Ranver von Askhan - Band 3 - Schicksalsgott - Akira Arenth - E-Book

Ranver von Askhan - Band 3 - Schicksalsgott E-Book

Akira Arenth

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Beschreibung

Ranver von Askhan - Band 3 - Schicksalsgott. (Der finale Band der Ranver von Askhan Trilogie) Gay Romance Saga / Yaoi Fantasy Novel Print 260 Seiten inkl. 12 Illustrationen! Drei Jahre reist der Söldner Ranver nach den Geschehnissen des ersten Bandes allein durch die wilden Länder von Bokh. Das Leben erscheint wie früher, doch mit jedem Tag spürt er, dass ihm etwas fehlt. Anfangs kann er seine Sehnsucht nach dem jungen Waldelfen Kio noch unterdrücken, doch sein Dasein ist einsam und leer. Ein ungewollter Pakt mit einer alten Bekannten zwingt ihn schließlich, in die Baumstadt Sanyadriel zurück zu kehren und sich seiner Vergangenheit zu stellen. Nicht nur Kiovahr kehrt so erneut in sein Leben, auch erlangt der stoische Hüne endlich sein Gedächtnis wieder und erfährt, auf wem er all die Jahre geritten ist ... Die Entscheidung seines Schicksals ist zum Greifen nah, doch wer wird letztendlich an seiner Seite bleiben?

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Klappentext
Prolog
Kapitel 1 - Der Weg des Feuergottes
Kapitel 2 - Alte Verhasste
Kapitel 3 - Wiederkehr
Kapitel 4 - Gut oder Böse
Kapitel 5 - Erkenntnis
Kapitel 6 - Kein Weg zurück
Kapitel 7 - Falle
Kapitel 8 - Rückkehr
Nachwort des Autors
Impressum

 

Klappentext

Ranver von Askhan - Band 3 – Schicksalsgott

Yaoi Manga Novel / Gay Fantasy Romance

Print 260 Seiten inkl. 12 Illustrationen!

 

Drei Jahre reist der Söldner nach den Geschehnissen des ersten Bandes allein durch die wilden Länder von Bokh. Das Leben erscheint wie früher, doch mit jedem Tag spürt er, dass ihm etwas fehlt. Anfangs kann er seine Sehnsucht nach dem jungen Waldelfen Kio noch unterdrücken, doch sein Dasein ist einsam und leer. Ein ungewollter Pakt mit einer alten Bekannten zwingt ihn schließlich, in die Baumstadt Sanyadriel zurück zu kehren und sich seiner Vergangenheit zu stellen. Nicht nur Kiovahr kehrt so erneut in sein Leben, auch erlangt der stoische Hüne endlich sein Gedächtnis wieder und erfährt, auf wem er all die Jahre geritten ist ... Die Entscheidung seines Schicksals ist zum Greifen nah, doch wer wird letztendlich an seiner Seite bleiben?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Akira Arenth

Prolog

Mishum sieht friedlicher aus als früher.

Ein Teich hat sich in den Ruinen gebildet. Kleine Pfützen hier und dort vermitteln einen beinahe verschlafenen Eindruck. Die kalten Trümmersteine sind mit weichem Moos bewachsen. Der Regen konnte nicht alle Spuren der Verwüstung hinfortwaschen, doch die schwarzen Brandflecken verblassen nach all den Jahren. Das Mondlicht scheint sacht auf die sich biegenden Wipfel der Bäume. Es ist kalt … der Wind frischt auf.

Ich habe meinen gefütterten Umhang aus den Satteltaschen geholt. Auch wenn ich nicht friere, spüre ich doch, wie sich die eisige Luft jede Nacht mehr in meine Rüstung frisst. Wie eine gierige Zecke nährt sie sich an meiner Lebensenergie und trotzdem zögere ich, mich den warmen Baumhütten des neuen Sanyadriel in einigen Meilen Entfernung zu nähern.

Ich dachte, ich könnte alles hinter mir lassen, weiter machen wie bisher. Durch das Land reisen, Aufträge annehmen, töten, meinen Tribut kassieren, zwischendurch die eine oder andere willige Magd, bestenfalls ein Bordellbesuch, wenn ich es mir leisten kann.

Doch was vorherrscht, ist Leere …

Von den wenigen Erinnerungen, die mir geblieben sind, ist eine allgegenwärtig: der Moment, als ich ihn das erste Mal sah. Sein ernstes Gesicht hat sich in meine Seele gebrannt; unschuldig wie eine Schneeblüte, verheerend wie eine Feuersbrunst. Selbst die schönste Hure in Mahriel kann es nicht mit seiner duftenden Haut oder seinen leuchtenden Augen aufnehmen, seinen zarten, leidenschaftlichen Lauten, die er von sich gab, wenn ich in ihn eindrang …

Ich sagte mir selbst immer wieder, es sei nur etwas Körperliches gewesen, dachte, es wäre eine Laune meiner Natur, eine Abwechslung, wenn man so will. Doch vielleicht sah er auch einfach jemandem ähnlich, den ich früher kannte und mein Unterbewusstsein gaukelte mir deshalb Gefühle einer bestehenden Verbindung vor. Also, was tat ich? Ich ignorierte seine flehenden Rufe in der Nacht, als ich die kleine Stadt in den Baumwipfeln verließ.

Ich habe mich geirrt …

An jedem verdammten Tag der letzten drei Winter fühle ich mich, als würde ein Teil von mir sterben. Selbst Alvar scheint mich immer wieder unbewusst gen Süden zu lenken. Doch was tue ich, wenn ich mich aufraffe, zu ihm zurückzukehren, und er nicht mehr da ist? Oder schlimmer noch, wenn er inzwischen eine Familie, eine Frau, vielleicht sogar Kinder hat? Ich würde ihn in eine sehr unangenehme Lage bringen, wenn nicht sogar sein Leben zerstören sollte er sich für mich entscheiden.

Vielleicht war er auch einfach wütend? Verbittert, dass ich ihn allein gelassen hatte? Die Chance auf ein freudiges Wiedersehen mit finaler Vereinigung erscheint mir inzwischen einfach zu gering, als dass ich das Risiko wage.

Ich blicke nach oben. Der Mond leuchtet hier draußen heller als in der Stadt. Ich sehe meinen Atem, wie er sich vor meinem Gesicht ballt. So viel habe ich vergessen … So viele Ereignisse in meinem Leben sind ausgelöscht oder verblasst … Warum kann dieser Schmerz nicht ebenfalls vergehen?

Immer mehr Bruchstücke blenden sich in meine Gedanken, sobald ich die Augen schließe. Ich wage es nicht mehr zu schlafen, seit ich mein Gedächtnis verlor. Die Träume sind zu wild; eine dreiköpfige Bestie, die mich langsam in Stücke reißt, ein brennendes Pferd, ein Freund, der in der Ferne um Hilfe schreit, bis er stirbt … Nein, die Meditation ist der einzige Weg Frieden zu finden.

Alvar trabt müde vor sich hin. Er wirkt traurig, matt, beinahe melancholisch. Sofern ich das Verhalten eines Schattenhorns emotional beurteilen kann. Es ist immer wieder seltsam zu wissen, dass man ein Wesen kennt, mit ihm verbunden ist und doch nichts darüber weiß. Hätten die Elfen mir nicht seinen Namen verraten, wüsste ich nicht einmal, wie ich ihn ansprechen sollte, obwohl er mir so vertraut ist.

Im Dunkel des Waldes erkenne ich einige Lichter. Ein Dorf? Die Menschen haben sich weit verstreut angesiedelt … Doch direkt in die ehemaligen Kriegsgebiete? Das erscheint sogar mir makaber. Was soll`s, mir ist es recht. Ich brauche dringend eine warme Mahlzeit …

Kapitel 1 - Der Weg des Feuergottes

Die holprigen Pflasterstraßen des kleinen Dorfes waren, von Hitze und Frost, unregelmäßig angehoben. Alvar hatte Mühe nicht zu stolpern, als er den dunklen Weg entlang trabte. In wenigen Häusern brannte noch Licht, doch das Örtchen schien zu klein für ein Gasthaus zu sein.

„Lass uns nachsehen, ob wir beim Jarl unterkommen können“, raunte Ranver vor sich hin, gewohnt, tagelang mit niemandem, außer seinem Pferd zu sprechen.

Eine der Lehmhütten war etwas größer als die übrigen. Es schien eine Art Gemeindesaal zu sein, wie er in bokhrischer Bauweise üblich war. Ranver entdeckte einen Stall direkt daneben, stieg ab und band Alvar unter der Überdachung fest.

„Ich gehe mal nachsehen, ob wir hierbleiben können. Ansonsten ruhen wir uns eben wieder gemeinsam in einer der Scheunen aus.“ Alvar hob den Kopf, schüttelte sich und schabte freudig mit dem Huf.

*

Das dumpfe Pochen des schweren Eisenringes hallte durch die Stille der Nacht, als Ranver ihn gegen die Eingangstür schlug. Ein großer Raum schien sich direkt dahinter zu befinden, denn es dauerte einige Sekunden, bis das Echo verklungen war.

„Hallo? Ist da jemand?“, rief er fragend ins Nichts, als keiner öffnete. Zu allem Überfluss begann es auch noch zu regnen. Ranver klopfte ein zweites Mal, doch wieder regte sich nichts in dem beleuchteten Haus.

Gerade als er sich geschlagen geben wollte, schlug ein Mann gegenüber eines der oberen Fenster auf und lehnte sich neugierig hinaus. „He Ihr da! Was macht Ihr hier für einen Krawall? Wir vergeben nichts an Vagabunden.“

Ranver reagierte etwas genervt, blieb jedoch ruhig. „Sehe ich in Euren Augen aus wie ein Vagabund? Ich bin Söldner und suche eine Bleibe für die Nacht und ein warmes Essen, falls Ihr etwas entbehren könnt.“

Der beleibte Mann kratzte sich an seinem stoppeligen Doppelkinn und musterte den Fremden. Er schien abzuschätzen, ob er ihm gefährlich werden könnte, sollte er ablehnen. „Habt Ihr Goldstücke oder Silbermünzen? Oder wollt Ihr Euch auf unsere Kosten laben?“

Ranver dachte an die gähnende Leere in seinem Lederbeutel und schritt aus dem Schatten etwas nach vorn, damit der Herr seine Rüstung im Mondlicht besser erkennen konnte. „Bezahlen kann ich Euch nicht, doch ich bin gern bereit, für Eure Großzügigkeit zu arbeiten. Vielleicht habt Ihr ein Proble…“

„Verschwindet! Wir brauchen keinen umherziehenden Tagelöhner. Ich kann kaum meine eigenen Leute bezahlen“, unterbrach der Mann ihn forsch, spuckte auf die Straße und knallte die hölzernen Fensterläden zu.

„Nett …“ Ranver knurrte in sich hinein und kickte mit dem Fuß einen kleinen Kiesel beiseite. An diesem Tag hatte er wohl einfach kein Glück. Er kehrte zurück in den Stall und seufzte kehlig. „Tja alter Freund, sieht so aus, als ob wir die Nacht mal wieder zusammen im Stroh verbringen.“

Alvar schnaubte beruhigend, senkte seinen großen, schwarzen Kopf und drückte seine weichen Nüstern gegen die Wange des aschblonden Mannes.

Plötzlich öffnete sich die Tür eines anderen Hauses und eine ältere Frau zischte zu ihnen hinüber. „Meister Ranver? Seid Ihr es?“

Der Söldner drehte sich zu ihr herum, doch bevor er antworten konnte, atmete sie erleichtert auf. „Oh wirklich, Ihr seid es! Bringt das Pferd in unseren Stall, Brun wird sich darum kümmern und dann kommt schnell in die warme Stube.“

Es war ihm schon lange nicht mehr passiert, dass Menschen ihn erkannten, die er selbst vergessen hatte. Er nickte also nur lächelnd und führte Alvar hinter das kleine Haus, wo ihn ein blond gelockter Junge bereits erwartete.

„Guten Abend, Meister Ranver.“ Der Knabe wagte es kaum, ihn anzuschauen und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. Ranver erwiderte seinen Gruß und reichte ihm Alvars Zügel, welcher sich etwas beleidigt in den Stall führen ließ.

Brun war kaum über einen Meter groß. Selbst auf einem hohen Holzschemel erreichte er den Rücken des riesigen, schwarzen Pferdes nur mühsam, als er sein Geschirr entfernen wollte. Alvar wieherte erst belustigt, legte sich dann jedoch brav auf den strohbedeckten Boden, sobald der Sattel entfernt war.

„Gutes Pferd“, lobte ihn der Junge erleichtert, tätschelte seinen Hals und nahm ihm das Halfter ab.

Ranver ging zufrieden zurück zum Haus der älteren Dame und klopfte zaghaft an der schweren Holztür, bevor er bemerkte, dass sie nicht verschlossen war.

„Nur herein“, tönte es von drinnen, sobald er den Flur betrat und ein herzhafter Geruch nach lange gereiftem Schinken in seine Nase stieg. Die Frau hatte ihr graues Kopftuch abgelegt, doch auch ihre rostroten Locken, welche zu einem wirren Dutt nach oben gebunden waren, weckten in ihm keinerlei Erinnerungen.

„Hier! Ihr müsst vollkommen ausgehungert sein. Nun erzählt! Was führt Euch in diese gottverdammte Gegend?“ Die Wortwahl passte irgendwie nicht zu ihrem freundlich, pausbäckigen Gesicht, doch es machte sie mehr als sympathisch. Selbst, dass sie sich ihre knubbelige Nase an ihrem Handgelenk abwischte, nachdem sie den Teller mit frisch gebackenen Broten und aromatischem Schinken abgestellt hatte, störte ihn nicht.

„Ich bin eigentlich nur auf der Durchreise. Ich wollte in die Stadt, der Markt is…“

„Ah, natürlich! Ihr wollt zum Thumer Turnier stimmt´s? Wie dumm von mir. Na da können die Haudegen ja einpacken!“ Sie lachte schadenfroh, reichte dem Söldner einen Humpen Wein und stemmte die Fäuste in die Hüften. Obwohl er es nicht mochte, unterbrochen zu werden, lächelte Ranver nur, nickte und biss in eines der warmen Butterbrote, während die ältere Dame weiter plapperte.

„Oh, die Faustkämpfe werden Euch gefallen! Die Arena steht mitten in der Stadt, sie wurde gerade erst saniert und glänzt in alter Schönheit. Ich hörte, es geht um eine Menge Gold und die Lady ist ja auch nicht zu verachten.“

Gerade als Ranver nachhaken wollte, erweiterte die alte Dame ihren Redefluss. „Habt Ihr gesehen, wie groß Brun geworden ist? Seitdem Ihr ihn aus dem Brunnen gezogen habt, ist einige Zeit vergangen. Aber die Kinder sind gemein und singen jeden Tag über Brun, der in den Brunnen sprang … nun ja.“

Ranver war beinahe Stolz, einmal mehr zu hören, dass er anscheinend vor seinem Gedächtnisverlust doch kein so übler Kerl gewesen war. Gern hätte er mehr erfahren, doch wollte er sich auch nicht die Blöße geben, der guten Frau die Wahrheit zu sagen.

„Solange es Brun wieder gut geht und eine Mutter ihren Sohn in die Arme schließen kann, ist mir das Lohn genug.“

Die rotgelockte Frau starrte den Söldner an wie ein Schwarzbär mit Spazierstock. „Seine Mutter?“

Ranver geriet ins Stocken. Offensichtlich war diese Frau nicht die Mutter des Jungen. Wie auch, in ihrem Alter? So etwas Dummes!

„Großmutter! Verzeiht“, entschuldigte er sich rasch und zupfte verlegen an seinem Schinken.

„Ist Euch nicht wohl, Meister? Habt Ihr Euch auf Euren Reisen den Kopf angeschlagen?“

Er glotzte sie an wie ein Backfisch, da prustete sie plötzlich und lachte los: „Nun schaut doch nicht so bedröppelt“ Sie hielt sich den Bauch und wischte eine Träne von der Wange, ehe ihr Lachen versiegte. „Ihr glaubt, ich sei Bruns Großmutter? Die Viecher müssen Euch ziemlich zugesetzt haben in all den Jahren.“

Ranver schluckte seinen Bissen hinunter, nickte nur und spülte verlegen einen großen Schluck Wein nach.

„Bruns Eltern haben den Jungen allein gelassen, erinnert Ihr euch? Das Kind lebte auf der Straße und wollte sich umbringen. Er sprang in den Brunnen, um sich zu ertränken und wäret Ihr nicht erschienen … keiner der Erwachsenen wäre an diesem Tag in das eiskalte Wasser gestiegen. Er blieb einige Tage bei Euch, dann brachtet Ihr ihn zu uns und wir nahmen uns seiner an. Er war damals noch so klein … und jetzt? Schaut ihn euch an.“

Diese Geschichte ließ Ranver aufblicken. Er erinnerte sich nach wie vor an nichts, doch das Schicksal des blondgelockten Jungen, welcher gerade den Raum betreten hatte, berührte ihn.

„Ich möchte Euch noch einmal danken“, flüsterte der Knabe leise und setzte sich mit an den Tisch, während ihm die gute Frau durch seine Haare strich. Es war eine angenehme Situation. Ranver hatte diesen Menschen Frieden gebracht und wieder einmal betrübte es ihn, von seinem Leben nur Schatten zu wissen.

*

„Ihr Narr, habt Ihr wirklich geglaubt, es mit einem Nord-Krieger aufnehmen zu können?“, rief ein schaulustiges Weib lachend dem am Boden liegenden Kontrahenten zu, der hastig durch den aufgewirbelten Staub der Arena nach Luft japste. Der Kampfrichter von Thum hielt Ranvers blutige Faust nach oben und erklärte ihn lauthals spuckend zum Sieger des Turniers. Ranver grinste überlegen.

Es hatte doch einige Überwindung gebraucht, sich wieder solch kleinen Freuden des Alltags zu widmen, doch nun war er froh, dass ihm die Rothaarige von diesem Zeitvertreib erzählt hatte. Er bedeckte den freien, geschundenen Oberkörper mit einem Leinenhemd und seiner treuen Lederplattenrüstung, die neben Pferd und Schwert noch immer das Einzige war, was er besaß.

„Hier Meister, den habt Ihr euch redlich verdient.“ Ein prall gefülltes Ledersäckchen fiel in seinen Handschuh. Er nickte nur, wog es grob ab und verstaute die gewonnenen Goldstücke dann in Alvars Satteltasche. Er ließ seine Schulterknochen knacken, streckte sich und stieg dann aufs Pferd. Spaß beiseite, es war Zeit weiter zu reiten. Immerhin wollte er vor Wintereinbruch in Gohdriel sein.

„Das Fräulein Kandre, Meister!“ Ranver drehte sich um, mit dem halben Fuß bereits auf dem Pferd und blickte in das verdutzte Gesicht des Kampfrichters, welcher auf die Tribüne für die hohen Herrschaften zeigte.

Hochwertige Stoffe und das Hirsch-Wappen einer reichen Familie verzierten das Podest. Eine junge Frau stieg die Treppen hinab. Ihr Gesicht war mit einem weißen Schleier verhüllt, ein älterer Mann in blauem Pannesamt begleitete sie.

„So führet nun meine Tochter in unser Anwesen. Wehe Ihr schont sie, denn wir werden nicht eher zufrieden sein, bis sie uns wenigstens drei Enkel geschenkt hat.“

Ranver hatte die Tribüne vollkommen ignoriert. Er war so in seinem prügelnden Rausch versunken gewesen, dass er die prüfenden Blicke der Adligen überhaupt nicht bemerkt hatte. Das junge Mädchen zitterte unter ihrem eigentlich gut gefütterten, pastellfarbenen Kleid, doch ihr Gesichtsausdruck blieb verborgen. „Verzeiht, ich glaube Ihr verwechselt da etwas, ich wusste nicht da…“

„Habt Ihr die Aushänge nicht gelesen? Der Sieger des Landesturniers erhält sowohl eine stattliche Summe, als auch die Jungfräulichkeit meiner einzigen Tochter, mit der halben Erbschaft des Hauses Sambohr. Wir haben viel investiert und wollen nicht weniger, als den Sohn des stärksten Mannes von ganz Bokh in unserer Blutlinie.“

Ranver biss sich auf die Zunge. Ja, er hätte einen dieser aufdringlichen Zettel lesen sollen, die einem überall in der Stadt entgegenflogen. Doch wie immer hatte er sich nur um das Gold geschert und nach der finanziellen Belohnung, die in Großbuchstaben zu sehen gewesen war, aufgehört zu lesen. Er blickte das zarte Geschöpf unter den seidenen Tüchern an und zuckte mit den Schultern. So schlimm würde es sicher nicht werden und nach einer lustvollen Nacht würde er sich einfach aus dem Staub machen.

„Natürlich! Ich hatte die gesamten Kämpfe über nichts anderes als Eure liebreizende Tochter im Kopf“, log er geschwollen und reichte ihr seinen Arm, welchen sie zaghaft ergriff. Selbst Alvars protestierendes Wiehern brachte ihn nicht davon ab, das junge Mädchen in ihr prächtiges Familienhaus zu führen.

*

Die Fenster waren mit dunkelblauem Brokat verhangen. Seidene Tücher auf dem Bett ließen genau wie die verzierten Schränkchen und Tische auf den enormen Reichtum der Sambohrs schließen. Auf jedem Stoff und auf jeder Truhe war das Zeichen des Hirsches auf blauem Grund zu sehen. Welch ein Unterschied zu der einfachen Familie, bei der er zuvor gewesen war. Ranver blickte sich um. Zwei Kammerzofen nestelten an der jungen Erbin herum, eine weitere kam auf ihn zu und reichte ihm ein großes, weißes Handtuch.

„Wenn es Euch genehm ist, mein Herr, ein heißes Bad wurde für Euch vorbereitet.“

Als Ranver das Waschzimmer erreichte, blieb ihm ein Kloß im Hals stecken. Der Zuber war aus Kupfer! Eine Familie, die sich so etwas leisten konnte, musste nicht nur unwahrscheinlich viel Gold, sondern auch eine gehörige Portion Einfluss haben. Wenn er sich nach der Nacht auf und davon machte, würden ihn die Gesandten der Familie wohl eine recht lange Zeit suchen. Andererseits, wenn er dem Mädchen ein Balg verpasste, konnte die Familie froh sein, ihre Tochter danach mit einer besseren Partie zu vermählen, denn offensichtlich ging es ihnen nur um starken Nachwuchs.

Das Wasser in der Wanne duftete herrlich. Ein Zuschuss von verschiedenen Kräuterölen sollte die Durchblutung anregen und nebenbei die Gerüche des Kampfes überdecken. Als die Bediensteten die Räumlichkeiten verlassen hatten, legte Ranver sein Schwert beiseite und hebelte die vielen Laschen seiner Rüstung auf. Als sein Körper im heißen Nass des Wassers eintauchte, entspannten sich die Muskeln und er ließ ein wohliges Stöhnen verlauten.

*

„Ihr seid ein Monster!“, fauchte die Erwählte plötzlich und fuhr hoch, als Ranver sich, nur mit einem Tuch um die Hüften bekleidet, neben sie setzte.

„Monster? Hm … diesen pflege ich normalerweise den Hals umzudrehen, aber gut, nennt mich wie Ihr wollt. Soll ich Euch von hinten nehmen? Dann müsst Ihr mich nicht ansehen.“

Entsetzt tappte die junge Frau wankend einen Schritt zurück. „Fasst mich ja nicht an! Eher bringe ich mich um, als dass ich mich einem Schläger wie Euch hingebe!“

Ranver kratzte sich an seinem stoppeligen Kinn und lehnte sich nach hinten. „Ich dachte, Ihr wollt einen starken Erben? Oder seid Ihr mit dem Arrangement Eures Vaters etwa nicht einverstanden?“, fragte er sie beinahe verständnisvoll.

Kandre taxierte ihn unter ihrem Schleier argwöhnisch, doch dieser verbarg ihre Gesichtszüge. Das Nachthemd war nur in fließendem Chiffon genäht und bot ihre Reize beinahe wie auf einem Präsentierteller dar. Es war schwer sie anzusehen und sich zu beherrschen, doch genau das schien der Sinn dieses Kleidungsstücks zu sein. „Was habe ich für eine Wahl? Meinem Vater gehört ein Zehntel des ganzen Landes, er hat Macht, Einfluss … sich gegen seinen Willen aufzulehnen wäre genauso sinnlos, wie töricht. Doch wenn Ihr glaubt, ich werde für Euch stöhnen und jauchzen, habt Ihr Euch geschnitten! Wenn Ihr meinen Körper wollt, müsst Ihr mich vorher bewusstlos schlagen!“

Ranver lächelte belustigt und wedelte mit dem Handrücken gen Tür. „Meine Holde, Ihr könnt jederzeit gehen. Ich habe nicht die Absicht Euch zu ficken, wenn es Euch nicht danach gelüstet. Ich bin kein Vergewaltiger und ich habe auch kein Interesse an vorgespieltem … Gejauchze, wie Ihr es nennt.“

Selbst durch das weiße Tuch konnte Ranver erkennen, dass die junge Adlige verdutzt war. „Ihr fordert Euren Gewinn also nicht ein?“

„Nein.“

„Gewiss nicht?“

Ranver seufzte: „Wenn Ihr etwas dagegen habt, nein. Auch wenn ich gestehen muss, dass ich mich schon darauf gefreut hatte.“

Kandre hob die Hand und zeigte umher. „Und mein an die Frucht gebundenes Erbe? Ob Ihr mich nun heute oder morgen beansprucht, ist doch völlig gleich.“

Ranver schüttelte den Kopf. „Auch den Titel und diese Heirat brauche ich nicht. Ehrlich gesagt habe ich von vorn herein nur mit Gold gerechnet, also bin ich auch nicht sonderlich enttäuscht.“

Man spürte förmlich, wie dem Mädchen ein Stein vom Herzen fiel. Sie stapfte mit ihren nackten Füßen zurück ins Bett und verbarg ihren zur Schau gestellten Körper unter der Decke. Ranver nahm sich einen Kelch Wein, welcher auf einem silbernen Tablett beim Nachttisch stand und reichte ihn Kandre.

„Danke … und verzeiht mir. Ich hatte nicht erwartet, einen Mann von Ehre unter den Faustkämpfern zu finden. Ich danke Euch.“

„Wofür?“

„Eure Rücksicht.“

Ranver nahm den zweiten Kelch und lehnte sich auf die Seite. Seine feuchten, aschblonden Haare fielen ihm strähnchenweise ins Gesicht, sein Handtuch verrutschte leicht über die wellenartigen Muskeln seines Bauches, doch seine Lenden blieben verdeckt.

Kandre schluckte hörbar. „Ihr solltet noch in dieser Nacht unser Gut verlassen. Mein Vater mag es nicht, wenn man seine Vorgaben missachtet.“

„Natürlich. Doch bis ich aus Eurem Leben verschwinde, müssen wir uns die Zeit nun anderweitig vertreiben. Erzählt mir doch, was es mit dem Schleier auf sich hat. Darf man Euer Gesicht erst nach der Hochzeit sehen?“

„Das geht Euch nichts an“, blockte die junge Frau plötzlich ab und nippte an ihrem Wein.

„Wirklich? Ich denke, wenn ich schon nicht in Reichtum versinke und Euch zur Frau bekomme, könnt Ihr mir wenigstens zeigen, worauf ich verzichte.“

Die Adlige überlegte. Dann stellte sie ihren Kelch beiseite und beugte sich vor. „Versprecht mir, dass Ihr niemandem davon erzählt! Schwört es!“

Ranver hob augenverdrehend die Hand und schwor, erst dann lüftete die Erbin der Sambohr Familie ihren Schleier. Ranver blickte sie ernst an. Er musterte ihre schönen Augen, setzte sich auf und griff mit seiner freien Hand nach vorn. Kandre zuckte erst zurück, ließ dann jedoch ihre Wange langsam Richtung Kerzenschein drehen.

„Bohrsche? Wart Ihr in einer feuchten Höhle?“

Verwundert hielt sie seinem prüfenden Blick stand, während er über die raue Schuppenflechte an ihrer rechten Gesichtshälfte strich. „Im Keller unseres alten Hauses … aber ja, Ihr habt Recht. Es war ein Bohrsch.“

„Für gewöhnlich sind diese kleinen Würmer lästig, greifen jedoch keine Menschen an. Habt Ihr sie geärgert?“

Kandre prustete abwertend. „Diese Ungeziefer saßen unter den Weinfässern, wie konnte ich das denn ahnen? Als die Diener das Fass beiseite rollten, hat mir eines dieser Mistviecher sein ekliges Sekret direkt ins Gesicht gespritzt.“

Ranver verkniff sich ein Lachen und grinste nur süffisant. „Dann habt Ihr ihnen das Dach vom Kopf gerissen. Kein Wunder, dass sie auf Abwehr gegangen sind. Ihr Sekret ist eine Art Säure und Eure Haut reagiert darauf sehr empfindlich.“

Die junge Frau hob die Nase und schnaufte. „Ihr überrascht mich. Kennt Ihr Euch mit derartigen Infektionen aus?“

„Geringfügig …“, erwiderte Ranver nur lapidar, trank weiter und ließ sie los.

Offensichtlich war die junge Frau über seine gelassene Reaktion verwundert, denn sie starrte ihn an, als würde sie jeden Moment erwarten, dass er auf den Boden spuckte. „Habt Ihr nicht Angst Euch anzustecken?“

Ranver lachte kurz und füllte seinen bereits geleerten Kelch nach. „Nur der Sud eines Bohrsches kann eine Mutation der Haut in dieser Art hervorrufen. Es ist weder ansteckend noch lebensgefährlich. Keine große Sache also.“

Das Mädchen verzog erbost ihren Mund zu einer Schnute und pfefferte dem Söldner ein Kissen ins Gesicht. „Keine große Sache? Ich bin verunstaltet für den Rest meines Lebens und es wird immer größer! Wie könnt Ihr es wagen, diese furchtbaren Schicksalsschlag so zu versimpeln?“

Ranver begann zu lachen. Weniger ob ihrer Worte, sondern mehr weil sich mit ihrer verzogenen Miene einige trockene Schuppen ihres Gesichtes lösten und sie damit das ganze Bett berieselte, wie ein Salzstreuer.

„Beruhigt Euch. Es ist keine große Sache, weil es ein einfaches Heilmittel gibt.“

„Was? Ihr lügt! Mein Vater hat die besten Heiler aus Mahriel kommen lassen und niemand wusste eine Lösung! Ich musste in stinkenden Tinkturen baden, mich tagelang mit Knoblauchsalben einreiben und im Eiswasser baden. Nichts hat meiner Haut Linderung verschafft.“

Ranver grinste so vorfreudig wie ein Lausbube, der unter dem Hintern eines sich gerade setzenden Mädchens ein Furzkissen platziert hatte. „Nun, was bekomme ich, wenn ich Euch sage, wie Ihr Euch von der Kruste befreien könnt? Dauerhaft, wohlgemerkt.“

Kandre schaute zu Boden. „Euch ist bereits alles versprochen was ich anbieten könnte.“

„Und ich sagte Euch bereits, dass ich nichts davon – erzwungen – haben will. Aber ich habe auch ich kein Interesse daran, von Eurem Vater die nächsten Monate verfolgt zu werden, weil diese Nacht keine Früchte trägt. Also lasst uns zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.“

Die Adlige schaute ihn mit großen Augen an. „Und wie?“

„Es wird Euch nicht gefallen, doch nur eine Schwangerschaft kann Euer Gesicht retten.“

Kandre dachte, der Söldner würde sie auf den Arm nehmen und raffte die Decke höher. „Ihr wollt mich wohl für dumm verkaufen? Das passt Euch gut in den Kram, nicht wahr? Ihr wollt nur, dass ich mich doch noch freiwillig mit Euch in den Laken wälze!“

Ranver schnalzte etwas genervt mit der Zunge. „Wollt Ihr es lieber mit dem Stallburschen treiben? Streng genommen hat Euer Vater mich für dumm verkauft. Das ganze Turnier war nur eine Farce, weil er wusste, dass kein Adliger dieser Welt seine Tochter in diesem Zustand heiraten würde. Also dachte er sich, die grobschlächtigen Boxer fackeln nicht lange und machen ihm zumindest einen passablen Erben. Ist es nicht so?“

Die junge Frau schwieg und sah erbost zur Seite. Dann schnaufte sie nur und nickte. „Gut, was soll´s. Solange ich Euch nicht heiraten muss … Doch vorher will ich wissen, warum mein Gesicht seine Reinheit wiedererlangt, wenn ich guter Hoffnung bin? Was hat das damit zu tun?“

„Euer Körper verändert sich, schickt Stoffe aus, die eure Zellen reinigen. Frauen, die von Schuppen geplagt werden, bekommen die vollsten Haare, Frauen mit immer wiederkehrenden Pusteln erhalten reine Haut. Ich habe schon von mehreren gehört, die auch eine Bohrschinfektion dabei losgeworden sind.“

Man sah dem adligen Mädchen an, dass sie nicht sonderlich begeistert war. Doch in Ermangelung eines Geliebten und der Tatsache, dass sie auf die Schnelle wohl keinen besseren als den Söldner finden würde, der sie in diesem Zustand beglückte, nickte sie geschlagen. Ranver trank den Rest des guten Weins mit einem Zug, schmiss den Kelch hinter sich und wischte mit dem Handrücken über seinen Mund.

---ENDE DER LESEPROBE---