Was wir werden - Band 3 - Fathers - Akira Arenth - E-Book

Was wir werden - Band 3 - Fathers E-Book

Akira Arenth

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Beschreibung

Was wir werden - Band 3 - Fathers Genre: Gay Romance / Hot Bromance / Gay Parents Print 290 Seiten. Nach einem langen, steinigen Weg hat es Josh endlich geschafft. Er ist Facharzt für Innere Medizin, besitzt eine eigene Praxis, ein schönes, großes Haus und ein tolles Auto. Sogar eine kleine Familie hat er gegründet, die durch die Geburt seines Sohnes Noah komplettiert wurde. Alles scheint perfekt, abgesehen von seinem Bruder, der seit Jahren bei ihm im Gästezimmer haust. Im Gegensatz zu Joshua hält Rohan an seinem alten Lebensstil fest. Zudem ist er arbeitslos, lebt nur von einigen kleinen Auftritten mit seiner Band und schlaucht sich ansonsten irgendwie durch. Auf seinen endgültigen Durchbruch als Musiker wartet er bisher vergeblich. Seine permanente Anwesenheit im Haus und seine schamlose Art stoßen vor allem Dana, Joshuas Frau, immer mehr auf. Auch dass sich der kleine Noah auf seinem Arm am wohlsten zu fühlen scheint, wurmt sie enorm. Sie weiß nichts vom Verhältnis der beiden Halbbrüder, doch dann unterläuft Joshua ein folgenschwerer Fehler und die Bombe platzt. Wird es trotzdem ein Happy End geben?

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Impressum
Klappentext
Kapitel 1 - Eine neue Familie
Kapitel 2 - Plastikbaum und Feiertage
Kapitel 3 - Was wir werden
Kapitel 4 - Schicksalsfäden
Kapitel 5 - Eifersucht
Kapitel 6 - Das Konzert
Infos, signierte Prints und kostenlose Ebooks

Impressum

 

Was wir werden - Band 3 - Fathers

Gay Romance

ISBN: 9798588541404

 

Autor: © Akira Arenth

Autorenhomepage: www.akira-arenth.com

E-Mail: [email protected]

Deutschland-Vertrieb für Akira Arenth:

S. Walther, Giebelweg 9, 15366 Hoppegarten

 

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Autors! Die Geschichte ist frei erfunden. Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen wären rein zufällig und nicht beabsichtigt! Außerdem haben die Figuren dieses Buches ungeschützten Sex, denn sie sind fiktiv und brauchen sich keinen Kopf um Krankheiten oder Verhütung machen. Im echten Leben ist das etwas anderes, also immer brav schützen!

 

Coverartwork, Layout und Umschlaggestaltung:

Kira Yakuza (www.the-art-of-kira.de)

E-Mail: [email protected]

 

Lektorat: Steffi Thorstadt

Beta Leser: Kathrin S., Hedwig S., John T.

Ebooks von Akira Arenth dürfen weder vollständig noch auszugsweise weitergeleitet, verliehen oder im Internet hochgeladen werden. Um den Lesekomfort nicht zu beeinträchtigen und die Benutzung des Ebooks so einfach wie möglich zu machen, verzichten wir auf DRM. Allerdings lassen wir alle unsere Titel über die CounterFights Anti-Piracy Organisation schützen, sodass, sollte ein Buch doch widerrechtlich weitergegeben werden oder in einer Tauschbörse auftauchen, automatisch Abmahnungen und rechtliche Konsequenzen folgen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Akira Arenth

Klappentext

Genre: Gay Romance / coming of age.

 

Nach einem langen, steinigen Weg hat es Josh endlich geschafft. Er ist Facharzt für Innere Medizin geworden, besitzt eine eigene Praxis, ein schönes, großes Haus und ein tolles Auto. Sogar eine kleine Familie hat er gegründet, die durch die Geburt seines Sohnes Noah komplettiert wurde. Alles scheint perfekt, abgesehen von seinem Bruder, der seit Jahren bei ihm im Gästezimmer haust. Im Gegensatz zu Joshua hält Rohan an seinem alten Lebensstil fest. Zudem ist er arbeitslos, lebt nur von einigen kleinen Auftritten mit seiner Band und schlaucht sich irgendwie durch. Auf seinen endgültigen Durchbruch als Musiker wartet er bisher vergeblich. Seine permanente Anwesenheit im Haus und seine schamlose Art stoßen vor allem Dana, Joshuas Frau, immer mehr auf. Auch dass sich der kleine Noah auf seinem Arm am wohlsten zu fühlen scheint, wurmt sie enorm. Sie weiß nichts vom Verhältnis der beiden Halbbrüder, doch dann unterläuft Joshua ein folgenschwerer Fehler und die Bombe platzt. Wird es trotzdem ein Happy End geben? Und wenn ja, für wen?

Kapitel 1 - Eine neue Familie

 

»Heute ist der Tag, der Tag, der Taaahaaaag!« Josh tanzte förmlich durch die Wohnung und hatte so gute Laune, dass ihm ganz kribbelig im Bauch war.

Der Samstag war schneller gekommen als erwartet. Joshua stand noch früher auf als sonst, ging joggen, duschte sich danach und putzte sich schwungvoll die Zähne, während er seinen Hintern zur Musik aus seinen Kopfhörern hin und her schwang.

Selbstverständlich konnte Rohan Riedell nach dem letzten Vorkommnis nicht mehr in ihre WG mitbringen, doch in der Uni begegnete ihm Josh natürlich. »Wenn Roi nicht wäre, würde ich dich auf der Stelle anzeigen!«, hatte ihm der Dozent mit dem großen Pflaster über der frisch korrigierten Nase zugegrollt. »Aber ich werde dafür sorgen, dass du keinen Abschluss an dieser Uni bekommst, da kannst du Gift drauf nehmen!« Joshs Antwort, dass er sich ja einfach mal mit seiner Frau an einen Tisch setzen und die ganze Sache besprechen könne, hatte den großen Mann jedoch verstummen und all seinen Frust zähneknirschend hinunterschlucken lassen. Von diesem Tag an ignorierte er ihn fürstlich.

Die letzten Wochentage waren also sehr stressig gewesen und die beiden Brüder hatten sich meist erst spät abends gesehen, wenn Josh vom Lernen mit Dana zurückgekommen war. Nun riss er Rohan, der nach wie vor selig pennte, überschwänglich aus dem Schlaf. Er hüpfte einfach auf seinen Bauch, zwickte und knuddelte ihn. »Aufstehen, aufstehen, aufsteeeehääään!«, sang er und Rohan wusste nicht, ob er ihn anschnauzen oder lachen sollte. Schließlich tat er beides. Dabei hätte er noch so gerne geschlafen.

Nach dem Frühstück stand auch schon Dana vor der Tür. Sie trug ein hellgrünes Sommerkleid mit kleinen Giraffen drauf und hatte dazu eine beige Leinentasche über der Schulter. Ihre Haare waren zu zwei niedlichen Zöpfen gebunden und sahen einfach nur putzig aus.

»Guten Morgen, Schatzi! Na, können wir los?« Sie küsste Josh auf die Wange, doch der kratzte sich verlegen am Hinterkopf. »Äh ... nein, leider noch nicht. Roi ist noch nicht fertig. Er kommt aber sicher gleich aus dem Bad.«

Dana sah Josh ein wenig verwundert an. »Ach, der kommt auch mit?«

Ihr Freund rümpfte die Nase. »Ja! Hast du was dagegen?«

»Oh nein, nein! Ich bin nur ... verwundert, das ist alles.« Ganz schnell lachte sie wieder.

Nach einer halben Stunde kam Rohan endlich aus dem Badezimmer. Josh lief ihm im Flur zuerst über den Weg, starrte ihn fassungslos an und krümmte sich auf einmal vor Lachen. Rohan konnte sich das Gegacker seines Bruders nicht erklären und wollte beleidigt wissen, was los sei, doch Josh brach unter seinem Lachkrampf förmlich zusammen und kriegte sich kaum noch ein. Sein Gewieher lockte Dana an und nun sah Rohan selbst, warum sein Bruder so lachte. Er und Dana hatten die gleiche Frisur.

Josh, noch immer am Kichern, öffnete Rohan die Zöpfe, holte dann eine Bürste und kämmte sie ihm auf eine Seite über die Schulter. Nicht sichtbar für Dana küsste er ihn dabei kurz auf den Nacken und hauchte ihm zu: »Du bist so süß, Zombie!«

***

Da Joshs Auto gerade in der Werkstatt war, holte Renè die drei wie verabredet vom nahegelegenen Bahnhof ab.

»Hi Dad!«, rief Josh ihm zur Begrüßung entgegen und umarmte ihn ganz selbstverständlich.

»Hey, mein Großer! Schön, dass ihr da seid!«

»Hi.« Rohan grüßte Renè ebenfalls, doch mit allem Weiteren zögerte er, bis ihn der Familienvater, ohne groß zu überlegen, ebenso in den Arm nahm.

»Na Casanova? Freut mich, dass du auch mitgekommen bist!« Seine lockere Art löste bei dem Jüngsten in der Runde regelrechtes Herzklopfen aus, denn Renè und Josh hatten ja nun mal große Ähnlichkeit miteinander und sogar ihr Geruch ähnelte sich.

»Hallo, Herr Winter.« Auch Dana kam nun hinter den beiden Männern hervor. »Freut mich sehr, Sie kennenzulernen!« Sie wirkte leicht verkrampft, war sie doch bemüht, einen möglichst perfekten ersten Eindruck zu machen.

»Die Freude ist ganz meinerseits!« Ihr Gastgeber gab ihr freundlich die Hand. »Josh hat mir gar nicht erzählt, wie hübsch du bist. Und du studierst auch Medizin?«

»Ja!«, antwortete sie stolz. »Allerdings will ich mich auf klinische Pharmakologie spezialisieren und nicht auf Allgemeinmedizin, so wie Josh.«

»Ach, auch gut! Hauptsache ein solider Job! Meine Frau arbeitet in der zahnärztlichen Chirurgie und glaub mir, es ist schön, wenn man auf einem Niveau ist, sich aber trotzdem in seinem Fachgebiet nicht in die Quere kommt.«

In dieser Familie voller Medizinmänner und -frauen kam sich Rohan gerade unglaublich deplatziert vor. Ja, da passte Dana gut rein. Aber er?

***

Auf der Fahrt zu seinem Haus erkundigte sich Joshs Vater nach Rohans Befinden und wollte wissen, ob es noch Unannehmlichkeiten nach ihrem Zusammentreffen im Restaurant gegeben hatte. Sein Sohn, der vorne saß, sah ihn jedoch eindringlich auf diese ganz spezielle `Bitte nicht darüber reden`- Weise an, deshalb wechselte er das Thema.

»Meine zwei kleinen Töchter freuen sich sehr auf dich Josh. Sie haben schon den ganzen Vormittag herumgerätselt, wie du aussiehst, aber ich habe natürlich noch nichts von deinem guten Aussehen verraten!« Renè grinste verschmitzt in das verlegene Gesicht seines Sohnes.

»Hast du ihnen auch schon von Roi erzählt?«

Renè begann zu lachen. »Jaaa, ich habe erwähnt, dass du einenZombie ohne jegliche Manieren mitbringst!« Josh und Rohan sahen den glucksenden Renè verschreckt an, doch der lachte daraufhin nur noch lauter. »Nein, war nur ein Scherz! Ich habe ihnen gesagt, du bringst deinen Halbbruder mit. Sie sind ganz begeistert! Aber nicht, dass ihr zwei meinen Mädchen noch die Köpfe verdreht!«

Plötzlich räusperte sich Dana auffällig. Rohan hatte sie ja die ganze Zeit über schon ignoriert, aber nun hatten auch Renè und Josh sie vergessen.

»Und sie freuen sich natürlich auch ganz doll auf dich, Dana!«, log Renè, denn in Wahrheit hatte er tatsächlich verschwitzt, sie zu erwähnen. Nur seine Frau wusste, dass sie mitkommt, und er hoffte, dass diese es den Kindern sagen würde.

***

Endlich kamen sie an dem Grundstück mit dem großen Einfamilienhaus an und Renès Nachwuchs wartete bereits neugierig in der Einfahrt. Paula, die Ältere der beiden, trug ihre braunen Locken in einem Kurzhaarschnitt, ganz wie die Mutter. Sie hatte ein blaues Kleidchen an und lief, so wie ihre kleine Schwester, barfuß umher. Anna, das Nesthäkchen und noch einen ganzen Kopf kleiner, trug einen Latzhosenanzug. Sie war ihrem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten: blonde Haare und ein verschmitztes Lächeln. Die blauen Augen der beiden Kinder strahlten, als Josh ausstieg, und sie stellten sich ihm kindlich aufgeregt, aber sehr höflich vor. Auch Dana stieg aus dem Auto und wurde gemeinsam von Renè und Josh vorgestellt. Nur Rohan machte keine Anstalten auszusteigen. Er wäre am liebsten im Wagen sitzen geblieben, denn er realisierte immer mehr, dass er hier völlig fehl am Platz war. Er mochte nun mal keine Mädchen und Kinder schon gar nicht. Dann aber bemerkte Renè sein Fehlen und öffnete ihm lächelnd die Autotür auf der anderen Seite.

»Na Monsieur? Wartest du immer, bis dir einer die Tür aufhält, oder hast du Angst vor meinen Töchtern?«

»Ganz sicher nicht!« Rohan stieg grummelnd aus. Den Mädchen, die eben noch freudig gestrahlt hatten, verging bei seinem Anblick schlagartig das Lachen. Josh war ja seit Jahren an Rohans Aussehen gewöhnt, doch nun, da er die geschockten Gesichter seiner beiden Halbschwestern sah, fiel es ihm wieder auf. In seiner schwarzen Armeehose, den Springerstiefeln mit Stahlkappen und dem engen, ärmellosen Tanktop, das seine V-Figur und seine Muskeln sehr stark betonte, wirkte er ziemlich bedrohlich. Die Sonnenbrille, die schwarzen Fingernägel und seine langen Haare taten ihr Übriges zu diesem Erscheinungsbild.

Josh versuchte auf seine Art, die Situation ein wenig aufzulockern. Er fasste seinen Bruder bei der Hand und nahm ihm die Sonnenbrille von den leicht mit Kajal betonten Augen ab. »Das ist mein Wachhund!«, verkündete er dann grinsend. »Aber er ist gar nicht so böse, wie er aussieht. Ihr dürft ihn ruhig mal anfassen!«

Paula pikste ihm tatsächlich in die Seite. »Ey, Finger weg!«, knurrte Rohan, doch da bekam er von Josh auch schon einen Klaps auf den Hinterkopf.

»Pfui! Sei artig!«

Die Mädchen lachten. Die Kleinere wandte sich mit einem süßen Dackelblick an Josh. »Hältst du ihn fest, damit er uns nicht beißt?«

Josh lachte vergnügt, alleine schon deshalb, weil sein Bruder eine derart beleidigte Miene zog, dass jede Leberwurst eifersüchtig geworden wäre. »Jaaa, ich verspreche, dass ich ihn nicht frei herumlaufen lasse!« Dann nahm Josh auch Dana bei der Hand, damit das Händchenhalten mit Rohan nicht zu sehr auffiel, und ging mit dem breitesten Grinsen der Welt seinem belustigten Vater hinterher.

Isabella, die etwa vierzigjährige Hausherrin, saß mit einem Baby im Arm auf der Hollywoodschaukel im Garten. Bella, wie alle sie nennen durften, war eine ruhige, hübsche Frau, der man allerdings die Strapazen bereits deutlich ansah, die drei Kinder verursachten. Freundlich und ohne jeden Unterton begrüßte sie die beiden Söhne der Exfrau ihres Mannes und fragte gleich, ob sie eine angenehme Fahrt gehabt hätten. Auch Dana grüßte sie herzlich und die zwei schienen sofort einen guten Draht zueinander zu haben.

Nach dem warmherzigen Empfang übergab Bella ihren jüngsten Spross Emil an ihren Ehemann und Dana half ihr sofort bei den Vorbereitungen zum gemeinsamen Kaffeetrinken. Wie den Mädchen versprochen, hielt Josh Rohan die gesamte Zeit bei der Hand. Dieser gab sich weiterhin knurrig, war aber insgeheim dankbar dafür.

Während sich Josh und sein Vater angeregt unterhielten, saß Rohan nur daneben und ließ den Redeschwall über sich ergehen, doch dann zupfte Paula irgendwann an seinem Shirt. »Spielst du mit uns?«, fragte sie zögernd.

Gerade als Rohan verneinen wollte, sprang Josh ein. »Natürlich macht er das!«

Rohan warf ihm einen bockigen Blick zu, doch Josh gab ihm nur seine Sonnenbrille zurück und schenkte ihm ein Luftküsschen. »Setz sie wieder auf, sonst sieht man noch, dass es dir Spaß macht!« Dabei lächelte er zuckersüß, während sich Rohan knurrend von dem kleinen Mädchen mitziehen ließ.

Kaum saß er auf dem weichen, gut gepflegten Rasen, fläzte sich schon die kleine Anna auf seinen Schoß und umarmte ihn besitzergreifend. »Das ist jetzt meinaaaa ...«, rief sie fröhlich, was Josh, der das Ganze beobachtete, ein Schmunzeln entlockte.

Renè tippte seinem Sohn auf die Schulter. »Paula und Anna spielen auch immer mit Goh und der sträubt sich am Anfang genau wie dein Bruder. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass Paula ein bisschen in ihn verliebt ist ... aber ich glaube, jetzt hat sie einen neuen ... jüngeren Favoriten.«

Vater und Sohn lachten, als sie sahen, wie tollpatschig sich Rohan mit dem kleinen Mädchen auf dem Schoß anstellte. Die eifersüchtige Paula wollte ihre Schwester von ihm runterziehen, doch Anna klammerte sich nur umso fester an dessen Klamotten.

»Spiel mit mir! Nicht mit der kleinen Nervensäge!«, startete Paula einen weiteren Versuch und umarmte Rohan von hinten.

Der wusste gar nicht, wie er mit den Kindern umgehen sollte, gab sich allerdings Mühe, irgendwie freundlich zu bleiben. »Tja … äh ... was willst du denn spielen? ... Hast du ein Motorrad, ’ne E-Gitarre oder ’ne Kettensäge?«

»Sie ist elf!«, rief Josh entsetzt und tippte sich gegen die Stirn.

Die kleine, hübsche Paula spitzte ihre Lippen. »Ich weiß was Besseres! Lass uns Familie spielen! Ich bin die Mama und du bist der Papa und Anna ist unser Kind! Und wir machen dann all die Sachen, die Eltern so miteinander tun!«

Knallrot im Gesicht sah Rohan hilfesuchend zu Josh, der ihm allerdings keine Hilfe war. Stattdessen räusperte sich Renè. »Das ist ein Spiel, Roi! Komm ja nicht auf falsche Gedanken!«

Ehe der jedoch irgendwas denken konnte, tat Paula so, als würde sie gerade eine Tür öffnen, und schon quietschte sie los: »Hallo Schatzischnucki! Ich bin zu Hauseee!« Bevor er ahnte, was kommen könnte, sprang sie an seine Brust und warf ihn dabei regelrecht um, während Anna noch immer auf seinem Schenkel sitzen blieb.

»Hey, was ... mmhhhm!!!« Paula fing an, ihn mit ihrem kleinen, feuchten Mund abzuschmatzen, und Rohan stellten sich aufgrund der Masse an Mädchensabber augenblicklich alle Haare zu Berge. Ihre Hände krallten sich dabei unbeabsichtigt in sein Fleisch und zwickten schmerzhaft hinein.

Josh bekam sich kaum ein vor Lachen, Renè aber verdrehte nur die Augen, denn er kannte das Spielchen seiner Tochter, die schon im Kindergarten ständig Knutschen gespielt hatte. Er sah dem Ganzen einen Moment amüsiert zu, doch dann drehte er sich wieder zu seinem Sohn.

Auch Anna hüpfte nun auf dem armen Kerl herum und die beiden Racker attackierten ihr Opfer unermüdlich, dessen Hände sich bereits angewidert in den Rasen krallten. Rohan riss sich zusammen, doch in einer kurzen Kuss-Atempause, die Paula ihm ließ, rief er verzweifelt: »Hilfe!!!«

Josh drehte sich um und bemerkte erschrocken, dass sein Bruder noch immer machtlos am Boden lag und sich einfach nicht traute, die beiden Kinder von sich zu stoßen. Er sprang auf, um Rohan zu Hilfe zu eilen, aber da hielt ihn Renè an der Schulter fest und rief: »Mädels! Kommt doch mal her, ich hab was für euch!« Auch er sah, dass Rohan dringend eine Verschnaufpause brauchte. Beide Mädchen kamen sofort angerannt und schnappten sich die Bonbons, die ihr Vater aus seiner Hosentasche zog.

Josh hingegen zerrte derweil seinen Bruder hoch und flüsterte ihm vorwurfsvoll zu: »Warum artet bei dir eigentlich immer alles in einer Orgie aus?«

»Als wenn ich das gewollt hätte«, verteidigte der sich zischend. »Denkst du, ich finde diese herumrotzenden Knutschjunkies geil!? Ganz sicher nicht! Aber mal davon abgesehen: Wenn du meinem Lover nicht die Visage poliert hättest, stände ich nicht seit knapp ’ner Woche auf dem Schlauch!«

Pfeifend drehte sich Josh um. »Sie haben echt schnell ihre Angst vor ihm verloren«, rief er zu seinem Vater, um abzulenken, doch Renè war gerade mit dem quengelig werdenden Emil beschäftigt. »Na ja, das wundert mich nicht. Hauptsache, sie lassen ihn nachher auch wieder gehen! Ähm ... ich muss mal kurz ins Haus. Ich glaube, hier bei dem kleinen Stinker ist ein Viertelpfünder im Anmarsch. Paula, hilfst du mir und machst die Türen auf?«

Josh lachte ein wenig pikiert und sah seinem Vater hinterher, doch da zupfte Anna ihn am Ärmel. »Duuu, Joshy? Darf ich Roi behalten? Ich mach ihn auch nicht kaputt!«

Er lachte erst, räusperte sich und hockte sich dann zu dem Mädchen in ihrem niedlichen Latzhosenanzug. »Leider brauche ich ihn selbst, kleine Maus. Er ist doch mein Wachhund, schon vergessen? Aber ich borge ihn dir gern mal aus.« Dabei sah er seinen Bruder an, der inzwischen auf der Hollywoodschaukel saß und auf seinem Handy herumtickerte. Schon in der nächsten Sekunde krabbelte Anna, offenbar zufrieden mit diesem Deal, wieder auf seinen Schoß und verdrängte das Telefon. Sie wollte anscheinend unbedingt mit ihm kuscheln, auch wenn der gerade erst erwachsen gewordene Rowdy das nicht so prickelnd fand.

Belustigt schlenderte Josh zu den beiden rüber und pflanzte sich neben sie. »Wer hätte gedacht, dass du bei Mädchen so beliebt bist«, neckte er den Bekuschelten. Rohan aber grollte ihn nur genervt an:

»Nimm mir endlich dieses Kind vom Hals!«

»Ja, ja! Na Anna, magst du mal zu mir kommen?« Josh öffnete die Arme, damit sie zu ihm krabbeln konnte, doch augenblicklich schwang sich Rohan auf den Rücken und legte einfach seinen Kopf auf dessen Schenkel, während er die Kleine auf seinem Bauch behielt.

»Na also. So ist das doch schon viel besser«, kommentierte er zufrieden und grinste wieder.

In Sorge, dass sein Vater bei seiner Rückkehr die Situation falsch verstehen könnte, errötete Josh ein wenig, andererseits sah Rohan mit dem kleinen Mädchen auf seinem Oberkörper gerade so süß aus, dass er nichts sagte. Für einen Moment ging sogar seine sonst eher spärlich ausgeprägte Fantasie mit ihm durch und es war fast, als hätten er und sein geliebter Zombie ein Kind adoptiert.

›Was für eine absurde Vorstellung ...‹

Plötzlich hörte er Geschirr klappern, schaute auf und sah Dana mit einem vollen Tablett aus dem Haus kommen. Erst wollte er aufspringen, doch Rohans schwerer Kopf hinderte ihn daran und schon stand seine Freundin neben ihnen. Als sie die zwei mit dem Kind sah, lächelte sie und stellte die Teller ab.

»Du wirst ganz sicher auch mal ein toller Vater!«, säuselte sie und zwinkerte ihm zu, als wolle sie noch am selben Abend mit der eifrigen Kinderproduktion beginnen. Josh liebte Kinder und wollte auch selbst gern ein oder zwei, doch mit Rohan könnte er nie welche bekommen. Noch ein Grund mehr, warum eine ernsthafte Beziehung mit ihm nicht zur Debatte stand, dachte er bei sich.

»Hilfst du mir beim Tisch decken?«, fragte Dana forsch und riss ihn aus seinen Gedanken.

Plötzlich erlebte Rohan die Situation wie im Zeitraffer. Josh befreite sich aus seiner Position, stand auf, ließ seine Hand los und nahm noch im selben Moment die von Dana, um ihr zu helfen.

Aus irgendeinem Grund beschlich ihn das Gefühl, dass es mit den beiden nicht so war wie bei ihm und seinen Kerlen. Josh war kein Mensch für Kurzzeitbeziehungen und Dana nahm ihn mehr und mehr ein, bis sie ihn irgendwann ganz für sich beanspruchen würde. Er war hin- und hergerissen. Sollte er zu seinen Gefühlen stehen und doch noch einmal versuchen, Josh auf seine Seite zu ziehen, auch auf die Gefahr hin, ihn vielleicht ins Unglück zu stürzen? Oder sollte er sich damit begnügen, ab und zu eine liebevolle Geste von ihm zu bekommen, und ihn dafür glücklich werden lassen? Auch um den Preis, dass er vielleicht immer an ihm hängen und nie eine eigene Beziehung aufbauen würde?

Je mehr er darüber nachdachte, desto klarer wurde die Antwort in seinem Kopf.

Im Gegensatz zu Josh konnte er sich nicht einfach mit einem Mädchen zusammentun. Natürlich gab es Frauen, die er schön fand, aber eine Beziehung wäre für ihn unmöglich. Er liebte Josh, doch wenn er ihn nicht haben konnte, musste er zumindest jemanden kennenlernen, der ihm sehr ähnlich war. Da fiel ihm etwas ein.

Renè hatte Emil die Windeln gewechselt und ihn dann samt Schnuller schlafen gelegt. Als er zurückkam, merkte er sofort, dass etwas mit Rohan nicht stimmte. Er war ein guter Beobachter und brauchte nicht lange, bis er bemerkte, wie deprimiert dieser auf der Hollywoodschaukel saß und grübelte. Josh half Dana und war deshalb abgelenkt.

»Hey, ist alles in Ordnung?«, fragte er ihn freundlich und setzte sich neben ihn.

»Hm? Ja ja … alles okay«, versuchte sein Gegenüber ihn zu täuschen, doch er spürte, dass da so einige Depressionen in dem jungen Mann lauerten, und wollte ihn aufmuntern.

»Du, ähm ... Josh hat mir erzählt, du kennst dich mit Gitarren aus? Ich hab hinten im Schuppen noch so ein altes Teil, eine E-Gitarre von Gibson. Würdest du mir da vielleicht mal schnell deine Meinung zu sagen, bevor der Kuchen kommt?«

»Ähm ... ja, klar.« Etwas verunsichert erhob sich Rohan und übergab Anna seinem Bruder, selbst wenn diese ganz offensichtlich lieber bei ihm geblieben wäre. Auch Josh war überrascht, doch er freute sich, dass die beiden etwas hatten, worüber sie sprechen konnten.

Rohan folgte Renè in den hinteren Teil des Gartens, beobachtete, wie er einen Schuppen aufschloss, und staunte nicht schlecht, darin eine alte, aber durchaus noch hochwertige Harley stehen zu sehen.

»Wow. Ist das dein Motorrad?«, hakte er irritiert nach und fuhr mit den Fingerspitzen über den rissigen Ledersattel. »Die wilde Seite des Biker-Docs?«

»Ja. Stell dir vor, auch ich hatte mal eine Sturm-und-Drang-Zeit.« Der Arzt lachte verlegen. »Aber das ist lange her.« Renè öffnete einen Schrank und holte daraus einen alten Gitarrenkoffer hervor. Beim Aufklappen sah man zuerst dunkelgrauen Plüsch und mittendrin lag sie. »Hier ist das gute Stück. Top in Schuss, nur ein paar wenige Kratzer! Müsste aber sicher mal gestimmt werden.«

Rohans Augen weiteten sich, als er das blutrote Musikinstrument mit den schwarz-silbernen Applikationen in die Hand nahm. »Das ist auf jeden Fall keine normale Gibson!« Er sah noch genauer hin und bekam dann richtig Herzrasen. »Das ... das ist ... eine 1958er Les Paul Double Cut Reissue!!!« Sein Hals wurde trocken. »In ... in Cherry Red! Die kostet fast viertausend Tacken!«

»Dieser alte Schlawiner!« Renè schüttelte grinsend den Kopf und sprach mehr zu sich selbst. »Er sagte, sie sei um die sechstausend wert.«

»Na ja, kommt darauf an, wer da drauf schon gespielt hat!«, korrigierte sich Rohan und schämte sich für seine abrupt schwitzigen Hände, die dieses grandiose Instrument befeuchteten. »Es gibt sehr viele Wertsteigerungsmöglichkeiten in dem Bereich. Wo hast du die her?«

Renè sah zu Boden, lächelte aber noch immer. »Na ja, ein guter Freund hat sich eine Menge Geld von mir geborgt und mir die da als Pfand gegeben. Aber ich kann nicht spielen, wenn ich sie allerdings verkaufe, bringt er mich um. Er will sie irgendwann auslösen, sobald er mir das Geld zurückzahlen kann.«

»Oh.« In Rohan war gerade ein Funken Hoffnung aufgekeimt, Joshs Vater würde ihm das göttliche Brett überlassen, doch bei einem solchen Wertstück war der Gedanke an sich aberwitzig. »Aber dann solltest du dir das Teil wenigstens an die Wand hängen! Im Haus und nicht in diesem Schuppen, in dem es im Winter sicher nicht trocken ist! Das ist eine Schande! Willst du, dass sich der ganze Korpus verzieht? Der ist aus Mahagoni, verdammt!«

Rohans Empörung brachte Renè zum Lachen, dennoch nickte er einsichtig. »Schon gut, schon gut, ich nehm sie mit rein.« Dann ergriff er endlich die Initiative und sagte einfach geradeheraus, weshalb er wirklich mit Rohan allein reden wollte: »Übrigens, ich kann mir gut vorstellen, dass diese ganze Joshs Vater taucht plötzlich auf – Sache schwierig für dich ist und du vielleicht auch ein wenig traurig darüber bist, dass sich dein eigener Vater bisher nicht gemeldet hat. Aber ... na ja, ich möchte dir versichern, dass du keine Angst haben brauchst, jetzt hinten runterzufallen, nur weil ich aufgetaucht bin.« Er räusperte sich und legte zögernd die Hand auf Rohans Schulter, was dieser kritisch beäugte. »Was ich damit sagen will: Wenn du mal reden möchtest oder Probleme hast, die du nicht mit Josh besprechen kannst, habe auch ich von jetzt an immer ein offenes Ohr für dich!«

Dieses Angebot überraschte Rohan. Er hatte nicht erwartet, dass Renè für ihn den Ersatzdaddy spielen würde, doch irgendwie fand er es nett. Vor allem angesichts der Tatsache, dass der Mann schon vier eigene Kinder hatte! »Ähm ... danke«, erwiderte er schließlich und versuchte zu lächeln.

»Du, sag mal ...«, fuhr Renè fort und kam nun endlich auch zu der einen Angelegenheit, die ihm überaus unangenehm war. »Josh meinte zu mir, dass er dich sehr liebt, aber euer kleines ... Techtelmechtel ein Ausrutscher war. Siehst du das auch so?«

Rohan zuckte zusammen. Er wusste nicht, dass Josh es als Ausrutscher empfand, mit ihm geschlafen zu haben. Dieser Gedanke tat ihm weh, doch er versuchte, drumherum zu reden, um die Frage nicht direkt beantworten zu müssen. »Na ja, ich ... fühle mich ziemlich beiseitegeschoben von seiner neuen Freundin. Früher haben wir immer alles zusammen gemacht, doch jetzt wird er alles mit ihr machen. Irgendwann werden sie heiraten, Kinder kriegen und dann sehen wir uns höchstens noch zu manchen Feiertagen oder zu meinem Geburtstag ... das macht mir eine scheiß Angst!«

Renè hörte aufmerksam zu und zog ein nachdenkliches Gesicht. »Weißt du, ich war mal in einer ähnlichen Situation. Mein bester Freund Goh, den ich zwar nicht von Kindheit an kenne, der aber trotzdem an mir hängt wie niemand sonst, hatte genau dieselben Ängste wie du. Früher, so mit siebzehn, war ich in seiner Motorradgang. Er war unser Anführer, ich seine rechte Hand, sozusagen. Schwer zu glauben, wenn man mich heute sieht, ich weiß. Na jedenfalls haben wir jeden Tag zusammen verbracht. Er holte mich später auch immer von der Uni ab und dann machten wir den unmöglichsten Mist, jeden Tag! Wir durchsuchten verlassene Häuser, donnerten mit den Maschinen durch die Landschaft und hatten wegen ihm, der überall was hat mitgehen lassen oder sich prügelte, andauernd Ärger mit der Polizei.« Er seufzte und plötzlich wurde seine Stimme etwas schwerer. »Eines Tages lernte ich Bella kennen und sagte Goh danach immer öfter ab, weil ich mit ihr zusammen sein wollte ... Na ja, du siehst ja, was aus uns geworden ist, und ich bin bis heute glücklich mit ihr. Goh hingegen hatte immer nur kurze Beziehungen, oft auch nur One-Night-Stands mit Frauen oder Männern, und nie dauerten seine Affären länger als drei Monate. Später, als Bella schwanger wurde, verließ ich die Gang und wir dachten, das wäre das endgültige Aus für unsere Freundschaft.«

Rohan sah ihn gespannt an. »Na und weiter? Was ist jetzt mit ihm? Liegt er auf den Hund gekommen in der Gosse und heult dir nach?«

Renè lachte und klopfte Rohan auf die Schulter. »Identifiziere dich bitte nicht zu sehr mit ihm. Goh und ich hatten nie eine sexuelle Beziehung und ich liebe ihn auch nicht! Zumindest nicht so, wie ich Bella liebe. Es ist nur anders gekommen, weil er nie lockergelassen hat. Der verrückte Kerl stand jeden Tag mit dem Motorrad vor der Uni und wartete auf mich, auch wenn ich nur einmal in der Woche mit ihm fuhr. Bis heute hat sich daran kaum etwas geändert. Wir sehen uns mindestens dreimal die Woche. Er kreuzt ständig bei mir in der Praxis auf oder wartet hier, ist anhänglich wie die Pest, ... aber ich freue mich trotzdem jedes Mal, wenn ich ihn sehe. Ich finde es schön, dass er sich immer noch so sehr um unsere Freundschaft bemüht, und glaube fast, inzwischen ist meine Familie ebenfalls zu seiner geworden. Er liebt die Mädchen genauso wie sie ihn, auch wenn er das niemals zugeben würde. Er passt ständig auf sie auf oder fährt Paula zu ihren Nachmittagskursen, wenn Bella und ich gerade keine Zeit haben.«

Rohan runzelte die Stirn. »Hast du keine Angst, dass er und deine Frau was miteinander am Laufen haben oder dass er deinen Kindern was antut?«

»Wie kommst du denn darauf?« Renè sah Rohan entsetzt an. »Ja, Goh ist ein Dieb, ein Draufgänger und ein ziemlicher Halsabschneider, aber er ist definitiv kein Kinderschänder und auch kein Verräter. Er hat früher nicht nur einmal sein Leben für mich riskiert, und nun hat er niemanden mehr außer mir und meiner Familie. Er würde unsere Freundschaft für nichts aufs Spiel setzen.«

»Woher willst du wissen, dass er dich nicht liebt?«, warf Rohan ein, denn diese Tatsache triefte für ihn aus jedem Satz, den Renè erzählte. »Warum sollte er denn so lange allein bleiben und dir seine gesamte Freizeit opfern, wenn er dich nicht lieben würde? Wahrscheinlich will er nur dein Glück nicht zerstören und sagt dir deshalb nicht, was er wirklich empfindet.« Ein trauriges Lächeln huschte bei diesen Worten über Rohans Gesicht.

Renè erstarrte. Aus dieser Sicht hatte er das Ganze noch nie betrachtet und genau genommen stimmte es nicht, dass er und Goh immer nur eine freundschaftliche Beziehung geführt hatten.

Er entsann sich vage. Es gab da mal so eine Sache, kurz bevor er Bella kennengelernt hatte ...

Sie waren mit den Motorrädern unterwegs gewesen, mitten im strömenden Regen, leichtsinnig wie immer, und kamen gerade aus einem Club in der Stadt, in dem Goh einen kleinen Gig mit seiner Band gehabt hatte. Der Tourbus seiner Jungs wäre deutlich bequemer gewesen, doch er begleitete Renè immer nach Hause. Aus Langeweile, wie er sagte ...

Auf der Hälfte der Strecke steigerte sich der Regen zu einem richtigen Monsun. Der Wind drückte so sehr, dass die Maschinen fast von der rutschigen Straße gedrückt wurden, und irgendwann war der Sturm so stark, dass sie nicht mehr weiterfahren konnten. Deshalb mussten sie mit nur einer trockenen Decke, die Goh zufällig noch in der Seitentasche seines Motorrads hatte, notdürftig in einer Scheune mitten auf einem Feld übernachten. Die Nacht war eisig kalt, sodass sie sich, um nicht zu erfrieren, eng aneinanderdrängten. Goh kannte einen Trick, mit dem man sich noch wärmer halten konnte. Sie entledigten sich beide ihrer Kleidung und breiteten sie auf dem Stroh aus, damit dieses die Feuchtigkeit heraussaugen konnte. Daneben legte sich Goh auf die warme, aber piksende Unterlage und auf dessen Bauch sollte Renè dann ruhen. Der zog vorsichtig die Decke über sich, welche sie vorher mit Stroh bedeckt hatten.

Goh besaß den schönsten männlichen Körper, den Renè je gesehen hatte. Seine strammen Muskeln und seine dennoch so schlanke Figur … Kein Wunder, dass ihm so viele Mädchen und Jungs zu Füßen lagen. Sein Freund umarmte ihn sanft und Renè presste sich an ihn, um noch mehr von seiner Wärme zu bekommen. Irgendwann bemerkte er, wie schwer Goh atmete, dessen Körper immer heißer wurde, je mehr Zeit verging.

Auch an das kurze Gespräch danach erinnerte er sich bis heute in allen Einzelheiten:

»Alles okay?«, hauchte er ihm ins Ohr.

»Hör auf zu reden!«, fauchte ihn sein bester Freund an, doch seine Hände, die zuerst nur locker auf seinem Rücken gelegen hatten, drückten ihn nun noch enger an sich. Goh hatte die Beine ein wenig gespreizt, sodass sein Schwanz dazwischen hing und nicht auf seinem Bauch lag, was Renè zunächst gar nicht bemerkte. Ihre Wangen lagen aneinander und jeder konnte den Atemzug des anderen hören.

Gohs Atmen beschleunigte sich und Renè spürte, wie dessen Becken leichte Schubbewegungen machte. »Wenn wir einschlafen, erfrieren wir«, prophezeite er. »Stell dir mal vor, du rutschst von mir runter.«

Renè sah ihn an, doch durch die Dunkelheit der Nacht sah er dessen Gesichtszüge nicht. »Ich bin aber so müde.«

»Soll ich dich wachhalten?«, kam es wie aus der Pistole geschossen, als hätte Goh nur darauf gewartet. Renè zögerte, doch sein Kumpel säuselte ihm bereits zu: »Halt dich an meinen Schultern fest und rede nicht, sonst verbrauchst du wertvolle Energie!« Dann fummelte er eine kleine Tube Bodylotion aus seiner Jacke, die er mal aus irgendeinem Hotel hatte mitgehen lassen.

»Was ...?«

»Schhht!«, zischte er, drückte ihm die Öffnung der Tube direkt an seinen Schließmuskel und presste den gesamten Inhalt hinein.

»Hey, was machst du da?!«, schreckte Renè hoch, doch Goh bugsierte ihn mit der linken Hand wieder auf seine Brust.

»Halt endlich die Klappe! Ich sorge dafür, dass du warm und wach bleibst, das ist alles!«

Renè hielt sich zurück. Goh war der Erfahrenere von ihnen und würde schon wissen, was er tat. Selbst als er ihn mit zwei Fingern penetrierte, was ewig zu dauern schien, glaubte Renè noch immer daran, dass Goh ihn nur wachhalten wollte. Ihm wurde immer heißer und ans Schlafen war gar nicht mehr zu denken. Im Gegenteil! Renè überfluteten Fantasien, die er sich niemals zu träumen gewagt hatte!

Drei Finger hatte Goh bereits in ihm versenkt und steigerte mit kreisenden, fließenden Bewegungen seine Lust ins Unermessliche. Das Gesicht fest an Renès Wange gedrückt, schnaufte er, als müsse er sich unter großen Anstrengungen zusammenreißen.

Renè konnte Gohs heißen Atem spüren, denn dessen Mund war genau vor seinem.

---ENDE DER LESEPROBE---