Lassiter 2641 - Des Romero - E-Book

Lassiter 2641 E-Book

Des Romero

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die Dunkelheit der Nacht hatte sich über die kleine Hüttensiedlung gelegt. Für Seamus O'Neill war ein weiterer ereignisloser Tag zu Ende gegangen. Einer von vielen Tagen, an denen er fast schon bedauerte, mit dem Schiff an der Ostküste gelandet zu sein. Seine alte Heimat würde er vermutlich niemals wiedersehen, und seine neue hatte ihn nicht gerade mit offenen Armen empfangen.
Unruhig wälzte er sich auf seiner Pritsche hin und her, bis er irgendwann einschlief. Aber seine Ruhe war nicht von langer Dauer. Tosender Lärm ließ ihn plötzlich hochschrecken. Laute Stimmen schnitten durch die Luft, und Schreie aus Angst und Hilflosigkeit ertönten.
Noch ehe O'Neill überhaupt wusste, was geschah, wurde die Tür seiner Hütte eingetreten. In eindeutiger Absicht stürmten zwei Vermummte herein.
Und dann ging alles ganz schnell!


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 135

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Sein letzter Shootout

Vorschau

Impressum

SeinletzterShootout

von Des Romero

Die Dunkelheit der Nacht hatte sich über die kleine Hüttensiedlung gelegt. Für Seamus O'Neill war ein weiterer ereignisloser Tag zu Ende gegangen. Einer von vielen Tagen, an denen er fast schon bedauerte, mit dem Schiff an der Ostküste gelandet zu sein. Seine alte Heimat würde er vermutlich niemals wiedersehen, und seine neue hatte ihn nicht gerade mit offenen Armen empfangen.

Unruhig wälzte er sich auf seiner Pritsche hin und her, bis er irgendwann einschlief. Aber seine Ruhe war nicht von langer Dauer. Tosender Lärm ließ ihn plötzlich hochschrecken. Laute Stimmen schnitten durch die Luft, und Schreie aus Angst und Hilflosigkeit ertönten.

Noch ehe O'Neill überhaupt wusste, was geschah, wurde die Tür seiner Hütte eingetreten. In eindeutiger Absicht stürmten zwei Vermummte herein.

Und dann ging alles ganz schnell!

Kräftige Arme langten nach dem Iren; ein Faustschlag rammte sein Gesicht, ein weiterer schmetterte in seinen Nacken. Halb betäubt wurde er ins Freie geschleppt und erkannte mit verschwommenem Blick andere Landsleute, die gewaltsam in einen Kastenwagen gedrängt wurden.

»Mach schneller, Freundchen!«, rief einer der Vermummten O'Neill zu. »Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit!«

Unsanft wurde er vorgestoßen und ins Innere des Wagens verfrachtet. Die beiden Türen wurden zugeworfen und ein Riegel vorgeschoben. Dann setzte sich das sperrige Gefährt in Bewegung.

Es war stockdunkel, schwärzer selbst, als in einer mond- und sternenlosen Nacht. Einzig die Berührungen sowie das Atmen und Keuchen seiner Mitgefangenen zeigten Seamus O'Neill, dass er nicht allein war. »Was, zum Teufel, hat das zu bedeuten?«, fragte er in die Finsternis hinein. »Wer sind diese Männer? Was haben sie mit uns vor?«

»Wir wissen genauso viel wie du«, erhielt O'Neill zur Antwort. Am Klang der Stimme erkannte er Peter Donovan. Sie waren zusammen auf der Überfahrt in die Staaten gewesen. Gemeinsam hatten sie eine unrühmliche Vergangenheit hinter sich lassen wollen und trafen nun auf Umstände, die ihre kühnsten Gedanken übertrafen.

»Man kann uns doch nicht einfach grundlos aus unseren Häusern zerren!«, beschwerte sich O'Neill. »Wir haben uns nichts zuschulden kommen lassen!«

Eine Stimme erhob sich in der Dunkelheit. Sie gehörte einem alten Mann, dessen Name O'Neill vergessen hatte. »Wer sagt«, meinte er, »dass wir gegen ein Recht verstoßen haben? Wir bewirtschaften das Land, das uns zur Verfügung gestellt wurde, und zahlen es ab. Wir haben niemanden bestohlen oder ihm sonst ein Leid zugefügt. Unsere Westen sind weiß.«

»Was meinst du damit?«, fragte Seamus O'Neill. »Das ist doch genau das, was ich gerade gesagt habe.«

Der Alte räusperte sich kurz und fuhr in ruhigem Tonfall fort. »Man muss nicht unbedingt Schuld auf sich geladen haben, um zur Rechenschaft gezogen zu werden. Manchmal reicht es aus, anders zu sein...«

O'Neill schluckte hart. Immer schneller drehten sich seine Gedanken im Kreis.

Bald schon sollte er erfahren, was es mit den Worten seines Landsmannes auf sich hatte.

Er roch den Duft ihres Haares und spürte ihre weiche Haut, als er mit dem Rücken seiner Rechten darüber streichelte. »Du machst deinem Ruf als Romantiker alle Ehre«, flüsterte Tyrene Connolly und lehnte ihren Kopf an die Schulter ihres Verehrers.

»Ich wusste nicht, dass mir ein Ruf vorauseilt«, erwiderte Ethan Wallace und küsste sanft Tyrenes Hals.

Die Frau erwiderte den Kuss, indem sie ihre Lippen sacht auf Ethans Stirn drückte. »Erst, seitdem ich meinen Freundinnen von dir erzählt habe.« Sie reckte sich ein wenig am Stamm des Baumes entlang, unter dem sich das Liebespaar niedergelassen hatte, und fügte hinzu: »Ich hoffe, ich bin nicht nur ein Abenteuer für dich. Mein Vater ist nicht gut auf Männer zu sprechen, die sich an seiner Tochter vergreifen und dann das Weite suchen.«

»Dein Vater ist auf gar keine Art von Mann gut zu sprechen, der mit dir eine Beziehung eingehen möchte«, gab Wallace zurück. »Würde er uns erwischen, hätte mein letztes Stündlein geschlagen.«

Auf Tyrenes Miene zeigte sich ein nachdenklicher Ausdruck. »Heißt das«, fragte sie, »du würdest mich im Stich lassen, sollte unsere Verbindung auffliegen? Ich riskiere genauso viel wie du, Ethan.«

Wallace schwang sich in die Hocke und wedelte mit dem Zeigefinger. »Aber nicht doch, meine Schöne«, sagte er grinsend. »Dir wird er höchstens eine Predigt halten, mir aber das Fell über die Ohren ziehen.«

»Du hast meine Frage nicht beantwortet«, beharrte Tyrene. »Hältst du zu mir oder überlässt du mich meinem Schicksal?«

Einige Momente überlegte Ethan Wallace. Er wusste, dass es ein Test war, eine Prüfung, ob seine Liebe ebenso stark war wie die von Tyrene. »Du bist die Frau meiner Träume«, sagte er im Brustton der Überzeugung. »Ich werde dich nie wieder gehen lassen...«

Seine Worte blieben nicht ohne Wirkung. Eng schmiegte sich die junge Frau an ihn und zog ihn auf den Boden herab. »Das wollte ich hören. Und ich vertraue dir.«

Ethan Wallace hatte Tyrene das Versprechen nicht aus einer Laune heraus gegeben, sondern stand voll und ganz zu seiner Aussage. Es war an der Zeit, sesshaft zu werden und die Vergangenheit zu vergessen. Die wilden Jahre mussten zu Ende gehen, und diese bildhübsche Brünette war der Ankerpunkt in seinem neuen Leben.

»Du hast mir nie erzählt, was du vor unserer ersten Begegnung getan hast«, warf Tyrene zum wiederholten Male ein. Bisher hatte sie nie eine klare Antwort erhalten, startete aber stets einen neuen Versuch, dies zu ändern.

Die Erwiderung, die Wallace von sich gab, hatte zwar einen anderen Wortlaut, war aber genauso wenig aussagekräftig: »Was gestern war, ist vorbei. Schauen wir voraus und planen unsere gemeinsame Zukunft.«

Es hatte den Anschein, als wollte Tyrene stillschweigend einstimmen, doch plötzlich regte sich Widerstand. »Nein, Ethan! Wir brauchen eine Basis, ein Fundament, auf dem unsere Liebe steht. Und dazu gehört auch, dass wir uns alles erzählen und keine Geheimnisse voreinander haben.«

»Du hast doch bestimmt auch Geheimnisse vor mir«, hielt Wallace dagegen. »Und ich löchere dich auch nicht, sie preiszugeben.«

Tyrene Connolly klopfte mit ihren Fingerspitzen auf Ethans Arm. »Du Schuft!«, zischte sie. »Immer versuchst du, mir das Wort im Munde herumzudrehen! Du weißt alles von mir, ich aber so gut wie gar nichts über dich. Und immer wichst du mir aus! Wenn du es wirklich ernst mit mir meinst, will ich wissen, mit wem ich zusammen bin!« Sie entzog sich seiner Umarmung und verschränkte die Arme vor der Brust.

Die Luft wurde dünn für Ethan Wallace. Bisher hatte er vermeiden können, über seine Vergangenheit zu sprechen. Doch heute hatte es den Anschein, als sollte sich dies ändern. Und das war eine Angelegenheit, die dem Mann ganz und gar nicht gefiel. »Hör zu«, meinte er sanft, »es läuft doch prima zwischen uns, abgesehen von der Tatsache, dass wir uns heimlich treffen müssen.«

»Ich warte immer noch!«, zeigte sich Tyrene stur und wandte sich ab.

Seufzend gab Wallace nach. Es hatte keinen Sinn, weiterhin den mysteriösen Fremden zu spielen, wollte er seine Verbindung zu dieser Frau nicht aufgeben. Er legte seine Hand an ihr Kinn und zog ihr Gesicht vor seines. Tief schaute er seiner Geliebten in die Augen. »Du hast Recht. Ich will dich nicht länger im Unklaren lassen. Vielleicht verstehst du, dass ich dir nicht mehr über mich erzählt habe, weil ich dachte, es würde uns entzweien. Dieses Risiko aber muss ich eingehen, weil ich dich nicht verletzen möchte...«

Plötzlich hob Tyrene ihren Zeigefinger vor die Lippen und hauchte: »Sei ruhig! Ich habe Geräusche gehört. Irgendwer ist in der Nähe.«

In Ethan Wallace schrillten die Alarmglocken. Es war nicht das erste Mal, dass er sich in Gefahr befunden hatte, doch heute war die Frau, der sein Herz gehörte, an seiner Seite. Sie war es, die er unter allen Umständen schützen musste.

Schon sprang er auf und zog Tyrene auf die Füße. »Wir müssen uns trennen!«, stieß er aus. »Ich will nicht, dass du in Gefahr gerätst! Geh zurück nach Hause! Ich werde einen Weg finden, dich wieder zu treffen!«

»Bleibt stehen!«, hallte mit einem Mal eine Stimme durch die Dämmerung. »Ich habe es verflucht noch mal gewusst, dass du dich wieder an meiner Tochter vergreifst!«

»Daddy!«, schrillte Tyrene. »Ich liebe Ethan! Tu ihm nichts!«

Wallace wirbelte zur Seite, stieß auf eine Gestalt und schlug sie zu Boden. Doch da traten noch mehr Männer aus dem Zwielicht, die Fäuste drohend erhoben oder den Revolver im Anschlag.

Gleich einem Derwisch fegte Ethan Wallace zwischen ihnen hindurch, schwang seine Fäuste und bahnte sich seinen Weg in die Freiheit. Über seine Schulter hinweg rief er: »Tyrene! Ich komme wieder! Ich hole dich da raus!«

Wenige Sekunden später war er im Dickicht des Waldes untergetaucht, duckte sich unter den Schüssen, die auf ihn abgefeuert wurden, hinweg und war alsbald verschwunden.

Ohne große Mühe holte Lassiter seinen Grauschimmel aus dem Verladewaggon und saß auf. Er tätschelte den Hals seines Pferdes, das stundenlang in dem Frachtwagen zugebracht hatte, und führte es zum nächsten Mietstall, wo es ausreichend Wasser und Heu bekam. Derweil sah sich Lassiter nach einer Bleibe um, fand ein kleines Hotel und quartierte sich dort ein.

»Wie lange wollen Sie bleiben?«, fragte der Clerk gelangweilt.

Lassiter verzog einen Mundwinkel zu einem angedeuteten Lächeln. »Bis ich fertig bin«, sagte er. »Ist das ein Problem?«

»Nein, natürlich nicht!«, beeilte sich der Angestellte zu versichern. »Jeder Gast ist uns willkommen. Ich muss Sie allerdings bitten, für drei Tage im Voraus zu bezahlen.«

Ohne die Anweisung zu kommentieren, zählte Lassiter einige Dollarscheine ab und legte sie auf den Tresen. Dann ließ er sich den Schlüssel geben und begab sich auf sein Zimmer.

Viel hatte er nicht erwartet und wurde nicht enttäuscht. Da standen ein einfaches Bett, eine Kommode mit Waschschüssel und ein schmaler Schrank. Mehr war auch nicht nötig, denn Lassiter hatte nicht die Absicht, über seine Schlafenszeit hinaus das Zimmer in Anspruch zu nehmen. Er holte seine Unterlagen hervor, setzte sich aufs Bett und blätterte seine Dokumente durch.

Die schwülwarme Luft machte ihm zu schaffen, sodass er ein Fenster öffnete und eine frische Brise hineinließ. Sofort aber war er wieder bei der Sache.

Der Mann der Brigade Sieben war auf einen Bankier angesetzt worden, der nach Aussagen eines Informanten sein Geld nicht nur mit Devisen verdiente. Angeblich war er in einen Menschenhandel verstrickt und veräußerte Einwanderer an jene, die genug Geld zu bezahlen bereit waren.

Es handelte sich um Dexter Connolly, einen Mann, der einen guten Ruf besaß, äußerlich vollkommen legal agierte und damit für die Behörden unangreifbar war. Die Entscheider in Washington aber wussten es besser, hatten aber ebenfalls keine Handhabe, Connolly auf die Finger zu klopfen. Das konnte nur einer ihrer Agenten, die auf eigene Faust vorgingen, Beweise sammelten und derartige Gestalten aus dem Verkehr zogen.

Lassiter musste schmunzeln, wenn er daran dachte, welches Wagnis er einging. Rückendeckung der Brigade Sieben gab es nicht. Geriet er bei seinen Ermittlungen ins Visier der örtlichen Justiz, war es um ihn geschehen. Je nach Sachlage mochte es geschehen, dass Lassiter den Rest seines Lebens hinter Gittern verbrachte, wenn man ihm nicht sogar gleich den Strick um den Hals legte.

Das aber hatte Lassiter schon vor langer Zeit in Kauf genommen. Er wusste, worauf er sich eingelassen hatte. Trotz aller Ungerechtigkeit, die man den Herren aus Washington hätte unterstellen können, wollte er den Weg von Recht und Gesetz gehen.

Vielleicht, dachte Lassiter, war es eine Art von Wiedergutmachung. Auch er war ein Gesetzloser gewesen, als er sein eigenes Fuhrunternehmen gegründet und sich mit Wells Fargo angelegt hatte. Das Unternehmen war nicht gerade zimperlich vorgegangen, um die leidige Konkurrenz aus dem Weg zu schaffen.

Lassiters Partner war getötet worden, sein Fuhrunternehmen an den Rand des Abgrunds gesteuert. Es war ums nackte Überleben gegangen, zudem auch noch ein Häscher namens Sidney Blood auf ihn angesetzt worden war.

Lassiter wusste, wie es war, mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten. Er wusste aber auch, dass es Unterschiede gab. Einerseits konnte die Not einen Menschen zum Outlaw machen, andererseits die Gier. Und bei Dexter Connolly war es unzweifelhaft der zweite Grund.

Der Mann besaß einen Landsitz in der Nähe von St. Anderson, einen Steinwurf von dem Ort Coventry entfernt, in dem Lassiter untergekommen war. So, wie es aussah, würde sich die Sache leicht bereinigen lassen.

Das zumindest war es, was Lassiter glaubte.

Er legte die Akten zur Seite, wollte sich aufs Bett legen, besann sich jedoch eines Besseren. Untätigkeit war aller Laster Anfang. Im nahe gelegenen Saloon konnte er sicherlich mehr Informationen über Connolly in Erfahrung bringen. Und unter Umständen würde sich noch eine Gelegenheit ergeben, ein befriedigendes Stelldichein zu haben.

Wenige Minuten darauf betrat Lassiter den Saloon auf der Mainstreet und war sogleich von der Atmosphäre gefangen. Ein Schwarzer hämmerte auf die Tasten seines Pianos ein, während eine Combo auf einer kleinen Bühne dem Publikum mit Blasmusik, Banjos und improvisiertem Gesang einheizte. In Louisiana sowie dem gesamten Südosten tickten die Uhren nun mal anders.

Lassiter wurde von der Beschwingtheit erfasst, bestellte sich einen Kentucky Straight Bourbon und erhielt schon bald Gesellschaft. Ein blondes Girlie kam heran, setzte sich ungefragt an seinen Tisch und begann zu schwatzen. »Du bist neu in der Stadt«, sagte sie. »Ich sehe so was direkt. Aber vielleicht hast du Lust auf ein bisschen Spaß...«

»Im Moment nicht«, entgegnete Lassiter, obwohl ihm durchaus der Sinn nach Abwechslung stand. Irgendwie aber hatte er das Gefühl, dass die Blondine ihm nicht guttun würde. Und einige Sekunden später erhielt er die Bestätigung seiner Vermutung.

»Hast du die Schnecke angegraben, Penner?«, röhrte ein Kerl. »Das wird dich einiges kosten, wenn du nicht beim Doc landen willst.«

»Die Frau hat mich angesprochen, nicht umgekehrt«, gab Lassiter zu verstehen. »Nehmt sie wieder mit und ich vergesse die Sache.«

Unglauben zeichnete sich auf den Zügen des Mannes ab. Er winkte einige Kumpane herbei, die sich im Halbkreis um Lassiters Tisch aufbauten. »Das haben wir ja besonders gerne! Frauen zu eindeutigen Handlungen auffordern und dann den Schwanz einziehen! – Mister! Es ist wohl an der Zeit, dir Manieren beizubringen!«

Für Lassiter war das Maß überschritten. Langsam stand er auf und stemmte seine Fäuste in die Hüften. »Schnappt euch das Gör und verschwindet!«, knurrte er. »Ich habe weder Interesse an der Lady, noch habe ich ihr irgendwelche Avancen gemacht.«

Der Kerl stellte sich breit auf. Seine Hand schwebte über dem Holster. »Dann haben wir wohl ein Problem«, versetzte er. »Keiner macht Cindy an, ohne dafür zu bezahlen.«

Lassiter sprang vor, schnappte sich den Sprecher und schmetterte seinen Schädel auf den Tisch. Er trat zur Seite aus, hieb einem Angreifer die Waffe aus der Hand und setzte zu einem Rundumschlag an. Seine Fäuste droschen in Gesichter und brachten mehrere Männer zu Fall.

Prügel waren die Kerle offenbar nicht gewohnt. Einer wand sich keuchend am Boden, zwei weitere standen gekrümmt auf ihren Füßen. Zu einem neuerlichen Angriff schienen sie nicht bereit.

Lassiter packte den ersten Angreifer, der mit dem Oberkörper fast regungslos auf der Tischplatte lag, im Nacken und zog ihn auf die Füße. Energisch schaute er dem Mann in die Augen. »Hak dich bei dem Luder unter, nimm deine drei kleinen Freunde und warte auf die nächste Kutsche. Sollten wir uns noch mal über den Weg laufen, werde ich weniger freundlich sein.«

Mit einer schwachen Geste winkte der Anführer seinen Kumpanen zu und dirigierte sie zum Ausgang. Die blonde Cindy schloss sich ihnen an und warf Lassiter noch einen Blick aus schreckgeweiteten Augen zu.

Der Brigade-Agent gönnte sich noch einen Zigarillo und einen Whisky, dann verließ auch er den Saloon. Nachdenklich schlenderte er über den Boardwalk und wunderte sich noch, wie es ihm immer wieder gelang, Ärger anzuziehen.

In seinem Hotelzimmer legte er sich aufs Bett und grübelte vor sich hin. Gleich am nächsten Morgen wollte er seine neue Mission in Angriff nehmen.

Es war immer noch Nacht. Mal rumpelte der Frachtwagen über steinigen Untergrund, mal quälte er sich zäh durch aufgeweichten Boden und Morast. Seamus O'Neill sowie seine Mitgefangenen sprachen kaum ein Wort miteinander. Jeder schien damit beschäftigt zu sein, was sie am Ziel ihrer Reise erwartete. Als der Gefangenentransport schließlich hielt, dauerte es nur wenige Sekunden, bis die Türen des Wagens aufgerissen wurden.

»Raus mit euch!«, befahl ein stämmiger Kerl, hinter dem sich mehrere Männer aufgebaut hatten. An eine Flucht war nicht zu denken.