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Im Ersten Band geht es um einen Hackerangriff auf die weltweite Energieversorgung. Überall kommt es zu Stromausfällen, die unsere normalen Tagesabläufe vor gravierende Probleme stellen: kein Internet, kein Handy, keine funktionierenden Automaten, Computer, E-Autos, Bahnen, Tiefkühltruhen, Kühlschränke, Kaffee- und Waschmaschinen und und und.... Im zweiten Band geht es um einen Meteoriteneinschlag, der weltweit eine gigantische Flutwellte ausgelöst hat. In Deutschland steht das Wasser bis an die Mittelgebirge. Kriege, Seuchen, Hunger, Wassermangel haben ohnehin schon Millionen von Menschen vernichtet. Eine kleine Gruppe autistischer Jugendlicher mit ihren Betreuern kämpfen auf einem Bergbauernhof im Harz ums Überleben.
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Seitenzahl: 127
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Rolf Horst
Stromsucht
- der kalte Entzug durch Stromausfall Stell dir vor, du wachst auf und hast keinen Strom mehr. Dein Radio-Wecker hat aufgegeben, die Reservebatterie war schon lange leer. Dein Kühlschrank lauwarm, aus dem Tiefkühlfach tropft das Wasser. Weder die Kaffeemaschine noch der Wasserkocher funktionieren.
Die
elektrische
Warmwasseraufbereitung für das Badezimmer: Fehlanzeige. Die elektrische Zahnbürste musst du wie eine Handzahnbürste bewegen. Dein EAuto wurde über Nacht nicht aufgeladen und ist somit auch nicht fahrbereit. Und dann fällt dir ganz spontan ein: WELTUNTERGANG!
Und siehe da, deinen Nachbarn geht es auch nicht besser.
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Rolf Horst
Überleben in einer neuen Wirklichkeit Wir befinden uns im Jahr 2050. Nachdem die Welt sich in vier Zonen aufgeteilt hat und die Kriege, Seuchen, Hunger und Wassermangel viele Millionen Menschen vernichtet haben, hat die Natur zu einem fürchterlichen Schlag gegen die verbliebene Menschheit ausgeholt.
Innerhalb weniger Tage stand ihnen das Wasser im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Hals. Wer jetzt überleben wollte, der musste aus dem tief in jedem Menschen ruhenden Bewusstsein schöpfen, das alle Fragen beantworten kann, wenn man sich darauf einlässt und seine antrainierten Unfähigkeiten über Bord wirft.
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Rolf Horst
Stromsucht
Der kalte Entzug
durch Stromausfall
und
Überleben
in einer neuen Wirklichkeit
Zwei Dystopien
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Der Autor: Rolf Horst wurde 1960 in Bremen geboren. Er lebt mit seiner Ehefrau einer Hündin und der Katze, die beide aus dem Tierschutz kommen, in einer norddeutschen Kleinstadt. In seinen Büchern beschäftigt er sich hauptsächlich mit hochfunktionalem Autismus, Trauma, Sucht und Klimawandel bzw. Klimaschädlichem Verhalten. Aber er schreibt auch Dramen, Fantasy-Krimis und Kriminalromane über eine autistische Polizistin.
Von seiner Ehefrau Nieke Horst, eine hochfunktionale Autistin, ist bei tredition das Buch „Böse Essays“ erschienen.
© 2024 Rolf Horst
ISBN Softcover:
978-3-384-36543-9
ISBN Hardcover:
978-3-384-36544-6
ISBN E-Book:
978-3-384-36545-3
Druck und Distribution im Auftrag des Autors: tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany.
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt.
Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926
Ahrensburg, Deutschland.
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Vorwort
Da hat es doch mal wieder einen Cyberangriff gegeben. Letzten Monat eine Klinik, letzte Woche ein Automobilhersteller und jetzt...
Was, wenn es weltweit die Energiebranche träfe? Also Kraftwerke aller Art, Windkraftanlagen,
Trafostationen,
Umspannwerke, einfach alles, was uns mit Strom versorgt! Dann heißt es vorbereitet sein.
Anstelle des E-Autos muss das gute alte Fahrrad herhalten. Die verstaubten Verkehrsregeln müssen irgendwo aus dem tief in unserem Hirn vergrabenen Versteck hervorgeholt werden, denn auch Ampeln funktionieren nicht mehr. Der Coffee-to-go fällt genauso aus wie die frischen Brötchen vom Bäcker. Was nun? Packen wir es an und lernen etwas daraus, indem wir vorwärts ins Gestern gehen. Nein, nicht gleich ins Mittelalter, aber schon so in die 1970er Jahre.
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Tag 1
Es war wieder einer dieser Tage, wo es schon ein Fehler ist, die Augen überhaupt aufzumachen. So ein Tag, an dem man Besuch zum Essen erwartet und der schon ankommt, während man selbst noch in Haus und Garten ein wenig aufräumt. Nur um dann festzustellen, dass die Sommerzeit wieder zugeschlagen und man selbst die Uhr vorzustellen vergessen hat. Dieses Aufwachen fühlte sich merkwürdig an - wieso war ich ausgeschlafen? So etwas kenne ich nicht von mir, ich bin erst nach dem zweiten Becher Kaffee ansprechbar. Mein Blick fiel auf meinen Radiowecker. Das Display war dunkel, also schnell einen Blick auf das Handy werfen.
Viertel nach Neun! Um diese Zeit sollte ich längst im Meeting sitzen und meine Kolleg*innen auf den neuesten Stand bringen.
Wieso hat mich niemand angerufen und geweckt? Ruhig bleiben und scharf nachdenken. Erst einmal unter die Dusche, Zähne putzen, rasieren und die Haare föhnen.
Fönen? So ein Quatsch, ich habe seit einigen Jahren eine Glatze und da muss ich nur ab und zu mit dem Rasierapparat ein bisschen nacharbeiten. Also duschen, aber mit kaltem 8
Wasser macht das auch keinen Spaß, auch wenn ein uralter Doktor das mal so behauptet hat. Wieso wird das Wasser nicht warm?
Tropfnass und nur mit einem Handtuch bekleidet überprüfe ich den Sicherungskasten.
Alles in Ordnung, keine Sicherung ist herausgesprungen. Wieder zurück ins Bad und den elektrischen Durchlauferhitzer angesehen.
Aber was sollte mir als Nichtfachmann beim bloßen Ansehen schon auffallen? Meine Zahnbürste funktioniert nicht und ich erinnere mich daran, was eine vietnamesische Mutter einmal zu ihren Kindern gesagt hat: KAI, also als Erstes die Kauflächen, dann außen und zuletzt innen putzen. Aber wie war das jetzt noch mal? Kreisbewegungen oder von unten nach oben? Manuell geht auch mit der Elektrischen. Nur gut, dass mein Rasierer einen Akku hat. Wie oft ich diesen Satz heute noch benutzen werde - natürlich nicht jedes Mal mit dem Rasierer. Aber der Akku ist leer, und auch wenn ich das Kabel an verschiedenen Steckdosen im Haus ausprobiere, es gibt keinen Strom. Irgendwie stehe ich neben mir, ausgerechnet ich, der alles immer total gut durchplant und den nichts aus der Ruhe bringt – ich, der Coole, ich bin mit dieser Situation überfordert und weiß nicht 9
weiter. Also gut, anziehen und dann telefonieren, aber im Büro geht keiner ans Telefon und auch die Zentrale meldet sich nicht. Es klingelt nicht einmal! Ein erneuter Blick auf mein Handydisplay zeigt an, dass ich gar kein Netz habe. Ich brauche einen Kaffee, sonst kann ich nicht denken. Aber da ist schon das nächste Problem: Weder die Kaffeemaschine noch der Wasserkocher funktionieren. Ich gebe auf, nehme meinen Autoschlüssel, Kaffee kann ich mir auch vorne an der Ecke beim Bäcker kaufen, drücke auf den Türöffner und nichts passiert. Noch ein, zwei Mal gedrückt, dann stecke ich den Schlüssel ins Schloss und öffne die Tür manuell. Da schon wieder dieses Wort
„manuell“. Also Autoschlüssel einstecken, Startknopf drücken und ab in die Firma. Wieso springt das Auto nicht an? Was ist mit dem Akku, also der Batterie? Ich habe doch extra gestern Abend das Ladekabel angeschlossen –
Ja, aber wenn es bei mir keinen Strom gibt...
Jetzt hilft nur noch eines: Ich muss mein Fahrrad benutzen! Das ist natürlich platt, vom vielen Stehen. Also schnell den Kompressor aus dem Werkzeugschrank nehmen und kein Strom! Irgendwo liegt hier doch eine 10
Luftpumpe herum, also Ventilkappe abschrauben und pumpen. Zum Glück habe ich ein paar alte Lappen in der Garage liegen, mit den dreckigen Händen hätte ich nicht ins Büro fahren können. Jetzt aber los, vielleicht erwische ich noch eine Regionalbahn am Bahnhof. Komisch, es sind kaum Autos unterwegs, ein paar ganz alte Benziner und EAutos, die wahrscheinlich geladen waren. Und dennoch kommt es zu Hupkonzerten und Beschimpfungen - kein Wunder, die Ampeln funktionieren auch nicht. Also kein Stromausfall allein bei mir zuhause, nein, die ganze Stadt ist davon betroffen. Die ganze Stadt. Dann fahren am Bahnhof auch keine Züge, aber die Busse und zwei Linien fuhren auch in die Stadt, in der ich meinen Arbeitsplatz habe. Zu dumm, in unserer Kleinstadt haben sie vor ein paar Jahren in die Zukunft investiert und auf elektrische Busse umgestellt. Jetzt reicht es mir endgültig. Ich mache eine Kehrtwende und fahre die fünfzehn Kilometer mit dem Fahrrad zur Arbeit. Auch hier in der großen Stadt dasselbe Bild: wenige Autos, ausgefallene Ampeln, stehengebliebene Straßenbahnen, geschlossene Geschäfte. Vor unserem Bürohaus eine lange Schlange wartender Menschen und ich frage 11
laut, was hier los sei. Die Antwort ist so verblüffend wie einfach: Die automatischen Türen funktionieren genauso wenig wie die elektronische Einlasskontrolle, also müssen alle durch die Nebentür eingelassen und vom Sicherheitspersonal überprüft werden. Nur gut, dass die Jungs mich kennen, also an allen vorbei geschummelt. Vorne an der manuellen Tür einen kleinen Disput mit der Dame, die jetzt eigentlich an der Reihe wäre, ein kurzes, freundliches Nicken in Richtung Security, passender Spruch zur Situation unter Einbeziehung
des
Vornamens
des
Einlasskontrolleurs und schon zieht mich sein Kollege auf die Seite. Gerade als er nach Personalausweis und Codekarte fragen will, ruft ihm sein Kollege meinen Namen, meinen Arbeitgeber und meine Funktion zu. Er lächelt und sagt etwas von „ein Auge zudrücken“ und lässt mich weiterziehen. Also nichts wie weg und auf zu den Aufzügen. Dort hängt ein Schild „Außer Betrieb“, also in den siebten Stock über die Treppe, als wenn die fünfzehn Kilometer mit dem Fahrrad nicht genug gewesen wären. Vielleicht sollte ich vorher noch schwimmen gehen, dann hätte ich alle Disziplinen vom Triathlon erfüllt - wenn auch in der falschen Reihenfolge! Die Tür zu dem 12
Unternehmen, bei dem ich beschäftigt bin, steht offen und von irgendwo her kommt eine Stimme: „Na, auch schon da? Schöner Mist heute!“ Ich nicke zustimmend und gehe zum Kaffeeautomaten. Da schon wieder eine Stimme: „Kannst Du vergessen: kein Strom, kein Kaffee, auch nicht manuell aufgebrüht!“
Meine Nerven sind zum Zerreißen gespannt.
Wie soll ich das alles nur ohne Kaffee überleben? Eine Kollegin kommt ins Büro, ebenfalls abgekämpft vom ungewohnten Fahrradfahren, aber trotzdem irgendwie gut gelaunt. „Ich bin gerade an drei Discountern vorbeigeradelt, die können keine Kunden in den Laden lassen, weil ihre automatischen Türen nicht funktionieren. Dafür haben sie draußen Verkaufsstände aufgebaut und bieten dort ihre Kühl- und vor allem Tiefkühlprodukte zu Sonderpreisen an, weil die Truhen nicht mehr funktionieren. Und was soll ich Euch sagen, die stehen dort Schlange wie die Lemminge und kaufen und kaufen und kaufen. Keiner denkt darüber nach, wie er oder sie die Waren zuhause ohne Strom zubereiten oder einfrieren soll!“ „Stimmt, Tiefkühltruhen tauen jetzt ab“, denke ich laut, „So ein Mist, mein neuer Küchenfußboden, hoffentlich geht der bei dem Tropfwasser nicht kaputt!“ Erst 13
schauen mich alle mitleidig an und dann fällt ihnen ein, dass ihnen dasselbe ja auch blüht.
„Übrigens“, ein weiterer Kollege kommt ins Büro, „die Toilettenspülung funktioniert auch nicht mehr, wahrscheinlich sind bei den Stadtwerken die Wasserpumpen ausgefallen.“
Dafür klappt es mit der Verkehrsführung auf den Straßen wieder, so erfahren wir es jedenfalls von unserem Boten. Er hat gesehen, dass auf den Kreuzungen jetzt Polizeibeamte den Verkehr regeln, und lacht: Das ist wie früher, als die Verkehrspolizisten in ihren weißen Jacken auf diesen runden Podesten standen und die Autos per Handzeichen fahren oder stehen ließen. Kein Telefon, kein Computer, nicht einmal ein einfaches Radio funktioniert - es gibt einfach keine Informationen zur momentanen Situation, also auch nicht darüber, wann alles wieder wie gewohnt funktioniert. Arbeiten ist so jedenfalls nicht möglich. Mit Schrecken fällt mir ein, dass ich ja auch noch etwas zu essen einkaufen muss, und ich habe nie Bargeld im Portemonnaie, aber keine meiner Plastikkarten nutzt mir jetzt etwas. Ich kann damit nicht bezahlen, kein Geld am Automaten abholen und am Bankschalter werde ich auch nichts bekommen. Deren Computer funktionieren ja 14
schließlich auch nicht. Ich gehe zu unserer Zentrale und frage Monika, ob und wie viel Bargeld sie in der Kasse hat. Ich lasse mir von ihr dreihundert Euro in Scheinen und Münzen auszahlen, damit ich die Zeit bis zur Wiederherstellung
der
Stromzufuhr
überbrücken kann. Eine Kollegin aus dem Rechnungswesen schaut bei uns rein und unkt:
„Was, wenn das eine Cyberattacke auf die Energiekonzerne war und die Hacker sich selbst auch gleich lahm gelegt haben?“
Das findet gerade keiner wirklich witzig! Ich überlege, ob auf dem Dachboden oder im Keller noch mein alter Grill steht, so einer mit drei hohen Standbeinen und einer Kette dran.
Da stellte man eine Feuerschale drunter und konnte entweder mit einem Grillrost Fleisch, Fisch oder Gemüse grillen oder in einem Kessel eine Suppe zubereiten. Da könnte ich die Nachbarn gleich mit versorgen. Unser oberster Chef betritt die Büroräume und verkündet, dass wir alle nach Hause gehen und Überstunden oder alten Urlaub abfeiern sollen, bis die Situation wieder unter Kontrolle ist.
Nur unsere Zentrale bleibt besetzt, man weiß ja nie. Ich radel los, halte beim ersten Supermarkt an und stelle mich brav in der Schlange hinten an. Vor mir gibt es immer 15
wieder Diskussionen zwischen den Verkäuferinnen und den Kund*innen, weil nur Bargeld angenommen wird. Einige haben scheinbar immer noch nicht begriffen, wie abhängig unser Leben vom Strom ist und dass unsere Plastikkarten für die nächste Zeit ausgedient haben. Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich an der Reihe bin, versuche ich, höflich und freundlich zu bleiben. Ich lächle die Verkäuferin an, sage was von zusätzlichem und unnötigem Stress und lobe sie dafür, dass sie trotzdem nicht die Geduld verliert. Sie bedankt sich bei mir und legt gleich los, dass ich mir sicherlich nicht vorstellen kann, was sie sich heute schon alles haben anhören müssen. Ich nicke mit nachdenklicher Mine, obwohl ich ehrlich gesagt gar nicht hinhöre. Ich kaufe Schnitzel und Bratwurst im Super-Sonder-Angebot, dazu Obst, Gemüse und Brot, zücke meine Geldbörse und zahle, ohne zu diskutieren, mit Bargeld. Zuhause angekommen suche ich sofort nach meinem Grill, schleppe ihn in den Garten und klingel dann - nein, klingeln ist nicht. Ich klopfe dann bei meinen Nachbarn an die Tür und frage, ob sie Lust hätten, mit mir zusammen zu essen. Es wird ein feuchtfröhlicher Abend und jeder der 16
weiblichen und männlichen Gäste hat seine ganz persönliche Ansicht zu dieser völlig neuen, ungewohnten Situation, und wir diskutieren stundenlang Lösungsansätze, die keine sind, denn keiner von uns kann den Strom herbeireden. Als wir mitten in der Nacht die Runde auflösen, fällt mir ein, dass ich meinen Laptop nicht nutzen kann – mein Akku ist schon lange defekt und wird nicht mehr aufgeladen – also auch keinen meiner gespeicherten Lieblingsfilme ansehen kann, Auch mein Handy verabschiedet sich langsam, aber sicher. Vielleicht habe ich noch irgendwo einen alten Wecker zum Aufziehen, denn Batterien für meinen Radiowecker habe ich beim Einkaufen vergessen. Natürlich habe ich auch keine funktionierende Taschenlampe oder gar eine Kerze, also brauche ich im Dunkeln auch nicht nach einem Wecker zu suchen. Ich gehe ins Bad, nur um festzustellen, dass ich weder warmes noch kaltes Wasser habe, um mir die Zähne zu putzen, also muss ich eine Trockenübung davon machen. Nein, ich habe im Kühlschrank noch eine angebrochene Flasche Mineralwasser stehen und schon fülle ich mir ein Glas und kann mir halbwegs vernünftig die Zähne reinigen. Kühlschrank, geht mir durch den Kopf. Da war doch noch 17
was? Ach ja, das Tiefkühlfach. Ich gehe noch einmal zurück in die Küche, bewaffne mich mit ein paar Geschirrtüchern und öffne ganz vorsichtig die Tür vom Gefrierfach. Zum Glück kommt mir keine Wasserwelle entgegen und ich kann das meiste Wasser mit den Tüchern aufnehmen, die ich immer wieder über der Spüle auswringe. Endlich erkenne ich wieder, was dort alles eingefroren und meinem Gedächtnis völlig abhandengekommen war.
Nun ist alles aufgetaut und ich sortiere noch eben die Lebensmittel, die ich am nächsten Tag, also heute, verarbeiten werde. Endlich liege ich im Bett, kann aber nicht einschlafen, denn ich habe „Kopfkino“. Alles, was ich heute gehört, gesehen und erlebt habe, will noch einmal angesehen werden, und so komme ich überhaupt nicht runter und schlafe erst gegen Morgen ein.
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Tag 2
Als ich endlich aufwache, überprüfe ich sofort, ob wieder ein normales Leben möglich ist. So mit Kaffee und gebratenem Ei zum Frühstück
– Pustekuchen! Es funktioniert rein gar nichts.
Also ein bisschen pappiges Brot mit aufgeweichter Margarine und lauwarmer Marmelade beschmieren und dazu einen abgestandenen Orangensaft trinken, geht doch.