ja gerade mitbekommen“. Wir stellten uns ebenfalls kurz vor und fragten dann aber auch direkt nach der Speisen- und Getränkekarte, wir hatten Hunger.

„Ich kann euch zum Beispiel mal ein Wiener Schnitzel mit Pommes machen“, sagte Henk, „das ist hier bei allen sehr gefragt“. Ne, das war es nicht wirklich, also orderten wir einfach mal 3 Biere, die auch ratzfatz runtergespült waren. „Nochmal 3 Bier, bitte“, bestellte Achim. „Das ist aber was anderes als deutsches Bier, dieses Heineken“, sagte er zu uns. Dem stimmten wir zu, eher „Bier light“.

Henk brachte uns die zweite Runde und setzte sich zu uns an den Tisch. „Ich lasse dann eure Zimmer fertig machen, da könnt ihr dann in etwa 2 Stunden rein. Die sind hier direkt über dem Lokal. Frühstück gibt es morgens hier unten in der Bar“. Das war es auch schon. „Ach ja, heute Abend, so um acht, kommt dann „Horki“, das ist der Vorarbeiter von Heinz, um euch alles zu erklären und mit euch zu besprechen“.

Na, dann haben wir ja noch jede Menge Zeit um uns ein wenig im Ort umzuschauen. „Wir sind dann so um 17:00 Uhr wieder hier, dann ist bestimmt alles soweit hergerichtet, oder?“ fragte Rainer Henk, bevor wir uns auf den Weg Richtung Ausgangstür machten. „Oki Doki“, warf uns Henk vom Tresen aus herüber. Die übrigen Gäste musterten uns erneut.

Beim Betreten der Strasse bemerken wir schräg gegenüber, etwas erhöht auf einer Parallelstrasse gelegen, eine „Cafeteria“. „Wollen wir mal schauen was es da zu Essen gibt?“ wollte ich von Achim und Rainer wissen.

Als wir näher kommen stellen wir fest das es aber eher eine „Pommesbude“ ist, auf grossen Schildern prangt „Verse Friet, Gegrilde Kip, Belegde Brootjes, Snacks“. Also nix wie rein und nach einer freundlichen Begrüssung - extrem freundlich diese Holländer - aus dem Sortiment die uns bekannten Klassiker, wie Frikandel und Saté bestellt. Dazu orderte jeder ein Bier, man muss sich ja jetzt auch mal an das Heineken gewöhnen.

„Seid ihr Urlauber?“ fragte uns die Bedienung, und wir liessen wissen dass wir zur Montage auf dem Europoort hier sind. „Ja, das sind ganz viele hier in Rockanje“ antworte uns die Servicekraft, ebenfalls mit lustigem deutschen Dialekt.

Erstmalig versuchte ich mich dann ein wenig auf Niederländisch, die Sprache war mir ja bekannt aus meinen unzähligen Besuchen bei meiner Oma in Belgien. Dort wurde natürlich Flämisch gesprochen, was aber im Grunde nur ein Dialekt des „Nederlands“ ist. So verstand ich zumindest die meisten Worte und konnte nachvollziehen was und worüber geredet wird.

„Was ist denn hier so zu erleben und anzuschauen?“ wollte ich wissen und die Bedienung in der Pommes-Bude sagte dass nur wenige hundert Meter entfernt, der „Swinsedreef“ sei, der direkt zum Meer, zum „1st Slag“ führe. Das war ein guter Vorschlag, da wollten wir hin, machten uns also nach dem Verzehr direkt auf den Weg, wir hatten ja noch ausreichend Zeit bis zur Zimmerübergabe bei Henk.

Schon nach wenigen Metern kamen wir zum „Swinsedreef“, der auch gleichzeitig das Ende der bebauten Ortschaft darstellte und direkt in Dünenlandschaft überwechselte. Lass’ es dann noch gut 500 Meter Weg gewesen sein, der an einem Tennisclub vorbei, in einem grossen PKW-Parkplatz endete, von da ging es nur noch zu Fuss weiter, das Meer war bereits sicht- und hörbar.

Wir kamen den sandigen Weg zum Meer herunter und vor uns lag das Meer, die Nordsee. Rechts und links des Weges waren zwei grosse Strandpavillions, einer der beiden, weiss getüncht - mit grossen, roten Lettern stand dort „Badlust“.

Vor uns erstreckte sich der Strand, sehr breit und sehr lang, einfach herrlich anzuschauen. „Lasst uns direkt mal bis zum Wasser gehen“, sagte Achim, auch sichtlich angetan ob des Anblicks und der freien Sicht bis zum Horizont.

Links von uns konnten wir einen Deich oder Damm erkennen, auch dass dort Autos fuhren. Waren wir jetzt auf einer Insel, oder wie?

Nachdem wir eine Weile am Wasser waren und auch begonnen hatten uns immer wieder einiges über uns selbst zu erzählen, wir waren füreinander ja quasi Fremde, die sich zufällig? getroffen hatten, gingen wir zurück um im „Badlust“ einzukehren. Wir setzen uns auf die grosse Terrasse, bestellten Getränke und wärmten uns ein wenig in der Sonne.

Es war Frühjahr, die gläserne, halbhohe Balustrade des „Badlust“ schütze vor dem Wind und wir genossen eine herrliche Aussicht auf Strand und Nordsee. Der Strand hat eine südliche Lage, so dass die Nachmittagssonne uns direkt anstrahlte, unweit lagen einige Sandbänke, Kinder spielten unbeschwert und ausgelassen. Vereinzelt waren Reiter mit ihren Pferden unterwegs. Hinter uns lagen direkt die Dünen.

Als die Bedienung unsere Getränke brachte fragte ich auf Niederländisch warum auf der linken Seite ein Damm zu sehen sei und ob wir gar auf einer Insel wären. „Ja“, sagte sie, „Rockanje liegt auf der Insel Voorne“.

Später schaute ich zur Kontrolle auf einer Karte nach – und tatsächlich war Voorne komplett vom Wasser umschlossen. Auf der einen Seite die Nordsee, dem “Haringvliet“ – über den sichtbaren Damm konnte dieser überquert werden – und oberhalb durch den „Nieuwe Waterweg“ der die Nordsee mit dem Rotterdamer Hafen verband.

Mittlerweile war es an der Zeit um zu Henk zurückzukehren und unsere Zimmer in Empfang zu nehmen. Wir waren schon sehr gespannt auf die Pension.

Wir betreten die Kneipe von Henk, wie auch immer sie hiess, daher nenne ich sie einfach „Zum traurigen Hund“, denn das ist irgendwie bei mir als Assoziation hängen geblieben.

„Hoi“, so begrüsst uns Henk erneut und bittet uns auch direkt ihm zu folgen. Wir verlassen die Kneipe - um die Ecke ist ein gesonderter Eingang zur Pension. Es führt ein sehr enges und steiles Treppenhaus (wie in vielen Häusern in Holland) in das zweigeschossige Haus. Entlang eines Flures sind einige Türen, hinter jeder befindet sich ein Zimmer, wie an den Nummern an den Türen zu vermuten ist.

„Eure Zimmer liegen alle direkt nebeneinander“, sagt Henk, während er die erste Tür öffnet. Er zeigt auf eine Tür am Ende des Gangs, „dort sind Toilette und Bad“, für alle gemeinsam“.

„Was?“, entfährt es mir. Wir schauen in das Zimmer hinein. Au weia, aber im Gegensatz zu einer Einzelzelle in „Santa Fu“ gibt es hier zumindest kein „Steinbett“ und ein Fenster. Ein kleines Fenster, aber immerhin ein Fenster. Ansonsten waren neben dem Bett noch ein kleiner Tisch und ein Stuhl untergebracht. Das soll also unser „neues Zuhause“ sein?

„Das ist ja Luxus pur“, sagt Achim leicht sarkastisch. Henk schaute uns forsch an, „ihr seid ja nicht zum Urlaub hier, ihr seid den ganzen Tag auf der Raffinerie und zum Schlafen reicht das komplett aus, oder? Und überhaupt, was erwartet ihr für 25 Gulden?“

Na ja, irgendwie hatte Henk damit schon ein wenig Recht. „Und wenn ihr Frühstück haben möchtet kommen pro Tag nochmals 5 Gulden dazu“, ergänzte Henk. „Heinz hat ja auch bestimmt gesagt dass ich direkt mit ihm abrechne“.

Das war uns bekannt, Heinz hatte uns gegenüber das ja gesagt, also mussten wir erneut zustimmen und bestellten dann auch gleich das Frühstück dazu.

Wir schauten uns stumm an, „Komm’, wir gehen zum Auto und holen unser Gepäck“, brach Achim das Schweigen.

Unten angekommen fragte er direkt Rainer und mich „Was meint ihr?“ „Könnte besser sein“ antwortete Rainer, „aber besser geht eigentlich immer“.

Eine richtige Meinung dazu hatte ich nicht direkt dazu, war eher froh überhaupt eine Bleibe zu haben und angekommen zu sein. Wir wussten ja immer noch nicht was da noch alles kommen könnte. Ich dachte eigentlich hauptsächlich daran dass ich knapp 900 Mark die Woche zur Verfügung haben werde. Das hatte ich immer noch nicht so recht „auf dem Schirm“ was das für mich bedeutet.

Wir luden die Taschen und Koffer aus Achim’s Renault und hatten redliche Mühe das Gepäck die steile Holzstiege hoch zu schleppen.

Jetzt war erst einmal jeder für sich in seinem Zimmerchen, damit beschäftigt seinen Kram zu verstauen und es sich „gemütlich“ zu machen, soweit es ging jedenfalls.

Kurioserweise trafen wir uns alle am Fenster und Rainer fragte „will einer duschen?“ „Ja, ich zuerst“, das kann ja was werden dachte ich dabei, ich stellte mir das jetzt schon vor wie es sei, wenn jeder zuerst ins Bad möchte.

Frisch geduscht und umgezogen verabredeten wir uns unten in der Kneipe bei Henk. Es blieb uns ja auch nicht mehr allzu viel Zeit bis zum Gespräch mit „Horki“, also beschlossen wir zur Pommes-Bude zu gehen und uns dort einen 6er Pack „Blikjes Bier“ zu kaufen und danach ein ruhiges Plätzchen zu finden wo wir uns erst mal „einen durchziehen“ konnten. Mit Dope waren wir ja eingedeckt, dank unseres Zwischenstopps in Venlo.

Wir spazierten erneut Richtung Strand und schlugen uns dort in die Dünen um im Sand zwischen den Gräsern einen Joint zu rauchen. „Haha, zwischen den Gräsern Gras rauchen“, feixte Rainer, obwohl es ja kein Gras war, sondern Haschisch.

Horki war bereits in der Kneipe als wir zurückkamen, in voller Arbeitsmontur. Wie sich herausstellte kam er auch direkt von der Raffinerie zu uns. Er sass mit einer Gruppe der Männer zusammen, die wir bereits am frühen Nachmittag, bei unserer Ankunft gesehen hatten.

„Hallo, ich bin Horki“, stellte sich Horki vor, „ich koordiniere hier alles für Heinz, wenn ihr also Fragen haben solltet oder sich welche ergeben, kommt am Besten direkt zu mir“.

Wir stellten uns ebenfalls kurz namentlich vor. „Das sind übrigens einige eurer Arbeitskollegen“, fügte Horki hinzu, und zeigte dabei auf die Gruppe älterer Männer. Für uns zumindest waren das ältere Männer, so um die Ende 30, Anfang 40 – geschätzt zumindest. Von den Namen die Horki uns bei der Vorstellung nannte weiss ich nicht einen einzigen mehr, unwichtig also.

„Na, ihr Gammler, habt ihr überhaupt schon mal gearbeitet? Oder seid ihr nur zum Kiffen hergekommen?“ fragte einer von ihnen, sicherlich auch unseren geröteten Augen geschuldet. Wir sagten nichts dazu. „Was für eine Arschgeige“, dachte ich mir nur.

Wir suchten uns einen Tisch um uns mit Horki zu unterhalten, oder besser gesagt er sich mit uns. Er legte auch gleich los, wir sollten uns auf jeden Fall auf anstrengende Arbeit einstellen, „nix für Pussies“, wie er sagte. Alles sei sehr gross, schwer und teilweise auch noch sehr heiss auf der Raffinerie-Anlage. „Die verschiedene Bereiche der Raffinerie werden regelmässig gewartet und müssen in kürzester Zeit wieder auf Vordermann gebracht werden, das alles wird dann, unter anderem, von uns erledigt. Wobei wir aber mehr oder weniger Hilfskräfte sind. Die wichtigen Bereiche übernommen Spezialisten und Fachkräfte“, so Horki weiter.

„Stellt euch das so vor als wenn ihr einen Motor auseinander nehmen müsst, der aber eben noch lief. Nur das alles viel, viel grösser ist – und vor allem an einen festgelegten Termin wieder laufen muss, ohne wenn und aber“.

Horki wollte dann aber auch nicht zu sehr ins Detail gehen, vielleicht auch um zu vermeiden dass wir direkt wieder die Koffer packen und die Heimreise antreten. „Also, am Montag geht es los, um Sieben Uhr auf der Raffinerie, euer erster Einsatz wird die „GULF“ sein, wir treffen uns um Sechs Uhr dann hier und ihr fahrt dann einfach hinter mir her, damit ihr den Weg lernt. Wer von euch ist denn der Fahrer?“

Achim meldete sich und damit war Horki dann auch gleich wieder bei den „alten Herren“ am Tisch, zischte noch ein paar Bierchen mit ihnen, bevor er endgültig die Kneipe verliess.

„Und, was machen wir jetzt?“ fragte Rainer in unsere Runde. Ja, gute Frage, „wollen wir eine Runde Billard spielen“, sagte ich und zeigte auf den Tisch der im Eingangsbereich stand. Die Idee erwies sich als „Schnapsidee“, war es doch kein Pool-Billard sondern eben eine andere Form, „Snooker“, wie man sie gerne in Holland, aber auch in Belgien spielt.

„Okay, dann lasst uns doch noch mal zum Strand gehen“, schlug Achim vor. Das war eine gute Idee, wir kannten ja sonst auch noch nichts vom Ort.

Diesmal liefen wir etwas weiter den Strand entlang, den Strandpavillion „Badlust“ hatte wir schon weit hinter uns gelassen, als wir zu einem weiteren Strandabschnitt namens „Tweede Slag“ ankamen. Von dort ging es ebenfalls an einem grossen Parkplatz vorbei wieder in die Ortschaft Rockanje.

Wir kamen an einen sehr grossen Camping-Areal, „Park Molecaten“ vorbei, sehr schön gelegen und mit viel Grün. Hier machten wir eine Rast, rauchten noch einen Joint und liefen dann weiter zu unserer Pension. Alles in allem waren wir gut 3 Stunden unterwegs und schon ein wenig geschafft.

„Und jetzt? Aber doch sicher nicht auf die Zimmer?“ wollte Rainer wissen. Wir nahmen Platz am Tresen bei Henk, orderten uns jeweils ein Bier und quatschen noch etwas. Die anderen Gäste liessen uns „links liegen“, wir sie aber auch. Eine gute Stunde später haben wir uns dann aber doch auf die Zimmer verzogen.

Der Gang über die steile Treppe ins Obergeschoss der Pension war erneut ein Abenteuer für sich, da sollte man tunlichst drauf achten dass man nicht volltrunken ist, sonst ist man „ratzfatz“ wieder unten, wahrscheinlich auch schneller als einem lieb ist.

Wir riefen uns noch zu „Ja, dann gute Nacht und bis morgen dann, gleich zum Frühstück, oder?“

Nach einem anstrengenden Tag war ich dann - nach Stunden allein mit mir und meinen Gedanken – in diesem knastähnlichen Zimmer. Fenster auf, frische Luft – aber auch direkt mal die Zimmerfläche vergrössern, schon sehr beengt alles.

„Jij praat Nederlands?“

Wir trafen uns in der Kneipe wie verabredet zum Frühstück, jeder trudelte etwas zeitversetzt ein, es war so gegen 09:30 Uhr. Ausser uns dreien war aber sonst niemand, lediglich eine jungen Bedienung, im Lokal. „Goeiemorgen“, lächelte sie uns freundlich entgegen. „Wenn Sie Kaffee möchten, bedienen Sie sich bitte“, fügte sie in redlich bemühtem Deutsch hinzu und zeigte auf den Tresen, wo eine riesige Thermoskanne stand. Auf dem Tisch stand eine grosse Flasche „Koffiemelk“ und eine Schale mit „Suikerklontjes“.

Kaffee war schon mal gut – und davon gab es anscheinend reichlich. Wir tauschten uns über unsere erste Nacht in der Pension aus, für uns alle drei war es eher „geht so“ - aber nach der Anreise und dem ersten Erlebnistag konnte jeder dann doch flott einschlafen, da fällt dann nicht so auf dass die Zimmer doch „sehr zu wünschen“ übrig liessen. „Na ja, ist eben auch sehr preiswert“, sagte Rainer, „mal schauen was das Frühstück zu bieten hat“.

Auf einem Tisch waren einige Brotaufstriche platziert – Marmelade, „Pindakaas“, Sirup, Schokostreusel und anderer Süsskram. Dann noch etwas Gouda und eine undefinierbare „Augenwurst“. That’s it! Die Bedienung brachte uns in einem Korb einige Scheiben extrem labbriges Weissbrot. „Möchten Sie Vollkornbrot?“, fragte sie.

Das Angebot nahmen wir gerne an, denn dieses Brot hätte man in Deutschland nicht einmal als solches bezeichnet, die Konsistenz erinnerte eher an einen Schwamm, denn an Brot. Kurz darauf kam die junge Frau mit dem Vollkornbrot zurück.

„Hallo“ - das war die gleiche Misere, eben nur mit ein paar Körnern drin, um eine Schreibtafel abzuwischen bestens geeignet – aber Vollkornbrot hatten wir uns anders vorgestellt. Also dann erstmal nur Kaffee.

Wir überlegten gemeinsam wie wir den Tag angehen wollten, es war Sonntag - alles sehr ruhig noch – und wir mussten ja erst morgen „ran“.

Wir fragten die Bedienung ob sie uns etwas empfehlen könne dass man sich anschaut und einen schönen Sonntag erleben könne. „Ja, Hellevoetsluis ist eine schöne Ortschaft, auf der andern Seite des Dammes, nicht weit und auch viele junge Leute sind dort zu treffen“, antwortete sie uns.

Wir beendeten unser Frühstück, das, wie schon gesagt, eigentlich nur aus Kaffee bestand, verabredeten uns am Auto, packten in unseren Zimmern ein paar Dinge zusammen und machten uns auf den Weg.

Hellevoetsluis ist eine alte Festungsstadt, die mit der Wehranlage den bestehenden Kriegs- und Handelshafen im 17.Jahrhundert verteidigen sollte. Zur damaligen Zeit war Hellevoetsluis der grösste Kriegshafen der „Republik der Sieben Vereinigten Niederlande“ – und einiges dieser Wehranlagen war bis heute erhalten. Sehr imposant. Von hier aus startete Wilhelm III. seine Invasion Englands, hoch bis nach Schottland und Irland.

Der Ort überzeugte mich direkt durch sein Flair, aber auch mit seinen überaus freundlichen Menschen, überall auf den Strassen war Trubel, Cafés und Bars, kleine Geschäfte, Bäckereien, und und und … säumten die Strassen, mehr als einladend. Wir liessen uns in einem der unzähligen Cafés nieder, um unser, bisher ja nicht stattgefundenes Frühstück nachzuholen und schauten dem bunten Treiben in dem historischen Ort zu.

Ziemlich schnell fiel uns auf, was die junge Bedienung bereits gesagt hatte – viele junge Menschen waren hier unterwegs, und auch kulturell schien hier einiges los zu sein, davon zeugten auch die vielen Plakate mit Konzertankündigungen.

„Hoi jongens, alles kits“, sprach uns ein junger Mann am Nebentisch an, „Nico“, wie er sich vorstellte. Wir vertieften sehr schnell unser Gespräch, das wir aber aufgrund der mangelnden Sprachkenntnis von Achim und Rainer auf Englisch führten.

Auf seine Frage nach dem „was macht ihr hier?“ erzählten wir ihm dass wir zur Montage auf dem Europoort hier seien und einen Abstecher von Rockanje aus unternommen hatten. „Ja, hier in Hellevoetsluis wohnen sehr viele Menschen die in Rotterdam, insbesondere auf dem Europoort arbeiten“, sagte er uns. „Das ist ja nicht so weit entfernt – und bietet eine deutlich höhere Lebensqualität als das Stadtleben“.

Dann erzählte er weiter dass er Musiker sei und mit seiner Band einen Proberaum in einem Teil der alten Festungsanlage habe, wir könnten gerne mal vorbei schauen. Er zeigte in Richtung der Zugbrücke, auf der anderen Seite des Hafens war die Festungsanlage, besser gesagt die übrig gebliebenen Teile davon, zu sehen. „Dort sind auch einige nette Musik-Cafés, die Live-Musik anbieten“, fügte er hinzu, „wird euch bestimmt gefallen“.

Wenig später machte er sich auf seinen Weg, wir blieben noch eine Weile in dem Café, verputzten ein paar Croissants und „Kopjes Koffie“ und wollten dann den Ort ein wenig erkunden.

Rund um den Hafen - eigentlich sind es mehrere Häfen, beziehungsweise Liegemöglichkeiten für Boote und Yachten - stehen kleine, niedrige und farbenfrohe Häuser, im Bereich der alten Wehranlage gibt es einige Museen, Mühlen und Schiffe zu besichtigen, die einem die historische Bedeutung des Ortes vermitteln. Für mich am beeindruckensten ist allerdings die „Stichting Verdedingswerken Hellevoetsluis“.

Am Ende eines Hafenbeckens lagen zwei Schiffe, das „Ramtorenschip Buffel“ und die „Noord Hinder“ – ein Leuchtturm-Schiff, dort wollten wir hin.

Auf dem Fussmarsch dorthin fiel uns allerdings ein Restaurant, ebenfalls am Ende des Hafenbeckens auf, dort wollten wir einkehren, also doch so richtig „Touri-mässig“ unterwegs. Wir bestellten uns Pizza, jeder mit einer andern Geschmacksrichtung, so konnten wir untereinander von den anderen Pizzen auch mal probieren lassen.

Mittlerweile war es schon früher Nachmittag und wir wollten dann in eine nahe gelegene Parkanlage. Dort herrschte auch schon einiges an Trubel - Familien, mit und ohne Kinder. Pärchen und Gruppen allen Alters hatten auf Decken ihren Platz gefunden – zum schwatzen, um ein Picknick zu veranstalten, oder einfach nur so.

Wir fanden ebenfalls einen schönen Fleck, hockten uns nieder und Achim drehte uns eine fette Tüte mit rotem Libanesen, die wir uns auch genüsslich einverleibten. Anders als bei uns in Deutschland war das hier locker möglich, sich mal „ohne Besorgnis oder schlechtes Gewissen“ einen durchzuziehen. Das fiel auch gar nicht in’s Gewicht, waren wir doch nicht die einzigen aus deren Ecke süsslicher Dopegeruch strömte.