Rising Storm - Am Abgrund entlang - Larissa Ione - E-Book

Rising Storm - Am Abgrund entlang E-Book

Larissa Ione

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Beschreibung

Eine Soap-Opera im Serienformat geschrieben von beliebten Romance-Autorinnen


Nachdem Markus Alvarez vor einigen Jahren wegen seines Vaters aus Storm geflohen ist, kehrt er jetzt wieder zurück. In Storm muss er sich nicht nur mit den Problemen seiner Familie, sondern auch mit seinen Gefühlen für Brittany Rush auseinandersetzen. Brittany, die Tochter des Senators, hat schon lange ein Auge auf Markus geworfen, doch die Dünkel ihrer Familie stehen ihrem Glück im Weg.


"Drama und Romantik pur" Darkfaerietales.com


Staffel 1, Episode 5


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Seitenzahl: 154

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Inhalt

TitelZu diesem Buch123456789101112Danksagungen der AutorinDie AutorinWeitere Episoden in dieser SerieWeitere Bücher der Autorin bei LYXImpressum

LARISSA IONE

Rising Storm

Am Abgrund entlang

Staffel 1Episode 5

Ins Deutsche übertragen von Anika Klüver

Zu diesem Buch

Nachdem Markus Alvarez vor einigen Jahren wegen seines Vaters aus Storm geflohen ist, kehrt er jetzt wieder zurück. In Storm muss er sich nicht nur mit den Problemen seiner Familie, sondern auch mit seinen Gefühlen für Brittany Rush auseinandersetzen. Brittany, die Tochter des Senators, hat schon lange ein Auge auf Markus geworfen, doch die Dünkel ihrer Familie stehen ihrem Glück im Weg.

1

Nach sechs Jahren zurück nach Hause in eine Kleinstadt zu kommen war ein seltsames Gefühl. Alles fühlte sich vertraut an, und doch war da auch etwas Fremdes und Distanziertes, das Marcus Alvarez den Eindruck vermittelte, dass er nicht mehr hierhergehörte.

Natürlich war es nicht gerade hilfreich, dass er sich seit gerade einmal fünf Minuten in der Stadt befand und bereits in eine Auseinandersetzung geraten war, woraufhin ihn der Sheriff, der der Bruder seines besten Freundes war, beinahe verhaftet hätte.

Als Marcus nun also in der Dunkelheit draußen vor Murphy’s Pub stand und von Leuten umgeben war, die er nicht mehr gesehen hatte, seit er die Stadt verlassen hatte, wirbelte eine komplizierte Mischung aus Emotionen durch sein Innerstes. Die Art von Emotionen, die ihn überhaupt erst aus der Stadt getrieben hatte.

Hier war es jedoch ein wenig anders. Denn die meisten Gefühle, die er in Bezug auf das Murphy’s hatte, waren gute. Er war hier praktisch aufgewachsen und hatte mit seinem besten Freund Logan Murphy zahllose Stunden im Hinterzimmer des Pubs verbracht.

Doch irgendwann war zwangsläufig immer sein Dad Hector aufgetaucht, und entweder hatte er Marcus aus dem Pub gezerrt und ihn nach Hause geschickt, denn: »Verdammt, Junge, jemand muss deine Mom im Auge behalten, sonst wird sie faul und vernachlässigt ihre Aufgaben«, oder Hector war bereits sturzbetrunken, wenn er in das Pub getorkelt kam, was allerdings seltener der Fall gewesen war. Dann hatte er seinen Arm um Marcus gelegt und angefangen, mit seiner Männlichkeit zu prahlen und ihm zu erzählen, was es bedeutete, ein Mann zu sein. Laut.

Marcus würde nie vergessen, wie er jedes Mal innerlich zusammengezuckt war, wenn ihn irgendein anderer Gast mitleidig angesehen hatte. Außerdem würde er nie vergessen, wie dankbar er immer gewesen war, wenn Logans Dad oder Grandpa ihm mit einem freundlichen, aber bestimmten »Hey, Kumpel, Logan könnte deine Hilfe im Lagerraum gebrauchen, wenn du mal eine Minute Zeit hast« aus der Misere geholfen hatte.

Hector hatte Marcus dann immer einen Klaps auf den Rücken versetzt wie ein stolzer Dad. »Geh nur, Sohn. Wir werden dann später ein paar Bälle werfen oder so was.«

Das war ebenso demütigend wie schwachsinnig gewesen. Hector war nicht stolz auf ihn, und sie hatten auch nie einen einzigen verdammten Ball geworfen.

Marcus konnte sich vorstellen, wie Hector dort im Eingang des Pubs stand, als wäre es gestern. Seine Augen waren vom Alkohol ganz glasig gewesen, wenn Marcus ihn furchtbar beschämt nach Hause geschleppt hatte. Nun, Jahre später, war er hier und dachte daran, wie verrückt es war, dass er die Stadt wegen Hector verlassen hatte … und auch seinetwegen zurückgekommen war.

»Marcus?« Logans Stimme riss ihn aus der Vergangenheit. Zum Glück. »Willst du auf ein Bier reinkommen?«

»Verdammt, ja. Nach einer dreiundzwanzigstündigen Fahrt könnte ich eins gebrauchen.«

»Bist du gerade erst angekommen?« Logan schaute zu seinem Bruder Dillon, der den Betrunkenen, gegen den Marcus gekämpft hatte, auf den Rücksitz seines Streifenwagens verfrachtete. »Und du weißt immer noch, wie man einen Auftritt hinlegt.«

Marcus hatte noch nie viel von Subtilität gehalten. »D, brauchst du mich für irgendwas?«

Dillon schlug die Autotür zu. »Nein. Wenn niemand Anzeige erstattet, werde ich ihn einfach nach Hause fahren. Wohnst du bei deiner Mom?«

»Fürs Erste.«

Dillon nickte. »Dann weiß ich ja, wo ich dich finden kann, falls ich dich brauche. Schön, dich zu sehen.«

»Gleichfalls.« Marcus wandte sich wieder Logan zu, doch bevor er etwas sagen konnte, schlang Ginny Moreno ihre Arme um ihn und drückte ihn kurz.

Als sie ihn losließ, konnte Marcus nicht umhin zu bemerken, wie toll sie aussah. Ein wenig müde vielleicht, aber wer wäre das nicht, nach allem, was sie durchgemacht hatte? Ihr Freund war bei einem Autounfall ums Leben gekommen, was schon schlimm genug war. Aber dann hatte sie im Krankenhaus, wo sie sich von ihren Verletzungen erholte, auch noch erfahren, dass sie schwanger war. Sie war wirklich eine starke Frau.

»Marcus, deine Mom und deine Schwestern werden so froh sein, dich zu sehen.« Ginny deutete auf die Frau neben sich. »Erinnerst du dich an Brittany Rush?«

»Ich erinnere mich.« Er musterte sie wohlwollend von ihren mit Glitzersteinen besetzten goldenen Sandalen bis hin zu der langen Mähne aus gewelltem blonden Haar, das sie zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. »Aber du bist jetzt deutlich größer als in meiner Erinnerung.« Und deutlich kurviger. Sie war nicht länger das niedliche, dürre Teenagermädchen in der Cheerleaderuniform. Stattdessen war sie nun eine Frau, die ihre Designerjeans und ihr Spitzentanktop perfekt ausfüllte.

Brittany errötete langsam. »Ich hatte gewissermaßen einen Wachstumsschub.«

Ginny verdrehte ihre großen braunen Augen, die so anders waren als Brits babyblaue. »Sie hat immer gejammert, weil sie so klein war. Nun beschwert sie sich darüber, dass sie keine High Heels tragen kann, weil sie dann größer als die meisten Jungs ist.«

Das konnte er sehen. Sie war vermutlich um die eins fünfundsiebzig groß, doch er überragte sie locker um zehn oder fünfzehn Zentimeter. »Aber nicht größer als ich.« Er zwinkerte Brittany zu. »Meinetwegen kannst du gerne High Heels tragen. Ich verspreche, dass ich dann immer noch größer bin als du.«

Aus irgendeinem Grund errötete sie noch stärker. »Das werde ich mir merken.«

Ginny ergriff die Hand ihrer Freundin. »Komm schon. Wenn wir nicht bald zu den Salts zurückfahren, wird sich Celeste Sorgen machen.«

Logan runzelte die Stirn. »Ihr wollt schon los?«

»Ginny, warte.« Brit legte eine Hand auf Ginnys Arm. »Können wir nicht noch ein paar Minuten bleiben? Ich meine, Marcus ist gerade erst angekommen. Es wäre unhöflich, so plötzlich aufzubrechen.«

»Ja«, stimmte Marcus zu. »Bleibt noch ein wenig. Dann können wir uns alle auf den neuesten Stand bringen.«

Ginny beäugte ihre Freundin, und Marcus hatte das Gefühl, dass die beiden Frauen eine wortlose Unterhaltung führten, die er nicht verstehen konnte. Vor allem als sie Brit ein kleines geheimnisvolles Lächeln schenkte und nickte.

»Ich werde Celeste anrufen.« Ginny schaute Marcus und Logan an. »Wir treffen euch dann drinnen.«

Marcus beobachtete, wie die Frauen zu Brittanys sportlichem kleinen schwarzen BMW gingen, in dem sie offenbar ihre Handtaschen und ihre Handys gelassen hatten. Dann folgte er Logan nach drinnen. Sofort drangen die vertrauten Gerüche des alten Holzes, des Whiskeys und der Popcornmaschine in der Ecke in seine Nase und sorgten dafür, dass er sich zu Hause fühlte.

Er fragte sich, ob er sich in seinem tatsächlichen Zuhause ebenso fühlen würde.

Logans Dad Aiden und sein anderer Bruder Patrick, die ebenfalls schwarzes Haar und blaue Augen hatten, kamen aus der Küche, und als sie Marcus sahen, musste er noch mehr Umarmungen über sich ergehen lassen. Nachdem sie ihn mit vielen freundlichen Worten willkommen geheißen hatten, verschwanden Patrick und Aiden wieder in der Küche. Vorher teilten sie ihm aber noch mit, dass er jederzeit im Pub willkommen sei, egal ob sie offiziell geöffnet hätten oder nicht.

Als Logan hinter die Bar ging, um sich ein Guinness zu zapfen, schaute er Marcus mit einem schelmischen Funkeln in seinen blauen Augen an. Diese Augen, die einen starken Kontrast zu seinem dunklen Haar und den dunklen Wimpern bildeten, hatten die Mädchen in der Schule immer verrückt gemacht.

»Lass mich raten«, sagte Logan gedehnt. »Du trinkst immer noch Fusel. Tut mir leid, Kumpel, aber wir servieren hier keine Pisse.«

Marcus lachte. »Komm mir bloß nicht so. Du hast doch damals alles getrunken, was du in die Finger bekommen konntest.«

»In der Not frisst der Teufel Fliegen.«

»Vor allem wenn man noch nicht alt genug ist, um legal Alkohol zu trinken.« Er deutete auf den Zapfhahn. »Gib mir was Einheimisches.«

»Geht klar.« Logan zapfte ein Saint Arnold Amber Ale und schob das Glas mit Schwung über die Theke. Marcus ergriff es, und sie gingen zu einer der Tischnischen in der Nähe der Bar.

»Für einen Freitagabend habt ihr ziemlich früh geschlossen«, sagte Marcus und schaute sich um.

Nichts hatte sich verändert. Nichts außer Logan. Sein Freund war muskulöser als früher und wirkte insgesamt kantiger, aber die größte Veränderung lag in seinen Augen. Das entspannte, fröhliche Funkeln, das stets ein Zeichen dafür gewesen war, dass er gleich jemandem einen Streich spielen oder einen Scherz machen würde, war verschwunden. An seine Stelle war eine Skepsis getreten, die das Ergebnis harter Lektionen war.

Logan setzte sich Marcus gegenüber in die Nische. »Heute Abend ist nichts los. Alle sind drüben beim Bierfest des Kreisjahrmarkts.« Er deutete auf den Flyer, den jemand auf dem Tisch liegen lassen hatte. »Also, was bringt dich zurück nach Storm?«

»Du meinst, jetzt?« Marcus zuckte mit den Schultern. »Ein paar Dinge.« Zum Beispiel Scham. »Mom hat es nicht gesagt, aber ich glaube, sie macht sich Sorgen um die Finanzen. Dad hat sie verarscht und im Stich gelassen. Du weißt doch, dass er abgehauen ist, oder?« Während Logan nickte, trank Marcus einen großen Schluck von seinem Bier, doch er reichte nicht aus, um den bitteren Geschmack aus seinem Mund zu spülen, den das Verhalten seines Vaters verursachte. »Und dann ist da noch Dakota. Mom und Mal befürchten, dass sie auf Abwege geraten könnte.«

»Ich bin sicher, es wird allen helfen, dich wieder hier zu haben.«

Da war er sich nicht so sicher, und darüber zu reden erinnerte ihn nur daran, dass er damals einfach davongelaufen war. Also trank er einen weiteren Schluck Bier und behielt seine Zweifel für sich.

Logan, der immer gut darin gewesen war, ihn zu durchschauen, wechselte das Thema. »Also, was hast du in den letzten paar Jahren so getrieben?«

Marcus spürte, wie das Bier in seinem Magen sauer wurde. »Ich weiß, dass ich nicht so oft geschrieben habe, wie ich es hätte tun sollen.«

»Du hattest deinen eigenen Kram zu regeln, Mann. Also, was ist passiert? Ich bin zur Grundausbildung gegangen, und dann erfahre ich plötzlich, dass du die Stadt verlassen hast. Ich habe nichts mehr von dir gehört, bis ich ein Jahr später diesen ersten Brief mit einem Poststempel aus Montana bekam.«

Marcus schämte sich so sehr, dass er seinem Freund nicht in die Augen schauen konnte. Stattdessen konzentrierte er sich auf das Kondenswasser, das sich außen an seinem Glas bildete. Er hatte so viele Leute im Stich gelassen, als er einfach verschwunden war. Dass die Dinge eventuell sogar noch schlimmer geworden wären, wenn er geblieben wäre, spielte keine Rolle. Seine Beziehung zu seinem Vater war mit jedem Jahr, das vergangen war, angespannter und aggressiver geworden. Und als Marcus dann seinen Highschoolabschluss in der Tasche gehabt hatte, hatte sie einen Wendepunkt erreicht. Und doch war seine Mutter diejenige gewesen, die ihm den endgültigen Anstoß gegeben hatte, denn nach einem gewalttätigen Zwischenfall im Garten hinter dem Haus ergriff sie Partei für Hector. Das hatte sehr viel mehr wehgetan als jeder Einzelne von Hectors Schlägen.

»Ich musste weg.« Marcus senkte die Stimme, als Logans Dad an ihnen vorbeiging, um die Popcornmaschine zu reinigen. »Die Situation mit meinem Vater … Das war echt übel.«

»Also bist du nach Montana gefahren?«

Marcus schnaubte. »Das hatte ich so nicht geplant. Ich musste so weit wie möglich von meinem Dad weg, also bin ich einfach gefahren, bis ich kein Geld mehr fürs Benzin hatte. Ich sah eine Ranch, die auf einem Schild verkündete, dass dort eine Aushilfe gesucht würde. Also dachte ich mir, ich könnte dort eine Weile arbeiten. Mein Leben wieder auf die Reihe bekommen, verstehst du?« Er trank einen Schluck Bier. »Das stellte sich als das Klügste heraus, was ich je getan habe.«

Logans Dad brachte ihnen eine Schüssel mit übrig gebliebenem Popcorn, und nachdem er wieder verschwunden war, sagte Logan: »Klingt, als wäre dein Boss … Wie heißt er noch mal? Ian?« Marcus nickte, und Logan fuhr fort. »Klingt, als wäre er ein toller Kerl.«

Toll? Gute Güte, Ian Briggs war beinahe ein Heiliger. In seinem ersten Jahr auf der Briggs-Ranch war Marcus eine Katastrophe gewesen. Oh, er hatte schnell gelernt und war ein guter Rancharbeiter. Aber in seiner Freizeit hatte er immer Streit gesucht. Ian hatte ein halbes Dutzend Mal mit den örtlichen Behörden reden müssen, um die Wogen zu glätten, und einmal hatte er ihn sogar auf Kaution aus dem Gefängnis geholt. Okay, zweimal.

»Ian ist ein ehemaliger Marinesoldat.« Marcus lächelte liebevoll. »Ein echt harter Knochen. Er hat eine Menge durchgemacht. Er hatte einen Sohn, der in meinem Alter wäre, wenn er noch leben würde. Ich schätze, er sah etwas von seinem Sohn in mir und dachte, ich wäre es wert, gerettet zu werden.«

Es war ein langer, steiniger Weg gewesen, aber Ian hatte Marcus nicht aufgegeben. Nach und nach hatte Ian Marcus’ emotionale Mauern eingerissen und ihm geholfen, seine Wut und seine Angst zu verstehen. Außerdem hatte er Marcus beigebracht, wie er seine Gefühle mithilfe von Kampftraining in andere Bahnen lenken konnte. Zuerst war es Marcus seltsam vorgekommen, dass Ian ihm zeigte, wie man richtig kämpfte. Schließlich hatte ihn das Kämpfen schon so oft in Schwierigkeiten gebracht. Aber er hatte nicht lange gebraucht, um zu erkennen, dass er immer selbstsicherer und furchtloser wurde, je mehr er über den Umgang mit sich selbst und seinen Gefühlen lernte.

Er hatte gemerkt, dass er nicht zwangsläufig seine Fäuste einsetzen musste, um irgendetwas zu beweisen. Zu dumm, dass sein Dad diese Lektion nie gelernt hatte.

Logan lehnte sich auf seinem Platz zurück. Das Lederimitat quietschte, als er sich bewegte. »Also … gehst du zurück?«

»Das ist der Plan.« Marcus fischte ein Stück Popcorn aus der Schüssel. »Er will, dass ich in ein paar Jahren die Ranch übernehme.«

Logan zog eine Augenbraue hoch. »Ich hätte nie gedacht, dass das Ranchleben etwas für dich ist.«

»Das Ranchleben?« Ginny ließ sich neben Logan auf die Bank gleiten, und Marcus grinste, als Brittany neben ihm Platz nahm. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Marcus Kühe hütet.«

Brittany griff nach dem Popcorn. »Ich schon.« Sie schenkte ihm ein neckisches Grinsen. Sofort raste sein Puls wie wild, und er musste sich daran erinnern, dass er nicht nach Storm zurückgekehrt war, um sich auf eine flüchtige Affäre einzulassen. Wenn es nach ihm ging, würde er nächsten Monat wieder weg sein. »Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er sie melkt.«

Marcus lachte. »Ich habe in meinem ganzen Leben noch keine Kuh gemolken.«

Auf der anderen Seite des Tischs seufzte Ginny und zwängte sich aus der Nische. »Ich muss auf die Toilette«, sagte sie. »Schon wieder.«

Brit wandte sich an Marcus. »Die Schwangerschaft macht sie fertig.«

»Mich und meine Blase.« Ginny ging in Richtung der Toiletten, und Marcus erwischte Logan dabei, wie er auf ihren hin- und herschwingenden Hintern starrte. Als ihm klar wurde, dass man ihn ertappt hatte, lief er so rot an, dass man es sogar im dämmrigen Licht des Pubs sehen konnte.

Wäre Brit nicht da gewesen, hätte Marcus ihn ordentlich aufgezogen. Stattdessen wandte er sich an sie. »Geht es ihr gut?«

»Ja.« Brit rutschte auf ihrem Platz herum und streifte dabei sein Knie mit ihrem. Sofort breitete sich Wärme in seinem Körper aus. Herrgott, wann war sie so verdammt schön geworden? Er musste sich zwingen, sie nicht anzustarren wie ein Lustmolch. »Sie muss nur ziemlich oft pinkeln.«

Logan schaute Marcus über den Rand seines Glases hinweg an. »Was weißt du über Ginnys Situation?«

Marcus fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. Er musste es dringend schneiden lassen. Als er Storm verlassen hatte, hatte er einen Kurzhaarschnitt und eine dazu passende Einstellung gehabt. Seitdem war er entspannter geworden, was auch sein wirrer Haarschopf widerspiegelte.

Aber vielleicht war das gar nicht so schlimm. Vielleicht brauchte er etwas, das ihn daran erinnerte, dass er nicht mehr der wütende Junge war, der in seiner Verzweiflung, aus Storm wegzukommen, Schleuderspuren auf der Straße hinterließ.

»Mallory hat mir eine E-Mail geschrieben«, sagte er. »Sie hat erwähnt, dass Ginny und Jacob Salt auf dem Heimweg vom College einen schlimmen Unfall hatten, dass Jacob dabei ums Leben kam und dass Ginny gerade herausgefunden hat, dass sie von ihm schwanger ist. Das ist echt beschi…« Er hielt inne, als er sich daran erinnerte, dass Brit neben ihm saß. »Das ist echt übel. Wie kommt sie zurecht?«

»Gut. Ich meine, sie ist gesund und fängt langsam an, ihr Leben wieder in geordnete Bahnen zu lenken.«

»Und«, sagte Brit mit einem eindeutigen Blick, »du bist ein großer Teil davon.«

Marcus schaute Logan scharf an. Er war mit Ginny zusammen? Herrje, das hatte Marcus nicht erwartet. Er wusste nicht, warum ihn das so überraschte. Vielleicht lag es daran, dass er in Logan immer noch seinen Highschoolkumpel sah. Den Freund, der geschworen hatte, dass er niemals sesshaft werden würde. Vor allem nicht mit einer »Tussi mit Ballast«, wie er es früher immer genannt hatte.

Ginny kam zurück, und als sie sich dieses Mal hinsetzte, nahm sie Logans Hand in ihre. Logan wollte etwas sagen, aber das schrille Klingeln von Marcus’ Handy unterbrach ihn. »Nur zu«, sagte Logan und deutete auf das Gerät.

Marcus überprüfte seine Textnachrichten. Er hatte eine von Ian bekommen, der wissen wollte, ob Marcus sicher in Storm angekommen war, und eine von seiner Mutter.

»Hey«, sagte er und steckte das Handy in seine Tasche, »ich muss los. Mom schreibt, dass sie gerade alleine zu Hause ist, und ich wollte erst mal mit ihr sprechen, ohne dass meine Schwestern dabei sind. Können wir das hier später fortsetzen?«

»Kein Problem.«

Alle standen auf, und Logan umarmte Marcus fest. »Ich bin froh, dass du zurück bist. Unter uns gesagt: Diese Stadt wird nicht wissen, wie ihr geschieht.«

Daran hegte Marcus keinen Zweifel. Die Frage war nur, ob das etwas Gutes war … oder etwas Schlechtes.

2

Brittany Rush hatte sich seit Ewigkeiten nicht mehr so lebendig gefühlt. Marcus war zu Hause.