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'In der bedingungslosen Liebe überwinden wir Eifersucht und Angst, während unser leidenschaftliches Verlangen nach Nähe uns enger zusammenschweißt.' In der malerischen Idylle des norwegischen Hofes und inmitten der kleinen Hofgemeinschaft fühlt sich Kristina sicher und geborgen. Die psychologischen Sitzungen mit Ingrid zeigen erste Erfolge und Kristina gelingt es langsam, sich zu öffnen. Als Michelle zum zweiten Mal schwanger wird, möchte sie einerseits, dass Kristina auf dem Hof bleibt, andererseits spürt sie eine unterschwellige Gefahr für ihre Beziehung zu Gustav. Gustav und Willem hingegen bauen ihren Reparaturservice erfolgreich aus und sehen sich schnell mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Willem hat zudem mit seiner Eifersucht auf den lockeren Umgang zwischen Gustav und seiner Wilma zu kämpfen. Als Gustav vor der Hofgemeinschaft dafür plädiert, Kristina eine Stelle im Betrieb anzubieten, erhält diese überraschend von Lisa und Janne das Angebot, als Sekretärin in deren Architekturbüro zu arbeiten. Die Ereignisse überschlagen sich - Regine bricht mit einem Burnout zusammen, ihre Tochter Arnora verschwindet nach einem Streit mit ihrem Stiefvater spurlos. Wird es Gustav und seinen Freunden gelingen, Arnora wohlbehalten nach Hause zu bringen und ist Kristina wirklich eine ernsthafte Bedrohung für die Beziehung von Michelle und Gustav?
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Seitenzahl: 926
Veröffentlichungsjahr: 2025
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„In der bedingungslosen Liebe überwinden wir Eifersucht und Angst, während unser leidenschaftliches Verlangen nach Nähe uns enger zusammenschweißt.“
In der malerischen Idylle des norwegischen Hofes und inmitten der kleinen Hofgemeinschaft fühlt sich Kristina sicher und geborgen. Die psychologischen Sitzungen mit Ingrid zeigen erste Erfolge und Kristina gelingt es langsam, sich zu öffnen.
Als Michelle zum zweiten Mal schwanger wird, möchte sie einerseits, dass Kristina auf dem Hof bleibt, andererseits spürt sie eine unterschwellige Gefahr für ihre Beziehung zu Gustav.
Gustav und Willem hingegen bauen ihren Reparaturservice erfolgreich aus und sehen sich schnell mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Willem hat zudem mit seiner Eifersucht auf den lockeren Umgang zwischen Gustav und seiner Wilma zu kämpfen.
Als Gustav vor der Hofgemeinschaft dafür plädiert, Kristina eine Stelle im Betrieb anzubieten, erhält diese überraschend von Lisa und Janne das Angebot, als Sekretärin in deren Architekturbüro zu arbeiten.
Die Ereignisse überschlagen sich - Regine bricht mit einem Burnout zusammen, ihre Tochter Arnora verschwindet nach einem Streit mit ihrem Stiefvater spurlos.
Wird es Gustav und seinen Freunden gelingen, Arnora wohlbehalten nach Hause zu bringen und ist Kristina wirklich eine ernsthafte Bedrohung für die Beziehung von Michelle und Gustav?
Manchmal erkennt man den Wert
eines Augenblicks erst dann,
wenn er zur Erinnerung wird.
Theodor Seuss Geisel
„Prolog“
„Zwecklos“
„Madame“
„Müllkippe“
„Zack. Und das.“
„Zwillinge“
„Hlidskjalf“
„Freudentränen“
„Aschenputtel“
„Tikkirula“
„Knudsen“
„Langsam“
„Früchte“
„Deichsel“
„Einfach gemacht“
„Taub“
„Niet dan?“
„Lusttropfen“
„Billetjes“
„Hallöchen“
„Lieb sein“
„Umweltschweine“
„Chakka“
„Unkraut“
„Kleine Gurke“
„Kvaefjordkake“
„Vergessen“
„Kontanter“
„Monster“
„Liv“
„Nichte"
„Walfisch"
„Präsentation“
„Hase“
„Blechhütte“
„Wunderschön“
„Snitsel“
„Sekttulpen“
„Nachlaufen“
„Quitt“
„Hosentasche“
„Sssooisssass“
„Kleiderbügel“
„Eierschaukelposten“
„Keramik“
„Vergiftungsversuch“
„Rewind to Remind“
„Verbotenes“
„Hamster. Rad.“
„Plant. Plan.“
„Senf“
„Ruder“
„Probleme“
„Schlüpper“
„Nasenflügel"
„Fütterung“
„Mundgeruch“
„Zweimal am Tag“
„Hoppe, Hoppe Reiter“
„Arild“
„Neun Tage“
„Panzer“
„Bauernmodel“
„Gewissen und Moral“
„Kondom“
„Besudelt“
„Ausgekühlt“
„Monogam“
„Illegal. Legal.“
„Geschirrspülmaschine“
„Liebe. Wärme. Geborgenheit“
„Epilog“
Dass Willem zurecht von Tjorben für das Quality-Management bei SHELL ausgewählt worden war zeigte sich für unsere geplante Arbeit sofort. Erneut. „Quim“, so nannten wir ihn ja in der Werkstatt, hatte bereits alle Werkzeuge und einen kleinen Arbeitsplatz vor unserem Toilettenhaus vorbereitet. Auf zwei Klappböcken, einer grossen Arbeitsfläche, mit einer Europalette mit einigen Brettern abgedeckt, lagen Säge, Bohrmaschine, Akkuschrauber, Wasserwaage, Schrauben, Silikonspritze und ein Senker sowie eine kleine Metalldose mit verschiedenen Bohrern parat. Neben allem ein kleiner Block, in dem er alles skizziert und notiert hatte. Sogar einen Ascher hatte er vorbereitet. Also eigentlich keinen Ascher, sondern eine aufgeschnitte Blechdose, eine alte Konservendose.
Bot mir auch direkt eine Zigarette an, erklärte mir seine angedachten Arbeitsschritte. Die senkrechte Lattung hatte er ja zuletzt so gut wie komplett montiert, würde im nächsten Schritt jetzt noch um Tür- und Fensterlaibung zusätzliche Latten, eine Art Rahmen anbringen wollen. Um einen sauberen und stabilen Abschluss zu bekommen. Zuerst aber wolle er mit mir gemeinsam die erste Beplankung montieren, das unterste Brett. Das wir in waagerechte Flucht brachten, darauf dann nach oben arbeitend, die „Stülpschalung“ aufbauen wollten. Auch das war in Willems Notizen vermerkt, mit allen Massen. Wo, auf welcher Höhe, die Montage beginnen sollte. Erklärte mir bei der Gelegenheit was er wie vorhatte. „Bretter vorbohren, mit dem Senker die Bohrlöcher ausweiten, vor dem Verschrauben die Bohrlöcher mit Silikon befüllen – so kann auch kein Wasser eindringen“.
„Ich hol‘ dann mal Bretter, damit das zügig vorangehen kann. Einer bereitet vor, der andere montiert“ machte ich mich auf den Weg zur Werkstatt. Wo der Bretterberg lag. Legte mir stapelweise Holz zurecht, das ich über die Schulter nehmen konnte.
Bei der zweiten Ladung kamen mir Ingrid und Kristina entgegen. Verliessen gerade Ingrids Beratungshaus. Kristina blieb nur kurz bei mir stehen, wollte direkt weiter. Zu uns ins Haus. „Ich möchte mich ein wenig hinlegen. Das ist doch ganz schön anstrengend. Zu reden. Mich zu offenbaren“. Ingrid blieb bei mir. „Was machst du? Was macht ihr?“ wies sie mit dem Kopf auf die Bretter auf meiner Schulter. „Komm‘ mit, dann kannst du das sehen. Dann erklärt sich das von selbst“ machte ich einen Schritt vorwärts. Ingrid folgte mir. „Ah, du hast Verstärkung mitgebracht“ lächelte Willem ihr zu. „Ja, kann ich machen. Euch helfen. Was denn? Was soll ich denn machen? Was kann ich denn machen?“ stützte Ingrid beide Hände in ihre Hüfte.
Willem liess sich nicht lange bitten, hatte direkt eine Aufgabe für Ingrid. Zog ein bereits gebohrtes und gesenktes Brett heran. „Das ist unsere Schablone. Einfach über ein Brett legen und die Löcher übertragen. Nur drauf achten, dass das Brett richtig rum liegt. Das ist schon alles“. Nahm sich ein Brett, machte Ingrid die Arbeitsschritte vor. „Siehst du, ganz easy“. Ingrid grinste. „Ja, ganz easy. Wenn man weiss, was zu tun ist“. War das also geklärt. „Ich hol‘ weiter Bretter“ wollte ich mich davon machen. „Und du kannst dich dann auch an die Laibungen machen. Die Abschlüsse zu Fenster und Tür“ hatte Willem eine weitere Aufgabe für mich.
Jetzt, wo die ersten Bretter gesetzt und verschraubt waren ging es relativ fix. Willem nahm sich immer wieder ein vorbereitetes, vorgebohrtes Brett, schlug es leicht in die Stülpnut, setzte die Schrauben an. An der Türlaibung liess er es ein kleines Stück überstehen. „Sägen wir am Schluss bündig ab, wenn alles montiert ist. Mit einem Sägeschnitt. Dann ist das auch schön gerade“.
Immer wieder mal trudelte „Baustellenbesuch“ bei uns ein. Zuerst war es Michelle, mit Torid im Arm. „Ach, hier bist du, da kann ich ja lange nach dir suchen“ stellte sie sich zu Ingrid. Sie würde gerne zu Mikkel fahren, um Milch zu holen. Damit sie danach Käse machen könne. Habe sich auch schon soweit in der Werkstatt eingerichtet, dass sie die „Reiferegale“ nutzen könne. „Wenn ich deinen Van nehmen kann … da ist es einfacher die schwere Milchkanne einzuladen … und Kristina hilft mir … sie kann die Kanne während der Fahrt sichern … Wilma kümmert sich dann um Torid … ich lege sie gleich zu einem Schläfchen hin“.
Ich setzte mit Nachfrage bei der Erklärung „Reiferegal“ an. Ob das denn schon notwendig sei, so viele Käselaiber gab es ja noch nicht. Lediglich ein paar habe sie doch erst bei uns hergestellt. „Doch, ich habe doch schon reichlich bei Mikkel gemacht, die lagern ja da“. Die würde sie dann auch mitbringen – und in ihre Obhut und Pflege nehmen. Jeden Tag habe sie bislang während ihrer Arbeitszeit zwei Käselaiber für sich hergestellt. „Manchmal auch drei“. Habe also schon einen gewissen Grundbestand. Den sie jetzt kontinuierlich ausbaue. „Zwanzig Käse habe ich bestimmt schon. Wahrscheinlich sogar mehr“. Das wolle sie in jedem Fall auch beibehalten, dass sie bei Mikkel Käse mache. „Standardkäse, also ohne Gewürze oder Kräuter. Einfach nur Gouda-Art. Alles andere probiere ich hier aus“. Sie schmunzelte. „Versuchsküche sozusagen wird das hier dann“.
Sie führte Torids Hand an meine Wange. „Dann kann der Papa immer mal probieren. Und wenn es ihm schmeckt geht die Mama in Produktion“. Die Art, wie sie mit Torid sprach gefiel mir. Immer wieder – und gerne mal - dieses „Der Papa …“ und „Die Mama …“ einflechtete. Drehte sich leicht, liess ihre Hand über die Freifläche hinter dem Toilettenhaus zeigen. „Wie findest du die Idee, dass ich … dass wir hier einen Gemüsegarten anlegen?“ Gefiel mir. Weil das ja auch ein Teil ihres Wunschs war – eigener Garten, Selbstversorger. Dass das natürlich letztendlich ein Arsch voll Arbeit war liess ich unerwähnt. Ein Bauer, ein Landwirt – oder in ihrem Fall eine Bauersfrau – hatte immer zu tun. Den ganzen Tag. Mit irgendwas. Aber Michelle wollte das – unbedingt. Vielleicht auch durch ihren Familiennamen „De Boer“ vorgegeben. „Klar, mein Hase. Tolle Idee“. Schrieb das gedanklich einfach auf Michelles Wunschzettel in meinen Kopf dazu. „Käserei, Hofladen, Gemüsegarten“. Das Kapitel Tiere - also Schafe, Hühner, Gänse – war ja im Prinzip abgearbeitet. Sogar eine Milchkuh hatten wir. Die stand zwar noch bei Mikkel – würde garantiert auch noch sehr lange dort bleiben. Mehr Stallkapazität gab unser recht kleiner Bauernhof nicht her.
„Ja klar, mach‘ ruhig. Entweder stecken die Autoschlüssel. Oder liegen bei mir auf dem Tisch. Oder neben dem Telefon“ gab Ingrid Michelle Antwort auf ihre ursprüngliche Frage.
Die Stirnseite des Hauses, also die, wo auch der Eingang war, war komplett verkleidet. Abschluss zur Türzarge montiert. Zeit für eine Zigarettenpause. Zeit um alles aus ein wenig Abstand zu begutachten. Für ein kleines Schwätzchen. Ingrid schüttelte sich die Hände aus. „Auch wenn es nur bohren ist, ist doch schon alles ziemlich anstrengend“. Willem lächelte. „Weil du es nicht gewohnt bist … Mit den Händen zu arbeiten. Du machst ja sonst mehr Kopfarbeit“. Ausserdem sei ihr ein wenig kalt, ob sie denn mal Tee für uns aufsetzen solle. Zigarettenpause war für sie nicht nötig, Ingrid war Nichtraucher. „Also für mich nicht“ lehnte Willem dankend ab. „Lieber ein Bierchen“ blickte er zu mir. „Oder?“
Geraucht hatten wir. Von Ingrid keine Spur. Auch nicht von Tee. Oder Bier. Aber wir waren ja nicht in einer Kneipe und warteten auf die Bedienung. Wir hatten zu tun. Die Holzvertäfelung musste weiter montiert werden. Kurzerhand übernahm ich Ingrids Part, versorgte Willem mit Material. Das er – fast im Akkord – auf die Lattung verschraubte.
Erst einiges später, dafür zusammen mit Wilma und Torid, kam Ingrid zurück. Etwas verlegen entschuldigte sie sich, sei bei Wilma geblieben. Am Kamin. Habe sich festgequatscht, die Zeit vergessen. Torid zeigte ihre Freude mich wiederzusehen. Lächelte mich an, brabbelte mich an, versuchte nach mir zu fassen. Bewegte sich lebhaft in Wilmas Armen. „Ihr kommt ja gut voran, seid richtig fleissig“ strubbelte sie Willem über den Kopf. Also Wilma jetzt, nicht Torid. Wir sollten doch in Kürze mal rüberkommen, zum Kaffee. Sie würde „Brusselse Wafels“ machen. „Dann gleich, wenn Michelle und Kristina auch zurück sind“.
Machst du wieder mit? Hilfst du wieder?“ wollte ich kurz von Ingrid wissen. Machte mich auf den Weg um weitere Bretter zu holen. Jetzt, an der Breitseite des Toilettenhaus, der mit dem Fenster, hatte ich mit Willem ein System entwickelt. Erst die Stossstelle, an der die Bretter aneinanderstiessen, mit Silikon abspritzen, dann auf einer Seite die Bretter einstülpen. Dann zur anderen Seite wechseln, das gleiche wieder. Willem wechselte zwischen den Seiten, schraubte alles fest. Eine dritte Person, in dem Fall Ingrid, die die Bohrungen vornahm, war also äusserst hilfreich. Erhöhte die Schlagzahl. Hielt die Maschine am Laufen. Kontinuierlich.
Ingrid bemerkte sehr wohl, dass Willem und ich ein wenig aufs Tempo drückten. „Ihr gebt ganz schön Gas“ reichte sie vorgebohrte Bretter an. „Ich habe das ja schon erlebt … als wir beide zusammen gearbeitet haben … die Fussböden gelegt haben …“ schaute sie zu mir. „Aber jetzt … Willem und du … ihr seid echt ein eingespieltes Team. Gleich zwei so Arbeitsmaschinen“. Willem schmumzelte. „Tja, das macht die gemeinsame Arbeit bei SHELL. Wir kennen uns. Gut. Schon lange. Deswegen arbeiten wir auch gerne zusammen. Kein grosses Palaver. Einfach machen. Jeder weiss was er zu tun hat. Da passiert wenigstens was. Da sieht man am Ende des Tages auch ein Ergebnis“.
Mittlerweile hatte wir mit der zweiten Stirnwand, der dem Eingang gegenüberliegenden Seite begonnen, auf der grossen Fläche mussten nur noch Details bearbeitet werden. Rund um die Fensterlaibung. Eine Fensterbank anbringen, natürlich auch aus dem Brettern der Stülpschalung. Darum sollte ich mich kümmern, Willem wollte, mit Ingrids Zuarbeit, weiter beplanken.
Kristina war zu uns gekommen. Berichtete von ihrem Ausflug mit Michelle bei Mikkel. War ziemlich begeistert von dem was sie gesehen hatte – und Michelle gezeigt bekommen habe. Michelles Arbeitsplatz, Michelles Arbeit. Von den vielen Tieren. Von Mikkel. Der sie ganz herzlich begrüsst und aufgenommen habe. „Schon ein schratiger Typ, aber voll nett“. „En ganske rufsete fyr, men veldig hyggelig“ übersetzte sie für Ingrid. „A bit of a scrooge, but really nice“ für Willem. Sie sei jetzt ein bisschen über den Hof und das Grundstück spaziert, Michelle habe sich mit Torid ein wenig hingelegt. „Ihr habt schon ganz schön viel Platz hier. Ihr könnt so ziemlich machen was ihr wollt“. Schaute sich unseren Arbeitsfortschritt an. „Was ihr ja auch macht“. Habe in der Werkstatt gesehen, dass wir Fahrräder hätten. Ob sie vielleicht eines, „das Damenrad“, ausleihen könne. Dann wäre sie in Biskopshavn ein wenig mobil, müsse nicht für jeden Furz den Bus nehmen. „Vor allem nicht auf den Bus warten“. Und wie das denn jetzt wäre? Ob ich sie nachher nach Hause fahren würde? Oder sie wieder bleiben dürfe? Und ob ich was dagegen habe, wenn sie ein wenig mit Leopold in den Wald spazieren würde? „Du hast ja anderes zu tun“. Die Art – und das Tempo – in der sie diese Fragen aneinanderreihte, hatte sie sich wohl bei Michelle abgeschaut. Oder konnten Frauen das grundsätzlich? Ohne Punkt und Komma reden, fragen?
„Ja, geht. Alles. Du kannst dir das Fahrrad ausleihen. Und du kannst hierbleiben. Sehr gerne sogar. Wir nehmen dich dann morgen früh mit. Willem und ich. Wenn wir zur Arbeit fahren. In Willems Auto passt auch das Fahrrad. Und du kannst gerne mit Leopold spazieren gehen. Sehr gerne sogar“.
Eine Weile stand Kristina noch mit Ingrid zusammen, schwatzte, kicherte mit ihr. Schön, sie so gelöst und entspannt zu sehen. Brach dann aber auf. Liess noch kurz wissen „Wenn ich zurück bin, soll ich euch mitbringen, dann ist Kaffeezeit. Soll ich euch von Wilma ausrichten“.
Das hörte sich gut an. Nicht wegen der „Koffietijd“, sondern auch was die klassische „Koffietijd“ beinhaltete. Das war immer so zwischen drei und vier Uhr. Wir hatten also schon sehr effektiv geabeitet, viel geschafft. Lediglich eine letzte Wandfläche war zu verkleiden. Ingrid hatte auch ihr Tempo gefunden, legte Willem immer gleich mehrere Holzbretter zur Montage bereit. „Übersetz‘ mir das bitte mal. Für Ingrid. Auf norwegisch“ sprach Willem zu mir herüber. „Ze is een echt werkpaard. Haalt alles uit de kast. Daar hou ik van“. Mich neben Willem stellend sprach ich ihm ins Ohr. Sollte er schon selber sagen. Das war doch der Sinne der Übung. Willem unterbrach seine Arbeit. „1Ingrid, Du er en ekte arbeidshest. Du gjør alt du kan. Jeg elsker det“. Ingrid legte die Bohrmaschine zur Seite. „2Takk for komplimenten. Jeg kan bare gjengjelde det. Du... ...dere to er virkelig gode. Uten pause. Bare fortsett“. Willem lächelte sie an, zog die Schultern hoch. „No understand Norge“. Ingrid legte ihm zwei weitere Bretter parat. Drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „You’re a tough guy. I like your style. I like you.“
Kurz nachdem wir den Arbeitsplatz umgezogen hatten, zur letzten Wandfläche, kam Michelle mit Torid zu uns. Wir sollten doch jetzt mal richtig Pause machen, Wilma wurde das Waffeleisen anheizen, in Kürze gäbe es also Waffeln. „Die schmecken doch am Besten, wenn sie warm sind. Frisch gemacht sind“. Hakte sich mit einem Arm bei mir unter. „Das schafft ihr doch heute sowieso nicht komplett, macht den Rest doch dann morgen. Du hast mir auch versprochen dich um uns zu kümmern. Um mich. Um Torid. Um deine Familie“. Führte mich ein paar Schritte vom Haus weg. Zeigte auf das angrenzende Grundstück, auf den Boden. Sie habe mit Mikkel gesprochen, über einen Gemüsegarten. Würde mir dann aber gerne gleich alles – „in Ruhe“ – erzählen wollen. Und ich solle doch so lieb sein ihr die Milchkanne aus Ingrids Van in die Küche zu bringen. „Das kann ich nicht tragen, das ist viel zu schwer für mich, das sind zwanzig Liter Milch. Ausserdem habe ich doch Torid im Arm“. So wie sie mich dabei anschaute, konnte sie sich weitere Worte sparen. Ihre Augen sprachen „Biiitte“. Unterstrich das mit freundlichem Lächeln und Wimpernschlag.
„Zehn Minuten, okay? Wir machen nur kurz unsere Arbeit … den Arbeitsschritt zu Ende“. Vielleicht würden es auch fünfzehn Minuten werden, so genau konnte ich das jetzt nicht sagen. Die Anschlussfugen der Fensterlaibung wollte ich noch mit Silikon abspritzen, Ingrid würde noch ein paar Bretter vorbohren, Willem sicherlich die ersten beiden Bretterreihen fluchtend vorbereiten.
Mit einem taktischen Schachzug wusste Michelle dem, was sie wünschte, Nachdruck zu verleihen, drückte sich mit Torid an mich heran. „Der Papa kommt gleich. Und dann ist er nur für dich da, mein kleiner Engel“.
Spätestens an dem Punkt war jeder Widerstand, jedes Gegenargument zwecklos. Wurde komplett ausgehebelt. Michelles Augenaufschlag hätte ich mich vielleicht noch entziehen können – aber dem Argument „Der Papa …“ natürlich nicht. Wusste Michelle natürlich auch ganz genau – deswegen hatte sie das auch sicherlich – und berechnend angefügt. „Wir kommen gleich, noch zehn Minuten, vielleicht eine Viertelstunde. Maximal“ wiederholte ich meine zeitliche Einschätzung.
1 Du bist ein echtes Arbeitstier. Ziehst alle Register. Das liebe ich.
2 Danke für's Kompliment. Kann ich nur so zurückgeben. Du ... ihr zwei haut echt anständig rein. Ohne Pause. Einfach immer weiter.
Der Duft und das Aroma von frisch zubereiteten Waffeln stiegen direkt beim Betreten der Wohnung in meine Nase. Butter und Vanille. Um sicher zu gehen stellte ich mich zu Wilma, die das Waffeleisen gerade mit einer neuen Portion befüllte. Um ganz sicher zu gehen, dass es nicht doch nur Kristinas Parfum war, das den Raum erfüllte. So, oder zumindest so ähnlich roch ihr Parfum. Direkt hatte ich die Assoziation im Kopf – zum Anbeissen lecker. Michelle stand am Herd, kochte in einem kleinen Topf genau eine in Würfel geschnittene Möhre und eine Kartoffel in wenig Wasser weich. „Das wird für unser kleines Mädchen. Heute gibt es mal einen Brei aus beidem. Da ist dann bestimmt etwas bei was sie besonders mag“.
Torid sass in ihrem Hochstuhl daneben, schleuderte einen Holzlöffel in ihrer Hand haltend wild umher. Liess ihn immer mal wieder auf das kleine Tablett, das zu ihrem Sitz gehörte, heruntersausen. Sabberte ein wenig. Entweder weil sie ahnte, dass das was Michelle da gerade zubereitete für sie sein würde. Oder es sich wünschte. Konnte sie das schon einordnen? Dass es in Kürze etwas zu essen gab? Für sie? Wahrscheinlich war es aber eher so, dass sie sich einfach freute dabei zu sein. Egal wobei.
Um sie – alle drei – bei ihren Arbeiten nicht weiter zu stören, oder gar blöd im Weg zu stehen, machte ich mich daran den Tisch mit Geschirr einzudecken. Kristina brachte einiges an süssem Aufstrich, verteilte Kaffeetassen. Ihre Wangen waren vom Hundespaziergang noch sehr durchblutet. Sie strahlte. Wartete erst gar nicht meine Frage ab, sondern gab mir direkt die Antwort. „Das tut mir so gut, bei euch zu sein. Ihr tut mir gut. Schade nur, dass das Wochenende bald schon wieder vorbei ist. Nach dem Kaffee mache ich noch eine Sitzung mit Ingrid. Auch das bringt mich echt nach vorne“. Sie lächelte. „Echt, fast wie ein Kuraufenthalt ist das für mich. In der besten Klinik die man … die ich mir wünschen kann“.
Nicht nur ihre Worte spiegelten ihr Wohlbefinden wider. Eine enorm positive Ausstrahlung – Kristina schien mit sich selbst im Einklang, fühlte sich sichtlich in der momentanen Situation wohl, war voller Selbstvertrauen, Akzeptanz und Begeisterung. Ihre Augen leuchteten, ihre Stimme war ausdrucksvoll und gleichzeitig abwechslungsreich, facettenreich im Klang. Sie hatte diese besondere Ausstrahlung, die den Raum sofort erhellte. Ihre Lebensfreude und ihr Glück waren ansteckend. „Denk‘ nicht daran, dass das Wochenende bald vorbei ist, denk‘ lieber daran wie schön es noch ist, bis es denn dann Wochenanfang ist. Nimm das mit was du hast, was du erlebst“ legte ich einen Arm über ihre Schulter. „Freut‘ mich, dass es dir so gut geht“.
Ingrid war erst zu sich gegangen, hatte sich Klamotten zum Wechseln geholt, ging jetzt ins Badezimmer. „Ich dusch‘ mich schnell“. Willem rückte sich einen Stuhl zurecht. Schaute sich an, was Wilma, neben den frischen Waffeln, auftrug. „Een echte hollandse koffietafel“ schmunzelte er sichtlich erfreut. Brot, Wurst, Käse, süße Beläge, Milch, Orangensaft und Wasser. Kaffee und Tee komplettierten das Sortiment. Eine bessere Auswahl würde es in keinem Hotel geben.
Michelle bat darum Torid, samt Hochstuhl, an den Esstisch zu bringen. Zermatschte die Kartoffel und die Möhre mit etwas Molke, setzte sich neben Torid. Deren Aufmerksamkeit jetzt direkt der Pampe galt. Das auch mit freudigem „Ba Ba Ba“ und wedeln mit ihrem Hornlöffelchen zum Ausdruck brachte. Schon ab dem ersten Löffelchen das Michelle an sie verfütterte war ich dermassen begeistert wie sie den Brei, ohnehin schon völlig pampig, weiter in ihrem Mund zermanschte, wie sich die Bäckchen bewegten, immer wieder Spritzer des Pürrees ihren Mund verliessen, bunte Sprenkler auf Schlabberlatz, ihrem Tablett, auf Michelles Arm und auf dem Esstisch hinterliessen. Ihr Gesichtsausdruck schien das zu sagen was sie schmeckte. „Lecker Mama. Mehr davon“. Ein kleines Stück meiner Waffel brach ich ab. „Darf Torid das essen?“ Michelle schaute zu mir. „Ein kleines Stück. Aber zermatschen. Die Maus hat ja noch keine Zähne. Oder nur eines. Ein ganz kleines“.
Das wusste ich nicht einzuordnen. „Wie zermatschen?“ Michelle nahm mir das Waffelstückchen aus der Hand, steckte es sich in den Mund, lutschte es pampig, gab es Torid. Wie gross ihre Äuglein wurden. Wie sie Michelle anschaute. „Ja, das schmeckt dir, was? Das glaube ich. Da ist ja auch reichlich Butter und Zucker drin. Hat Wilma gemacht. Die weiss was lecker ist“. Brach noch ein weiteres Stückchen von meiner Waffel ab. „Nur noch ein Stückchen. Das ist sonst zuviel für dich. Zuviel Zucker“ führte sie das wiederum angelutschte Stück in Torids Mund.
Dass Torid die Waffelpampe schmeckte, machte sie direkt lautstark klar als Michelle wieder zurück zu Kartoffel-Möhrenbrei gewechselt hatte. Sie zog ein Gesicht … Michelle lachte sie an. „Echt, da bist du direkt angefixt … wie ein kleiner Junkie … von dem Zucker“. Schaute mich an. „Deswegen auch kein Zucker. Wir brauchen so eine Mixmaschine. Für Fruchtmus. Sowas wie eine Kaffeemühle. Oder sowas für Milkshakes. Damit wir für Torid auch süssen Brei machen können. Nur ohne Zucker“.
Der Pürree-Brei hatte für Torid einen Reiz verloren. Michelle nahm sie aus dem Stuhl, legte sie an ihre Brust. „Trink‘ bei mir Maus. Mamas Milch ist ein bisschen süss“. Torid nuckelte. Anständig. Zufrieden. Ihre zuvor leicht krakeligen Äusserungen beruhigten sich. Auch das Rudern ihrer Ärmchen, wie kleine Windmühlenflügel, wurde weniger.
Torid war gesättigt, Michelle wollte sie zurück in ihren Hochstuhl setzen. „Jetzt will die Mama auch mal was essen“. Auch wenn sie das nicht gesagt hatte, zumindest nicht hörbar, nahm ich mich der Situation an. „Gib sie mir, ich kümmer‘ mich, dann kannst du in Ruhe was essen“ hielt ich Michelle meine geöffneten Arme entgegen. Kristina klinkte sich direkt ein.
„Kann ich sie nehmen? Gibst du sie mir? Dann könnt ihr beide essen. Ihr seid ja den ganzen Tag zugange. Sehe ich ja jetzt selber. Seit heute morgen sind wir unterwegs. Erst bei deinem Bauern. Dann hier. Und du Gustav doch auch. Ich nehm‘ Torid gerne. Esst ihr mal was. Ich kann nachher essen. Wenn ich von Ingrid zurück bin“. Stand auch schon neben uns. Erwartete Torid mit offenen Armen. Ging mit ihr zur Couch. Setzte sich mit ihr. Sang ihr ein Liedchen vor. Das ich nicht nur selber aus meiner Kindheit kannte, sondern es auch verstand. Kristina sang auf Deutsch. „Drei Chinesen mit dem Kontrabass, saßen auf der Straße, und erzählten sich was. Da kam die Polizei, Ja, was ist denn das? Drei Chinesen mit dem Kontrabass“. Torid dabei ganz liebevoll in ihrer Armbeuge schaukelte. Stimmte danach ein anderes Lied an, schaute Torid an. Dann zu uns herüber. „Das ist ein Lied über deinen Papa“.
„Wer will fleißige Handwerker sehn, der muss mal zu deinem Papa gehen. Stein auf Stein, Stein auf Stein, das Häuschen wird bald fertig sein“. Auch das Lied kannte ich, nur nicht in der von Kristina abgewandelten Form. Ein Stück Waffel kauend lehnte Michelle sich an meinen Arm. „Ist sie nicht lieb? Schau‘ mal wie sie mit Torid umgeht. So liebevoll. Warum hat man ihr nur so ein Unheil angetan? Sie ist doch so eine liebe Frau. Verstehst du das? Wie kann man so zu einem Menschen sein? Warum hat man ihr das angetan?“. Kristina verstand natürlich nichts von unserer Nederlands-Unterhaltung. Das war auch besser so.
Michelle erzählte, was sie denn gleich vorhabe. „Ich möchte Frischkäse machen. Und ich möchte, dass du mir hilfst. Auch beim Käsewenden. Mir einen Platz in der Werkstatt einrichtest. Der nur für mich ist. Für meinen Käse. Solange bis ich den Hofladen bekomme“. Wilma stimmte direkt in ihre Anweisung ein, baute die für Willem aus. „Das gilt auch für dich, mein Schatz. Du lässt die Arbeit Arbeit sein und kümmerst dich um mich. Wochenende ist die einzige Zeit, die wir gemeinsam verbringen können. Die Klobude könnt ihr auch morgen noch fertig machen. Oder übermorgen. Nur heute nicht. Das sind nur noch ein paar Stündchen, dann gehst du …“. Sie schaute zu mir. „Dann geht ihr zwei schon wieder ins Bett. Ihr … ihr zwei kümmert euch mal um eure Frauen. Das ist auch wichtig“.
Willem schien das anders zu sehen. „Machen wir nicht weiter?“ schaute er zu mir. „Ist doch nicht mehr viel“. Sollte ich jetzt sagen „Ja sicher. Machen wir fertig“? Und mir dafür einen Einlauf von Michelle abholen? „Machen wir morgen, okay?“ Blickte nur kurz zu Michelle. „Aber Werkzeug einräumen machen wir schon noch. Dann bin ich für dich da“. Damit war das Thema dann auch erledigt. Ingrid würde sowieso als dritte Kraft ausfallen, sie wollte mit Kristina zu sich gehen. Zu einem Beratungsgespräch. Erhob sich auch als Erste vom Tisch. Ging zur Couch. „Komm‘ mal gucken. Schau‘ dir das mal an“ flüsterte sie beinahe.
Kristinas Kopf war nach hinten in die Rückenlehne gefallen, sie hatte die Augen geschlossen, war leicht eingedöst. In ihrer Armbeuge, an ihrer Brust schlief Torid. Vorsichtig hob ich Torid von ihr. Ingrid stubste sie leicht an. „3Hei, kjære. Skal vi hoppe over praten vår?“ strich sie Kristina sanft über die Wange. „Was? Wie? Was ist?“ schreckte Kristina hoch. „Ich bin nur eingenickt. Nein. Alles gut“. Zuppelte sich am Bund des Pullovers. Sah Ingrid an. „Darüber möchte ich jetzt mit dir reden. Wie sehr ich mich sicher fühle. Bei euch“. Schaute in die Runde. „Das habe ich mich noch nie getraut. Einzuschlafen. Vor anderen Leuten. Nein. Das habe ich mich nicht getraut. Hätte ich nicht machen können. Bisher sind doch alle über mich hergefallen. Haben das als Aufforderung verstanden mich zu belästigen“. Setzte sich aufrecht in die Couch. „Ingrid. Alles gut. Sehr gerne möchte ich mit dir reden. Mich erklären“. Sie rappelte sich auf, ging kurz zu Michelle. „Das ist schön dein Kind an meiner Brust zu haben“. Michelle drückte sie. „Das ist lieb von dir. Was du gemacht hast. Für Torid. Und auch für uns. Du bist lieb. Und … schön, wenn du dich sicher fühlst. Das kannst du auch. Hier bist du sicher“. Willem erhob sich ebenfalls. „Wollen wir dann schnell? Alles zusammenpacken?“
„In fünf Minuten, okay? Ich bring schnell Torid zu Bett. Dann kann es losgehen“ machte ich mich auf den Weg nach oben. Wilma kam auf mich zu. „Lass‘ mich das machen. Dann kannst du Willem helfen. Dann ist mein Schatz auch schneller bei mir“. Zwinkerte ihm zu. „Und ich kann auch sicher sein, dass er nicht einfach weitermacht. Ich kenn‘ euch doch. Willem und du … ihr habt doch beide die gleiche Krankheit … dieses Ich mach‘ das noch eben zu Ende“.
Für eine Weile stand ich mit Willem zusammen bevor wir begannen Werkzeuge einzusammeln. Rauchten eine Zigarette. „Eigentlich ist es ja nicht mehr viel. Würden wir bestimmt heute fertigbekommen. Was ist denn so dringend? Was musst du denn Dringendes Michelle helfen?“ Weil ich es ihm nicht beantworten konnte musste ich es auch so sagen. „Ich weiss es nicht Willem. Aber wenn Michelle es sagt … es wünscht … was soll ich sagen? Ausser Ja, mein Engel. Du weißt doch selber wie das ist. Wenn Wilma dich um etwas bittet. Was sagst du denn dann?“ Willem blies den Zigarettenrauch aus. Grinste. „Ja, mein Engel. Natürlich, mein Engel. Sofort, mein Engel. Was sonst?“
Michelle sass noch mit Wilma zusammen, Ingrid und Kristina waren bereits gegangen. Ziemlich direkt erhob sich Wilma vom Tisch, fing quasi Willem im Türrahmen ab. „So, mein Schatz, dann wollen wir mal unser Wochenende einläuten. Zeit für Zweisamkeit“ grinste sie ihn an. „Was meinst du damit? Zeit für Zweisamkeit?“ Wilma legte ihre Arme um seinen Hals. „Harmonisches, romantisches Zusammensein. Von zwei Personen, von uns beiden. Ohne störende andere Personen“. Willem zwinkerte mir kurz zu. „Ja, mein Engel. Natürlich, mein Engel. Sofort, mein Engel“. Gab Wilma einen Kuss.
Auf dem Esstisch stand noch ein Teller mit Brusselse Wafels, an dem ich mich direkt bediente. Erneut. Mich zu Michelle setzte. Lächelte sie an. „Wir auch?“ Michelle strich mir mit einer Hand über die Wange. „Erst Käse machen“. Schaute Richtung Zimmerdecke. „Nachher. Wenn Torid wieder wach ist“.
Begann zu erzählen. Von ihrem Besuch bei Mikkel. Dass sie Kristina alles gezeigt habe. Was sie mache. Die Tiere. Die Käaseherstellung. Aber dass sie auch mit Mikkel „geplaudert“ habe. „Über dich. Über eure Arbeit. Bei Nele und Jaap. Die kennen sich ja. Ein wenig“. Und dass Mikkel das äusserst interessant fand. Dass er das gar nicht gewusst habe, dass wir Werkzeuge … Werkzeugmaschinen reparieren würden. Er habe da auch so einiges was einer Aufarbeitung bedürfe. „Du sollst doch einfach mal bei ihm vorbeikommen. Dir das mal anschauen. Wenn dich das interessiert. Wenn du was für ihn tun möchtest“. Aber auch ihren Wunsch nach einem Gemüsegarten habe sie ihm geschildert. „Mikkel hat mir angeboten, dass er mit seinem Traktor … und einem Pflug … den Boden umpflügen würde. Zumindest für die erste Bestellung“. „Hä? Wie jetzt? Was für eine Bestellung?“ Michelle lachte. „So nennt man das. Ein Feld bestellen. Etwas anpflanzen“.
Einen Arm legte ich um sie. „Weißt du wie sehr du dich verändert hast? Seit wir hier auf den Hof gezogen sind. Du wirst eine richtige Bauersfrau. Tiere. Gemüsegarten …“. Michelle unterbrach mich. „Ja, genau das will ich alles … möchte ich alles. Käse machen, verkaufen, in einem Laden, Sachen aus Schafwolle anbieten, Gemüse anbauen …“. Einen Kuss drückte ich auf ihre Wange. „Und wo ist das langbeinige Gerät? Dass du vorher warst?“ Michelle schmunzelte. „Das ist auch noch da. Wann immer dir danach ist. Aber ab und an möchte das langbeinige Gerät auch nur Bauersfrau sein. Und Mutter“. Schaute mich an. „Du kannst sie alle drei haben. Gerät. Bauersfrau. Mutter. Ich kann das alles sein. Wie es gerade gebraucht wird“. Ihre Hand wanderte von meiner Wange an meinen Brustkorb. „Weil du es möglich machst kann ich das alles sein. Ja, ich habe mich verändert. Aber nicht seit wir hier auf dem Hof sind. Seit ich mit dir zusammen bin. Du … durch dich … weil wir zusammen sind … weil wir ein Paar sind … weil wir ein Team sind … weil du mich lässt … alles … deswegen kann Michelle so sein wie sie wohl sein wollte. Auch wenn ich das nicht gewusst habe. Aber jetzt ist das klar. Ja, das alles will ich … will ich sein“.
Ihre Augen strahlten mich an. „Seit Kristina hier ist … seit du sie mitgebracht hast … ich sehe jetzt sozusagen als Aussenstehende … wie sie sich verändert. Wie auch ich mich verändert habe. Verändern konnte. Bei mir hast du das alles bewirkt. Deine Liebe. Deine Unterstützung. Bei Kristina sind wir alle es jetzt. Ich sehe … ich erlebe sozusagen meine eigene Entwicklung … von aussen. Alles was in mir kaputt war, hast du repariert. So wie du auch die ganzen Maschinen reparierst. Bei Nele. Bei Jaap. Vielleicht auch bei Mikkel. Du hörst einfach nicht auf … versuchst es so lange, bis es wieder funktioniert …“. Gab mir, ihre Worte unterbrechend, einen innigen Kuss. „Danke, mein Schatz“.
„Ach komm‘, du machst mich ganz verlegen“ fasste ich ihre Hände. „Ich mach‘ doch nichts Besonderes …“. Michelle drückte meine Hand. „Vielleicht ist es da ja, dass du einfach nur machst. Nicht zusiehst. Machst“.
Ein letztes Stück Waffel brach ich mir ab. „Wo du das gerade sagst … was wolltest du denn machen? Wobei soll ich dir helfen?“ Michelle schob ihren Stuhl zurück. „Frischkäse. Ich möchte Frischkäse machen. Und Quark. Und nachher noch zwei Stücke 4Brandnetelkaas“. Dazu habe sie vor ein paar Tagen schon Brennnesseln gesammelt und getrocknet. „Das würde ich gerne ausprobieren. Und dir dann noch zeigen wie die Käselaiber täglich gesalzen und geschmiert werden. Müssen. Damit die reifen können“. Ging in die Küche. Redete weiter. Für den Frischkäse habe sie auch Zitronensaft gekauft. Konzentrat. „Frische Zitronen sind ja saumässig teuer hier in Norwegen. Und wachsen ja hier auch nicht wirklich. Nur Äpfel, oder Beeren“.
Stellte ihre Edelstahltöpfe für die Käseproduktion auf die Küchenarbeitsplatte, zwei weitere Töpfe auf den Herd. Ging zum Sideboard. Nahm dort eine Kladde heraus. Mit schwarzem Einband, das Deckblatt mit bunten Vögeln, güldenen Linien und Ornamenten verziert. „Du schreibst jetzt auch in eine Kladde?“ schaute ich auf das Buch, das sie auf den Tisch legte. Michelle lachte. „Ja. Aber nicht so wie du. Deine Erinnerungen. Oder Fickgeschichten. Ich schreib‘ mir auf, was ich wie mache. Wie ich den Käse mache. Rezepte sozusagen. Ich kann das ja nicht einfach zusammenkippen und hoffen, dass was Essbares dabei rumkommt. Das muss schon ziemlich genau alles abgemessen werden“.
Machte sich auf den Weg nach oben. „Ich wecke jetzt mal unser Mädchen. Nicht dass die durchschläft. Und uns dann die ganze Nacht wachhält“. Blieb kurz am Treppenaufgang stehen. „Holst du schon mal die Milchkanne? Und kannst in jeden Topf einen Liter Milch abfüllen? Aber ziemlich genau, bitte“.
Wenig später kam sie mit Torid wieder nach unten. Ging mit ihr ins Badezimmer. „Madame kriegt jetzt eine saubere Windel. Dann ihr Fläschchen. Dann kann ich anfangen. Und du nimmst sie dann“. Torid lächelte mich an. Brabbelte vor sich hin. War direkt lebhaft und glücklich. Machte jedenfalls den Eindruck auf mich. Das hatte sie definitiv von Michelle „geerbt“. Nicht von mir. Direkt nach dem Wachwerden loszuplappern. Mit Begeisterung. „Gibst du ihr gar nicht mehr die Brust? Nur noch Fläschchen? Oder diesen Brei?“ Michelle lächelte in den Spiegel, während sie Torid wusch. „Mal so, mal so. Ich kann das doch nur ausprobieren, was sie lieber mag. Torid kann doch nicht ewig an meinen Titten nuckeln“.
3 Hallo Süsse. Sollen wir unser Gespräch ausfallen lassen?
4 Brennnesselkäse
Michelle hatte gebeten den Hochstuhl für Torid in die Küche zu platzieren. So könne sie uns zusehen. „Nicht ewig jetzt. Aber für eine Weile geht das. Danach kannst du sie ja im Tragetuch nehmen“. Solle doch, so Michelles weitere Anweisung, für sie in dieser Zeit verschiedene Kräuter fein hacken. Die sie gerne in den Frischkäse einarbeiten wolle. Das würde auch fix gehen. „Frischkäse machen ist keine Hexerei. Milch erwärmen. Zitronensaft dazu. Langsam umrühren. Bis die Milch stockt“.
In einem Emaillesieb, das wir sonst für Salat oder Nudeln verwendeten, hatte sie eines der Käsetücher, die ich von Nele bekommen hatte, gelegt. Goss die gestockte Milch hinein. Michelle lächelte. „Das war schon alles. Jetzt nur noch die Molke abtropfen lassen. Geht echt schnell. Können wir morgen schon essen“. Schaute sich um. „Wo kann ich das denn abtropfen lassen?“ Wie lange würde das abtropfen denn dauern? wollte ich wissen. „Ja, so gute drei Stunden bestimmt“ war Michelles Antwort. Dann würde sie die Kräuter und Gewürze einrühren können. „Oder einfach nur ein bisschen Salz. Wie man es am liebsten mag“.
„Und wieviele von den Tüchern … von dem Käse willst du machen?“ Machte direkt den Vorschlag das vielleicht über der Badewanne abtropfen zu lassen. Würde schnell von draussen eine Latte holen, die wir über den Wannenrand legen konnten. Die Tücher darumbinden. Die Molke dann in die Wanne laufen lassen. „Und wieviel Käse bleibt dann überhaupt übrig?“ Michelle hatte schon den zweiten Topf aufgeheizt, für die zweite Portion. „Ein Liter Milch bringt ungefähr einen Viertelliter Frischkäse“. Danach wolle sie aber auch gerne Quark machen. „Das geht ähnlich. Auch nur Zitrone in die Milch einrühren. Nur länger stehen lassen, nicht so früh abgiessen. Nach drei oder vier Stunden erst“.
„Ganz schön viel Abfall“ legte ich die besorgte Holzlatte – zur Sicherheit gleich zwei – über den Badenwannenrand. „Also nicht Abfall, ganz schön viel Molke. Kann man da nicht noch was draus machen?“ Michelle holte ein Glas, hielt es unter das erste Käsetuch, fing etwas von der Molke auf. „Kann man trinken. Ist ja im Prinzip Milch“. Hielt mir das Glas mit der Flüssigkeit hin. „Sieht jetzt nicht unbeding lecker aus. Ist aber sehr gesund. Und auch voll der Diät-Drink“. „Wieso jetzt Diät? Und was gibst du mir das? Soll ich abnehmen? Bin ich dir zu fett?“ Michelle lachte. „Ach Quatsch Mann. Das sollte das gar nicht heissen. Ist halt sehr gesund. Und auch gut für die Haut“.
Viel helfen konnte ich Michelle nicht wirklich. Was in der Natur der Dinge lag. Wieviele Personen konnten sinnvollerweise gleichzeitig in einem Topf rühren? Das machte Michelle schliesslich. Sie erhitzte Milch, gab Zitronensaft hinzu, rührte um, goss das Gemisch durch ein Tuch. Selbst der letzte Schritt, das Abtropfen, brauchte keine Hilfe. Die Molke lief von selber aus dem Tuch. In den kurzen Pausen machte Michelle Notizen in ihrer Kladde. „Soll ich nicht … kann ich nicht ein wenig mit Torid spielen? Statt dir nur zuzuschauen?“
„Ist jetzt nicht dein Ding, oder?“ stubste Michelle mich leicht an. „Was heisst dein Ding? Was kann ich dir denn dabei helfen? Das ist doch Arbeit für eine Person“. Michelle hob Torid aus dem Hochstuhl. „Willst du was mit dem Papa machen?“ Torid gab ihr „Mem Mem Mem“ zur Antwort. Was auch immer das jetzt heissen sollte. „Dann geh‘ ich ein bisschen mit ihr raus. Setzt du sie mir ins Tragetuch?“ Michelle verzog ihre Mundwinkel. Zu einem Lächeln. „Aber du kannst mir vorher noch zehn Liter Milch in den grossen Topf füllen. Für den Brandnetelkaas“. Dass sie dabei gerne auf meine Hilfe zurückgriff war nachvollziehbar. Die Milchkanne wog doch schon anständig. Selbst ohne Milchinhalt. Glücklicherweise hatte der Edeltahltopf im Inneren eine Messskala. Nur den letzten Schluck, der zu zehn Liter fehlte, füllte ich mit einer Suppenkelle auf. Zog mir dann Jacke und Schuhe an, liess mir von Michelle das Tragetuch umbinden, Torid hineinsetzen. „Aber bleib‘ jetzt nicht ewig weg. Ich wollte dir noch das mit dem Käsewenden zeigen“.
Leopolds Freude glich der meinigen als ich ihn sah. Direkt kam er auf uns zugelaufen. Bellte kurz. Einmal. Lief dann direkt vor und zurück. „Ja, mein Junge. Wir gehen in den Wald“ wies ich ihm mit ausgestrecktem Arm den Befehl loszulaufen. Ein kurzes „Lop“ genügte. Hätte es aber wahrscheinlich gar nicht gebraucht. Er lief sowieso. Vermischt mit einer Art kleinen Purzelbäumen. Wie er sich freuen konnte. Unglaublich. Genau so unglaublich wie er auf mich reagierte. Wie ich auf ihn. Ich hatte ihn schon lange in mein Herz geschlossen. Er gab mir was. Zurück. Zuneigung. Freude. Verbundenheit. Ganz leicht legte ich meinen Kopf an Torids Hals. „Nach euch beiden … nach dir und deiner Mama … ist Leopold sowas wie mein bester Freund geworden“. Gab ihr einen sanften Kuss auf den Hals. „Schon verrückt, oder? Ist doch eigentlich nur ein Hund“.
Nach unserer Stammrunde setzte ich mich noch für einen Moment an die Grabstelle. Redete laut vor mich hin. „Michelle braucht echt so eine Käseküche. Habe ich jetzt ja selbst gesehen. Das ist ja kein Zustand … kein Dauerzustand. Mit der Küchenanrichte … und der Badewanne“. Erhob mich langsam, spürte Harndrang. Sicherlich noch einmal durch das Plätschern des Bachlaufs forciert. Stellte mich an einen Strauch. Öffnete den Reissverschluss meiner Hose. Sprach an Torid vorbei. Zu ihr. „Papa holt jetzt seinen Pimmel raus. Da musst du wegschauen. Oder willst du mir beim Pinkeln zuschauen?“ Musste selber grinsen. Bei dem sich mir stellenden Gedanken „Wann wirst du wohl anfangen dir Schwänze anzuschauen? Dich für Pimmel interessieren? Dich für Männer interessieren?“
An den Holzlatten über der Badewanne hingen vier Käsetücher. Zum Abtropfen. In der Küchenspüle stand die Presse für den Käselaib. „Das muss aufhören, mein Schatz. Das ist ein Badezimmer. Und eine Küche. Keine Käserei“. Michelle drehte ihren Kopf. „Und wie soll ich das sonst machen? Irgendwo muss ich das ja machen“. Das Argument leuchtete mir ein. Nur wo? Das war mir nicht klar. Und vor allem wie? „Ich bau‘ dir was, mein Hase. Ich weiss noch nicht wie und wo, aber ich bau‘ dir was. Vorausgesetzt, dass ist mehr als nur so ein Kurzzeithobby von dir. Das muss dann schon ernsthaft sein“. Michelle schaute mich ein wenig erbost an. „Sieht das aus wie Hobby? Habe ich dir doch vorhin gesagt, dass ich das will. Ernsthaft. Mehr als sagen kann ich das doch nicht. Glaubst du mir nicht? Traust du mir das nicht zu? Dass ich auch was auf die Beine stellen möchte?“
Das war es gar nicht. Versuchte meine Zweifel zu relativieren. „Ich … wir müssen da schon einiges investieren. So eine Käserei … so ein Hofladen … das ist alles nicht mal eben umgesetzt. Und kostet einiges“. Michelle umarmte mich und Torid. „Wenn ich dich nicht kennen würde …“. Gab Torid einen Kuss. „Dein Vater und Geld – ganz schwieriges Thema“. Gab mir einen Kuss. „Ja, das will ich. Das was ich gesagt habe. Einen Laden, eine Käserei, einen Gemüsegarten. Mehr nicht“. Fasste um mich herum, gab mir einen Klapps auf den Hintern. „Und mehr Kinder. Das muss doch zu schaffen sein. Ich weiss, dass du das schaffst“. Ihre Augen sprachen wieder dieses „Biiitte“.
Michelle nahm meine Hand. „Komm‘, ich zeig‘ dir mal wie das mit der Käseschmierei geht“. Zog sich auch Schuhe und Jacke an.
Die beiden Regale, die sie gekauft hatte, die ich für sie zusammengebaut hatte und jetzt schon in der Werkstatt standen, waren bereits gut bestückt mit Käselaibern. Mehrere kleine. Und zwei richtig grosse. „Die habe ich bei Mikkel gemacht. Zehn Kilo jeweils. Er hat ja grössere Gerätschaften. Einmal in der Woche darf ich einen solchen Käselaib bei ihm machen. Für mich. Für uns“.
Aus einer Ecke zog sie einen Kunststoffeimer und eine gewachste Tischdecke. Die sie über die Palettenkonstruktion ausbreitete. „Edelstahltisch wäre natürlich besser. Haben wir aber noch nicht“. Mal ganz abgesehen von dem „Haben wir aber noch nicht“ – wo sollte der hin? Wo sollte der stehen? Das war eine Werkstatt. In die wir schnell zwei Regale hineingedrückt hatten. Für ihren Käse. Mehr nicht. Lichtjahre von Käserei entfernt. Griff sich den Eimer. „Ich mach‘ schnell eine Salzlösung“. Liess mich mit Torid einfach stehen. Vielleicht sogar berechnend. Damit ich das Provisorium so richtig auf mich wirken lassen konnte. Was es auch tat. „Das ist kein Zustand“ formulierte es sich erneut in meinem Kopf. Was ich Michelle auch direkt kundtat als sie zurückkehrte. „Tut mir leid. Wenn ich den Eindruck erweckt habe, dass ich das nicht ernst nehme, was du tust. Du brauchst natürlich eine Käserei. Eine gescheite. So wie ich ja auch teure Schweissgeräte kaufe. Um gescheites Werkzeug zu haben. Nur …“. Ich fasste an ihre Hand. „Nur so eine Käserei kann man nicht einfach irgendwo kaufen. Die muss man … die muss ich bauen. Verstehst du? Das dauert“. Michelle führte meine Hand an meine Wange, streichelte mich damit. „Das verstehe ich. Das weiss ich. Auch dass es dauert. Hauptsache du machst es. Für mich“.
Tunkte ihre Hand in den Eimer, zog eine Bürste heraus. „Gibst du mir mal einen Käselaib? Ich zeig‘ dir dann was gemacht werden muss. Einmal am Tag“. Bürstete den Käselaib ab. Von allen Seiten. Legte ihn wieder in das Regal, nahm sich den nächsten Laib. „Nur leicht feucht. Das Salz konserviert, entzieht dem Käse weiter Feuchtigkeit, lässt den reifen, macht auch gleichzeitig die Rinde. Nicht wie im Supermarkt. Da ist ja so Plastikrinde dran. So … wie wir das machen … kann man alles essen. Kein Abfall“.
Kein Zweifel, Michelle wusste genau was sie tat, wovon sie redete. Sie war zur Käsefachfrau geworden. Und auch wieviel Arbeit es doch war, Käse zu machen. Wieviel Zeit und Aufwand investiert werden musste, bevor man in ein Stück Käse beissen konnte. Ich fasste ihre Hand. „Du bist mein Pikantje van Antje“. Michelle lachte. „Du meinst die aus der Reklame? In Nederland?“ Schüttelte ihren Kopf. „Soll ich mir auch so Zöpfe machen? Wie die Antje?“
Als wir zurückkamen, in unsere Wohnung, sass Kristina mit Ingrid am Esstisch. Hatte sich gerade ein Brot geschmiert. Ingrid schnabullierte eine kalte Waffel. Michelle machte sich direkt wieder in der Küche zu schaffen. Hackte Kräuter. Die sie „jetzt gleich“ in die Frischkäsemassen einrühren könne. „In einen Teil zumindest. Ein Frischkäse pur, einen mit Kräutern“. Nahm mich mit ins Badezimmer, öffnete eines der Tücher, stippte mit ihrem Finger in die Masse. Hielt mir ihren Finger entgegen. „Probier‘ mal. Nicht zu sauer? Nicht zu salzig?“ Mir schmeckte das. Sehr frisch. Sehr lecker. „Ich find’s gut. Und du?“ tat ich es ihr gleich, liess sie an meinem Finger probieren. Sehr lasziv schleckte sie meinen Finger ab, spielte mit ihrer Zunge an meiner Fingerkuppe. Schaute mich mit Wimpernschlag an. „Das würde die Frau Antje gleich gerne mit dir machen. Dich mal schön pikant ablecken“. Hielt meine Hand fest. Leckte wild an meinen Finger. „Michelle …“.
Beugte sich weiter über die Wanne herunter, drehte das Tuch. Zu einer kleinen Kugel. Immer mehr Molke floss aus dem Tuch. „Jetzt noch über Nacht die restliche Molke austropfen lassen. Morgen früh ist das alles fertig. Kannst du schon zum Frühstück essen“. „Was ist denn jetzt der Unterschied zwischen Quark und Frischkäse? Ist doch eigentlich dassselbe, oder?“ Michelle kam wieder komplett in die Senkrechte. „Jepp, Quark ist sowas wie Frischkäse. Frischkäse ist trockener, weil er ja länger abtropft. Und mehr Molke rausgepresst wird“.
Michelle drehte sich in meine Arme. „Hast du überhaupt gehört was ich gesagt habe? Ich habe Bock auf dich“. „Ja, habe ich. Wie soll das gehen? Ich habe Torid umgeschnallt. Wir haben Kristina und Ingrid nebenan sitzen. Ausserdem muss ich auch schon bald zu Bett gehen. Morgen fängt die Arbeitswoche wieder an. Da läuft nichts“.
In der Küche machte sich Michelle direkt wieder an ihre Quarkzubereitung. Die Käsemasse sei jetzt schon gut abgestanden, bevor sie diese auch abtropfen lassen wolle würde sie jetzt noch Vanillezucker einrühren. In der Spüle tropfte die Molke aus der Presse des Brandnetelkaas langsam heraus. Auf diesen Käse freute ich mich jetzt schon. Würde zwar noch einiges dauern bis er verzehrt werden könnte – mindestens vier Wochen – aber diese Geschmacksrichtung mochte ich sehr. „Kannst du davon nicht mal einen grossen Laib machen? Bei Mikkel? Vielleicht findet er das ja auch interessant, für seinen eigenen Käse. Macht Mikkel Kräuterkäse?“ Michelle schaute von ihrer Arbeit auf. „Nein, Mikkel macht mehr die traditionellen norwegischen Käse. Aber deswegen will ich ihm immer wieder mal ein Stück von meinen Experimenten zum probieren geben. Nehme auch morgen den Kräuter-Frischkäse mit. Als Brotaufstrich“.
Ingrid machte sich auf den Weg. Nachhause. In ihr zuhause. Die wenigen Schritte über den Hof. Sagte zur Verabschiedung sowas wie „Ich bin ganz schön geschafft. Lese wohl noch was, dann ab ins Bett. Ich habe morgen direkt wieder Beratungsgespräche. Regine kommt. Und später dann auch Lisa“. Umarmte Kristina. „Und wir sehen uns … reden dann nächste Woche wieder?“ Kristina erwiderte ihre Umarmung. „5Ja, min kjære Ingrid. I aller høyeste grad. Du hjelper meg mye. Hvis det ikke er for mye av en byrde for deg, så vær så god“. Setzte sich aufrecht. „6Jeg er lei for at du er som Tømming mi“. Ingrid strich ihr durch die Haare. „7Ikke noe problem. Du gjør fremskritt. Det er hovedsaken“.
Ingrid stellte sich noch einen Moment zu Michelle, redete mit ihr. Nicht zu verstehen über was. Dafür redete sie zu leise. Schien sehr privater Natur zu sein.
5 Ja, meine liebe Ingrid. Sehr gerne sogar. Du hilfst mir sehr. Wenn dich das nicht zu sehr belastet, dann gerne.
6 Tut mir leid, dass du sowas wie meine Müllkippe bist.
7 Kein Problem. Du machst Fortschritte. Das ist die Hauptsache.
Ich hatte mich auf die Couch gesetzt, Torid auf meine Oberschenkel gelegt, so dass sie mich anschauen konnte. Ihre Augenlider zwinkerten immer wieder, immer öfter. Sie würde gleich in den Schlaf fallen. Nicht verwunderlich, es ging auf Acht Uhr zu. Zeit für sie richtig zu schlafen. Für so einen kleinen Wurm war doch alles viel anstrengender und intensiver als für uns Erwachsene. Wir waren das irgendwie doch schon gewohnt – dass tagsüber immer irgendwas los war. Sie brabbelte vor sich hin. So als hätte sie noch ganz wichtige Dinge loszuwerden. Hatte sie bestimmt auch. Nur waren wir – in dem Fall ich – nicht in der Lage zu verstehen wovon sie redete. Michelle hatte sich nach einer Weile zu uns gesetzt. Kristina trug ihr Geschirr ab. „Nicht spülen, Süsse. Im Waschbecken steht Käse“ bat Michelle sie das Geschirr einfach abzustellen. Auf die Küchenarbeitsplatte. Sonst nichts zu machen. „Mach‘ ich dann morgen alles. Stell‘ einfach nur ab“.
Kristina setzte sich zu uns. Erzählte ein wenig von ihren Eindrücken. Wie der Tag auf sie gewirkt hatte. Wie sehr es ihr gefiel, dass Michelle sehr dafür arbeitete autark zu werden. „Und dann willst du auch noch Gemüse anbauen? Neben dem ganzen Käse-Kram? Willst du gar nicht mehr in deinen Beruf arbeiten?“ Michelle griff zu dem Prospekt mit den Edelstahl-Utensilien, den ich mitgebracht hatte. „Arbeiten schon, aber nicht mehr in der Pflege. In meinem alten Beruf. Ich möchte lieber uns … unsere Familie versorgen. Also alle … die hier auf dem Hof leben. Das ist ja unsere Familie. Wilma, Willem, Ingrid, Gus, Torid und ich. Zwar nicht blutsverwandt, aber das ist unsere Familie“.
Blätterte ein wenig in dem Prospekt, liess es wie eine Art Daumenkino durch ihre Finger. „Ich wäre auch gerne Teil von eurer Familie. Ich hätte auch gerne Familie. Also eine, die ich auch solche betrachten könnte. Nicht die, die ich jetzt habe“ schaute Kristina zu ihr. „Meine Familie ist tot. Für mich. Ist ja auch nicht meine Familie. Nicht wirklich. Meine Mutter … mein Vater …mein so genannter Vater … das sind doch meine Peiniger. Eine Familie tut seinen Verwandten doch nicht sowas an. Ihr … ihr seid meine Familie … meine Freunde … geworden. Ich würde gerne zu eurer Familie gehören. Bei euch fühle ich mich geborgen. Das sollte doch eine Familie ausmachen“.
Michelle streckte ihre Hand zu Kristina aus, die uns ja gegenüber in einem Sessel sass. „Komm‘ her, zu uns. Setz‘ dich zu uns. Die Couch ist gross genug. Und wenn nicht … dann ist es wenigstens ein wenig muckelig“. Bewegte ihren Arm auffordernd. „Komm‘ her, meine Süsse“. Direkt nachdem Kristina sich neben Michelle gesetzt hatte, legte sie ihren Kopf an ihre Schulter. Seufzte leise.
Eine aufgeschlagene Seite des Prospekts schob Michelle mit herüber. „Wenn ich sowas hätte …“ tippte sie mit einem Finger auf eine Abbildung. Ein Edelstahltisch, mit Höhenverstellbarem Einlegeboden. Mit Rollen. „Oder sowas“ wanderte ihr Finger auf die gegenüberliegende Seite. Ebenfalls ein Edelstahltisch, mit zwei Regalböden. Auch Höhenverstellbar. Ohne Rollen. Mehr schon fast ein Regal denn ein Tisch. „Und dann? Was machst du dann damit?“ sah ich zu ihr herüber. „Für meinen Käse“. Sowas in der Art hatte ich mir schon gedacht. „Und das stellst du dann wo hin? In die Küche? Oder ins Badezimmer?“
Meine Zwischenfrage schien sie nicht sonderlich zu beeindrucken, statt einer Antwort auf meine Frage erhielt ich … las Michelle mir die Beschreibung vor. „120 Zentimeter mal 40 Zentimeter. 90 Zentimeter hoch, verstellbare Füsse. Belastbar bis 180 Kilogramm“. Von der Seite sah ich sie an. „Ja, super. Und wo stellst du das hin?“
Dass sie das gerne hätte – diese Tische – daran bestand schon gar kein Zweifel mehr. Ihr Blick hatte mich schon dahinschmelzen lassen. Das wusste sie natürlich auch. Genau deswegen schaute sie mich ja auch so an. Weil sie genau wusste, dass ich diesem, mit den Augen ausgesprochenen „Biiitte“, nicht standhalten konnte. „In das Toilettenhaus. Schau mal … 120 Zentimeter … mal zwei … das ist weniger als drei Meter … das würde total perfekt da reinpassen. Und stört auch keinen. Das Haus ist gefliest … hat einen Gully … ich putze das auch jeden Tag … da kann ich doch abends drin arbeiten … und wenn Wilma das morgens wieder nutzen möchte ist alles blitzblank“. Eigentlich wollte ich etwas sagen, kam aber nicht weiter als Luft holen. „Und dann ist auch alles aus unserer Küche und Badezimmer raus. Nichts mehr was dich stören könnte … das Toilettenhaus ist doch so gut wie ungenutzt … da könnte ich doch … erstmal … provisorisch … bis meine Käserei gebaut ist … Bitte“. Michelle legte ihren Kopf an meinen Brustkorb, schaute zu mir auf. „Biiiiiiitte“. Würde ich die Strecke dieses langgezogenen Wortes in Zentimeter messen - würde die Strecke einmal durch das gesamte Haus führen. Das waren bestimmt in etwa die Menge an Buchstaben „I“, die der gesamte Prospekt enthielt.
Erst gab ich ihr einen Kuss auf die Stirn, lächelte sie an. „Nur Biiitte oder echt Biiiiitte?“ Michelle erwiderte mein Lächeln. „Biiitte. Biiitte, mein Hase“. „Das kann ich nicht entscheiden. Das Toilettenhaus ist für Wilma und Willem. Und Ingrids Kunden. Wenn, dann entscheiden das alle“. Michelle drückte sich von meinem Oberkörper ab. „Abends ist da doch keine Menschenseele drin. Ausserdem … wer hat das denn gebaut? Bezahlt? Das warst doch du. Warum sollte deine Frau nicht was darin machen können? Wer sollte was dagegen haben? Ich putz‘ auch alles. Jeden Tag“.
Sicherlich alles schlüssige Argumente. Insbesondere dass dann alles aus unserer Küche verschwinden würde gefiel mir persönlich schon. „Hat bestimmt keiner was gegen. Nur besprechen müssen wir das schon. Ist doch dann, wenn, eine Gemeinschaftsentscheidung“.
Michelle erhob sich, drückte sich an meinem Brustkorb aus der Couch. „Ich frag‘ Wilma und Ingrid. Morgen direkt. Und wenn sie ja sagen … was sagst du denn zu der Idee?“ Mit beiden Händen umfasste ich ihre Taille. „Du weißt doch sowieso was ich sage … wenn du mich mit diesem Biiitte köderst. Und – das ist ja das Schöne an der Gemeinschaftsentscheidung. Die Mehrheit entscheidet. Und wenn du Ingrid und Wilma so bezirst wie mich … dann ist das doch schon so gut wie entschieden“. Sie beugte sich zu Torid auf meinen Oberschenkeln herunter. „Dann bring‘ ich jetzt mal unser Kind zu Bett. Du kommst doch bestimmt auch gleich, oder?“
Kristina hatte sich alles nur angehört. „Du kannst gar nicht Nein sagen, wenn Michelle etwas möchte, stimmt’s?“ stubste sie mich mit dem Ellenbogen an, als Michelle nach oben gegangen war. „Doch, kann ich schon. Kommt immer aufs Thema … auf die Frage an. Aber hierbei nicht. Das ist Michelles Wunsch … ihr Traum … den lasse ich gerne wahrwerden … bin ihr gerne dabei behilflich. Soweit ich das kann. Und im Prinzip hat sie ja recht, ist ein selten genutztes Klohäuschen. Und der ganze Kram kommt aus unserer Küche raus. Siehst du doch selber, nicht mal Spülen kann man. Oder in die Wanne gehen. Käse, überall Käse. Und ich habe ihr einen Laden … eine Käserei versprochen. Das dauert aber noch. Das geht nicht mal eben“.
Ich schaute Kristina an. „Und du? Hast du auch einen Wunsch?“ Sie legte ihre Hand auf mein Handgelenk. „Ich würde gerne bei euch bleiben“. Legte ihren Kopf leicht schräg. „Biiitte“. Lachte. Stand auf, holte sich etwas zu trinken aus dem Kühlschrank. „Möchtest du auch was? Vielleicht ein Bier?“ Ein Bier ging. Konnte nicht schaden. „Ja, gerne“. Betrachtete sie, wie sie in die Küche ging. Das kurze Minikleidchen von Michelle wedelte an ihrer Taille hin und her. „Steht dir gut, das Kleid. Solltest du öfter tragen“. Kristina drehte sich über die Schulter. „Ja, finde ich auch. Morgen ist das aber schon wieder vorbei. Da muss ich dann wieder ins Büro“.
Sie stellte mir das Bier auf den Tisch. „Wenn mein Stiefvater mich so sehen würde … würde er mich windelweich schlagen. Das ist mir oft genug passiert. Wenn ich mich … als Teenie … mehr etwas aufreizender gekleidet habe … es versucht habe“. Kristina stiess ihre Heinekenflaschen anprostend gegen meine. „Hat mir dann … wenn er nach Hause kam … immer sofort eine gescheuert. Gesagt Meinst du etwas wir sind im Puff hier? Hat mich am Arm gekrallt … und meinen Arsch mit einem Holzlineal bearbeitet … mich über’s Knie gelegt … mir die Klamotten runtergezogen … meinen Hintern versohlt“. Sie trank einen Schluck Bier. „Manchmal … oft … hat er dabei eine Erektion bekommen … habe ich genau gespürt … Ich glaube das wollte er auch … sich an mir aufgeilen … manchmal hat er sogar seinen Hosenstall aufgemacht … und kurz danach auf mich drauf gespritzt“.
Das Bier blieb mir fast im Hals stecken. War keiner Antwort oder Reaktion fähig. Ungläubig und auch entsetzt gleichzeitig schaute ich Kristina an. „Das war nicht einmal … eigentlich über Monate … die Sau geilte sich an irgendeinem Scheiss auf, für den er mich bestrafen musste … so hat er das immer genannt … versucht zu entschuldigen … im Nachhinein. War aber nicht so. Der hat sich einfach daran aufgegeilt mir die Hose runter zu ziehen und mir … Zack, Und das, Und das hat er immer gesagt … den Arsch zu versohlen. Immer wieder mit dem Lineal auf meinen nackten Hintern. Das hat so wehgetan ... Und ihn so geil gemacht ... dass er immer weiter auf mich eingedroschen hat“. „Kristina, hast du das mit Ingrid besprochen?“ Ihre Mundwinkel verzogen sich. „Ja, habe ich. Auch dass ich gedacht habe Das geht vorbei. Sagt man doch so bei uns in Deutschland Zeit heilt alle Wunden. Hat sie aber nicht. Der Zeit ist es doch scheissegal was mit mir passiert ist. Was weiss die Zeit schon? Was weiss die Zeit schon von dieser Drecksau? Weiss die, dass der, wenn meine Muter nicht da war … mir nicht nur den Hintern versohlt hat … ne, wenn sie nicht da war hat er auch …“. Kristina wendete sich ab, schniefte und schluchzte. Wurde so klein, dass ihr zerbrechlicher Körper fast in die Ritze zwischen dem Sitzkissen der Couch zu rutschen drohte. Ihr Körper bebte, zittern konnte man das nicht mehr nennen.
Was sollte ich tun? Was konnte ich tun? Gar nichts. Ausser mich fürchterlich aufregen. Aber wäre das hilfreich? Für Kristina? Wohl eher weniger. „Magst du kurz mitkommen?“ hielt ich ihr meine Hand entgegen. Führte sie hinter mir das Treppenhaus hinauf. Zu Michelle. Die sich schon ins Bett gelegt hatte. „Kann Kristina bei dir schlafen? Ich leg‘ mich ins Gästezimmer. Ich muss schlafen. Ich muss früh raus. Kristina braucht jetzt jemanden. Zum reden. Zum ankuscheln. Kann sie zu dir ins Bett?“ Michelle fragte nicht grossartig nach, schaute in Kristinas verheultes Gesicht, schlug das Plumeau zur Seite. „Klar, komm‘ zu mir“. Kristina blieb wie festgetackert stehen. „Du bist ja nackt“. Michelle legte das Plumeau wieder über sich. „Ja, ich schlaf‘ immer nackt. Ist das ein Problem? Für dich? Soll ich mir was anziehen?“ Kristina drehte sich zu mir. „Meinst du das ernst? Ich soll bei Michelle schlafen? Und du gehst in mein Bett?“
Einen Arm legte ich um ihre Schulter. „Ja, meine ich ernst. Ihr könnt reden. Ich kann das nicht. Ich habe auch keine Ahnung. Ich bin keine Frau. Ich weiss nichts von den Dingen die du mir sagst. Ich kann das nicht nachempfinden. Ausser Wut und Hass verspüre ich nichts. Auf das Schwein das dir das angetan hat“. Drückte sie leicht an mich. „Ausserdem … was heisst schon dein Bett? Ja, leg‘ dich zu Michelle. Wenn du magst. Wenn nicht … dann musst du zu dir rüber gehen. Oder auf der Couch hocken bleiben. Für mich ist jedenfalls Schlafenszeit. Egal in welchem Bett“.