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Aus der kleinen Antonia ist eine der besten Ärztinnen geworden. Doch über ihren Arbeiztseifer ist ihr die eigenen familie entglitten. Deshalb arbeitet Sie am heiligen Abend in ihrem Krankenhaus um Menschen in ihren letzten Stunden bei zu stehen. Doch dann geschieht etwas wunderbares. Sie trifft die Liebe ihres Lebens. Doch für beide bleibt "Nur ein einziger Tag"
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Seitenzahl: 94
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Antonia von Hohenreckstein
© 2023
Antonia von Hohenreckstein / Oliver Grudke
Coverdesign von: Sascha Riehl (www.sascha-riehl.de)
Lektorat: Nadine Senger
Verlagslabel: Torsteine.de
ISBN Softcover: 978-3-347-96638-3
ISBN Hardcover: 978-3-347-96639-0
ISBN E-Book: 978-3-347-96640-6
ISBN Großschrift: 978-3-347-96641-3Druck und Distribution im Auftrag: tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany. Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.
Cover
Titelblatt
Urheberrechte
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
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Das alte eiserne Tor,
welches zum kleinen Friedhof unterhalb des großen Stadtschlosses führt, quietscht, als ich es aufdrücke.
Papa hat es nie repariert.
Und nun kann er es nicht mehr.
Aber vielleicht soll es auch einfach weiterhin quietschen.
Es ist kurz vor sechs Uhr am Morgen und stockdunkel. Aus den Gassen der Altstadt leuchtet die Weihnachtsbeleuchtung in warmen Farben herüber. Einzelne Schneeflocken fallen auf mich und ich strecke die Zunge heraus, um welche einzufangen. So wie ich es immer als kleines Mädchen gemacht habe. Dabei tanze ich um meine eigene Achse.
Das fühlt sich gut an.
Frei!
Jung!
Ich lache etwas.
„Liebe Antonia, du bis alles andere als jung“, rufe ich laut über unseren Friedhof. Und das stimmt auch, letzten Herbst bin ich fünfundvierzig geworden.
Unser Friedhof. Eigentlich passt mir der Ausdruck nicht, weil er unglaubliche Schmerzen erzeugt.
Schmerzen und große Sehnsucht.
Nach vergangenen Momenten. Nach Lachen, nach Berührt-werden.
Nach unserem gemeinsamen Kochen.
All das gibt es nicht mehr.
Und nun schon so lange.
„Hallo Papa!“, sage ich und bücke mich, um das kleine Tannenbäumchen aufzustellen, das ich extra für ihn gemacht habe. Dabei tropft eine kleine Träne auf den ersten Schnee in diesem Jahr.
„Tschuldigung!“, nuschele ich, denn Papa mochte es nicht, wenn ich weinte oder traurig war. Und er war derjenige, der so oft traurig war. Der so viel Schmerz ertragen musste.
Ich weiß das und habe es immer gefühlt. Doch er wollte nie, dass ich was merke. Das war ihm immer peinlich.
Er wollte stark sein.
Für mich!
Und das war er auch.
Er ist und war der beste Papa der ganzen Welt.
Und doch hat der Tod von Katharina etwas verändert. Etwas das für kurze Zeit ihn ihm aufblühte. Da wurde er fröhlicher und freier.
Doch dann, als wir nur ein paar Wochen nach der tollen Hochzeit uns von Katharina hier auf unserem kleinen Friedhof verabschieden mussten, genau in diesem Moment legte sich ein Schatten auf Papas Seele.
Ein Schatten mit großer Traurigkeit.
Mir gegenüber hatte er dies nie zugegeben und noch weniger gezeigt. Doch ich habe es gespürt.
„Wenn eines Tages die Liebe noch einmal zu mir kommt, so werde ich nicht zögern, diese in mein Herz aufzunehmen“, hat er immer gesagt. Aber ich bezweifle, dass er noch einmal so mutig gewesen wäre.
„Hallo Mama!“ Auch sie bekommt ein kleines Bäumchen mit batteriebetriebener LED-Beleuchtung und winzigen roten Kugel daran. Mama habe ich nie kennengelernt. Doch alle, und vor allem Papa, haben immer großartig von ihr gesprochen. Und einige tun es bis heute. Sie muss eine wunderbare Frau gewesen sein. Eine, die ihr Leben für meines geopfert hat.
Ja heute weiß ich das, auch wenn Papa das immer geheim gehalten hat. Unser alter Klinikleiter hat es mir erzählt, als ich ihm zur Pensionierung ein Geschenk gebracht habe. Ich denke, jetzt ist Papa glücklich mit ihr zusammen.
Ich stehe auf und spüre einen kalten Windzug, welcher vom großen Fluss herüber die Mauer kommt und den ersten Schnee von den Ästen der großen Linde fegt.
„Frohe Weihnachten euch allen“, rufe ich fröhlich und weine doch. Denn fast meine ganze Familie ist hier. Und doch so weit von meinem Herzen entfernt.
Wieder bücke ich mich und stelle auch für Katharina ein Tannenbäumchen auf.
Katharina. Wenn sie früher zu einem Arzt gegangen wäre. Wenn sie besser auf ihren Körper gehört hätte.
Wenn.
All diese Gedanken helfen nicht. Doch ich weiß, dass Papa jede Nacht mit diesen Gedanken gerungen hat.
Und vielleicht habe ich mich deshalb angestrengt und studiert.
Medizin.
Und ich wurde eine der besten Ärztinnen. Bekam Angebot von überall her aus der ganzen Welt.
Aber was ist die gesamte Welt, wo doch meine Welt nur immer hier war.
Hier bei Papa.
Spießig und einfach.
Doch so ist das Leben. Es ist einfach und kann doch schön sein. Wir können uns über die einfachen Dinge freuen.
Ich kann mich darüber freuen.
Über die ersten Schneeflocken. Über Erdbeeren aus unserem Garten. Über ein schönes Lied. Darüber, wenn ich wieder jemandem helfen konnte.
Einfach, spießig und nur Arbeit.
Das waren die Vorwürfe von meinem Mann, als er sich von mir getrennt hat.
Ja. Er könnte recht gehabt haben. Doch Papa meinte, es steckt immer mehr dahinter. Denn wenn es zwischen meinem Mann und mir wirklich die große Liebe gewesen wäre, so wäre er nie weggegangen.
Heute lebt er in Spanien und hat eine neue Frau.
Vielleicht ist sie seine große Liebe, ich möchte es ihm wünschen.
Selbst wenn unsere Beziehung keine große Liebe war, so hat diese doch etwas Wunderbares hervorgebracht:
Lucia und Benn, unsere Kinder. Die in diesem Jahr Weihnachten bei ihrem Vater feiern.
Also habe ich Zeit, um zu arbeiten und vielleicht jemandem zu helfen und glücklich zu machen.
Ich schließe das Tor und drehe mich noch einmal um. Oben vor meinem Schloss steht auch ein Weihnachtsbaum. Ich lasse diesen jedes Jahr aufstellen, dass wenn in der Schlosskirche die Christmette stattfindet, alles besonders weihnachtlich ist. Dass es mein Schloss und meine Klinik ist, in der ich arbeite, weiß außer meinem Verwalter niemand. Und so bleibt es auch.
Noch etwas.
Denn eines Tages werde ich Lucia und Benn davon erzählen müssen. Denn sie werden das Erbe antreten, und ich weiß, dass sie es würdig machen werden.
Doch noch ist Zeit.
Ich gehe die steile Gasse hinunter zum Markplatz. Der erste Schnee hat das Kopfsteinpflaster schon rutschig gemacht und ich muss mich vorsehen. Gerade als ich auf den weihnachtlichen Platz vor den großen Christbaum trete, beginnen die Glocken der Schlosskirche zu läuten.
Sechs Uhr. Ein neuer Tag beginnt.
Papa hat mir einmal erzählt, dass es sein schönstes Weihnachten war, als er mit Mama hier auf dem Platz vor dem Christbaum gestanden hat und dicke Schneeflocken fielen, als wären es Sterne.
Eigentlich hat er mir jedes Jahr davon erzählt.
Und ich kann seine Sehnsucht nach diesem Moment noch immer spüren.
Für mich waren alle Weihnachten schön.
Alle Weihnachten mit Papa.
Als wir zusammen gebacken haben. Er meine Geschenke versteckt hat.
Wenn wir zusammen den Baum geschlagen haben und die Krippe aufbauten. Später dann, als es Lucia und Benn gab, war es immer seine größte Freude, eine Unmenge an Geschenken zu haben.
Heute ist ein Tag, an dem mir alle fehlen.
An dem ich mich alleine fühle.
„Guten Morgen Mademoiselle!“
Ich erschrecke etwas und drehe mich um.
„Omar, du hast mich aber erschreckt. Schon so früh wach?“
Omar steht gestützt auf einen Rollator neben mir und blickt verzückt den Baum hinauf.
„In meinem Alter braucht man nicht mehr so viel Schlaf. Ist der Baum nicht wieder wunderschön.“
„Ja, das ist er. Ein Traum.“
Omar sieht mich an.
„Schon wieder arbeiten?“
Ich zucke mit der Schulter. „Bin alleine dieses Jahr, warum also nicht. Es gibt genug Menschen, die meine Hilfe benötigen.“
„Da bin ich mir sicher. Kommen Sie und trinken Sie einen Kaffee.“ Er nimmt meine Hand und möchte mich mitnehmen.
„Ich bin spät dran. Muss mich beeilen“, nuschele ich.