Rogolf der Barde, Live-Rollenspiel, LARP, Hexen, Dämonen, Magier, Rollenspieler, Feuerwerk, Magie, Schwerter, Walpurgisnacht, Harz, Rügen, Höhlen, Zwerge, Dimensionstor, Keltischer Schildknoten, Laute - Rolf Horst - E-Book

Rogolf der Barde, Live-Rollenspiel, LARP, Hexen, Dämonen, Magier, Rollenspieler, Feuerwerk, Magie, Schwerter, Walpurgisnacht, Harz, Rügen, Höhlen, Zwerge, Dimensionstor, Keltischer Schildknoten, Laute E-Book

Rolf Horst

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  • Herausgeber: tredition
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2024
Beschreibung

Es geht um einen Mann der durch einen Arbeitskollegen zum Fantasy-Live-Rollenspiel kommt. Für ein solches Wochenende verwandelt er sich in Rogolf den Barden. Er erlebt allerlei Abenteuer und schreibt darüber seine Lieder. Bei einem dieser Rollenspiele wird er von einer jungen Frau verflucht und ermordet. Diese Frau nimmt auch an dem Wiederbelebungsritual teil. Noch an diesem Wochenende stellen sich bei Rogolf Albträume und Migräne ein. Ihm widerfahren merkwürdige Dinge, so dass er seinen Kollegen bittet, ihm die Telefonnummer und den Namen der jungen Frau zu geben. Jetzt lernt er Mandy kennen, die in unserer realen Welt für die Liga der weißen Magiekundigen arbeitet. Sie hat in Rogolf einen Mitstreiter und seine wahre Berufung erkannt. So wird Rogolf der Nachfolger von Olga, die aus Altersgründen nicht mehr mit einer sehr speziellen Laute spielen kann. Von Jetzt auf Gleich wird er in Abenteuer auf Leben und Tod verstrickt. Mal geraten ihm fremde Menschen in Gefahr, mal ist es Mandy, die gerettet werden muss, aber auch Rogolf selbst wird das Opfer einer Entführung und soll geopfert werden. In diesem Sammelband sind die bisher erschienenen vier Abenteuerbücher zusammengefasst. Band 1, Noten des Todes. Band 2, In eigener Sache. Rogolf wird verdächtigt mit dem Bösen zusammenzuarbeiten und am Verschwinden zweier Frauen beteiligt zu sein. Band 3, Walpurgisnacht. Während die Liga, die Feierlichkeiten zur Walpurgisnacht überwacht, um echte Hexen ausfindig zu machen, wird Rogolf entführt. Band 4, Heimspiel. Mandy und Rogolf nehmen endlich wieder an einem Wochenendevent teil. Leider haben sich unter den Teilnehmer*innen auch echte Hexen eingeschlichen. Wieder beginnt ein Kampf auf Leben und Tod.

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Rolf Horst  
Rogolf der Barde  
Gesammelte Werke  
Band 1 -4  
Für alle die bisher noch keine Geschichte über  
Rogolf den Barden gelesen haben, sind hier al-  
le vier bisher erschienen Abtenteuer in einem  
Buch zusammengefasst.  
Angefangen über Band 1 – Noten des Todes –  
in dem Rogolf zum ersten Mal bekanntschaft  
mit der Liga der weißen Magiekundigen  
macht. Es folgt »In eigener Sache«. In diesem  
zweiten Band gerät Rogolf selbst unter Ver-  
dacht mit dem Bösen zusammenzuarbeiten.  
Band 3 erzählt von den Erlebnissen rund um  
die »Walpurgisnacht« und im bisher letzten  
Buch »Heimspiel« werden Mandy und Rogolf  
zu einem Live-Rollenspiel eingeladen, bei dem  
sich auch das Böse einnistet. Erneut geht es für  
die Beiden und ihre Gefährten um Leben und  
Tod.  
2
Rolf Horst  
Rogolf der Barde  
Band 1 - 4  
Fantasy  
3
Über den Autor: Rolf Horst ist Jahrgang 1960 und lebt mit seiner Frau,  
einer Hündin und einer Katze in eine norddeutschen Kleinstadt.  
In der Reihe über Rogolf den Barden sind bisher die folgende Bände  
erschienen:  
Band 1 – Noten des Todes  
Band 2 – In eigener Sache  
Band 3 – Walpurgisnacht  
Band 4 – Heimspiel  
© 2024 Rolf Horst  
ISBN Softcover:  
ISBN Hardcover:  
ISBN E-Book:  
978-3-384-16982-2  
978-3-384-16983-9  
978-3-384-16984-6  
Druck und Distribution im Auftrag des Autors:  
tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg,  
Germany.  
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich ge-  
schützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Ver-  
wertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikati-  
on und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu errei-  
chen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice",  
Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.  
4
Noten des Todes  
Seit seinem letzten Fantasy-Live-Rollenspiel  
war etwas anders und er wusste noch nicht ge-  
nau was. Seine Figur des Barden war im Sze-  
nario ermordet worden und das Ritual, das die  
Magiekundigen ausgeführt hatten, um ihn wie-  
der ins Leben zurückzuholen, war irgendwie  
merkwürdig verlaufen. Seit diesem Wochenen-  
de hatte er immer den selben Traum von einer  
Wohnung in einem ganz bestimmten Haus und  
die Mieterin war tot. Eine Stimme sagte ihm,  
das nur er helfen könnte. Und plötzlich pas-  
sierten merkwürdige Dinge um ihn herum. Er  
bekam die Würde und Bürde des Lautenspie-  
lers übertragen und musste sich von da an mit  
den Mächten der Finsternis befassen. Auf Le-  
ben und Tod.  
5
6
Vorwort  
Fantasy Rollenspiele, darunter hatte ich mir  
lange Zeit nichts vorstellen können und doch,  
es gab sie. Ein früherer Kollege von Rogolf  
veranstaltete mit einigen Freund*innen solche  
Rollenspiele und nahm auch bundesweit daran  
teil. Rogolf konnte sich überhaupt nicht vor-  
stellen, als Schwertschwingender Raufbold  
durch die Szenerie zu turnen. Also besann er  
sich auf das, was er konnte, Gitarre spielen  
und Lieder texten, so wurde aus ihm Rogolf  
Götz von Knochenheim, der Barde und Min-  
nesänger. Oder kurz, Rogolf der Barde. Er be-  
gleitet mich mittlerweile seit über 30 Jahren.  
Seine Teilnahme an einigen Rollenspielen mit  
dieser Figur und seine Erzählungen darüber  
haben mich inspiriert, ein Fantasy-Buch zu  
schreiben, bei dem Rogolf auf eine harte Probe  
gestellt wird.  
7
8
Der Barde bewegte sich auf die Schänke zu, er  
hatte Hunger und wollte noch eine Kleinigkeit  
essen. Im schummrigen Licht sah er drei  
Zwerge stehen und um ihre Beute feilschen.  
Direkt auf ihn zu kam diese junge Frau, deren  
Namen er nicht kannte. Er wusste nur, dass sie  
bei den letzten Rollenspielen immer für ein  
paar Taler Massagen angeboten hatte oder die  
Männer von ihrem Drei-Tage-Bart befreite.  
Und sie mochte ihn nicht. Sie hatte ihm schon  
ein paar Mal vorgeworfen, dass er sich immer-  
zu theatralisch in Szene setze und dann auf  
spektakuläre Weise zu Tode käme.  
Als sie auf seiner Höhe war, warf sie ihm ei-  
nen eisigen Blick zu und zischte einen schauri-  
gen Fluch in seine Richtung. Es lief ihm eis-  
kalt den Rücken herunter, dann sah er ihr Ra-  
siermesser aufblitzen und sie deutete einen  
Schnitt an seinem Hals entlang an und ver-  
schwand im Dunkel. Also kein Abendessen, er  
war gerade umgebracht worden. Rogolf schau-  
te sich kurz um, in welche Richtung er umfal-  
len solle. Dann trat er plötzlich gegen die Um-  
randung der Sandkiste, stolperte und fiel zur  
Seite. „Um den Aufprall zu mindern, muss ich  
die Laute fallen lassen“, dachte er, aber da  
stieß er schon mit dem Kopf an den großen  
9
Stein neben der Sandkiste.  
Die Zwerge hatten den Sturz mitbekommen  
und auch die Gestalt verschwinden sehen. Sie  
liefen sofort los um Beute zu machen. Wenn  
schon einmal einer von alleine umfällt, dann  
kann man ja wenigstens sehen, was für einen  
selbst dabei herausspringt. Als eine Zwergin  
allerdings Blut an ihren Händen bemerkte, war  
es mit der Ruhe vorbei. Einer lief los, um Hilfe  
zu holen. Nachdem die kleine, blutende Platz-  
wunde an seinem Kopf versorgt war, schilderte  
Rogolf kurz den Hergang und legte sich drau-  
ßen vor der Schänke wieder hin, schließlich  
war er ja gemeuchelt worden. Nun musste man  
ein paar Magiekundige finden, die bereit wa-  
ren ihn wieder ins Leben zurückzuholen, also  
ein entsprechendes Ritual durchzuführen.  
Die Spielleitung fand sich zusammen und beri-  
et kurz die neue Situation. Dann wurde der  
Schankwirt angewiesen, alles was er an Magi-  
er*innen, Heilkundigen, Kräuterfrauen und  
Hexen finden kann, aufzufordern in der Schän-  
ke zusammenzukommen. Was keiner wusste,  
auch die Frau, die Rogolf umgebracht und ver-  
flucht hatte, war unter diesen Magiekundigen.  
Nachdem alle ihre für das Ritual notwendigen  
10  
Utensilien zusammengetragen hatten, traten  
sie vor die Schänke und bildeten einen Kreis  
um den Barden.  
Er selbst hatte auch schon bei solchen Ritualen  
geholfen, er kannte Heilungslieder und unter-  
stützte damit gerne die großen Magier*innen  
bei ihrer Arbeit. Aber jetzt galt das Ganze ihm,  
der „tot“ am Boden lag. Als erstes fing sein  
Arbeitskollege an, der dieses Mal als weißer  
Magier teilnahm. Er stellte allerlei Räucher-  
werk auf und sprach merkwürdig klingende  
Worte, überall um Rogolf herum zischten  
Wunderkerzen und Sprühfeuerwerk. Als dann  
diese Frau mit ihrem magischen Singsang be-  
gann, spürte er eine nie zuvor erlebte Energie  
in seinem Körper. Ihm wurde kalt, dann heiß,  
er hatte das Gefühl er würde schweben und  
dann fühlte sich sein Körper schwer wie Blei  
an. Das gesamte Ritual dauerte über eine Stun-  
de bis alle ihre Heilungs- und Wiederbele-  
bungsriten durchgeführt hatten. Die Spiellei-  
tung bestätigte, das Rogolf erfolgreich wieder-  
belebt worden war. Einzige Auflage war, dass  
hatte sich seine „Mörderin“ ausgedacht, dass  
er sich nicht mehr genau an den Tathergang  
und den oder die Täter*in erinnern konnte.  
11  
In dieser Nacht hatte er zum ersten Mal diesen  
Traum von einer toten Frau in einer Wohnung  
und er kannte weder diese Frau noch die Woh-  
nung. Er betrat das Haus und ging die Treppe  
hinauf, die Wohnungstür stand offen. Ein selt-  
sames Gefühl beschlich ihn, als ob eine beson-  
dere Energie dort vorhanden war. Nachdem er  
vorsichtig einige Räume betreten hatte, fand er  
die Wohnungsinhaberin regungslos auf dem  
Boden liegend im Wohnzimmer. Er nahm sei-  
nen Rucksack von der Schulter, packte seine  
kleine Harfe aus und stellte verschiedene Räu-  
chergefäße auf. Dann begann er ein Lied zu  
singen, der Text war auf Lateinisch, was er gar  
nicht konnte und doch, er sang dieses Lied und  
spielte dazu eine Melodie. Nach etwa einer  
halben Stunde packte er alles wieder ein und  
verließ die Wohnung. Unten an der Haustür  
kam ihm ein Rettungssanitäter entgegen und  
fragte ihn, wo sich die Frau befindet. Rogolf  
erklärte ihm, welche Wohnung es war und ver-  
schwand.  
Am nächsten Morgen wachte er mit so starken  
Kopfschmerzen auf, das er sich erst einmal  
übergeben musste. Da war wieder seine Migrä-  
ne und er nahm seine Tabletten dagegen ein.  
Die Zeit bis zum Mittag verging wie im Flug,  
12  
alle waren mit Abbau- und Aufräumarbeiten  
beschäftigt. Rogolf nahm sich einen Kaffee  
und ging zu seinem Kollegen Hans. Er erzählte  
ihm von seinem Traum und Hans meinte, das  
mit dem Sturz auf den Stein und dem stunden-  
langen Ritual sei wohl doch etwas zuviel für  
ihn gewesen. Er riet ihm gleich nach Hause zu  
fahren und nicht noch bis zum Abend zu blei-  
ben. Das tat Rogolf dann auch.  
Zuhause angekommen räumte er nur kurz das  
Kostüm, die Instrumente und alle anderen  
Utensilien beiseite, ging duschen und ver-  
schwand im Bett. Er schlief sofort ganz tief ein  
und hatte denselben Traum wie in der Nacht  
zuvor, aber noch viel intensiver. Er wachte im-  
mer wieder schweißgebadet auf und hatte das  
Gefühl von tausenden Stimmen in seinem  
Kopf, die alle durcheinander redeten.  
Am nächsten Morgen wachte er wieder mit  
diesen höllischen Kopfschmerzen auf und  
schon beim Einnehmen seiner Migränetablette  
dachte er an die mahnenden Worte seines Neu-  
rologen: „Egal wie oft sie Migräne haben, sie  
dürfen maximal 6 Tabletten im Monat neh-  
men!“  
Er versuchte trotz der Kopfschmerzen eine  
Tasse Kaffee zu trinken, aber die kippte er  
13  
schon nach dem ersten Schluck in die Spüle.  
Auch der Toast wollte ihm nicht so wirklich  
schmecken. Er duschte, zog sich Jeans und T-  
Shirt an und fuhr ins Büro. Eine Stunde nach-  
dem er die Tablette genommen hatte bekam er  
so ein Brausepulvergefühl, das den Nacken  
hochstieg und dann im Kopf so richtig los  
sprudelte, dann war die Migräne fürs erste vor-  
bei. Hans holte sich gerade eine Tasse Kaffee  
aus der Kantine, die sich gleich neben ihrem  
Büro befand. Er sah Rudolf, so hieß Rogolf  
mit richtigem Namen, kopfschüttelnd an,  
drückte ihm seine Tasse in die Hand und holte  
sich eine neue. Im Büro und in seinem über-  
schaubaren Freundeskreis nannten sie ihn alle  
nur Rudi.  
Hans sagte zu Rudi, dass er erbärmlich aussä-  
he und ob er nicht lieber nach Hause fahren  
wolle, was dieser aber verneinte. Da es an die-  
sem Morgen noch ganz ruhig war und sich we-  
der ein Kunde bei ihnen meldete, noch ein ak-  
tuelles Kundenproblem zu bearbeiten war,  
nahm Rudolf sich die Samstagszeitung, die  
Hans mitgebracht hatte und schlug sie auf. In-  
teressanterweise direkt bei den Kleinanzeigen  
mit den Privatverkäufen. Eine Anzeige sprang  
ihm sofort ins Auge „Verkaufe sehr alte und  
gut erhaltene Laute, nur an besondere Men-  
14  
schen!“. Dann stand da noch die Telefonnum-  
mer. Rudi nahm den Hörer vom Telefon und  
wählte die angegebene Nummer.  
Die Stimme am anderen Ende der Leitung  
klang alt und es war nicht eindeutig herauszu-  
hören, ob es ein Mann oder eine Frau war. Ru-  
di fragte nach der Laute und die Stimme ant-  
wortete ihm, dass sie schon auf seinen Anruf  
gewartet hätte. Er war irritiert, wieso hatte die-  
ser Mensch gerade auf ihn gewartet? Da er  
sich das Instrument ansehen wollte vereinbar-  
ten sie noch für den selben Nachmittag einen  
Termin. Rudolf notierte sich die Anschrift und  
freute sich darüber, gleichzeitig spürte er eine  
innere Unruhe, die er sich nicht erklären konn-  
te. Obwohl er gut sechzig Kilometer fahren  
musste, war er pünktlich an der angegebenen  
Adresse und total begeistert von diesem wun-  
derschönen Instrument und seinem Klang, der  
etwas Mystisches hatte. Er hielt die Laute in  
der Hand und spielte wie von selbst die Melo-  
die aus seinem Traum. Auch sang er leise dazu  
diesen lateinischen Text, den er überhaupt  
nicht verstand. Die alte Dame, die ihn empfan-  
gen hatte, strahlte ihn an und meinte, dass sie  
Recht damit hatte, dass diese Laute nur auf ihn  
gewartet hat. Sie zeigte ihm ein Bild, auf dem  
Rogolf in seinem Kostüm zu sehen war, er  
15  
hielt sich in der Schänke auf. Aber was er noch  
sah, das verwunderte ihn sehr, denn rund um  
die Gestalt der Barden war ein heller, warmer  
Lichtschein zu sehen, anders als bei den weite-  
ren Personen im Bild. Sie erklärte ihm, dass  
dies seine Aura sei und dadurch klar war, dass  
er für die Laute und die damit zusammenhän-  
gende Tätigkeit vorgesehen sei. Sie sagte ihm  
auch, dass er das Instrument kostenlos über-  
nehmen könne, denn er wisse ja, welche Bürde  
ihm damit übertragen werde und damit wären  
alle Kosten getilgt. Und so würde er sie auch  
eines Tages weitergeben. Rudi sah sie fragend  
an, aber sie erklärte ihm, dass er alle notwendi-  
gen Informationen rechtzeitig erhalten würde.  
Es sei eine Frage der Intuition, der er einfach  
vertrauen müsse. Sie lächelte ihn noch einmal  
an, dann steckte sie die Laute zurück in ihren  
Koffer und schenkte ihm noch eine Tasse Tee  
ein. Ich habe mich damals auch erst einmal da-  
gegen gewehrt, aber dann habe ich nach und  
nach alles verstanden und eine gewisse Routi-  
ne entwickelt, obwohl es bei dieser Aufgaben-  
stellung gar keine Routine gab. Rudi wunderte  
sich und dachte dann an seinen wiederkehren-  
den Traum. Hatten die Frau und die Laute et-  
was damit zu tun? Und was war mit seiner  
„Mörderin“, konnte sie ihm weiterhelfen? Er  
16  
setzte sich in seinen Firmenwagen und fuhr die  
Strecke zurück. Immer und immer wieder  
drehten sich die Gedanken in seinem Kopf, sah  
er die Bilder vom Mord an ihm, vom Ritual,  
spürte er die Energie und sah Szenen aus sei-  
nem Traum. Er war völlig durcheinander und  
hatte das Gefühl, hier falsch zu sein.  
Zuhause angekommen bekam er kaum einen  
Bissen von seiner Pizza herunter, obwohl er  
großen Hunger hatte und auch der Früchtetee  
schmeckte ihm nicht.  
Er versuchte so lange wie möglich aufzublei-  
ben, denn er hatte Angst schlafen zu gehen und  
wieder diesen Traum zu haben. Irgendwann  
brannten seine Augen so sehr, dass er sich hin-  
legen musste und tatsächlich wachte er mitten  
in der Nacht schweißgebadet durch diesen  
Traum auf. Diesmal waren ihm ein paar mehr  
Details aufgefallen. So konnte er den Straßen-  
namen erkennen, in dem das Wohnhaus stand  
und auch dessen Hausnummer. In welchem  
Ort sich das Haus befindet, dass wusste er im-  
mer noch nicht. Diesmal befanden sich Men-  
schen im Treppenhaus und obwohl dieses total  
verqualmt war, schien das niemand von ihnen  
zu merken, auch Rogolf bemerkten sie nicht.  
Er schrieb diese Dinge auf, obwohl er sich  
17  
nicht erklären konnte warum er dies tat. Aber  
vielleicht würde das alles einen Sinn ergeben,  
was hatte Olga ihm gesagt? Wer war jetzt Ol-  
ga? Die alte Dame von der er die Laute hatte,  
aber woher wusste er, dass sie Olga hieß?  
Er sank total erschöpft aufs Kopfkissen zurück  
und schlief noch einmal ein.  
Am nächsten Morgen im Büro sah er noch  
schlechter aus, meinte jedenfalls Hans und  
fragte ihn, was denn mit ihm los sei. Rudi er-  
zählte ihm von dem immer wiederkehrenden  
Traum, den er seit dem Ritual am Wochenende  
habe.  
Er fragte Hans, ob der ihm die Adresse von der  
Magierin geben könne oder wenigstens ihre  
Telefonnummer, da er unbedingt etwas mit ihr  
klären müsse. Als Hans ein wenig zögerlich  
mit der Antwort war, erzählte Rudi ihm, dass  
sie es war, die ihn an dem Abend umgebracht  
hätte, nachdem sie einen für ihn völlig unver-  
ständlichen Fluch oder etwas ähnliches ausge-  
sprochen hatte. Er sprach auch von der alten  
Frau, der Laute und diesen ganzen Informatio-  
nen, die er selbst nicht einzuordnen wusste.  
Hans sah ihn fragend an und suchte dann in  
seinem Handy nach der Telefonnummer und  
gab sie Rudi. Er erzählte ihm auch, dass die  
18  
junge Frau Mandy heiße und auch hier in der  
Stadt wohne.  
Der Tag im Büro ging schnell vorüber, denn  
sie hatten reichlich Kundenprobleme zu lösen,  
machten nicht einmal eine richtige Mittags-  
pause und tranken wieder viel zu viel Kaffee.  
Rudis Blutdruck meldete sich und auch sein  
Drehschwindel machte ihm mal wieder Pro-  
bleme. Er nahm sich vor, seinen Kaffeekon-  
sum noch weiter zu reduzieren und im Büro  
nur noch Tee zu trinken.  
Am frühen Abend versuchte Rudi bei Mandy  
anzurufen, aber es meldete sich nur die Mail-  
box. Er hinterließ ihr eine Nachricht und bat  
sie darum, zurückzurufen. Tatsächlich klingel-  
te gegen einundzwanzig Uhr sein Telefon und  
eine sehr angenehme warme und weiche Stim-  
me fragte ihn, wie sie ihm helfen könne. Rudi  
erzählte ihr von seinem Traum, der Laute und  
dem merkwürdige Verhalten der Verkäuferin.  
Mandy schlug ihm vor, dass sie sich kurzfris-  
tig einmal treffen sollten, es wäre zu umständ-  
lich einen solchen komplexen Zusammenhang  
am Telefon zu erklären. Rudi war überrascht,  
dass Mandy so freundlich zu ihm war, das  
kannte er vom Live-Rollenspiel ganz anders.  
Sie bot an, ihn am nächsten Abend zu Hause  
19  
aufzusuchen und Rudi war erleichtert, dass es  
so schnell klappen würde.  
Die Nacht war schnell vorbei, denn er träumte  
erneut von diesem merkwürdigen Vorgang. Er  
ging ins Bad, wusch sich mit kaltem Wasser  
den Schweiß ab, zog sich etwas Frisches an  
und versuchte wieder einzuschlafen. Wenn nur  
diese Kopfschmerzen nicht wären.  
Die Bürozeit wollte und wollte nicht enden, er  
hatte viel Zeit nachzudenken, Hans war aus-  
wärts bei einem Kunden und im Büro schwieg  
das Telefon fast den ganzen Tag. Er war froh,  
als endlich Feierabend war und er nach Hause  
fahren konnte.  
Mandy klingelte schon vor der verabredeten  
Zeit bei ihm und Rudi war von ihrem Anblick  
angenehm überrascht. Er kannte sie nur in ab-  
gerissener Kleidung mit einem grünen Um-  
hang. Sie bot für ein paar Taler Massagen und  
Rasuren an.. Nur mit ihm schimpfte sie jedes  
Mal wieder. Das war heute ganz anders, sie  
drückte ihn herzlich und dankte ihm noch ein-  
mal für die Einladung. Die Beiden setzten sich  
in Rudis Wohnzimmer und er erzählte ihr noch  
einmal die Begebenheiten, die sich seit ihrem  
Mord an ihm als Barden ereignet hatten.  
Mandy wurde ernst, sie erklärte ihm, dass sie  
zu einer besonderen Gruppe von Menschen ge-  
20  
höre, die das dämonische Treiben auf der Erde  
bekämpfe. Rudi runzelte die Stirn und musste  
erst einmal schlucken, dann fragte er, was das  
zu bedeuten habe. Mandy sah ihn an und  
sprach dann weiter. Sie berichtete, dass es tat-  
sächlich dunkle Mächte gäbe, die viel Unheil  
über die Menschen brächten, aber keiner, der  
dies nicht einmal selbst erlebt habe, glaube  
wirklich daran. Aber es gebe immer wieder  
Personen, wie sie selbst oder Olga, die ihm die  
Laute überlassen hatte, die mit einer besonde-  
ren Aura versehen seien und die in der Lage  
waren, das Böse zu bekämpfen und manchmal  
auch zu besiegen. Ihr wäre bei den Rollenspie-  
len immer wieder seine Aura aufgefallen und  
letztendlich hatte sie Recht behalten, wie auf  
dem Foto, das Olga ihm gezeigt hatte, deutlich  
zu erkennen war. Er gehörte auch zu diesem  
auserwählten Kreis. Olga sei mittlerweile zu  
alt für diese gefährliche und schwierige Aufga-  
be, deshalb war es an der Zeit einen Nachfol-  
ger zu finden, und das sei er, Rogolf der Bar-  
de.  
Rudi verstand immer noch nicht so ganz, was  
es mit der Laute und der damit verbundenen  
Aufgabe zu tun hatte. Mandy lächelte mild und  
erinnerte ihn an seinen Traum. Er wisse doch  
21  
genau, worin seine Aufgabe bestünde. Immer  
wenn die Dämonen ein Menschen auslöschen  
wollen, ist es die Pflicht des Lautenträgers,  
dieses zu verhindern oder sogar rückgängig zu  
machen. Durch den jeweiligen Traum bekom-  
me er angezeigt, wo das nächste Opfer zu fin-  
den ist. Allerdings reiche die Laute und das Ri-  
tuallied allein nicht aus, er müsse sich auch  
noch bestimmte Düfte zulegen, die er dann in  
Form von Räucherstäbchen oder als Kräuter in  
Räuchergefäßen während des Rituals abbrennt.  
Sie gab ihm den Rat, in der nächsten Zeit alle  
Mittelaltermärkte oder sonstigen Veranstaltun-  
gen mit Bezug zum Mittelalter aufzusuchen  
um dort das Räucherwerk zu finden und sie  
bot sich an, ihn dahin zu begleiten. Es sei an  
der Zeit, dass er sich seiner Aufgabe stelle und  
aus den Noten des Todes wieder ein Lied des  
Lebens erklingen lasse. Er versprach ihr, nach  
dieser Art von Veranstaltungen im Internet zu  
suchen und sie dann über die Termine zu infor-  
mieren. Es war spät geworden und Mandy ver-  
abschiedete sich. Rudi saß total verwirrt und  
niedergeschlagen auf seinem Sofa und konnte  
keinen klaren Gedanken fassen. War er wach  
oder hatte er jetzt schon den zweiten Alb-  
traum? Er versuchte im Netz etwas über dunk-  
le Mächte, Dämonen und Menschen mit be-  
22  
sonderer Aura zu finden, aber letztendlich lan-  
dete er immer nur auf Webseiten die mit Pen-  
deln und Kartenlegen Geld verdienen wollten,  
die Figuren aus Horrorfilmen nachstellten oder  
die selbst Fantasy-Rollenspieler waren. Er gab  
schließlich entnervt auf und ging zu Bett. Da  
er die letzten Tage immer wieder an Tinnitus  
litt, steckte er sich seine Kopfhörer ins Ohr  
und stellte den MP3-Player an, so konnte er  
die Maschinenraumgeräusche mit seiner Lieb-  
lingsmusik aus den Siebzigern übertönen und  
einigermaßen schlafen. Dieses Mal war sein  
Traum anders, er legte seine Laute und allerlei  
Zubehör in sein Auto und fuhr los. Er befand  
sich nach einer ganzen Weile des Fahrens auf  
Landstraßen plötzlich auf der Autobahn, konn-  
te aber die blauen Hinweisschilder nicht erken-  
nen und so wusste er nicht wohin er fuhr. Aber  
es handelte sich wieder um die selbe Straße,  
das selbe Haus, die Wohnung und auch um die  
Frau, die er retten sollte. Diesmal wunderte er  
sich auch nicht mehr über den Rettungssanitä-  
ter, dem er jedes Mal im Traum unten an der  
Haustür begegnete, denn diesmal träumte er  
auch, dass er als Rogolf den Notruf tätigte.  
Rudi hatte allerhand Termine für mittelalterli-  
che Veranstaltungen gefunden und schickte die  
23  
Liste per Mail an Mandy. Dann verabredeten  
sie sich zunächst für drei Termine, den ersten  
am Freitagnachmittag und je einen am folgen-  
den Sonnabend und Sonntag. Rudi holte  
Mandy bei ihrer Wohnung ab, sie trug ein auf-  
wendiges Kostüm, das er bislang noch bei kei-  
nem Rollenspiel gesehen hatte. Er selbst hatte  
sein Bardenkostüm an, welches er für gewöhn-  
lich trug. Mandy fand es blöd, ihn Rudi zu  
nennen und so hatte sie aus seinem Rogolf ein  
Rogi gemacht. Sie fragte ihn während der Au-  
tofahrt, ob es Neuigkeiten aus seinem Traum  
gebe, was er verneinte. Sie fuhren gut zwei  
Stunden und nachdem sie erfolgreich einen  
Parkplatz gefunden hatten, machten sie sich  
auf den Weg zum Mittelaltermarkt in Bücke-  
burg direkt im Schlosspark. Aufgrund ihrer  
Kostüme brauchten sie nur einen ermäßigten  
Eintritt zu bezahlen und mischten sich gleich  
unters Volk. Es gab unterschiedliche Veranstal-  
tungen, wie Ritterspiele, Reitturniere oder Bo-  
genschießen für Jedermann, die Beiden inter-  
essierten sich aber hauptsächlich für den klei-  
nen Marktplatz mit den verschiedenen Händ-  
lern. Es gab Ständen an denen gegessen und  
getrunken werden konnte. Man hatte die Mög-  
lichkeit, Kostüme oder Zubehör, wie Methör-  
ner, Schwerter, Gürtel und Gewürze und Räu-  
24  
cherwerk zu erstehen. Dieser Stand war für  
Mandy und Rogolf natürlich der interessantes-  
te. Sie blieben bestimmt eine Stunde dort, stu-  
dierten den Geruch von allerlei Kräutern und  
Räucherstäbchen, bevor Rogolf einige Tüten  
und drei Räuchergefäße kaufte. Er lud Mandy  
zum Essen ein und die Zwei ließen sich ein  
paar gut gewürzte Steaks vom Holzkohlegrill  
schmecken. Dann machten sie sich wieder auf  
den Rückweg. Mandy fragte ihn, ob er noch  
Lust habe, mit zu ihr in die Wohnung zu kom-  
men. Natürlich wollte er das, zu groß war sei-  
ne Neugier darauf, wie sie leben würde und  
was sie an Kostümen und Ausrüstungsgegen-  
ständen in Laufe der Jahre alles so zusammen-  
getragen hatte. Es wurde noch eine lustige  
Stunde, aber dann fuhr Rogolf nach Hause,  
denn sie wollten ja am nächsten Tag das zwei-  
te Spektakel an diesem Wochenende aufsu-  
chen.  
Er wälzte sich im Bett unruhig hin und her,  
konnte nicht einschlafen und wenn doch, dann  
schreckte er nach ein paar Minuten wieder auf.  
Er spürte eine gewisse Angst davor zu versa-  
gen, wenn es auf ihn ankäme. Als er vor  
Mandys Haus anhielt, stand sie schon an der  
Straße, sah ihn erschrocken an und fragte, ob  
sie fahren solle. Rogolf fand das eine sehr gute  
25  
Idee, drückte ihr den Autoschlüssel in die  
Hand und verschwand auf dem Beifahrersitz.  
Mandy fragte sofort wieder nach dem Traum,  
aber es gab nichts Neues. Auch auf diesem  
mittelalterlichen Spektakel in der Nähe eines  
Klosters bei Nienburg wurden sie fündig und  
Rogolf kaufte weiteres Räucherwerk für seine  
Aufgaben ein. Mandy fand einen schönen Le-  
dergürtel in den mehrere kleine Dolche einge-  
arbeitet waren, angeblich benutzten Messer-  
werfer solche Gürtel samt Waffen. Diesmal  
ließen sie sich mehr Zeit und genossen auch  
die Vorstellungen der Kämpfer und vor allem  
die Garde, die als eine Art mittelalterliche Po-  
lizei allerlei Schabernack mit dem Publikum  
trieben. Dabei nahmen sie sich ausschließlich  
dem nicht kostümierten Volk an. Dieses Mal  
lud Mandy ihn zum Essen ein und da er am  
Nachmittag doch sehr viel erholter aussah, ließ  
sie ihn auch zurückfahren. An diesem Abend  
sortierten sie gemeinsam alles, was Rogolf in  
den zwei Tagen eingekauft hatte. Mandy hatte  
ihm eine Art Kosmetikkoffer mitgebracht und  
in diesem verstauten sie die ganzen Utensilien,  
so dass sie immer griffbereit waren. Rogi stell-  
te die Koffer mit der Laute und dem Zubehör  
in sein Gästezimmer, welches auch gleichzei-  
tig Arbeits- und Ausrüstungszimmer war.  
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Wenn es jetzt darauf ankäme, könnte er sofort  
loslegen.  
Er brachte Mandy noch nach Hause und ging  
dann schlafen. Es wurde eine aufregende  
Nacht und er hatte nicht gedacht, dass er alle  
Dinge so schnell brauchen würde.  
Rudis Handy klingelte und er sah, dass es  
Mandy war, die anrief. Es saß im Auto und be-  
nutzte seine Freisprecheinrichtung. Mandy  
fragte ihn erstaunt, wo er gerade stecke, da sie  
mit Brötchen vor seiner Wohnungstür stehen  
würde, weil sie doch zum Mittelalter Markt  
fahren wollten. Rudi antwortete ihr, dass er auf  
dem Weg nach Hamburg sei. In der letzten  
Nacht hätte sich der Traum komplett darge-  
stellt und ihm wurde sowohl die Stadt, eben  
Hamburg, als auch die Uhrzeit angezeigt und  
da er auf gar keinen Fall zu spät kommen  
wollte, hätte er keine Zeit mehr gehabt, sie zu  
informieren. Mandy wurde ernst und er musste  
ihr versprechen, gut auf sich aufzupassen und  
sie sofort anzurufen, egal wie das Ganze aus-  
gehen würde. Das Versprechen gab er ihr ger-  
ne.  
Da sein Firmenwagen mit einem Navigations-  
gerät ausgerüstet war, fand er sich in der ihm  
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unbekannten Stadt relativ gut zurecht. Endlich  
kam er in die richtige Straße und sah auch  
schon von weitem den Wohnblock, den er aus  
seinem Traum kannte. Er suchte einen Park-  
platz und kam zwei Häuserreihen vor dem an-  
gestrebten Einsatzort zum Stehen. Er nahm  
seine beiden Koffer vom Rücksitz und lief los.  
Jetzt war er ganz Rogolf der Barde, ruhig und  
besonnen. Aus der Haustür kam eine schwarz-  
gekleidete Person und schwebte beinahe in  
Richtung der Straße, in der Rogolf parkte. Als  
er selbst in diese Zuwegung einbog, merkte er  
eine Eiseskälte und es fröstelte ihn. Die Haus-  
tür konnte er von außen öffnen, ohne bei je-  
mandem klingeln zu müssen. Im Treppenhaus  
roch es nach Pech und Schwefel, Rogolf muss-  
te würgen, aber sich nicht übergeben. Er lief  
die Treppe hoch in den zweiten Stock und sah  
die offene Wohnungstür. Alles war wie in sei-  
nem Traum, nur hier roch es noch schlimmer  
als im Hausflur. Er ging zielsicher durch die  
Räume und fand die Wohnungsinhaberin leb-  
los auf dem Boden liegend. Sofort öffnete er  
den Kosmetikkoffer, nahm die drei Gefäße und  
einige Tüten Räucherwerk heraus und zündete  
eine Mixtur verschiedener Kräuter an. Es brei-  
tete sich ein angenehmerer Duft aus. Er nahm  
seine Laute aus dem anderen Koffer und fing  
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gleich an zu spielen und zu singen. Der Text  
war auf Lateinisch und beinhaltete Sätze wie,  
die dunklen Mächte sind zu schwach, um dich  
auszulöschen, wir weißen Menschen sind stets  
wach, dein Leben dir zu retten. Er spielte be-  
stimmt eine halbe Stunde lang, dann öffnete er  
die Fenster, damit der reine Rauch und Duft,  
den bösen Qualm und Gestank nach draußen  
tragen konnte. Rogolf packte seine Utensilien  
wieder ein, wählte die 112 und nannte Straße  
und Hausnummer, man bat ihn vor Ort zu blei-  
ben, aber das konnte er natürlich nicht. Als er  
die Treppe wieder hinunter ging, traf er an der  
Haustür auf die Rettungssanitäter, denen er er-  
klärte, wo sie die Frau finden würden. Dann  
entfernte er sich vom Haus und ging zu seinem  
Auto. Er legte die beiden Koffer auf den Rück-  
sitz und sah nun auch den Notarzt vorfahren.  
Er setzte sich hinter sein Lenkrad, nahm sein  
Handy und rief Mandy an, die ihn ganz ange-  
spannt fragte, ob er in Ordnung sei und wie al-  
les abgelaufen ist. Rogolf antwortete ihr, dass  
es ihm gut gehe und die Frau überlebt hätte.  
Sie käme gerade, aufgestützt auf einen der  
Rettungssanitäter, aus dem Haus und wurde  
zum Krankenwagen gebracht. Er selbst fühle  
sich wie nach einem Boxkampf, total erledigt.  
Mandy bat ihn darum, egal wie spät es werde,  
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er solle auf jeden Fall noch bei ihr vorbeikom-  
men. Das versprach er ihr. Rogolf beobachtete  
noch den Abtransport des Opfers, atmete drei-  
mal tief durch, startete seinen Wagen und fuhr  
über die Landstraße nach Hause. Die Auto-  
bahn zu fahren war ihm nach diesem Einsatz  
zu stressig.  
Es war schon dunkel, als er bei Mandy klingel-  
te. Sie riss die Tür förmlich auf und fiel ihm  
um den Hals. Sie war froh darüber, dass er sei-  
nen ersten Einsatz als Barde des Lebens ohne  
Blessuren überstanden hatte. Mandy bat ihn  
hinein und dirigierte ihn dann in ein Zimmer,  
das er noch nicht kannte. Hier stand eine rich-  
tige Massageliege. Sie gab ihm ein großes  
Handtuch und forderte ihn auf, seinen Ober-  
körper freizumachen und sich bäuchlings hin-  
zulegen. Dann ölte sie sich die Hände ein und  
fing an seinen Schulter Nacken Bereich zu  
massieren. Als sie auf seinen Rippen und der  
Wirbelsäule mit den Handkanten trommelte,  
war er vor lauter Erschöpfung schon einge-  
schlafen. Mandy deckte ihn mit einer Wollde-  
cke zu, schaltete das Licht aus und ließ ihn  
schlafen. Sie selbst machte es sich noch eine  
Weile im Wohnzimmer auf dem Sofa bequem.  
Irgendwann mitten in der Nacht wurde sie  
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durch leise Schritte wach, sie lag immer noch  
auf der Couch, hatte es aber irgendwie vorm  
Einschlafen geschafft, das Licht auszuschalten.  
Rogolf stieß im Dunkeln mit dem Fuß gegen  
eine Türzarge und fluchte leise. Mandy schal-  
tete die Salzlampe an und ein warmer, oranger  
Lichtschimmer durchflutete sanft den Raum.  
Sie rief ihm zu, falls er die Toilette suchen  
sollte, dann wäre es von dort, wo er stehe die  
zweite Tür rechts. Rogolf kam zu ihr in das  
Wohnzimmer und setzte sich auf einen Sessel.  
Es war zwei Uhr morgens und sie bot ihm an,  
dass er sich auf das Sofa legen könne, das wä-  
re sicherlich bequemer als die Massageliege.  
Sie selbst würde dann in ihr Bett verschwin-  
den. Rogolf lehnte freundlich ab. Er sagte ihr  
noch, dass er froh und dankbar sei, dass sie ihn  
mental so unterstützt habe und bedankte sich  
auch für die Massage, selbst wenn er dabei  
eingeschlafen sei. Da könne man mal sehen,  
wie entspannend so etwas ist. Aber jetzt müsse  
er nach Hause in seine eigenen vier Wände,  
damit er morgen für das Büro halbwegs fit sei.  
Mandy sah ihn eine Weile schweigend an und  
sagte dann zu ihm, dass es hoffentlich nicht bis  
zu seinem nächsten Einsatz dauern würde, bis  
sie sich wiedersehen. Nicht, dass er sie falsch  
verstehe, aber sie fände, dass er und sie ein tol-  
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les Team wären und da es nur ganz selten sol-  
che engen Seelenverwandtschaften gäbe, woll-  
te sie auf ihn als Freund nicht mehr verzichten.  
Sie betonte noch einmal: als Freund, nicht als  
Lebenspartner. Er sei ihr ein paar Jahre zu alt  
und sie würde ohnehin auf Frauen stehen. Ro-  
golf nahm sie in den Arm und drückte sie ganz  
fest. Du kannst jederzeit zu mir kommen, auch  
wenn kein Schuh drückt. Und egal wie früh  
oder spät es ist. Mandy lächelte ihn an, und  
sagte, dass es umgekehrt genauso sei.  
Auf seiner beschlagenen Autoscheibe stand:  
Tu es ut bonum sicut mortuus – Du bist so  
gut wie tot!  
Rogolf hatte sich zuhause einen starken Kaffee  
gekocht und war gar nicht mehr ins Bett ge-  
gangen. Trotzdem fühlte er sich ausgeruht,  
Mandys Massage hatte eine tolle Wirkung ge-  
habt. Nicht nur, dass er bei ihr entspannt ein-  
geschlafen war, nein, er spürte keinerlei Ver-  
spannungen mehr. So gut hatte er sich schon  
lange nicht mehr gefühlt.  
Als er fröhlich singend ins Büro kam sah Hans  
ihn fragend, nein, eher zweifelnd an. Letzte  
Woche noch auf allen Vieren unterwegs und  
jetzt mit einem mal himmelhoch jauchzend.  
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Rogolf erzählte ihm von seinem Wochenende  
mit Mandy, vor allem natürlich von den Besu-  
chen auf den mittelalterlichen Veranstaltungen,  
die Lebensrettung als Barde behielt er für sich.  
Hans grinste ihn an, na, geht da was mit euch?  
Nein. Wir sind einfach sehr gute Freunde.  
Im Büro war wieder einmal nicht viel los. Die  
Kunden waren mit ihren Gehaltsabrechnungen  
für diesen Monat durch. Anfragen mit Proble-  
men oder Änderungen von Lohnarten, Aus-  
wertungen oder anderen lohnrelevanten Din-  
gen waren entweder schon erledigt oder hatten  
Zeit. Neue Kunden, bei denen das komplette  
Abrechnungsprogramm installiert und einge-  
richtet werden musste, gab es derzeit nicht. Al-  
so konnten Hans und er in Ruhe in ihren Test-  
firmen Einiges ausprobieren, aufräumen und  
Kundenakten aktualisieren. Auch zuhause hat-  
te Rogolf nicht wirklich etwas zu tun. Natür-  
lich wartete jeden Tag nach der Büro- noch die  
Hausarbeit auf ihn, aber das war Routine. Er