Puper Säbelzahn sucht einen Schatz - Dieter Ebels - E-Book

Puper Säbelzahn sucht einen Schatz E-Book

Dieter Ebels

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Beschreibung

In dem neuen Abenteuer des Drachens findet Puper Säbelzahn eine Schatzkarte. Diese Karte zeigt den Weg zu einem wertvollen Piratenschatz. Bei seiner Schatzsuche trifft Puper auf ein Ringelhalstier namens Gauno. Puper freut sich, als das Ringelhalstier ihm anbietet, bei der Schatzsuche zu helfen. Der gutmütige Drache kann nicht ahnen, dass Gauno ein hinterlistiger Ganove ist, der ihm den Schatz stehlen will.

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Wie an jedem Morgen, verließ der Rotbrustdrache Puper Säbelzahn seine Höhle.

Er schaute nach oben.

Bis auf ein paar kleinen, weißen Wölkchen war der Himmel über ihm tiefblau.

Dieser Anblick gefiel dem Drachen, denn er wusste, dass es heute wieder einen herrlichen Sommertag geben würde.

Puper Säbelzahn liebte solche Tage.

Es war noch nicht lange her, da hatte es fast eine ganze Woche durchgeregnet. Wie alle Rotbrustdrachen, mochte auch Puper keinen Regen.

Seit einigen Tagen war das Wetter aber genau so, wie er es gerne hatte; warm und sonnig.

Der Drache wusste zwar noch nicht genau, was er heute unternehmen sollte, aber ihm würde bei diesem tollen Wetter schon etwas einfallen.

Er streckte sich und gähnte herzhaft. Dabei riss er sein gewaltiges Drachenmaul weit auf.

Die messerscharfen Zähne in seinem Maul sahen gefährlich aus, doch jeder, der Puper kannte, wusste, dass dieser ein friedliebender Geselle ist. Deshalb war er auch mit allen Tieren, die mit ihm zusammen in dem von Bergen umgebenen Hochtal lebten, sehr gut befreundet.

Nun trat er auf die große Wiese hinaus, die sich vor seiner Höhle bis zum nahen Waldrand hinstreckte.

Obwohl der Anblick der wunderschönen, bunten Blumen, die auf der Wiese wuchsen, für den Drachen nichts Neues war, erfreute er sich immer wieder daran.

„Guten Morgen Puper“, hörte er eine Stimme.

Es war ein Hirsch mit einem prächtigen Geweih, der an ihm vorbei schritt.

„Guten Morgen Hirsch“, grüßte der Drache freundlich zurück.

Der Hirsch schien es eilig zu haben, denn er ging mit zügigen Schritten auf den Waldrand zu.

Puper blickte ihm noch hinterher, bis er im Wald verschwunden war.

Jetzt sah der Drache, dass eine ganze Kaninchenfamilie über die Wiese hoppelte und ebenfalls im Wald verschwand.

So warm ist es doch noch nicht, dachte er. Warum ziehen sie sich jetzt schon in den schattigen und kühlen Wald zurück?

Als schließlich auch einige Meisen und Finken, gefolgt von einem Schwarm Tauben, genau an der gleichen Stelle in den Wald hinein flogen, wurde Puper stutzig.

Noch während er darüber nachdachte, warum all die Tiere dort zwischen den Bäumen verschwanden, liefen zwei Rehe an ihm vorbei. Auch sie marschierten mit schnellen Schritten auf den Wald zu.

„Wartet doch mal“, rief Puper ihnen hinterher. „Warum geht ihr denn alle in den Wald? Wachsen dort heute besonders leckere Früchte?“

Die beiden Rehe blieben stehen.

„Hast du denn nicht gehört“, sagte eines der Rehe zu dem Drachen, „dass heute die weise Ludmilla in unser Tal gekommen ist? Sie hat sich ein schattiges Plätzchen gesucht und alle Talbewohner dazu eingeladen, ihren Geschichten zu lauschen.“

„Die weise Ludmilla?“ sagte Puper. „Das ist doch die berühmte Großaugenschildkröte, die so uralt ist, dass sie angeblich schon gelebt hat, als es noch Dinosaurier gab.“

„Ja“, sagte das Reh. „Kennst du die weise Ludmilla etwa persönlich?“

„Nein, ich kenne sie nicht persönlich. Aber ich habe schon mit Tieren aus anderen Tälern gesprochen, welche die weise Ludmilla kennen. Sie soll wirklich tolle Geschichten erzählen.“

„Komm doch mit uns in den Wald“, forderte das Reh den Drachen auf. „Dann hören wir uns gemeinsam die Geschichten der Schildkröte an.“

Das ließ sich Puper nicht zweimal sagen. Er liebte tolle Geschichten.

Gemeinsam mit den zwei Rehen betrat er den Wald.

Bald schon erkannten sie den Ort, an dem die berühmte Großaugenschildkröte sitzen musste, denn dort hatten sich bereits viele Tiere versammelt.

Die weise Ludmilla saß auf einem flachen Fels, der von Büschen und Sträuchern umgeben war. Aus der Ferne sah es aus, als sitze sie auf einer Bühne.

Sie hatte bereits mit ihrer Erzählung begonnen und alle Tiere um sie herum hörten aufmerksam zu.

Puper und die beiden Rehe stellten sich dazu. Um nicht zu stören, verhielten sie sich ganz leise.

Die Schildkröte sprach sehr gemächlich und jeder um sie herum bemerkte, dass ihre Erzählung immer langsamer wurde. Es hatte den Eindruck als fiele es ihr immer schwerer, die Worte auszusprechen.

Ganz offensichtlich war die weise Ludmilla müde, denn ihre Augenlider senkten sich schwerfällig hinab.

„Und ganz früher“, sprach sie, „lebte im Tal der Großblattpflanzen ein…“ Sie schwieg und für einen Moment waren ihre Augen geschlossen. Dann öffneten sie sich wieder und Ludmilla fuhr fort: „Ein Pirat. Dieser Pirat hieß…“ Und wieder fielen ihre Augen zu. Dabei senkte sich der Kopf ganz langsam nach unten. Als das Schildkrötenkinn den Boden berührte, erschrak Ludmilla. Ihre großen Augen gingen mit einem Schlag wieder auf. Sie erhob den Kopf und sprach schläfrig weiter: „Der Pirat hieß Klaus-Wotan der Gierige.“

Erneut fielen ihr die Augen zu.

Die Tiere um sie herum schauten sie erwartungsvoll an. Alle wollten die Geschichte vom Piraten hören.

Doch die weise Ludmilla regte sich nicht.

„Ludmilla?“, sprach der Hirsch mit dem großen Geweih sie vorsichtig an.

Nun öffneten sich die Augen der Schildkröte erneut, allerdings nur einen kleinen Spalt, um dann sofort wieder zu zufallen.

Gerade als der Hirsch sie erneut ansprechen wollte, riss Ludmilla ihre großen Augen mit einem Schlag ganz weit auf.

„Oh“, sagte sie. „Ich war wohl eingeschlafen. Das muss daran liegen, dass ich etwas erschöpft bin. Immerhin habe ich heute schon die gewaltige Strecke von 20 Meter an einem Stück zurück gelegt.“

Der Hirsch grinste. 20 Meter waren für ihn gerade einmal drei lockere Sprünge.

„Wo war ich stehen geblieben?“, fragte die Großaugenschildkröte.

„Du wolltest von dem Pirat Klaus-Wotan der Gierige erzählen“, sagte Puper.

Ludmilla blickte ihn an.

„Nanu“, murmelte sie. „Ein Rotbrustdrache. Wo kommst du denn so plötzlich her und wer bist du? Nein, sag nichts. Du musst der berühmte Puper Säbelzahn sein.“

„Woher kennst du mich?“, fragte Puper. „Und warum soll ich berühmt sein?“

„Die Tiere, die ich in anderen Tälern besucht hatte, berichteten von dir. Auch die Menschen, die in dem Dorf weit draußen vor den Bergen wohnen, haben mir vor dir erzählt.“

“Sie reden über mich?“, wunderte der Drache sich. „Was haben sie denn erzählt?“

Die weise Ludmilla schaute ihm tief in die Augen. „Über Rotbrustdrachen weiß ich eigentlich alles. Sie können Feuer spucken und ihr Schuppenpanzer macht sie unverwundbar. Ich weiß aber nicht, ob ich das alles glauben soll, was über dich erzählt wird, aber wenn das wahr ist, dann bist du das liebenswürdigste, herzlichste, gütigste und hilfsbereiteste Wesen weit und breit. Alle mögen dich.“

Wenn Rotbrustdrachen einen roten Kopf bekommen könnten, dann wäre Pupers Haupt jetzt rot angelaufen. Stattdessen verfärbte sich seine Kehle. Sie wurde vor Aufregung dunkelrot. So viel Lob war ihm peinlich.

Er schluckte laut hörbar.

„Ja, das stimmt“, sagte der Hirsch.

„Auch wir können das nur bestätigen“, piepsten einige Vögel aus den Bäumen.

„Ja“, mummelte ein Kaninchen vor sich hin. „Puper ist der liebste der Welt.“

Puper Säbelzahn sah auf den Boden. Auch wenn er sich über so viel Lob freute, so war es ihm dennoch unangenehm.

Die weise Ludmilla nickte. „Es stimmt also, was man so über dich hört. Stimmt es denn auch, dass deine Mutter dir den Namen Puper gab, weil du als Drachenbaby immer so viel gepupst hast?“

Der Drache nickte verlegen.

„Heute pupst er aber nicht mehr so viel“, meinte ein Reh. „Aber wehe, wenn er doch mal einen sausen lässt, dann sollte man besser weg laufen. Seine Fürze stinken so sehr, dass einem davon schlecht wird.“

Alle Tiere kicherten nun.

Auch die Großaugenschildkröte schmunzelte.

Puper wollte ganz schnell das Thema wechseln. Deshalb wandte er sich an die weise Ludmilla. „Du wolltest doch gerade etwas über diesen Piraten erzählen. Die Geschichte interessiert mich.“

Erwartungsvoll schaute er die Schildkröte an. Doch dieser fielen gerade wieder die Augen zu. Erneut senkte sich ihr Haupt langsam herab. Als ihr Kinn den Boden berührte, blieb der Kopf entspannt liegen.

„Ludmilla?“, sprach der Drache sie an.

Sie regte sich nicht.