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Rosen für eine Hochstaplerin Roman von Rowena Crane und Alfred Bekker nach einem Exposé von Alfred Bekker Der Umfang dieses Buchs entspricht 108 Taschenbuchseiten. Konstantin von Garenstein befindet sich in der misslichen Lage, eine Ehefrau für sich zu finden. Die Auswahl ist groß, aber für keine der Anwärterinnen zeigt er Interesse. Auf einem Fest begegnet der Fürstensohn Estefania von Varoschy, die ihn in ihren Bann zieht. Doch ist sie wirklich die Person, die sie vorzugeben scheint? Christiane von Dernberg-Sobern, die selbst die Frau an Konstantins Seite sein will, ist der Meinung, dass Estefania eine Hochstaplerin ist. Und im Schmieden von Intrigen ist sie eine Meisterin …
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Seitenzahl: 133
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Rosen für eine Hochstaplerin
Alfred Bekker and Rowena Crane
Published by Alfred Bekker, 2021.
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Rosen für eine Hochstaplerin
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Roman von Rowena Crane und Alfred Bekker
nach einem Exposé von Alfred Bekker
Der Umfang dieses Buchs entspricht 108 Taschenbuchseiten.
Konstantin von Garenstein befindet sich in der misslichen Lage, eine Ehefrau für sich zu finden. Die Auswahl ist groß, aber für keine der Anwärterinnen zeigt er Interesse.
Auf einem Fest begegnet der Fürstensohn Estefania von Varoschy, die ihn in ihren Bann zieht.
Doch ist sie wirklich die Person, die sie vorzugeben scheint?
Christiane von Dernberg-Sobern, die selbst die Frau an Konstantins Seite sein will, ist der Meinung, dass Estefania eine Hochstaplerin ist. Und im Schmieden von Intrigen ist sie eine Meisterin ...
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author
nach einem Exposé von Alfred Bekker
© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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„Was sagst du?”
„Wozu?”
„Kann ich so auf das Fest gehen?”
„Wieso denn nicht!”
„Sehe ich standesgemäß aus?“
Manchmal sprach sie mit ihrem Spiegelbild.
Das war eine Angewohnheit von ihr.
Estefania drehte sich nach links, dann nach rechts und betrachtete sich überkritisch im Spiegel.
Das Kleid, das sie trug, hatte sie in den Hinterlassenschaften ihrer Mutter gefunden. Feine Seide mit kostbaren Verzierungen und Bändern - es war ein Schmuckstück in einem zarten Blau, das sich an ihren Körper schmiegte. Ab der Taille fiel der Stoff leicht a-förmig bis auf den Boden. Das Dekolleté war dezent geschneidert worden, so dass sich von ihrem Busen nur ein winziger Ansatz zeigte.
Ein paar Änderungen waren jedoch nötig gewesen, damit sie sich darin auch wohlfühlte.
Estefania war eine junge Frau von dreiundzwanzig Jahren. Sie war schlank gebaut, aber mit fraulichen Eigenschaften gut proportioniert ausgestattet. Das lange dunkelbraune Haar hatte sie selbst kunstvoll hochgesteckt, nur ein paar verwegene feine Löckchen kringelten sich am Haaransatz.
Ihre Haltung war gerade, die einen gewissen Stolz ausdrückten. Oft genug hatte ihre Mutter sie ermahnt: „Steh gerade!“ - „Deine Haltung beim Sitzen, Estefania ...!“
Vom Aussehen her stellte sie sich selbst in die Kategorie Mittelmaß.
Wohlgemerkt sie selbst sah das so.
Aber sie war auch sehr kritisch mit sich selbst.
Vielleicht manchmal zu kritisch.
Und so sahen das Frauen und insbesondere Männer anders.
Estefania war deren Meinung nach eine Schönheit.
Und heute Abend wollte sie eine Schönheit sein. Sie wollte auffallen. Sie musste auffallen. Davon hing alles ab ...
Sie seufzte.
„Schade, dass ich nur noch die Ohrringe habe“, sagte sie zu ihrem Spiegelbild, mit dem sie sich bisher schon unterhalten hatte und betrachtete die in Gold gefassten Rubine. Das dazu passende Diadem hatte bereits ihre Mutter verkauft, wie Estefania es nach ihrem Tod durch einen Brief von ihr erfahren hatte. Das Collier hatte sie selbst zum Pfandleiher gebracht und mehrmals beliehen, so dass der das Schmuckstück letztendlich an einen Fürst verkauft hatte. Aber Estefania benötigte das Geld, um ihr Studium zu finanzieren, das sie mit Erfolg abgeschlossen hat.
Auf dem Sterbebett hatte Estefanias Mutter sie über einige wichtige Dinge informiert, die ihr zukünftiges Leben bestimmen sollten. Das alles war noch zu verkraften gewesen, doch was viel schlimmer war, dass sie auf einem Schuldenberg saß, den ihre Mutter ihr auf Grund einer unüberlegten Handlung hinterlassen hatte.
„Koste es, was es wolle“, sagte sie zu ihrem Spiegelbild. „Ich muss jemanden finden, der reich ist und sich in mich verliebt.“ Dann nahm sie eine Haltung wie eine Königin an und sagte: „Ich bin Estefania von Varoschy, alter österreichisch-ungarischer Adel. Also, auf in die Liebes-Schlacht!“
„Ehrlich, Konstantin...”
„Was?”
„Ich habe keine Lust auf dieses blöde Fest“, maulte Maximilian.
„Brüderchen, da hilft kein Sträuben, wie du weißt.”
„Ich weiß.”
„Mutter wird sich wieder so echauffieren, dass sie puterrot im Gesicht wird...”
„Ja, so wird sein.”
„Und Vater wird dir erneut eine Predigt halten, wie wichtig es ist, dass wir alle dort erscheinen“, meinte Konstantin, der ältere Sohn der Fürstenfamilie von Garenstein, die das Anwesen mit Schloss in Eichenbach ihr Eigen nennt.
„Quatsch! Es geht doch nur darum, dass für dich eine geeignete Partie gefunden wird, die du dann ehelichen sollst. Schließlich bist du der Erstgeborene und erbst den Titel und den großen Rest des Ganzen.”
„Neidisch? Ach komm schon! Ich kann nichts dafür, in welcher Reihenfolge wir zur Welt kamen!”
„Das weiß ich ich. Und ich bin auch nicht neidisch. Das war ich nie.”
„Okay!”
„Wirklich nicht!”
„Gut, das wir mal drüber gesprochen haben!”
„Wie du bereits weißt, gönne ich dir diesen alten Kasten, denn mich zieht es hinaus in die weite Welt – genauer gesagt, in die Welt der materiellen Hinterlassenschaften vorgeschichtlicher und geschichtlicher Kulturen.“
Sie sahen sich an.
Für die Dauer dieses Blicks schwiegen sie.
Man konnte es auch so ausdrücken: Jeder dachte sich seinen Teil.
„Maximilian, ich brauche dich an meiner Seite, damit du mich vor den vielen Vamps beschützt, die nur darauf aus sind, mich mit ihren verführerischen Blicken in ihr Netz einzufangen.
„So?”
„Dabei sind sie doch alle kalte und berechnende Frauen, die nur auf den Titel scharf sind. Und ihre vermeintliche erotische Anziehungskraft wirkt auf mich eher wie ein Eisblock“, beklagte sich Konstantin.
Maximilian lachte auf.
„Du bist eben eine gute Partie, Brüderchen.”
„Es klingt seltsam, wenn du sowas sagst!”
„Ach, ja?”
„Sowas sagen nur faltige Großmütter in uralten Kitsch-Filmen.”
„Aber warum nicht die Lady nehmen, die dir schon im Teenageralter schöne Augen gemacht hat“, fragte Maximilian mit einem spöttischen Grinsen im Gesicht.
„Du meinst wohl Christiane?!“
„Na ja, sie sieht gut aus, ist bestimmt klasse im Bett und Geld würde sie auch mit in die Ehe bringen“, argumentierte der jüngere Bruder – immer noch grinsend.
Konstantin teilte diese Begeisterung allerdings augenscheinlich nicht.
„Auch die Komtesse Christiane von Dernberg-Sobern ist nur darauf aus, mich für ihre Zwecke zu benutzen. - Seht, ich habe ihn eingefangen!“, reagierte Konstantin im zynischen Ton. „Für sie wäre ich nur ein weiteres Statussymbol, das man irgendwann, wenn man ihm überdrüssig wird, einfach abstößt.“
„Möglich, dass du recht hast. Ich will sie auch nicht. Hat aber einen anderen Grund“, winkte er ab. „Aber mal im Ernst. Vater erwartet, dass du dich bald für eine der Ladys, die natürlich standesgemäß ist, entscheidest.“
„Ja, ja“, gab Konstantin mit einem Knurren von sich. „Aber ein bisschen Zeit habe ich ja noch.“
„Ein Jahr, Konstantin.”
„Ein Jahr...”
„Was ist schon ein Jahr?“
„Na ja, immerhin sind das 365 Tage“, meinte Konstantin und grinste. „Da wird es noch ein paar Feste und Bälle geben. Und vielleicht taucht dann auch eine unbekannte Schöne auf, die mir keine schönen Augen macht.“
„Reines Wunschdenken“, lachte Maximilian. „So, allmählich müssen wir los. Mutter und Vater sind bestimmt schon unten in der Halle.“
„Na, dann auf in die Höhle der Löwen“, seufzte Konstantin.
„Du meinst, in die Höhle der Vamps ...“, verbesserte ihn der jüngere Bruder lachend.
Estefania waren, seit sie den Namen ,von Varoschy‘ trug, einige Türen geöffnet worden, denn man verband diesen Namen mit dem Uraltadel. Aber auch ihre Art aufzutreten und ihre Klugheit trugen dazu bei, dass man ihr besondere Aufmerksamkeit schenkte. So hatte man sie bei einem renommierten Verlag aufgenommen, bei dem sie regelmäßig Beiträge für ein Magazin verfasste, das dieser wöchentlich herausgab. Das war etwas, was sie jedoch nicht ausfüllte. Aber fürs Erste musste es genügen, denn sie brauchte das Geld.
Den Chef der Firma hatte man ebenfalls zu diesem Fest eingeladen und er fand, dass es eine ausgezeichnete Gelegenheit wäre, wenn Estefania ebenfalls die Möglichkeit bekam, an diesem Fest teilzunehmen. Er bezweckte damit, ihren Bekanntheitsgrad zu erhöhen, was dann auch seinem Verlag zugute kommen könnte, und ein weiterer Hintergedanke war, dass sie über derartige Festlichkeiten eine Serie für das Magazin schreiben sollte, denn die Leute liebten derartigen Klatsch.
So kam Estefania zu einer Einladung zum ,großen Ball‘, wo sich die Prominenz und der Adel trafen, der auf dem Adelssitz des Grafen Fritz von Werdenberg stattfand.
Das Geld für ein Taxi brauchte sie nicht zu opfern, denn ihr Chef hatte ihr angeboten, sie abzuholen. Da Estefania wusste, dass er glücklich verheiratet war und zwei schulpflichtige Kinder hatte, stimmte sie zu, ihn zu diesem Ball zu begleiten.
Zu der verabredeten Zeit hatte sie sich pünktlich vor das Haus begeben, in dem sie eine kleine hübsche und - was besonders wichtig für sie war - preiswerte Wohnung für sich gefunden hatte.
Ihr Chef Stefano Kurzke war pünktlich. Er kam mit seinem schwarzen Mercedes, den er sich erst vor kurzem als Dienstwagen und natürlich auch für den privaten Gebrauch angeschafft hatte. Doch meist lenkte er ihn nicht selbst, denn er hatte extra einen Chauffeur eingestellt. Herr Kurzke ließ sich lieber fahren. So auch an diesem Abend.
Der Chauffeur hielt Estefania die hintere Wagentür auf. Die Frau des Chefs saß hinten und lächelte sie freundlich an.
„Setzen Sie sich zu mir, meine Liebe!“, forderte sie die junge Frau auf.
„Danke.”
„Na, kommen Sie schon!”
„Guten Abend, Frau Kurzke. Ich freue mich, sie kennenzulernen“, sagte Estefania höflich, setzte sich neben die schlanke und überaus attraktive Frau und reichte ihr die Hand zum Gruß.
Frau Kurzke ergriff sie und lächelte.
„Die Freude ist ganz meinerseits.”
„Sie sind sehr liebenswürdig. Und ich war ehrlich gesagt schon sehr gespannt darauf, Sie kennenzulernen.”
„Ich umgekehrt ebenfalls, denn ich war schon richtig neugierig auf Sie. Mein Mann lobt Sie in den höchsten Tönen.“
„Oh“, murmelte Estefania.
„Stefano, du hast mir verschwiegen, dass sie auch bescheiden ist“, tadelte die Ehefrau ihren Mann.
„Hab ich das, mein Schatz?“, fragte er mit einem Lachen.
„Das hast du!”
„Das ist natürlich unverzeihlich.”
„Allerdings!”
„Ich bin untröstlich!”
Sie lachten beide.
„Waren Sie schon einmal auf einem derartigen Fest?“, fragte nun die Frau.
„Ich muss zugeben: nein”, gab Estefania zu.
„Warum nicht?”
„Es hat sich nie ergeben.”
„Das ist seltsam.”
„Mir war mein Studium sehr wichtig, das ich mit Erfolg abschließen wollte“, antwortete Estefania, obwohl sie etwas anderes dachte. Gern wäre sie zu Festen und großen Bällen gegangen, um zu tanzen, sich zu amüsieren. Doch das war bis vor kurzem gar nicht möglich gewesen. Ja, sie hatte nicht einmal geahnt, dass diese Möglichkeit für sie bestanden hätte.
„Aber Sie stammen doch aus Ungarn, oder?”
„Ja, warum?”
„Da feiert man doch gern“, meinte Frau Kurzke zu wissen.
„Da mögen Sie recht haben, aber ...“
„Elisabeth, nun frag ihr doch keine Löcher in den Bauch“, fiel Herr Kurzke Estefania ins Wort.
„Schon gut, Herr Kurzke. Ich verstehe das“, sagte Estefania lachend und wandte sich an seine Frau. „Natürlich hat die Familie von Varoschy Feste gefeiert. Doch meine Eltern lebten schon länger in München. Als ich klein war und mein Vater noch lebte, sind wir manchmal zur Familie, die ihren Sitz in der Nähe von Budapest hat, gefahren. Aber leider immer zu den Zeiten, wenn keine Festivitäten stattfanden.“
„Sie sagten ,meine Eltern lebten‘ ...“
„Sie sind beide gestorben. Zuerst mein Vater bei einem Verkehrsunfall, und vor nun fast zwei Jahren meine Mutter“, beantwortete sie die indirekt gestellte Frage.
„Oh, Sie Arme“, bedauerte Frau Kurzke sie und drückte für ein paar Sekunden mitfühlend Estefanias Hand.
„Danke für Ihre Anteilnahme, Madame“, erwiderte sie leise, aber so, dass die andere Frau es noch verstand.
„Ach, so traurige Gespräche sollten wir heute nicht mehr führen. Schließlich gehen wir auf ein Fest und wollen uns amüsieren. Viele prominente Leute werde dort sein. Auch der Adel ist vertreten. Was meinen Sie, wird von Ihrer Familie jemand dort sein?“
„Ich bin darüber nicht informiert worden“, antwortete sie wahrheitsgetreu, denn wie sollte die Familie von Varoschy in Ungarn von ihrer Existenz erfahren haben. Außerdem trug sie diesen Namen erst seit kurzer Zeit.
„Es werden viele junge Männer dort sein, nach denen die Mütter Ausschau halten, um eine gute Partie für ihre Töchter zu finden, die dann ihre Netze auswerfen sollen“, meinte Frau Kurzke lachend.
„Das wird gewiss amüsant und auch interessant sein, das zu beobachten“, entgegnete Estefania.
„Das ist es immer, meine Liebe, das ist es immer“, wusste die Frau des Chefs aus Erfahrung. „Na, vielleicht ist für Sie auch ein passender Mann anwesend, der Ihr Interesse weckt“, zwinkerte sie ihr zu.
„Man weiß nie, was einem die Zukunft bringt, ob erst in einem Jahr, oder morgen, oder schon in der nächsten Stunde“, schmunzelte Estefania und dachte: Ich werde es morgen wissen, ob die Zukunft es gut mit mir meint.
„Gut gesprochen, junge Dame“, lobte Frau Kurzke, denn die junge Frau neben ihr gefiel ihr.
Der Chauffeur fuhr auf das Anwesen des Grafen Fritz von Werdenberg. Ein langer Kiesweg führte durch ein parkähnliches Gelände bis zum Schloss, wo bereits mehrere Wagen der unterschiedlichsten – meist gehobenen – Preisklasse parkten. Vor der breiten Tür stoppte der Mercedes. Schon waren Bedienstete zur Stelle und öffneten die Wagentüren. Der Verlagschef stellte sich mit angewinkelten Armen zu den beiden Frauen, so dass sich die eine links und die andere rechts bei ihm einhakte.
„Na, dann stürzen wir uns jetzt mal ins Vergnügen“, sagte er und lachte. „Und Sie, Komtess von Varoschy, amüsieren sich ebenfalls. Doch immer schön die Augen offen halten! Ich werde Sie auch einigen besonders interessanten Leuten vorstellen. Man weiß ja nie, wozu das mal gut sein kann.“
„Stefano, hier wird heute nicht gearbeitet“, ermahnte Frau Kurzke ihren Mann.
„Schatz, es soll doch nur das Schöne, in diesem Fall der Spaß, mit dem Nützlichen verbunden werden. Leute beobachten und hinterher darüber reden, na, das ist doch keine Arbeit. Das ist Gesprächsstoff für die nächsten Wochen, wie du selbst weißt“, gab er ihr lachend zur Antwort, schlang kurz seinen Arm um ihre Taille, um ihr einen schnellen Kuss auf die Stirn zu drücken.
„Charmeur“, kicherte Frau Kurzke.
Ja, die beiden lieben sich wirklich, dachte Estefania ohne Neid, sondern mit Bewunderung, die das kleine Techtelmechtel beobachtet hatte.
Herr Kurzke führte die beiden Damen zum Saal, dessen Flügeltüren offen standen. Dort begrüßte der Hausherr mit seiner Frau die eintretenden Gäste.
Estefania hätte fast aufgelacht, als sie den gastgebenden Grafen mit einem schnellen Blick maß, denn er war ziemlich auffällig gekleidet. Sein cremefarbener Anzug schimmerte seidig und reflektierte das Licht der Kronleuchter, als hätte er winzige Lämpchen angeschaltet, die ständig aufflackerten. Doch sie wusste sich zu beherrschen.
Der Graf hatte noch volles Haar, das er jedoch mit Pomade straff nach hinten gekämmt hatte. Zudem hatte sein Auftreten etwas Geckenhaftes an sich.
Die Frau an seiner Seite war eher das Gegenteil. Obwohl sie etwas rundlich war, hatte sie sich geschmackvoll gekleidet. Das zarte Grün des für sie maßgeschneiderten Kleides stand ihr ausgezeichnet. Ihr Lächeln war auch nicht gekünstelt wie das von ihrem Mann, bei dem es wie eine Maske wirkte.
„Willkommen, Frau Kurzke, schön wie eh und je“, schmeichelte der Graf der Ehefrau des Verlagschefs, die ihm ihre Hand entgegenhielt, auf die er einen angedeuteten Kuss hauchte.
„Und welch weitere schöne Rose haben Sie denn da an Ihrer Seite, Herr Kurzke?“, fragte der Graf mit affektierter Neugier.
„Darf ich vorstellen – Estefania von Varoschy“, sagte der Chef mit einem gewissen Stolz in der Stimme, denn sie war ja so etwas wie seine Entdeckung.