Ranver von Askhan - Band 1 - Elfensklave - Akira Arenth - E-Book

Ranver von Askhan - Band 1 - Elfensklave E-Book

Akira Arenth

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Beschreibung

Ranver von Askhan - Band 1 - Elfensklave Yaoi Manga Novel / Gay Fantasy Romance Print 200 Seiten inkl. 11 Illustrationen + neue Zusatzillustration! Der junge Elf Kiovahr wird seit dem Kindesalter von Menschen als Sklave gehalten. Nach Jahren der Demütigung und Pein, nimmt er eine Haltung der Resignation an. Eines Tages erscheint der geheimnisvolle Söldner Ranver von Askhan auf dem Hof seines Herrn, um eine Invasion über die Felder zu verhindern. Nachdem Ranver die Bestien beseitigt hat, verlangt der stoische Hüne schließlich Kiovahr, als Lohn für seine geleisteten Dienste. Er verspricht, ihn nach Gaweon zu bringen, der letzten Zuflucht der freien Elfen. Doch die Reise ist lang und beschwerlich, vorallem als der junge Elf sein Verlangen nach dem unmenschlichen Krieger nicht mehr verbergen kann. Ein Wechselbad aus Angst, Gefahr, Gier, Sex und Verzweiflung reißt die beiden beinahe in den Tod, vor allem weil Ranvers düstere Vergangenheit ihn immer mehr einholt ...

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Klappentext
Kapitel 1 - Der Fremde
Kapitel 2 - Mehr als Nichts
Kapitel 3 - Veränderung
Kapitel 4 - Nachtgestalt
Kapitel 5 - Wandel
Kapitel 6 - In Ewigkeit
Epilog
Nachwort des Autors
Impressum

Klappentext

Ranver von Askhan - Band 1 - Elfensklave

Yaoi Manga Novel / Gay Fantasy Romance

Print 200 Seiten inkl. 11 Illustrationen + neue Zusatzillustration!

 

Der junge Elf Kiovahr wird seit dem Kindesalter von Menschen als Sklave gehalten. Nach Jahren der Demütigung und Pein, nimmt er eine Haltung der Resignation an.

Eines Tages erscheint der geheimnisvolle Söldner Ranver von Askhan auf dem Hof seines Herrn, um eine Monsterinvasion zu verhindern. Nachdem Ranver die Bestien beseitigt hat, verlangt der stoische Hüne schließlich Kiovahr, als Lohn für seine geleisteten Dienste. Er verspricht, ihn nach Gaweon zu bringen, der letzten Zuflucht der freien Elfen. Doch die Reise ist lang und beschwerlich, vorallem als der junge Elf sein Verlangen nach dem unmenschlichen Krieger nicht mehr verbergen kann. Ein Wechselbad aus Angst, Gefahr, Gier, Sex und Verzweiflung reißt die beiden beinahe in den Tod, vorallem weil Ranvers düstere Vergangenheit ihn immer mehr einholt...

 

Akira Arenth

 

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Kapitel 1 - Der Fremde

Es regnete schon wieder, wie so oft in dieser Zeit. Die Äcker der Farm waren aufgeweicht, jede Nacht hörte ich das Prasseln der Tropfen und spürte, wie meine dünne Leinendecke immer klammer wurde. Die Luft roch nach feuchter Erde und der Tau zog sich bis zum späten Mittag über die Felder. Meine Schuhe, wenn man die Lumpen die ich an den Füßen trug überhaupt als Schuhe bezeichnen konnte, gaben bei jedem Schritt ein schmatzendes Geräusch von sich, wenn ich durch den Schlamm watete, um meine Arbeit zu verrichten. Es gab kaum etwas, das ich an meinem Leben mochte. Um genau zu sein; ich hasste es …

Seit fast vier Jahren arbeitete ich auf dem Hof vom Gutsherrn Meister Jordac. Ein hässlicher, stark beleibter, kleingeistiger Mann, der mich natürlich nicht aus reiner Nächstenliebe behielt. Ich denke ich muss erwähnen, dass es im Allgemeinen bis heute auch nicht üblich ist, dass ein Mensch viel für meine Rasse übrig hat. Sie verachten uns, verdrängten uns immer weiter und was taten wir?

Wir flohen.

Elfen gehören generell nicht zu der brutalen, draufgängerischen Sorte, aber ich hielt mich selbst früher für ein besonders feiges Exemplar.

Nein, diese, meine, Geschichte, hat nichts mit den Märchen über heroische spitzohrige Wesen in goldglänzenden Türmen zu tun, die mit verschnörkeltem Bogen bei einem Ritt auf ihren weißen Rössern 100 Ziele in 30 Sekunden treffen. Diesen Nonsens kann man überall lesen, doch die Wahrheit sieht leider weitaus grausamer, stumpfsinniger und dreckiger aus!

Es gibt nur noch Wenige von uns, meine Eltern habe ich nie bewusst gekannt.

Damals, als ich noch ein Baby war, überfielen menschliche Barbaren unser Dorf. Meine ältere Schwester Alatáriel war gerade sieben Jahre alt. Sie töteten fast alle Erwachsenen und nahmen uns Kinder gefangen. Ein paar der jungen Mädchen wurden direkt vergewaltigt und getötet, wenn sie sich zu sehr wehrten. Die anderen legte man nach ihrer Schändung in Ketten und verkaufte sie, wie auch uns, auf dem nächstgelegenen Stadtmarkt, nachdem man uns mit einem rostigen, alten Emblem an einer Stange gebrandmarkt hatte.

Manche starben noch in derselben Woche an den daraus folgenden Infektionen.

Meine Schwester und ich wurden einem Jarl zum Geschenk gemacht, mehr als exotische Haustiere, denn als Diener.

Alatáriel wurde erst als Küchenhilfe, dann als Magd eingewiesen. Nebenbei kümmerte sie sich trotz ihrer großen Trauer noch fast fünf Jahre um mich, doch im gleichen Zug wie ihre Schönheit erblühte, wuchs auch der Neid der anderen Zofen, Maiden und Dienerinnen. Sogar die Frau des Jarls konnte irgendwann ihren beinahe puppenhaften Anblick nicht mehr ertragen und ließ ihr kurzerhand das Gesicht mit Säure verätzen.

Ich habe den Geruch ihres verbrannten Fleisches bis heute in der Nase, wenn ich die Augen schließe … Ich weiß noch wie sie blind und vor Schmerzen schreiend in unsere Kammer gestoßen wurde … Die Haut lief ihr über die Hände als wäre sie Brei und kleine Klumpen von dem, was einst ihre schönen hohen Wangen waren, klatschten auf den Boden. Wenn sie nicht immer ein und dieselbe Schürze mit der eigens bestickten, blauen Blüte getragen hätte, an der ich sie erkannte, wäre ich wohl panisch vor Angst aus dem Zimmer gerannt. Alatáriel quälte sich noch einige Stunden, lag in meinen Armen und weinte aus undefinierbaren Augenhöhlen, dann erlöste sie der gnädige Tod endlich von ihrem Leiden.

Bis heute werfe ich mir vor, dass ich sie nicht ansehen konnte. Ich starrte an die Decke, wissend, dass sie mich verlassen hatte, spürte ich die Versteifung ihres Körpers, doch ich wagte es nicht, in dieses entstellte Gesicht zu sehen, das einst so liebevoll zu mir geblickt hatte.

Ich hielt Alatáriel fest, bis einer der Leibeigenen sie mir am nächsten Morgen aus den Fingern riss, um sie über den Hof zu schleifen wie ein erlegtes Reh. Unter den Blicken der selbstzufriedenen Weiberschar des Hofes riss er ihr die Kleidung vom Körper und beraubte sie ihrer letzten Würde, bevor er ihr den verätzten Kopf abhieb und ihren Körper den Hunden zum Fraß vorwarf.

Das Zimmer stank noch wochenlang, doch ich war zu paralysiert, um es zu verlassen. Irgendwann bemerkte die Oberste der Küchenmägde, dass mit mir nicht mehr viel anzufangen sei, so wurde ich kurz darauf auf dem Markt feilgeboten, wie alle anderen meiner Art zuvor.

*

Seither hatte ich kaum zwei Winter lang denselben Herrn gehabt. Wir sind wie eine begehrte Speise, jeder will einmal probieren, doch wenn man sie täglich vorgesetzt bekommt, hat man sie schnell über. So geschah es, dass ich unzählige Adelsfamilien und Höfe sah und für viele verschiedene Arbeiten verwendet wurde.

Leider ist unsere Rasse nicht unbedingt für ihre männlichen, großflächig bemuskelten Körper bekannt und selbst nach 23 Wintern ließ mein Äußeres nicht auf besondere Stärke schließen. Im Gegenteil, jedes Mal wenn ich in den Spiegel blickte, sah ich meine Schwester vor mir. Wir waren uns sehr ähnlich, aber vielleicht versuchte ich auch nur unbewusst, ihr nachzueifern, weil es für mich damals nie eine klügere, schönere und vor allem mutigere Person gab als sie!

Wir besaßen dieselben Gesichtszüge, die gleichen langen, schwarzen Haare, denselben Schmollmund und auch eine sehr ähnliche Stupsnase, wobei meine im Laufe der Jahre ein wenig gerader geworden war als ihre bis zuletzt. Ich vermisse ihr glockenklares Lachen bis heute, auch wenn es nur selten zu hören war.

Seitdem ich von der Frau des Gutsherrn auf einem stinkenden Fischmarkt erworben wurde, musste ich mir zwar zumindest nicht mehr die demütigenden Zurschaustellungen des Schankwirts gefallen lassen, welcher mich vor dem Ehepaar als Kellner und Zimmerjunge besaß, dafür ergingen dann die Beschimpfungen des Meisters ob meiner Nichtsnutzigkeit über mich.

An das schwere Eisen um meinen Hals, auf welchem die Initialen des Gutsherrn eingraviert waren, konnte ich mich nie gewöhnen. Es schnitt sich jeden Tag ein Stück tiefer in mein Schlüsselbein und morgens hatte ich immer dessen metallischen Geruch in der Nase, noch bevor ich die Augen aufschlagen konnte. Die ersten Wochen habe ich mit diesem klobigen Gestell kein Auge zugetan, denn es schnürte einem die Kehle zu, egal wie man lag.

Wie bereits erwähnt, war Meister Jordac ein sehr konservativer Mensch und als seine Frau einen Elfen, dazu noch einen männlichen Vertreter unserer Art, mitgebracht hatte, schalt er sie und brüllte stundenlang mit einer Bierfahne umher, dass einem schlecht wurde. Ich erinnere mich genau, dass er sich nicht vorstellen konnte, ich könne auch nur einen Eselskarren bewegen. Er schrie, ich sei zu schwach für die Männerarbeiten und es ziemte sich nicht, einem Diener die Frauentätigkeiten zu überlassen. Schlussendlich setzte sich jedoch einer seiner Söhne für mich ein und betonte, dass er erfahren habe, wie langlebig und ausdauernd meine Rasse war, womit er seinen Vater besänftigte.

In meinem Leben musste ich bitter erkennen, dass keiner der Menschen einem Elf je einen Gefallen tun würde, ohne etwas dafür zu verlangen, daher schwante mir, dass der robuste Junge mit den O-Beinen und der blonden Lockenfrisur nichts Gutes im Schilde führte.

Meine Ahnung bestätigte sich kurz darauf, als ich an den Händen gefesselt und nackt im Kuhstall hing und seine Bullenpeitsche zu spüren bekam. Er war nichts weiter als ein bockiger Rotzlöffel, der es genoss, die Gemeinheiten seines Vaters weiterzugeben und jemanden unter sich zu haben, den er nach Belieben quälen konnte.

Sein Vater rügte ihn zwar immer wieder, weil er den `unnützen Verschleiß` der Sklaven nicht gut hieß, aber alle seine Söhne tanzten dem Alten auf der Nase herum, sobald er ihnen den Rücken zudrehte. Die jungen Mägde des Hofes hatten nicht viel gegen die nächtlichen Zuwendungen einzuwenden, doch auch sie stritten sich um die angenehmsten der insgesamt acht Söhne.

Weder die hohen Herrschaften, noch die Diener und Sklaven auf dem Hof mochten mich besonders. Vorgesetzte behandelten mich brutaler als andere und Gleichgestellte gingen mir aus dem Weg.

Es gab keinen weiteren Elfen in unmittelbarer Nähe, nur ein einziges Mal kam ein Mann vom Kataster und hatte eine junge Hochelfe als Schriftführerin dabei. Diese würdigte mich jedoch keines Blickes.

Ich selbst wurde tagsüber meist auf den Äckern eingesetzt; Ernte einholen, neue Saat vorbereiten, Unkraut reißen … in nicht seltenen Fällen half ich jedoch auch im Haus, wenn der Herr nicht zugegen war oder die Arbeit für die Frauen zu schwer schien. Ich bereitete die Betten auf, wusch die Wäsche oder brachte die schweren Waschkrüge in die Zimmer, so wie ich es auch beim Schankwirt getan hatte.

Einmal im Monat schleppte ich die Eimer mit Wasser vom Brunnen in den Baderaum, wo ein großer Zuber befüllt wurde. Wir kochten das Wasser über der Feuerstelle auf und kippten es dann Eimer für Eimer in die große Wanne aus schwerem Holz, welche mit einem Tuch ausgelegt war, damit man sich keinen Splitter einzog.

Es dauerte eine gute Stunde, bis sie voll war und dann badeten die hohen Leute meist nur einige Minuten darin, nach Hierarchie geordnet; erst die Männer, dann die Frauen. Ich werde nie verstehen wie man es ertragen kann, nur einmal im Monat zu baden und sich dann auch noch darüber zu beschweren. Meine Schwester lehrte mich die Reinigungsrituale unserer Eltern, da war unter zweimal am Tag gar nicht zu diskutieren.

Zwar benutzten wir im Winter meist nur einen Lappen und eine Wasserschüssel, statt den großen Zuber zu befüllen, doch im Sommer und an den wärmeren Tagen im Frühling und Herbst gingen wir an einen Bach oder See, um ausgelassen zu schwimmen. Ich glaube meiner Mutter wäre es im Traum nicht eingefallen, sich so selten und dann auch noch mit gebrauchtem, dreckigem Wasser zu waschen.

`Menschen sind ekelhafte, unkultivierte Gestalten, weniger anständig als jedes Schwein und dreckiger noch dazu`, sagte sie immer.

Wie Recht sie doch hatte.

Natürlich, ich hätte es auch schlimmer treffen können, denn nicht Wenige von uns wurden an Bordelle verkauft oder zu Tode geprügelt, also war ich froh über jeden Tag, an dem ich einmal nicht beschimpft, geschlagen oder anderweitig bestraft wurde. Meine winzige Kammer am Schuppen des Gesindehauses war zugig, was mich nicht weiter verwunderte, denn die Lücken zwischen den Brettern waren so breit, dass man ohne Mühe hindurchblicken konnte. Immer wieder schmierte ich Lehm hinein oder stopfte Stroh dazwischen, doch je nach Außentemperatur arbeitete das Holz, streckte und dehnte sich wie der Stallbursche nach seinem Morgenschiss, nur um sich danach wieder kümmerlich zusammenzuziehen und all meine Bemühungen zunichtezumachen.

Durch den Spalt sah ich an diesem Tag eine der Mägde schreiend auf den Hof zu rennen.

Es war schon wieder passiert.

Ich warf mir das schäbigere an Kleidung über, was ich von insgesamt zwei Kluften besaß, und lief zum Haus, wo auch schon die anderen Knechte, Mägde, Leibeigenen und Sklaven neugierig aus ihren Verschlägen und Kammern im Gesindehaus gafften. Die junge Magd flennte wie ein kleines Kind und hämmerte gegen die Tür des Haupthauses. Eine ältere Hausdame schloss von innen auf und schaute mit ihrem grimmigen Gesicht unter der Schlafhaube nach draußen.

„Was machst du hier für einen Krach?“, fuhr sie das zitternde Ding an, bis dieses stammelte;

„Diese widerlichen Crawler … sie haben auf den südlichen Feldern einen neuen Ausgang gegraben und Michael … der Gänsejunge …“

Sie weinte bitterlich und legte dann den eingerollten Stofffetzen auf den Boden, in welchem man einen Unterarm, mit einer kleinen Hand erkannte.

Die alte Magd veränderte kaum ihren Gesichtsausdruck, als sie auf die Überreste des Kindes blickte. Dann drehte sie sich jedoch angewidert zur Seite. „Die Herrschaften sind gerade beim Essen, ich werde ihnen später berichten was geschehen ist, sobald sie fertig gespeist haben. Nun entferne das aus meinem Blickfeld!“

Gleich darauf schmiss sie wuchtig die Tür ins Schloss. Die junge Magd packte den Lumpen wimmernd und tapste benommen die Treppe hinunter. Einer der älteren Knechte umarmte sie und übernahm das wenige Überbleibsel des Gänseburschen.

„Keiner geht heute in die Nähe der südlichen Felder! Habt ihr gehört?“, rief er in die Runde bis alle nickten.

Diese Crawler waren furchtbare Biester. Ich selbst hatte bereits einige davon aus der Ferne gesehen; sie glichen einer riesigen Spinne, waren jedoch gepanzert wie eine Krabbe. Allein stellten sie für einen erwachsenen Mann keine ernsthafte Bedrohung dar, doch wo eines dieser Monster war, da waren noch viele mehr.

Ihr Verhalten glich dem von Ameisen. Wo es genügend Nahrung gab, da gruben sie ihre unterirdischen Höhlengänge und ließen sich nieder, bis die Futterquelle versiegte.

Die `Sammler`, wie man die ausschwärmenden, aggressiven Vertreter ihrer Rasse nannte, konnten eine Höhe von sechs Fuß erreichen, wenn sie sich auf die vier Hinterbeine stellten. Blieben sie auf ihren sechs Beinen stehen, so besaßen sie die Größe eines kleinen Esels. Soweit man wusste, gab es auch noch Arbeiter im Untergrund, welche deutlich kleiner ausfielen, doch die Königin erreichte nicht selten eine Länge von 15 Fuß. So genau konnte ich es nicht sagen, denn die Leute übertrieben auch gern bei solchen Dingen.

Eins war jedoch gewiss; diese Kreaturen waren schwerer auszurotten als eine Flohplage. Seit drei Jahren in Folge gab es nun schon Probleme mit diesen Biestern. Immer wieder heuerte der Gutsherr im Herbst einen neuen Söldner, Tagelöhner, Alchemisten oder sogar Magier an, der dem Ungeziefer den Garaus machen sollte.

Manche starben bei dem Versuch, die Übrigen bekämpften mit mehr oder weniger Erfolg die Auswirkungen und verschlossen die Höhle. Doch im darauf folgenden Sommer kämpften sich die Übriggebliebenen wieder an die Erdoberfläche und waren äußerst hungrig.

Ich ging zurück in meine Kammer, um mich zu waschen und mir etwas Wärmeres überzuziehen, denn es war bereits empfindlich kalt geworden und der ständige Regen machte die Arbeit auch nicht angenehmer. Meister Jordac hatte Gäste im Haus, den Freiherrn von Mierkh, welcher sich eine seiner Töchter aussuchen wollte, und einige Geschäftsmänner aus den umliegenden Orten.

Neben dem riesigen Hof, auf dem klassische Viehzucht, Gemüse- und Getreidebau betrieben wurde, besaß Meister Jordac noch eine Schenke, weshalb er immer zwischen der Stadt und dem Hof pendelte. Es dauerte nicht lange, bis man ihn einige Zeit später wütend über den Hof stapfen hörte.

„Drei Kühe, fünfunddreißig Hühner, vier junge Männer und nun auch noch der Bengel! Ich gehe noch bankrott wegen diesen abscheulichen Biestern!“

Er rückte seine braun-grüne Wildlederhose zurecht und steckte sich eine Pfeife an, um sich zu beruhigen. Er atmete einmal tief durch und dann tat er, was ich zutiefst hasste …

„Kiovahr!!!“

Er brüllte meinen Namen mit einer so schrecklich falschen, plumpen Betonung, dass meine Mutter, die sich sicher die Nächte um die Ohren geschlagen hatte, um einen wohlklingenden Namen für ihren erstgeborenen Sohn zu finden, im Grabe rotieren musste. Ich band meine langen Haare hastig zu einem Zopf zusammen, immer halb über den spitz zulaufenden Ohren, welche ebenfalls von den langen Strähnen meines Ponys verdeckt wurden. Dann stolperte ich nach draußen.

„Ihr habt gerufen …?“, fragte ich demütig, denn ich wusste, wie grausam dieser Mann bei auch nur einem falschen Wort war. Mein Rücken konnte ein Lied davon singen.

„Wieso hat das so lange gedauert? Die Crawler leben doch genau wie euer Abschaum in den Wäldern, also wie werdet ihr mit ihnen fertig?“, raunte er mir entgegen.

Ich konnte nicht fassen, dass er mich das fragte. Er wusste genau, dass ich seit Kindertagen in der Gefangenschaft von Menschen gewesen war. Glaubte er etwa, das Wissen meines Volkes sei mir angeboren oder war er einfach nur zu dumm um zu realisieren, dass ich nichts von den Gebräuchen meiner Familie mitbekommen hatte?

„Meister Jordac, ich habe nie gesehen wie Crawler eines unserer Dörfer angegriffen haben, verzeiht dass ich in diesem Punkt nicht weiterhelfen kann.“Ich wagte es nicht, ihn anzusehen.

„Wie immer!! Du bist noch unnützer als der Dreck unter meinem Karren! Scher dich hinfort bevor ich dir Beine mache!“, knurrte er mich wütend an und stieß mich beiseite.

In diesem Moment kam einer der Gäste aus dem Haus und rieb sich selbstzufrieden den Bauch.

„Jordac, lasst uns nach deiner Schenke reiten! Ich bin mir sicher in der Stadt findet ihr auch einen geeigneten Kammerjäger, um die Biester endgültig los zu werden!“

Der alte Mann rückte den Pelz auf seinen Schultern zurecht und lief auf seinen Gastgeber zu.

„Da mögt ihr Recht haben Gundalf, doch ich benötige jemanden, der das ganze Nest ausrottet und nicht nur die ersten drei Krabbler, die hervorgekrochen kommen. Letztes Jahr hatte ich hier einen Scharlatan, der meinte mit giftigen Salzen und Rauchbomben alle von ihnen getötet zu haben. Und nun? Mein Boden war einen Sommer lang unfruchtbar, alles verkümmerte und die Ungeheuer sind guter Dinge wie eh und je!“

Der nicht weniger beleibte Gast kratzte sich an seinem roten Bart und zuckte mit den Achseln.

„Wenn ihr nichts unternehmt werden sie bald den Hof überrollen und dann habt ihr auch nichts gekonnt. Also lasst uns in die Schenke einkehren und beim Saufen einen Plan überlegen!“

Meister Jordac grunzte wie ein Schwein und lief dann zum Haus zurück, während er den Stallburschen anblaffte: „Hast du nicht gehört? Sattel die Pferde und mach die Kutsche bereit!“

Der dürre Junge nickte nur eifrig und machte sich auf in den Stall.

Kaum eine halbe Stunde später waren die hohen Herrschaften bereits auf dem Weg und auf dem Hof kehrte Erleichterung ein.

Allein die Frau des Gutsherrn und zwei ihrer Söhne waren noch geblieben, um den kleinen Staat an Untertanen zu regieren. Ich ging meinen täglichen Pflichten nach, um nicht unangenehm aufzufallen. Zwar war Madame nicht ganz so hart in ihren Bestrafungen, jedoch hatte auch sie es auf mich abgesehen, seitdem sie von ihrem Ehemann wegen mir gerügt worden war.

Ich mistete die Kühe aus und verteilte den Dung auf den Feldern. Danach wusch ich mich erneut und wechselte zu meiner Hauskleidung, die sauber und ein wenig feiner war als die Kluft für draußen. Dann machte ich mich daran, die Waschtische in den Zimmern zu reinigen, die Krüge zu leeren und erneut aufzufüllen. Gerade als ich mit dem Zimmer des letzten Sohns fertig war, kam die oberste Hausdame auf mich zu.

„He da, Langohr! Bereite zwei der Gästezimmer auf, wir nehmen an, der Herr wird erneut Besuch mitbringen und die Herrschaften haben ordentlich Dreck in den Räumen hinterlassen.“

Ich nickte und versuchte mich nicht über die Beleidigung zu ärgern. Ich wusste sie benutzte derartige `Spitznamen` nur, weil sie sich die Echten nie merken konnte, und bemitleidete sie dafür. Auch wenn niemand wirklich mit mir sprach, so kannte ich alle Namen der auf diesem Gehöft arbeitenden Menschen bereits nach zwei Stunden.

Es verging beinahe der ganze Tag, bis ich mit allen Räumen fertig war. Mein Rücken schmerzte so sehr, dass ich mich kaum noch gerade hinsetzen konnte. Die Wasserkübel legten stündlich an Masse zu, so schien es mir und durch die schmalen Luken der Fenster sah ich den Tag verstreichen.

Ich blickte in die endlose Ferne des Waldes und wünschte mir nichts sehnlicher als einfach alles hinter mir zu lassen, mich durch diesen Spalt zu quetschen und über das Dach der Terrasse heimlich im Dunkeln zu verschwinden.

Nur was sollte ich dann tun? Der Metallriemen um meinen Hals würde mich überall verraten und jeder wusste, was einem Sklaven bevorstand, der seinem Herrn davonlief. Wenn sie einen nicht gleich zu Tode schlugen, sperrten sie uns in gemauerte Bodenlöcher, bis wir entweder verhungerten oder so sehr um Gnade winselten, dass sie uns endlich das Genick brachen.

Ich habe sogar schon von Sklaven gehört, denen man alle Knochen brach, sie dann in falscher Richtung fixierte, in enge Käfige steckte und so die Gliedmaßen zusammen wachsen ließ.

Danach bezeichnete man sie belustigt als `Spinnenelfen` oder `Mutationen` und verkaufte die armen Seelen an Wanderzirkusse. Nein, ich hatte mit eigenen Augen gesehen, wie grausam die Menschen sein konnten. Doch ich würde nicht wie meine Schwester enden. Ich stellte nichts an, ich lief nicht davon, ich würde ihnen einfach keinen Grund geben, sofern sie überhaupt einen Grund brauchten.

---ENDE DER LESEPROBE---