Blaues Licht - Gustav Knudsen - E-Book

Blaues Licht E-Book

Gustav Knudsen

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Beschreibung

'Blaues Licht' von Gustav Knudsen ist der zweite Band um den jungen Erwachsenen Gustav, der sich immer noch auf einer spannenden Reise zu sich selbst befindet. Das zweite Jahr in Holland bringt für Gustav so einiges an Veränderungen. Nicht nur in beruflicher Hinsicht, auch in seinem Privatleben gibt es einige drastische Einschnitte. Gekonnt hat der Autor seinen Erzählstil der fortgeschrittenen Entwicklung Gustavs angepasst, ohne in langweilige Prosa zu verfallen. Zwischen den Zeilen versorgt er den Rezipienten mit einem Potpourri aus Emotionalität, 80er Jahre Nostalgie und einer für ihn typischen Prise Humor. Die voranschreitende Metamorphose Gustavs zum Erwachsenen katapultiert den Leser in seine eigene Jugendzeit. Ohne den Kernpunkt der Geschichte aus den Augen zu verlieren, gelingt es dem Autor mühelos für seine Leser eine ganz besondere Atmosphäre zu schaffen, die es fast unmöglich macht, das Buch aus der Hand zu legen, bevor man weiß, wie Gustavs Geschichte endet. Auf einer Urlaubsreise nach Frankreich - und nicht nur da - sollte er feststellen dass seine Freundin bisher ungekannte Seiten hatte. Sie war brutal und grob zu ihm. Nicht immer, aber wenn - dann richtig, richtig brutal, richtig grob. In der Fortsetzung von 'Rockanje aan Zee' geht es für Gustav weiter. Weiter auf der Reise zu sich. War es die richtige Entscheidung die er getroffen hatte? Allein und in einem, ihm fremden Land, den Neuanfang zu wagen? Diese Frage stellte er sich mehr als einmal. Das galt es heraus zu finden. Was hatte er grossartig zu verlieren? Nichts oder Alles - dazwischen gibt es eh nichts.

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“Blaues Licht” von Gustav Knudsen ist der zweite Band um den jungen Erwachsenen Gustav, der sich immer noch auf einer spannenden Reise zu sich selbst befindet.

Das zweite Jahr in Holland bringt für Gustav so einiges an Veränderungen. Nicht nur in beruflicher Hinsicht, auch in seinem Privatleben gibt es einige drastische Einschnitte.

Gekonnt hat der Autor seinen Erzählstil der fortgeschrittenen Entwicklung Gustavs angepasst, ohne in langweilige Prosa zu verfallen.

Zwischen den Zeilen versorgt er den Rezipienten mit einem Potpourri aus Emotionalität, 80er Jahre Nostalgie und einer für ihn typischen Prise Humor.

Die voranschreitende Metamorphose Gustavs zum Erwachsenen katapultiert den Leser in seine eigene Jugendzeit.

Ohne den Kernpunkt der Geschichte aus den Augen zu verlieren, gelingt es dem Autor mühelos für seine Leser eine ganz besondere Atmosphäre zu schaffen, die es fast unmöglich macht, das Buch aus der Hand zu legen, bevor man weiß, wie Gustavs Geschichte endet.

Auf einer Urlaubsreise nach Frankreich – und nicht nur da - sollte er feststellen dass seine Freundin bisher ungekannte Seiten hatte. Sie war brutal und grob zu ihm. Nicht immer, aber wenn – dann richtig, richtig brutal, richtig grob.

In der Fortsetzung von „Rockanje aan Zee“ geht es für Gustav weiter. Weiter auf der Reise zu sich.

War es die richtige Entscheidung die er getroffen hatte. Allein und in einem, ihm fremden Land, den Neuanfang zu wagen? Diese Frage stellte er sich mehr als einmal. Das galt es heraus zu finden.

Was hatte er grossartig zu verlieren?

Nichts oder Alles – dazwischen gibt es eh nichts.

Was ist obszöner?

Sex oder Krieg?

Zu lieben oder zu töten?

Inhaltsverzeichnis

„Prolog“

„Marion“

„Neue Perspektiven“

„Malen nach Zahlen“

„Cornelis“

„Middelburg“

„Der grosse Umzug“

„Elfstedentocht“

„Friesland“

„Zwei Gazellen“

„Zimmermanns Kunst“

„Einweihungsparty“

„Meine Königin“

„Montpellier Trips“

„Der Strichachter“

„Autofahren macht Spass“

„Die Möse“

„Vive la France“

„Die Übergabe“

„Im Süden Frankreichs“

„Plan B“

„Sur le pont d’Avignon“

„Hollands Glorie“

„Welthauptstadt der Gastronomie“

„Scharf und würzig“

„Prickelnd und belebend“

„Back home“

„Das erste Mal“

„Blaues Licht“

„Der Indonesier“

„Willkommene Abwechslung“

„Familienausflug“

„Der rot-blaue Stuhl“

„Der zweite Frühling“

„Wilma“

„Makkum“

„Leiden“

„Die Gärtnerin“

„Heiligenschein der Sünde“

„Lang zal ze leven“

„Annemieke“

„Epilog“

„Prolog“

Die letzten Tage hatte ich viel Zeit am menschenleeren Strand verbracht, bei langen Spaziergängen. Die Kälte und der Wind bliesen mir den Kopf frei. Die Strandcafés waren geschlossen und zum Teil sogar demontiert, um sie vor den „Winterstürmen“ und den Wellen zu schützen.

An den Abenden nutzte ich die Zeit, um mich mit Adri und Wilma zu unterhalten. Mal so richtig. Bislang waren unsere Gespräche eher kurz und unverbindlich. Für Wilma war ich ja eh „die Drecksau“. Zu ihr hatte ich nicht wirklich Zugang, sie lehnte mich rigoros ab.

Jetzt aber, wo ausser uns dreien niemand auf der „Boerderij“ war, ergab sich das zwangsläufig. Alberto war „über die Feiertage“ bei Freunden, Jack ebenso – irgendwo in Rozenburg. Willeke bei ihren Eltern. Nico bei einem seiner Bandkollegen in Hellevoetsluis. Die sonst so lebhafte „Boerderij“ war still, nicht „besinnlich“, einfach nur still, ruhig und leer. Als wenn das Leben eingefroren wäre.

Meist sassen wir, in warme Decken eingemummelt, in der Küche. Das war der wärmste Raum im gesamten Haus. In meinem Zimmer wollte und konnte ich mich nicht aufhalten. Es war ungemütlich, vollgestellt, kein Platz um sich zu bewegen. Die Kartons, Taschen und Kisten standen so, wie ich sie nach meiner Rückkehr aus Deutschland ausgeladen hatte, im Weg. Lediglich ein schmaler Gang zum Bett war frei geblieben. Das Zimmer hatte eher den Charakter eines Lagers denn eines Wohnraumes.

Ich fühlte mich in dem Zimmer einfach nicht mehr wohl. Wen wundert das?

Aber das sollte sich ja bald ändern, in knapp zwei Wochen stand der Umzug an. Unser Umzug. Ich würde dann – endlich – mit Willeke in unser „gemeinsames“ Haus ziehen. Manchmal ging ich in Willeke’s Zimmer. Setzte mich auf ihr Bett. Ich konnte sie spüren, ihren Geruch wahrnehmen, ihr in Gedanken nahe sein.

Es war später Abend des zweiten Weihnachtstages. Ich hörte ein Auto auf den Hof fahren. Tatsächlich, es war Willeke. Sie war zurück. Mein Herz hüpfte vor Freude und Aufregung. Wie hatte ich sie vermisst. Obwohl sie „nur“ zwei Tage weg war. Mir kam es vor wie eine kleine Ewigkeit. Sofort lief ich in den Hof, konnte es gar nicht abwarten sie wieder in den Arm zu nehmen. Küsste sie, über und über, immer und immer wieder.

„Hoi, lass’ mich doch erst einmal aussteigen, lass’ mich erst einmal ankommen. Hilf mir lieber beim Tragen“. Wie ein junger Hund freute ich mich, lief um sie herum. Sprach wieder und wieder ihren Namen aus. „Willeke, Willeke“.

Auch Wilma kam aus dem Haus. Ihre Freude darüber ihre beste Freundin wieder zu sehen war auch sehr gross. Sie begrüssten sich in bekannter Manier – Küsschen links, Küsschen rechts – umarmten sich herzlich. „Lasst uns rein gehen“.

Willeke konnte sich aus der „Umklammerung“ durch uns beide befreien. Im Haus nahm sie Adri in den Arm und begrüsste auch ihn sehr herzlich. „Schon verrückt wie sehr man seine Freunde vermissen kann“. Ihre Augen strahlten. „Wieder zu Hause, endlich“.

In einem ruhigeren Moment, ich half Willeke dabei ihre Sachen auf ihr Zimmer zu bringen, reichte sie mir einen Briefumschlag. „Hier, das soll ich dir von meinem Vater geben“.

„Mir?“ Ich kannte den Mann nicht, wieso also ein Brief für mich. „Wieso?“ Willeke forderte mich mit einem Augenaufschlag erneut auf den Brief entgegen zu nehmen. „Lies am besten, ich weiss nicht was er geschrieben hat. Und auch nicht warum“.

Ich öffnete den Umschlag, setzte mich auf ihr Bett.

„Ich möchte zu dir als Vater der Frau sprechen, der Frau an deiner Hand, meiner Tochter. Von dem Entschluss, dich zu dieser Frau zu bekennen.

Sicherlich ein grosser Entschluss. Den du durch dein Geschenk, die wunderschöne Halskette, dem Ausdruck deiner Liebe, unterstrichen hast. Ich habe das Funkeln in ihren Augen gesehen – und glaube mir – ich kenne meine Tochter, besser als jeder Mann, besser als du.

Dieser Entschluss, dein Entschluss bedeutet: Ich übernehme Verantwortung. Verantwortung, um die man sich nicht herumdrücken kann. Ich hoffe – ich wünsche - das ist dir bewusst. Immerhin geht es hier um meine Tochter. Sei ehrlich und aufrichtig zu ihr.

Wähle sie also mit Bedacht und Respekt als „Hauptmahlzeit“, auch wenn es unzählige Leckereien in deiner Umgebung gibt.

Bedenke bei der Suche nach “Leckereien“ immer eins: Der Triumph des Augenblicks ist köstlich. Ein Mann, der glaubt, dem „Geheimnis der Frau“ auf die Spur zu kommen, wenn er nur genug ausprobiert, ist wie ein General, der an allen Fronten kämpft - du kannst letztendlich nur verlieren.

Nach dem, was Willeke mir von dir erzählt hat, möchte ich dir, von Mann zu Mann, sagen: Verspiel’ es nicht, weil sich die Welt – deine Welt – sonst ins Leere dreht“.

Cornelis

Stumm, sprachlos schaute ich zu Willeke. Erst nach einer Weile fragte ich: „Wie kommt dein Vater dazu, mir das zu schreiben?“

„Wieso? Was steht denn in dem Brief? Ich habe ihm natürlich von dir erzählt. Dass wir gemeinsam ein Haus beziehen werden, dass ich dich sehr liebe – selbst dass ich mir ein Kind mit dir gewünscht habe, aber auch was für ein Schlawiner du bist. Er ist mein Vater, keiner kennt mich so gut wie er“.

„Schlawiner? Was soll das heissen?“ Sie gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Das weißt du doch ganz genau“. Ich gab ihr den Brief – „hier, lies selbst“.

Während Willeke den Brief las schaute ich sie an. „Der Mann hat Recht“, traf genau in die Wunde, die erst vor wenigen Tagen ich selbst aufgerissen hatte. Es hatte mich Monate gekostet herauszufinden, zu verstehen, was Willeke mir bedeutete.

Sie schaute mich an, nahm meine Hand. „Du MUSST ihn kennen lernen, er MUSS dich kennen lernen“.

Ich war sowieso, seit meiner Rückkehr aus Deutschland, „nah am Wasser gebaut“, vergrub mein Gesicht in ihrem Haar. Willeke musste das nicht unbedingt als erstes nach ihrer Rückkehr sehen, den Eindruck bekommen, plötzlich eine „Heulboje“ an ihrer Seite zu haben.

Ich nahm den Brief, steckte ihn wieder in den Umschlag, stand auf und verliess ihr Zimmer. „Ich geh’ in die Küche. Kaffee trinken“. Das war aber eine Ausrede. Ich wollte alleine sein. „Ich komm’ gleich auch wieder runter, ich pack’ erstmal meine Sachen aus“ rief Willeke mir hinterher.

Den Brief hielt ich in den Händen, in mein Zimmer gehen wollte ich nicht, also setzte ich mich ins Auto, las den Brief erneut und erneut, bevor ich dann wieder ins Haus ging, in die Küche, wie ich als Grund vorgegeben hatte.

Der Mann, ihr Vater, Cornelis, hatte mich voll an den Eiern. „Wenn ich seiner Tochter „Unheil“ antue wird er mich töten“, das war sonnenklar. Das wollte ich natürlich nicht, weder das eine noch das andere.

Kurz darauf kam Willeke auch wieder in die Küche. Sie nahm sich einen frisch gebrühten Kaffee und setzte sich zu mir. „Das ist schon lieb von meinem Vater, oder?“ „Schon lieb? Das ist eine sehr eindringliche Ermahnung an mich, findest du nicht?“ „Echt? Empfindest du das so?“

Ich las ihr den Brief nochmals vor. „Also, ich verstehe das so: Wenn ich das ernst mit dir meine und nicht aufhöre anderen Röcken nachzulaufen, bin ich fällig“. „Ja, aber das habe ich dir doch auch schon gesagt, es wird nicht mehr fremdgevögelt“. Sie lachte mich an. „Die Lektion hast du doch gerade erst gelernt“.

Wir setzten uns noch eine Weile zu den beiden, Adrí und Wilma, die sich im „Wohnzimmer“ irgendeinen Dreck im Fernseher anschauten. Adri zückte seine Rauchwaren. „Blowtje roken?“ Warum nicht? Ich hatte frei, hatte „Urlaub“, brauchte nicht früh raus. Dürften also gerne zwei oder drei werden.

„Naja, ganz so lange auch nicht“. Wilma schaute zu mir herüber. „Irgendwann will ich auch schlafen gehen“. Ja, klar, sie übernachtete ja im „Wohnzimmer“. Es dauerte noch ein paar Tage, bis sie dann Willeke’s Zimmer übernehmen konnte.

„Du kannst auch gerne in meinem Zimmer schlafen“ schlug ich vor. „Hast du nicht selbst gesagt die Bude ist bis zum Rand vollgestellt?“ Das stimmte. „Aber das Bett ist frei“.

„Und du, wo schläfst du?“ Ich konnte es mir nicht verkneifen. „Ja, auch in dem Bett“. „Ähm, nein danke“.

Willeke versetzte mir einen Hieb in die Rippen. „Hör’ doch mal auf damit. Oder soll ich Wilma mal fragen? Wir zu dritt?“ Wilma sah Willeke mit aufgerissenen Augen an. Ich ebenso. „Das würdest du machen?“

Es setzte einen weiteren Hieb. „Natürlich nicht, du Idiot“. Sie legte ihre Hand auf Wilma’s Oberschenkel. „Ein Scherz. Ich wollte seine Reaktion sehen. Das dauert dann wohl doch noch bis er es endlich rafft“. Dabei sah sie mich an. Mehr grinsend sagte sie: „Du bist echt eine Drecksau“. Wilma stimmte sofort zu. „Ja, echt, eine Drecksau bist du“.

Adri lachte in seinem Sessel. „Also, ich könnte behilflich sein“. Wilma sah Willeke an. „Alles Drecksäue, alle Typen“.

„Marion“

Die Feiertage waren vorbei, langsam kehrten unsere Mitbewohner wieder auf die „Boerderij“ zurück. Schnell fand das bekannte Treiben und Zusammenleben wieder statt. „Endlich wieder was los in der Bude“.

Nico hatte zwei seiner Bandkollegen mitgebracht. Alberto eine grosse Kühlbox mit frisch geschlachtetem. „Du machst Essen …“ Nico hatte Alberto angesprochen, zückte seine Gitarre, zeigte zu seinen Kollegen, „… wir machen Musik“.

Am späten Nachmittag hörten wir Jack bereits von weitem kommen. Seine Kawasaki war unüberhörbar. In seinem „Schlepptau“ hatte er Koos und Dees. Wir feierten jetzt auf unsere Art „kerstfeest“.

Aus meinem Zimmerhatte ich den Heiz-Fiffi geholt, ihn in einer Ecke der Küche angeschlossen. Die abgestrahlte Wärme, aber vor allem die aufsteigenden Dämpfe aus den Kochtöpfen auf dem Herd, hatten die Fensterscheiben beschlagen lassen. Joints machten die Runde, Biere wurden klirrend und zuprostend angestossen.

Bald würde es was „zu futtern“ geben. Und obendrein im „vertrauten Kreis“.

Es klopfte an die Küchenfensterscheibe. Sehen konnte man allerdings nichts und niemanden. Jack stand als nächster, am dichtesten an der Haustür. An seiner Stimme war zu erkennen dass er die Person zumindest kannte, eine weitere Männerstimme war zu hören.

Jack hielt die Küchentüre auf. „Kom binnen“. Es war Hans, unser Vermieter. Ihm folgte eine Frau mit schwarzen Haaren. Sie trug einen hellen, wadenlangen Kamelhaar-Mantel. Sehr chic. „Hoi mensen, goedenavond“.

Jack stellte Hans vor. „Dit is Hans“. Koos und er kannten sich wohl auch, sie begrüssten sich mit „High Five“. Seine Begleitung hatte anscheinend leicht Atemnot. „Mensch, ist das hier warm drin“. Sie zog den Mantel aus. Erst an ihrer Figur, an ihrer Taille, erkannte ich dass es Marion war.

Eigentlich wollte ich sie begrüssen. Willeke hielt mich ganz kurz zurück. „Finger weg“.

Was? Sollte das ab jetzt immer so gehen. Ich gab Marion, ganz holländisch, Küsschen links, Küsschen rechts. Legte dabei aber ganz demonstrativ - auch um Willeke deutlich zu zeigen „So nicht“ – meine Hände um ihre Taille. „Was ein Gerät“.

Sie trug ein kurzes Stretchkleid, ihre Brüste, vor allem ihre Brustwaren drückten sich durch den dehnbaren Stoff. Die Begrüssungszeremonie ging weiter. Das dauerte einen Moment. Ich bat Hans sich zu uns zu setzen. Willeke sah mich „scharf“ an. Dagegen musste ich etwas unternehmen. Nachher, jetzt nicht.

Schnell waren zwei weitere Gedecke auf den Tisch gestellt, für Hans ein Bier aus dem Kühlschrank, für Marion ein Glas. „Was möchtest du trinken?“ „Ich nehme auch einen Schluck Bier – von Hans“.

„Eigentlich wollten wir nur kurz …“ Hans ging zu Willeke. … Eigentlich wollten wir nur kurz die Hausschlüssel bringen. Wir fahren morgen für 14 Tage in den Winterurlaub, nach Österreich“. „Ja, und?“ Willeke schaute ihn. „Marion hat gemeint dass ihr vielleicht vorher, also vor dem 15ten schon etwas im Haus machen wollt, irgendwas einräumen oder streichen oder so“.

Marion war zwischenzeitlich auch dazu gekommen, stand jetzt auch bei Willeke. Sie hatte ihre Haare gefärbt, kaum wieder zu erkennen. Wenn da nicht, ja, wenn da nicht ihre hammermässige Figur wäre.

Willeke gab mir mit einer Kopfbewegung zu verstehen dass ich ihr folgen solle. Sie ging ins Wohnzimmer. „Bist du scharf auf die, auf die Frau unseres Vermieters?“

„Spinnst du?“ „Das seh’ ich doch, du sabberst doch beinahe“. Ich wollte ja schon vorhin etwas zu ihr, zu Willeke gesagt haben, als sie mir den dummen Spruch - „Finger weg“ - eingeschenkt hatte.

Ich nahm ihr Gesicht zärtlich in beide Hände, küsste sie. „Lass’ es mich mal mit den Worten deines Vaters sagen: Selbst wenn ich die Leckereien nicht vernaschen soll, so kann ich sie aber doch sicher weiterhin anschauen – und auch verlockend finden. Oder seh’ ich das jetzt total falsch?“ „Ja, das kannst du natürlich“. „Willeke, das mach’ ich auch“.

Erneut küsste ich Willeke, diesmal inniger. „Keine kann mit dem Gesamtpaket Willeke mithalten“. Sie strahlte.

„Und jetzt lass’ uns rüber gehen, die sind wegen uns hier“. Deminstrativ nahm ich ihre Hand. „Seht her, das ist meine Freundin. Seht her, wir sind ein Paar“.

Wir assen gemeinsam, unterhielten uns. Marion hatte sich zu Willeke gesetzt, sie sprachen wieder über Mode und teure Klamotten.

Es war schön reichlich spät, Hans und Marion verabschiedeten sich. „Also, dann sehen wir uns in eurem neuen Zuhause“.

Willeke war aufgestanden, hatte Marion’s Mantel geholt. „Danke nochmals. Und euch einen schönen Urlaub“. Hans kürzte die Verabschiedung ab, klopfte auf den Tisch. „Leute, bis nächstes Jahr. Bleibt gesund“.

Wilma hatte sich zu Willeke gesetzt. „Dann kann ich ja auch mal eure neue Wohnung sehen, jetzt wo du schon den Schlüssel hast“. „Oh ja, ich bin gespannt wie es dir gefällt“.

Willeke stand vom Tisch auf. „Ich geh’ nach oben“. Ich folgte ihr. „Ich komm’ mit“. Willeke nahm lediglich ihre Kladde vom Nachttisch, verschwand sofort wieder. Ich legte mich schlafen. „Gute Nacht, mein Süsser“. Weg war sie.

„Neue Perspektiven“

Wilma war ganz „hibbelig“, als wir beim Frühstück zusammen sassen. „Wann wollt ihr denn rüber?“ „Wie rüber?“ „Ja, in eure Wohnung, in euer Haus“. „Wollten wir das?“ „Ja, das habe ich doch gestern alles mit Willeke besprochen“. Ja dann. „Dann frag’ sie bitte gleich, ich weiss von nichts“.

Ich liess es „automatisch“ etwas ruhiger angehen. Wenn ich keinen Urlaub hatte musste ich immer früh raus, von daher genoss ich es dass ich „keine Termine“ hatte. An Arbeitstagen bestand mein „Frühstück“ meist aus einem Becher Kaffee im Stehen.

Kurz darauf erschien auch Willeke in der Küche. Sie hatte noch geduscht und schon wieder ihre Kladde in der Hand. „Dann gehen wir gleich rüber?“ „Und dann machen wir was genau da?“ Wieso jetzt so eine Hektik? „Aber frühstücken können wir schon noch, oder?“ „Ja, klar, aber trödel’ nicht rum“. Sie verschwand mit Wilma nach oben, beide kamen kurz darauf in „Arbeitsklamotten“ wieder in die Küche.

Was heisst jetzt Arbeitsklamotten. Alte, ältere Kleidungsstücke. Selbst in diesen Sachen sah Willeke zum Anbeissen aus. Das sagte ich auch. „Du siehst zum Anbeissen aus“. Wilma’s Blick, den sie mir zuwarf, war unmissverständlich – Halt bloss die Klappe. Ich hatte verstanden. Trödel’ nicht rum.

Aus dem Auto nahm ich nochj schnell ein wenig Werkzeug heraus - und ganz wichtig – ein Rollbandmass. Nahmen den „Querfeldeinweg“ durch die Sträucher. Keine hochhackigen Schuhe, kein Problem.

Willeke schloss die Wohnungstür auf. Sie war kaum geöffnet da quetschte sich Wilma bereits durch, stand im Salon. „Oh, wie gross – und so hell“.

Irgendwie war ich scheinbar gar nicht da. Willeke lief mit ihrer Freundin durch das Haus, mal kamen ihre Stimmen aus diesem Zimmer, mal aus jenem. Ich sah mich um, schüttelte mich ein wenig. „Ganz schön kühl hier“. Den Kamin müsste man auf jeden Fall mal anmachen, auch um zu sehen ob er einwandfrei zieht. Dafür brauchte man natürlich Kaminholz. Gab es aber nicht.

In die obere Etage rief ich Willeke zu „Ich geh’ nochmal rüber, auf die Boerderij und fahre von dort mit dem Auto zum Baumarkt in Oostvoorne“.

„Oki, was holst du denn?“ „Brennholz“. Beide kamen nach unten. „Magst du vielleicht auch direkt Farbe für die Wände mitbringen?“ Ich schaute Willeke an. „Weiss und irgend so einen Aprikose-Ton“. Wo sollte hier irgendwas Aprikose werden? „Willst du das nicht lieber selbst aussuchen. Aprikose ist ja ein dehnbarer Begriff“. „Okay, dann erstmal nur Weiss“.

Ich bat sie um ein Blatt aus ihrer Kladde. „Soll ich da jetzt ein Blatt rausreissen?“ „Ja, was sonst?“

Nahm das Bandmass, notierte mir grob die Wandflächen der einzelnen Räume. „Also bis nachher“. Ein wenig froh war ich schon, „lass’ die mal machen, da störst du eh nur“.

Schnell holte ich auf der „Boerderij“ mein Auto. Von Rockanje aus war der Baumarkt nicht weit. Einmal abbiegen und dann nur geradeaus, keine zehn Kilometer.

Bevor ich losfuhr rauchte ich mir aber erst einmal in „aller Ruhe“ eine Zigarette. Schnaufte tief durch. „Weiber können doch stressen, so viel Freude sie einem auch bereiten“.

Die benötigten Farben, samt Malerwerkzeuge wie Pinsel, Rollen, Abklebeband und das Brennholz hatte ich schnell gefunden, bezahlt und ins Auto geladen. Einfach einen Eimer Farbe mehr gekauft. Sicher ist sicher.

Im Eingangsbereich des Baumarkts war ein kleines Schreibwarengeschäft. Ich schaute auf die Schlagzeilen des „Algemeen Dagblad“, wollte eine mitnehmen, sah dann aber nur noch das Datum. Woensdag, 30.12.1981 – wie ein Blitz fuhr es mir durch Kopf. „Woensdag – Gehaktdag“.

Also schnell zum Metzger. Gehaktballen, das kannten meine Mitbewohner, aber echte Frikas? Das mach’ ich heute für alle. Das Hack könnte ich auch locker eine Weile im Auto lassen, kalt genug war es allemal.

Als ich ankam war Willeke allein im Haus. „Wo ist Wilma?“ Die ist wieder rüber, hier ist ja nichts zu tun – und sie wollte auch „nur“ mal schauen.

Ich lud die Farbe und das Brennholz aus. Zwei unterschiedliche Hölzer hatte ich gekauft. Pinie zum „Anfackeln“ und Hartholz für das behagliche Glühen. Die Farbeimer stellte ich in der Küche ab.

„So viel Farbe?“ Willeke schaute. „Naja, besser zu viel als zu wenig“. Sie hakte sich bei mir ein, schlug ihre Kladde auf und zeigte auf ein paar Zeichnungen. „Ich stelle mir das schon so schön alles vor.

Und du, freust du dich?“ Ich drehte sie zu mir, nahm sie ganz in den Arm. „Oh ja, sehr. Und wir können auch schon loslegen. Toll dass Hans uns bereits die Schlüssel gegeben hat“.

„Ich zünde mal den Kamin an, ich möchte wissen ob er auch richtig zieht. Und dann gehen wir mal deine Pläne durch, okay?“

Schnell brannten die leichten und trockenen Pinienstücke, kein Rauch kam in das Zimmer, der Kamin funktionierte perfekt. Schnell drei Scheite Hartholz nachgelegt.

Wohlig warm knisterte das Holz im Kamin. „Das ist ja voll romantisch“. Willeke stand vor dem Kamin und streckte ihre Hände den Flammen und der wärmenden Glut entgegen.

Meine Arme legte ich um ihre Hüfte, küsste sie, hinter ihr stehend, zärtlich auf den Hals. „Ich möchte mit dir schlafen“. Willeke drehte ihren Kopf. „Jetzt? Hier?“ „Ja“. Sie drehte sich ganz zu mir herum, legte ihre Arme um meinen Hals. „Ich auch“.

Wir zogen uns aus, legten uns nicht weit vom Kamin entfernt auf den Boden. Ich drang in sie ein, bewegte meinen Unterleib. Nur kurz, dann drückte sie mit ihren Armen gegen meinen Brustkorb. „Mann, ist der hart“. Willeke drehte mich auf den Rücken.

„Der Boden“. Kurze Pause. Sie lachte. „Dein Schwanz auch“. Sie setzte sich auf mich, stützte ihre Arme auf meine Oberschenkel und zog die Knie bis fast an ihre Brust ran. „So bist du auch noch tiefer in mir – und ich habe die volle Kontrolle“. Sie hob und senkte ihren Unterleib, spannte und entspannte ihren Beckenbodenmuskel.

„Ja, kontrollier’ mich“ dachte ich mir. Dann hörte ich mich selbst sagen „Hier muss auf jeden Fall Teppich rein, über die Spanplatten muss was drüber“. Willeke lachte. „Daran denkst du jetzt?“

Mit meinen Armen um ihre Taille gelegt unterbrach ich sie in ihrer Bewegung. „Hör’ mal auf“. „Wieso?“ „Nicht dass ich mir einen Splitter in den Hintern scheuere“. Willeke beugte sich vor, küsste mich. „Du bist eine Marke“.

Wir waren aufgestanden und herumgelaufen, der Salon hatte schon eine angenehme Raumtemperatur. Sie küsste meinen Penis, nahm ihn ganz kurz in den Mund. „Ooooh, mach’ ruhig weiter“. Willeke kachte. „Im Gegenteil, komm’ mal mit deinem Ding vom Fenster weg. Ein paar kleine Gardinen sollten wir schon anbringen, meinst du nicht?“

Das Verkehrteste war das bestimmt nicht. Die Fensterbank war kurz oberhalb meiner Knie. Willeke lachte abermals. „Wie du da stehst - Wer im Glashaus wohnt sollte nicht am Fenster vögeln“. Wir lachten beide. Nahmen uns in den Arm. „Hol’ doch mal das Massband – und pack’ das Ding jetzt ein“.

Ich konnte jetzt die exakten Abmessungen ablesen. Breite: 4 Meter 83. Für die Höhe trat sie ans Fenster heran, hielt sich die Hand an die Brüste. Bis hierhin. Willeke schrieb alles in ihre Kladde. „Komm’, das machen wir direkt in allen Zimmern, dann kann ich Stoff auswählen und kaufen“.

Wir liefen durch die Räume, Willeke notierte. Wir blieben immer wieder kurz in den Räumen stehen, nahmen uns verliebt in die Arme. Es war nicht nur die Wärme des Kamins die durch uns floss.

Ja, ich hatte meine „Hauptmahlzeit“, wie ihr Vater es ja genannt hatte, gefunden. Dass sie nebenbei noch das totale „Leckerchen“ war machte es nur noch appetitlicher, die Mahlzeit noch vollständiger.

Es dämmerte schon leicht. Was? Schon so spät? Wir hatten die Zeit aus den Augen verloren.

„Lass’ uns langsam mal rüber gehen“. Ich hatte noch einen ganzen Haufen Hack im Auto. Erzählte Willeke von meinem Vorhaben „Frikas“ für die Meute zu machen. „Dann sollten wir noch Kartoffel und Gemüse dazu kaufen. Das Dorf ist ja nicht weit, das Auto steht ja hier vor der Tür“.

Gesagt, getan. Schnell bei Albert Heijn durch die Gemüseabteilung. Bier mitnehmen war nie ein Fehler.

Der Einkauf war schnell erledigt, kurz darauf waren wir auf der „Boerderij“.

Wir luden alle Einkäufe auf dem Küchentisch ab. „Heute gibt es „Frikas“. Willeke erklärte das sei so was wie „Bal gehakt“. „Na, eben nicht – das sind Frikas“ versuchte ich das klar zu stellen. Aber das würden sie schon sehen und schmecken.

Das Kochen machte richtig Spass. Willeke half, kümmerte sich um Kartoffel und Gemüse. Sie fasste mir immer wieder mal um die Hüfte, gab mir einen Kuss. Verliebt sein ist schön. So schön.

Ich hatte eine grosse Schüssel aus einem der Schränke genommen, sie anständig ausgewaschen und warf das „Hack“ hinein.

War doch schon ein anständiger Klumpen gewolftes Fleisch. Das fiel mir jetzt erst richtig auf. Waren aber auch einige Mäuler zu stopfen. Eine ganze Packung Eier ging drauf, dazu bestimmt fünf oder sechs Zwiebeln, fein geschnitten. Die Tränen liefen mir das Gesicht herunter. Willeke sah mich an. „Weinst du?“ „Ja, aber nicht aus Traurigkeit, das sind die Zwiebeln“.

Was mir auffiel, war, dass sich das holländische Pappbrot, zweimal getoastet, ganz hervorragend zur Frika-Herstellung eignete. „Kann also doch was“. Setzte gleich mehrere Pfannen auf den Herd. Die Frikas sahen gut aus und rochen auch so.

Die Küche hatte sich gefüllt, nach und nach trudelten alle ein. Wilma deckte den Tisch ein, Nico half ihr dabei.

Sie kam zu mir an den Herd, brachte mir ein eiskaltes Bier. „Tolle Wohnung habt ihr gefunden. Ich wünsche euch dass ihr sehr glücklich dort seid“. Ich sah sie an, aus ihrem Mund mal kein „Drecksau“ zu mir. Was war los?

Nico hatte einige Gläser „Zaanse Mosterd – Grof gemalen“ auf den Tisch gestellt. Genau das Richtige für Frikas.

Die Frikas fanden riesigen Anklang. „Ja, das ist was ganz anderes als Bal gehakt. Lekker, zeg“. Anfangs war das ein riesiger Berg, der sich aber zusehends verkleinerte. Das freute mich sehr – „hat sich doch gelohnt“.

Jack, Koos und Dees waren auch während des Essens dazu gekommen. Es war schön, meine Freunde um mich versammelt zu sehen. Schon eine verdammt gute Gemeinschaft. Auch wenn jeder so seine „Macke“ hatte, aber das machte es irgendwie auch aus. Unterschiedlich mehr oder minder „Normale“. Da fällt man als „Bekloppter“ gar nicht so auf.

Dees und Wilma räumten alles Geschirr ab, die „Männer“ kümmerten sich um Getränke und Rauchwaren.

Willeke hatte auch ein paar Teller in die Hand genommen. „Du setzt dich mal schön hin, am besten zu deinem Freund“. Wilma nahm ihr das Geschirr ab. Wir feierten bis tief in die Nacht. Es war weit nach Mitternacht als ich mit Willeke nach oben ging. Der letzte Tag des Jahres war angebrochen.

„Lass’ und da weiter machen wo wir heute tagsüber aufgehört haben“. Willeke hatte sich bereits ausgezogen und war ins Bett gekrochen. „Was meinst du?“ „Ich setz’ mich wieder auf dich, ohne Splittergefahr“. Sie lachte. Ein wenig erstaunt war ich schon. „Kannst du auch wieder das mit deinem Muskel machen?“ „Hat dir das gefallen?“ „Ja, sehr sogar“.

Willeke setzte sich erst auf meinen Bauch, half mir mit der Hand „auf die Sprünge“. Erst dann griff sie unter sich und führte meinen Penis in sich ein. „Woher kannst du das - mit dem Muskel?“

Willeke war nicht ganz acht Jahre älter als ich, sexuell deutlich „erfahrener“. „Das trainiert man unter anderem für die Schwangerschaft“. Ich sah sie an. „Was heisst trainieren für die Schwangerschaft?“ Willeke schmunzelte breit. „Weißt du das schon nicht mehr? Ich möchte ein Kind von dir“.

Arrgh, da wird mir direkt alles schlaff. Willeke bemerkte das, griff mit einer Hand an meinen Hodensack. „Kein Grund schlapp zu machen“. Sie beugte sich zu meinem Gesicht vor, küsste mich, mein Penis flutschte aus ihr raus.

„Nein, alles gut. Wir haben doch drüber gesprochen. Frauen denken da ab einem gewissen Alter sicher anders drüber als Männer. Ganz besonders als du, oder?“ „Was meinst damit einem „gewissen Alter“?“ „Tja, biologische Uhr. Tick Tack“. Willeke lachte.

Ich war ruhiger geworden. „Willeke…“ Sie legte mir den Zeigefinger auf den Mund. „Nicht jetzt“. Wir streichelten uns noch eine Weile, dann schliefen wir ein.

In der Nacht wurde ich wach, meine Blase drückte.

Ich griff über Willeke hinweg zur Nachttischlampe, schaltete sie ein, kletterte über sie hinweg, schaute sie an. Da war er wieder, der kleine Speichelfluss, der aus einem Mundwinkel lief. Naja, lief ist übertrieben. Ich sah sie an, schmunzelte. Selbst das liebte ich an ihr. Ich beugte mich über ihr Gesicht, leckte den kleinen „Faden“ auf.

Willeke war kurz aufgewacht als ich ins Zimmer zurückkam. „Wo warst du?“ „Nur schnell pissen“. Sie schaute mich an. „Na, zum Glück Unterhose angezogen“. Sie grinste, schlief aber auch direkt wieder ein. Ich musste auch schmunzeln, wusste genau, was sie gemeint hatte. Stand ich doch schon einmal mitten in der Nacht mit schlaffen Penis vor Wilma’s Gesicht.

Das wäre jetzt auch zu blöd gewesen. Wo sie, Wilma, heute zum ersten Mal nicht „Drecksau“ zu mir gesagt hatte. Ich kroch wieder ins Bett, schmiegte mich an Willeke’s weichen, warmen und wohlriechenden Körper.

„Malen nach Zahlen“

Ich wollte noch „vor Mittag“ erneut zum Baumarkt in Oostvoorne. Einige Farben, diesmal aber Lacke, für Fenster- und Türrahmen samt Türen, kaufen. Den gesamten heutigen Tag wollte ich nutzen um einiges im Haus zu renovieren. Morgen, der Neujahrstag würde sich auch anbieten.

Je nachdem wie heftig der Jahreswechsel verlaufen sollte. So war zumindest die Planung. Wenn wir doch schon den Schlüssel vorab bekommen hatten. Nur noch eine Woche, dann wäre auch das erst einmal wieder vorbei, dann musste ich wieder auf die ESSO zurück.

Ich kaufte so einiges an „pastelligen“ Farben, aber auch einige kräftige Farbtöne, die mir besonders gut gefielen. Da sollte für jeden von uns was dabei sein. Dazu so einiges an Pinseln und Farbschalen. Vom Baumarkt bis zur „Boerderij“ waren es auch nur knapp zehn Minuten Fahrtzeit mit dem Auto. Deutlich vor Mittag war ich wieder zurück.

„Morgen Süsse“. Willeke war in der Küche. „Wollen wir gleich rüber, ein wenig was tun?“ Willeke schloss mich zur Begrüssung in ihre Arme. „Aber so was von. Ich zieh mich schnell um, dann kann es losgehen“.

Nach wenigen Minuten stand Willeke wieder in der Küche. Umgezogen null. „Was ist, wolltest du nicht …?“ „Ne, ich habe alles dabei, mach’ ich drüben“. Sie hielt einen Stoffbeutel hoch.

Wir fuhren mit dem Auto herüber, auch wenn es nur ein paar Meter waren. Besser als Tragen.

„Ich zünde den Kamin an, dann sprechen wir kurz was wir machen, was wir streichen wollen. Du kannst dir auch die Farben aussuchen“. Mit zwei kleinen Stücken Pinienholz zündete ich den Kamin an, legte dann etwas Hartholz nach. Vor den Kamin stellte ich ein Funkenflug-Schutzgitter.

Willeke war nach oben gegangen, hatte alle Türen geöffnet, damit die Wärme überall hinziehen konnte.

Aus dem Auto holte ich eine Kiste mit den Farben und den Malutensilien, stellte alles in der Küche auf die Anrichte. „Ne Willeke, so kann ich nicht arbeiten“. Schaute sie an. „Das geht nicht, das geht nicht gut“.

Sie hatte sich umgezogen, trug ihre schlabberige, übergrosse Latzhose. Ihre blanken Brüste schauten unter den Trägern hervor. „Wie soll ich da arbeiten? Soll ich anstreichen oder willst mich geil machen?“

„Die trage ich so gerne, die ist so bequem“. Ich ging zu ihr herüber, griff beide Brüste. „Ne, echt nicht, dann zieh’ wenigstens ein Shirt an“.

Willeke lachte. „Echt? Macht dich das so scharf?“

„Was soll das heissen? Du machst mich grundsätzlich scharf. Aber in dem Dress erst Recht. Ich könnt’ jetzt sofort über dich herfallen“. „Okay, ich zieh mir was an, ein Oberteil“. Ja, bitte“.

Gemeinsam klebten wir alle Fensterscheiben ab. Willeke hatte sich einige Farben ausgesucht. „Das machen wir hier, das machen wir dort“ – und entsprechend die Farbdosen verteilt. „Draussen können wir gerne kräftige Farben nehmen“. „Ja, aber das machen wir erst im Frühjahr, jetzt ist es draussen zu kalt. Ich streiche dann lieber die Wände weiss“. Die Arbeiten waren aufgeteilt.

Wir kamen gut voran. Es war schon wieder fast dunkel, also etwa 18 Uhr, als wir in der Küche alle Malutensilien reinigten und alles zusammen gepackt hatten. Willeke zog sich die Hosenträger ihrer Latzhose über die Schultern, augenblicklich sank die Hose bis an ihre Knöchel. Ich hob sie sofort auf die Küchenanrichte, zog ihren Slip herunter und zog auch meine Hose herunter.

Steckte erst einen Finger in sie, sie massierte meinen Penis bis er sich versteifte. Im Stehen steckte ich ihn in sie hinein. „Mal ein ganz anderer Pinsel“ scherzte sie. Ich beachtete das nicht so, ich wollte in ihr kommen.

„Hoi, wo seid ihr?“ Ich zuckte zusammen, hielt inne. Ich hatte nichts mitbekommen, kein Klopfen an der Türe, gar nichts.

Wilma stand in der Küche. „Oh, scheisse. Fickt ihr gerade?“ Aufgeschreckt zog ich meinen Penis aus Willeke heraus, stand jetzt mit dem voll durchbluteten Teil vor der Anrichte. Wilma war das sichtlich peinlich. „Ich hatte doch geklopft“.

Willeke sprang mit einem Satz von der Küchenanrichte, zog die Latzhose hoch. „Pack’ den Pimmel ein, wir haben Besuch“.

„Echt, sorry“. Wilma hatte voll die Bombe, einen knallroten Kopf. „Sorry“.

„Ist schon okay, bleib’ hier“. „Willeke streifte sich die Hosenträger über die Schultern. „Komm’ mal mit, ich zeig’ dir was wir gemacht haben“. „Das habe ich gesehen“. „Nein“. Willeke lachte. „Nicht das, was wir bereits gestrichen haben“. Die beiden gingen nach oben, ich zog meine Hosen an.

Aus der oberen Etage konnte ich hören wie die beiden herzhaft kicherten. Dann kamen sie wieder runter. „Das ist aber schön geworden“ sagte Wilma als sie die Küche betraten. „Ja, hätte noch schöner werden können“ grinste ich Wilma an. „Ja, sorry. Woher sollte ich wissen …“. Willeke nahm sie in den Arm. „Ist schon okay“.

Wilma’s Gesichtsfarbe hatte sich schon ein wenig normalisiert. „Ihr kommt aber doch auch gleich? Wir feiern drüben Jahreswechsel. Alle sind da, nur ihr fehlt noch“.

Willeke griff mir in den Schritt. „Noch eben den Pinsel ausschütteln, vielleicht noch ein paar Spritzer weiss“. Sie lachte sich schlapp, schlug Wilma auf die Schulter. „Noch ein paar Spritzer. Hahaha“.

Das fand ich irgendwie gar nicht so zum Brüllen. „Willeke“. „Ja, sei nicht so steif“. Sie schlug Wilma erneut auf die Schulter. „Sei nicht so steif, Hahaha“. Jetzt musste ich dann aber doch lachen. Mein Blick ging zu Wilma. „Du bist die Drecksau, nicht ich“. Wilma zuckte mit den Acheseln. „Hier, deine Freundin ist die versaute Drecksau“. Sie lachte ebenfalls.

Wilma war bereits wieder zu Fuss zur „Boerderij“ unterwegs. Wir räumten noch ein paar Sachen zusammen.

„Sag’ mal, war das jetzt wirklich lustig, wie du vor Wilma gesprochen hast?“ „Ach komm’ ein bisschen Spass kannst du doch ab, oder?“ Das konnte ich sehr wohl.

„Aber vor Wilma? Du weißt doch wie sie über mich denkt“. „Na, dann sei froh dass du sie nicht oben gehört hast“. „Wie, was?“ Ja, Mann, die ist jetzt seit Monaten Single, seit dein Arbeitskollege weg ist, die könnte auch mal einen Fick gebrauchen“.

Mein Gesichtsausdruck sagte wohl alles. „Ohne Worte“, um es mal so auszudrücken. „Ja, Mann, so wie du gesagt hast „Geile Titten“ denkt sie auch „Geiler Schwanz“, sie ist doch auch nur aus Fleisch. Sicher, eine Frau, hat aber auch Bedürfnisse“. „Du meinst jetzt aber nicht mich, oder?“ Willeke sah mich an. „Ich glaube das ist ihr im Moment egal“.

„Wir fahren mal rüber“ wollte ich das Thema wechseln. Auf dem Weg, auch wenn es nur ein paar Meter waren, fragte ich Willeke nochmals. „Auf der Boerderij sind doch genug die Wilma gerne einen wegstecken würden, meinst du nicht?“

Sie sah vom Beifahrersitz rüber. „Würdest du denn mit jeder?“ Sie lachte. „Ja, würdest du“. Ich versuchte mich aus der Affäre zu ziehen. „Ich will nur dich, Willeke“. „Klar, aber auch erst seit neuestem“.

Auf der Boerderij war die Hölle los. Ich konnte gar nicht so schnell zählen wie ich Leute sah. Neben den mir bereits hinlänglich bekannten Gesichtern auch jede Menge neue, noch nie gesehene Menschen.

Neben dem Küchentisch, an dem jetzt noch mehr Stühle und Sitzgelegenheit als sonst schon standen, hatten unsere Mitbewohner einen weiteren Tisch aus dem Wohnzimmer geräumt, auf dem Unmengen von Flaschen standen. Alles „harter Stoff“.

Das Wohnzimmer war komplett leer geräumt, alles auf die andere Seite des Hauses, da wo Jack und ich unsere Zimmer hatten. Das war jetzt eine riesige Tanzfläche. Musik lief bereits, ebenfalls satt laut. Ich arbeite mich durch die Leute durch, erst zu denen, die ich noch nicht kannte. Was für eine Küsschen-Arie, es schien nicht aufzuhören.

Kurz ging ich dann auf mein Zimmer, wollte mich umziehen. Auf dem Weg begegnete ich Wilma. „Hör’ mal. Sorry wegen eben“. Sah sie an, nahm sie nett in den Arm. „Halb so wild“ lächelte Wilma mich an. Dann sah ich ihr in die Augen. „Such’ dir heute einen netten Typen, tut dir bestimmt gut“. Sie lachte mich an. „Ja, wird echt Zeit“.

Eigentlich nur aus Spass ergänzte ich „Und wenn nix geht, ich biete mich an“. Ihre Augen weiteten sich. „Ja, wirklich?“ „Wilma, nein. Das war Spass“.

Im Treppenhaus schaute ich noch mal schnell zu Wilma hinunter „Aber mit ihr ficken würde ich schon“ sagte meine Stimme im Kopf. Hatte ja keiner gehört. „Ruhe bitte“.

Als ich nach unten kam warf ich einen Blick in „unser Wohnzimmer“. Dort wo keine Möbel standen waren Bierkisten aufgestapelt. Wie in einem Getränkemarkt.

Die ersten Joints machten die Runde, Flaschen stiessen aneinander. „Gezondheid Mensen“.

Irgendjemand hatte das gesagt. „En Geluk“ kam es aus einer anderen Ecke zurück. Hauptsache „Hoch die Tassen“.

Ich suchte Willeke, fand sie endlich. Umfasste sie von hinten um die Taille. „Hallo Süsse, ich freu’ mich sehr auf unser neues Jahr“. Sie drehte leicht den Kopf und gab mir einen Kuss. „Ja, mir geht es genauso“.

Noch im alten Jahr, bis Mitternacht waren es noch ein paar Stunden, versuchte ich mir selbst meinen Vorsatz laut zu sagen. „Keine anderen Weiber mehr“. „Was?“ hörte ich eine Stimme neben mir. „Ach das habe ich nur zu mir selbst gesagt“. Das Gesicht kannte ich nicht.

Was für eine geile Party. In der Küche wurde getrunken, geredet, gelacht. Im Wohnzimmer war voll die Disco. Immer wieder ging ich dort hin, tanzte, je nach Musik, um dann wieder in die Küche rüber zu gehen. Immer wieder neue Gesprächspartner. Bekannte und Unbekannte. Die Unbekannten wurden im Laufe des Abends weniger, man kam sich näher.

Das lag an der lockeren Art der Holländer und Holländerinnen und natürlich am Alkohol. Und an den Joints. Oder allem zusammen.

Im Wohnzimmer hörte ich die ersten Klänge von „Europa“ von Santana. Suchte Willeke, wollte mit ihr tanzen. Ergriff ihre Hände, wir gingen in die „Disco“. Sie war schon leicht „betüdelt“, wackelte ein wenig. Wir tanzten, küssten uns. Aus dem Augenwinkel sah ich Wilma in einer Ecke stehen. Sie liess sich heftig von irgendjemand befummeln.

Es war einige Stücke, einige Biere, einige Joints später, als Wilma neben mir stand und mich am Arm fasste. „Kann ich deinen Autoschlüssel haben?“ Was? Wo willst du hin? Gleich ist Mitternacht, Zeit das neue Jahr zu begrüssen“.

„Ne, ich will mit …“ Sie nannte irgendeinen Namen. „Ich will mit .. allein sein“. „Im Auto?“ „Hast du eine bessere Idee?“

Und ob ich die hatte. „Wilma, geh’ in mein Zimmer. Willst du echt wie so eine Crack-Nutte ins Auto? Um mit dem Typen zu ficken?“ Sie sah mich mit grossen Augen an. „Wirklich?“ Ich fasste sie an den Schultern. „Wilma“. „Danke“.

Wenig später zählten fast alle die Sekunden herunter. „Zehn, Neun, Acht …“ Ein wildes Angestosse mit Gläsern und Flaschen. Es dauerte bestimmt, gefühlt zumindest, bis eine Stunde ins Neue Jahr bis alle Küsschen links, Küsschen rechts verteilt waren. „Geluk“. „Gezondheid“. Irgendwann wusste ich schon gar nicht mehr ob ich „Männlein“ oder „Weiblein“ abküsste.

Bis dann irgendwann, den Kuss kannte ich. Das war kein Küsschen, weder links noch rechts, das war eine wilde Zunge, die ich im Rachen hatte. „Mein Schatz, ich wünsche dir, dass all’ deine Träume in Erfüllung gehen“. Ich sah Willeke an. „Da sind sie schon, das sind sie schon“.

Wir prosteten uns zu, gingen in die „Disco“. Tanzten in das neue Jahr. Irgendwann kam dann auch Wilma wieder.

Sie war sehr „derangiert“, ihre Haare durcheinander, ihre Augen leuchteten. Willeke nahm sie in den Arm. „Geluk en Gezondheid“. Sie küssten sich. Echte Freundinnen. Mir gab sie Küsschen links, Küsschen rechts. Kniff mir in den Hintern. „Danke“.

Wie lange es ging kann ich nicht mehr sagen, lange. Sehr lange. Willeke weckte mich irgendwann. Ich sass auf einem Stuhl, völlig breit und zugekifft. „Geh’ schlafen“.

Mein Blick ging in die Runde. Voll das Leben in der Küche. Ich nahm mir stattdessen ein frisches Bier. Ich war wieder da. „Gezondheid. En Geluk“.

„Geluk en Gezondheid“ tönte es aus mehreren Kehlen zurück. Flaschen klirrten aneinander. Koos kam zu mir. „Komm’, wir rauchen einen, mein Freund“. Gute Idee.

„Cornelis“

Das neue Jahr fing furchtbar an. Mein Kopf dröhnte wie auf einem Rangierbahnhof. Ich sah mich um, war in Willeke’s Zimmer. Musste sofort pinkeln – und dann sofort was trinken. Bier.

In der Küche sassen Leute. Schon wieder? Oder immer noch? Egal. Ein Bier musste her. Mit einem Feuerzeug entfernte ich den Kronkorken von der Heineken-Flasche. „Gezondheid“. Das Wort dröhnte in meinem Kopf. „Aua“. Ich musste an die frische Luft, mir so einiges „durch den Kopf gehen lassen“.

Der Hof war immer noch vollgeparkt mit Autos. Wo waren die alle, oder die meisten abgeblieben? Ganz kurz warf ich einen Blick ins Wohnzimmer, erst bei uns auf der Seite, dann in Willeke’s Haushälfte. Überall, echt überall lagen Leute. In den kuriosesten Positionen. Schienen aber alle recht glücklich zu sein. Ging auf mein Zimmer. Wilma lag in meinem Bett, glücklich mit ihrem Typen. Ich zog die Tür wieder zu.

An Kaffee oder gar Frühstück war nicht zu denken. Die Küche sah aus wie nach einem Fliegerangriff. Leergut, wo man hinsah. Ascher, Dreck, leere Chipstüten. Ein Grossauftrag für die Stadtreinigung.

„Eigentlich müsste man jetzt mit einem Hochdruckreiniger hier durch“. Das waren meine Gedanken, ich verliess das Haus. Aber wohin? Es war lausig kalt, alles hatte geschlossen. Natürlich war keine Bar oder Café geöffnet. Noch einmal kurz ins Haus holte ich eine Jacke aus meinem Zimmer, leise. Wollte weder Wilma noch ihren Lover wecken. Vorsichtshalber klopfte ich zuvor aber an, man weiss ja nie. Wilma sah kurz auf, lächelte mir zu.

An der Scheune vorbei lief ich durch die Dünen bis herunter zum Strand. Erst einmal den Wind um die Ohren und den Kopf frei blasen lassen.

Sehr schnell merkte ich wie sehr ich noch vom Vorabend betrunken war. Meine Stirn war eiskalt, ähnlich der „Eiger-Nordwand“ fühlte sich das an. Und auch der stechende Schmerz in meinem Kopf hätte locker mit dem Einhämmern eines Eispickels verglichen werden können. „Aua, mein Kopf“.

Sicherlich gut zwei Stunden war ich bereits unterwegs, jetzt war ich erst recht durchgefroren. In der Küche wollte ich mich etwas aufwärmen, vielleicht war jetzt ja „die Zeit“ für einen Kaffee. Es war natürlich weniger „die Zeit“, sondern die Frage ob auch in meinem Magen bleiben würde was ich zu mir nehmen wollte. „Mann, geht es dir beschissen“.

Einige Leute waren bereits wieder auf dem Damm, auch einige meiner Mitbewohner. Oh nein, nicht schon wieder dieses „Frohes neues Jahr“ – und vor allem – nicht schon wieder dieses Küsschen-Ritual.

Ging in Willeke’s Zimmer, sie schlief noch. Gab ihr sanft einen Kuss, liess es mir nicht nehmen erneut ihr Speichel-Bächlein aus dem Mundwinkel aufzulecken. Sie öffnete die Augen, legte einen Arm um meinen Hals. „Guten Morgen – und frohes neues Jahr“. „Dir auch meine Süsse, auf dass es unser Jahr wird“.

„Komm’ zu mir ins Bett“. Ich schaute sie an. „Auf keinen Fall, ich bin froh dass ich lebe, mehr geht nicht. Steh’ auf, es ist gleich Mittag“.

„Waas? Schon?“ Willeke schaute zum Fenster, zog aber direkt wieder die Bettdecke über das Gesicht. „Ist das hell. Das tut ja weh“. „Ja, das kenn’ ich“ schmunzelte ich. Meist sagt man sich selbst an solchen Tagen „Nie wieder Alkohol“. Glücklicherweise nimmt der Gedanke dann im Laufe des Tages ab. Ich musste grinsen.

Willeke liess ich in aller Ruhe wach werden, stieg die Treppe herunter. Wo ich hinschaute – leere Flaschen, Dreck und Müll. Und verkaterte Gesichter.

Wilma war inzwischen auch aufgewacht, hatte sich einen Kaffee genommen. Ihre Wangen strahlten rosig und gut durchblutet, ihr Gesicht, ihre Augen strahlten.

Ich wünschte ihr die übliche Floskel, auch hier Küsschen links, Küsschen rechts. „Gut siehst du aus. Was so ein Fick alles bewirken kann“. „Du …“ Ich unterbrach sie. „Ja, ich weiss, Du Drecksau“. „Nein, das wollte ich nicht sagen. Du … hast Recht. Danke für dein Zimmer“. Ich grinste. „Bestimmt auch besser als mit dem nackten Hintern im Auto“. „Um Klassen besser“ nickte Wilma mir zu.

So langsam waren wir vollzählig, alles war aus den Löchern hervor gekrochen. Mehr oder minder „beschädelt“ noch machten wir uns daran irgendwie alles wieder in einen „bewohnbaren“ Zustand zu bringen. Alberto hatte zwei grosse Futtertröge aus der Scheune geholt. „Alle leeren Flaschen hier hinein“.

Unmengen an Bierkisten, diesmal allerdings nur Leergut, stapelten sich im Hausflur. Die Frauen hatten sich mit Eimern und Putzmaterial „bewaffnet“ – ein richtiges „Putzgeschwader“.

Welch ein Anblick, gleich mehrere Frauen, die auf Knien rutschend den Boden schrubbten. „Müsstest du eigentlich direkt was wegstecken“ dachte ich mir. Aber auch direkt danach „Du Drecksau“. Es waren aber eben auch nur Gedankenspiele.

Allerdings war ich sowieso noch viel zu breit für irgendwas. Wahrscheinlich hätte ich bei der kleinsten Anstrengung kotzen müssen. Das ist dann auch kein schöner Anblick. Und Mega-peinlich. Ich grinste in mich hinein. Mir war das einmal passiert, als ich betrunken - sehr betrunken mit einer Frau geschlafen hatte. Die war so was von „not amused“.

Die Futtertröge und die Bierkisten mit Leergut schleppten wir „Männer“ in die Scheune. Hier waren sie erst einmal „aus den Augen, aus dem Sinn“. Die Entsorgung würde bestimmt Tage, wenn nicht gar Wochen, benötigen. Das konnte man unmöglich in einem einzigen Supermarkt abgeben. Was sollten die denken? Wenn sie diese Menge überhaupt annehmen würden.

Auf der Motorhaube des Ford Escort sitzend hatte ich mir eine Zigarette gedreht. Eine hübsche Frau kam zu mir. „Hoi, wir haben uns doch schon mal gesehen“. „Ach ja?“ „Ja, ich bin Mariella. Erinnerst du dich?“

Ich versuchte nachzudenken, ohne Erfolg. Wäre es jetzt schlau einer hübschen Frau zu sagen dass man sich nicht an sie erinnere? Sie kam mir zum Glück zuvor. „Ja, in Hellevoetsluis, im Park“. Ja, sie hatte Recht. „Wir wollten uns noch mal getroffen haben, hat sich aber nie ergeben. Schade. Es ist sehr cool bei euch“.

Ich musterte sie jetzt von Kopf bis Fuss. Hübsche Frau. Wir unterhielten uns noch eine Weile. Smalltalk. Bevor sie dann wieder in Richtung Haus ging fragte sie: „Hast du noch meine Telefonnummer? Ruf’ mich gerne mal an“.

Verdammt gute Frage, hatte ich die Telefonnummer noch? Wenn ja, wo? Ich sollte sie mir zur Sicherheit einfach noch mal geben lassen. „Ich weiss nicht, magst du mir die noch mal aufschreiben?“ Schloss das Auto auf, fischte einen Fetzen Papier - eine Tankquittung - und einen Stift aus dem Handschuhfach, hielt ihr beides hin. „Hier, dann hab’ ich sie auf jeden Fall“. Während sie schrieb, sagte ich. „Und schreib’ am Besten deinen Namen dazu“.

Ich weiss nicht genau wie lange ich auf der Motorhaube verbracht hatte. In jedem Fall tat es gut. Die frische Luft, trotz Kälte, brachte ein wenig Klarheit in meinen Kopf. Irgendwann kam Willeke zu mir. „Wollen wir denn gleich mal rüber? Noch etwas renovieren“. Die Antwort kam schnell und eindeutig. „Auf keinen Fall, also ich nicht, ich bin viel zu fertig für was auch immer“.

Sie lachte. „Gut dass du das sagst, ich kann eigentlich auch gar nichts“. Willeke an der Hand ziehend nahm ich sie in den Arm. „Dann lass’ uns doch einfach so dahin vegetieren. Vielleicht später nur mal kurz die Fussböden ausmessen, alles in deiner Kladde notieren“.

„Wozu das?“ Ich hatte den Gedanken nicht vergessen – „Da muss Teppich her“. „Wir könnten nach Rotterdam fahren um Teppiche auszusuchen“. Willeke lachte. „Damit du dir keinen Splitter in den Hintern ziehst?“ Genau so war es.

Wir waren ja vor einiger Zeit in einem grossen Einrichtungszentrum in Rotterdam – „Prins Alexander“ – dort sollten wir fündig werden. Willeke war begeistert. „Oh ja, sehr gerne. Und Stoffe für Gardinen. Und …“ „Alles andere sehen wir dann“ versuchte ich ihren Redeschwall zu ersticken. Ich konnte mich noch sehr gut an die „Strapaze“ unserer letzten Shopping-Tour dort erinnern. Zumindest war es das für mich.

Der Rest des Tages verlief wie vorausgesagt. Wir vegetierten so vor uns hin. Jeder für sich. Mehr oder minder desolat.

Erst am Abend waren so ein wenig die Lebensgeister zurückgekehrt. Die „Säufersonne“, der Mond war aufgegangen. Wir hatten uns mit Wilma verabredet, wollten in „De Chinese Muur“ essen gehen. Ihr „Neuer“ war leider schon wieder fort. Wobei „Essen“ nach einem solchen Saufgelage noch eine sehr höfliche und dezente Bezeichnung war. Einfach nur Fleisch futtern. Das traf es eher.

Die kleine Chinesin begrüsste uns in gewohnter Manier. Freundlich, lächelnd. Für sie und ihre Landsleute war es ein „normaler“ Tag. Das chinesische Neujahr war erst viel später als wir es feiern. Das wollte ich von ihr genauer wissen.

Sehr freundlich erklärte sie „Der Neujahrstag, wird nach dem traditionellen chinesischen Lunisolarkalender berechnet, fällt auf einen Neumond zwischen dem 21. Januar und dem 21. Februar“.

Willeke hatte bereits auf der Hinfahrt mit Wilma „getuschelt“ und gekichert. Im Restaurant ging das munter weiter. „Und, dein Neuer? Hast du es dir anständig besorgen lassen?“ Wilma grinste nur. Das war doch in ihrem Gesicht abzulesen.

Eigentlich eine müssige Frage. Da musste ich mal nachhaken. „Redest du auch so über mich? Von wegen besorgen und so? Besorg’ ich dir es denn anständig?“ wollte ich von Willeke wissen. „Also bis jetzt, ja. Solltest du aber doch wissen, bist ja immer dabei“. Willeke lachte laut. Ich stand auf. „Ich hol’ mir was zu futtern. Führt ihr mal euer Fachgespräch ohne mich“.

Während ich mir anständig gegrilltes Fleisch auf den Teller lud, ging mir Willeke’s Frage nochmals durch den Kopf. „Besorgt – also wirklich“. Möchte gar nicht wissen was die sich sonst so alles erzählen.

Wir fuhren nach Rotterdam, heute war wieder ein „normaler“ Tag, alle Geschäfte hatten geöffnet. Alles wie immer. Nur deutlich weniger Verkehr auf den Strassen. Da viele Holländer Urlaub hatten, vermutete ich.

Unterwegs hatte Willeke ihre Hand auf meinen Unterarm gelegt, ich hatte beide Hände am Lenkrad. „Sag’ mal, wollen wir auf dem Rückweg in Schiebroek anhalten?“

„Was ist da?“ „Das ist ein Stadtteil von Rotterdam, da wohnen meine Eltern. Ich könnte ihnen alles Gute für das neue Jahr wünschen. Vielleicht gibt es sogar noch Oliebollen“.

„Oliebollen, was ist das?“ Willeke holte tief Luft. „Du weißt mal irgendwas nicht? Dann erzähl’ ich dir das mal“.

„Oliebollen werden traditionell zu Silvester und Neujahr gegessen, werden aus einem Teig aus Mehl, Eiern, Hefe, Salz und lauwarmer Milch hergestellt“.

Gut dass sie mich nicht gestern nach so etwas gefragt hatte, allein der Gedanke an irgendetwas Fettiges hätte mich wahrscheinlich kotzen lassen. „Und …“ Sie machte eine Pause, „du lernst auch meine Eltern kennen – und sie dich“. „Bist du sicher? Ist das dein Ernst?“

Bei Eltern vorstellig zu werden verband ich mit etwas Negativem. Das erschien mir so verbindlich, so bindend, so verpflichtend. Erst recht, da ich noch die geschriebenen Zeilen ihres Vaters im Kopf hatte. „Echt, der … dein Vater will mich bestimmt töten“. Willeke grinste mich an. „Du bist doof“. „Wir schauen mal, erst gehen wir mal shoppen, okay?“

Willeke hatte sich in der Stoffabteilung des Einrichtungszentrums richtig „ausgelebt“. Einige der gewählten Gardinenstoffe gefielen selbst mir ausgesprochen gut. „Dann frag’ ich nachher meine Mutter ob wir ihre Nähmaschine ausleihen und direkt mitnehmen können“.

Einen kleinen Stoffballen bewegte ich in der Hand. „Wieso wir, mit Nähmaschine habe ich so gar nichts an der Pelle“. Und dass wir dahin fahren war mir noch nicht so klar. Anscheinend war das aber schon beschlossene Sache. Von Willeke. Sie hatte erst gar nicht nochmals nachgefragt. Das war jetzt so. Punkt.

Wir hatten noch so einige Teppiche ausgewählt und gekauft. Die kleineren, Läufer, nahmen wir direkt mit, grössere sollten uns geliefert werden.

Willeke hatte auch noch eine schöne Anrichte für die Küche gefunden. Ein halbhoher Schrank mit Türen und einigen Schubfächern. Das alles war auf einem Lieferschein vermerkt. „Wenn Sie da noch bitte die Lieferadresse eintragen“. Der Verkäufer schob mir den Zettel herüber, ich notierte die Anschrift. Gut dass Willeke noch mal „drüber geschaut“ hatte. Ganz automatisch hatte ich die Anschrift der „Boerderij“ eingetragen. „Da wohnen wir dann nicht mehr“. Sie strich das geschriebene durch - „so ist das jetzt“ – und zeigte auf die korrekte Adresse.

„So, dann fahren wir jetzt nach Schiebroek“. Ich schaute zu Willeke. „Und das ist genau wo?“ „Soll ich fahren?“ kürzte sie die Beschreibung für mich ab. Das war eine hervorragende Idee.

Schiebroek war nicht weit vom Einrichtungszentrum in Prins Alexander entfernt. Willeke kannte sich bestens aus. Wir fuhren quer durch das „Molenlaankwartier“ und waren zügig da.

Auf dem Parkplatz des Woonwijk nahm ich sie an die Hand. „Sag’ mal, bevor ich da alles mögliche gefragt werde und irgend eine falsche Antwort gebe – wissen deine Eltern ..? Wissen deine Eltern von deinem Nebenjob? Also nicht bei Van der Valk, sondern der andere?“

In Willeke’s Augen war ihr Entsetzen abzulesen. „Nein. Und erzähl’ bloss nichts. Würdest du deinen Eltern davon erzählen?“

Wie sollte ich das beantworten. Ich war nicht in der Situation. Allerdings würde ich das auch garantiert nicht erzählen – dass ich mich gegen Geld verkaufe, verkaufen müsste.

„Verlass’ dich ganz auf mich. Kein Sterbenswort“. Sie gab mir einen Kuss. Da wir aber das Thema gerade zur Sprache hatten, hakte ich nach. „Sag’ mal, wie hättest du dir das vorgestellt mit der kleinen Annemieke?“ So hatte Willeke ihr Wunschkind ja benannt. „Willeke reagiert ein wenig, na sagen wir mal, „aufgebracht“.

„Würdest du zu einer schwangeren Nutte gehen?“ Ich mochte es nicht wenn sie sich selbst mit „Nutte“ betitulierte. Nicht nur das, ich mochte es generell nicht, dass sie sich verkaufte.

Ein paar Mal hatte ich sie gefragt, gebeten, diesem Nebenjob nicht weiter nachzugehen.

„Das hätte sich dann erledigt“. „Wenn du das für Annemieke als selbstverständlich betrachtest, was ist dann mit mir? Mit dir? Mit uns? Ich frage dich jetzt also noch einmal, ein letztes Mal, versprochen. Möchtest du das nicht dran geben?“

Kleine Tränen rannen ihre Wangen herunter. „Und wo soll mein Geld herkommen?“

Es tat mir weh, es tat mir leid, dass ich sie zum Weinen brachte. „Ich kümmer’ mich um die Scheiss Kohle“.

War ein wenig aufgebracht. Musste ihr jetzt endlich sagen, erklären, dass ich gar nicht so souverän damit umgehen konnte wie es den Anschein erweckte, wie ich es überspielte, wenn sie immer wieder mal für einige Tage „weg“ war. „Willeke, das bei Van der Valk ist gar nicht das Problem, der Rest schon“.

„Lass’ uns nachher weiter reden“. Sie wischte sich mit einem „Tempo“ die Tränen aus dem Gesicht, setzte sich nochmals auf den Beifahrersitz um ihre Schminke aufzufrischen.

„Bitte, kein Wort zu meinen Eltern, versprichst du mir das?“ Ich nahm ihre Hand, half ihr aus dem Auto. „Bist du meine Freundin, oder nicht?“. Sie nahm meine Hand. „Ja, ich bin deine Freundin. Wäre sogar gerne deine Frau. Und auch die Mutter von unserer Annemieke. Das weißt du doch. Das weißt du, oder?“ Ich küsste sie auf den Hals. „Lass’ uns gehen“.

Hand in Hand schlenderten wir auf das Haus ihrer Eltern zu. Wenn wir so „Händchen hielten“ fühlte ich mich immer wie ein König, ein Gewinner, der stolz sein „grosses Los“ präsentieren durfte. „Hauptspeise“, so hatte ihr Vater es in seinem Brief bezeichnet. Für mich war Willeke allerdings der „Hauptgewinn“.

Willeke’s Mutter empfing uns an der Tür. „Cornelis, het is Willeke“ rief sie nach hinten durch. Er kam hinzu. Wie ich es mittlerweile von allen Holländern gewohnt war – Küsschen links, Küsschen rechts.

„Hoi, ik ben Amalia“. Hoi, ik ben Cornelis“. Beide waren etwa Mitte 50. Typische Holländer, gross und schlank. Willeke war ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. „Kommt rein“. Ich nahm Willeke in den Arm. „Ach da hast du deinen bezaubernden zweiten Vornamen her“. Ihre Mutter schmunzelte. „Mach’ der Mutter Komplimente, das ist die halbe Miete“, das wusste ich.

„Ga zitten. Kopje Koffie?“ Das waren alles keine Fragen, sondern Aufforderungen. Willeke verschwand mit ihrer Mutter in die Küche. Ihre hörte sie reden. Also nur ihre Stimmen, nicht was sie redeten. Cornelis, ihr Vater setzte sich zu mir. Sofort fragte er drauf los. „Wie alt sind Sie? Was machen Sie? Wo kommen Sie her? Wie lange sind Sie schon in Holland? Ist der Papst ein heiliger Mann? Gibt es ein Leben nach dem Tod?“ Und was weiss ich sonst noch alles. „Sie müssen nicht Sie zu mir sagen“ bat ich ihn zuerst.

Dann gab ich ihm einige Antworten. Um nicht ganz so den „Jungspunt“ darzustellen sagte ich aber „Ich werde 24“ anstatt „Ich bin 23“. Willeke und ihre Mutter, Amalia, waren unterdessen zurück, hatten Kaffee, Milch und Zucker auf einem Tablett auf den Tisch gestellt.

„Oh, dein Freund ist jünger als du“. Sie strich Willeke über die Haare. „Genau wie bei uns. Cornelis ist auch jünger als ich“. Nach ihrem Alter fragte ich nicht. Macht man nicht.

Amalia lächelte Willeke an. „Jüngere Männer tun uns Frauen immer gut, nicht?“ Cornelis schaute weiter fragend, während Amalia die Kaffeetassen füllte. Ich spürte das sehr genau – auch hatte ich plötzlich seinen Brief wieder im Kopf, Wort für Wort. Vor allem den Tenor - … du bist fällig wenn …

„Ich komme aus dem Rheinland“. Ja, Köln würden sie auch kennen. Klar, eine Weltstadt wie Köln es war, die musste man kennen, oder zumindest schon mal besucht haben. „Du sprichst aber schon gut holländisch. Willeke nahm meine Hand, die sich an der Kaffeetasse festhielt. „Er ist Belgier“. „Ach, ein Frittenfresser“. Cornelis lachte. „Arschloch, blödes“ – dachte ich.

Willeke hatte aber sehr schnell raus dass mir das alles sehr unangenehm war, ich mich „unkomfortabel“ fühlte und erzählte dass wir gerade vom Shoppen kämen, für die neue Wohnung.

„So, du willst also mit meiner Tochter zusammen leben?“ Meine Gedanken schossen in rasendem Tempo durch meinen Kopf. „Sag’ nichts Falsches oder Unbedachtes, der vergräbt dich sonst im Garten“. So wie Cornelis das betont hatte. „Meine Tochter“.

Nachdem ich dann noch so einiges von meinem Job erzählt hatte, ich arbeite auf der ESSO, also im Europoort, lockerte sich die Anspannung ein wenig – bei mir. Willeke’s Mutter, Amalia, half mir ein wenig, auch sie bemerkte was Cornelis, wahrscheinlich jeder Vater einer Tochter, machte. Er wollte mich ins Kreuzverhör nehmen.

Amalia gab mir einen Kuss auf die Wange, schaute mich an – „Welkom in de familie“. Das war so lieb, gab mir Kraft. „Wenn unsere Willeke dich ausgewählt hat bist du auch der Richtige“. „Ja Mama, das ist er. Er macht mich glücklich, sehr sogar“. Ich hätte heulen können.

„Bloss nicht“ zuckte es durch mein Hirn. Cornelis blickte mich an. „Wollen wir draussen auf der Terrasse eine Zigarette rauchen? Du rauchst doch, oder?“

Selbst wenn ich Nichtraucher gewesen wäre – ich hätte mitkommen MÜSSEN. Er zog eine Packung „Camel zonder Filter“ aus der Hemdtasche, bot mir eine an.

„Willeke hat uns viel von dir erzählt als sie Weihnachten hier war. Ich hatte ihr einen Brief für dich mitgegeben. Hast du ihn bekommen?“ „Ja, und auch gelesen“. „Verstehst du was ich dir sagen will?“ „Ja, du wirst mich töten, wenn ich mit Willeke spiele, stimmt’s?“ Cornelis lachte. „Naja, töten nicht. Aber es wäre schon besser wenn du dann Holland verlässt. Schnell“. Er streckte mir seine Hand entgegen. „Welkom in de familie“.

Ich war - ja was war ich? Ich war verstört. „Cornelis, kann ich einen Schnaps haben?“ Er legte einen Arm über meine Schulter. „Ja, zeker“. Wir gingen wieder nach drinnen. Willeke lächelte mich an. Sie war bestimmt genau so froh wie ich, dass ich die „Aufnahmeprüfung“ bestanden hatte.

„Mama, gibt es Oliebollen?“ Amalia stand auf. „Komm’ Willeke, wir machen schnell welche“. Sie verschwanden wieder in die Küche. Cornelis unterhielt sich weiter mit mir, wollte einiges zu meiner Arbeit wissen. Er selbst war Schreiner, kannte sich als mit handwerklicher Arbeit aus.